Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : A movie for every year: Der Vintage-Thread
Wollte zuerst in den Bollfrat posten, aber dann ist das hier doch wieder etwas umfangreicher geworden, sodass ich meine, dass sich ein eigener Thread dazu lohnen könnte.
Ich hatte ja mal diese verrückte Idee, aus jedem Jahr seit 1920 mindestens einen Film möglichst auf Blu-ray für die Sammlung haben zu wollen :D Natürlich nicht irgendwelche, sondern nur solche, die mir gefallen und sich vorzugsweise in die Bereiche Sci-Fi, Fantasy und Abenteuer einordnen lassen.
Seit 1920 deshalb, weil ich persönlich da irgendwie die Grenze ziehe, wo es anfing, spannend zu werden. Die Filmgeschichte reicht natürlich bis in die späten 1870er Jahre oder so zurück, aber in den ersten 30 Jahren bestanden die Werke meist nur aus ein paar Sekunden oder später Minuten und zeigten meist bloß Alltagsszenen. Selbst in den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts war noch das ziemlich vorherrschend, was wir heute als Kurzfilme bezeichnen würden, nicht selten bestehend aus nur ganz wenigen Einstellungen. Feature Films hoben imho erst in den 1910er Jahren ab und etablierten sich als wahrhaft erzählerisches Medium. Trotzdem waren es eher die 20er, in denen die "Grammatik" der filmischen Sprache (weiter-)entwickelt wurde, unter anderem mit den ganzen verschiedenen Arten von Kamerapositionen wie Close-Ups, Dutch Angle, Establishing Shots oder Totale, aber auch, wie man Einstellungen für einen bestimmten dramatischen Effekt zu Montagen zusammenschneiden kann (vgl. zum Beispiel Sergei Eisenstein). Zuvor sahen Filme mehr wie abgefilmte Theateraufführungen aus, mit fixer Kamera für die jeweiligen Szenen. Zwar fand ich auch ein paar wenige Filme recht interessant, die gegen Ende der 1910er Jahre erschienen (Broken Blossoms mit Lillian Gish), aber der früheste, von dem ich sagen würde, dass ich ihn für mein Regal haben möchte, ist Das Cabinet des Dr. Caligari. Deshalb setze ich dort gerne den Anfangspunkt ^w^ 1920 ist darüber hinaus so eine schöne, runde Zahl.
Jedoch habe ich inzwischen mehr oder weniger aufgegeben, besagtes Vorhaben in vollem Umfang durchzuziehen, da ich feststellen musste, dass in manchen Jahren echt nur lahmer Mist veröffentlicht wurde >_< Oder irgendwelche Dramen oder Western, die zwar nominell von guter Qualität sein sollen, aber die mich leider wirklich Null kümmern (hier reinschreiben könnt ihr natürlich trotzdem darüber). Dennoch habe ich noch immer vor, die Liste zumindest so weit wie möglich auszufüllen :) Doch selbst wenn es was gibt, das ich supertoll fände, ist immer noch die Frage, ob das auch in HD restauriert und auf BD rausgebracht wurde und wenn ja, ob irgendein Verleih den Film auch nach Deutschland brachte. So ein Treatment bekommen natürlich die bekannten Kinogrößen, vor allem Dramen, doch Genrefilme gibt es auch nicht erst seit gestern. Da sind wirklich grandiose Abenteuer dabei, die noch nicht die Modernisierung erfahren haben, die sie definitiv verdienen, damit sie auch für zukünftige Generationen zugänglich bleiben, was ich sehr traurig finde. Die Kategorie der Not-Available-Filme wird bei mir immer umfangreicher, je mehr ich die IMDb durchwühle. Gerade aus den 30er und 40er Jahren fehlt massig. Dass diese Jahre in meinen Augen so unterbesetzt sind, hat übrigens nichts mit dem Krieg zu tun, Filme gab es auch da genug. Dabei wäre das so interessant, gerade die Übergangsphase hin zum Tonfilm. Komischerweise gibt es in den 20ern dieses Problem nicht, die sind ganz gut mit zahlreichen Titeln bestückt (Hmm... vielleicht, weil die Szene des deutschen Expressionismus so aktiv und einflussreich war und bis heute beliebt ist?). Charlie Chaplin kann ich übrigens nicht leiden, auch wenn er sehr relevante und gute Arbeit geleistet hat und die meisten seiner Werke angenehm verfügbar sind. Comedy war noch nie mein Ding.
Wenn man sich auf den alten Kram einlässt, findet man jedenfalls so manche alte Perle, von der man nie gedacht hätte, wie viel Unterhaltungswert dort noch drinsteckt. Ich kann nur jedem Filmfan empfehlen, sich auch mal an etwas in dieser Richtung zu versuchen und frühere Jahrzehnte abzuchecken. Kürzlich habe ich zum Beispiel die klassischen Universal Monsters für mich entdeckt, die so richtig in den 30ern begannen. Während ich mir von Dracula (mit Bela Lugosi) echt mehr erhofft hatte, waren Frankenstein sowie das direkte Sequel Frankensteins Braut der Wahnsinn :D "It's alive! IT'S ALIVE!!" Das ist Filmgeschichte right there, hehe.
Fehlen tun mir noch die Jahre 25, 28 bis 50, 53, 55, 57, 61, 62, 63, 66, 67 sowie 70 bis 75. Ich poste nachher mal eine detaillierte Liste mit den Filmen, die ich schon habe, aber nur bis 1975, ab da wird es einfach und alle Jahre sind abgedeckt ^^ Vermutlich ist das nicht so das täglich Brot für die meisten hier, aber über Vorschläge bin ich dennoch dankbar (auch wenns die noch nicht auf BD gibt, dann könnte ich zumindest schonmal den jeweiligen Film sichten). Nur nicht eingeschnappt sein, wenn ich dem eine Absage erteilen sollte, bin nämlich manchmal leider sehr wählerisch :O
Da das Thema wohl nicht die große Popularitätsbombe ist, darf hier auch gerne alles aus der Frühzeit des Kinos bis in die 70er Jahre hinein rein. Ich habe auch selbst vor, Kurzreviews hier zu posten, wenn ich wieder was dazu Passendes geguckt habe und abhaken oder updaten konnte. Wie sehen eure Erfahrungen mit alten Filmen aus? Seid ihr in der Lage, euch einen Stummfilm reinzuziehen? *g* Ich muss zugeben, ich hatte früher selbst lange einige Vorbehalte, aber es ist eine Art acquired taste. Angefangen damit, dass wir uns im Abi im Fach Kunst mit Panzerkreuzer Potemkin & Co auseinandergesetzt haben. Irgendwas von der Faszination, die der Lehrer rüberbringen konnte, hat abgefärbt. Zumal viele der ganz alten Filme selbst eine umfangreiche Geschichte hinter sich haben, weil viele davon durch das Nitro-Material verbrannt sind oder alle Verleih-Kopien sowie das original Master vernichtet wurden, sobald man dachte, es nicht mehr zu brauchen. Außerdem wurden sie häufig für andere Länder zerschnitten und stark gekürzt. Archive für sowas wurden erst später eingerichtet. Daher kommt es vor, dass manche Filme wie Metropolis aus diversen verschiedenen erhaltenen Quellen rund um den Globus Schnipsel für Schnipsel wieder zusammengesucht und zusammengesetzt werden mussten. Das ist schon ein Abenteuer für sich ^^ Erst recht wird es interessant, wenn man dann sieht, wie freizügig spätere Generationen von Filmemachern inhaltlich davon abgeschaut haben. Aber ich schweife ab. Was kennt ihr für Klassiker? Was ist der älteste (Lang-)Film, den ihr gesehen habt? Was sind eure Favoriten? Oder ist das gar nichts für euch und warum?
Hier also der Teil meiner Sammlung aus den beschriebenen 55 Jahren. Schwarzer Text bedeutet hab ich schon hier, blau bedeutet verfügbar/Interesse aber noch nicht besorgt und rot heißt hätte ich gerne, aber gibts nicht in Deutschland und vielleicht sogar nirgendwo. Rot mit Sternchen bezieht sich auf Filme, die zwar eine BD-Veröffentlichung bei uns erfahren haben, aber entweder vergriffen und überteuert sind, oder mit deren Qualität ich aus diversen Gründen unzufrieden bin, sodass ich auf eine bessere/überarbeitete Ausgabe hoffe. Bei den Stummfilmen wäre die Sprache natürlich relativ egal, deutsche bzw. englische Untertitel für Zwischentitel sind fast immer dabei. Aber Region B/2 ist mir schon wichtig, um das auf allen normalen, heimischen Playern abspielen zu können.
1920 Das Cabinet des Dr. Caligari
1920 Das Zeichen des Zorro /The Mark of Zorro
1921 Der müde Tod
1922 Nosferatu, eine Symphonie des Grauens
1922 Robin Hood
1923 Der Glöckner von Notre Dame /The Hunchback of Notre Dame
1923 Scaramouche
1924 Der Dieb von Bagdad /The Thief of Bagdad
1924 Die Seeteufel /The Sea Hawk
1925 Das Phantom der Oper /The Phantom of the Opera
1925 Die verlorene Welt /The Lost World
1925 Ben Hur /Ben-Hur: A Tale of the Christ
1926 Der schwarze Pirat /The Black Pirate
1926 Die Abenteuer des Prinzen Achmed
1926 Faust: Eine deutsche Volkssage
1927 Metropolis
1927 Der Bettelpoet /The Beloved Rogue
1928 Der Mann, der lacht /The Man Who Laughs
1928 Der Wind /The Wind
1929 Tagebuch einer Verlorenen /Diary of a Lost Girl
1929 Die eiserne Maske /The Iron Mask
1930 Im Westen nichts Neues /All Quiet on the Western Front
1931 Dracula
1931 Frankenstein
1932 Die Mumie /The Mummy
1932 Die Insel der verlorenen Seelen /Island of Lost Souls
1933 Der Unsichtbare /The Invisible Man
1933 King Kong
1934 Die Verdammten /Les Misérables
1934 Cleopatra *
1935 Frankensteins Braut /The Bride of Frankenstein
1935 Unter Piratenflagge /Captain Blood
1936 Der kleine Lord /Little Lord Fauntleroy
1936 Draculas Tochter /Dracula's Daughter
1937 In den Fesseln von Shangri-La /Lost Horizon
1937 Der Prinz und der Bettelknabe /The Prince and the Pauper
1937 Der Gefangene von Zenda /The Prisoner of Zenda
1938 Der Freibeuter von Louisiana /The Buccaneer
1938 Die Abenteuer des Robin Hood /The Adventures of Robin Hood
1938 König der Vagabunden /If I Were King
1939 Der Zauberer von Oz /The Wizard of Oz
1939 Der Glöckner von Notre Dame /The Hunchback of Notre Dame
1940 Der Dieb von Bagdad /The Thief of Bagdad
1940 Im Zeichen des Zorro /The Mark of Zorro
1940 Der Herr der sieben Meere /The Sea Hawk
1940 The Mummy's Hand
1941 Der Wolfsmensch /The Wolf Man
1941 Citizen Kane
1942 Casablanca
1942 Der Seeräuber /The Black Swan
1942 Arabische Nächte /Arabian Nights
1943 Phantom der Oper /Phantom of the Opera
1943 Die Waise von Lowood /Jane Eyre
1944 Die Feuerzangenbowle
1944 Ali Baba und die vierzig Räuber /Ali Baba and the Forty Thieves
1945 Traum ohne Ende /Dead of Night
1945 Die Seeteufel von Cartagena /The Spanish Main
1945 Unter schwarzer Flagge /Captain Kidd
1946 Ist das Leben nicht schön? /It's a Wonderful Life
1946 Die Schöne und die Bestie /La belle et la bête *
1946 In Ketten um Kap Horn /Two Years Before the Mast
1947 Schwarze Narzisse /Black Narcissus
1947 Das Wunder von Manhattan /Miracle on 34th Street
1947 Die Unbesiegten /Unconquered
1948 Die roten Schuhe /The Red Shoes
1948 Die Liebesabenteuer des Don Juan /Adventures of Don Juan
1948 Die drei Musketiere /The Three Musketeers
1949 Samson und Delilah
1949 Der geheime Garten /The Secret Garden
1950 Rashômon
1950 Der Rebell /The Flame and the Arrow
1951 Die Piratenkönigin /Anne of the Indies
1951 Quo Vadis
1951 Der Tag, an dem die Erde stillstand /The Day the Earth Stood Still
1951 Des Königs Admiral /Captain Horatio Hornblower R.N.
1952 Gegen alle Flaggen /Against All Flags
1952 Der Rote Korsar /The Crimson Pirate
1952 Lady Rotkopf /The Golden Hawk
1952 Die schwarze Isabell /Captain Pirate
1952 Ivanhoe - Der schwarze Ritter
1952 Scaramouche, der galante Marquis
1953 Peter Pan
1953 Gefahr aus dem Weltall /It Came from Outer Space
1953 Das goldene Schwert /The Golden Blade
1953 Der Freibeuter /Master of Ballantrae
1953 König der Piraten /Raiders of the Seven Seas
1954 Godzilla /Gojira
1954 Der Schrecken vom Amazonas /Creature from the Black Lagoon
1954 Die Fahrten des Odysseus /Ulysses
1954 Der eiserne Ritter von Falworth /The Black Shield of Falworth
1954 Die sieben Samurai /Shichinin no samurai
1954 20.000 Meilen unter dem Meer /20,000 Leagues Under the Sea
1955 Godzilla kehrt zurück /Gojira no gyakushū
1956 Alarm im Weltall /Forbidden Planet
1956 Die zehn Gebote /The Ten Commandments
1956 Planet des Grauens /World Without End
1957 Der Flug zur Hölle /The Land Unknown
1958 Sindbads siebente Reise /The 7th Voyage of Sinbad
1958 Dracula /Horror of Dracula
1958 König der Freibeuter /The Buccaneer
1958 Die verborgene Festung /Kakushi-toride no san-akunin
1959 Ben Hur
1959 Dornröschen /Sleeping Beauty
1960 Die Zeitmaschine /The Time Machine
1960 Dracula und seine Bräute /The Brides of Dracula
1961 Die geheimnisvolle Insel /Mysterious Island
1961 Schloss des Schreckens /The Innocents
1962 Meuterei auf der Bounty /Mutiny on the Bounty
1962 Die Bande des Captain Clegg /Night Creatures
1962 James Bond 007 – jagt Dr. No
1962 Der Herrscher von Cornwall /Jack the Giant Killer
1963 Cleopatra
1963 James Bond 007 – Liebesgrüße aus Moskau
1963 Der Kuss des Vampirs /The Kiss of the Vampire
1963 Jason und die Argonauten /Jason and the Argonauts
1964 Für eine Handvoll Dollar /Per un pugno di dollari
1964 Frankensteins Monster im Kampf gegen Ghidorah (Godzilla-Reihe)
1964 James Bond 007 – Goldfinger
1964 Die Frau in den Dünen /Suna no onna
1965 Für ein paar Dollar mehr /Per qualche dollaro in più
1965 James Bond 007 – Feuerball
1966 Der Gehetzte der Sierra Madre /La resa dei conti
1966 Zwei glorreiche Halunken /Il buono, il brutto, il cattivo *
1967 James Bond 007 – Man lebt nur zweimal
1967 Die Rechnung wird mit Blei bezahlt /Da uomo a uomo
1967 Der Tod ritt dienstags /I giorni dell'ira
1967 Der Pirat des Königs /The King's Pirate
1968 Barbarella
1968 Planet der Affen /Planet of the Apes
1968 Asterix und Kleopatra /Astérix et Cléopâtre
1968 2001: Odyssee im Weltraum /2001: A Space Odyssey
1968 Draculas Rückkehr /Dracula Has Risen from the Grave
1968 Hängt ihn höher /Hang 'Em High
1969 James Bond 007 – Im Geheimdienst Ihrer Majestät
1969 Urmel aus dem Eis (Augsburger Puppenkiste)
1970 Gruft der Vampire /The Vampire Lovers
1971 Draculas Hexenjagd /Twins of Evil
1971 Ein Hauch von Zen /Xia nü
1971 James Bond 007 – Diamantenfieber
1971 Lucky Luke - Daisy Town
1972 Circus der Vampire /Vampire Circus
1972 Dracula jagt Mini-Mädchen /Dracula A.D. 1972
1972 Okami – Das Schwert der Rache /Kozure Ōkami: Kowokashi udekashi tsukamatsuru
1972 Okami – Am Totenfluss /Kozure Ōkami: Sanzu no kawa no ubaguruma
1972 Okami – Der Wind des Todes /Kozure Ōkami: Shinikazeni mukau ubaguruma
1972 Okami – Die tätowierte Killerin /Kozure Ōkami: Oya no kokoro ko no kokoro
1973 James Bond 007 – Leben und sterben lassen
1973 Mein Name ist Nobody /Il mio nome è Nessuno
1973 Ein Fremder ohne Namen /High Plains Drifter
1973 Lady Snowblood /Shurayuki-hime
1973 Okami – Der weiße Pfad der Hölle /Kozure Ōkami: Meifumado
1973 Sindbads gefährliche Abenteuer /The Golden Voyage of Sinbad
1974 James Bond 007 – Der Mann mit dem goldenen Colt
1974 Okami – Blutiger Schnee /Kozure Ōkami: Jigoku e ikuzo! Daigoro
1975 Der weiße Hai /Jaws
1975 Die drei Tage des Condor /Three Days of the Condor
Die Schatzinsel 1934 (http://www.imdb.com/title/tt0025907/?ref_=fn_tt_tt_18) vs. 1950 (http://www.imdb.com/title/tt0043067/?ref_=fn_tt_tt_3)
Okay, irgendwie bin ich davon abgerückt, diese Filme noch haben zu wollen. Sie haben beide einige Stärken, aber auch diverse Schwächen. Nachdem ich nun die alte Version zu Ende geschaut habe, muss ich doch sagen, dass mir die Disney-Fassung von 1950 ein kleinwenig besser gefallen hat, weil sie irgendwie kurzweiliger war. Der Film von 1934, den ich übrigens in einer kolorierten Variante gesehen habe (normalerweise wärs schwarz/weiß), ist seeehr dialoglastig und bisweilen etwas zäh, es mangelte irgendwie an Abenteuer-Action und fühlte sich manchmal zu stagy an. Außerdem kotzte mich die permanente Schmollmund-Hackfresse des jungen Jim Hawkins Darstellers an. Dafür ist jedoch die Chemie zwischen Hawkins und Silver recht gut getroffen und die Sets sind etwas umfassender und extravaganter, die Geschichte wirkt ein bisschen größer als bei Disney. Der Film von '34 soll sich eng an die Literaturvorlage halten, aber im Grunde tun das beide Varianten, die sich deshalb entsprechend stark ähneln.
Was ich immer als ein großes Problem bei Robert Louis Stevensons klassischer Geschichte empfand, ist die Tatsache, dass praktisch überhaupt keine weiblichen Figuren auftauchen. Dadurch fehlt wirklich was. Diverse Neufassungen und Adaptionen haben sogar versucht, das zu ändern (vgl. zum Beispiel den Disney Animationsfilm "Der Schatzplanet", wo sie den Kapitän weiblich gemacht haben, was ich sehr gut und passend fand). In dieser Hinsicht sammelt die Version von '34 wenigstens ein paar kleine Pluspunkte, weil am Anfang die Mutter von Jim auftaucht und mehr als eine bloße Statistin ist, während die von 1950 (übrigens Disneys erster kompletter Realfilm überhaupt!) leider eine reine Sausage Party bleibt. Letzterer Film wirkt insgesamt moderner, flüssiger, unterhaltsamer und bunter, auch gibt Robert Newton einen wunderbaren Silver ab (manchmal ein wenig hammy gespielt, aber so muss das sein). Jedoch hätte etwas mehr Drumherum gut getan, um den Zuschauer mehr in diese Welt hineinzusaugen. Man bekommt das Gefühl, man sieht nur das, was man unbedingt sehen muss, damit die Geschichte funktioniert (die Dauer beträgt 96 Minuten im Vergleich zu 110 bei der älteren Ausführung).
Letztenendes würde ich urteilen, dass beide Filme für ihre Zeit bestimmt gut waren, für heutige Sehgewohnheiten aber nur okay sind. Der Stoff wurde ja schon unzählige Male verfilmt, aber die beiden oben besprochenen Versionen tauchen mit am häufigsten auf bzw. haben die höchsten Wertungen, zusammen mit dem Film von 1990. Dieser gilt bei vielen sogar als die beste Umsetzung der Schatzinsel, und es spielen so bekannte Leute wie Charlton Heston, Christopher Lee, Pete Postlethwaite und ein junger Christian Bale als Jim Hawkins mit. Vielleicht schau ich mir den noch irgendwann an, aber ein bisschen Sorgen macht mir, dass der als "TV Movie" gelistet ist, dabei machen sich gerade in dieser Geschichte hohe Production Values bezahlt. Hat den hier zufällig jemand gesehen?
Die Sieben Samurai (http://www.imdb.com/title/tt0047478/?ref_=rvi_tt) (1954)
Wow, wirklich ein klasse Film. Kein Wunder, dass der immer wieder in den höchsten Tönen gelobt wird und einen solchen Stellenwert genießt. Akira Kurosawas einflussreiches Meisterwerk. Habe die lange Version geschaut, nicht die stark gekürzte internationale. Imho hat die Geschichte auch 60 Jahre später nichts von ihrem Unterhaltungswert verloren. So simpel und doch so effektiv und stylish. Okay zugegeben, am Anfang hatte ich ein wenig Probleme damit, die einzelnen Charaktere der Truppe auseinanderzuhalten, und auch jetzt noch krieg ich deren Namen nicht zusammen. Dennoch wachsen sie einem irgendwie ans Herz, und entsprechend geht es einem nahe, wenn jemand stirbt, denn, so viel sei verraten, natürlich überleben nicht alle die Verteidigung des Dorfes vor der Banditenbande. Ich finds genial, wie die Handlung sich nicht nur die Zeit nimmt, die Leute mit ihren sehr unterschiedlichen Persönlichkeiten einzuführen, sondern ihnen auch später noch einige angenehme Szenen für Exposition bzw. charakterliche Entwicklung und bei den meisten außerdem so manche Kampfszenen gibt. Wenn dann die Schlacht richtig losgeht, hat man das Gefühl, diese Menschen tatsächlich zu kennen und kann mit ihnen mitfiebern. Man will, dass sie siegreich sind!
Das Konzept wurde ja unzählige Male kopiert (und, wie manch einer meint, nie erreicht), meistens mit einem anderen Setting, aber immer dem gleichen Ablauf. Seien es Die glorreichen Sieben (http://www.imdb.com/title/tt0054047/?ref_=rvi_tt) als Western, Das Große Krabbeln (http://www.imdb.com/title/tt0120623/?ref_=fn_al_tt_1) von Pixar als Animationsfilm mit Insekten oder Roger Cormans Sci-Fi-B-Movie-Version Battle Beyond the Stars (http://www.imdb.com/title/tt0080421/?ref_=fn_tt_tt_1) (übrigens auch nicht ohne Charme). Mir ist schon vor Jahren aufgefallen, wie sehr ich japanische Rollenspiele mag, die zumindest über das Spiel verteilt nach einem ähnlichen Prinzip funktionieren, also welche die Gruppe zusammenstellen, die man dann immer besser kennenlernt und deren Mitglieder auch untereinander interagieren, sodass am Ende eine kleine, eingeschworene Gemeinschaft steht. Eigentlich war klar, dass mir Die Sieben Samurai gefallen würde. Komisch, dass ich erst jetzt dazu gekommen bin, den zu schauen. Jedenfalls bin ich nun so angefixt, dass ich auch Die glorreichen Sieben noch abchecken möchte, obwohl ich nicht so der große Western-Fan bin.
Wenn du noch weitere Klassiker suchst, dann muss ich dir noch "M - Eine Stadt sucht den Mörder", "Rashomon", "Sein oder nicht sein" und natürlich "Nosferatu" empfehlen. ;)
Desweiteren würde ich Chaplin nicht auf die bloße Comedy-Schiene schieben. Seine Filme enthalten zwar natürlich Slapstick, aber auch immer eine ziemliche Note an Gesellschaftskritik. Beste Beispiele dafür sind dann "Goldrausch" und "Moderne Zeiten". Der Tramp als Kunstfigur ist sogar nur entstanden, um eben jenen kleinen Mann darzustellen, der eben nicht mit der Zeit im finanziellen und gesellschaftlichem Rahmen mithalten konnte. "Der große Diktator" ist dann auch noch eine wirklich bissige und sehr treffende Zeitparodie auf den Faschismus. Von daher würde ich mir die Filme daher schon einmal zu Gemüte führen. ;)
"Citizen Kane" ist in jedem Fall einen Blick wert und einer meiner Lieblingsfilme. Sowohl was die technischen Mittel angeht, aber auch im Bereich des Erzählstils hat Welles dabei ziemliche Maßstäbe gesetzt. Und wenn wir schon mal bei Welles sind, würde ich dann deinen Blick auch noch auf "Der dritte Mann" und "Der Prozeß" (eine Kafka-Verfilmung) lenken.
Danke für die Tipps!
Wenn du noch weitere Klassiker suchst, dann muss ich dir noch "M - Eine Stadt sucht den Mörder", "Rashomon", "Sein oder nicht sein" und natürlich "Nosferatu" empfehlen.
M und Nosferatu hab ich vor ein paar Tagen schon geguckt :o Waren leider beide nicht so ganz meins, auch wenn ich natürlich anerkenne, dass es objektiv und technisch gesehen klasse Filme sind.
Nosferatu ist irgendwie schlechter gealtert als andere Werke aus der Zeit imho. Ich hatte nicht erwartet, es gruselig zu finden, war es auch nicht, aber das Pacing ist recht gemächlich und der Handlung an ein paar Stellen schwer zu folgen (als bekäme man nicht alle Informationen und müsse sich den Rest dazu denken). Gerade das Finale und die Lösung wirkte mir da zu abstrakt und konstruiert. Aber interessant, dass die Macher des Films wegen Urheberrechtsbruch von der Witwe Bram Stokers verklagt wurden (hatten keine Genehmigung, den Stoff zu adaptieren) und alle Kopien des Films vernichtet werden sollten ^^ Gut für die Geschichte des Kinos, dass das nicht geklappt hat. Neun Jahre später im Original Dracula von 1931 haben die sogar die eine oder andere Szene bewusst aus Nosferatu "übernommen" (zum Beispiel, als der Besucher sich auf dem Schloss am Finger verletzt und der Graf das Blut ablutschen will :D Das kam im Roman gar nicht vor) und den generell als Inspiration verwendet, hehe.
M war gut für das, was er sein sollte. Die Message ist wichtig und aktueller denn je, regt auch zum Nachdenken an. Und historisch wertvoll ist der auch als soweit mir bekannt ist erster Film über einen Serienkiller. Allerdings ist das Thema echt heavy und der Film schwierig. Kaum etwas, das ich mir zur reinen Unterhaltung reinziehen kann. Manche Szenen sind super gemacht, und die wiederkehrenden Motive clever eingesetzt - wahrscheinlich werde ich "In der Halle des Bergkönigs" nach diesem Film nie wieder ohne einen leichten unangenehmen Beigeschmack hören können. Doch abgesehen davon, dass Film noir /Crime Drama ohnehin nicht ganz nach meinem Geschmack sind, war M bisweilen deshalb ein wenig anstrengend, weil er sich stellenweise mehr wie eine Art Doku anfühlt: Es gibt kaum richtige Charaktere, keine Protagonisten, sondern mehr verschiedene gesellschaftliche Gruppen oder beispielhafte Passanten, die gezeigt werden. Ich verstehe, was Lang damit bezwecken wollte, und das hätte nicht mehr funktioniert, wenn man sich mehr auf einzelne Individuen wie den ermittelnden Polizisten oder den Gangsterboss konzentriert hätte, aber sowas hätte ich dennoch irgendwie zugänglicher gefunden.
Von Rashômon habe ich schon viel Gutes gehört und die Grundidee mit den verschiedenen und abweichenden Schilderungen ist super interessant. Hab an der Uni mal ein Referat darüber (und über Ran) gehört. Eventuell sollte ich doch noch etwas mehr von Kurosawa gucken (*_*)
Desweiteren würde ich Chaplin nicht auf die bloße Comedy-Schiene schieben. Seine Filme enthalten zwar natürlich Slapstick, aber auch immer eine ziemliche Note an Gesellschaftskritik. Beste Beispiele dafür sind dann "Goldrausch" und "Moderne Zeiten". Der Tramp als Kunstfigur ist sogar nur entstanden, um eben jenen kleinen Mann darzustellen, der eben nicht mit der Zeit im finanziellen und gesellschaftlichem Rahmen mithalten konnte. "Der große Diktator" ist dann auch noch eine wirklich bissige und sehr treffende Zeitparodie auf den Faschismus. Von daher würde ich mir die Filme daher schon einmal zu Gemüte führen.
Vielleicht ist Comedy das falsche oder zu vereinfachende Wort, aber Chaplin arbeitet extrem viel mit Slapstick, und das kann ich nicht leiden ^^' Dass er insgesamt nicht oberflächlich ist, sondern viele gesellschaftliche Themen anspricht, ist mir bewusst. Wenn "Moderne Zeiten" das mit der Fabrik war, dann habe ich den vor ca. zehn Jahren mal komplett gesehen, aber abgesehen vom historischen Kontext nicht übermäßig ansprechend gefunden. Naja, mal gucken ob ich irgendwann mit Goldrausch oder so nochmal versuche, ihm eine Chance zu geben.
Citizen Kane (http://www.imdb.com/title/tt0033467/?ref_=rvi_tt) (1941)
Hat mir gefallen. In erster Linie als faszinierende Charakterstudie mit genialem Handlungsaufbau und perfektem Einsatz von Rückblenden, sowie einem wunderbaren, bedeutungsschwangeren Ende (das mir leider schon vor Jahren gespoilert wurde, aber so geht es ja vielen ^^). Ich weiß Citizen Kane durchaus auch als wichtigen Eintrag in die Geschichte des Kinos zu schätzen. Doch ohne jetzt bücherweise wissenschaftliche Essays und Interpretationen gelesen zu haben, die das ganze Ding filmtechnisch bzw. seine sich überlagernden Bedeutungsschichten auseinandernehmen, würde ich das andererseits nun trotzdem nicht ohne massive Vorbehalte als "besten Film aller Zeiten" bezeichnen. Der bekommt ja noch bis heute massig Hype ab, und während ich zu verstehen glaube, wo der herrührt, ist das schiere Ausmaß imho vielleicht nicht immer vollends gerechtfertigt. Speziell in der zweiten Hälfte zog sich die Geschichte etwas, erst kurz bevor Langeweile aufzukommen drohte, kriegte der Film doch noch wieder die Kurve (Kanes zweite Frau war btw. ganz schön nervig, aber vielleicht hängt das auch bloß mit ihrer deutschen Synchronstimme zusammen).
Besonders beeindruckend finde ich außerdem, dass Welles zur Zeit der Entstehung gerade einmal 25 Jahre alt war! Da hat er schon mächtig was auf die Beine gestellt. Und generell mag ich es, wenn die Erzählungen so fein abgestimmte Botschaften, Allegorien, Symbole und vor allem Umstände verwenden, dass man als Zuschauer zum Nachdenken angeregt wird. Zumal über die Laufzeit verteilt bereits Hinweise auf des Rätsels Lösung gegeben werden, die einem leicht entgehen können und die ein zweites Mal Anschauen lohnenswert machen. Es ist schon einer dieser Filme, aus denen man einiges mitnehmen kann, wenn man sich drauf einlässt. Jedoch kann ich ehrlich gesagt auch die Unkenrufe ein kleinwenig nachvollziehen, die dazu neigen, Citizen Kane als boring zu bezeichnen. Es ist 70 Jahre später vermutlich nicht mehr das unterhaltsamste Werk seines Mediums, aber auf jeden Fall doch eine grandiose Leistung, die man sich mal gegeben haben sollte.
Rosebud...
Interessanter Thread! Ich würde mich selbst auch als Filmfan bezeichnen, aber ähnlich wie vermutlich die meisten Leute in meinem Alter habe ich nicht besonders viel Erfahrung mit älteren Werken. Von den knapp 1500 Filmen die ich gesehen habe und an die ich mich erinnern kann (btw. criticker.com ist eine tolle Seite um über sowas Statistiken zu führen!) sind nur etwa 70 vor dem Jahr 1975 erschienen, und davon nur 15 vor 1950. Bei alten Filmen habe ich also definitiv Nachholbedarf. Was mich meistens davon abhält ist einfach das Vorurteil, dass diese Filme "altbacken" sind und im Vergleich zu modernen Filmen oft sehr langatmig und unspektakulär wirken. Vor einiger Zeit hatte ich mir mal vorgenommen gezielt Filmklassiker aus allen Jahrzehnten anzuschauen, um mir dadurch eine gewisse Wertschätzung anzutrainieren, weil es ja eigentlich nicht sein kann dass ich ganze Epochen der Filmgeschichte abschreibe nur weil sie nicht so flashy sind wie das moderne Kino. Geworden ist daraus dann zwar irgendwie doch nichts, und ich habe nur eine handvoll Filme geschaut (aber auch durchaus genossen), im Hinterkopf existiert der Plan aber noch immer.
Hier ist eine Auswahl meiner Lieblingsfilme von 1975 und früher, vielleicht passen davon ja auch einige in die Lücken von deiner Jahres-Sammlung. Allerdings glaube ich dass unserer Geschmäcker schon etwas auseinander gehen, da ich an alten Monster- und Piratenschinken definitiv kein Interesse hätte.
1927: Berlin: Die Sinfonie der Großstadt. Mehr Dokumentation als Spielfilm. Porträt vom Alltagsleben im Berlin der zwanziger Jahre. Bin ich drauf gestoßen, weil der Film von einer sehr guten Post-Rock-Band musikalisch untermalt wurde, und ist gerade in dieser Kombination sehr zu empfehlen: https://www.youtube.com/watch?v=0xY4HGLtAqk. Aber auch so wirklich interessant als Einblick in die Geschichte.
1931: City Lights. Ein ziemlich guter Charlie-Chaplin-Film. Enthält zwar auch einige Slapstick-Passagen mit denen ich nichts anfangen kann, legt aber mehr Wert auf die Handlung und schafft es durchaus eine emotionale Verbindung zu den Hauptcharakteren zu erzeugen.
1941: Citizen Kane. Wurde ja schon erwähnt. Aus heutiger Sicht für den "Normalverbraucher" sicherlich nicht mehr die große Revolution die der Film damals wohl war, aber immer noch ziemlich gut gemacht und sehenswert.
1950: Sunset Boulevard. Zurecht als einer der großen Klassiker gefeiert (behaupte ich jetzt, ohne die meisten anderen gesehen zu haben *hust*). Sehr gute Mischung aus Film Noir und Hollywood-Satire.
1954: Rear Window. Einer der wenigen Hitchcock-Filme die ich gesehen habe. Das Konzept dürfte den meisten Leuten zumindest aus diversen Remakes bekannt sein (ans Bett gebundener Mann sieht Mord aus dem Fenster, niemand glaubt ihm). Es hat mich überrascht wie unterhaltsam und spannend ein so alter Film doch immer noch sein konnte.
1957: 12 Angry Men. Davon gehört haben sicher auch schon viele. Der Film spielt fast die komplette Zeit im Hinterzimmer eines Gerichtssaales in dem die 12 Geschworenen das Urteil in einem Mordprozess fällen sollen. Klingt potenziell langatmig, ist es aber gar nicht. Die Geschichte spricht ist wirklich interessant, hat einige gute Wendungen und spricht gleichzeitig noch viele tiefergehende Fragen über soziale Vorurteile und das Rechtswesen an die immer noch relevant sind.
1958: Vertigo. Noch ein guter Hitchcock-Film. Viele Details über die Story sollte man im Vorfeld am besten vermeiden. Wird oft auch zu den besten Filmen überhaupt gezählt, und ähnlich wie bei Citizen Kane ist das aus heutiger Sicht vielleicht nicht mehr komplett nachzuvollziehen. Aber ich habe es definitiv nicht bereut den Film geschaut zu haben.
