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Hybrid-Darstellung

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  1. #1

    Enchanted Arms

    Ich bin ein Masochist.
    Wer eine andere schlüssige Erklärung vorbringen kann, warum ich mir dieses Spiel bis zum Ende angetan habe, trete bitte vor und erfreue mich mit seiner Weisheit.

    Zugegeben, nicht alles an Entchanted Arms ist durchweg schlecht, aber auf den Großteil des Gesamtpaketes trifft das leider zu.

    Dabei weiß die Story durchaus zu gefallen, auch wenn sie sich hier und da aus der Klischee-Kiste bedient: Ein junger Mann, dessen rechter Arm die Fähigkeit besitzt, Magie zu annullieren, wird Zeuge wie eine alte humanoide Waffe erweckt wird und seine Heimatstadt (im übertragenen Sinne) in Schutt und Asche gelegt wird. Mit neuen Freunden und Kampfgefährten versucht er einerseits zu verhindern, dass die Waffe weitere ihrer Art aus deren Schlummer reißt und andererseits seinen entführten Freund aus ihrer Gewalt zu befreien. Als endgültiger Obermacker entpuppt sich jedoch jemand anderes.

    Wie gesagt, rein von der Handlung her ist Enchanted Arms gar nicht mal so übel. Jedoch…

    Charaktere & Synchro


    Die Charaktere sind hemmungslos überzeichnet und wecken im Spieler nicht wirklich Sympathie, sondern eher den Wunsch den ein oder anderen immer mal wieder gegen die nächste Wand zu klatschen. Garniert mit der englischen Synchro (die glücklicherweise nicht bei allen Personen grauenvoll ist) ergibt sich folgende Zusammenfassung:

    Atsuma ist – pardon – doof wie Stulle. Es gibt genügend (RPG-)Helden, die naiv-dumm konzipiert wurden, aber dennoch machen nicht allzu viele davon den Eindruck, dass sie mit Karacho gegen eine Wand rennen könnten und sich hinterher über Beulen oder Schlimmeres wundern würden. Atsuma schon. Von daher wird dem Spieler jede noch so kleine Information stellenweise mehrmals in Gesprächen u. ä. vorgekaut – alles scheint nur dem Ziel zu dienen, Atsuma irgendwann zu einem ‚Aha‘-Moment zu verhelfen.
    Dies schlägt sich auch in den Tutorials nieder, die man in der Anfangsphase des Spieles durchläuft. Verzeihung, aber wenn man für viele Aktionen (sprechen, Kisten öffnen, Schalter drücken, Leitern hoch- oder runterklettern und, und, und…) sowieso immer nur den ‚A‘-Knopf braucht, muss man dann acht oder neun Mal eine Lehrstunde à la ‚Das ist XYZ. Um das auszulösen, musst du den ‚A‘-Knopf drücken.“ einbauen? Der Hauptcharakter mag ja grenzdebil sein, aber das trifft doch nicht gleichzeitig auf den Spieler zu!

    Karin ist eine hysterische Zicke, die eigentlich permanent alles in Grund und Boden schreit und nur selten in einer angemessen und ruhigen Lautstärke redet.

    Yuki ist geldgeil und klingt leider ziemlich oft unangenehm schrill und quietschig. Allerdings muss man ihr zugutehalten, dass sie einen recht triftigen Grund dafür hat, aus allem Kapital schlagen zu wollen.

    Raigar ist groß, stark und relativ schweigsam – also quasi ein lebender Klischee-Stereotyp –, aber von der ganzen Heldentruppe derjenige, der mir eindeutig am sympathischsten war. Von den anderen gerne mal als ‚hirnlos‘ verlacht, ist paradoxerweise gerade er die Person, die ihre grauen Zellen – im Gegensatz zu den werten Mitstreitern – durchweg zu nutzen weiß. Bis auf ein oder zwei Totalausfälle, in denen er sich ebenfalls peinlich verhielt, kam ich mit ihm am besten klar.

