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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Literatur Verzweiflung



SALaD
22.03.2010, 18:47
Hallo Leute!
Wie ihr bestimmt schon gemerkt habt, bin ich neu hier im Forum. Euer Forum, speziell das Atelier wurde mir von einem Bekannten empfohlen, wenn es darum geht, konstruktive Kritik zu Selbstgeschreibseltem zu erhalten.
Darum versuche ich es auf diesem Wege mal mit einem meiner (mittlerweile 48) Gedichte und würde mich sehr über Kritik und Rückmeldung freuen ;)



Verzweiflung


In folgenschwerer Schicksalsnacht
bei trübem Licht und wenig Luft,
Verzweiflung klopfte an die Tür.


Ohne Gruß und sonst´ges Wort
trat sie ein - uneingeladen.
Mit leerem Blick und totenstill
grinste unverhohlen sie mich an.


Ich schrie sie an, doch ohne Ton.
Ich schlug nach ihr mit Fäusten,
die sie nie erreichten.
Und weiter grinste sie.


Fast wollte ich ihr nachgeben,
da fiel mir ein, was einst ich lernte:
Wenn die Verzweiflung steht vor dir
und grinst, so grinse dreist zurück.
Und wenn sie näher kommt
umarme sie und sag:
Vorbei!







Grüße,
der Neuling

La Cipolla
23.03.2010, 15:02
Euer Forum, speziell das Atelier wurde mir von einem Bekannten empfohlen, wenn es darum geht, konstruktive Kritik zu Selbstgeschreibseltem zu erhalten.
Das freut mich erstmal, viel Spaß in unserem Forum und speziell im Atelier! :)

Nu aber.


In folgenschwerer Schicksalsnacht
Haaalt. Folgenschwer? Wieso? Das Wort ist sicherlich höchst dramatisch, aber nimmt es dem Gedicht nicht etwas viel vorweg - und wenn, dann was? Folgenschwer heißt halt, dass etwas Folgen hat. Und da das Gedicht diese nur andeutet, finde ich es etwas zweifelhaft, in der ersten Zeile darauf einzugehen. Das heißt nicht, dass es falsch oder so ist, ich sehe auch durchaus die Intention, aber irgendwie kommt es komisch rüber.
Davon abgesehen mag ich die erste Strophe. Ist natürlich sehr (zu?) dramatisch, aber die Stimmung kommt rüber.


trat sie ein - uneingeladen.
Ich weiß nicht, ob ich das höchst poetisch oder einfach nur unmelodisch finden soll (es geht um die beiden "ein"s). Im Zweifelsfall würde ich aber zu zweiterem tendieren, Zungenbrecher voraus.

grinste unverhohlen sie mich an.
Das scheint mir irgendwie zu lang vom Klang her. Ich bin hier nicht der Spezialist für die Metrik, und wenn mans liest, kann es klappen (wenn man weiß, was auf einen zukommt), aber irgendwie wirft es erstmal aus dem Fluss.


Ich schrie sie an, doch ohne Ton.
Ich schlug nach ihr mit Fäusten,
die sie nie erreichten.
Und weiter grinste sie.
Das kommt richtig gut rüber, aber das grinsen am Ende macht viel kaputt. Sowieso, ich kenne die Faszination des Wortes, aber wenn der Rest des Gedichtes so poetisch gehalten ist, sollte man diesen recht trivialen Begriff nicht so überstrapazieren; oder vielleicht sogar vermeiden.

Das "nachgeben" in der letzten Strophe kann man toppen, ist irgendwie wieder zuviel Drama, um es richtig ernst zu nehmen. ;)

Im Gesamtbild also so lala. Der Stimmungswechsel kommt, eine gewisse Poesie ist, wie schon angedeutet, auch drin, aber im Großen und Ganzen zuviel Drama für meinen Geschmack, außerdem solltest du am Rhythmus und an der Wortwahl feilen. Aber dann kann das werden! :)