1960: Psycho. Hitchcock #3. Vermutlich das bekannteste Werk, und viele die den Film noch nicht gesehen haben werden wahrscheinlich trotzdem das ein oder andere über die Handlung wissen. Irgendwie habe ich es geschafft, ohne großes Vorwissen zur Auflösung der Story in den Film zu gehen, und hatte daher ein sehr gutes Erlebnis. Aber ich denke auch wenn man schon "gespoilt" wurde so ist der Film trotzdem immer noch sehenswert.
1961: Breakfast at Tiffany's. Definitiv ein anderer Film als ich dachte, vermutlich weil das einzige was ich mit dem Film vorher verbunden hatte das ikonische Bild von Audrey Hepburn mit Zigarettenhalter war. Also auf jeden Fall kein Sex & the City in den 60ern, sondern viel mehr eine intelligente Mischung aus Beziehungsdrama und -komödie.
1963: The Great Escape. Vielleicht der erste Film der in die Abenteuerkategorie passt. Tolle Geschichte rund um eine Gruppe von Kriegsgefangenen im zweiten Weltkrieg, die einen groß angelegten Ausbruch planen. Den Film habe ich damals zufällig Nachts auf ARD gesehen und fand ihn so toll, dass ich ihn gleich einem Freund auf DVD schenken musste.
1965: For a Few Dollars More. Ist ja schon in der Liste oben, richtig so :)
1966: The Good, the Bad and the Ugly. Der hier allerdings nicht, warum das? Ich fand den zweiten Teil der Trilogie auch etwas besser, aber trotzdem zählt der Film hier ebenfalls verdient zu den ganz großen Western-Klassikern. Alleine Morricones The Ecstasy of Gold ist es Wert sich den anzuschauen.
1968: 2001: A Space Odyssey. Irgendwie dachte ich jahrelang der Film wäre langweilig und viel zu sehr gehypt (obwohl ich glaube ich nur 30 Minuten mal aus dem Mittelteil gesehen hatte). Dann hab ich ihn doch nochmal geschaut und war echt begeistert vom Ausmaß der Vision des Films und den visuellen Effekten trotz der technischen Begrenzungen. Ich meine der Film ist bald 50 Jahre alt und zeigt Aspekte des Lebens im Weltall die die meisten modernen CGI-Spektakel nicht annähernd so glaubhaft rüberbringen.
1971: A Clockwork Orange. Kubrick #2. Ein Film bei dem mir über große Strecken echt unwohl zumute war, und den ich auch nicht unbedingt nochmal sehen muss, aber gerade das zeichnet ihn wohl als sehr effektiv aus.
1972: The Godfather. Sollte man kennen. Hat sicherlich auch seine Längen und man merkt ihm das Alter an, aber trotzdem zurecht noch immer gefeiert.
1972: Slaughterhouse-Five. Hier mal eine Empfehlung die definitiv in die Scifi-Lücke passt! Basierend auf dem tollen Roman von Kurt Vonnegut geht es hier um Zeitreisen, Aliens, den zweiten Weltkrieg und die Zerstörung von Dresden. Kling verrückt? Ist es auch, aber auf eine sehr unterhaltsame Art und Weise.
1973: The Sting. Ziemlich cooler Ganoven-Film mit Robert Redford in jüngeren Jahren. Für Fans von modernen Heist-Movies wie dem Oceans 11 Remake definitiv empfehlenswert.
1974: Dark Star. Früher John-Carpenter Scifi-Thriller mit extrem niedrigen Budget. Den Film wirklich gut zu nennen wäre eventuell übertrieben, aber ich hatte viel Spaß beim zuschauen und würde ihn Fans des Genres auf jeden Fall ans Herz legen.
1975: One Flew Over the Cuckoo's Nest. Der Prototyp aller Irrenhaus-Geschichten, mit einer tollen Performance von Jack Nicholson und einer wahrhaft diabolischen Bösewichtin. Übrigens auch klasse in den Nebenrollen besetzt!
Vielleicht ist da ja noch was für die Sammlung dabei gewesen. Ansonsten freue ich mich auf weitere Kommentare, da ich ja wiegesagt noch viel nachzuholen habe was alte Filme angeht.
Huhu! Auch an dich vielen Dank für den umfangreichen Beitrag ^^ Ich geh mal auf ein paar Dinge einzeln ein.
Ich würde mich selbst auch als Filmfan bezeichnen, aber ähnlich wie vermutlich die meisten Leute in meinem Alter habe ich nicht besonders viel Erfahrung mit älteren Werken. Von den knapp 1500 Filmen die ich gesehen habe und an die ich mich erinnern kann (btw. criticker.com ist eine tolle Seite um über sowas Statistiken zu führen!) sind nur etwa 70 vor dem Jahr 1975 erschienen, und davon nur 15 vor 1950. Bei alten Filmen habe ich also definitiv Nachholbedarf.
Ich führe nur eine ganz simple Liste mit allen Filmen, die ich auf Disc hier habe (und inzwischen auch, welche ich gerne hätte aber die leider nicht erhältlich sind), doppelt geordnet einmal nach Alphabet und einmal nach Jahren. Durch letztere ist die im Thread angesprochene Idee überhaupt erst zustande gekommen ^^ Hatte schon immer eine leicht perfektionistische Ader, und wenn ich dann zum Beispiel die 80er und 90er fast komplett abgedeckt hatte, aber irgendwo zwischendrin ein einziges Jahr fehlte, dann wurde ich natürlich schon neugierig und habe recherchiert, was da noch so rausgekommen ist, an das ich vielleicht nicht gedacht hatte oder was mir noch gefallen könnte. Da wollte ich die Lücke zumachen und so ging es immer weiter mit immer größeren Lücken *g*
Tatsächlich zeichnen sich aber selbst bei so einer einfachen Auflistung schon interessante Statistiken ab. So hab ich ca. ab 2004 konstant jedes Jahr in etwa zwischen 10 und 17 Filme in der Sammlung. Auch in den Jahren davor bis in die 90er und 80er zurück sind es meistens noch zwischen drei und sechs. Aber in den Jahrzehnten davor wirds richtig dünn, siehe oben. Schätze, im Durchschnitt sieht das bei mir also auch nicht soo viel anders aus als bei den meisten.
Was mich meistens davon abhält ist einfach das Vorurteil, dass diese Filme "altbacken" sind und im Vergleich zu modernen Filmen oft sehr langatmig und unspektakulär wirken. Vor einiger Zeit hatte ich mir mal vorgenommen gezielt Filmklassiker aus allen Jahrzehnten anzuschauen, um mir dadurch eine gewisse Wertschätzung anzutrainieren, weil es ja eigentlich nicht sein kann dass ich ganze Epochen der Filmgeschichte abschreibe nur weil sie nicht so flashy sind wie das moderne Kino.
Ich finds schön, wenn man sich traut, mal über den (Alters-)Tellerrand zu schauen, aber ganze Epochen der Filmgeschichte abzuschreiben ist andererseits nicht grundsätzlich verwerflich. Für meinen Geschmack wurde damals leider ganz einfach nicht viel geboten, weil die Genres die ich mag tendenziell eher effektlastig sind, was früher kaum überzeugend umgesetzt werden konnte oder sowieso in die Schundecke geschoben wurde ^^ Von daher kann ich es durchaus verstehen, wenn jemand sich nicht die Mühe machen möchte - man sollte sich nur darüber im Klaren sein, dass man in all diesen langen Zeiträumen doch so manches Kleinod finden kann, das genau das hat, was man sucht, und was man verpasst, wenn man sich niemals heranwagt.
Außerdem kann ichs nachvollziehen, wenn das durch die erwähnten (langsam, schwarz/weiß, manchmal banale bis lächerliche Action usw.) und andere Aspekte erstmal befremdlich ist und manch einer nichts damit zu tun haben möchte. Es gibt keine Garantie dafür, dass ein jeder sich mit der Zeit daran gewöhnen kann, doch ich glaube, für viele ist das möglich, wenn sogar ich mit meinen Vorurteilen das hinkriege ;) "Wertschätzung antrainieren" ist allerdings ein zweischneidiges Schwert. Ich denke nicht, dass man unbedingt in die Lobgesänge der selbsterklärten echten Hardcore-Cineasten /Filmstudenten mit einstimmen muss, nur weil bestimmte Werke als besonders bahnbrechend gelten. Wenn man keine Freude an etwas hat, dann sollte man das kommunizieren dürfen, egal wie toll der uralte Film angeblich ist, und da sehe ich auch keinen Drang, krampfhaft zu versuchen, etwas zu mögen, das einfach nicht für Leute wie mich gemacht wurde.
1931: City Lights. Ein ziemlich guter Charlie-Chaplin-Film. Enthält zwar auch einige Slapstick-Passagen mit denen ich nichts anfangen kann, legt aber mehr Wert auf die Handlung und schafft es durchaus eine emotionale Verbindung zu den Hauptcharakteren zu erzeugen.
Ja, der taucht in den Toplisten zusammen mit Goldrausch und Moderne Zeiten immer als Chaplin- oder insgesamt als ein Stummfilm-Favorit auf. Hab ich bis jetzt nur ein paar längere Ausschnitte von gesehen.
1954: Rear Window. Einer der wenigen Hitchcock-Filme die ich gesehen habe. Das Konzept dürfte den meisten Leuten zumindest aus diversen Remakes bekannt sein (ans Bett gebundener Mann sieht Mord aus dem Fenster, niemand glaubt ihm). Es hat mich überrascht wie unterhaltsam und spannend ein so alter Film doch immer noch sein konnte.
(...)
1958: Vertigo. Noch ein guter Hitchcock-Film. Viele Details über die Story sollte man im Vorfeld am besten vermeiden. Wird oft auch zu den besten Filmen überhaupt gezählt, und ähnlich wie bei Citizen Kane ist das aus heutiger Sicht vielleicht nicht mehr komplett nachzuvollziehen. Aber ich habe es definitiv nicht bereut den Film geschaut zu haben.
1960: Psycho. Hitchcock #3. Vermutlich das bekannteste Werk, und viele die den Film noch nicht gesehen haben werden wahrscheinlich trotzdem das ein oder andere über die Handlung wissen. Irgendwie habe ich es geschafft, ohne großes Vorwissen zur Auflösung der Story in den Film zu gehen, und hatte daher ein sehr gutes Erlebnis. Aber ich denke auch wenn man schon "gespoilt" wurde so ist der Film trotzdem immer noch sehenswert.
Hitchcock ist so ein Stichwort... Damit hab ich mich noch so gut wie gar nicht auseinandergesetzt, aber wäre vielleicht mal ne Idee, die ich im Hinterkopf behalte. Eine Freundin von mir war immer ein großer Fan von seinen Filmen. Hab ihr sogar mal welche zum Geburtstag geschenkt, glaube ich.
1966: The Good, the Bad and the Ugly. Der hier allerdings nicht, warum das? Ich fand den zweiten Teil der Trilogie auch etwas besser, aber trotzdem zählt der Film hier ebenfalls verdient zu den ganz großen Western-Klassikern. Alleine Morricones The Ecstasy of Gold ist es Wert sich den anzuschauen.
Okay, hierfür muss ich etwas weiter ausholen. Hatte zwar sowieso noch vor, das hier reinzuschreiben, aber kann ich auch einfach jetzt machen. Der steht ja durchaus oben, allerdings bei denen, wo ich mit der Qualität der Veröffentlichung nicht zufrieden bin, und das gilt hier leider extrem. Erstmal zum Film an sich: Ich hab "Zwei glorreiche Halunken" nur ein Mal komplett vor zwei oder drei Jahren mit Freunden gesehen, nachdem ich mir schon die beiden Vorgänger mit denen reingezogen hatte. "Für eine Handvoll Dollar" kannte ich bereits gut, schon in jungen Jahren mehrfach gesehen und immer noch mein Favorit der Trilogie. "Für ein paar Dollar mehr" sah ich bei der Gelegenheit zum ersten Mal, hat mir ebenfalls sehr gut gefallen.
Und dann kam ein oder zwei Wochen später "The Good, the Bad and the Ugly" dran, den ich bis dahin immer nur abschnittweise beim nächtlichem TV-Zappen oder auf YouTube etc. begutachtet hatte. Tja, und das, was viele als besten Western aller Zeiten bezeichnen, hat mich dann doch ein kleinwenig enttäuscht, was aber auch an der Version lag, dazu gleich mehr. Ich fand ihn nicht schlecht, und hab auch nicht per se was gegen Leones "Hinauszögern", aber drei Stunden?! Der Film geht in jener Version imho eindeutig viel zu lang, ist quasi ultra-langatmig. Es kommen echt beeindruckende Szenen vor, die Musik ist selbstverständlich über jeden Zweifel erhaben und die Charaktere und ihre Interaktionen sind immer noch super, aber irgendwann zieht es sich nur noch bis zu dem Punkt, an dem es ermüdend wird und ich mir gewünscht habe, dass sie doch bitte endlich mal zum Ende kommen sollen (speziell auch weil das berühmte three-way-finale auf dem Friedhof so legendär ist).
Erst später wurde mir bewusst, dass es auch noch eine Kinoversion oder gekürzte Fassung gibt, die ne ganze Ecke kürzer ist und die ebenfalls ihre Fans hat (anstatt 180 Minuten sinds dann "nur noch" 148 oder so). Ich kann mir denken, warum. In die "Extended" Version, die wir geschaut haben, wurden Szenen eingefügt, die Regisseur Leone höchst selbst ursprünglich weggelassen hat, aus gutem Grund. Die berühmt-berüchtigte Grotten-Szene zum Beispiel ist sterbensöde und trägt nichts zur Handlung bei. Nun sind wir mit der Blu-ray als Medium inzwischen so weit, dass Seamless Branching eigentlich problemlos möglich ist und beide Fassungen auf der Disc bereitgestellt werden könnten, aber Fox denkt gar nicht daran, den Kunden diesen Wunsch zu erfüllen und ihnen die Wahl zu lassen.
Da hören die Probleme aber noch lange nicht auf. Ich schaue die Filme alle meistens mit deutscher Synchronisation, sofern vorhanden, bin damit aufgewachsen. Habe eine starke Aversion entwickelt gegen Wechsel von Sprechern, an die man sich über viele Jahre hinweg gewöhnt hat. Erst recht, wenn man dann plötzlich ganz andere Bilder im Kopf hat, weil man die neue Stimme aus anderen, berühmten Zusammenhängen kennt (vgl. den dritten Teil von Stirb Langsam, in dem Bruce Willis nicht wie üblich von Manfred Lehmann, sondern von Thomas Danneberg gesprochen wurde, der sonst Schwarzenegger, Stallone & Co übernimmt). Ich liebe Eastwoods rauchige deutsche Standard-Synchronstimme, Klaus Kindler, und komme nicht drüber hinweg, dass sie in Zwei glorreiche Halunken stattdessen ausgerechnet Gert Günther Hoffmann genommen haben! Nichts gegen Hoffmann, der war eine Klasse für sich, aber gerade ich als Star Trek Fan muss permanent an Captain Kirk denken, wenn ich ihn höre, und das passt so überhaupt gar nicht zum Man with no name, die Figuren sind bereits charakterlich quasi diametral entgegengesetzt >_< Das hat mir den Genuss durchaus ein Stück weit geschmälert. Oben drauf kommt noch, dass auch durch die diversen verschiedenen Versionen und zusätzlichen Szenen im Laufe der Jahre verschiedene Synchronisationen angefertigt wurden, teils mit den gleichen Sprechern aber veränderten Dialogpassagen. Das kann echt irritierend werden. In der wie ich immer wieder lese von Fans favorisierten Mischsynchro haben gewisse Charaktere teilweise drei (!) verschiedene Stimmen. Dass das nicht gut für die Immersion ist und negativ auffällt, versteht sich von selbst.
Doch weißt du was? Weil es so ein Klassiker ist, ich doch über weite Strecken Spaß daran hatte, zur Not immer noch die englische Sprachfassung gucken kann und letztenendes auch einfach gerne die Trilogie beisammen hätte, würde ich über all das hinwegsehen können, wenn wenigstens der Rest der Heimvideo-Veröffentlichung in HD stimmen würde. Doch das tut es nicht. Fox hat es zweimal probiert und ist zweimal gescheitert. Bei der alten BD-Version war die Bildqualität sehr schwach, vor allem aber der Ton der Synchronisation(en) merklich zu tief, ein leider häufiger Fehler, der durch dilettantisches Vorgehen bzw. fehlende Anpassung zustande kommt. Die Neuveröffentlichung von 2014 sollte eigentlich alles besser machen, naja, oder wenigstens die größten Beschwerden ausbügeln, auf die die Verantwortlichen per Petition aufmerksam gemacht wurden. Der Tonfehler wurde zwar endlich korrigiert, und das Bild von einem neu abgetasteten Master erstellt, das die Qualität zumindest etwas verbessern und den Bildausschnitt sogar vergrößern konnte, aber dafür haben sie eine neue dümmliche Entscheidung getroffen:
An der Restaurierung maßgeblich beteiligt war irgendein Kamera-Heinzel, der mal die Ehre hatte, am Film mit Leone persönlich zusammenzuarbeiten, und der deshalb meint, mehr Ahnung von der ursprünglichen "Vision" des Regisseurs zu haben als alle anderen. Also hat er über den gesamten Film einen extrem übertriebenen, gelben Sepia-Filter gezogen, um die Farben wärmer zu machen und dem Ganzen einen old-timey Look zu verpassen. Der Himmel ist nun nicht mehr knallig blau, sondern geht oft eher ins Türkise, und strahlendes Weiß ist gar nicht mehr vorhanden. Einstellungen im Inneren von Gebäuden sehen grünlich aus. Noch schlimmer ist jedoch, dass durch dieses Vorgehen viele Szenen verdunkelt werden und man trotz theoretisch besserer Bildqualität manchmal weniger erkennen kann. Echt unfassbar. Mag ja sein, dass das damals zumindest ansatzweise in die Richtung ging für diejenigen, die den Film noch im Kino miterlebt haben, aber das lag nur an den betagten Projektoren, nicht am Film selbst. Viel wesentlicher ist aber, dass das Publikum diesen Western ein halbes Jahrhundert lang anders kennengelernt hat, nämlich mit normalen, unverzerrten Farbwerten, und den so gerne auch in guter Qualität zu Hause genießen würden. Pustekuchen. Hätte kein Problem mit einer sehr dezenten Einfärbung gehabt, und bin normalerweise überhaupt kein Technik-Freak, der bewusst auf die kleinsten Details wie Filmkorn, Schwarzwerte, Kontrast usw. achtet, aber das ist selbst mir zu heftig :B Gilt übrigens soweit ich weiß für die meisten europäischen Ausgaben, in UK ists genauso. In den USA ist eine viel bessere Version erhältlich, aber die ist A/1, läuft also bei uns auf den meisten Playern nicht und hat darüber hinaus natürlich auch keine deutsche Synchro.
Sorry für den Rant, aber das hat mich vor ein paar Tagen tierisch aufgeregt. Ich hätte den Film gerne zur Sammlung hinzugefügt, aber nicht so. Traurig, dass nichtmal die großen Klassiker für Fox/MGM eine angemessene Veröffentlichung wert sind. Blöderweise ist davon auszugehen, dass sie mit der "überarbeiteten" Fassung die Geschichte als gegessen ansehen und es so schnell keine weitere Neuauflage in Deutschland mehr geben wird.
1972: Slaughterhouse-Five. Hier mal eine Empfehlung die definitiv in die Scifi-Lücke passt! Basierend auf dem tollen Roman von Kurt Vonnegut geht es hier um Zeitreisen, Aliens, den zweiten Weltkrieg und die Zerstörung von Dresden. Kling verrückt? Ist es auch, aber auf eine sehr unterhaltsame Art und Weise.
1974: Dark Star. Früher John-Carpenter Scifi-Thriller mit extrem niedrigen Budget. Den Film wirklich gut zu nennen wäre eventuell übertrieben, aber ich hatte viel Spaß beim zuschauen und würde ihn Fans des Genres auf jeden Fall ans Herz legen.
Hmm. Okay! Von beiden habe ich schon so manches gehört (bei ersterem eher bezogen auf den Roman). Dark Star sieht im Trailer tatsächlich nach ultra-low budget aus, insbesondere für 1974 ^^ Die Produktion hat laut IMDb lediglich 60.000 USD gekostet xD
Moyaccercchi
07.09.2015, 00:59
Wenn ich mich nurmal kurz dazwischen werfen darf, weil der Name Dark Star gefallen ist:
Ja.
Ganz viel ja.
Ja, der ist ultra-low budget... aber ebenfalls ja, der ist unglaublich toll. =D
Ich kann mich nicht an viele Filme erinnern, die einfach sooo viel Spaß machen, wie der.
Also, ja. Angucken, bitte. =D Es ist garantiert nicht der beste Film aller Zeiten, aber einfach richtig, richtig gute Unterhaltung. =D
Okay, wird vorgemerkt ^^
The following review may contain spoilers!
Die glorreichen Sieben (http://www.imdb.com/title/tt0054047/?ref_=fn_al_tt_1) (1960)
Naaaja. Gewiss ein schöner Western, doch nach Seven Samurai hatte ich mir etwas mehr davon erhofft. Das einzige, was in dieser Version eindeutig besser ist, ist der grandiose Soundtrack von Elmer Bernstein mit seinem allseits bekannten Titelthema (https://www.youtube.com/watch?v=9iteRKvRKFA). Und eventuell, dass er in Farbe ist. Aber sonst habe ich viele der Höhepunkte des Originals vermisst und auch die Charaktere wurden zum Schlechteren umgearbeitet. Waren sie als Samurai noch sehr unterschiedlich, ähneln sich die meisten der Cowboys schon viel eher. Am Schlimmsten jedoch ist, dass sie Kikuchiyo (Toshiro Mifune) und Katsushirō Okamoto (Isao Kimura) im Wesentlichen in einer Person zusammengefasst haben: Horst Buchholz in der Rolle des Chico. Das passt einfach nicht. Bei den Samurai ist Kikuchiyo mit Abstand mein Lieblingscharakter, die energetisch aufgeladene Stimmungskanone, die für ein paar willkommene Lacher sorgt - scheinbar ziemlich von sich selbst überzeugt und übermütig, verbirgt er das Geheimnis seiner wahren Herkunft. Katsushirō dagegen ist das junge Küken, der unerfahrene aber feinfühlige Schüler. Diese beiden als ein Charakter, die Kombination beißt sich total. Wenn Chico in Die glorreichen Sieben irgendwelche Aktionen startet, wie beispielsweise, die Alarmglocke des Kirchturms zu läuten, um die versteckten Bewohner bei ihrer Ankunft hinauszulocken, dann wirkt das nur unnötig und albern. Er ist die kleine Nervensäge, die sich für toll hält, obwohl er es eigentlich gar nicht drauf hat, wie davor in der Bar und noch an anderen Stellen deutlich gezeigt wurde. Pseudo-Coolness also, und jene Art von Figuren sind immer ganz weit oben auf meiner Hassliste. Kikuchiyo war vielleicht tollkühn, aber er hatte es drauf und bildete so etwas wie das pulsierende Herz der Truppe. Auch der Rest der Gemeinschaft erscheint mir als Gunslinger-Abklatsch nicht mehr so sympathisch.
Es ist den Filmemachern zwar anzurechnen, dass sie der Räuberbande diesmal etwas mehr Beachtung geschenkt und ihr mit Eli Wallach als Oberboss Calvera ein Gesicht gegeben haben, aber ein wenig nimmt einem das auch die Bedrohung und Spannung. Die herumwütende Meute in Seven Samurai war mehr wie eine Naturgewalt, die über das Land fegt. In Die glorreichen Sieben kann man mit ihnen verhandeln. Tatsächlich fand ich es etwas befremdlich, als die Sieben die Banditen in die Stadt kommen lassen und sich erstmal in Ruhe mit Calvera unterhalten. Ich dachte, da hätte das große Gemetzel eigentlich schon losgehen müssen!
Überhaupt merkt man, dass es als Samurai-Film mit Ehrenkodex usw. doch um einiges besser funktioniert denn als Western. Angefangen bei der Wahl der Waffen - in Die Sieben Samurai gabs Katana, Speere, Bögen und Gewehre! Abwechslung eben. Der Nahkampf macht es in den meisten Fällen persönlicher, man ist näher dran am Geschehen. In Die glorreichen Sieben gibts lediglich Schusswaffen und manchmal hört man nur Peng!-Peng!-Peng!, sieht kauernde Schützen, und das wars. Selbst zum Finale gabs da nicht so viel Action wie erhofft. Überrascht hat mich auch, wie lange die meisten überleben, nämlich bis ganz kurz vor Schluss. In Seven Samurai gibts schon vorher Tote, und deren Begräbnis (http://s2.postimg.org/3u4f13hwp/Picture_34_1024x774.png) ist jeweils eine der bewegendsten Szenen und Einstellungen des ganzen Filmes! Diesmal wird darauf so gut wie gar nicht eingegangen, nur nachdem alles vorbei ist zeigt Regisseur Sturges für wenige Sekunden die erbärmlichen Holzkreuze auf den Gräbern, welche die Dorfkinder (die übrigens idiotischerweise einen der Tode mit ihrer Leichtsinnigkeit verursacht haben) mit Blumen pflegen.
Ich weiß, ich mache hier so ziemlich alles am Vergleich mit einem anderen Film fest, aber hey, das muss sich Die glorreichen Sieben gefallen lassen. Es ist kein Film, der nur lose von einem älteren inspiriert wäre, es ist wahrlich ein Remake, bloß mit verändertem Setting. Manche Szenen sind geradezu eins zu eins übernommen worden, und das weiß der Western auch und erkennt es gleich am Anfang durch die Texteinblendung an. So ist "Die glorreichen Sieben" für sich genommen ein brauchbarer Film, erst recht wenn man eine Vorliebe für den Wilden Westen hat. Wenn man das japanische Original von Kurosawa kennt, wird einem allerdings nicht mehr viel geboten. Es hat schon so seine Gründe, dass letzteres über eine Stunde mehr Laufzeit hatte, die amerikanische Version fühlt sich watered-down, vereinfacht und verkürzt an. Da haben sie definitiv einiges an Potential verschenkt, und die bekannten Namen der Schauspieler oder die tolle Musik können diese Verfehlungen nur schwerlich ausgleichen.
In den vergangenen Wochen habe ich im Now Watching Thread einige alte Filme behandelt. Bin mal so frei, die minimal editiert hier reinzukopieren, wo sie nun besser hinpassen :) Was ich davon abgesehen noch sagen wollte: Das Schöne an vielen der ganz alten Schinken ist, dass man sie umsonst legal im Internet gucken kann, weil das Copyright längst abgelaufen ist.
Das Cabinet des Dr. Caligari (http://www.imdb.com/title/tt0010323/?ref_=fn_al_tt_1) (1920)
Heh, in der Jugendzeit des Mediums hat Deutschland einfach noch die besseren Filme hervorgebracht ^^ Wer sich auch nur ansatzweise mal an Stummfilme herantraut, dem möchte ich Caligari deutlich ans Herz legen (naja okay, Metropolis ist sowieso Pflichtprogramm). Auch wenn nicht immer in der bestmöglichen Qualität überliefert (wie bei den meisten Werken aus jener Zeit) ist dies ein guter Startpunkt für erste Eindrücke, unter anderem weil der Film seiner Zeit so weit voraus war und außerdem mit 78 Minuten relativ überschaubar ist. Es geht um einen seltsamen Schausteller, der mit seiner Attraktion, einem (fast) permanent schlafenden Somnambulen namens Cesare, der angeblich die Zukunft sehen kann, auf die Kirmes eines kleinen, deutschen Städtchens kommt. Es geschehen Morde, und natürlich fällt der Verdacht auf den Schlafenden. Viel mehr will ich zur Story nicht verraten, zumindest keine Details. Als Genre könnte man das vielleicht als Horror, aber doch eher als Mystery/Psychothriller einordnen.
Zwei Dinge fand ich daran besonders herausragend: Erstens hat die Geschichte ein, nein, im Grunde sogar zwei Twist-Endings :D Total faszinierend imho, wie früh Filmemacher schon mit solchen Handlungskonstrukten (in bester M. Night Shyamalan Tradition *g*) so effektiv gearbeitet haben. Dadurch bleibt auch ein kleinwenig Raum für die eigene Interpretation des Zuschauers, ohne zu viel offen zu lassen. Zweitens: Das Set-Design war der Hammer! Hier sieht man auch, wie einflussreich der Film gewesen ist, denn Tim Burton hat sich davon eine Menge abgeguckt (ganz besonders zu sehen in Beetlejuice). Kaum ein Winkel zu finden, der nicht schief und krumm wäre, was eine ganz seltsame Atmosphäre erzeugt. Noch dazu ist das alles mit Aufbauten und Hintergründen im Studio umgesetzt, also nicht in einer "echten" Stadt gedreht. Dadurch entwickelt die ganze dargestellte Welt eine Art bizarres Eigenleben, es wirkt durch die Kulissen stellenweise mehr wie ein verstörend überzeichneter Cartoon mit Live-Action Schauspielern :A Auch dies ist übrigens ein Faktor, der den Film nach einer kurzen Eingewöhnungszeit heute noch zugänglicher macht als viele seiner Zeitgenossen.
Die Nibelungen: Siegfried (http://www.imdb.com/title/tt0015175/?ref_=fn_al_tt_5) & Kriemhilds Rache (http://www.imdb.com/title/tt0015174/?ref_=fn_al_tt_1) (1924)
Okay, wo ich gerade schonmal dabei bin... Im Grunde zwei Filme, die aber eine Einheit bilden. Und leider einer der wenigen, bei denen ich es nicht fertig brachte, komplett zu Ende zu schauen, sondern irgendwann nur noch durchzappte. Jedem, der nicht bereits ein echter Stummfilm-Enthusiast ist, würde ich entschieden davon abraten, sich das reinzuziehen. Und das nicht, weil es schlecht wäre. Ganz im Gegenteil - der Film kann als das erste große Fantasy-Epos der Filmgeschichte verstanden werden, quasi der Urgroßvater von Herr der Ringe, und hat viele beeindruckende Momente (in Siegfried speziell den Kampf gegen den Drachen sowie die Zwergenhöhle). Jedoch ist es der absolute Epitome der Langatmigkeit! Beide Hälften dauern ca. zweieinhalb Stunden, zusammen fünf. Das wäre für ein monumentales Epos schon noch irgendwie zu rechtfertigen, aber beim Zuschauen hatte ich das Gefühl, dass das überhaupt nicht sein musste. Nicht nur das Gefühl, ich bin mir sicher. Manche Szenen ziehen sich ewig hin, die fünf Stunden könnte man locker auf drei zusammenkürzen, ohne auch nur einen einzigen handlungsrelevanten Punkt oder ein einziges schickes Set dabei zu verlieren.
Und nein, das lässt sich nicht wirklich mit der Zeit erklären, in der die Nibelungen erschienen, denn ich habe schon manch andere Filme aus den 1910er, 20er und 30er Jahren gesehen und keiner davon war so ausufernd wie dieser. Sogar für Fritz Lang selbst, den ich zutiefst respektiere und bewundere, war das eine Ausnahme - Tendenzen in die Richtung hatte er zwar schon öfters, aber nie so krass. Sehr schade, weil da doch viel Cooles und Relevantes drinsteckt. Wenn ich Ahnung von Schnitt hätte, wäre ich glatt versucht, eine abridged Version zu machen, auch auf die Gefahr hin, dass ich dann als Banause dastehe. Hierfür muss man wirklich massig Geduld und eine Menge Sitzfleisch mitbringen, und die Belohnung fällt eher mäßig aus.
Sinbad, the Sailor (http://www.imdb.com/title/tt0039826/?ref_=fn_al_tt_1) /Sindbad der Seefahrer (1947)
Meine Güte, wer hier swashbuckling Adventure im Stile von den Harryhausen Sindbad-Geschichten erwartet, ist leider schief gewickelt. Filmhistorisch ists immerhin faszinierend, wie krass zum Teil mit den Möglichkeiten des sich bereits durchsetzenden Tonfilms übertrieben wurde: Das vorliegende Werk lässt sich am besten mit "overly talky" beschreiben. So ziemlich jeder Charakter scheint Reden zu halten anstelle von normalen Dialogen, und das zieht sich bisweilen sehr, wobei viele Szenen ohnehin schon zu lang sind. Dadurch wird daraus ein eher langweiliger Film mit behäbigem Pacing. Er dauert zwei Stunden, aber anderthalb hätten ihm besser gut getan (mir fällt gerade auf, dass das ein Kritikpunkt ist, den ich relativ oft bringe ^^).
Ich will nicht sagen, dass "Sinbad, the Sailor" total mies ist. Die bunten Sets in herrlichem Technicolor, prächtige Kostüme usw. sprechen für sich. Auch der für die Hauptrolle eigentlich schon zu alte Fairbanks Jr., der hier gewissermaßen seinen Vater nachahmt und manchmal ein bisschen zu wild mit den Armen rumfuchtelt, und Maureen O'Hara machen einen guten Job und die Musik ist ebenfalls in Ordnung. Aber von der insbesondere für moderne Sehgewohnheiten schneckenhaften Langatmigkeit abgesehen ist die Story an sich das Problem. Sindbad erzählt die Handlung seiner achten Reise in Form einer Rückblende (was irgendwie auch ein bisschen Spannung rausnimmt, weil man schon von Anfang an weiß, dass er glücklich überlebt). Dabei besorgt er sich ein Schiff, gewinnt die Liebe einer besonderen Frau und begibt sich auf die Suche nach einer sagenhaften Insel, auf der es einen Schatz geben soll. Hört sich nicht übel an, und ein paar kleinere Überraschungen sind vorhanden, aber vieles ist nur Gelaber und ein bisschen Romanze - die Magie fehlt und kommt nicht rüber. Es gibt keine Spezialeffekte, keine mythologischen Fantasyelemente, die in anderen Sindbad-Stories quasi Standard sind, und vor allem kaum Actionszenen, die die Laufzeit richtig würzen würden. Dass westliche Schauspieler als ethnisch andere Gruppen wie hier Araber gecastet werden, war damals ja üblich, aber bei O'Haras kurdischer Prinzessin (oder so ähnlich) fällt das als besonders unglaubwürdig auf.
Insgesamt gilt der Film zu Recht nicht als Klassiker, sondern mehr als Durchschnitt mit ein paar guten und einigen schlechten Aspekten. "Sinbad, the Sailor" wirkt mehr wie ein B-Movie mit Hollywood Budget. Man merkt, dass sich RKO dafür ziemlich ins Zeug gelegt hat, aber empfehlen kann ich den ehrlich gesagt niemandem mehr. Dann doch lieber Rays weit unterhaltsamere Monster in Dynamation ;)
Habe nämlich einen regelrechten Harryhausen Marathon veranstaltet. Natürlich nicht alle Filme, manche haben mich nicht wirklich interessiert, eher nur die bekannteren und nicht ganz so frühen Werke. Von vielen davon hatte ich noch zum Teil längst vergessen geglaubte Bruchstücke und Szenen im Kopf. Schon fein, wie das dann plötzlich wieder zutage tritt und für diverse Aha!-Momente sorgt. Zwei der Kurzreviews fallen zwar eigentlich knapp aus dem zeitlichen Rahmen, den ich für diesen Thread gesetzt hatte, aber möchte sie der Vollständigkeit halber nicht rauslöschen:
The 7th Voyage of Sinbad (http://www.imdb.com/title/tt0051337/?ref_=tt_rec_tti) /Sindbads siebente Reise (1958)
Sehr toll. Der erste gilt bei den meisten als bester Teil der "Trilogie" und ist zu recht ein absoluter Fantasy-Klassiker. Hat mir super gut gefallen. Gerade die Hauptfiguren (u. A. Kerwin Mathews als Sindbad und Kathryn Grant als Prinzessin Parisa) waren sehr sympathisch und überzeugend. An Stop-Motion-Spektakel wird ein Zyklop, ein zweiköpfiger Riesenvogel, ein Drache und ein Duell mit einem Skelett geboten. Die Stimmung des Films erscheint mir irgendwie märchenhaft und familienfreundlich. So gerne ich die Geschichte mag, mein Favorit ist eher der folgende...