    Zweiter persönlicher Sympathieträger war kurioserweise die Eiskönigin, bei der meiner Meinung nach einfach alles solide zusammenpasste: Aussehen, Charakter, Stimme, Gehabe… Noch mehr solche Schurken in Videospielen und die Helden können einpacken!

    Ein abschließendes Wort noch zu Makoto: An und für sich ist es mir schnurzpiepegal, wenn ein Kerl sich lieber als ‚Lady‘ sieht. Aber von Charakteren, die hauptsächlich in der Tonlage eines angestochenen Schweines quieken… äh… sprechen, halten meine Ohren nicht besonders viel – egal ob es sich dabei um Männlein oder Weiblein handelt. (Von daher gefiel mir eine gewisse andere ‚Person‘ um Längen besser, auch wenn ich normalerweise Macho-Kerle erst recht nicht ausstehen kann.)

    Graphik

    Die Graphik kann man – sowohl bei Personen als auch bei der Umgebung – als durchwachsen bezeichnen. Einige Charaktere (Eiskönigin, diverse menschliche Golems) und Orte (Yalzemp Gorge, Ascetic Court) sehen phantastisch aus, während die meisten Personen und Gegenden regelrecht matt und ‚farblos‘ wirken. Besonders auffällig ist, dass es sich bei den NPCs allesamt um einige Grundtypen handelt, denen man je nach Ort unterschiedliche Haare und Kleidung verpasst hat. Ich kann dummerweise nicht genau sagen, warum mich das mehr stört als die Klon-NPCs in vielen anderen (alten) Spielen, aber es ist leider eine Tatsache.

    Und dann gibt es noch die richtig hässlichen Charaktere, bei denen alles Schönreden nichts hilft (Giggling Man, Tokimune…) und die dadurch ebenfalls ihren Klischeepart erfüllen. Denn merke: Potthässliche Personen haben so gut wie immer Dreck am Stecken.

    Diverses

    Wenn man schon reale Orte wie Yokohama, London und Kyoto einbringt, dann könnte man auch ein wenig auf die Geographie achten. (In der Hinsicht hatte ich anfangs auf so was wie Shadow Hearts spekuliert. -> Reise durch bekannte Städte)
    Selbst zig Jahre in der Zukunft werden die tektonischen Platten sich kaum derartig verschieben, dass man alle drei Orte innerhalb von ein paar Tagesmärschen erreicht. (Kommentare wie der eines Kyoto-NPCs, wo denn bitteschön Yokohama liegen soll, lassen im Kopf des Spielers den Gedanken reifen, ob man sich mal eben spontan den Controller gegen die Stirn hauen sollte.)

    Einer der größten Kritikpunkte an Enchanted Arms ist der grauenvolle Humor, der wahlweise extrem kindisch oder vulgär ausfällt.
    Beispiel für ersteres sind die Szenen rund um den Kampf gegen den ‚Giggling Man‘, in denen Atsuma und Yuki ihn ein ums andere Mal mit Sprüchen Marke „Du bist der kichernde Mann. Wer sollst du sonst sein?“ daran hintern, seinen richtigen Namen zu sagen bzw. am laufenden Band selbst unentwegt in ihren Sätzen zu kichern anfangen, um ihn so zu verar***en.
    In die zweite Kategorie passt der Befehl, den Tokimune nach dem Besuch der Eiskönigin seiner Dienerin gibt: „Bring mir frische Unterwäsche!“ ebenso wie die Frage von Atsuma, als er Yuki und Karin zusammen sieht, ob sie gemeinsam auf dem Klo gewesen wären, wie’s Frauen ja gerne tun.
    Hei, was habe ich gelacht!