The Golden Voyage of Sinbad (http://www.imdb.com/title/tt0071569/?ref_=nv_sr_4) /Sindbads gefährliche Abenteuer (1973)
Etwas düsterer als der Vorgänger, was mir hier sehr zusagt, und auch etwas weniger "grandios" was die Größenverhältnisse der Kreaturen und das Ausmaß der Geschichte an sich angeht, aber dafür kommt hier viel mehr das Abenteuerfeeling einer Schatzsuche rüber! Die Darsteller der Protagonisten erreichen vielleicht nicht ganz das verspielte Niveau des Vorgängers, und Caroline Munro scheint hauptsächlich da zu sein, um ihren voluminösen Vorbau in die Kamera zu halten, hehe. Was hier aber wirklich positiv hervorsticht, ist der Bösewicht. Magier Koura wird von Tom Baker gespielt, einem späteren Doctor Who. Speziell in der deutschen Synchronisation finde ich ihn unvergesslich ^^ Hat so eine durchtrieben-sympathische Art von Böse. Dreist und willensstark, aber nicht unverwundbar oder übermächtig. Außerdem mochte ich den mit auf die Reise gehenden Großwesir (oder König, oder whatever) mit dem verbrannten Gesicht, das er hinter einer stylishen goldenen Maske verbirgt. Während sich die erste Hälfte des Films ein wenig hinziehen kann und neben dem unbedeutenden kleinen Homunkulus-Spion (kaum mehr als eine bessere Fledermaus) afair lediglich eine lebendig gewordene, hölzerne Galeonsfigur des Schiffes an Dynamation-Magie bietet, rockt die zweite Hälfte ab der Ankunft auf der Insel gewaltig und hat alles, was das Fantasy-Herz begehrt. Das absolute Highlight ist hier der Kampf mit der sechsarmigen Kali-Statue im, ich nenn es mal "Tempel des Todes", der übrigens voll von grün angemalten, wilden Eingeborenen ist und direkt an ein Höhlensystem anschließt, in der sich eine magische Quelle befindet, die Schätze ausspuckt, welche einen jung UND unsichtbar machen können, wenn man die richtigen Talismane reinwirft. Nur müssen dafür erstmal ein Zentaure und ein Greif überwunden werden, ganz abgesehen von Koura selbst, der den Ort als erster erreicht hat. Hach, ich liebe diesen Film ^w^ Erstaunlich, wie gut er gealtert ist. Musik überzeugte ebenfalls.
Sinbad and the Eye of the Tiger (http://www.imdb.com/title/tt0076716/?ref_=tt_rec_tti) /Sindbad und das Auge des Tigers (1977)
Leider ein etwas enttäuschender Abschluss, wenn man bedenkt, was davor kam. Soll nicht heißen, dass der Film schlecht wäre, er ist auf seine Art immer noch unterhaltsam. Aber er gilt eindeutig als der schwächste der drei, und das kann ich nur bestätigen. Patrick Wayne gibt einen sehr passiven und uninteressanten Sindbad ab, und die fiese Hexe (Zenobia?) wurde für meinen Geschmack zu cartoony over-the-top gespielt. Ein verschroben-quirliger Weiser und seine (Enkel-?)Tochter bringen zwar etwas Abwechslung rein, doch die Grundidee der Geschichte dreht sich lediglich darum, einen Prinzen, der in einen Schach-spielenden Affen verwandelt wurde, rechtzeitig wieder zum Menschen zu machen. Ein nicht unwesentlicher Teil der Stop-Motion-Effekte geht für die Animation dieses Affens drauf. Hätte es besser gefunden, wenn sie dafür einfach ein ganz normales Tier genommen, seine Rolle etwas verkleinert und dafür anderswo für mehr Zauber gesorgt hätten. Denn das fehlt ein wenig: Ein goldener Roboter-Minotaurus klingt cool, aber treibt eigentlich nur das Boot der Antagonisten an und lässt dann gegen Ende einen Stein auf sich selbst stürzen, ohne je richtig in Action gewesen zu sein. Eine Riesenbiene bringt nur ein kurzes Intermezzo unterwegs und der Säbelzahntiger zum Finale in der Pyramide der Elemente sieht auch eher aus wie ein haariger Teddy. Einzig der Troglodyte war fesch. Gab wohl einige Probleme bei der Produktion des Films, bis hin zum unerfahrenen Regisseur (Sam Wanamaker) und abgehacktem Schnitt. Schade, dass wohl auch der Erfolg ausblieb, denn Harryhausen und Produzent Schneer planten vier Jahre später das Projekt "Sinbad and the 7 Wonders of the World", welches aber vom Studio abgelehnt wurde. Ich hätte einiges drum gegeben, das zu sehen und es wäre schön gewesen, die Reihe on a high note enden zu lassen. Naja.
Mysterious Island (http://www.imdb.com/title/tt0055207/?ref_=tt_rec_tti) /Die geheimnisvolle Insel (1961)
Frei nach Jules Verne. Hmm, komisch. Hatte ich viel besser und aufregender in Erinnerung, irgendwie. Da den Machern die Literaturvorlage nicht spannend genug war, fügten sie Rays Riesentiere hinzu, die für die nötige Würze sorgen. Noch heute gilt der Film als Referenzversion des Stoffes und spätere Fassungen machten es ähnlich. Kapitän Nemo und die Nautilus sind interessant, aber der Tagebuch-artig nacherzählten Geschichte fehlt etwas, was wohl daran liegt, dass die Gruppe von Hauptcharakteren ungeheuerlich blass bleibt. Sie haben kaum Persönlichkeit, und auseinanderhalten konnte ich die Leute, die es per Ballon aus dem amerikanischen Bürgerkrieg auf die Insel verschlagen hat, auch nicht immer. Die Plotpunkte werden auch recht hastig nacheinander abgehakt, ohne richtig aufeinander aufzubauen. Immerhin waren die Unterwasser-Szenen ganz einfallsreich und die Monsterkrabbe ist eine von Harryhausens überzeugendsten Kreationen, weil er für das Modell Panzer und Scheren bzw. die Hülle einer echten Krabbe verwendet hat (die er und Schneer später verspeisten *g*).
Jason and the Argonauts (http://www.imdb.com/title/tt0057197/?ref_=tt_rec_tt) /Jason und die Argonauten (1963)
Gilt ja bei vielen als DER Klassiker schlechthin. Ich fand ihn sehr gut, aber nicht überragend. Höhepunkte sind natürlich am Ende die Hydra und die Skelettkrieger. Hätte gerne mehr von den Argonauten gesehen und mehr über sie erfahren, Jasons Truppe hat nur wenig Profil. Gleiches trifft auf die weibliche Hauptrolle zu, die erst sehr spät hinzu stößt und ein wandelndes Klischee ist. Ansonsten ist der Film originell und macht Spaß. Ein wenig habe ich ein richtiges Ende vermisst. Ist zwar nicht ungewöhnlich für ältere Hollywood-Geschichten, abrupt aufzuhören, sobald der unmittelbare Konflikt gelöst ist, aber gerade hier hätten sie gut noch fünf Minuten dranhängen können, um Jasons Rückkehr und Abrechnung zu zeigen.
First Men in the Moon (http://www.imdb.com/title/tt0058100/?ref_=nv_sr_1) /Die erste Fahrt zum Mond (1964)
Basierend auf der Geschichte von H. G. Wells. Ist auch als Zeitdokument nicht ganz uninteressant, wurde der Film doch nur ein paar Jährchen vor der tatsächlichen Mondlandung gedreht. Die Story beginnt mit etwas, das dem schon recht nahe kommt, und in der damaligen Gegenwart spielt. Doch auf dem Mond finden die Astronauten die Flagge von Großbritannien und einen seltsamen Brief. Journalisten und NASA-Leute (oder so) auf der Erde gehen der Sache nach und finden in einem Altersheim einen der drei echten ersten Menschen auf dem Mond. Der Rest des Films (bis auf ca. zwei Minuten am Ende) wird dann aus seiner Sicht in einer Rückblende erzählt. Heh, die Briten waren inoffiziell schon 1899 dort oben. Den kautzig-zerstreuten Professor mochte ich am Anfang noch sehr, aber mit der Zeit nervte er nur noch. Das Problem des Films besteht imho wie so oft in einer zu langen Warmlaufzeit, in der im Grunde nichts Wesentliches passiert. Die langweiligen Szenen auf der Erde nehmen gut die Hälfte der gesamten Länge ein (die ohnehin nur 100 Minuten beträgt). Spannend und auch visuell interessant wird es erst, wenn das Trio auf dem Erdtrabanten endlich gelandet ist. Hier gibts dann eine fremdartige, unterirdische Welt zu erforschen, die von nicht immer ganz freundlich gesinnten aber wissensdurstigen Insektenwesen bevölkert wird. Die Spezialeffekte kommen hauptsächlich für die riesigen Raupenviecher im Untergrund und ein paar der wichtigeren Aliens zum Einsatz. Alles sehr schick und überzeugend (gleiches gilt für die Sets), doch lange sieht man das nicht und es gibt nur wenig bis gar keine unmittelbare Interaktion (wie etwa in den Sindbad-Kämpfen). Die meisten der Außerirdischen sind nur kleine Leute in offensichtlichen Strampelanzügen. Die Auflösung, nicht ganz untypisch für Wells, war dann nicht besonders zufriedenstellend. Im Grunde kann man den Film auf den Mond-Part zusammenkürzen, sodass kaum mehr als ein kurzer Trip bleibt. Daraus hätte man viel mehr machen können. Immerhin ist hier etwas mehr Humor als sonst vorhanden.
Clash of the Titans (http://www.imdb.com/title/tt0082186/?ref_=fn_al_tt_2) /Kampf der Titanen (1981)
Tja, wer kennt ihn nicht. Ist spätestens seit diesem miserablen CGI-lastigen Remake wieder in die Aufmerksamkeit der Filmfreaks gerückt. Der Kampf gegen die Medusa ist wahnsinnig gut und spannend gemacht, tausendmal besser als die neue Version. Andromeda (Judi Bowker) ist wirklich hübsch anzusehen, jedoch hätte ich mir einen passenderen Perseus vorstellen können. Maggie Smith, die Lehrerin aus Harry Potter, macht auch mit, hier als eine der Göttinnen im Olymp ^^
Zwei Dinge schmälern ein wenig meine Freude an Ray Harryhausens letztem großen Film. Erstens wurde mir storymäßig zu viel Fokus auf das Spiel und die Intrigen der Götter gelegt. Das ist zwar schön und clever gemacht, quasi wie eine parallele Welt oder Schaltzentrale, aber es lässt dem Zuschauer zu wenig Raum für eigene Auslegungen. Nicht falsch verstehen, der Olymp und die Götter sollen ruhig vorkommen, nur hätte ich es besser gefunden, wenn sie deren Screentime reduziert hätten auf vielleicht drei oder vier besonders wichtige Szenen, die einem eine Ahnung geben, was dort abgeht (etwa einmal am Anfang, einmal am Ende und einmal in der Mitte). Stattdessen hat man das Gefühl, dass sie alles permanent überwachen und ständig eingreifen, anstatt der Geschichte mal eine Weile ihren Lauf zu lassen. Zeus zum Beispiel: Sobald Perseus Probleme bekommt, wird ihm unter die Arme gegriffen (uh, er hat seinen Unsichtbarkeitshelm verloren - dann verdient er natürlich sofort ein neues Spielzeug! Schicken wir ihm eine mechanische Eule, die Töne von sich gibt wie R2-D2 aus Star Wars!). Das schmälert gewissermaßen den Verdienst des Helden selbst, übrigens im krassen Gegensatz zu Jason aus dem zuvor genannten Film, in dem die Götter auch vorkommen, aber Jason sich trotz Angebot lieber selbst drum kümmern will, eine Crew und ein Schiff zu finden. In Clash of the Titans sind die zentralen Figuren mehr Spielball höherer Mächte als sonstwas.
Der andere Punkt ist, dass ich bei keinem anderen der hier behandelten Filme so sehr das Gefühl hatte, dass er sich hinzieht. Sicher, die Produzenten bekamen endlich das große Budget, das ihnen zustand, und wenn man zur Abwechslung mal namhafte Hollywood-Größen als Schauspieler hat, dann möchte man die auch zeigen. Aber zwei Stunden sind für diese Story zu lang! Anderthalb hätten gereicht. Manche Szenen bringen nicht viel für die Story, aber dauern ewig. Nichtsdestotrotz ein sehenswertes antikes Abenteuer. Release the Kraken! Hier nebenbei bemerkt ähnlich wie bei Sindbad schade, dass das geplante Sequel "Force of the Trojans" 1984 nicht mehr umgesetzt wurde.
Und zum Schluss als Bonus noch ein thematisch passender Klassiker, der allerdings nichts mit Ray Harryhausen zu tun hat:
Journey to the Center of the Earth (http://www.imdb.com/title/tt0052948/?ref_=tt_rec_tti) /Die Reise zum Mittelpunkt der Erde (1959)
Noch so einer, den ich vor zig Jahren mal im TV gesehen haben muss, wenigstens teilweise. Insgesamt ein guter Film, aber mit viel verschwendetem Potential. Das Buch von Jules Verne habe ich noch nicht gelesen, soll hier aber eher lose mit einigen, oft verständlichen Änderungen adaptiert worden sein (im Gegensatz zu diversen moderneren Fassungen, die das Original völlig auf den Kopf stellen). Die Hauptfiguren waren mir allesamt sehr sympathisch und der Humor oder generell erheiternde Szenen kamen auch nicht zu kurz. Bei James Mason als Lindenbrook musste ich irgendwie ständig an einen jungen Sam Neill denken ^^' Beeinträchtigt wird das Werk ganz ähnlich wie bei "First Men in the Moon" durch für einen Abenteuerfilm komisch verteilte Prioritäten bzw. seltsames Pacing. Das Ganze dauert 132 Minuten, aber erneut geht die Hälfte davon nur für die Vorbereitung drauf. Das saftige Fleisch der Unternehmung, nämlich die faszinierenden Entdeckungen im Inneren der Erde, die durchaus einige phantasievoll gestalteten Sets bekommen, sowie der Titel beziehen sich im Grunde nur auf den halben Film. Wenn im Vorfeld 30 bis 40 Minuten drumherum gelabert wird, um alles wichtige zu etablieren, gerne. Aber man sollte keine volle Stunde darauf warten müssen, dass die eigentliche Geschichte beginnt. Während die Höhlenumgebungen schön waren, wirken die Effekte leider veraltet. 1959 hätte man locker mit Stop-Motion arbeiten können, aber dafür reichte vielleicht das Budget nicht. Stattdessen wurden für die riesiegen Urzeit-Saurier echte, angemalte Eidechsen mit angeklebten Hörnern verwendet, was wirklich nicht sehr glaubwürdig aussieht (vgl. dazu auch die Version von "The Lost World" aus dem Jahr 1960).
Normalerweise halte ich nicht so viel von modernen Trailern für alte Filme, und "Heart of Curage" von Two Steps from Hell ist inzwischen auch schon ein bisschen ausgelutscht als musikalische Untermalung, aber das folgende Video zeigt nicht nur klasse worum es in der Geschichte geht, sondern fängt außerdem sehr gut die Epicness ein, die ich so geil an Die sieben Samurai fand. Gibt mir immer noch den einen oder anderen Gänsehaut-Moment :A Ziehts euch rein, besonders wenn ihr den Film noch nicht kennt, vielleicht bekommt ihr dadurch ja Bock drauf ^^
https://www.youtube.com/watch?v=1mJwYgHV_Og
Frankenstein (http://www.imdb.com/title/tt0021884/?ref_=nv_sr_5) (1931)
Habe ich ja im Eröffnungsbeitrag schon kurz erwähnt, aber hier noch ein paar Zeilen mehr dazu. Ich hatte unheimlich viel Freude an dem Film, womit ich eigentlich gar nicht gerechnet hatte. Ein nicht unwesentlicher Teil davon rührt natürlich daher, dass diese Figuren und die Geschichte so eine große kulturelle Bedeutung hatten und haben, und dies war glaube ich die erste richtige Verfilmung des Stoffes (gab aus dem Jahr 1910 nur mal einen Kurzfilm von 15 Minuten). Es ist und bleibt ein moderner Mythos, an dem sich viele aktuellere Werke orientiert haben, sei es indirekt /im übertragenen Sinne, oder eben unmittelbar als thematische Zitate und Entlehnungen. Das Gleiche gilt ganz explizit für die vorliegende, legendäre Version von 1931! Man hat diese wohlige Art eines Schonmal-erlebt-Gefühls, welches dadurch gesteigert wird, dass man hier das Original vor sich hat, den Ursprung, auf den sich alle anderen beziehen. Wenn der Doktor dann so dramatisch ruft "It's alive!" ist das ein Stück miterlebter Kinogeschichte.
Aber das ist längst nicht alles, woher die Faszination und der Spaß rührt. Positiv überrascht haben mich auch die Set-Pieces, die die Geschichte spannend halten. Seien es der Friedhof am Anfang, Frankensteins Laboratorium, die Hetzjagd in den Bergen, in denen sich das Monster versteckt, oder die brennende Windmühle am Ende für das große Finale. Das macht einfach Bock, das sind richtige Schauwerte! Nicht nur lahme theatermäßige Wohnzimmer-Aufnahmen wie bei Dracula. Okay, auch Frankenstein hat ein paar kleinere Längen im Zusammenhang mit der bevorstehenden Hochzeit, aber über die sieht man gerne hinweg. Zu jener positiven Grundstimmung steuert Boris Karloff in der Hauptrolle des Monsters eine ganze Menge bei. Es ist eine Freude, dieser ikonischen und missverstandenen Kreatur zuzusehen, fast tut sie einem leid.
Frankensteins Braut (http://www.imdb.com/title/tt0026138/?ref_=tt_rec_tt) (1935)
Eines von den Sequels, die dem Vorgänger nicht nur gerecht werden, sondern ihn sogar in vielerlei Hinsicht übertreffen können! Die Geschichte schließt direkt an den ersten Teil an. Man kann sich die beiden perfekt als Double-Feature reinziehen, weil es sehr kurze Filme von jeweils ca. 70 Minuten sind. Im Falle der Fortsetzung gibts natürlich den Nachteil, dass einem ein wenig der Kontext fehlt, wenn man den von 1931 nicht gesehen hat, sodass "Frankensteins Braut" nicht ganz so gut für sich alleine stehen kann. Davon abgesehen hat er mir im Grunde aber noch besser gefallen als der erste. Das Sequel ist zugänglicher und noch verspielter. Neu sind eine merkliche Injektion von Humor, die Story nimmt sich nicht mehr ga~nz so ernst wie vorher, und sehr willkommen ist auch ein vernünftiger Soundtrack, der früher noch gefehlt hatte.
Ich fand, dass hier noch viel mehr verrückte Ideen aufgegriffen werden, die das Thema auf die Spitze treiben. Anscheinend haben sowohl Frankenstein und sein Monster das Ende der vorangegangenen Geschichte überlebt. Zwar hat Frankenstein diesem Wahnsinn abgeschworen, doch ein noch verrückterer alter Kollege taucht auf, der ihn dazu zwingt, seine Arbeit fortzusetzen ^^ Dieser andere Professor besitzt unter anderem eine Sammlung winziger Menschen, die er in Gläsern hält (von der Größe her so ähnlich wie die Borger *g*). Bis heute wissen die Filmhistoriker übrigens nicht, wie die damals diesen Spezialeffekt zustande gebracht haben, denn die Technik dazu gab es eigentlich noch gar nicht. Solche filmisch beeindruckenden Rätsel sind immer eine coole Sache imho.
Schwächen gabs nicht viele. Ein paar Szenen sind overly kitschig, wie etwa die Sache mit dem blinden Einsiedler, der der Kreatur gegenüber keine Angst oder Vorurteile hat. Aber besagte Teile der Handlung machen irgendwie auch eine Menge von dem Charme aus. Oh, und diese Minnie war als Comic Relief ein wenig nervig (ihre Stimme >_<), hat aber eh nicht so viel Screentime. Um das zu illustrieren, was ich weiter oben vom wohligen Wiedererkennungsgefühl schrieb: Beim Gucken kam mir hier zum Beispiel plötzlich eine Folge von Darkwing Duck in den Sinn, in der Benjamin Buxbaum eine Frau zu einer Pflanze mutieren wollte, wie es ihm selbst widerfahren ist - um eine Partnerin zu haben, versteht sich :D Da haben sie sogar die ganzen Bilder übernommen wie diese Liege im Labor, die auf das Dach hochgefahren werden kann, damit die Blitze einschlagen.
Gibt wohl noch einige andere Frankenstein-Filme, selbst nur beschränkt auf die Universal Monsters alleine. Aber die meisten davon sollen nicht mehr so viel taugen wie die ersten beiden, darum belass ichs wahrscheinlich dabei. Diese beiden Filme jedoch kann ich jedem ans Herz legen, der halbwegs offen für alten Kram ist! Schon eine Erfahrung wert und überhaupt nicht langweilig.
Dark Star (http://www.imdb.com/title/tt0069945/?ref_=nv_sr_5) (1974)
Puh, sorry, das war leider nichts für mich *amkopfkratz* Ist so eine bestimmte Art von schwarzem Humor, die viele zu mögen scheinen, aber mit der ich noch nie viel anfangen konnte ^^' Wobei ich dazu sagen muss, dass es wirklich nicht nur oder hauptsächlich am Inhalt lag, denn einige echt abgefahrene Ideen waren auf jeden Fall drin. Die philosophierenden Bomben, die erst überzeugt werden müssen, haha! Auch die ruhige Computerstimme des Schiffes war toll, und das Ende echt... interessant usw. Hab sogar mal gelesen, dass der Abschnitt mit dem "Exoten" eine wesentliche Inspiration für die Story von Ridley Scotts Alien gewesen sein soll. Aber mal abgesehen davon, dass ich die Crew in Carpenters Frühwerk nicht leiden konnte (schon klar, sie sind ausgelaugt und genervt nach Jahren der monotonen Arbeit im All, aber ich brauche halt einen Bezugspunkt, dessen Schicksal mich kümmert - Schadenfroh bin ich dennoch nicht, wenn alles den Bach runtergeht), scheiterts für mich wirklich an der Sache mit dem Budget.
Ganz im Ernst, das sah aus wie der ärmlichste Studentenfilm. Ich kann kaum glauben, dass der mal irgendwo im Kino gelaufen sein soll, die Effekte sind total lächerlich. Nun brauche ich keinen hochkarätigen Special Effects Zauber, erst recht nicht bei etwas, das zumindest weitgehend als eine Form von Comedy verstanden wird, aber es spielt nunmal im Weltall und ist Sci-Fi, da muss es einigermaßen glaubwürdig sein, damit die Illusion und somit die ganze Geschichte überhaupt funktioniert. Und wenn dann sowas auftaucht wie das Alien, das kaum mehr als ein angesprayter, mit Luft aufgeblasener Wasserball mit Gummifüßen ist (bei dem man eindeutig die Nähte erkennt), und wovon ich glaube, dass selbst ich das mit etwas Bastelarbeit besser hätte hinkriegen können, dann hat das bei Dark Star zwar einen verpeilten Pepp und Reiz, aber reißt einen doch irgendwie aus dem Geschehen raus. Der Film ist voll von solchen Stellen. Anderes Beispiel wäre der Fahrstuhl, der eindeutig ganz simpel auf einem normalen, horizontalen Flur gedreht wurde. Oder die Einstellungen des Schiffes selbst, das sich kaum mal bewegt und immer aus den gleichen Perspektiven gezeigt wird. Schätze, mit ein bisschen mehr Aufwand wäre der Film bei mir besser angekommen.
Ein weiterer Punkt ist das Pacing. Auch hier ist mir bewusst, dass durch die Länge die von den Protagonisten empfundene Monotonie vermittelt werden sollte. Ich weiß, ich beschwere mich oft über diesen Aspekt, und Dark Star geht ohnehin nur knapp über 80 Minuten. Doch rein von der Story und Herangehensweise her, wäre das imho nur Material für gerade einmal die Hälfte der Zeit gewesen. Ich hab mich zwischendurch ehrlich gesagt immer wieder gelangweilt. Als Kurzfilm von einer halben Stunde oder ähnliches, mit gestrafftem Ablauf und Tempo, das hätte was werden können.
Paddy hatte mir die Tage Medea von Pier Paolo Pasolini aus dem Jahr 1969 empfohlen. Laut IMDb & Co ein italienisches Fantasydrama über die Titelfigur und das Goldene Vlies klingt ja erstmal nicht schlecht. Hehe, das war allerdings eine seeehr gewöhnungsbedürftige Erfahrung. Es handelt sich mehr um einen waschechten Art-Film mit künstlerischem Anspruch und bisweilen etwas abstraktem oder verwirrendem Inhalt. Zumindest definitiv keine straight forward mythologische Adaption des Stoffes, wie sie ggf. in Hollywood entstanden wäre, sondern für den geneigten Genrefan äußerst schwierig verdaulich. Ich glaube, ich habe auch jetzt noch nicht wirklich einen Zugang dazu gefunden. Könnte sein, dass es damit zu tun hat, dass ich ihn auf Italienisch mit englischen Untertiteln geschaut habe, aber das wird kaum wesentlich sein, da über die gesamte Laufzeit hinweg sowieso nur verdammt wenig gesprochen wird (dafür gibts aber Stellen mit sehr langen Monologen).
Was ich durchaus daraus mitnehmen kann, sind die zum Teil wahrlich beeindruckenden Landschaftsaufnahmen, die zusammen mit der Musik (vor allem dieser komische Chorgesang, der mich zwischendurch an Ghost in the Shell erinnerte) eine eigenartige, befremdliche Atmosphäre erzeugen. War mal was anderes, auch indem sich die Geschichte kaum an gängige Konventionen hält (Spannungskurve?), aber fesseln oder begeistern konnte mich dieses Werk letztenendes nicht. Bin zwar niemand, dem jede Kleinigkeit eines Films erklärt und auf dem Silbertablett serviert werden muss, und Manches darf sicher der Interpretation des Zuschauers überlassen bleiben, doch die Punkte der Handlung möchte ich schon alle gut nachvollziehen können. Maybe I didn't get it. Hier wird fast völlig auf Exposition verzichtet, was der Regisseur ja auch beabsichtigte, der öfters lieber die Bilder und Eindrücke für sich sprechen lässt. Aber das bin ich weder gewohnt, noch macht mir das wirklich Spaß.
Den habe ich sogar auf DVD (http://www.multimediaxis.de/threads/102722-Neu-bekommen-Kaufsucht-2?p=2959196&viewfull=1#post2959196) :A
Laut IMDb & Co ein italienisches Fantasydrama über die Titelfigur und das Goldene Vlies klingt ja erstmal nicht schlecht. Hehe, das war allerdings eine seeehr gewöhnungsbedürftige Erfahrung. Es handelt sich mehr um einen waschechten Art-Film mit künstlerischem Anspruch und bisweilen etwas abstraktem oder verwirrendem Inhalt.
War dir der Name Pasolini bisher unbekannt?
War dir der Name Pasolini bisher unbekannt?
Nein, der Name nicht. Den hat man mitsamt der einen oder anderen Info irgendwann schonmal aufgeschnappt. Aber einen Film von ihm hatte ich bis jetzt noch nie gesehen.
MrBamboo
13.09.2015, 19:11
Vielleicht wäre Vampyr (http://www.imdb.com/title/tt0023649/?ref_=fn_al_tt_1)was für dich. Von Dreyer, 1932.
Die roten Schuhe (http://www.imdb.com/title/tt0040725/?ref_=fn_al_tt_1) (1948) vielleicht auch, ist halt eine Art Backstage Musical (Tanz, kein Gesang). Höhepunkt ist die Aufführung des Stücks im Stück, mit unglaublich tollen Bauten, Kostümen + ist großartig fotografiert (in zum dahinschmelzenden Technicolor). Die Aufführung ist sehr märchenhaft, aber vielleicht ist dir das zu maniriert?! Und sie macht eben nur einen Teil des Filmes aus.
Wenn es so lange her ist, dass du einen Chaplin Film ganz gesehen hast, dann schau unbedingt nochmal rein. Würde dir aber eher City Lights oder The Kid als Goldrush empfehlen, imo setzt letzterer (noch) mehr auf Slapstick als die anderen beiden.
Münchhausen (http://www.imdb.com/title/tt0036191/?ref_=fn_al_tt_1) (von Baky, 1943), habe ich selbst noch nicht gesehen, passt aber auch von der Beschreibung her in dein Schema: Abenteuerfilm, DIE deutsche Superproduktion während des Krieges, bewusst eskapistisch angelegt, viel Farbe, aufwändige Kostüme und Bauten. Kannst ja mal auf youtube reinschauen.
Und ist es Absicht, dass Disney nicht bei dir auftaucht? Schneewittchen ('37), Fantasia ('40), Pinocchio ('40), Cinderella ('50), Peter Pan ('53), usw passen doch ganz gut wenn man Empfehlungen deiner Selbstauskunft nach aussprechen müsste. :p
Johanna von Orléans (http://www.imdb.com/title/tt0019254/) (1928)
Noch so einer, bei dem ich die überwältigende Begeisterung von nahezu jedem Rezensenten nicht nachvollziehen kann. Ganz weit oben findet sich dieser regelmäßig in den Listen zu den besten Filmen aller Zeiten, von einem unvergleichlichen Meisterwerk ist die Rede. Hm. Ich gebe zu, Maria Falconetti hat atemberaubend gut gespielt, erst recht wenn man die Zeit berücksichtigt, aus der der Film stammt. Das große Problem, welches ich mit diesem Werk habe, besteht darin, dass ihre Performance das einzige ist, was das ganze Teil überhaupt zusammenhält! Im Grunde ein biographisch-historisches Gerichtsdrama, setzt es sich weitgehend aus dieser einen Verhandlung (Verhör) zusammen, mit ständigen Nahaufnahmen vom Gesicht der Hauptfigur, ab und zu unterbrochen von Einstellungen, die die zwielichtigen geistlichen Männer zeigen. Das kann noch so gut gespielt sein, spätestens nach zehn Minuten hat man das Gefühl, dass die Szenen permanent mit minimaler Variation wiederholt werden, woraus für mich als Unterhaltung Suchender schmerzhaft fehlende Abwechslung und in letzter Konsequenz extreme Langeweile resultiert. Und das sage ich als jemand, der durchaus offen für Arbeiten mit künstlerischem Anspruch ist - ich brauche nicht immer nur Action und Eyecandy, letzteres beispielsweise in der Form von extravaganten Sets. Das darf alles auch mal etwas minimalistischer sein, aber eben nicht DERMAßEN minimalistisch wie in "La passion de Jeanne d'Arc" >_<
Ich habe auch nichts gegen eine stark emotionale, persönliche Handlung, doch wenn man nicht von Vornherein einen direkten Bezug zum Ausgangsmaterial hat (und kein Filmhistoriker ist), dann sehe ich schwarz für die Absicht, aus diesem Film irgendeinen Genuss gewinnen zu wollen. Bei jenem Inhalt und jener öden Herangehensweise, bei der handlungstechnisch so gut wie gar nichts passiert, wird es zu einer Herausforderung, von Anfang bis Ende durchzuhalten. Würde die Laufzeit 20 Minuten nicht überschreiten, käm ich mit so etwas klar, aber zwei Stunden? What were they thinking?! Sorry, aber da fehlt mir jeder Respekt vor einem angeblich so altehrwürdigen Meisterstück. Mehr als eine tolle schauspielerische Leistung der zentralen und praktisch einzigen Figur sowie ein paar sehr intensive Kameraeinstellungen bleiben hiervon nicht übrig. An einen Film stelle ich höhere Ansprüche als das. 1928 hatten andere schon längst gezeigt, was theoretisch alles machbar ist, und erst recht aus der Geschichte dieser historischen Persönlichkeit hätte man so vieles mehr machen können. Selbst wenn man sich alleine auf diesen prägnanten Höhepunkt konzentrieren möchte. Als eine zutiefst eindringliche Szene von wenigen Minuten in einem zweistündigen Film, der mehr "Drumherum" zeigt, hätte mich das beeindruckt. So wie es ist kann ich jedem, der Stummfilme nicht gerade zum Frühstück isst, nur dringend davon abraten, sich das hier reinzuziehen. Es lohnt sich nicht. So, jetzt hab ichs gesagt. Wobei es vielleicht doch einen Blick wert ist - einfach mal bis zu fünf Minuten an einem nahezu beliebigen Punkt reinschauen, nicht länger, dann hat man nämlich im Grunde schon alles gesehen.
Westworld (http://www.imdb.com/title/tt0070909/?ref_=rvi_tt) (1973)
Hatte sich steel vor einiger Zeit drum gekümmert, wenn ich mich recht erinnere. Hatte ich vorher noch nie gesehen. War aber lustig, Yul Brynner als Gunslinger wiederzusehen, den ich in ähnlicher Funktion in dem gleichen Outfit erst vor Kurzem in "Die glorreichen Sieben" begutachtet hatte. Insgesamt fand ichs ganz nett, aber nicht überragend. Man merkt, dass Crichton hiermit noch ganz am Anfang stand, das Konzept mit dem außer Kontrolle geratenden Freizeitpark würde erst in Jurassic Park perfektioniert werden. Gestört hat mich hier vor allem, wie unheimlich simpel die Handlung doch ist. Vielleicht bin ich durch spätere Entwicklungen auf dem Gebiet verdorben worden, aber das hier war mir dann doch etwas zu schwach: Zwei Typen gehen in den Park, die robotischen Bewohner des Resorts geraten wegen (kaum erklärter) Fehlfunktionen außer Kontrolle, in Windeseile sind alle anderen Besucher und Parkmitarbeiter tot, der letzte Überlebende wird eine halbe Stunde lang Terminator-Style von einer schießwütigen Cowboy-Maschine gejagt aber plättet letztere mit einiger Mühe, Ende. Die Story ist ultra-linear, es gibt keine parallelen Nebenhandlungen, und die ohnehin schon zahlenmäßig unterbesetzten Charaktere, die wir etwas näher kennenlernen dürfen, werden zu früh sowie dramatisch wenig effektiv verheizt. Dafür, dass sich das letzte Drittel nur noch ausschließlich zwischen zwei Figuren abspielt, dauert die erste Stunde mit der Etablierung und Erklärung der Eigenschaften des Parks zu lange. Entweder, da hätte noch irgendwas anderes interessantes passieren, oder aber die Eskalation eher stattfinden müssen. Ein paar mehr Protagonisten und Dialoge wären auch hilfreich gewesen. Schöne Idee, und stellenweise ganz kurzweilig, aber unterm Strich nur mäßig und halbherzig in der Umsetzung. Es fehlte am Mut, mehr mit dem Entwurf zu machen und ihn mit spannenden Wendungen weiter zu spinnen.
Und ist es Absicht, dass Disney nicht bei dir auftaucht? Schneewittchen ('37), Fantasia ('40), Pinocchio ('40), Cinderella ('50), Peter Pan ('53), usw passen doch ganz gut wenn man Empfehlungen deiner Selbstauskunft nach aussprechen müsste.
Stimmt, darüber habe ich auch schon nachgedacht. Ursprünglich hatte ich mich was Disney-Animationsfilme angeht auf die beschränkt, die ich wirklich unbedingt haben wollte, was hauptsächlich die der Renaissance aus den 80er und 90er Jahren sind, und den Rest dann gedanklich einfach abgehakt, da der ohnehin nicht an jene heranreichen kann, die bei mir von einem massiven Nostalgiebonus profitieren. Vor gut einem Monat hatte ich mir einige Disney-Klassiker angeschaut, die ich schon lange nicht mehr gesehen hatte oder vorher noch gar nicht in voller Länge kannte, darunter auch Sleeping Beauty /Dornröschen von 1959. Den fand ich recht gut, vor allem in visueller Hinsicht, und der Bösewicht ist natürlich legendär. Bloß die Geschichte ließ etwas zu wünschen übrig, zumal viel zu viel Wert auf die grenzdebilen Feen gelegt wurde, aus deren Perspektive alles erzählt wird ^^
Aber die von dir erwähnten Disneyfilme habe ich zum Teil auch noch nie gesehen oder es liegt schon zig Jahre zurück. Das sollte ich mal versuchen. Könnte mir vorstellen, dass mir sowas wie Fantasia sehr zusagt, da ich sowohl Animation als auch klassische Musik sehr gerne mag *g* Etwas zurückhaltend bin ich was die oben stehenden Titel betrifft aber auch, weil ich eigentlich keine Musicals (mit Gesang) in Filmform leiden kann und selbst die Disney-Klassiker aus den 90ern nicht hauptsächlich wegen der bekannten Songs bewundere. Danke auch für die anderen Vorschläge. Ich glaube, Die roten Schuhe sind nichts für mich, aber bei den anderen beiden überleg ichs mir.
MrBamboo
14.09.2015, 19:35
Aber Achtung, Vampyr ist vom selben Regisseur wie Jeanne d'Arc. :D
...den ich übrigens großartig und gar nicht langweilig finde! Minimalismus, hurra!
...den ich übrigens großartig und gar nicht langweilig finde! Minimalismus, hurra!
Liegt natürlich auch irgendwo an mir und meinen Vorlieben. Ich brauche seit jeher in einem Film grundsätzlich mehrere Charaktere und mehrere Orte (oder Variationen einer größeren Location). Hab ja schon eine starke Aversion gegen so etwas wie Cast Away (2000) oder Buried (2010). Von solchen Filmen scheint mir Jeanne d'Arc zumindest von der Herangehensweise so etwas wie die Ur- und Extremform zu sein, ein Prototyp. Eine Weile bin ich bereit, mir ein verzweifeltes und weinendes Gesicht in Nahaufnahme anzuschauen, aber das alleine kann für mich schon per Definition noch keine gelungene Erzählung im Rahmen dieses Mediums ausmachen :-/ Wenn man bei einem Film im Nachhinein durchzappt, und er gegen Anfang, Mitte, Ende und zwischendrin praktisch genau gleich aussieht, dann läuft da imho irgendwas falsch. Aber freut mich für jeden, der damit trotzdem was anfangen kann.
Eine abweichende Erwartungshaltung mag bei mir ebenfalls eine Rolle gespielt haben. Bereits der Name Jeanne d'Arc verspricht bei ein wenig vorhandenem Allgemeinwissen ein großes, herzzerreißendes, abenteuerliches Drama vor reichhaltigem, historischen Hintergrund zu sein (vgl. hier unter anderem D.W. Griffith "Orphans of the Storm" von 1921, grob etwas in der Richtung hatte ich mir vorgestellt), dazu kamen die voll Wonne jauchzenden Zuschauermeinungen. Entsprechend desillusionierend war es dann festzustellen, dass es sich "nur" um ein höchst minimalistisches, experimentelles Kunst-Melodrama in Dauer-Close-up handelt, das sich weitgehend in einem einzigen Raum abspielt. Ich hatte vor längerer Zeit schonmal eine Szene daraus gesehen, aber dass einfach ausgedrückt fast der ganze Streifen aus dieser einen Szene besteht, das hätte ich nie gedacht. Nee, bei sowas bin ich dann doch gerne der Banause und halte mich an meine ehrliche Meinung, das hat mein Wohlwollen, meine Toleranz und vor allem meine Aufnahmebereitschaft im Bereich Film etwas zu sehr strapaziert ^^
Wo ich gerade von wenigen Charakteren rede...
Robinson Crusoe on Mars (http://www.imdb.com/title/tt0058530/?ref_=nv_sr_2) /Notlandung im Weltraum (1964)
Hier hatte ich mir aufgrund des literarischen Ausgangsmaterials schon gedacht, dass es nicht so ganz was für mich wäre, weil der zwischenmenschliche Aspekt lange komplett fehlt. Das traf dann auch zu. Den Film kann man sich mal geben, die Spezialeffekte bzw. die Sets sind nicht übel für ihre Zeit, aber gut die erste Hälfte der Geschichte ist eher lahm und ereignislos. Dass wir heute mehr über den roten Planeten wissen und dieser Film mit seinen Spekulationen in vielen Punkten weit daneben lag, könnte erschwerend hinzukommen, ist aber bei Sci-Fi oft die Gefahr und macht auch ein wenig von dem Charme aus (Hehe, auf dem Poster steht fett selbstbewusst "This film is scientifically authentic ...it is only one step ahead of present reality!" Irgendwie süß). Lobenswert immerhin, dass so etwas wie Sauerstoff- und Wassermangel hier berücksichtigt wird. Ein Äffchen hat den Absturz zusammen mit Commander Kit Draper überlebt, das aber nur wenig Abwechslung reinbringt.
So richtig interessant wird es ab Erscheinen der UFOs und Freitag leider auch nicht. Ich fand es enttäuschend, dass der Typ von Orion (oder so) kommen soll, aber trotzdem aussieht wie ein ganz normaler Mensch. Bei Star Trek ist sowas verständlich, die hatten selten genug Geld und haben trotzdem wenigstens hier und da interessante Alienrassen mit Makeup oder Gummikostüm/-Maske gebracht, wohlgemerkt zu einer ähnlichen Zeit (nur ein oder zwei Jahre nach Robinson Crusoe on Mars ging Star Trek los). Aber bei einem Kinofilm mit für damalige Verhältnisse hohem Budget? Muss wohl alles in die Sets und Props geflossen sein. Die Sklaventreiber aus den irgendwann sehr nervig werdenden UFOs (ist glaub ich immer die selbe Einstellung, wenn die ballern und dann wegfliegen) bekommen wir sogar nur ganz kurz auf einem Bildschirm zu Gesicht, und das sind anscheinend auch bloß gewöhnliche Menschen in anderen Raumanzügen.
Als Survival-Abenteuer war es eine originelle Idee, die alte Geschichte auf den Mars zu verlegen und sie damit zu Science Fiction zu machen. So etwas dürfte ruhig öfters probiert werden in Hollywood - klassische Literatur mit stark verändertem Setting für frischen Wind. Robinson Crusoe on Mars lebt von seiner Atmosphäre der Abgeschiedenheit und fremdartigen Umgebungen, zu der stellenweise auch der eindringliche Soundtrack beiträgt. Bloß was die Story und Handlung angeht, fällt er sehr flach und hätte von ein paar überraschenden Wendungen profitiert. Das Ende kam mir entsprechend ebenfalls zu plötzlich. Fun Fact am Rande: In einer kleinen Nebenrolle spielt Batman persönlich, Adam West, mit :D
Die Fahrten des Odysseus (http://www.imdb.com/title/tt0047630/?ref_=fn_al_tt_1) /Ulysses (1954)
Hat gerockt! Bin froh, dass ich den Film nach kurzer Recherche wiedergefunden habe. Eine dieser "Vor langer Zeit, an einem verregneten Nachmittag vor der Glotze"-Erfahrungen, die ich nun wieder aufleben lassen konnte. Die Erzählstruktur ist ganz interessant episodenhaft und in Rückblenden erzählt. Die Geschichte hält sich erstaunlich nahe an der sagenhaften Vorlage. Speziell die Fantasyelemente wie der Zyklop sind richtig toll gelungen und machen Laune. Der Anfang ist ein wenig lahm, aber dafür wird es anschließend immer besser und besser. Der Film ist eine Koproduktion von USA, Italien und Frankreich. Dafür, dass er nicht gerade das ausuferndste Budget seiner Zeit hatte, sind die Production Values erstaunlich ansehnlich. Schauspielerische Leistungen weitgehend solide (Kirk Douglas in der Hauptrolle) bis durchwachsen, ein paar der Dialoge des Drehbuchs hatten aber auf jeden Fall den nötigen Biss. Eine meiner Lieblingsstellen ist jene, als Circe mit ihrer Zauberkraft die Mannschaft in Schweine verwandelt hat...
Oddy: "You witch! While I slept you turned a band of heroes into swine!"
Circe: "It is much easier to do than you think."
Classic xD
Zum Finale zurück in Ithaca ist Odysseus RAGE!! bemerkenswert over-the-top. Für einen Helden wird er eigentlich richtig fies und ist praktisch im Amoklauf-Modus. Das wirkt heute ein wenig verwirrend, würde man in Hollywood inzwischen sicher abschwächen, aber es hält sich damit nicht nur an Homer, sondern ist auch herrlich unterhaltsam -_^ Alles in allem bestimmt kein großes Meisterwerk, aber doch ein schöner, klassischer Abenteuer/Fantasy-Film. Ist derzeit leider nicht in HD auf Blu-ray erhältlich, würde ich sonst ohne zu zögern bestellen.
Jahr 2022... die überleben wollen (http://www.imdb.com/title/tt0070723/?ref_=fn_al_tt_1) /Soylent Green (1973)
Wow, ich habe ja schon viele schlimme deutsche Titelübersetzungen gesehen, aber das hier ist immer noch eine der übelsten *rolleyes* Besonders im Nachhinein, wo der Begriff "Soylent Green" schon für sich genommen einige Bekanntheit erlangt hat, zumindest in Sci-Fi-Kreisen. Dachte mir, ich sollte diese Bildungslücke auch mal füllen. Eine sehr drastische und in mancher Hinsicht erschreckend realistische Dystopie zum Thema Überbevölkerung, Ressourcenknappheit und Moral. Ein paar Szenen wie diese Baggerladungen voll Menschen bei der Aufruhr wird man so leicht nicht wieder los.
Die meisten, die ein bisschen bewandert in der Popkultur sind, werden wissen, was genau Soylent Green tatsächlich ist. So ging es zumindest mir. Deshalb war ich dann doch ein wenig überrascht, wie lange die Enthüllung der Wahrheit im Film hinausgezögert wird, nämlich bis zu den letzten Minuten, selbst wenn man es sich auch ohne Vorkenntnisse schon eher zusammenreimen kann. Das ist irgendwie ein wenig schade. Es hat diesen The Sixth Sense Effekt - den fand ich als Film super, aber die Lust, ihn mal wieder zu schauen, ist gering, da die ganze Geschichte so sehr von dieser einen, überraschenden Wendung abhängt. Mit ihr steht und fällt die Handlung, und weiß man schon vorher Bescheid, ist aus dem zentralen Mysterium die Luft raus. Das ist bei Soylent Green noch bedauerlicher als anderswo, weil man gerade durch die gezeigte Welt und die behandelten Themen noch einiges mehr hätte anstellen und hinterfragen können, wenn die Offenbarung schon nach der Hälfte oder zwei Dritteln der Spielzeit erfolgt wäre. Hier wird es hingegen als so furchtbar betrachtet, dass die Wahrheit unaussprechlich für alle ist, die davon wissen - und das ist eben jener Punkt, den ich für unglaubwürdig halte. Eine zentrale Figur geht sogar in den Euthanasie-Freitod, weil er durch die Kenntnis alle Hoffnung an die Menschlichkeit verloren hat, ohne wenigstens seinen Partner darüber zu unterrichten (dass das vielleicht doch keine so üble Idee ist, fällt ihm erst auf dem Sterbebett ein). Ebenfalls nicht ganz leicht zu glauben ist, dass bei einer so vollen Welt nicht wenigstens Gerüchte darüber die Runde gemacht hätten. Naja.
Der Film war wie erwartet: Für meinen Geschmack etwas zu hoffnungslos/verstörend/thematisch-düster und für das Genre (nominell Science Fiction, aber genau genommen viel mehr Speculative Fiction) eine nur sehr schwach ausgeprägte Zukunftsvision, was die Äußerlichkeiten und Errungenschaften des Settings betrifft (Architektur, Technik, Kleidung usw.), denn daran gemessen könnte das ebensogut in der Gegenwart spielen. Wenig Schauwerte also. Als dramatisch geprägter und nachdenklich stimmender Thriller funktioniert das natürlich wunderbar. Ist nur nicht das, was ich hier suche.
Clevere Anspielung aus Futurama, als es um Slurm ging -
Fry: "What if the secret ingredient is... people!?"
Leela: "Oh, there's already a soda like that. Soylent Cola."
Fry: "Oh, how is it?"
Leela: "It varies from person to person." :hehe:
Hier die neue Rubrik "Enkidu nörgelt again ...über Disney!" (Part 1)
Schneewittchen und die sieben Zwerge (http://www.imdb.com/title/tt0029583/?ref_=fn_ft_tt_13) (1937)
Ah, das berühmte abendfüllende Erstlingswerk des Ladens, mit dem alles begann. Fälschlicherweise von stolzen aber unzureichend informierten Amis immer wieder als erster Animationsfilm überhaupt bezeichnet (es gab von 1917 an mindestens schon sechs vorher, je nach Definition mehr), hat Schneewittchen durchaus zu Recht einen hohen Stellenwert in der Geschichte des Kinos. Davon mal abgesehen ist er mir allerdings ein Graus. Das abstoßende Charakterdesign alleine genügt schon, um meine Begeisterung zu zerstreuen ^^ Der zentrale Konflikt hält sich in Grenzen, ewig lange passiert in der Handlung nichts von Belang - zu viel Zeit wird auf die Zwerge verschwendet, die kaum mehr als eine Ansammlung von nervigen Comic-Relief-Cutouts bzw. wandelnden Klischees sind, reduziert auf ein einzelnes Merkmal (da waren selbst die Schlümpfe vielseitiger). Trotzdem fiel es mir schwer, sie alle visuell auseinanderzuhalten. Die Auflösung ist pure Deus Ex Machina. Selbst das Märchen hatte mehr Ecken und Kanten zu bieten. Pech hatte ich auch mit der deutschen Version die ich gesehen habe, denn die besaß leider eine offensichtliche Neusynchro. Sowas bringt Disney ja öfters mal fertig. Ich weiß auch nicht, ich mochte den Film wirklich nicht. Ich respektiere ihn für das Zeitdokument, das er darstellt, aber viel mehr als ein paar ikonische Bilder bleibt mir davon nicht.
Fantasia (http://www.imdb.com/title/tt0032455/?ref_=nv_sr_1) (1940)
Ich wusste, um was es sich handelt und was auf mich zukommt. Ich liebe Animation und mag Orchestermusik. What could possibly go wrong? Nicht viel, aber es genügte, damit ich bei dieser Anthologie sammlungstechnisch passe. Erstmal denke ich, dass der Film nicht so super gealtert ist (was mich überrascht hat, weil doch gerade so etwas zeitlos sein müsste). Gar nicht mal die Tricktechnik an sich, sondern inhaltliche Details und Stilfragen. Dazu gehört auch der Abschnitt mit den Dinosauriern und deren Aussterben, denn der teils unterseeische Chicxulub-Krater an der Yucatán-Halbinsel wurde erst im Laufe der 40er Jahre gefunden. Die Impakt-Hypothese für die Kreide-Tertiär-Grenze gab es in der Form damals also noch nicht, ist aber heute so weit verbreitet, dass dessen Fehlen im Film inzwischen irgendwie seltsam wirkt ("Plötzlich wurde es staubig-trocken und alle Dinos starben").
Dann bringen es unterschiedliche, zusammenhanglose Segmente natürlich mit sich, dass einige davon besser sind als andere. Hätte mir gewünscht, dass das alles besser miteinander verwebt worden wäre. Denn ganz ehrlich - der (Realfilm-)Dirigent, der zwischendurch immer wieder unterbrochen und erzählt hat, nervte mich, manchmal sehr (Habe gehört, bei dem Sequel von 1999 soll dieser Punkt noch schlimmer sein, bin mal gespannt). Mir leuchtet ein, was sie versucht haben, es sollte für den Zuschauer wie der Besuch eines Orchesterkonzertes rüberkommen. Aber das kann in diesem Format und ohne Stimmung durch ein präsentes Publikum doch kaum funktionieren! Da auch noch eine Pause einzubauen, war überflüssig und diente nur besagter fehlgeleiteter Illusion, nicht aber dem Film selbst. Was mich an den "Orchester-Szenen" besonders störte war, dass der Dirigent oft schon vorweg nahm, was inhaltlich und musikalisch folgen würde, anstatt dass man sich überraschen und das Dargebotene unvoreingenommen auf sich wirken lässt.
Was die Sequenzen betrifft, hatte ich an einigen sehr viel weniger Interesse als an anderen. Gerade bei jenen, von denen ich schon so viel gehört oder aus denen ich bereits Ausschnitte gesehen hatte (Sorcerer's Apprentice mit Mickey, Nacht auf dem Kahlen Berge), waren die Erwartungen nach all den Jahren vielleicht etwas zu hoch, gefallen haben sie mir aber dennoch sehr. Besonders gemocht habe ich außerdem gleich am Anfang die Nussknacker Suite mit den tanzenden Feen. Diverse andere Teile des Films erschienen mir hingegen hoffnungslos verkitscht und wenig kreativ oder beeindruckend. So etwas wie das Zwischenspiel mit dem "visualisierten Ton" hätte man sich erst recht sparen können. Durchwachsen fand ich ferner die Wahl der Stücke. Keine Ahnung, wer die Zusammenstellung ausgesucht hat, und auf welche Kriterien dabei Wert gelegt wurde, vielleicht war vor 75 Jahren der Geschmack auch schlicht ein anderer. Auf jeden Fall hätte ich mir mehr und bekanntere klassische Meisterwerke gewünscht. Es gibt sooo viel besseres, was wirklich jeder schonmal gehört hat, als das, was ungefähr die Hälfte von Fantasia ausmacht. Naja.
Hört sich jetzt alles sehr negativ an. Ganz so sollte es nicht rüberkommen. Ich bin froh, den Film endlich mal gesehen zu haben, und fand ihn auch schön. Nochmal brauch ich Fantasia aber nicht zu gucken. Bin mir nicht sicher, ob das Experiment von Disney wirklich so gelungen ist, wie die Verantwortlichen sich das gedacht haben. Hätten die so etwas regelmäßig veranstaltet oder geupdated (habe glaube ich mal irgendwann gelesen, dass etwas in der Richtung geplant war, aber verworfen wurde), zum Beispiel alle zehn Jahre ein neues Fantasia, dann hätte sich das finden und etablieren können. Aber bei diesem Versuch alleine, hmm, das wäre ich von vornherein doch sehr anders angegangen.
Pinocchio (http://www.imdb.com/title/tt0032910/?ref_=rvi_tt) (1940)
Weiß nicht mehr, ob ich den vorher schon jemals von Anfang bis Ende gesehen hatte, aber falls ja, dann muss ich da noch dermaßen jung gewesen sein, dass nicht viel hängenbleiben konnte, denn erinnert habe ich mich nur an ein paar prägnante Szenen. Again, nicht optimal gealtert imho, wenn auch wesentlich besser als Schneewittchen. Die Handlung ist so basic und erhobener pädagogischer Zeigefinger, Schwarzweißmalerei usw., dass es heute irgendwie zu simpel gestrickt, ermüdend und zu einfach wirkt. Obgleich es in erster Linie für Kinder gedacht war, die sich über das Folgende nicht gewundert haben werden, fand ich die innere Logik des gezeigten Universums doch etwas gewöhnungsbedürftig - dort leben Menschen und sprechende Tiere offensichtlich Seite an Seite in der selben Welt, die sich am realen Vorbild orientiert o_O Allerdings hat Geppetto auch eine Katze und einen Fisch als Haustiere, die nicht sprechen können. Hä? Wäre es bei Jiminy Cricket geblieben, der afair mit niemandem sonst (abgesehen von Pinocchio und der blauen Fee) direkt interagiert, hätte ich das noch gerne abgekauft und die Tiere zwar als märchenhaft intelligent mit ein paar menschlichen Zügen, aber eben doch nur als Tiere wahrgenommen und verstanden. Stattdessen haben sie aber diesen verführenden Fuchs eingebaut, der Pinocchio auf die schiefe Bahn bringt, und die Integrität des Settings gleich mit ^^ Zu Disneys Verteidigung muss man anführen, dass ausgerechnet dieses bisweilen verwirrende, phantastische Element aus der literarischen Vorlage übernommen wurde - viele andere Dinge, die spannender gewesen wären, wie so oft allerdings nicht.
Ich weiß ja nicht, welchem Alter Pinocchio entsprechen soll, als er zum Leben erweckt wird, aber es fällt schon störend auf, wie dummdreist er zweimal hintereinander wider besseren Wissens und trotz Beratung von Jiminy völlig falsche Entscheidungen trifft sowie anschließend rumheult, weil sich seine Situation verschlechtert hat. Cautionary Tale hin oder her, als Protagonist fand ich diese Version der Puppe unsympathisch und einseitig. Selbst Naivität hat ihre Grenzen. Gibt bis heute definitiv die eine oder andere bessere Adaption des Stoffes (Ja, inklusive der Anime-Serie aus den 70ern!). Amüsiert haben mich die paar netten Nightmare-Fuel-Szenen wie die Esel-Verwandlung, die manchen Kids bestimmt heute noch Angst einjagen kann *g* Auch die Sklavenarbeit beim Wanderzirkus und so... Die Disney-Variante hat schon so einige düsterere Szenen als gewohnt, was ich als Pluspunkt werte. Technisch gibt es nix zu meckern und manche Einstellungen sind für ihre Zeit beeindruckend (Stichwort Parallaxenverschiebung für räumliche Tiefe). Hätte mir nur gewünscht, dass die Geschichte und ihre Charaktere verspielter und unterhaltsamer gewesen wären.
Derzeit sind übrigens diverse neue Filmadaptionen von Pinocchio in der Mache, darunter eine an der Gillermo del Toro arbeiten soll. Darauf wäre ich wirklich scharf. Hoffentlich gammelt das nicht noch ewig in der Development Hell herum.
Als nächstes sind noch Peter Pan, Dschungelbuch und Fantasia 2000 dran. Schauen wir mal, ob meine Liebe zu Disney erst wirklich ab den 80ern beginnt, oder ob ein paar der älteren Animationsklassiker aus Kindertagen mich doch auch heute noch überzeugen können.
Die Liste auf Seite 1 des Threads hab ich übrigens geupdated mit den letzten paar Erwerbungen oder nicht verfügbaren aber erwünschten Erweiterungen ^w^
Ich wollte Fantasia und Pinocchio wirklich mögen, auch weil ich dann endlich was aus den 40ern gehabt hätte, aber es ging nicht. Glücklicherweise passierte das Folgende...
"Rehabilitation of Disney Animation" (Part 2) :D
Fantasia 2000 (http://www.imdb.com/title/tt0120910/?ref_=fn_al_tt_1) (1999)
Ich weiß, gehört hier durch das Erscheinungsjahr normalerweise nicht rein, aber der Vollständigkeit halber mach ich ne Ausnahme -_^ Fand ich viel besser als der erste. Blasphemie? Egal! Der Film war kurzweiliger, dynamischer, temporeicher, abwechslungsreicher, farbenfroher, die einzelnen Segmente (zumindest gefühlt) kürzer... Die verschiedenen Promis sind auch nicht ganz so nervig wie ein einzelner Typ, der durchs Konzert führt (Steve Martin hätte ich die ganze Laufzeit hindurch nämlich nicht ausgehalten). Die Animationen wurden außerdem besser auf die Musik abgestimmt und es gab insgesamt mehr Bombast. Am besten gefallen hat mir glaub ich der Teil mit Donald und der Arche :) Aber das letzte Stück war auch toll. Wenn das nochmal so werden würde, hätte ich nichts gegen eine Fortführung ^^ Wird wahrscheinlich aber nicht passieren, weil der Erfolg ausblieb.
Peter Pan (http://www.imdb.com/title/tt0046183/?ref_=nv_sr_2) (1953)
Hach, herrlich. Das hatte ich schon nicht mehr zu hoffen gewagt. Wollte den schon länger nochmal gucken, aber Freunde von mir immer so "Nee, Peter Pan ist soo lästig!", weshalb ich was anderem aus dem selben Hause den Vorzug gab. Hatte aber doch den richtigen Riecher. Das einzige, was vielleicht nicht so gut gelungen ist, wäre die not-so-politically-correct-anymore überzogene Klischee-Darstellung der Indianer (inklusive dem Song "Warum ist die Rothaut rot?"). Davon abgesehen wunderbares Abenteuerfeeling, verspielte Charaktere, schönes Charakterdesign, unterhaltsamer Bösewicht, nicht zu viel und nicht zu wenig Slapstick/Humor, und jede Menge Platz um tiefgründigere Dinge in die angerissenen Themen und Verhaltensweisen hineinzudenken. Da ich in letzter Zeit mehrere Adaptionen des Stoffes gesehen habe (darunter die Stummfilm-Fassung von 1924), muss ich an dieser Stelle doch nochmal betonen, dass die Disney-Version gewiss eine der besten Umsetzungen von Peter Pan ist, wenn nicht sogar die beste schlechthin. Pluspunkte gibts noch oben drauf dafür, dass die Musikstücke nicht so brutal in-ya-face gehauen oder überall hingepackt werden, wo sie im Grunde nicht nötig sind, wie in anderen und vor allem den späteren Broadway-Style Disneyfilmen (*hust* Frozen *hust*). Das hat richtig Spaß gemacht und wird auf jeden Fall noch auf BD besorgt :A
Das Dschungelbuch (http://www.imdb.com/title/tt0061852/?ref_=fn_al_tt_2) (1967)
Auch dieser war sehr gelungen und noch so, wie ich ihn aus dem Kino-Re-Release in Erinnerung hatte. Feiner Nostalgie-Trip mit den ganzen Songs, die ich ausnahmsweise alle noch gut kannte und die auch eingängiger und herziger sind als der durchorganisierte Studio-Kommerz-Pop der heutigen Titel. Der ganze Film wirkt einfach ehrlich und ist eine runde Sache. Das Ende mag ich bis heute ^^ Baloo und Bagheera sind tolle Identifikationsfiguren und Sympathieträger, zumindest für die älteren Zuschauer. In jungen Jahren hab ich vermutlich mehr Mowglis Perspektive verfolgt. Ein wenig überrascht war ich davon, wie antiklimaktisch und kurz der Kampf gegen Shere Khan doch eigentlich war. Das erschien mir als Kind wahnsinnig spannend und fesselnd - da kann man mal sehen, wie sehr sich die Wahrnehmung verschiebt. Hehe, und die Hypnoseversuche der Schlange Kaa, oder die exerzierenden Elefanten, oder King Louie in der Ruinenstadt... Das Setting mit den malerischen Urwaldhintergründen weiß ich inzwischen viel stärker zu schätzen ^w^
Ehre also gerettet. Hmm. Trotzdem ist mir irgendwie aufgefallen, dass ich mit Disneyfilmen mit Menschen oder zumindest sehr menschenähnlichen Charakteren in zentraler Position der Handlung meist weit mehr anfangen kann als mit den vermenschlichten Tieren. Und ich mag keine Hunde. Die Disney Animation Studios haben zu viele Filme hervorgebracht, in denen es um Hunde geht :-O
Revenge of the classic Disney Flick (Part 3)
Bambi (http://www.imdb.com/title/tt0034492/?ref_=nv_sr_1) (1942)
War ja ganz süß, aber ist mir dann doch etwas zu kitschig. Der Film hat fast keine Handlung. Oder besser gesagt, dafür, dass er die Lebensgeschichte der tierischen Hauptfigur erzählen und den Kreislauf des Lebens illustrieren will, passiert mir viel zu wenig, sodass die Geschichte fast wie in einem Fast-Forward-Modus erzählt und ansonsten nur aus den whimsical misadventures der Waldbewohner konstituiert wird. Das hat "Der König der Löwen" später alles tausendmal eindrucksvoller hingekriegt. Fun Fact am Rande: Jahrzehntelang war mir nie ganz klar, dass Bambi männlich ist :D
Cinderella (http://www.imdb.com/title/tt0042332/?ref_=nv_sr_3) (1950)
Ugh, sorry, ich fand den wirklich schwach. Erstmal hatte ich vor allem das Märchen erwartet, und keinen Film, der sich zur Hälfte mehr wie "Tom & Jerry" anfühlt! Sidekicks und Comic Relief schön und gut, doch mit den Mäusen und der Katze haben sie sich definitiv zu lange aufgehalten. Von den nervtötenden Stimmen der Mäuse fang ich besser gar nicht erst an. Alles andere folgt den alten Klischees, ohne dem eine besondere, eigene Note zu geben, aber ist gleichzeitig natürlich Opfer von früherer Disney-Weichspülung, damits auch familienfreundlich bleibt. Heh, mit dem Ende der Vorlage bzw. dessen geradezu sadistischer Genugtuung wäre der Film doch noch ganz unterhaltsam gewesen, schade. Auch in Sachen Animation und Stil hat man vor und ganz gewiss nach Cinderella schon besseres aus dem Hause Disney gesehen - vermutlich war es Absicht der Macher, aber ich war überrascht, wie steril, detailarm und lieblos die Umgebungen und Figuren aussehen. Da bevorzuge ich dann doch eindeutig Dornröschen, wenn schon gute Feen, Prinz und Prinzessin sowie Königreiche obligatorisch sind. Letzterer Film beschäftigte sich zwar auch zu viel mit seinen drei magischen Paten, aber sah durch seinen eigenständigen Märchenbuch-Look richtig gut aus und hatte natürlich den allseits bekannten Bad-Ass-Bösewicht durch Maleficent. Davon kann Cinderella nur träumen. Für mich heute überhaupt nicht mehr genießbar.
Die Hexe und der Zauberer (http://www.imdb.com/title/tt0057546/?ref_=fn_al_tt_1) /The Sword in the Stone (1963)
Der deutsche Titel ist mal wieder schlecht gewählt, taucht die Hexe aus dem Titel doch erst im letzten Viertel des Films auf (diesbezüglich ist der Originalname aber auch nicht viel besser). Der berühmte Verwandlungskampf wurde von Disney freizügig aus Lotte Reinigers Prinz Achmed (1926) übernommen, aber verstehen wir das mal als gut gemeinte Hommage und nicht als Plagiat. Hmm. Ansonsten war das hier leider auch nicht mein Bier, wobei ich mir das schon gedacht habe, weil ich den Film wenigstens teilweise noch aus der Erinnerung kannte. Sympathieboni gibts von mir für das vielversprechende Setting in den Dunklen Jahrhunderten bzw. England und die Artus-Sage.
Woran das Werk imho scheitert, ist seine Unterambitioniertheit, obgleich das vielleicht weitgehend daran liegen mag, dass es eine Literaturverfilmung ist, die sich nur an die Vorgaben hält. Jedenfalls hab ich, wenn ich Namen wie Merlin oder König Arthur höre, Geschichten von epischer Größe im Sinn. "Die Hexe und der Zauberer" dagegen bleibt total am Boden, dreht sein eigenes kleines Ding und ist mehr eine stark mit Slapstick angereicherte Komödie. Das kann ganz lustig sein, zumal es den Werdegang des späteren Königs beleuchtet, aber ist über weite Strecken auch ein bisschen langweilig (speziell im Vergleich zu anderen Disney-Klassikern), weil es keinen umfassenden, einrahmenden Konflikt und damit auch keinen Spannungsbogen im traditionellen Sinne gibt. Ja, die Handlung ist sogar episodisch aufgebaut und wäre meiner Meinung nach viel besser für eine TV-Serie geeignet gewesen. So wie es steht, sehe ich nur viel verschwendetes Potential, gerade in Bezug auf die beiden doch sehr sympathischen und gut getroffenen Hauptfiguren (Merlin und sein Schüler).
Animationstechnisch siehts auch eher ambivalent aus. Ich mag einerseits den etwas rauheren Stil mit weniger präzise umrandeten Zeichnungen, den man wenig später auch im Dschungelbuch fand. Andererseits fällt diesmal die Wiederverwendung von Material, das erst wenige Minuten zuvor gezeigt wurde, sehr negativ auf. Die Kids bemerken das vielleicht nicht als Zuschauer, aber unsereins schon. Da staunt Arthur zweimal identisch, der Ritter isst die gleiche Hähnchenkeule noch einmal usw. Das ist schon enttäuschend, wenn Disney, die in dieser Zeit doch eigentlich als die Könige der Animation galten, zu Copy & Paste greifen.
Nachtrag: Fast hätte ichs vergessen. Noch einen speziellen Minuspunkt gibts von mir als Geschi-Enthusiast dafür, dass der Film dazu beiträgt, den Irrtum zu verbreiten, die Menschen im Mittelalter hätten geglaubt, die Erde sei flach /eine Scheibe (was totaler Unfug ist). Zeugt nicht gerade von Intelligenz oder angemessener Recherche seitens der Produzenten, das Klischee hier so prominent vertreten zu bedienen. Hätte der Story auch nicht geschadet, wenn sie diesen kleinen Part einfach weggelassen hätten.
KingPaddy
09.12.2015, 17:14
Wir haben kürzlich im Seminar Metropolis besprochen, den ich persönlich immer einen ausgezeichneten Film trotz seines Alters fand. Es ging nicht um den Film en detail sondern den Aspekt künstliche Menschen. Allerdings ist die Plenumsdiskussion im Nachhinein etwas abgedriftet. Angeblich, was mir bis dato nicht so klar war, gilt der Film als protofaschistisches Machwerk. Meine jetzt erfolgte Recherche fand dafür zwar lautstarke aber kaum objektive Quellen, die dieser unsäglichen Logik der Rückprojektion späteren historischen Wissens folgen.
Bemängelt wurde uA die Absage an den Klassenkampf sondern eine evolutionäre Verbindung beider Seiten auch in völliger Missachtung der damals aktuellen gesellschaftlich-politischen Debatte einerseits als auch eben auch der Möglichkeiten der Arbeiterklasser andererseits. also ich fand das alles schon sehr abstrus.
Was mich daran jetzt eigentlich so beschäftigt, unabhängig von der Tatsache, dass ich das noch nicht wusste, war dann die Reaktion der Leute, die den Film gar nicht kannten und die in Gesprächen nach der Sitzung erkennen ließen, dass die Meinung dieser Leute ihnen den Genuss wohl in Zukunft verdorben hätte; außerdem dass diese Meinung eben unkritisch übernommen wurde, obwohl ich gerade nicht die Einschätzung teilen würde, dass wir jetzt alle protofaschistisch sind, obwohl der Klassenkampf ideologisch vom Tisch ist.
:(
Da wird ein guter Film kaputt gemacht und niemand wagte zu widersprechen
Angeblich, was mir bis dato nicht so klar war, gilt der Film als protofaschistisches Machwerk. Meine jetzt erfolgte Recherche fand dafür zwar lautstarke aber kaum objektive Quellen, die dieser unsäglichen Logik der Rückprojektion späteren historischen Wissens folgen.
Bemängelt wurde uA die Absage an den Klassenkampf sondern eine evolutionäre Verbindung beider Seiten auch in völliger Missachtung der damals aktuellen gesellschaftlich-politischen Debatte einerseits als auch eben auch der Möglichkeiten der Arbeiterklasser andererseits. also ich fand das alles schon sehr abstrus.
Jopp, hab ich auch schonmal was von gelesen (in Rotwang will mancher die Karikatur eines Juden gesehen haben :rolleyes:), aber finde ich genau wie du völlig an den Haaren herbeigezogen und überinterpretiert, und bin mir außerdem ziemlich sicher, dass solche Ansichten mindestens höchst umstritten sind. Die eigentliche Message von Metropolis ist herzlich simpel (um nicht zu sagen kitschig) und wird dem Zuschauer auf dem Silbertablett serviert bzw. direkt gesagt: "Mittler zwischen Hirn und Händen muss das Herz sein." There's not that much more to it.
Das mit den bekloppten oder zumindest viel zu weit gehenden Meinungen zum Film ist insbesondere durch die von dir bereits erwähnte historische Rückprojektion problematisch. Und sei dir gewiss: Das geht nicht nur Metropolis so, sondern gilt für einen Großteil aller Werke des deutschen Kinos und Expressionismus der Weimarer Zeit /den 20ern, in unterschiedlicher Intensität. Das Cabinet des Dr. Caligari kann davon ein Lied singen (Siegfried Kracauer: "From Caligari to Hitler"). Denn selbst wenn den Filmen positiv unterstellt wird, dass die Macher sich bewusst kritisch mit Autorität oder aufkommendem radikalen Gedankengut auseinandersetzten, werden die Arbeiten unverdient auf dieses eine Thema reduziert.