    Muss man Schreie, angestrengtes Atmen, Naseschnauben und andere ‚Lautäußerungen‘ mit Untertiteln versehen? Spätestens ab dem fünften „Guaagh!“ wird’s peinlich…

    Die ‚Entchanted Wires‘ verleihen dem Spiel ein bisschen Zelda-Feeling und sind somit eines der wenigen Dinge, die ich total mochte und gerne in größerer Anzahl gesehen hätte.

    Interessant finde ich nachwievor die Idee, dass es an und für sich keine ‚Monster‘ gibt, die man bekämpft oder als Helfer rekrutieren kann, sondern die Golems allesamt von Menschen erbaute Wesen sind, die sich irgendwann in die Wildnis abgesetzt haben.

    Nach der Kyoto-Storyline schaffte es das Spiel ein gutes Stück in meiner Gunst zu steigen, denn von da an hat man als Spieler Zugriff auf eine Fähigkeit, die sämtliche Zufallskämpfe unterbindet. Wobei teilweise weniger die Kämpfe an sich nerven, sondern das permanente Zusammenspiel zwischen Kämpfen und Herumgelatsche à la „Von A über B zu C, dann wieder nach A, anschließend zu D, Rückkehr nach B, Abstecher nach C usw. usf.“. In der Zeit, in der man in der Welt rumeiert, hätte selbige locker dreimal plattgemacht werden können… (Und kurz vor Ultimo erscheinen auch endlich Warps, mit denen man abkürzen kann!)
    Ein weiterer positiver Nebeneffekt besagter Fähigkeit ist das relativ problemlose Abarbeiten des optionalen Dungeons, an dessen Ende man mit einem absolut genialen Golem belohnt wird. Mit diesem Helferlein (und seiner Attacke, die selbst bei Bossen alle HP bis auf einen reduziert) in der Tasche wird der letzte Dungeon zum Spaziergang und man kann um einiges schneller das Ende herbeiführen als ohne ihn.

    Fazit

    Enchanted Arms ist ein anstrengendes Spiel – weniger wegen dem Schwierigkeitsgrad, obwohl der stellenweise nicht von Pappe ist –, sondern vielmehr wegen der Menge an albernen Belanglosigkeiten und ‚••••••••reien‘. Ich kann leider den Finger nicht genau drauf legen und tu mich mal wieder mit einer Erklärung schwer, aber mancherorts hatte ich das Gefühl, ich würde etwas ‚Halbfertiges‘ beobachten – so als wären viele Begebenheiten nur die Notlösung für etwas gewesen, das mit mehr Zeit und Mühe bedeutend besser hätte werden können.

    Irgendwo hat Enchanted Arms Potenzial, aber der Berg an Schutt, der darüber liegt, verleidet einem auf weiter Strecke das Ausgraben.


    Ach ja: Und wieso eigentlich ArmS?
    BITE ME, ALIEN BOY!

    Spiele gerade: Secret of Evermore
    Zuletzt gespielt: Dragon Slayer - The Legend of Heroes, Spirit of the North, Mystic Quest Legend
    Best games ever: Paper Mario: The Origami King, Tales of the Abyss / Vesperia / Symphonia / Legendia, Professor Layton vs. Phoenix Wright: Ace Attorney, Zelda - Skyward Sword / Ocarina of Time / The Minish Cap, Kingdom Hearts 2, Dragon Quest VIII & XI, Okami, Ace Attorney-Reihe, Ghost Trick, Shadow Hearts - Covenant, Suikoden Tierkreis, Final Fantasy 6, 7, 9 & 12

  2. #2
    Ich kenne das Spiel selbst nicht, aber das klingt wirklich nach wenig Vergnügen^^ Vor allem wenn einige Synchro-Stimmen so schlimm sind, würde ich das vermutlich nicht aushalten. Oder ohne Ton spielen, wo dann die Untertitel für andere Laute vielleicht ganz nützlich sind?