Dass bei einer so einseitigen Auslegungsrichtung viel von den Qualitäten des eigentlichen Kunstwerkes völlig auf der Strecke bleibt, steht außer Frage und ist traurig. So etwas kann einem wirklich die Lust daran verderben, aber ich würde mich davon nie entmutigen lassen. Es gibt immer wieder neue Generationen von jungen Filminteressierten (auch international), die diese Klassiker und oft Meisterwerke unvoreingenommen sehen, so wie sie wahrscheinlich ursprünglich gedacht waren, ohne dass gleich irgendwelche abwegigen Assoziationen aufkommen oder im Wege stehen würden. Und wenn man die meisten davon nachträglich auf solche Dinge anspricht, finden sie das entweder genauso abstrus wie wir, oder sind an diesen zu häufig in Rückschau konstruierten Facetten weit weniger interessiert als an dem Film an sich, der Story, den handwerklichen Details und dem großen Einfluss auf spätere Errungenschaften des Mediums. Jedenfalls lese ich das aus diversen Reviews und Kommentaren zu diesen Filmen heraus.
Auch wenn sich ein paar Forscher in der Vergangenheit sehr weitgehende Gedanken dazu gemacht haben, die manchmal mehr Beachtung erhielten als reputierlich war, kommt mir persönlich das ungefähr genauso sinnig vor, als würde man alle Hollywood-Filme der Nuller Jahre als Kommentar zu oder unter ideologischem Einfluss der Bush Administration begreifen und deuten >_> (und ja, solche Leute gibt es, aber die werden glücklicherweise nicht weiter beachtet).
Der Reputation scheint es im Laufe der Jahrzehnte jedenfalls nicht geschadet zu haben (siehe zum Beispiel nur mal die IMDb-Wertungen), was ich sehr beruhigend finde. Allgemein werden Filme wie Metropolis als bedeutende und wegweisende Klassiker geschätzt und das Thema eines angeblich vorweggenommenen Nationalsozialismus allenfalls als Randnotiz erwähnt.
Was mich daran jetzt eigentlich so beschäftigt, unabhängig von der Tatsache, dass ich das noch nicht wusste, war dann die Reaktion der Leute, die den Film gar nicht kannten und die in Gesprächen nach der Sitzung erkennen ließen, dass die Meinung dieser Leute ihnen den Genuss wohl in Zukunft verdorben hätte; außerdem dass diese Meinung eben unkritisch übernommen wurde, obwohl ich gerade nicht die Einschätzung teilen würde, dass wir jetzt alle protofaschistisch sind, obwohl der Klassenkampf ideologisch vom Tisch ist.
Da wird ein guter Film kaputt gemacht und niemand wagte zu widersprechen
Warum hast du dich nicht eingeschaltet :-/? Okay, wenn man von den Hintergründen vorher noch nichts wusste, ist das natürlich schwierig bis unmöglich. Vielleicht hätte man deren Verständnis irgendwie relativieren können. Aber ich finde es auf jeden Fall auch sehr schade, dass anscheinend keine ausgewogene Disputation stattfand, in der genauso auf anderslautende Standpunkte hingewiesen wird. Erschreckend, dass die Leute das so unreflektiert geschluckt haben, ohne zu hinterfragen >_<
KingPaddy
10.12.2015, 05:19
Warum hast du dich nicht eingeschaltet :-/? Okay, wenn man von den Hintergründen vorher noch nichts wusste, ist das natürlich schwierig bis unmöglich. Vielleicht hätte man deren Verständnis irgendwie relativieren können. Aber ich finde es auf jeden Fall auch sehr schade, dass anscheinend keine ausgewogene Disputation stattfand, in der genauso auf anderslautende Standpunkte hingewiesen wird. Erschreckend, dass die Leute das so unreflektiert geschluckt haben, ohne zu hinterfragen >_<
Zugegeben ganz unwidersprochen stands nicht. Ich habs versucht, war allerdings allein nicht sonderlich erfolgreich, weshalb ich mich da mal rausgenommen habe. Einmal war ich von der Aussage generell überrascht, weil mir der Film weder in seiner Ästhetik (was uA angeführt wurde) als auch in seiner Aussage sonderlich faschistisch rübergekommen.
Eines der Kernelemente war das Befremden der Leute über das Reaktionäre des Films nämlich das Setzen auf strukturerhalt (was so auch nicht richtig ist) statt auf Befreiung. Da habe ich versucht zu widersprechen, dass trotz der katholischen Symbolik hier eher eine protestantische Heils- und Arbeitsethik demonstriert wird (siehe Luther und die Bauernkriege), was allerdings gar nicht weiter aufgegriffen wurde. Stattdessen ging es eben darum das der Film den Status Quo propagiere (die soziale Evolution, die der Film eigentlich aufmacht in dem die Bedingungen für die Arbeiter verbessert wird, dass die Oberschicht einsieht, wie schrecklich es ihnen ergeht einerseits, andererseits selbst die Herzlosen erkennen, dass sie ohne die Arbeiter auch nichts erreichen, wurde dabei völlig unter den Tisch gekehrt, weil es vielleicht mit dem romantischen Bild der Selbstbefreiung durch Revolution kollidiert, man aber sagen muss, dass sowohl die ältere als auch die jüngere Geschichte mit eher negativen Revolutionserfahrungen heran zitiert wird aber eben auch der Status quo als solcher nicht sonderlich gut wegkommt. Immerhin wird die kapitalistische Ausbeutung mit einer der schrecklichsten Gestalten der Bibel - Moloch - assoziiert.
Die Massenszenen wurden kritisiert und vor allem die gezeigte Verführbarkeit der Masse. Das wurde interpretiert als der Mensch sei zu dumm für sich selbst zu denken und müsse geführt werden --> Führerstaat. Gleichzeitig man sich auch hier fragen muss, wenn die Verführbarkeit der Massen gezeigt wird, wäre das nicht (bleibt man mal in dieser Rückprojektionslogik) eher eine Warnung vor einem (Ver)führer? Wobei dann wieder angewandt wurde, dass die Figur des Mittlers eben stark auf die nationalsozialistische Mittlerrolle (aka Hitler) zugeschnitten sei, was ich allerdings auch nur als Frage der Interpretation befand. Aber nein der Meinung schlossen sich dann noch ein paar an.
Dann machte die Dozentin den Versuch den Film irgendwie in Schutz zu nehmen, erreichte aber eigentlich das gegenteil in dem sie sagte, dass Science Fiction relativ häufig ein eher konservatives Wertemodell vertrete, auch hinsichtlich von Ordnung und Unordnung und nannte als Beispiel zum beispiel Star Wars. Das das also gar nicht so ungewöhnlich sei, in einem sonst so progressiv wahrgenommenen Genre. Allerdings, ich würde sagen, dass das nicht ihre Absicht war, klang es natürlich eher negativ, als wäre die Science Fiction sich an der Stelle eher selbst untreu.
Dann kam ich auch schon nicht mehr dran, weil die Zeit zu weit fortgeschritten war und wo sich dann noch drei Leute die Bälle zuspielten, dass der Film auch anti-liberal und anti-individualistisch sei, einmal weil die Arbeiter und die "Denker" klar getrennt sind, also damit suggeriert wird, dass die Arbeiter für sich nicht selbst denken können und das sie eben nur die Hände sind und das das eben unserem MEnschenbild entgegensteht, wo jeder beides sein kann bzw. immer auch beides ist und das der Film sich eben damit abfindet, dass die Arbeiter keinen sozialen Aufstieg brauchen, solange es ihnen in ihrer gegebenen Position soweit gut geht.
Auf der anderen Seite und da wird noch einmal auf die Massenszenen angespielt verschwinden hinter der Masse eben die Individuen, die gar nicht mehr für sich allein stehen, sondern nur noch austauschbarer Teil ihrer jeweiligen Gruppen sind, womit dann auch wieder auf die Volksgemeinschaft der Nazis hin gedacht wurde.
Dazu wollte ich noch einwenden und dazu kam es ja eben dann nicht mehr, dass das so wäre als würden wir den Menschen im 16. Jahrhundert vorwerfen noch nie etwas von Feminismus gehört zu haben und das man schauen muss, was zu der Zeit überhaupt denkbar war. Der Film setzt sich ja mit der damals herrschenden Klassenkampflogik gerade auseinander und eben die "progressiven" Kräfte, die auf Revolution setzen, dachten eben auch nur im Bezugsraum der Klassen, wie wir sie hier dargestellt sehen und denen wäre der Gedanke mindestens ebenso abstrus erschienen die Arbeiter zur Burgeoisen zu machen, sondern stattdessen diese zu beseitigen, während die Burgeoisie eben um ihre bis dato bestehenden Vorrechte und gegen jegliche allzu starken Rechte der Arbeiter ankämpfte. Da ist diese Vermittlungsaussage (ich denke der Kitsch-Vorwurf der Zeitgenossen ist damit erklärlich, da die sicher Parteilichkeit für die eine oder andere Seite erwartet haben) dann wirklich revolutionär, gerade auch weil sie eigentlich so simpel erscheint, obwohl sie gerade in ihrer Umsetzung schwieriger ist, als die beiden anderen, die es sich dann eher leicht machen, die gegenseite zu vernichten/ unterdrücken.
Also einerseits stand von den gesellschaftlichen Rahmenbedingungen Selbstverwirklichung über die angestammten Milieus hinaus, eher nicht großflächig auf dem Plan, auf der anderen Seite befinden wir uns gerade knöcheltief in der aufgewühlten Massengesellschaft, wie Carl Schmitt und andere sie ihrer Zeit diagnostizierten und das Individuum, was gerade kritisiert wird, in den Prozessen des modernen Zeitalters zerrieben wird, was ja auch andere Filme der Zeit ebenso kritisch beleuchten wie Chaplin in Modern Times und Metropolis das ja ebenso tut, in den Szenen an den Maschinen. Man da also unterschlägt, dass die Massengesellschaft nicht durch die Nazis geschaffen wird sondern durch Kollektivierung zu steuern versucht wird, was die Kommunisten ebenso wollten und als politische Antwort auf ein wahrgenommenes Problem der Zeit verstanden werden sollte.
Aber wie gesagt das ging dann nicht mehr, weil die Zeit zu weit vorangeschritten war und vermutlich hätte mir die Dozentin dann womöglich wegen der zu großen Ausführlichkeit mitten drin das Wort abgeschnitten ;)
Schlussendlich ist die oberflächliche Logik den Film als Silberstreif des aufziehenden Faschismus zu deuten, vermutlich für sich erstmal einfach sehr eingängig und klingt erstmal logisch und nachvollziehbar, weshalb da viele dann aufgesprungen sind, gerade auch weil einige der Meinungsstärksten Leute aus dem Kurs da mehr oder weniger voll mitgegangen sind.
Andere Sache: Hast du dir eigentlich mal Herr der Fliegen angeschaut?
Was ich in letzter Zeit so gesehen hab... Meine Güte, es scheint echt unmöglich zu sein, was Gutes für 1974 zu finden! Für meinen Geschmack ist da echt nur Murks rausgekommen. Klammere mich an jeden Strohhalm und bin nach Sichtung oder Auffrischung von Erinnerungen nur wieder niedergeschlagen >_> Dafür gab es Angenehmes aus dem Jahre 1973 zu berichten :)
Mein Name ist Nobody (http://www.imdb.com/title/tt0070215/?ref_=fn_al_tt_1) /Il mio nome è Nessuno (1973)
Da sieht man mal, dass man sich nicht zu sehr auf Reminiszenzen aus ferner Kindheit verlassen sollte. Die einzige Erinnerung, die ich an den Film hatte, war eine negative aus grauer Vorzeit. Glaube, damals war mir der Film nicht "bunt" und actionreich/aufregend genug (wobei es möglich ist, dass ich das einfach mit "Nobody ist der Größte" oder so verwechsel, obwohl der abgesehen vom Schauspieler der Hauptrolle genau genommen gar nichts mit diesem hier zu tun hat - wurde in der deutschen Version so genannt, um ein Sequel vorzugaukeln). Ah ja, und das geniale Lied Mucchio Selvaggio (https://www.youtube.com/watch?v=uchuAFjGymc) kannte ich natürlich noch und war fest integrierter Bestandteil meiner Filmmusik-Sammlung ^^
Jetzt, mit einem ganz anderen Bewusstsein, hat mich My name is Nobody positiv überrascht. Terence Hills Figur ist ebenso sympathisch wie sein Co-Star Henry Fonda, obwohl die beiden Charaktere grundverschieden sind. Der Ansatz mit dem "Fanboy", der seinem Helden einen letzten großen Abgang verschaffen will, damit dieser unsterblich wird, ist für einen Western richtig originell und mal was anderes! Kann mich nicht erinnern, das irgendwo anders schonmal gesehen zu haben (die Idee ist übrigens von Sergio Leone höchstpersönlich). Auf einer Meta-Ebene ist das umso faszinierender, weil Fonda ja selbst zu der Zeit nicht mehr der jüngste war.
Der Schnitt und einige Szenen wirkten ein wenig holprig, ein paar Einstellungen scheinen mir zu kurz oder zu lang, aber das macht nix. Was wie immer wirklich viel rausreißt ist Ennio Morricones großartige Musik. Besonders das oben verlinkte Thema der Wilden Horde begeistert mich - gibt dem Geschehen on-screen immer neuen Schwung, wenn es auftaucht. Da verzeiht man gerne ein paar kleine und große Handlungslöcher (die Wilde Horde selbst war wirklich mehr Mittel zum Zweck, nur eine gesichtslose Masse). Setting bot auch mehr Abwechslung als ich dachte. Vor allem der Teil mit dem Jahrmarkt war cool, Spiegelkabinett usw.. Mein Name ist Nobody wird beizeiten auf jeden Fall noch gekauft.
High Plains Drifter (http://www.imdb.com/title/tt0068699/?ref_=rvi_tt) /Ein Fremder ohne Namen (1973)
Even better! Ich liebe dieses wohlige Gefühl, einen richtig guten Film zu entdecken, von dessen Existenz ich bis dahin noch gar nicht wusste. Bin froh, diesem Werk eine Chance gegeben zu haben. Einer von Eastwoods ersten eigenen Regiearbeiten, und was für eine. Handwerklich betrachtet wirkt High Plains Drifter so hochprofessionell, dass er glatt 15 Jahre später entstanden sein könnte. Was mich aber am meisten daran begeisterte, ist die Story und der Stil. Die Geschichte dreht sich zwar um den klassischen Western-Trope des Fremden, der in die Stadt kommt, aber bietet dabei einen Hauch von Mystery und Surrealismus. Gewissermaßen handelt es sich um eine Art Geistergeschichte. Hier muss man aber das englische Original und die Synchronfassungen auseinanderhalten, denn unter anderem im Deutschen wird am Ende alles halbwegs logisch mit einer geänderten Dialogzeile aufgeklärt (Der Fremde war der Bruder des ermordeten Marshals). Die war zwar auch ganz cool wegen Aha-Erlebnis und so, außerdem nicht an den Haaren herbeigezogen, da dieses Ende auf früheren Drehbuchentwürfen basiert, aber das Original gefällt mir noch etwas besser, weil es ambivalenter bleibt und man sich selbst Gedanken machen muss (Ein Geist? Der Tod selbst? etc. Schließlich löst er sich am Ende in der Ferne auch praktisch in Luft auf). Zu diesen Themen passt übrigens auch der ab und zu im positiven Sinne schaurige Soundtrack.
Geht um einen Fremden (Clint Eastwood), der in eine kleine, an einem See gelegene Stadt namens Lago kommt. Die hat Angst vor drei Verbrechern, die bald aus dem Knast entlassen werden und sich an dem Ort brutal rächen wollen. Die Einwohner engagieren den Fremden, der die drei plattmachen und die Leute vorbereiten soll, dafür geben sie ihm alles, was er verlangt. Der Typ benimmt sich teils ziemlich großspurig bzw. daneben und hat eigene Pläne, sodass die Bürger der Siedlung, die selbst durch ein dunkles, beschämendes Geheimnis Dreck am Stecken haben, sich fragen, ob sie auf den richtigen Mann gesetzt haben. Auf deren Treue wird der Fremde nicht bauen können. Besonderes Lob: Alle Bürger sind mehr oder weniger ausgearbeitet, auf jeden Fall keine bloßen Statisten. Geil außerdem: Später bereitet der Fremde die drohende Ankunft der drei Gangster vor. Dazu wird die ganze Stadt rot angemalt und von Lago in HELL umbenannt :D Das sieht alleine schon in Sachen Set-Design (wurde alles für den Film dreidimensional komplett gebaut) total abgefahren aus. Eastwood sagte beim Dreh zu Cast & Crew dann ständig nur noch "Go to hell!" ^^'
Kleine Warnung sollte ausgesprochen werden: Der Film ist nicht ganz ohne und enthält ein paar heftige Szenen, darunter auch genau genommen anderthalb Vergewaltigungen (mit dem Protagonisten als Täter o_O), wobei das durch Art und Verhalten des Opfer-Charakters im Rahmen der Story ein wenig relativiert wird. Hmm... wundert mich trotzdem nicht, dass der Film leider immer noch nicht bei uns auf BD oder sonst irgendwie offiziell fürs Heimkino veröffentlicht wurde. Gibt aber eine italienische BD, die unter anderem sogar die deutsche Synchro enthält, und genau die werde ich mir demnächst zulegen.
Zwei wie Pech und Schwefel (http://www.imdb.com/title/tt0069697/?ref_=fn_al_tt_1) /...altrimenti ci arrabbiamo! (1974)
Oben schrieb ich davon, wie trügerisch Kindheitserinnerungen sein können, und dass etwas gut sein kann, von dem man dachte, es sei schlecht. Stellt sich heraus - das geht unglücklicherweise auch andersherum >_< Kam auf die Idee, bei den Filmen von Bud Spencer & Terence Hill zu suchen, die ich an ewig zurückliegenden Wochenenden fast alle mal irgendwann gesehen habe. Zwei wie Pech und Schwefel wurde auf mehreren Listen als einer der besten genannt, und bei dem hatte ich auch noch mit am besten im Kopf, worum es eigentlich geht, inklusive diverser Szenen. Dass mich Klamauk und vergnügliche Prügeleien erwarten würden, war mir auch schon vorher klar. Doch ich hatte ehrlich mit ein wenig mehr Inhalt gerechnet. Die Handlung ist papierdünn und nur dazu da, um die ulkigen Eskapaden des rivalisierenden Duos über einen roten Strandbuggy mit gelbem Verdeck (!) zusammenzuhalten, was sich auch in den Dialogen widerspiegelt, von denen bloß das absolute Minimum vorhanden ist. Ich verlang nicht viel, vor allem nicht bei dieser Art von Geschichte, aber da hätte es doch ein wenig mehr von allem sein dürfen. Auch die Kostüme, Drehorte usw. wirken wie spontan zusammengesucht, ohne dass irgendwelche Mühe oder Geld dort hineingeflossen wäre. Schade. Ein paar Stellen finde ich immer noch wunderbar und komisch, aber insgesamt war das hier leider eine Niete. Ein oder zwei weitere Filme von den beiden werde ich mir wohl trotzdem noch geben.
Der Pate (http://www.imdb.com/title/tt0068646/?ref_=rvi_tt) (1972)
Nun auch endlich mal diese Bildungslücke geschlossen. Hatte mich immer drum herum gedrückt, weil ich mir dachte, dass das inhaltlich nix für mich ist - leider zu recht. Handelt sich nunmal wirklich um ein pures Drama, und mit denen konnte ich noch nie so viel anfangen. Ich mein - ich erkenne schon an, dass das ein guter Film ist. Vor allem die Schauspieler waren klasse. Aber der ganze Hype? Nee. Sei es das Thema und Setting, oder einfach nur meine etwas moderneren Sehgewohnheiten was Unterhaltung angeht, aber Der Pate hatte für meinen Geschmack viele Längen, die zwar oft die Tiefe der Charaktere ein bisschen erweitern konnte, nicht aber die Handlung. Und dabei war man als Zuschauer schon gefordert, aufmerksam zu bleiben, weil man sonst den Überblick verliert. Konnte man sich mal geben, aber ist nichts, was ich mir jemals nochmal anschauen wollen würde. Mich beschleicht das Gefühl, dass ich The Godfather um einiges besser gefunden hätte, wenn er wenigstens eine halbe Stunde kürzer gewesen wäre. So wie es ist, wurde imho etwas mit Höhepunkten gegeizt.
Der Pate 2 (http://www.imdb.com/title/tt0071562/?ref_=rvi_tt) (1974)
Puh. Der erste Teil war trotz einiger Schwächen meiner Ansicht nach immerhin noch eine runde Sache. Ich wusste schon seit Jahren, dass der zweite Film gleichzeitig ein Sequel und über Rückblenden auch ein Prequel darstellt, und auf dem Papier finde ich diesen Ansatz faszinierend und verheißungsvoll. Aber dieser Film, angeblich einer der besten aller Zeiten, hat mich wirklich enttäuscht. Vielleicht muss man einfach "drin" sein in der Materie, um das genießen zu können? Ich habe mich gelangweilt, was einerseits an dem Pacing aus der Hölle lag, andererseits daran, dass Part 2 die Manifestation des Adjektivs convoluted darstellt.
Hier habe ich endgültig die Übersicht verloren, wer wann für wen welche Leute hat umbringen lassen, was so weit ging, dass es mir irgendwann völlig egal wurde. Ich hab nichts gegen epische Hintergründe mit verschiedenen, rivalisierenden Familien usw., aber wenn man ein großes Ensemble hat, dann muss man dem Zuschauer dieses nahe bringen und ohne nennenswerte Verwirrungen begreiflich machen. Ich hatte später deutliche Probleme, die einzelnen Charaktere abseits der Corleones noch sinnvoll zuzuordnen. Ich mein, ich muss bei Filmen nicht von Anfang bis Ende an die Hand genommen werden und alle Infos mit dem Löffel eingetrichtert bekommen, aber es spricht schon irgendwie für sich, dass dieses Werk so gut wie gar nicht funktioniert, wenn man nicht wenigstens den Vorgänger gesehen hat.
Die Rückblenden waren zwar nicht schlecht, weil sie mit der historische(re)n Kulisse für ein wenig mehr Abwechslung sorgten, aber handlungstechnisch haben diese Abschnitte nach meinem Gefühl immer nur die zweite Geige gespielt. Darüber hinaus stellte ich mir bei der Beschreibung des Konzeptes vor, dass die Prequel und Sequel Abschnitte intelligent miteinander verknüpft und verwoben sind, sodass sie zusammenspielen und die früheren Geschehnisse die Gegenwart beeinflussen. Das war aber allenfalls sehr bedingt der Fall. Bestimmt habe ich ein paar Nuancen verpasst, aber das hing gewiss nicht so sehr zusammen, wie ich es mir gewünscht hätte, wenn denn überhaupt. Man könnte aus Part 2 auch locker zwei Einzelfilme machen und würde nicht viel an Subtext und Synergie verlieren. Oft schien mir das völlig losgelöst voneinander. Interessant außerdem, dass De Niro dafür den Oscar als bester Nebendarsteller bekommen hat. Nicht dass er schlecht gewesen wäre, ganz im Gegenteil, aber viel zu tun hatte er auch nicht und daher kaum Gelegenheit, um mit seinem Können zu begeistern (Ganz lustig aber, dass das das erste und bisher einzige Mal war, dass zwei verschiedene Schauspieler für die gleiche Rolle einen Academy Award bekommen haben - zwei Jahre zuvor Brando ebenfalls als Vito Corleone).
Am schlimmsten war jedoch das Erzähltempo bzw. die Länge. Ich hab nicht kategorisch was gegen Filme, die fucking dreieinhalb Stunden lang gehen, aber das sollte die Ausnahme bleiben und dann auch inhaltlich begründet sein! Hier ist das für mich einfach nicht der Fall. Wie gesagt, man hätte ebensogut zwei Filme draus machen können. Manche Szenen ziehen sich eeewig hin um endlich auf den Punkt zu kommen. Am Ende war ich der Meinung, dass da bestimmt irgendwo ein guter Film im Material drinsteckt, aber Francis Ford Coppola so tief in seiner Geschichte versunken war, dass er zu viel von dem Zeug mit reingepackt hat, anstatt sich auf den Kern der Sache zu beschränken. Daher hier, ähnlich wie beim Vorgänger, aber in einer heftigeren Größenordnung: 45 Minuten weniger, und ich wäre geistig am Ball geblieben.
Auf den dritten Part, der nach einhelliger Meinung nicht so toll sein soll wie die ersten beiden, habe ich dann schließlich gänzlich verzichtet. Schon die vorangegangenen sechseinhalb Stunden kamen mir wie Zeitverschwendung vor. Und tatsächlich eher wissen hätte ich das nicht können - bei so universell hohen Wertungen wo man auch hinschaut, sollte man vermuten dürfen, dass für jeden irgendetwas dabei ist. Naja.
Demnächst möchte ich nochmal Lady Snowblood schauen.
Die Massenszenen wurden kritisiert und vor allem die gezeigte Verführbarkeit der Masse. Das wurde interpretiert als der Mensch sei zu dumm für sich selbst zu denken und müsse geführt werden --> Führerstaat. Gleichzeitig man sich auch hier fragen muss, wenn die Verführbarkeit der Massen gezeigt wird, wäre das nicht (bleibt man mal in dieser Rückprojektionslogik) eher eine Warnung vor einem (Ver)führer? Wobei dann wieder angewandt wurde, dass die Figur des Mittlers eben stark auf die nationalsozialistische Mittlerrolle (aka Hitler) zugeschnitten sei, was ich allerdings auch nur als Frage der Interpretation befand. Aber nein der Meinung schlossen sich dann noch ein paar an.
Heh, wenn man danach ginge, symbolisiert und thematisiert so ziemlich jeder zweite Sci-Fi-Film den Nationalsozialismus *schulterzuck* Worauf du ja selbst schon indirekt hingewiesen hast.
Dazu wollte ich noch einwenden und dazu kam es ja eben dann nicht mehr, dass das so wäre als würden wir den Menschen im 16. Jahrhundert vorwerfen noch nie etwas von Feminismus gehört zu haben und das man schauen muss, was zu der Zeit überhaupt denkbar war. Der Film setzt sich ja mit der damals herrschenden Klassenkampflogik gerade auseinander und eben die "progressiven" Kräfte, die auf Revolution setzen, dachten eben auch nur im Bezugsraum der Klassen, wie wir sie hier dargestellt sehen und denen wäre der Gedanke mindestens ebenso abstrus erschienen die Arbeiter zur Burgeoisen zu machen, sondern stattdessen diese zu beseitigen, während die Burgeoisie eben um ihre bis dato bestehenden Vorrechte und gegen jegliche allzu starken Rechte der Arbeiter ankämpfte. Da ist diese Vermittlungsaussage (ich denke der Kitsch-Vorwurf der Zeitgenossen ist damit erklärlich, da die sicher Parteilichkeit für die eine oder andere Seite erwartet haben) dann wirklich revolutionär, gerade auch weil sie eigentlich so simpel erscheint, obwohl sie gerade in ihrer Umsetzung schwieriger ist, als die beiden anderen, die es sich dann eher leicht machen, die gegenseite zu vernichten/ unterdrücken.
Also einerseits stand von den gesellschaftlichen Rahmenbedingungen Selbstverwirklichung über die angestammten Milieus hinaus, eher nicht großflächig auf dem Plan, auf der anderen Seite befinden wir uns gerade knöcheltief in der aufgewühlten Massengesellschaft, wie Carl Schmitt und andere sie ihrer Zeit diagnostizierten und das Individuum, was gerade kritisiert wird, in den Prozessen des modernen Zeitalters zerrieben wird, was ja auch andere Filme der Zeit ebenso kritisch beleuchten wie Chaplin in Modern Times und Metropolis das ja ebenso tut, in den Szenen an den Maschinen. Man da also unterschlägt, dass die Massengesellschaft nicht durch die Nazis geschaffen wird sondern durch Kollektivierung zu steuern versucht wird, was die Kommunisten ebenso wollten und als politische Antwort auf ein wahrgenommenes Problem der Zeit verstanden werden sollte.
Toll formuliert, stimme ich absolut zu. Ein paar Dinge davon sind mir zwar aufgefallen, aber habe denen nicht genug Beachtung geschenkt. Fest steht: Der Film ist nicht in einem gesellschaftlichen Vakuum entstanden. Wie bei jeder Quellenanalyse ist der historische Kontext wichtig, und hier wäre es idiotisch, die unruhigen Weimarer Jahre nachträglich auf ein "Vorspiel zur Nazi-Diktatur" zu reduzieren. Sie war weit mehr als das, denn andernfalls hätten wir nicht diesen Film, der selbst als wunderbares Zeitdokument für sich steht.
Andere Sache: Hast du dir eigentlich mal Herr der Fliegen angeschaut?
Nee. Aber ich weiß worum es geht und glaube, das würde mir nicht so gut gefallen :-/
Bezüglich der Veröffentlichung von High Plains Drifter muss ich mich korrigieren: Es gibt eine deutsche Blu-ray, die vor ca. drei Jahren von Universal rausgebracht wurde. Da der Film hier jedoch indiziert (bzw. ab 18 in Österreich?) ist und man ihn in den meisten Läden folglich nicht einfach so bekommen kann, ist die Disc so verdammt selten. Gibt dennoch Mittel und Wege, das legal aufzutreiben, von denen ich beizeiten Gebrauch machen werde. Da richtet sich die Frage nach Import oder nicht (USA, Frankreich, Italien) doch eher nach der Covergestaltung ^^ Diese dicken roten Flatschen sind halt immer ein Ärgernis :-/ Deutsche Tonspur hätte ich schon gerne dabei, aber die fehlt anscheinend ausgerechnet bei der US-Version. Mal gucken.
Folgeindiziert wegen "unreflektierter Selbstjustiz-Thematik" my ass. Find ich immer wieder bedenklich und widerlich, was die Zensurbehörde BPjM da mit mehr als löchriger Argumentation an echten Kunstwerken verbietet, während weit heftigere Filme freigegeben werden. Hier wäre ein ganz normales FSK 18 absolut angemessen. High Plains Drifter ist jetzt vielleicht nicht Care Bears, aber alles andere als schlimm. Da ist jeder Tarantino drastischer und grausamer. Dieser Fall regt mich nun besonders auf, da es sich nach einhelliger Meinung um eine von Eastwoods besten Arbeiten handelt.
Rio Bravo (http://www.imdb.com/title/tt0053221/?ref_=nv_sr_1) (1959)
Meine Güte, Style in dem Genre hat sich wohl erst im Laufe der Jahrzehnte entwickelt. Denn das hier empfand ich als sterbenslangweilig. Keine Ahnung, woher die ganzen positiven Bewertungen zu diesem vermeintlichen Klassiker kommen. Hab auf Englisch geschaut und der Film ist so langsam, dass es einem fast wie Zeitlupe vorkommt, was sich auch auf die Dialoge bezieht, von denen gefühlt die Hälfte völlig irrelevant für die Handlung und nur Filler sind. Der peinliche Humor (teilweise wird "Comedy" als weiteres Genre für den Film gelistet, das war mir früher nie klar) ist dümmlich, wie aus einem uralten Cartoon, aber steht wenigstens nicht oft im Vordergrund. Die Kamera starr und theaterbühnenmäßig. Hab nichts gegen charakterorientierte Geschichten, im Gegenteil, aber wenn die Charaktere ausnahmslos alle uninteressant-eindimensional und/oder unsympathisch und/oder hochgradig nervig sind, bringt das auch nichts. Mich kotzt schon die Art und Weise an, wie die reden. Überhaupt zu simpel und ohne echte Spannung oder gar Action. Würd auch nicht so nörgeln, wenn es zu der Zeit oder kurz danach nicht schon weitaus Besseres an filmischen Western-Ergüssen gegeben hätte (vgl. zum Beispiel "Die glorreichen Sieben"). Rio Bravo war einer der wenigen Filme, die ich nach der Hälfte abgebrochen habe, weil es mir wie Zeitverschwendung vorkam und ich bis dahin mit Sicherheit wusste, dass mir das auch nach voller Laufzeit nicht gefallen würde.
Der schwarze Falke (http://www.imdb.com/title/tt0049730/?ref_=tt_rec_tt) /The Searchers (1956)
Siehe oben. Etwas besser weil ernsteres Thema und aufgrund von höherem Abenteuer-Faktor sowie schönen Landschaftsaufnahmen (Monument Valley), aber das war es dann im Grunde auch schon. Den hohen Stellenwert verdient dieses Werk imho nicht. Langatmig, keine brauchbaren Figuren dabei, der Protagonist sogar richtig arschig, engstirnig und rassistisch (wie Wayne selbst offenbar im realen Leben, übrigens). Ein Film der sich so stark auf einen zentralen Typen konzentriert, den man aber kein bisschen leiden kann, hat für mich schon verloren. Als wirklich ausgearbeitet (oder gar "vielschichtig", wie manche behaupten) empfand ich seinen Charakter auch nicht, dazu muss man schon einiges zwischen den Zeilen lesen. Die einseitige Darstellung der bösen Comanchen sehr klischeehaft. Manchmal war es schwierig, den Dialogen zu folgen, was bei der simplen Story aber kein wirkliches Problem ist. Ebenfalls hinterher nur noch durchgezappt.
Mein erster Eindruck von Der Mann der Liberty Valance erschoss (1962) war nur marginal weniger lame, aber technisch für seine Zeit noch wesentlich primitiver, weshalb ich mir das gleich gespart habe :-/ Bestätigt alles generell meine Vermutung anhand von verblassten Erinnerungen, dass ich John Wayne absolut nicht ausstehen kann. Wenn schon Western, so scheine ich aus den hier behandelten Zeiträumen ausschließlich was mit dem härteren und cooleren Italokram anfangen zu können, dessen einzelgängerische Antihelden (die manchmal eben doch irgendwo noch ein Herz haben) ich wesentlich ansprechender finde.
Habe vor einiger Zeit beschlossen, die James Bond Reihe durchzugehen, von denen ich diverse der älteren Teile noch gar nicht kannte, und mir jene Filme rauszusuchen, die ich davon gerne für die Sammlung hätte. Nicht alle, dafür sind mir einige zu schwach und die Franchise insgesamt zu umfangreich (zumindest vorläufig). Aber mal gucken. Die ersten paar liegen jetzt schon ein paar Wochen oder gar den einen oder anderen Monat zurück, aber ich bekomm da bestimmt noch was zusammen:
James Bond 007 – jagt Dr. No (http://www.imdb.com/title/tt0055928/) /Dr. No (1962)
Hat mir gut gefallen und meine Erwartungen merklich übertroffen. Hätte nicht gedacht, dass der allererste Bond-Film so unterhaltsam ist. Tolles, exotisches Setting, für Strände bin ich sowieso immer zu haben, ein "Drache" der die Küste heimsucht, und zum Finale noch eine coole Atombasis mit einem over-the-top Schurken in durchgeknalltem Design ^^ Über alledem natürlich Connery in jung, hehe. Wird bei Gelegenheit wahrscheinlich noch auf BD gekauft.
James Bond 007 – Liebesgrüße aus Moskau (http://www.imdb.com/title/tt0057076) /From Russia with Love (1963)
Diesen mochte ich leider weniger. Würde ich als unterlegenes Sequel bezeichnen und finde es ein wenig seltsam, dass der Film bei den Fans durchweg sehr gut anzukommen scheint, ja bei vielen sogar ganz oben bei den Favoriten mitmischt. Der Anfang in der Stadt war noch ganz okay, aber ansonsten ist der gesamte Film praktisch bloß eine Zugfahrt. Seriously, genau so interessant wie sich das bei diesem Begriff anhört >_> Am Ende die Verfolgungsjagd mit den Schnellbooten hat mich auch nicht überzeugt, weil viel zu kurz und eher schwach gefilmt. Vielleicht waren meine Erwartungen zu hoch. Immer wenn ich den Titel des Films las, stellte ich mir eine spannende Cold War Thriller Story vor. Stattdessen per Schiene quer durch den Balkan. Hmpf.
James Bond 007 – Goldfinger /Goldfinger (1964)
Hab ich nicht geguckt sondern mir direkt gekauft. Vielleicht bin ich auch nur zu faul, die Disc einzulegen, aber wird auf jeden Fall demnächst noch nachgeholt. Ich kenne diverse Szenen daraus, aber bin mir nach all den Jahren nicht sicher, ob ich den je wirklich geschaut habe, oder das nur im Kopf aus Momenten zusammenstückel, die ich durch Ausschnitte in Dokus usw. aufgeschnappt hatte. Seis drum. Goldfinger gilt als der beste Film der Reihe, oder rangiert zumindest immer in der Top 3 der Leute. Darauf vertraue ich diesmal gerne, denn was ich davon noch weiß, entspricht solchen Eindrücken (die Frau in Gold, die Laser Szene usw. ^^).
James Bond 007 – Feuerball (http://www.imdb.com/title/tt0059800/) /Thunderball (1965)
War nicht so ganz mein Fall. Wirkte so komisch unfokussiert. Aus dem Thema "Tauchen" hätte man mehr rausholen können, und der Bösewicht und seine Handlangerin erschienen mir uninteressant und schwach. Das mit dem Haifischbecken als Todesart immerhin ganz lustig, aber nicht konsequent ausgeführt. Die Hälfte aus dem Film hab ich schon wieder vergessen, was kein gutes Zeichen ist.
James Bond 007 – Man lebt nur zweimal (http://www.imdb.com/title/tt0062512) /You Only Live Twice (1967)
Der wiederum war toll. Vielleicht nicht ganz so rund wie Dr. No, und ein paar holprige oder unzeitgemäße Szenen zum Fremdschämen waren auch dabei, aber das Japan-Setting brachte mit dem kulturellen Tapetenwechsel viel frischen Wind rein. Geht gleich ganz zu Anfang schon mit der Action zügig los und gönnt sich danach nur noch selten eine Atempause, Respekt. Der Mini-Helikopter, auch nicht schlecht. Aber nach einem eher durchwachsenen Mittelteil war es mal wieder das pulpy Finale, das mich überzeugt hat. Raketenabschussbasis in einem erloschenen Vulkan? Yeah, you betcha! Dazu der legendäre Blofeld. Und Ninjas! Geile Mischung. Nicht mehr wirklich ernst zu nehmen, aber herrlich mit anzusehen. Wäre vielleicht auch was für die Liste.
Hmm. Bis jetzt erkenn ich ein Muster :3 Bin gespannt wie "Im Geheimdienst ihrer Majestät" ankommen wird, und ob der für mich wieder weniger brauchbar ist. Habt ihr die alten Bond-Filme auch gesehen? Welche mochtet ihr am liebsten, welche könnt ihr aus der Moore-Ära empfehlen?
Außerdem war da neulich noch das Folgende:
Der Tag, an dem die Erde stillstand (http://www.imdb.com/title/tt0043456) /The Day the Earth Stood Still (1951)
Jopp, zu Recht ein Sci-Fi-Klassiker. Effektemäßig ging da jetzt nicht so viel, es war eher eine verkopfte aber sehr schön umgesetzte und interessante Geschichte mit starker Antikriegs-Botschaft. Klaatu ist ein fescher Alien. Der Film ist kurzweilig und mit 85 Minuten perfekt für Zwischendurch. Helen sah schick aus, und Bobby aka "das Kind" hat mich nichtmal nennenswert genervt, was bei Werken aus jener Zeit eher eine zu lobende Seltenheit darstellt. Klar war in der Handlung einiges etwas klischeehaft aus heutiger Sicht, und man wundert sich, warum die Charaktere nicht zwei und zwei zusammenzählen, aber hey, das ist schon ein paar Jährchen her. Die BD existiert, auch auf deutsch, ist mir im Moment aber ein bisschen zu teuer, da warte ich auf eine günstige Gelegenheit. Ansonsten bleibt mir hierzu nur zu sagen: "Klaatu barada nikto!"
James Bond 007 - Im Geheimdienst Ihrer Majestät (http://www.imdb.com/title/tt0064757) /On Her Majesty's Secret Service (1969)
Puh, schwieriger Film. Schwierig einzuordnen. Unterm Strich setzt es das Schema fort: Eher nicht so gut. Die ersten zwei Drittel waren regelrecht furchtbar. Kaum brauchbare Action, und Blofelds Plan mit seinem Harem aus hypnotisierten Gehirnwäsche-Mädels war ebenso grenzdebil wie Bond undercover als Heraldiker im Kilt. Überhaupt gestaltete sich die Handlung diesmal extrem linear und simpel, ohne vertrackte Intrigen, ohne Verwirrspiel und Überraschungen. Seltsames Pacing, denn das letzte Drittel war dann deutlich besser und nur noch Tempo - Verfolgungsjagd per Ski den Berg runter, Verfolgungsjagd im Auto, dann Sprengkommando per Hubschrauber, Geballer auf der Basis, und zum Schluss sogar noch Verfolgungsjagd zwischen Bond und Blofeld im Bob xD Das hielt bei Laune, während ich vorher fast weggepennt wäre. Problem nur, dass die Action bloß halb so viel wert ist, wenn sie nicht von einem guten Plot untermauert wird, der den Szenen Gewicht verleiht. Wirkte viel mehr wie Mittel zum Zweck - eine hauchdünne Geschichte, um diese Setpieces lose miteinander zu verbinden. Sagt diesbezüglich, was ihr wollt, die Bond-Reihe war und ist nicht immer so.
Lazenby in der Hauptrolle fordert zwar eine gewisse Umgewöhnung beim Zuschauer, aber das geht relativ schnell und er macht seinen Job gut. Finds im Grunde schade, dass er nicht wenigstens noch einen zweiten Film machen wollte. Richtig positiv zugutehalten muss man dem Teil aber das Bondgirl. Kann mich nicht erinnern, dass eine seiner Liebschaften je so wichtig und aktiv war wie hier! Diana Rigg trägt viel dazu bei und die Chemie zwischen den beiden stimmte. Die Liebesgeschichte wurde so entwickelt, dass ich sie ihnen abkaufen konnte. Diese zwei irgendwie kaputten Charaktere passen zusammen. Entsprechend nimmt einen das fiese, tragische Ende in den letzten zwei oder drei Minuten ziemlich mit, selbst wenn es noch so vorhersehbar war. Da haben die Produzenten schon Eier bewiesen, das nicht gegenüber der Vorlage zu schönen.
We have all the time in the world...
Oh ja, und der Soundtrack von John Barry machte was her! Vorher verband ich mit den Filmen hauptsächlich das berühmte Titelthema und nur ab und zu den entsprechenden, für jeden Streifen immer wieder neuen Song, aber auf letzteren wurde hierbei zugunsten eines eingängigen Instrumentalstückes verzichtet, das die Bond-Musik wunderbar ergänzt und im Film mehrfach vorkommt. Sollten die öfters machen. Diese Popsongs und Balladen zur Reihe sind häufig sowas von vergessenswert, aber das hier bleibt mir im Kopf hängen.
Wie gesagt, letztenendes hat es für "On Her Majesty's Secret Service" leider nicht gereicht. Während ich an ein paar der weiter oben erwähnten Filme auch in Zukunft nochmal Spaß hätte, kann ich mir nur schwer vorstellen, mich erneut durch die ersten über 100 Minuten von diesem Teil zu quälen. Was echt schade ist, weil hier einige gelungene Elemente vorkommen, die sonst nur selten in der Serie zu sehen sind, allen voran ein etwas emotionalerer Bond.
KingPaddy
01.04.2016, 03:07
Mit James Bond konnte ich persönlich nie was anfangen. Weder mit den neuen noch mit den alten Verfilmungen. Ich stehe mir auf Krimis als auf Agentenfilme ;)
Deshalb kann ich dir da als unschlagbaren Klassiker Mord im Orientexpress empfehlen sowie Tod auf dem Nil, das Böse unter der Sonne und Rendevouz mit einer Leiche. Das sind alles Verfilmungen einiger der besten Agatha Christie-Romane und gerade die letzteren drei profitieren enorm von Peter Ustinov der jeweils einen herrlich exzentrischen Poirot abgibt. Die liefen im vergangenen Jahr im ARD auf einen Nachmittag am Stück. Mit Krimis muss man einerseits was anfangen können und eben damit rechnen, dass an sich nicht viel passiert aber die Filme hatten für meinen Begriff einen guten Blick für die Charaktere. Selbstredend ist das Millieu das der oberen bornierten britischen Gesellschaftsschichten. Man darf also keine großen Gesellschaftserzählungen erwarten. Aber ich denke sie fangen die Faszination des klassischen Detektivkrimis als Filme enorm gut ein.
Liferipper
01.04.2016, 09:20
James Bond 007 – Goldfinger /Goldfinger (1964)
Wird zwar immer als einer der besten Bondfilme bezeichnet, hat bei mir aber nie wirklich gezündet http://www.multimediaxis.de/images/smilies/old/szuck.gif.
James Bond 007 – Feuerball /Thunderball (1965)
Ich finde das Remake "Sag niemals nie" besser, auch wenn es leider nicht Bestandteil der offiziellen Reihe ist.
welche könnt ihr aus der Moore-Ära empfehlen?
Auch wenn mir vermutlich viele widersprechen werden, weil sie ihnen zu abgehoben sind, gefallen mir persönlich "Der Spion, der mich liebte" und "Moonraker" am besten.
Ich stehe mir auf Krimis als auf Agentenfilme
Deshalb kann ich dir da als unschlagbaren Klassiker Mord im Orientexpress empfehlen sowie Tod auf dem Nil, das Böse unter der Sonne und Rendevouz mit einer Leiche. Das sind alles Verfilmungen einiger der besten Agatha Christie-Romane und gerade die letzteren drei profitieren enorm von Peter Ustinov der jeweils einen herrlich exzentrischen Poirot abgibt. Die liefen im vergangenen Jahr im ARD auf einen Nachmittag am Stück. Mit Krimis muss man einerseits was anfangen können und eben damit rechnen, dass an sich nicht viel passiert aber die Filme hatten für meinen Begriff einen guten Blick für die Charaktere.
Ich hab mit ein paar Freundinnen mal zwei oder drei Miss Marple Filme gesehen, die mit zum DVD-Abend gebracht wurden. Murder She Said, Der Wachsblumenstrauß und Murder Ahoy oder so glaube ich. Die basieren doch auch auf Agatha Christie Romanen, nicht? Fand ich gar nicht schlecht. Aber normalerweise sind Krimis nicht so mein Ding (schon gar keine modernen - die alten Schinken leben wenigstens von ihrer besonderen Atmosphäre). Vielleicht schau ich in ein paar der von dir erwähnten Sachen bei Gelegenheit mal rein.
Ich finde das Remake "Sag niemals nie" besser, auch wenn es leider nicht Bestandteil der offiziellen Reihe ist.
Hab ich auch noch nicht gesehen. Finde die Entstehungsgeschichte aber interessant. Faszinierend, was damals noch aus solchen Rechtsstreitigkeiten hervorgehen konnte. Ist der denn viel besser als Thunderball? Denn die Bewertungen tun sich da jetzt nicht so viel, und wenn ich den "offiziellen" Teil schon nicht wirklich mochte...
Auch wenn mir vermutlich viele widersprechen werden, weil sie ihnen zu abgehoben sind, gefallen mir persönlich "Der Spion, der mich liebte" und "Moonraker" am besten.
Au ja, ich mag abgehoben :3 Von Moonraker hab ich mal das letzte Drittel oder so im TV gesehen, wenn das das mit der Raumstation ist. War unterhaltsam.
Liferipper
02.04.2016, 17:10
Ist der denn viel besser als Thunderball? Denn die Bewertungen tun sich da jetzt nicht so viel, und wenn ich den "offiziellen" Teil schon nicht wirklich mochte...
Kann ich gar nicht richtig vergleichen, weil ich Thunderball (im Gegensatz zu SNN) nur ein- oder zweimal gesehen habe, und das auch schon wieder eine Weile her ist. Allerdings kommt meine Vorliebe für SNN zumindest zum Teil wohl auch daher, dass der Originalfilm für meinen Geschmack einfach zu alt ist.
https://www.youtube.com/watch?v=ZqqYoLRTgI8
KingPaddy
02.04.2016, 17:45
Ich hab mit ein paar Freundinnen mal zwei oder drei Miss Marple Filme gesehen, die mit zum DVD-Abend gebracht wurden. Murder She Said, Der Wachsblumenstrauß und Murder Ahoy oder so glaube ich. Die basieren doch auch auf Agatha Christie Romanen, nicht? Fand ich gar nicht schlecht. Aber normalerweise sind Krimis nicht so mein Ding (schon gar keine modernen - die alten Schinken leben wenigstens von ihrer besonderen Atmosphäre). Vielleicht schau ich in ein paar der von dir erwähnten Sachen bei Gelegenheit mal rein.
Jo das sind GEschichten von ihr. Agatha Christie schrieb ja auch noch die klassischen Geschichten mit hyperpotenten Detektiven, obwohl sich bei ihr eben schon deutlich die Moderne Bahn bricht. In ein paar ihrer Geschichten tauchen ja auch britische Agenten auf, die sich dann in ihrer Freizeit als Detektive verdingen und nebenbei mal einen Spion ausfindig machen ^^ Kalter Krieg und so. Aber Tod auf dem Nil oder Orient Express verkörpern auch noch das Lebensgefühl des Common Wealth und des ausgehenden Imperialismus/ Kolonialismus.
Die genannten Filme stechen insofern heraus, da sie ja uA mit Peter Ustinov gut besetzt sind und auch einige ihrer bekanntesten Geschichten aufgreifen. Von ihren Romanen gab es sicherlich etliche Verfilmungen im Laufe der Jahre, aber die genannten würde ich als herausragend ansehen.
James Bond 007 – Diamantenfieber (http://www.imdb.com/title/tt0066995) /Diamonds Are Forever (1971)
Uuuund erwähntes Schema wurde gebrochen, denn auch diesen Film mochte ich nicht so wirklich. Das Las Vegas Setting hat mich nicht so recht gekümmert, das Diamanten-Thema haben sie komplett verschenkt, weil sie nicht wie angeteasert nach Südafrika gegangen sind, und das Bond-Girl war eher nervig. Immerhin schön, dass sie am Anfang indirekt auf das Ende vom letzten Teil eingegangen sind, indem Bond jetzt fieberhaft nach Blofeld gesucht hat. Umso idiotischer erscheint es mir, dass die am Ende wieder den gleichen Fehler machen. Wenn ich das richtig sehe, endet das Finale nach wie vor mit Blofeld in diesem Mini-U-Boot am Kran, er ist Bond und den guten Jungs, die die Bohrinsel stürmen, praktisch ausgeliefert. Doch nach dem Schnitt zum Ending wird darauf gar nicht mehr eingegangen o_O Haben sie ihn jetzt erwischt oder was? Kein Wunder, dass der immer wieder fliehen und zurück kommen kann, wenn niemand bei solchen Gelegenheiten zupackt und ihn erledigt bzw. wenigstens festnimmt. Das erscheint hier aber umso unpassender, weil es in dem Film im Grunde die meiste Zeit darum ging, den Bösewicht ausfindig zu machen und zu neutralisieren (um nicht zu sagen um Bonds Rache). Als hätten sie dort ne Szene vergessen.
Während mir die Umgewöhnung von Connery auf Lazenby im vorangegangenen Agentenabenteuer relativ leicht fiel, fand ich es jetzt viel seltsamer, plötzlich doch wieder (und zum letzten Mal in der offiziellen Reihe) Connery in der Hauptrolle zu sehen. Lazenby hätte hier wirklich besser gepasst. Was mir bei dem Film außerdem negativ aufgefallen ist, war die Musik - bzw. das Fehlen derselben. Da finden actionreiche Verfolgungsjagden oder spannende Schusswechsel statt, und alles geschieht ohne Soundtrack, nur mit der Geräuschkulisse :-/ Das kann man ja mal machen, aber auf die Dauer lässt das gerade solche Szenen irgendwie ärmer und weniger interessant wirken.
Kannte Diamantenfieber übrigens doch schon aus dem Fernsehen, wo ich den vor Jahren mal nebenher gesehen habe. Hatte ich aber offenbar komplett vergessen ^^ Schätze, bei den Moore-Teilen wird mir sowas noch öfters passieren, von denen hatte ich einige früher mehr oder weniger schon abgecheckt.
Die genannten Filme stechen insofern heraus, da sie ja uA mit Peter Ustinov gut besetzt sind und auch einige ihrer bekanntesten Geschichten aufgreifen. Von ihren Romanen gab es sicherlich etliche Verfilmungen im Laufe der Jahre, aber die genannten würde ich als herausragend ansehen.
Ustinov ist natürlich immer ein großer Pluspunkt :3 Schade nur, dass alle erwähnten Filme bis auf den Orient-Express nicht mehr ganz in die Zeit fallen, die ich hier abzudecken versuche (bis 1975). Eine gewisse Neugier besteht natürlich trotzdem, aber am meisten freu ich mich, wenn ich irgendwelche Jahre endlich von der Liste abhaken kann *g* Mord im Orient-Express wäre in dem Zusammenhang natürlich doppelt interessant, weil der aus dem vertrackten Jahrgang '74 kommt, zu dem ich sonst absolut nix finden konnte. Also werd ichs damit bestimmt mal versuchen. Leider ist der Film ebenfalls nie bei uns auf BD veröffentlicht worden, obwohl eine HD-Version existiert (Schweden, ohne deutsche Tonspur). Zum Import greifen würd ich aber nur bei Filmen, die ich wirklich total super finde und unbedingt haben möchte. Schaunwamal.
Liferipper
04.04.2016, 09:40
James Bond 007 – Diamantenfieber
Ich finde das Remake "Die Another Day" (der deutsche Titel ist so sperrig) besser :D.
James Bond 007 – Leben und sterben lassen (http://www.imdb.com/title/tt0070328/) /Live and Let Die (1973)
Endlich wieder ein brauchbarer Teil. Fängt ja schon mit einem der besten Bond-Songs überhaupt an (inklusive Ohrwurm-Faktor, den man nie wieder los wird), der auch im Film selbst noch ein paar Mal vorkommt. Der Name alleine, den ich seit jeher mochte, rockt bereits als cleverer, zynischer Dreher der alten Redewendung. Bei Setting, Atmosphäre und Themen in der Handlung (New Orleans, Voodoo usw.) mal wieder nicht ganz so generisch. Ich mein hey, die haben sogar pseudo-übernatürliche Elemente eingebaut! Dass es teils in einem fiktiven Land spielte, störte mich nicht. Fand es außerdem positiv, dass zum ersten Mal Spectre überhaupt keine Rolle gespielt hat, auch wenn das wohl nur aufgrund von Rechtsstreitigkeiten der Fall war. Wäre doch langweilig, wenn es immer nur um die gleiche Organisation ginge.
Hatte ganz vergessen, wie hypnotisierend Moore in der Hauptrolle ist. Hat sowas Schelmisches-lockeres an sich, als würde er weit über den Dingen stehen. Aber was diesen Film im Besonderen ausmacht, sind imho die vielen Kleinigkeiten, das Meiste davon so over-the-top, dass es zwar die Glaubwürdigkeit beeinträchtigt, aber dafür umso mehr Spaß macht (den vor allem die aktuellen Filme mit ihrem gritty Realismus irgendwie völlig vergessen zu haben scheinen): Live and Let Die bietet das beste Bond-Auto ever, ein heruntergekommener, blauer Doppeldecker-Bus (Oh, Moment, streicht das mit dem "Doppeldecker" xD), auch wenn sie nicht lange was davon hatten. In einer Szene wird Bond von hungrigen Krokodilen belagert, und rettet sich, indem er auf ihre Rücken springt wie Trittsteine im Wasser - awesome! Der Handlanger des Schurken hat einen mechanischen Kneif-Arm als Prothese. Es gibt eine Verfolgungsjagd mit Schnellbooten, die schon alleine deshalb das lahme Finale aus "From Russia with Love" übertrifft, weil sie währenddessen eine Hochzeit crashen ^^ Und der Oberbösewicht selbst explodiert zum Schluss wie ein Ballon *__* Oh, und dazu noch die grandiose Anfangsszene: "Wessen Beerdigung ist denn das?" "Deine eigene!" Was will man mehr?
Kann verstehen, wenn der Film nicht für jeden was war, und speziell für modernere Sehgewohnheiten ist er stellenweise nach wie vor eher von der langsamen Art, kam mir aber immer noch deutlich energetischer vor als Diamantenfieber oder die meisten der Vorgänger.
Ich finde das Remake "Die Another Day" (der deutsche Titel ist so sperrig) besser .
Heh, den hab ich damals sogar im Kino gesehen :D So rein aus der Erinnerung find ich den Film auch gar nicht soo schwach wie alle sagen, von ein paar ganz peinlichen CGI-Effekten und Madonna mal abgesehen. Damals hatte ich aber auch noch nicht so viele Vergleichsmöglichkeiten was den Rest der Reihe angeht. Und ...Remake? Naja. Gibt da schon ein paar Parallelen.
Liferipper
04.04.2016, 16:14
Und ...Remake?
Keine AAhnung, ob es offiziell von irgendwem als solches bezeichnet wird (vermutlich eher nicht), aber ich nennen es eben so. Außerdem hätte ich mich sonst ja nicht selbst zitieren können :D.
Jetzt kann ich nur noch beten, dass mir auch "The Man with the Golden Gun" gefällt, um endlich dieses verflixte Jahr 1974 loszuwerden :o
James Bond 007 – Der Mann mit dem goldenen Colt (http://www.imdb.com/title/tt0071807) /The Man with the Golden Gun (1974)
Nope, sorry. Das war nix. Irgendwie klar, ist ja von 1974 *grusel* Dabei gabs ein paar interessante Ideen, das exotische Setting, das ich so wichtig finde, und Christopher Lee himself als Bösewicht! Wie konnte das nur schief laufen? Schade, schade. Der lahmste Titelsong ever dabei. Eine der uninteressantesten Pre-Opening-Sequenzen. Das bis jetzt mit Abstand dümmste und nervigste Bond-Girl! Na dann gute Nacht (See what I did there?). Dazu hat die Handlung gegenüber dem Vorgänger wieder deutlich an Energie und Tempo abgenommen. Aber auch das ganze Konzept mit diversen Details wie der Feuerzeug-Pistole zum Zusammenbasteln oder dem Flugzeug-Auto wirkte ein bisschen zu lächerlich... auf die schlechte Art lächerlich, meine ich. Als wäre die unterbelichtete Agentin nicht schon schlimm genug gewesen, hat dieser von Clifton James gespielte Polizist Pepper (der kurz schon im vorherigen Teil vorkam) als misplaced Comic Relief dem Film imho den Rest gegeben. Das war nur noch Camp-Niveau und Cartoon-Humor. Bäh.
James Bond 007 – Der Spion, der mich liebte (http://www.imdb.com/title/tt0076752) /The Spy Who Loved Me (1977)
Ja, war geil. Da weiß man gar nicht, wo man anfangen soll. Hat praktisch alles gestimmt. Klassischer Bond. "Beißer" ist der unkaputtbare Henchman schlechthin! Hab ich lange drauf gewartet. Anya nicht nur attraktiv sondern - man höre und staune - für ein Bond Girl auch einigermaßen aktiv, weiß sich zu behaupten und bringt ein Stück Hintergrundstory mit, welche für ein bisschen Motivation und Anspannung sorgt, grade im Hinblick auf ihr Zusammenspiel mit dem Titelhelden. Überhaupt war hier mal wieder etwas Kalter Krieg Subtext zu spüren. Der Bösewicht Stromberg altmodisch größenwahnsinnig. Zwar ultrafies, aber gleichzeitig wunderbar trocken und ruhig, als würde er fast beiläufig handeln. Pluspunkte gibts bei ihm dank Sinn für Stil und vor allem für die vielleicht abgefahrendsten, stylishsten Schurkenverstecke der Reihe ^^ Die Ägypten-Szene mit der Show vor den Pyramiden fand ich audiovisuell echt clever gemacht. Der berühmte kleine Sportwagen mit Unterwasser-Funktion und allerlei Schnickschnack, großartiges Gadget! Auch die Verfolgungsjagd davor schön rasant. Und die finale "Schlacht" zwischen Henchmen-Armee und U-Boot-Crews setzt dem ganzen noch die Krone auf. Erwähnte ich schon, dass ich Wasser mag?
So toll, wie das bodenständig /glaubwürdig anfängt und dann in immer mehr durchgeknallter Awesomeness eskaliert :3 Hatte vor Jahren mal auch hier wieder ein gutes Stück vom Film gesehen, so in etwa die zweite Hälfte, aber Erinnerungen inzwischen blass und lückenhaft. Jetzt endlich in voller Länge abgecheckt, hat sich gelohnt. Von den bisherigen "alten" Bond-Filmen definitiv mein Favorit und auch in der gesamten Reihe weit, weit oben. Komisch, wie einer der besten und einer der schlechtesten Teile so direkt aufeinander folgen.
MrBamboo
06.04.2016, 14:36
Jetzt kann ich nur noch beten, dass mir auch "The Man with the Golden Gun" gefällt, um endlich dieses verflixte Jahr 1974 loszuwerden :o 1974? *google*
Nach fünf Minuten imdb-recherche, wie wär's mit
Murder on the Orient Express
Chinatown
The Conversation
Godfather 2
Alice in den Städten
Tauchen auch ständing in so best-of Listen auf. Und wenn dir das nichts taugt, wie wären z.B.
Das Gespenst der Freiheit
Szenen einer Ehe
A Woman Under the Influence
Angst essen Seele auf
Andy Warhol's Dracula
Lady Snowblood 2
School of the Holy Beast
Karlsson auf dem Dach
Je, Tu, Il, Elle (ist absolut kein Film für dich, aber ich liebe ihn)
Fontane Effi Briest
Female Trouble
1974 ist voll gut!
1974 ist voll gut!
Vielen Dank für die Vorschläge, aber ist jetzt nicht so, dass ich nicht schon unheimlich intensiv danach gesucht hätte und die IMDb diverse Male durchgegangen bin bzw. umgegraben habe (nach Relevanz mit über 600 von 2900 Titeln alleine für dieses eine Jahr! Alternativ auch nach Bewertungen und Genres). Wenn ich von deiner Liste das streiche, was mich so überhaupt gar nicht interessiert, bleibt leider nicht viel übrig, außer vielleicht zwei oder drei, die ich mir noch irgendwann geben wollte (Chinatown, Murder on the Orient Express), auch wenn sie nicht direkt dem entsprechen, was ich normalerweise mag. Zu berücksichtigen wäre auch, dass es optimalerweise Filme sein sollten, die populär genug sind, um eine moderne Heimvideoveröffentlichung auf BD in Deutschland zu rechtfertigen, die ich direkt in meine Sammlung aufnehmen kann, ohne erst auf eine angemessene Umsetzung zu warten oder mich um Importe zu bemühen. Siehe die rote Farbe auf der ersten Seite dieses Threads ^^ Manches lässt sich selbst bloß auf DVD schon schwer bis überhaupt nicht auftreiben.
Der Pate Teil 2 habe ich hier ja bereits abgehandelt und war von diesem angeblichen Meisterwerk mehr als nur unbeeindruckt :-/ Bin ursprünglich überhaupt erst auf den Film gekommen und habe mich dort aus dem Grund herangewagt, weil er in diesem einen Jahr veröffentlicht wurde (nur dann musste ich natürlich erstmal am Anfang der Trilogie beginnen).
Na, um fair zu bleiben, natürlich gibt es einige Streifen von 1974, die ihre Fans haben. Aber bei der Verallgemeinerung sprach und spricht der Frust aus mir: Für meine Präferenzen ist 1974 wirklich ein toter Punkt und birgt so gut wie nix Brauchbares. Sci-Fi, Fantasy, Abenteuer, Monster, Animation? Aber bitte mit einem Mindestmaß an Qualität und Reputation, nicht der hinterletzte Billig-Schund, der auf IMDb weniger als 5 Sterne bekommt. Finde es insofern schon auffällig, als selbst 50 Jahre eher in den 20ern und dann, wenn auch nicht durchgängig, in diversen vorangegangenen Jahrzehnten gleich mehrere tolle Sachen aus diesen Kategorien dabei waren, während ich für 1974, das so viel näher an unserer Gegenwart liegt als die fernen Stumm- oder auch nur Schwarz-Weiß-Filme, trotz aller Bemühungen einfach nichts finden kann, das mir persönlich wirklich zusagt.
MrBamboo
06.04.2016, 17:44
Belladonna (https://www.youtube.com/watch?v=2fjMEE9fYoA)ist leider von '73, eine ganz wunderbare psychodelische Animation. Sollte demnächst auch als BluRay in Deutschland erscheinen... aber um ein Jahr verfehlt.
In deinen Genres gibt's zu der Zeit am ehesten Parodien. Ist ja auch der normale Fortgang der Genres. Von frühen Versuchen, über die Blüte, dann eine Filmflut, schließlich Ermüdung samt vieler Parodien, bis zur Innovation (falls sie dann mal kommt).
1974 ist scheinbar die Ermüdung groß. Sehe gerade Mel Brooks hat 1974 Young Frankenstein gemacht. Andy Warhol's Dracula ist auch eine ziemlich bescheuerte Sexfilmparodie auf den Vampirmythos. Oder Dark Star eine low-budget Sci-Fi Parodie. Die Auflösung des Studiosystems hat billige Filme in gemacht. Fantasy ist da immer schwierig
Sonst versuchs echt mal mit Chinatown. Ist eine schöne und spannende Kriminalgeschichte mit grandiosen Darstellern. Und im Prinzip eine Innovation im Film Noir, der zu der Zeit eigentlich auch schon tot war.
Danke dass du dir da noch so viele Gedanken gemacht hast ^^'
Bin jetzt auch nicht pur auf diese Bereiche festgelegt, und die Übergänge zwischen den Genres sind ohnehin fließend, aber das ist so der Kern dessen, wonach ich eigentlich Ausschau halte. Wenn da wenigstens noch irgendwelche Schnittmengen bestehen, okay. Doch an zahlreiche reine Dramen oder Kunstfilme wage ich mich gar nicht heran, wenn ich nicht wenigstens glaube, dass das irgendwie passen könnte, weil ich damit sonst zu viele schlechte Erfahrungen gemacht habe, mich meine Intuition in der Beziehung nur selten täuscht und mir die viele Zeit dafür zu schade wäre.
Ja, ich bin da manchmal etwas wählerisch :confused: Andererseits erschließe ich mir auch gerne ab und zu neue Bereiche und bin offen genug, was anderes wenigstens auszuprobieren, was dann neue Erfahrungen mit sich bringt. So konnte ich früher nichts mit Western anfangen, aber hab mich im Rahmen dieses Threads näher damit beschäftigt und einige Perlen gefunden, die ich richtig klasse fand (darunter auch "Der Texaner", den hab ich hier allerdings nicht aufgeführt, weil er aus den 80ern ist). Doch selbst im Western-Bereich ließ sich nichts von Belang für 1974 finden.
Von Belladonna hatte ich noch nie was gehört, aber sieht ...interessant und seltsam aus. Würde ich bei Gelegenheit bestimmt mal einen Blick wagen.
Ja, das mit den Parodien ist mir auch aufgefallen. Leider kann ich Comedy in Filmform meist nicht ausstehen, vor allem nicht solche. Wenn es einfach Filme sind, die den erwähnten, bevorzugten Genres angehören, aber in denen viele amüsante Elemente drin vorkommen, oder die Werke anderweitig quirlig und verpeilt genug sind, dann gerne. Aber wenn es nur bei oberflächlichen Albereien bleibt, denen das Hauptaugenmerk gilt, und die eigentliche Geschichte und Handlung dafür in den Hintergrund rückt, verzichte ich lieber.
James Bond 007 – Moonraker: Streng geheim (http://www.imdb.com/title/tt0079574) /Moonraker (1979)
Hmm. Wieder so ne schwierige Kiste. Im Prinzip ist das strukturell ja eine völlige Kopie vom unmittelbaren Vorgänger. Inklusive größenwahnsinnigem Villain mit verrücktem Plan, der zu einem over-the-top Endspiel führt. Diesmal jedoch ...in Space! Bin hier echt zwiegespalten. Einerseits wars wirklich unterhaltsam und ich finde nicht, dass der Film all die negativen Meinungen verdient hat. Auch die Drehorte waren klasse, Südamerika, Brasilien, vorher Venedig. Die Boots-Verfolgungsjagd war gut und die Seilbahn-Sequenz waghalsig spannend. Aber andererseits besitzt der Film weder die Klasse, noch die hervorragende weibliche Hauptrolle von "Der Spion, der mich liebte".
Im Gegenteil, manchmal wird die Grenze zur Albernheit leider deutlich überschritten. So sehr ich den Beißer als Charakter mag, ihn am Ende spontan die Seiten wechseln zu lassen und vor allem, ihm auch noch ein Love Interest an die Seite zu stellen, die so übertrieben auf nerdy getrimmt ist, dass es einem Cartoon-Abziehbildchen gleichkommt, das war ein bisschen zu viel und zu dick aufgetragen, genau wie die unangebrachten musikalischen Anspielungen und Querverweise zu anderen Filmen (ich dachte ich hör nicht recht - deutlichstes Zeichen, dass die Verantwortlichen das selbst nicht mehr ernst genommen haben). Über das Finale mag man streiten. Kann verstehen, wenn Leute finden, dass es nicht so ganz zur Serie passt, denn das war wirklich schon eher Science Fiction. Sogar mit Riesen-Raumstation und Laser-Geballer! Aber hey, ich mag Sci-Fi. Das futuristische Set der Station hat mir sehr zugesagt ^^
James Bond 007 – In tödlicher Mission (http://www.imdb.com/title/tt0082398) /For Your Eyes Only (1981)
Lol @ funky Disco-Soundtrack, und das mein ich nichtmal unbedingt negativ. Der Film war irgendwie der absolute Durchschnitts-Bond. Nicht schlecht, aber auch nicht so richtig toll. Habe inzwischen gemerkt, dass mir Szenen mit Bergen, Skiern, Schnee und Eis weit weniger liegen als Sonne, Sand, Strand und Meer (das zieht sich neben privaten Vorlieben übrigens auch bis zum aktuellen Teil der Reihe, Spectre). Von ersterem Aspekt gab es hier glücklicherweise nicht so viel wie noch in "On Her Majesty's Secret Service", von daher kam ich noch damit klar und immerhin brachten die Orte mehr Abwechslung rein, auch wenn die Story soweit ich mich erinnere komplett europäisch bleibt. In den Alpen hat vor allem die jugendliche Eisläuferin Bibi als eindimensionales, hyper-naives Klischee auf zwei Beinen genervt. Im krassen Gegensatz dazu hat mich Melina (Carole Bouquet) hier richtig überzeugen können, und das nicht bloß äußerlich. Überhaupt waren die Stellen mit ihr, die Tauchgänge und auf dem Boot und das Kielholen, am besten. Take notes, Feuerball, so macht man das mit Unter-Wasser-Handlungskram!
Gefallen hat mir außerdem, wie man zunächst auf die falsche Fährte gelockt wurde, was den eigentlichen Drahtzieher und Oberschurken angeht. Das Finale dann leider wieder ziemlich enttäuschend. Der sympathische Schmuggler Milos hat doch bestimmt mehr als nur drei Henchmen zur Verfügung, um Bond bei der Erstürmung des entlegenen Klosters zu unterstützen?! Wenn man sich da die epischen Schlachten anschaut, die die Vorgänger geboten haben, verpuffte das hier irgendwie sofort und war vorbei, bevor es überhaupt richtig angefangen hatte. Ich erwarte ja kein großes Gemetzel mit Explosionen usw., aber ein bisschen mehr wäre schon schön gewesen, und sei es nur sneaky Stealth-Action.
James Bond 007 – Octopussy (http://www.imdb.com/title/tt0086034) /Octopussy (1983)
Weniger gut. Und das nicht bloß wegen dem bescheuerten Namen. Dabei hat es soo klasse angefangen mit einer wunderbar coolen Bond-in-Bestform Eröffnungsszene - die rein gar nichts mit dem Rest der Geschichte zu tun hat >_> Zwar geht die Reise anschließend nach Indien, aber aus dem Setting wird vergleichsweise wenig herausgeholt. Stattdessen gibts einen Frauenharem in knallig roten Spandexanzügen auf einer Insel o_O Und das Abspulen diverser obligatorischer Stereotypen. Der Deutschland-Part in Ost und West war nicht besser.