    Bei der Frage "warum Arms" würde ich mal spekulieren, dass es sich mit dem s einfach besser anhört oder die Doppelbedeutung (Arm/Waffe) besser rüber kommt, da es sich so nicht nur auf den Arm bezieht?
    Allerdings lese ich auf Wikipedia gerade, dass das Spiel für Japan leicht umbenannt wurde, also ging es vielleicht wirklich einfach nur um den Klang.

  3. #3
    Glückwunsch zum Rang der DQ-Meisterin. :> Das, was du zu Dragon Quest VII schreibst, klingt ja sogar ziemlich positiv. Du hast ja geschrieben, dass viele kleine Geschichten sich am Ende zu einer großen vereinen. Aber nicht so wie in Dragon Quest IV, sondern eher viele kleine Lokalhandlungen, nehme ich an? Der Anfang klingt ja echt niedlich. Wenn die 3DS-Version erscheint, werde ich auch mal mit dem Spiel beginnen. Wobei, vielleicht sollte ich doch mal der PS1-Version eine Chance geben, aber ob ich das 90-100 Stunden durchhalte? ^^' Nee, ich warte lieber.

    Dein Urteil zu Enchanted Arms bestätigt mich darin, dass das Spiel die nächsten hundert Jahre weiter fröhlich in meinem Regal verstauben darf.


  4. #4
    @Dnamei

    Und aus diesem Grund danke ich dem vielzitierten 'A'-Knopf, der es mir erlaubte die meisten Dialoge abzuwürgen. (Ich war eh mit dem Lesen schneller fertig als die Charaktere mit dem Reden.) Nützliches kleines Kerlchen!

    Vielleicht wollte man mit dem Titel auch einfach nur die Spieler auf den ARM nehmen?
    Ha.
    Ha.
    Ha.
    ...Knochenwitz.

    @Narcissu

    Thanks! Schade, dass DQ X 'n Online-Spiel ist, sonst würde ich mir das auch zu Gemüte ziehen.

    Stimmt, es sind eher 'Lokalhandlungen', aber manche hängen eben doch ein wenig enger zusammen als andere - plus minus ein paar Jahre/Jahrhunderte.

    Ist es nicht wurscht, ob du 90-100 Stunden (und die Zeit braucht man - OHNE Immigranten-Sidequest! - tatsächlich) in ein PSX-Spiel oder in ein 3DS-Spiel investierst? Ist doch gehupft wie gesprungen.

    Zu Enchanted Arms: Weise Entscheidung!
    BITE ME, ALIEN BOY!

    Spiele gerade: Secret of Evermore
    Zuletzt gespielt: Dragon Slayer - The Legend of Heroes, Spirit of the North, Mystic Quest Legend
    Best games ever: Paper Mario: The Origami King, Tales of the Abyss / Vesperia / Symphonia / Legendia, Professor Layton vs. Phoenix Wright: Ace Attorney, Zelda - Skyward Sword / Ocarina of Time / The Minish Cap, Kingdom Hearts 2, Dragon Quest VIII & XI, Okami, Ace Attorney-Reihe, Ghost Trick, Shadow Hearts - Covenant, Suikoden Tierkreis, Final Fantasy 6, 7, 9 & 12

  5. #5
    Ich glaube, die 3DS-Version wurde recht stark überarbeitet. Wenn ich mich nicht irre, ist die auch nicht gaaanz so lang wie das Original. ^^


  6. #6
    Okay, das wusste ich noch nicht. Aber mal ernsthaft: DQ VII hab ich beim Spielen gar nicht als sooo lang empfunden (auch wenn meine Schwester und ich aus bekannten Gründen monatelang damit beschäftigt waren). Das Spiel flutscht meiner Meinung nach ziemlich gut.

    (Anders als gewisse andere Spiele, bei denen man irgendwann wie ein Kleinkind zu quengeln anfangen möchte: "Sind wir schon durch?" "Sind wir schon durch?" "Sind wir schon durch?" *hust*)
    BITE ME, ALIEN BOY!

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