Beim Finale kam durch die ablaufende Zeit zwar ein wenig Spannung auf, aber Bond im Clownskostüm war nur schwer zu ertragen. Dieses Hin und Her kam auch nicht so gut an. Nachdem die Detonation verhindert wurde, war der Film im Prinzip vorbei, geht aber noch 10 bis 15 Minuten weiter, um den geflüchteten Unterhändler zu stellen (Bond taucht dort sogar erst später auf). Die Szene mit dem Flugzeug war richtig cool, die Stunts bestimmt gefährlich. Sah atemberaubend aus, aber nachdem einmal die Luft raus war, wirkte das irgendwie disconnected und drangehangen. Schade dass sie das nicht schon irgendwie eher unterbringen konnten. War ja nett gemeint, mal eine andere Struktur zu versuchen, aber ich fands eher störend, dass die Handlung so wirr aufgebaut wurde - es gab im Prinzip gar keinen Hauptschurken, sondern nur eine Reihe von kleineren Fischen, die für sich genommen alle nicht sonderlich beeindruckend waren.
James Bond 007 – Im Angesicht des Todes (http://www.imdb.com/title/tt0090264) /A View to a Kill (1985)
Ein junger Christopher Walken als gezüchteter Psycho-Unternehmer und das (neben Live and Let Die) vielleicht beste Titellied (A View to a Kill von Duran Duran) sprechen für den Film. Und so viel mehr leider nicht. Roger Moore ist alt geworden, und dummerweise sieht man es ihm hier mit Ende 50 sehr deutlich an. Wäre besser gekommen, wenn er die Rolle schon nach der vorherigen Mission an den Nagel gehangen hätte. Das ist aber nicht das Hauptproblem, das ich mit dem Film habe. Irgendwo hier erwähnte ich, wie wichtig exotische Schauplätze für die Reihe imho sind. A View to A Kill hatte irgendwie gar keinen, vielleicht abgesehen von den zwei Minuten am Anfang in Sibirien. Im Prinzip spielt sich die erste Hälfte des Films in Paris bzw. Frankreich ab und die zweite in San Francisco bzw. Kalifornien. Als Setting ist das nun nicht sehr ausgefallen :-/ Hätte nichts dagegen, wenn die Produzenten die Regel aufstellen würden, in der Reihe alle 20 Minuten die Location wechseln zu müssen, denn das hier wurde mir irgendwann zu einseitig und zu wenig international. Noch viel schlimmer ist aber der thematische Aspekt, der die erste Hälfte ausfüllt: Es geht die ganze Zeit um Pferde! Wenn die sich eine Weile mit Pferden beschäftigen, kein Problem. Aber fast ne Stunde? Uninteressanter ging es kaum.
Im späteren Verlauf wurde es besser, vor allem der Schlusspart mit der Mine, aber da war der Schaden schon unreparierbar geschehen. Entsprechend kamen mir auch die ganzen Actionszenen sehr gemächlich, langsam und unbeeindruckend vor. Nix dabei, was in Erinnerung bliebe (eventuell ausgenommen die Golden Gate Bridge zum Schluss). Ebensowenig irgendwelche Gadgets für 007. Manche Action erschien sogar total sinnlos. Zum Beispiel nach dem Brand und der Flucht aus dem Fahrstuhl: Bond hätte sich von der Polizei abführen lassen und die Angelegenheit offiziell klären können, seine Tarnung hatte er ja schon fallen gelassen, auch wenn ihm nicht geglaubt wurde. Stattdessen zettelt er eine Verfolgungsjagd mit der Polizei quer durch die Stadt an und verursacht dabei nicht nur zigtausende Dollar Schaden, sondern gefährdet auch das Leben zahlloser Zivilisten. Warum? Nur um etwas Zeit zu gewinnen? Um ein Fahrzeug zu haben (wobei ein Feuerwehrtruck auch wahnsinnig praktisch und unauffällig ist >_<)? Wirkte auf mich wie eine erzwungen konstruierte Szene, die kaum in die Handlung passte.
Oh, und Bond überlebt so viele von seinem Widersacher geplante Tode für ihn. Wäre wahnsinnig unterhaltsam gewesen, wenn Zorin darüber vor Wut gekocht und am Ende nur noch in Unglauben den Kopf geschüttelt hätte, dass der Agent immer wieder unerwartet auftaucht. Oder auch ein paar nette One-Liner von Bond. Stattdessen nur der übliche, lahme Kommentar vonwegen "Der ist ziemlich hartnäckig". Hmpf. Zu Gute halten kann man dem Film schon dieses typische 80s Feeling, und es gab definitiv schon schlechtere Teile (Tiefpunkt bleibt für mich Golden Gun), aber View to a Kill war meiner Meinung nach einer der "unrundesten", trotz aller Bodenständigkeit. Da fehlte das gewisse Etwas.
Bei Moonraker und For Your Eyes Only hab ich mich noch nicht entschieden, ob die auch für die Sammlung besorgt werden sollten, aber die letzteren beiden sind auf jeden Fall raus.
Trivia-Nachtrag zu For Your Eyes Only: Ha, hab ich doch richtig gesehen ^^ Da spielt tatsächlich Charles Dance als unbedeutender Henchman mit :D Hat, meine ich, nichtmal ne Sprechrolle. Müsste laut IMDb sogar sein erster Filmauftritt gewesen sein! Faszinierend.
Und der Disco-Soundtrack, der erst ulkig-gut und dann seltsam-awesome wird, stammt von Bill Conti of Rocky Fame. Kein Wunder, dass mir der Stil so bekannt vorkam.
Sag niemals nie (http://www.imdb.com/title/tt0086006) /Never Say Never Again (1983)
Kann es sein, dass der komplette Film in Pastellfarben und Umgebungen in Beige/Weiß/Grau gehalten ist? Glaube ich hab nicht ein Mal was Knalliges gesehen :-/ Ansonsten hat das Remake für mich keinen gewaltigen Unterschied ausgemacht. Fand den nicht nennenswert besser als das Original, vielleicht sogar schwächer. Klar, war moderner, extravaganter und ein bisschen sexier. Aber auch aufgeblasener, gefühlt langgezogener, möchtegern-komischer und mit ein paar sehr nervigen und/oder verschlimmbesserten Charakteren. Der neue M war furchtbar. Dazu Atkinson als Comic-Relief, really? Und Largo als Bösewicht hier geradezu ekelig, wozu auch die deutsche Synchro noch beitrug (hat sich Brandauer selbst nachsynchronisiert?) - der hat mir in der 1965-Variante mehr zugesagt trotz aller Blandness. Wusste abgesehen von den Produktionshintergründen inhaltlich bisher nicht viel über "Sag Niemals Nie" und war überrascht, wie viele bekannte Schauspieler da noch mitgemacht haben. Ansonsten gibts nicht viel zu sagen. Dieses Laser-Spiel mit den Elektroschocks war lächerlich, und der gesamte Soundtrack ziemlich lahm bis mies (kann sowas jazziges ohne Struktur nicht ausstehen). Macht schon was aus, wenn das berühmte Titelthema gar nicht zu hören ist und es darüber hinaus auch kein effektvoll animiertes Opening zur Einstimmung wie in der offiziellen Reihe gibt. Die Actionszenen für 1983 nichts Besonderes. Der Schlusspart zum Einschlafen. Soll jetzt nicht heißen, es handle sich um den schlechtesten Film aller Zeiten oder so. Funktioniert halt. Aber da gibts nichts zu sehen, was es anderswo nicht schon sehr viel besser gab. Einfach fade, ein Stück zweitklassiges 80s Actionkino. Hätte man sich im Grunde auch sparen können.
Liferipper
10.04.2016, 09:00
Wie weit willst du die Bond-Reihe eigentlich nachholen? Bis heute?
Wie weit willst du die Bond-Reihe eigentlich nachholen? Bis heute?
Naja, ich habe jetzt schon meinen persönlichen Zeitrahmen für diesen Thread damit überschritten. In die 90er wollte ich damit eigentlich nicht mehr gehen und wenn überhaupt, die Brosnan-Teile nur ganz kurz im Schnelldurchlauf erwähnen. Aber die beiden Daltons müssen schon noch sein ^^ Der Vollständigkeit halber, und weil ich die, im Gegensatz zu vielen der bisher behandelten, nichtmal irgendwann zur Hälfte, in Teilen oder Ausschnitten gesehen habe und die somit völlig neu für mich sind ^w^
James Bond 007 – Der Hauch des Todes (http://www.imdb.com/title/tt0093428) /The Living Daylights (1987)
War mal was anderes. Daltons erstes Bond Abenteuer ist (vielleicht abgesehen vom Auto-Laser) sehr viel realistischer als die Vorgänger, und auch etwas ernster. Im Grunde mehr Thriller als Actionfilm. Die Kalter Krieg Story mit Seitenwechseln und ein paar Wendungen und Wirrungen wusste zu überzeugen, da musste man als Zuschauer mal ein wenig mehr überlegen als sonst und war sich eine Weile nicht sicher, wem getraut werden konnte und wem nicht. Ich mag den Hauptdarsteller, was ich vorher gar nicht mal zu hoffen gewagt hatte. Und haha, John Rhys-Davies (aka Gimli) als russischer KGB General ^^ Der Typ taucht auch echt überall wieder auf, wo ich ihn nicht erwarte. Ach ja, und bevor ichs vergesse, die Anfangsszene mit Fallschirmsprung und Übung auf Gibraltar war cool und perfekt als Einführung für den neuen Schauspieler!
Ein paar Punkte haben mich aber sehr gestört. Dazu zählt, wieder einmal, das Bond-Girl. Kara hätte so toll und liebenswert und interessant sein können, der Hintergrund stimmte, und ich verlange gar nicht unbedingt, dass sie mit Bond auf Augenhöhe sein muss wie in "Der Spion, der mich liebte" oder so. Gerade ein "schwacher" Charakter wie sie kann zu einer spannenden Dynamik führen, erst recht wenn sie in einer Situation ist wie am Anfang des Films in der Tschechoslowakei. Aber meine Güte, die war sowas von naiv und unfähig und beeinflussbar >_>' An mehreren Stellen hat sie die Probleme im Grunde erst verursacht, ohne sie wäre alles gut gegangen. Sowas hasse ich.
Dazu die Handlungsorte. Etwas trist, wenig Abwechslung für meinen Geschmack. Afghanistan hätte im letzten Drittel eine faszinierende exotische Location sein können, aber da haben sie relativ wenig herausgeholt. Btw., immer wieder interessant, wie positiv zur Zeit der Entstehung des Films die Mudschahedin im Freiheitskampf gegen die bösen Kommunisten dort dargestellt wurden. Vergleiche dazu auch Rambo III, der nur ein Jahr später erschien. Schätze, nach dem 11. September ist sowas inzwischen undenkbar geworden, da hat die Geschichte den Film eingeholt, was ihn als Zeitdokument aber umso bedeutsamer macht.
Unterm Strich zwar leicht über den Erwartungen, aber dann doch irgendwie nur ein Bond-Film des oberen Durchschnitts, dem ein wenig der Fun-Faktor fehlte.
James Bond 007 – Lizenz zum Töten (http://www.imdb.com/title/tt0097742) /Licence to Kill (1989)
Hui. Hatte ja schon oft gehört, dass die Teile mit Timothy Dalton so dark & gritty sein sollten, und bei "Der Hauch des Todes" fragte ich mich noch, wovon alle sprachen, da ichs dort gar nicht so krass fand. Jetzt weiß ich Bescheid. Lizenz zum Töten trägt den Titel zu recht. Würde behaupten, dass das der härteste und irgendwie fieseste /grausamste Part der Reihe ist. Jetzt nicht völlig aus dem Ruder gelaufen, aber der Unterschied zu den anderen Filmen ist schon auffällig. Bond auf persönlichem Rachefeldzug, und ziemlich viele Tote oder Schwerverletzte, darunter wohlgemerkt nicht nur Schurken als Opfer :-/
Positiv fand ich, dass es ab und zu richtig spannend wurde, was auch mit dem arschigen Bösewicht zusammenhängt, dem Bond gefährlich nahe kommt. Sozusagen in der Höhle des Löwen, ohne dass der Drogenboss über ihn Bescheid weiß. Aber Bond selbst in misslich-angreifbarer Lage, da er wie gesagt nicht in offizieller Mission unterwegs ist. Das Finale mit den Trucks war auch ganz beschaulich. Pilotin Pam Bouvier (Carey Lowell) war mir sympathisch, Lupe Lamora (Talisa Soto) hingegen nicht.
Schade nur, dass es dem Film diesmal völlig an Spaß mangelte. Im Vorgänger fanden sich immer noch diverse lockere Sprüche und erheiternde Momente, aber hier nur noch down-to-earth, no-nonsense hardcore Thriller Bond. Fällt mir daher schwer, das einzuordnen. Als Gesamtwerk bestimmt ähnlich okay wie der vorherige Teil, aber thematisch irgendwie gar nicht so meins. Hinzu kommt, dass sie bei den Handlungsorten erneut nicht so weit gekommen sind - bleibt grob gesagt in Mittel- und Südamerika. Irritiert hat mich außerdem die Szene am Ende, wo sie Felix am Telefon einblenden. Warum ist der gut gelaunt und lacht auch noch? In seiner Situation würde ich mich hundsmiserabel fühlen, egal ob die Haupthandlung gut ausgegangen ist oder nicht.
Trivia-Runde: Auch hier erkennt man bei genauerem Hinsehen diverse inzwischen bekanntere Schauspieler in frühen, kleinen Nebenrollen xD Benicio del Toro als junger Henchman? Jo! Außerdem Cary-Hiroyuki Tagawa als verdeckter Ermittler. Den kennt der ein oder andere hier vielleicht noch aus Mortal Kombat oder aktuell The Man in the High Castle.
Ich weiß. Ich schrieb, die späteren Sachen wären hierfür eigentlich zu aktuell, aber weil ihr es seid, nun doch noch zumindest die vier Brosnan-Bonds, um das abzuschließen. Hatte die alle irgendwann schonmal gesehen, eventuell mit Ausnahme von GoldenEye, aus dem mir nur noch Bruchstücke bekannt waren. Aber die Auffrischung hat gut getan:
James Bond 007 – GoldenEye (http://www.imdb.com/title/tt0113189) /GoldenEye (1995)
Gutes Lied. Bösewichte nicht schlecht und persönlicher als sonst. Ein paar ganz nette Storywendungen. Auf der Kehrseite: Durchgehend lahmes und uninteressantes weil einseitiges Setting, nervig-übertriebene Henchwoman-••••••••, eher mäßiges Bondgirl und vor allem cringeworthy Early-90s-Computer-Geek-Talk und -Gehabe, was heute nur noch schwer zu ertragen ist. Unterm Strich okay würde ich sagen, aber verstehe nicht, warum der unter den Fans und Kritikern so gut ankam und immer als bester der Brosnan-Ära hervorgehoben wird. Weil der Held mit nem Panzer fahren durfte?
James Bond 007 – Der Morgen stirbt nie (http://www.imdb.com/title/tt0120347) /Tomorrow Never Dies (1997)
Uh, für mich der Tiefpunkt zumindest dieser vier. In einem Review wurde das überaus treffend mit "12 pages of script and 90 pages of storyboards" umschrieben. Story und Handlung sind hauchdünn, und das ist noch untertrieben. Wirkte nur wie eine lose Aneinanderreihung von hirnlosen Action-Setpieces, von denen ein paar in Ordnung und andere unspektakulär oder blöde waren. Inhaltlich hätte das normalerweise für kaum 40 Minuten gereicht und wurde dann maßlos aufgeblasen. Die Sache mit der Macht der Medien wäre eigentlich interessant; hätte man unendlich viel mehr rausholen können. Titelsong schwach.
James Bond 007 – Die Welt ist nicht genug (http://www.imdb.com/title/tt0143145) /The World Is Not Enough (1999)
Für mich das Highlight unter den Teilen mit Pierce Brosnan, hat mir damals schon gefallen. Toller, spannender Start, klasse Titellied, ein Plot, den man nicht schon im ersten Moment durchschaut (gelungener Twist), solides, konsequent durchgehaltenes Thema, mit dem auch bei der Action viel angestellt wurde (Öl-Pipelines spielen eine Rolle? Lassen wir Bond doch einfach drin rumfahren und ihn dabei noch eine Atombombe entschärfen xD Überhaupt merkt man hier im Gegensatz zum Vorgänger, wie die Actionszenen wirklich der Geschichte dienlich sind und wie sie den Film voran bringen!) ...außerdem sind Bonuspunkte zu verteilen für schön eingebrachte Nebencharaktere (Zukovsky!), endlich mal eine aktivere bzw. wichtigere Rolle für M, abwechslungsreiche, wenn auch nicht übermäßig exotische Orte, sowie diverse nuancierte, kleine Momente, die ich hier nicht mehr alle aufzählen möchte. Bei so viel Positivem sieht man doch gerne darüber hinweg, dass Denise Richards nicht schauspielern kann. Jedenfalls kapier ich nicht, warum The World Is Not Enough im Gegensatz zu GoldenEye so oft niedergemacht und mit Tomorrow Never Dies entweder auf eine Stufe gestellt, oder sogar darunter angesiedelt wird o_O Ich find den super unterhaltsam und rund.
James Bond 007 – Stirb an einem anderen Tag (http://www.imdb.com/title/tt0246460) /Die Another Day (2002)
Grausamer Themesong. Unkonventioneller Anfang. War übrigens der erste Bond-Teil, den ich direkt im Kino gesehen habe. Den Film finde ich besser als seinen Ruf, besonders in der ersten Hälfte. Sicherlich sind manche Handlungselemente völlig over-the-top bis hin zur Lächerlichkeit (invisible Car; der Asiate, der sich in einen schicken Briten transformiert usw.), und ein paar CGI-Effekte brutalst billig, aber selbst bei all dieser Cheesiness kann man wenigstens noch herzlich drüber lachen. Perfekt finde ich Die Another Day in Sachen Umgebungen - selten zuvor wurde so viel Abwechslung geboten, selten ist der Protagonist so weit rumgekommen (Nordkorea, Hong Kong, Kuba, England, Island). Die unzähligen Anspielungen auf die gesamte Reihe erscheinen mir amüsant, wobei ich das natürlich erst jetzt so richtig zu schätzen weiß. Außerdem ist Halle Berry als Jinx ultra-sexy und Rosamund Pike als Miranda Frost auch nicht zu verachten. Schwertkämpfe sollten öfters in Bond-Filmen vorkommen. Die Idee mit den zur Waffe gemachten Satelliten wird langsam alt. Das Finale war dann aber irgendwie auch wieder cool. Was soll ich sonst schon noch sagen, außer "Guilty Pleasure".
Und bevor ichs vergesse, da ich in dem Beitrag nicht näher drauf eingegangen bin, hier noch der Nachtrag zu Goldfinger (http://www.imdb.com/title/tt0058150) (1964): Muss Liferipper recht geben, soo toll war der jetzt nicht, oder ist einfach schlecht gealtert. Nach den total überschwänglichen Meinungen, die man überall liest, war meine Erwartungshaltung relativ hoch und wurde leider nicht erfüllt. Der Titelschurke und der Handlanger mit Hut waren gut, der Plan originell, und überhaupt die ganze erste Hälfte ein schönes, wenn auch etwas langweiliges Herantasten. Aber der Schlusspart fällt flach, die Handlung bleibt simpel und ein paar Storystränge führen irgendwie zu nix oder waren komisch undeutlich. Jill ist wenigstens noch stylish gestorben. Als auch Tilly nach so kurzer Zeit schon erhutet wird (xD), war ich mir nichtmal sicher, ob sie wirklich tot ist, weil sie den Körper mitnehmen und keine sichtbare Verletzung zeigen. Hm. Verschwendung, denn im Gegensatz zu den beiden Masterson Schwestern hat "Pussy Galore", die man mit so einem Namen echt nicht ernst nehmen kann, nur gestört. Fands dann auch irgendwie blöde, dass sie off-screen so einen Sinneswandel hat und die Armee usw. warnt. Doch Bonds Versuch mit dem Sender und der Nachricht hat gar nichts gebracht, obwohl darauf einige Zeit verwendet wurde. Wirkte wie eine Sackgasse im Plot, zumal der Hauptcharakter ewig lang bei Goldfinger eingesperrt bleibt. Neben diesen Problemen haben mich die Orte mit am meisten ernüchtert. Da gab es leider gar keine sichtbare Exotik, blieb alles seeehr westlich. Auch die Action hielt sich stark in Grenzen. Von daher begehe ich das Sakrileg und sage, dass der Film für mich letztlich nur ein durchschnittlicher bis schwacher Bond war. Dr. No und You only Live Twice mochte ich viel lieber.
Meine persönliche Favoritenliste der Reihe von Best to Worst mit den eigenen IMDb-Wertungen dahinter, die zugegebenermaßen teilweise heftig vom etablierten Meinungsbild abweicht (manche davon waren schwierig in eine Reihenfolge zu bringen und könnten demnächst noch ein paar Mal die Position wechseln):
(8) Skyfall
(8) The Spy Who Loved Me
(7) The World Is Not Enough
(7) Live and Let Die
(7) Dr. No
(7) Casino Royale
(6) You Only Live Twice
(6) Moonraker
(6) For Your Eyes Only
(6) Die Another Day
(6) The Living Daylights
(6) Spectre
(6) Quantum of Solace
(6) GoldenEye
(6) Licence to Kill
(6) On Her Majesty's Secret Service
(5) A View to a Kill
(5) Diamonds Are Forever
(5) From Russia with Love
(5) Goldfinger
(5) Thunderball
(5) Octopussy
(5) Never Say Never Again
(4) Tomorrow Never Dies
(4) The Man with the Golden Gun
Liferipper
19.04.2016, 16:57
Oh, wow, die Reihenfolge weicht so weit von meiner persönlichen ab, dass ich nur zu dem Schluss kommen kann, dass wir beim Schauen auf völlig unterschiedliche Dinge wert gelegt haben :D.
Aber auf alle Fälle interessant, wenn jemand sich mal die ganze reihe "antut" und tatsächlich zu jedem Film seine Pros und Contras aufschreibt :A.
Zurück zu den Western ^^
Die Rechnung wird mit Blei bezahlt (http://www.imdb.com/title/tt0064208) (aka Von Mann zu Mann) /Da uomo a uomo (1966)
Klassischer Rache-Italowestern. Hat mir recht gut gefallen, auch wenn keine Begeisterungsstürme entfacht wurden. Die Story ist schnell erzählt: Junge namens Bill von ner Farm muss mit ansehen, wie Vater, Mutter und Schwester von einer Banditenbande grausam ermordet werden, die beiden letzteren vorher noch geschändet. Der Junge überlebt als einziger, übt mit dem Revolver umzugehen und möchte als Erwachsener die Banditen ausfindig machen und zur Strecke bringen. Gleichzeitig wird ein älteres, ehemaliges Mitglied der Bande namens Ryan (wie gewohnt toll gespielt vom legendären Lee Van Cleef), der von dieser verraten wurde und die letzten 15 Jahre in Gefangenschaft verbrachte, aus der Haft entlassen und hat so ziemlich das gleiche Ziel wie der junge Mann. Die beiden konkurrieren sozusagen darum, Vergeltung zu üben, halten sich zum Teil gegenseitig auf aber helfen sich letztenendes auch.
Die Handlung ist easy to follow und sehr vorhersehbar - die paar "Überraschungen", die einem geboten werden (Natürlich war Ryan derjenige, der damals dafür sorgte, dass Bill überlebte), durchschaut man sofort. War aber trotzdem froh, dass das überhaupt vorhanden war, um der Geschichte ein wenig Profil zu geben. Das Finale war ziemlich cool. Generell freut man sich im Laufe des Films, je mehr Schurken aus der Gang das Zeitliche segnen *g* Je mehr ich über den Streifen nachdenke, desto besser fand ich ihn. Die Musik ist von Morricone himself, das Titelthema (https://www.youtube.com/watch?v=Ff-kQ-UmflA) (wartet den Gesang ab) hat Tarantino übrigens für Kill Bill geklaut entliehen -_^
Der deutsche Name ist imho am besten. Sehr schade, dass sie den Film für spätere Veröffentlichungen in "Von Mann zu Mann" umbenannt haben, was zwar dem italienischen Original entspricht, aber dann doch irgendwie sehr generisch und lahm klingt, weil auch sonstwas gemeint sein könnte (Thriller? Drama? Komödie?). Bei dem zynischen "Die Rechnung wird mit Blei bezahlt" weiß man direkt, worauf man sich einlässt, und das hört sich einfach awesome an! Eher unpassend erscheint mir der englische Titel "Death Rides a Horse" :-/ Eine BD-Heimvideo-Fassung existiert zwar, sogar auch in Schland, aber ist leider extrem selten und teuer. Sorry, aber knapp 50 Euro sind mir dann doch deutlich zu viel für einen einzelnen Film.
Die gefürchteten Vier (http://www.imdb.com/title/tt0060862) /The Professionals (1966)
Hmm, nee. Immer wieder versuche ich es mit "normalen" US-Genrevertretern, und immer wieder werde ich enttäuscht. Diesem Film muss man zugute halten, dass er wenigstens moralisch ambivalent bleibt, also kein so klares Bild von Gut und Böse zeichnet, und darüber hinaus mit einigen beeindruckenden Landschaftsaufnahmen glänzt. Die Geschichte um eine Handvoll Außenseiter, die von einem reichen Texaner beauftragt werden, seine entführte Frau aus Mexiko zu retten, hat schon ein paar Abenteuer-Vibes und gestaltet sich im späteren Verlauf bestimmt nicht so, wie man das erwartet hätte. Aber irgendwie zieht sich das zum Teil leider wie Kaugummi. Hab bestimmt nichts gegen Dialoge, speziell wenn sie intelligent sind, aber hier stimmt das Verhältnis zwischen Gelaber während Herumsitzen und Action einfach nicht. Diverse Szenen sind zu lang, ohne dass es dem Film was bringt. Halbe Stunde rauskürzen kann man und hat am Ende ein besseres Werk. Kurzum - trotz einiger Qualitäten, die Die gefürchteten Vier immer noch meilenweit über das schwache und niedrige Niveau eines jeden John Wayne Schnarchers hebt, hab ich mich stellenweise gelangweilt und in der zweiten Hälfte ein paar Mal vorgespult. Das Ende hat was, aber wäre viel wirkungsvoller gewesen, wenn sie bis dahin nicht so lange gebraucht hätten.
Hängt ihn höher (http://www.imdb.com/title/tt0061747) /Hang 'Em High (1968)
Ähnlich gut-wenn-auch-nicht-überragend wie der erste Film in diesem Beitrag. Diesmal aber wieder mit Clint Eastwood :3 Ist eine amerikanische Produktion, erinnert zumindest in einigen Sequenzen aber eher an Spaghetti. Der Anfang ist epic und düster. Unschuldiger Typ wird fälschlicherweise als Viehdieb und Mörder gelyncht, aber überlebt. Seine Unschuld wird bestätigt und er übernimmt den Posten des Marshals, zumal er früher schonmal Hilfssheriff gewesen ist. Bei der Gelegenheit möchte er dann auch gleich seine ganz persönliche Rechnung begleichen.
Richtig gut gelungen finde ich hierbei die kritische Auseinandersetzung mit Gesetz und Rechtstaatlichkeit. Protagonist Cooper ist hin und hergerissen zwischen Wunsch nach Rache und Treue gegenüber Recht und Ordnung bzw. seinem neuen Job. Aber auch das ist nunmal nicht unfehlbar, speziell wenn Personalmangel für ein riesiges Gebiet herrscht und der Richter nicht immer die richtigen Entscheidungen trifft. Da wird ein ganz schön kaputtes, ernüchterndes Bild gezeichnet. So werden auch zwei Jungen hingerichtet, die zwar an einem Viehdiebstahl beteiligt waren, aber eben nicht an den damit verbundenen Morden. Cooper versucht das zu verhindern, aber wird ignoriert. Eine einprägsame Szene zeigt das Spektakel, das aus den kollektiven Hinrichtungen per Strang gemacht wurde, inklusive Erfrischungsgetränke und Snacks für die Schaulustigen und Kinder (das entspricht übrigens den historisch verbürgten Tatsachen).
Etwas unbefriedigend, um nicht zu sagen enttäuschend, erschien mir das Finale. Der Protagonist erledigt zwar die wichtigsten Beteiligten des Lynch-Mobs, die auch zwischenzeitlich nochmal versuchten, ihn umzubringen. Dabei handelt es sich aber nur um eine Nacht-und-Nebel-Aktion und einer der wichtigsten Schuldigen hat bereits Selbstmord begangen. Hätte es an dieser Stelle einen richtig großen Einer-gegen-Alle-Shootout gegeben, hätte das viel mehr Eindruck hinterlassen. Viel relevanter ist allerdings, dass am Ende immer noch zwei der Täter auf freiem Fuß sind und Cooper die entsprechenden Haftbefehle bekommt bzw. dem nachgehen möchte. Es wirkt fast wie das Setup (was es nicht wirklich war) für ein Sequel, das niemals produziert wurde. Still unfinished business left :-/ Pluspunkte kriegt "Hängt ihn höher" indes für den Soundtrack von Dominic Frontiere, dessen abenteuerliches Leitmotiv (https://www.youtube.com/watch?v=GN52vq7xmas) über jeden Zweifel erhaben ist und so etwas wie die Essenz des Genres rüberbringt, was mir immer wieder Gänsehaut beschert ^^
Deutsche BD wurde anscheinend irgendwann mal angekündigt, aber nie veröffentlicht >_< Ist auf Amazon sogar noch immer mit Packshot gelistet.
Oh, wow, die Reihenfolge weicht so weit von meiner persönlichen ab, dass ich nur zu dem Schluss kommen kann, dass wir beim Schauen auf völlig unterschiedliche Dinge wert gelegt haben .
Aber auf alle Fälle interessant, wenn jemand sich mal die ganze reihe "antut" und tatsächlich zu jedem Film seine Pros und Contras aufschreibt .
Danke! Hehe, jo. Ich weiß ja, dass du die Daniel Craig Teile nicht magst. Wobei ich die ausgefalleneren, more pulpy Einträge der Reihe auch sehr gerne hab und denke, davon könnten sie in Zukunft ruhig mal wieder etwas mehr einbringen (Schurken mit Größenwahn und verrückten Hauptquartieren, mehr Gadgets für Bond, mehr lockere Sprüche usw.). Und bin mir wie gesagt bewusst darüber, dass das Obenstehende auch nicht unbedingt dem Bild der meisten Fans entspricht, die zum Beispiel Quantum of Solace und Die Another Day gaaanz weit unten einsortieren würden und Goldfinger und GoldenEye ganz weit oben.
Leichen pflastern seinen Weg (http://www.imdb.com/title/tt0063032) /Il grande silenzio (1968)
Uh-oh. Was für ein fieser, zynischer Western. Irgendwie gut, schon. Das Setting im Schnee in den Bergen ist so schön untypisch für das Genre, und zusammen mit der Musik, wieder einmal von Morricone, wird hier eine faszinierend dichte Atmosphäre erzeugt. Die Charaktere zwar vor allem bekannte Archetypen, aber doch mit eigenen Stärken und in drastischer Darstellung. Nur ist die Story letztenendes geradezu deprimierend. Das meine ich nicht unbedingt kritisch. Das Ende ist wie ein Schlag ins Gesicht, aber ohne wäre der Film nicht halb so wirkungsvoll und würde nur noch sehr standardmäßig sein. Bloß kommt das nicht so sehr dem nahe, was ich eigentlich an Unterhaltung und Spaß und Abenteuer suche. Wäre auch kein Film, den ich mir nochmal reinziehen würde.
Ab einem gewissen Zeitpunkt im letzten Viertel konnte man sich ja denken, dass das nicht optimal und happy ausgehen und dass der stumme Held wohl draufgehen würde. Darauf war ich emotional vorbereitet, spätestens seit seine Schuss-Hand flambiert worden ist. Aber dass er stirbt, die weibliche Hauptrolle und Love Interest stirbt, der Sheriff stirbt, die ganzen zusammengerotteten, armen und hungernden Geiseln wegen des Kopfgeldes sterben und der ekelhaft arschige Bösewicht auf ganzer Linie triumphiert, woah, das war krass. Ein waschechtes, hartes Bad Ending. Sieht man heutzutage nur noch super selten. Das Publikum bekommt nichtmal die Genugtuung, dass dem von Klaus Kinski gespielten Mistkerl Loco irgendetwas heimgezahlt wurde (Hätte ja auch wenigstens angeschossen werden können).
Sonst keine Western-Fans hier unterwegs? Irgendwelche Meinungen oder Empfehlungen? Ein paar Filme aus dem Bereich hätte ich noch auf der Liste. Hab vor ein oder zwei Jahren auch mal den Original-Django gesehen und fand den nicht übel. Alleine schon das Gimmick mit dem Sarg (und dessen Inhalt), den er ständig hinter sich herzieht, erhebt den instantly zum Kult-Status ^^ Die meisten Sachen, auf die später der Name Django als Teil des Titels geklatscht wurde, scheinen den Bewertungen nach zu urteilen allerdings nicht mehr so viel zu taugen. Ähnliches liest man über die Sabata-Fortsetzungen.
Ein Fressen für die Geier (http://www.imdb.com/title/tt0065134) /Two Mules for Sister Sara (1970)
Shirley MacLaine war ja mal jung :eek: Ähem, Film war ganz nett, aber nichts, was vom Hocker haut. Eastwood spielt den typischen Eastwood als wortkarger Sprengstoff-Gringo, der zufällig auf die Nonne Sara trifft. Dass sie keine echte Nonne ist, kapiert der Zuschauer praktisch sofort, nur im Film sonst irgendwie niemand. Gemeinsam gehts für Mexiko gegen ein paar Franzosen. Als Genre wird neben Adventure, War und Western auch Comedy gelistet, aber davon merkt man nicht allzu viel. Ergibt sich aus der kuriosen Situation, wie die beiden zuvor genannten Charaktere aufeinander reagieren und zu einem ungleichen Duo werden. Das ist des öfteren mal zum Schmunzeln, aber einen echten Lacher gibt es die gesamte Laufzeit über nicht (worüber ich im Grunde eher glücklich war). Blöd ist, dass die Handlung ein paar mal auffällige Sprünge macht (Protagonist Hogan soll zum Beispiel nach Texas reiten um Dynamit zu besorgen; in der nächsten Szene hat er es plötzlich schon). Soundtrack (https://www.youtube.com/watch?v=oE4MW2HNluw) wieder von Morricone - nicht schlecht, aber zählt leider nicht zu seinen besten. Bin froh, Ein Fressen für die Geier zumindest mal gesehen zu haben.
http://s31.postimg.org/qhib4c6kb/Fressen_f_r_die_Geier.jpg
Sabata (http://www.imdb.com/title/tt0064916) /Ehi amico... c'è Sabata. Hai chiuso! (1969)
Geht so. Lee Van Cleef ist immer charismatisch unterhaltsam, diesmal war mir die Darstellung seiner Figur aber irgendwie zu überlegen für meinen Geschmack. Hab kein Problem damit, wenn der Protagonist alle Fäden in der Hand hält und die Leute gegeneinander ausspielt, aber das sollte niemals so weit gehen, dass man das Gefühl bekommt, er sei nie wirklich in Gefahr. Die ausgefallenen Sidekicks für den Helden waren mal was anderes, ebenso der Rivale Banjo. Diese gaben dem Film aber auch einen Anflug von Albernheit und Comedy. So richtig ernst schien sich die Geschichte nicht immer zu nehmen, und manche Abschnitte der Handlung plätscherten zu sehr vor sich hin.
Ich finds kurios, wie sehr Sabata deshalb von meiner Erwartungshaltung abwich. Verglichen mit dem, was ich hier sonst schon so an Italowestern behandelt habe, war das hier noch relativ familienfreundlich und ulkig. Hatte mir was erhofft, das ein bisschen edgier ist. Der Film versuchte sich imho tonal an etwas Ähnlichem wie vier Jahre später der deutlich bessere "Mein Name ist Nobody". Letzterer funktionierte auch deshalb so gut, weil die Hauptfigur das Geschehen mit seinen flotten Sprüchen untermalte und die Interaktion zwischen ihr und anderen so viel Spaß machte. Das Paradoxe bei Sabata ist nun, dass zwar vergleichbar augenzwinkernd verfahren wird, aber der Titelheld im Gegensatz zu Nobody ein ziemlich stiller und geradliniger Typ ist. Naja.
Musik war nicht der Rede wert. Bonuspunkte gibts aber für die schönen technischen Spielsachen bzw. getarnten Waffen. Pistole in Tasche mit Zugband eingebaut, Mini-Revolver in Schaft von Revolver (ich bezweifle, dass so etwas damals in der Größe machbar war, aber egal weil abgefahren), Kombination aus Gewehr und Banjo...
Chinatown (http://www.imdb.com/title/tt0071315) (1974)
Nein, meinen 74er Film habe ich hiermit nicht gefunden. Ist normal nicht so mein Genre, aber dachte ich versuch es mal, und tatsächlich zog mich die Story von Chinatown anfangs in ihren Bann. Wie der junge Privatdetektiv (Jack Nicholson) immer tiefer in das Gewirr aus Lügen und Vertuschung gerät und dabei diverse Geheimnisse aufdeckt. Aber diese Begeisterung ließ etwa ab der Hälfte nach und das Ende empfand ich als höchst unbefriedigend, weil da irgendwie der Pay-off und ein richtiger Schluss fehlte. Dachte außerdem, die Handlung würde noch ein paar mehr Überraschungen bereit halten, aber die Inzest-Sache war dann im Grunde schon der große Haken. Sehr schade. An sich mag ich im Grunde viele Elemente aus dem Film Noir /Neo-Noir Stil bzw. solche rauchigen Detektivgeschichten, aber Chinatown erschien mir nicht so richtig rund. Jemand sollte diese Tropes und Themen auch heute öfters mal wieder mit ein bisschen gut platzierter Action und gerne auch genreübergreifend mit Science Fiction Kram verbinden, ist bis jetzt fast immer nur Gutes bei rumgekommen.
Der Gehetzte der Sierra Madre (http://www.imdb.com/title/tt0063501) /La resa dei conti (1966)
Soll einer der besten Non-Leone-Spaghettiwestern sein. Hat mir auch gefallen. Lee Van Cleef spielt eine Art Kopfgeldjäger mit politischen Ambitionen, der hinter einem Mexikaner und angeblichen Vergewaltiger und Kindsmörder her ist. Im Zuge der Jagd mit ihren Höhen und Tiefen - der Gesuchte kann immer wieder entwischen - kommen dem unerbittlichen Verfolger langsam Bedenken. Alles gipfelt in einem recht ansehnlich stylishen Showdown am Ende (vgl. Bedeutung Originaltitel sowie englische Version) vor natürlich-steiniger Kulisse, der ganz anders läuft, als man anfangs noch gedacht hätte. Musik von Meister Morricone, need I say more?
Der Tod ritt dienstags (http://www.imdb.com/title/tt0061709) /I giorni dell'ira (1967)
Was für ein blöder Titel, der nichts mit dem Film zu tun hat. Da finde ich den englischen Namen "Day of Anger", im Großen und Ganzen die korrekte Übersetzung des Originaltitels, viel passender. Die Geschichte wie gewohnt eher einfach gestrickt, aber nicht ohne Reiz. Alternder Revolverheld, den ich jetzt der Einfachheit halber mal Lee Van Cleef nenne, kommt in eine Stadt und nimmt einen jungen, mittellosen Mann unter seine Fittiche, der von den fiesen Stadtbewohnern immer nur schikaniert worden ist. Letzterer eifert seinem Vorbild nach, begleitet ihn und nimmt einige wertvolle Lektionen mit. Durch einige Wendungen kehrt der Revolverheld in den Ort zurück und gewinnt dort an Macht. Doch so langsam scheint der Schüler den Meister zu überflügeln...
Film war gut. Am Anfang war ich noch nicht so überzeugt, aber im Laufe der Zeit wirds immer interessanter und spannender. Gerade das Zusammenspiel der beiden Hauptfiguren macht den Kern des Films und der Erzählung aus. Der junge Mann macht in der Laufzeit von nur anderthalb Stunden eine nennenswerte Entwicklung durch und wir als Publikum hinterfragen mehr als einmal die Motive der Charaktere. Der von Lee Van Cleef gespielte Kerl zum Beispiel wirkt anfangs total sympathisch, weil er den Jungen in Schutz nimmt, aber nach und nach, vor allem wenn die Bürger auf letzteren einreden, er solle gegen seinen Mentor vorgehen, kommen einem Zweifel.
Der Soundtrack ist auch nicht übel, obwohl Morricone ausnahmsweise mal nicht seine fähigen Finger im Spiel hatte :P Hier noch der old-school Trailer (https://www.youtube.com/watch?v=_MGf-Mg_7r0), falls es jemanden interessiert.
Keoma (http://www.imdb.com/title/tt0074740) aka "Keoma - Melodie des Sterbens", "Keoma - Melodie des Todes", "Keoma - Ein Mann wie ein Tornado" oder "Django rides again" (1976)
Okay, ich bin offiziell beeindruckt. Einer der letzten, späten Italowestern und mit Franco Nero (der Original-Django) in der Hauptrolle. Aber meine Güte, der Film ist der Inbegriff von experimentell und innovativ, wenigstens auf dieses Genre bezogen, und technisch, handwerklich und erzählerisch höchst ungewöhnlich, interessant und in manchen Aspekten überdurchschnittlich gut. Meine jetzt gar nicht so sehr die Geschichte an sich, die ist eher simpel: Zotteliges Halbblut Keoma, einst einziger Überlebender eines Massakers und von einem Weißen adoptiert, kommt aus dem Bürgerkrieg zurück und findet seine Heimatstadt von einem einflussreichen Gauner terrorisiert und von einer Pockenepidemie heimgesucht wieder. Außerdem sind da noch seine drei "Brüder", die ihn abgrundtief wegen Daddy-Issues hassen. Keoma hilft einer hochschwangeren Frau und räumt im Ort auf, klappt aber nicht alles so optimal.
Was diesen Film aber aus der Masse heraushebt ist das Wie, die Art der Umsetzung. Da werden so viele Ideen eingesetzt und kombiniert, wie man es sonst nie erlebt hat. Zumindest fällt mir kein vergleichbarer Film ein. Zunächst einmal: Rückblenden zur Kindheit der Hauptfigur, die ohne Cut (!) fließend mit dem eigentlichen Geschehen verbunden sind (in einer Szene beobachtet Keoma sein jüngeres Ich). Echt cool gemacht, manchmal einfach mit einem Kameraschwenk. Überhaupt tolle Kamerafahrten, die man in der Form nicht so häufig sieht. Dann Zeitlupe abwechselnd mit normal laufenden Szenen bei den Actionsequenzen bzw. Todeseinstellungen.
Dann ausgefallene Perspektiven: am Schießstand beobachten wir Keoma und Vater von der Rückseite der Zielscheibe, erst durch die Treffer und Einschusslöcher wird die Sicht für den Zuschauer frei. Oder wenn der Protagonist die vier Fieslinge, die er gleich niederballern wird, mit den Fingern verdeckt und dann runterzählt. Außerdem die Bildkomposition. Standardmäßig werden wichtige Elemente ja in die Bildmitte gesetzt, Regisseur Enzo G. Castellari verfrachtet sie in vielen Einstellungen an die Ränder. Der Look hat darüber hinaus etwas Postapokalyptisches an sich und in der Stadt weht ständig ein staubiger Wind oder es stürmt.
Erzählerisch ist das auch alles andere als normal. Eine alte Frau, die einen Handkarren mit Kram zieht, taucht immer wieder als personifizierter Tod und eben als Keomas Begleitung auf, unterhält sich auch kurz mit ihm. Man kann nicht genau sagen, ob sie nur seine Einbildung ist oder auch von anderen wahrgenommen wird, aber das alleine ist schon eine geniale Idee. Ferner ist da noch der Soundtrack, der fast komplett aus Gesang besteht, so richtig mit Lyrics. Die Texte besingen, meistens mit melancholisch-klagender Frauenstimme, begleitet von Akustikgitarre, mehr oder weniger das aktuelle Filmgeschehen. Eigentlich nicht unbedingt mein Geschmack, aber ich weiß es zu schätzen für den Beitrag zur Stimmung.
Die ganze Atmosphäre hat durch die oben erwähnten Dinge was von tragischem Traum und mystischer Vision. Aber egal was man vom eigentlichen Inhalt denken mag (da gab es schon weitaus Besseres), filmisch und narrativ ist das ein Meisterwerk und sollte auf entsprechenden Schulen analysiert und auseinandergenommen werden. Wird es vermutlich auch, aber ich finde es seltsam, dass man kaum etwas von Keoma hört. Die Kritiken waren/sind zwar positiv, aber nicht unbedingt enthusiastisch. So nach dem Motto "Gut gemachter, später Italowestern". Imho verdient das Teil mehr Aufmerksamkeit und Anerkennung als das. In Deutschland gibt es nichtmal eine Blu-ray, da müsste man schon zum Spanien-Import greifen. Dadurch, dass der Film damals für die hiesigen Märkte brutalst zusammengekürzt wurde, gibt es in der ungeschnittenen Version viele Szenen, für die keine deutsche Synchronisation vorliegt, sodass der Ton auf der DVD zwischendurch immer mal wieder kurz ins Englische wechselt. Ist als Notlösung aber okay so.
Also falls sich wer für das Medium Film an sich interessiert und Keoma noch nicht kennt, dem möchte ich dringend ans Herz legen, da mal reinzuschauen.
Der Schatz der Sierra Madre (http://www.imdb.com/title/tt0040897) /The Treasure of the Sierra Madre (1948)
Abenteuerfilm über drei abgebrannte Amis, zwei junge und ein erfahrener alter, die 1925 in Mexiko nach Gold graben wollen. Gilt als Abenteuer-Genreklassiker, aber wie so oft erhoffte ich mir mehr davon. Der Anfang war etwas lahm, dauerte lange bis die wirklich mal loslegen. Das Setting später dank Originalschauplätzen in der Wildnis sehr schön, nur schade dass der Film nicht in Farbe war (was zu der Zeit durchaus machbar gewesen wäre). Aber die Handlung, die Charaktere... Ich weiß auch nicht. Fand ich sehr unbefriedigend. Hatte mehr von Drama als von Abenteuer, denn eine der drei Hauptfiguren, im Grunde DIE Hauptfigur da von Humphrey Bogart gespielt, verfällt dem Goldrausch und wird wahnsinnig. Verfolgungswahn, Gier, Misstrauen, das volle Programm. Damals war der Trope sicher noch nicht so ausgelutscht, aber najo, kennt man inzwischen halt schon tausendfach. Wenn sich sowieso fast alles nur um diese drei dreht, dann fänd ich die wenigstens gerne sympathisch und interessant. War aber nicht der Fall, eventuell abgesehen von Curtin (Tim Holt). Immerhin: Ein Texaner, der ihnen auf die Schliche kommt und mitmischen will, sowie eine gefährliche Banditenbande potenzieren die Probleme für die Protagonisten. Letztenendes fehlte mir auch eine weibliche Rolle - in dem Film gibt es (abseits von ein paar Statisten) gar keine Frauen.
Ich hasse es, wenn man am Ende von solchen Geschichten das Gefühl hat, dass alles umsonst gewesen ist. Versteht mich nicht falsch. Brauche kein klischeehaftes Happy Ending. Aber der Schatz komplett futsch, Goldsand in alle Winde verstreut und der Hauptcharakter beiläufig im letzten Viertel von den Banditen geköpft (!), das ist irgendwie so negativ und zynisch.
Il mercenario (http://www.imdb.com/title/tt0063293) (1968)
Typischer Zapata Western. Franko Nero spielt einen manipulativen polnischen Söldner, der bei mexikanischen Revolutionstruppen mitmischt. War ganz okay. Vor allem das Hin und Her zwischen den beiden Helden war sehens- und der Soundtrack von Morricone hörenswert (besonders dieses berühmte Stück (https://www.youtube.com/watch?v=hFJMNo8r8Xo), erst recht ab 2:00, das Tarantino mal wieder auch für seine Filme entwendet hat). Jedoch gibts einen ähnlichen Knackpunkt wie bei dem obenstehenden Film. Zwar ist der Revolutionsführer Paco Roman (Tony Musante) unterhaltsam und locker, aber die Titelfigur kommt dagegen zum Teil rüber wie ein geldgieriger und total überheblicher Mistkerl (imho nicht auf die angenehme Art, wie bei so vielen anderen Western-Antihelden). Fands in dem Zusammenhang auch seltsam, wie lange sich Paco vom Söldner herumkommandieren lässt, letzterer hatte immer die Zügel in der Hand. Darüber hinaus kann der Kunstgriff mit der Erzählung in Rückblende, die im letzten Drittel des Films eingeholt wird, nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Handlung enorm schlicht aufgebaut ist und kaum irgendwelche spannenden Wendungen und Überraschungen bietet. Kann man sich angucken, muss man aber nicht.
Sacramento (http://www.imdb.com/title/tt0056412) /Ride the High Country (1962)
Langeweile pur. Die Landschaften und das Mädel waren ganz nett. Ansonsten passiert dort erstaunlich wenig von Belang in erschreckend gemächlichem Tempo. Für mich bleibt es dabei: Die einzigen, die richtig vernünftige Western machen können /konnten, sind Italiener und Clint Eastwood.
Außerdem hab ich noch Tombstone (http://www.imdb.com/title/tt0108358) (1993) sowie Silverado (http://www.imdb.com/title/tt0090022) (1985) gesehen, auch wenn die zeitlich ein bisschen zu jung für diesen Thread sind, weshalb ich mich damit nicht allzu umfassend aufhalten möchte. Waren beide recht sehenswert, kann aber gar nicht sagen, welchen ich besser fand, weil sie inhaltlich und stilistisch doch ziemlich verschieden sind. Kurioserweise schien mir der aus den 80ern mehr ein 90er Film zu sein, und der aus den 90ern mehr ein Werk der 80er. Keine Ahnung woran das lag. In beiden spielen viele Darsteller mit, mit denen ich mehr oder weniger aufgewachsen bin (Kurt Russell, Val Kilmer, Sam Elliott, Michael Biehn uvm. in Tombstone; Kevin Kline, Kevin Costner, Danny Glover, Jeff Goldblum uvm. in Silverado), einige davon nach wie vor aktiv. Beide besitzen einen durchaus guten, von Bruce Broughton komponierten Soundtrack.
Tombstone hatte das Problem eines viel zu langen Drehbuchs, das massiv gekürzt werden musste, was man im fertigen Film leider sieht, bei dem das letzte Drittel fast so wirkt, als hätte jemand auf die Vorspultaste gedrückt (quasi wie eine Zusammenfassung mit Lücken). Überhaupt massig Charaktere, die auftauchen aber kaum eine Rolle spielen oder mal ausgebaut werden. Auch war man bei der Gestaltung der Handlung natürlich nicht so frei, da die Geschichte auf historischen Ereignissen beruht (Namen wie Wyatt Earp oder Doc Holliday hat manch einer selbst hierzulande bestimmt schonmal gehört). Gab vielleicht dadurch bedingt schon ein paar Durststrecken, die ich nur wenig interessant fand. Andererseits gibt es da diese Epic Scene of Awesome Kick-Assery (https://www.youtube.com/watch?v=-GREE8GdRrc), die alleine für viele Schwächen entschuldigt :A NOOO. NO... NO. Und dann der Dialog am Ende davon, der auch auf deutsch sehr cool kommt (Verbündeter: "Wenn das meine Brüder gewesen wären, würde ich mich auch rächen wollen." Doc: "Oh, täusche dich nicht. Es geht ihm nicht um Rache. Das ist das Jüngste Gericht!" :D). Sind noch viele weitere schöne One-Liner drin.
Hauptmakel bei Silverado ist der schwache Fokus, besonders zu Beginn. Die relativ einfache Geschichte, die der Film eigentlich erzählen möchte, wird unnötig kompliziert rübergebracht. Hinzu kommt, dass Regisseur und Drehbuchautor Kasdan (Star Wars Episode V, VI, VII, Indiana Jones) zwar mit wunderbar eingängigen Motiven und Situationen bzw. Klischees das Western-Genre wiederzubeleben versucht, aber letztenendes gar nichts Neues auf den Tisch bringt. Hat man alles schon oft anderswo gesehen, und in vielen Fällen auch besser. Trotzdem war dies ein runderer Film insgesamt, und ich mochte die weitgehend sympathischen Hauptfiguren (abgesehen von Jake, gespielt von Costner, weil zu kindisch-albern, aber der war zumindest tolerierbar).
Wenn ihr welche der hier behandelten Titel kennen solltet, scheut euch nicht, darüber zu schreiben - mich interessieren eure Eindrücke und ich tausche mich darüber gerne aus :)
Des Königs Admiral (http://www.imdb.com/title/tt0043379) /Captain Horatio Hornblower R.N. (1951)
Es war soo wundervoll! Genau das, was ich ständig suche und kaum finde. Der Film stand schon länger auf der Liste, aber hatte bisher nie die Gelegenheit, den zu gucken. Basiert auf einer elfteiligen Abenteuer-Buchreihe, die den Aufstieg und das Leben eines Mannes in der britischen Marine zur Zeit der Napoleonischen Kriege behandelt, vom jungen Kadett zum angesehenen Seeman und Kapitän bis hin zu Commodore und Konteradmiral. Der Film deckt mehr oder weniger die Story der Bände 6 bis 8 ab, habe ich gelesen. In den 2000ern erschien eine Fernsehfilm-Reihe (mit dem Mr. Fantastic Schauspieler aus den beiden ersten Fantastic Four Filmen in der Titelrolle), die mit diversen Abweichungen die Bücher 1 bis 3 zum Inhalt hat (wenn ich mich nicht irre) und auch recht beliebt ist. Zumindest nach chronologischer Reihenfolge. Um letztere soll es hier nicht gehen, wobei ich die vielleicht auch noch irgendwann gucke, weil ich grade angefixt bin.
Hornblower ist im Prinzip wie ein Piratenfilm ohne Piraten. Erinnert an "Master & Commander", nur mit einem viel sympathischeren Protagonisten (gespielt von Gregory Peck) und epischeren Seeschlachten (*_*) Die Handlung wirkt etwas episodisch, womit ich aber kein Problem habe. Anfangs hat Horatio eine geheime Mission in Mittelamerika, soll die Rebellion gegen die Spanier unterstützen. Für einen irren Diktator kapert er ein riesiges Schiff und übergibt es ihm, nur um wenig später zu erfahren, dass Spanien und England Frieden geschlossen haben und nun Verbündete sind - also muss das kürzlich aus der Hand gegebene und überlegene Kriegsschiff nun gejagt und eigenhändig zerstört werden. Das ist eine sehr realistische Wendung, die nicht oft in Filmen auftaucht, so sehr wie wir an Hollywoods Handlungsstrukturen gewöhnt sind - es kam häufig vor, dass Kriegsparteien in Übersee /auf anderen Kontinenten noch kämpften (und dabei zig Leute gestorben sind und Ressourcen verbraucht wurden), nur weil sie die Nachrichten der Beschlüsse aus der Heimat nicht schnell genug erreichten. Bei der Gelegenheit wird auch gleich die hübsche Aristokratin Lady Barbara (Virginia Mayo) an Bord gebracht, die den sonst so gefassten Kapitän aus dem Konzept bringt und ihm den Kopf verdreht. Zurück in Europa geht es dann direkt gegen die französische Flotte, und Hornblower muss mit einiger Cleverness aus der Gefangenschaft fliehen.
Die Geschichte kommt mehr wie ein Abschnitt im Leben des Helden rüber. Man bekommt ein Gefühl dafür, dass da schon vorher was gelaufen ist und anschließend noch einige Abenteuer zu bestehen wären. Ist jetzt kein Cliffhanger Ending oder so, den Schluss fand ich sehr befriedigend, was bei den Filmen aus dieser Zeit mit ihren häufig minimalistisch kurzen Enden nicht selbstverständlich ist. Aber trotzdem schade, dass sie daraus nicht schon hier eine Reihe aufgebaut haben, denn dafür wäre es perfekt geeignet gewesen. Auch jetzt noch würde ich für sowas sofort ins Kino rennen. Die Hauptperson ist dabei zwar erfahren und wird meist als toll und überlegen charakterisiert, aber auch als menschlich. Hat dadurch eine besondere Wirkung, wenn die Schale aus nautischem Rang-Gehabe aufbricht und ein paar Unsicherheiten zum Vorschein kommen. Wundert mich nicht, dass Horatio Hornblower für Gene Roddenberry eine starke Inspiration gewesen ist, insbesondere als er die Star Trek Charaktere Captain Krik und Jean Luc Picard schuf. Auch für Nicholas Meyer waren die Geschichten und der Seefahrt-Stil ein gestalterischer Wegweiser (der uns ein paar der besten Filme jener Franchise beschert hat). Sogar die ersten paar Noten der Titelfanfare klingen gleich xD
Nee, ehrlich. War ich begeistert von. Und wie so oft eine Schande, dass der Film keine Restauration in HD erfahren hat und folglich nicht auf Blu-ray erhältlich ist :-/ Der deutsche Titel ist übrigens mal wieder bescheuert - in der Story ist Hornblower gar kein Admiral, und andere Charaktere, auf die das eventuell zutreffen würde, spielen darin keine wesentliche Rolle, sodass es sich wohl kaum auf diese bezieht.
Hier noch der Original-Trailer:
https://www.youtube.com/watch?v=Qtqwbcmf8TM
Ivanhoe - Der schwarze Ritter (http://www.imdb.com/title/tt0044760) /Ivanhoe (1952)
Not bad. Entsprechend der Epoche der Filmgeschichte natürlich mit knallbuntem Technicolor-Overkill, aber das trägt zum Charme bei. Titelheld Ivanhoe (Robert Taylor) entdeckt, dass König Löwenherz nach der Rückkehr von den Kreuzzügen in Österreich gefangengehalten wird, aber der fiese Prinz John (Guy Rolfe), der in England regiert, wo Normannen und Angelsachsen aufeinander losgehen, das Lösegeld nicht bezahlen will. Mit Hilfe von einem gewissen Locksley (-_^) und einem einflussreichen, alten Juden namens Isaac samt hübscher Tochter Rebecca (Elizabeth Taylor) mit Begabung zur Heilerin will Ivanhoe die Kohle auftreiben, auch indem er an einem Turnier teilnimmt, und nebenbei noch ein paar Normannen platt macht. Dabei gibt es eine gewisse Konkurrenz zwischen Rebecca und Lady Rowena (Joan Fontaine), welche bei Ivanhoes Vater untergekommen ist, um die Gunst des Protagonisten. Die Love-Triangle bleibt oberflächlich genug, um nicht zu nerven (nicht dass so ein Konzept immer schlimm wäre, aber das kann sehr leicht daneben gehen). Der Leibeigene und anschließend Knappe Wamba, der hauptsächlich als Comic-Relief dient, hat mich da schon eher gestört. Andererseits tat er mir leid, als er plötzlich und nebensächlich gegrillt und gekillt wurde.
Etwas zu viel war mir, dass es in der ersten Hälfte das Turnier gibt, und am Ende nochmal die Entscheidung am selben Ort mittels sehr ähnlich gestaltetem Zweikampf zu Pferde stattfindet. Hätte es wesentlich cooler gefunden, wenn sie den Schlusskampf einfach per Schwert und an einem anderen Ort ausgetragen hätten, egal wie sehr das von der Romanvorlage abgewichen wäre, aber man kann halt nicht alles haben. Zu dick aufgetragen erschien mir auch das Religionsgelaber über Christen und Juden, woran ständig erinnert wurde. Hat mir vom Abenteuerspaß abgelenkt, und nur recht wenig zur Handlung beigetragen. Außerdem war die Darstellung des Protagonisten meist etwas zu überlegen, stoisch und ernst, da wären ein paar lässigere Szenen gut gekommen, um ihn sympathischer zu machen. Aber dieses Eingenommen-sein vom Ehrgefühl gehört vermutlich zu dieser Art von Geschichte dazu. Richtig gefallen hat mir die Belagerung und Stürmung der Burg und die Gestaltung des Turniers. Trotz vieler Macken und ohne optimal gealtert zu sein, durchaus noch ein sympathischer Ritterfilm.
Prinz Eisenherz (http://www.imdb.com/title/tt0047365) /Prince Valiant (1954)
Schwierig. Der Film hat keinen tollen Ruf aber trotzdem einige hartgesottene Fans. Beides kann ich irgendwie nachvollziehen, aber unterm Strich überwiegen für mich die negativen Punkte. Als da wären... Schwache schauspielerische Leistungen an jeder Ecke. Die Frisur von Hauptdarsteller Robert Wagner ist nur schwierig zu ertragen. Seriously. Die Handlung ist simpel und vorhersehbar, manchmal gar peinlich. Von Anfang an weiß man wer der schwarze Ritter ist, die Verdächtigung wird sogar lange vor der Enthüllung explizit erwähnt aber als Unsinn abgetan, und trotzdem will einem der Film das als Überraschung verkaufen, wenn später die Maske fällt (untermalt mit dem entsprechenden "Drama-Soundeffekt", das wirkte echt übertrieben klischeehaft und unfreiwillig komisch).
Gibt noch viel mehr Stolperfallen darin. Die beiden weiblichen Figuren Prinzessin Aleta und Ilene waren übelst eindimensionale Pappkameraden. Das alleine wäre für den Jahrgang 1954 ja noch vertretbar gewesen, aber die dazugehörige Liebesgeschichte war nichtmal nachvollziehbar. Woher kamen da die einseitigen Gefühle? Von der fehlenden On-screen-Chemie ganz zu schweigen. Weil der Hauptcharakter eine Situation falsch deutet, versucht er Aleta, die eigentlich auf ihn steht, mit Sir Gawain zu verkuppeln. Der verliebt sich in sie, obwohl Ilene was von ihm will. Anstatt die Sache einfach mit zwei Sätzen aufzuklären, wozu es mehrmals genug Gelegenheit gab, droht den halben Film über die verhasste Liar-Reveal-Plotdevice. Irgendwann war man seelisch drauf vorbereitet, aber stattdessen wird das in die letzten 30 Filmsekunden gequetscht nach dem Motto "Och, das haben wir in deiner Abwesenheit schon untereinander geklärt. Alles easy in Wohlgefallen aufgelöst." Lazy Script.
Der Fokus hat mir gefehlt, denn einerseits geht es um die Wikinger und Eisenherz' Familienehre, andererseits möchte er am Hof von König Arthur ein Ritter werden. Diese beiden Aspekte greifen aber nicht gut ineinander! Die Sache mit den Wikingern hielt ich längst für ein Stück unbedeutende Hintergrundexposition und für begraben, dabei kommt das im letzten Drittel nochmal wieder und alles dreht sich 25 Minuten oder so nur noch um den Angriff auf bzw. Befreiung aus der Wikingerfestung. Das ist quasi die große Szene des Films mit Action, Stunts und Feuer usw., und trotzdem fühlte es sich für mich an wie eine Art Sidequest. Zu dem Zeitpunkt wirkte Camelot schon lange wie die Haupthandlung, weshalb ich lieber wissen wollte, wie es dort weitergeht. Der Ortswechsel lenkte thematisch stark davon ab. Hätte man vorher mehr Wert auf den Wikingerkram gelegt, hätten sie das ausgleichen können, doch da waren die ersten paar Minuten des Films einfach nicht genug.
Dann wäre da der Protagonist selbst, der bei der Action zwar halbwegs agil und aktiv bleibt, aber ungeheuerlich steif im Umgang mit anderen Figuren rüberkommt. Fast als hätte er irgendwie etwas von seiner sozialen Entwicklung versäumt :-/ Oh, und wo ich vorhin von den Wikingern schrieb: Die hatten keine gehörnten Helme, das ist ein Mythos und eine Erfindung aus alten Opern etc. >_> Ich meine, sicher, König Arthus ist selbst nur eine Sage mit keinem oder nur minimalstem historischen Hintergrund, von daher bin ich normalerweise dazu geneigt, über sowas hinwegzusehen, da es mehr Fantasy als Historienepos ist. Prinz Eisenherz basiert auf einem Comicstrip! Und dennoch frage ich mich - muss man damit so sehr übertreiben und diese Aspekte noch besonders betonen, indem jedem Wikinger ein Helm mit Riesenhörnern gegeben wird? Meh. In dem Film stecken bestimmt genug Ungenauigkeiten, um den Kopf eines jeden Geschichtslehrers zum Explodieren zu bringen ^^
Ein paar gute Dinge retten den Film vor dem totalen Absturz. Ein Highlight war der finale Kampf zwischen Valiant und dem entlarvten Bösewicht im Saal der Tafelrunde. Ging zwar nur fünf Minuten aber hat gerockt, da spürte man die Energie dahinter. Die Sets und Landschaften gehen klar, wirkten schön kräftig und zum Teil märchenhaft mystisch. Mochte besonders die eher seltenen Szenen in der grünen Natur. Die Musik war angemessen pompös. Und so sehr der lange Abschnitt mit der Wikingerburg ablenken mag, auch das hat Spaß gemacht. Generell kommt im Film ein bisschen was von dieser angenehmen Swashbuckling-Atmosphäre rüber, nach der ich ständig suche. Guten Gewissens weiterempfehlen kann ich Prinz Eisenherz aber leider nicht.
Ach, ganz vergessen und schon vor ner Woche oder so geguckt:
Vom Winde verweht (http://www.imdb.com/title/tt0031381) /Gone with the Wind (1939)
Soo, noch eine Bildungslücke geschlossen. Interessant und monumental, aber in manchen Bereichen nicht gut gealtert. Mit knapp vier Stunden außerdem ganz schön langatmig. Gibt genug Filme, die ähnlich umfassende Zeiträume und Entwicklungen abdecken und trotzdem weit unter dieser Zeit bleiben (der thematisch ähnliche Cold Mountain braucht auch nur zweieinhalb). Scarlett war echt mal eine manipulative, egozentrische, opportunistische und kaltherzige Bitch ^^ Dachte sie würde sich nach dem Krieg ändern, was ich als Entwicklung der Persönlichkeit toll gefunden hätte, aber tat sie nicht wirklich. Der Rhett Butler war meistens auch nicht so viel besser, die haben einander echt verdient. Von Romantik war entgegen meiner Erwartungen durchgängig nicht viel zu merken.
Hier liegt auch irgendwo das Problem, das ich mit dem Film habe: So sehr ich die schauspielerischen Leistungen auch anerkenne, brauche ich einfach Figuren, mit denen ich was anfangen kann. Sie müssen nicht super sympathisch und faszinierend sein, gerade die menschlichen Fehler haben immer eine besondere Anziehungskraft. Aber wenn ich alle Hauptcharaktere so unausstehlich finde, dass mich ihr Schicksal nicht mehr kümmert, bewirkt die Geschichte in mir praktisch keine emotionale Resonanz mehr. Von mir aus hätte Scarlett zur Hölle fahren können :P Auch schon nach ein oder zwei Stunden, aber damit schlägt man sich noch um einiges länger herum. Die Nebenfiguren waren da schon besser, aber werden vergleichsweise zu wenig beleuchtet, um die Handlung zu tragen - es dreht sich vordergründig wirklich alles um die Protagonistin.
Die Darstellung der Sklaven ist heute natürlich sehr cringeworthy. Kann nachvollziehen, warum manch einer damit Probleme hatte und hat. Der Umgang mit ihnen wirkt verharmlosend, und die Bediensteten selbst werden total einfältig rübergebracht. Was mir an dem ganzen Film im Grunde am besten gefallen hat, war der Bürgerkrieg. Wie die Leute im Süden damit umgingen, wie die enthusiastische Stimmung umschwenkt, und dann die Wirren in der Stadt und auf den Straßen, als die Yankees kommen. Danach die Rückkehr ins halb verfallene Anwesen bzw. Elternhaus und der langsame und schwierige Wiederaufbau, auch im übertragenen Sinne. Da gab es einige geradezu apokalyptische Szenen mit beeindruckenden Matte Paintings!
Und ich liebe es, wie man an sowas die voranschreitende Zeit bemerkt, sodass sich der Film am Ende tatsächlich sehr "groß" anfühlt. Zuerst wird die Familie intakt und oben auf gezeigt, dann der tiefe Fall in den Kriegswirren mit Armut und Elend, und anschließend der problematische Wiederaufstieg mit heftigem internen Drama und einigen tragischen Toden. Hätte mir trotzdem gewünscht, dass der Mittelteil im und kurz nach dem Krieg nicht so schnell abgehandelt worden wäre, da mich der mit Abstand am meisten gekümmert hat. Die Einstellung mit den Verletzten (https://www.youtube.com/watch?v=Us6LpxSkKYo) im Depot bei der Schlacht um Atlanta hat mich besonders begeistert und ist mir als Ausschnitt noch von damals in guter Erinnerung geblieben. Wie die Kamera dort herauszoomt und das ganze Ausmaß des Schreckens enthüllt - wohlgemerkt alles ohne Hilfe von CGI. Eine solche Mühe würde sich doch heute leider niemand mehr machen!
Handelt sich nach wie vor inflationsbereinigt um den erfolgreichsten Film aller Zeiten. Ich verstehe die Faszination, auch wenn der nicht so ganz mein Ding war und ich ihn bestimmt nicht noch einmal sehen möchte, schon aufgrund der vielen melodramatischen Elemente und des Kitsch-Faktors. Für den Umfang der monströsen Produktion kann man nur Komplimente übrig haben, und der Klassiker-Status ist wohlverdient, doch Bezeichnungen von einem angeblich "besten Film aller Zeiten" würde ich mich nie und nimmer anschließen.
http://s32.postimg.org/xqsviutfp/MV5_BNDUw_Mj_Ax_NTU1_MF5_BMl5_Ban_Bn_Xk_Ft_ZTgw_Mzg4_Nz_Mx_MDE.jpg
In letzter Zeit viel Akira Kurosawa abgecheckt und weitere Bildungslücken geschlossen. Demnächst werd ich mir vielleicht noch Die verborgene Festung, Yojimbo und Sanjuro geben.
Rashômon (http://www.imdb.com/title/tt0042876) (1950)
Gilt als mega einflussreicher Klassiker, dem sogar nachgesagt wird, dass er hauptsächlich für die Etablierung der Kategorie "Bester fremdsprachiger Film" bei den Oscars gesorgt hat. Es geht um einen Mordfall im feudalen Japan und die voneinander abweichenden Zeugenaussagen zum Tathergang. Kann verstehn, warum der Film so einflussreich war. Zuvor kam es nur extrem selten vor und wurde quasi als Big No No betrachtet, dass die Kamera lügt. Die Kamera dürfe nur die Wahrheit wiedergeben, sonst würde der Zuschauer ja betrogen werden, so die Haltung damals. Das hat sich seit Rashomon geändert, der die Wahrnehmung von Individuen zum Thema hat und mit den unterschiedlichen Perspektiven spielt. Zahlreiche spätere Filme bauen auf ein ganz ähnliches Konzept auf.
Dazu war die Gestaltung trotz Schwarzweiß-Optik wunderschön atmosphärisch und stylish. Der sturzbachartige Regen, während dem drei Fremde Zuflucht in der Ruine eines großen Tores suchen, wow. Und dann der Wald, in dem das Sonnenlicht durch die Baumwipfel scheint... Man merkt, dass da jemand am Werk war, der etwas von seinem Fach versteht. Besonders überzeugend fand ich die Darstellung von Toshirô Mifune als Bandit, die mich sehr an seine Rolle aus Die Sieben Samurai erinnerte.
That being said, hat mich der Film, vielleicht aufgrund des Hypes, nicht so sehr begeistert wie ich gedacht hätte. Schon klar, dass die Message nur funktioniert, wenn das Ende "offen" bleibt in dem Sinne, dass niemand sagen kann, wer jetzt eigentlich Recht hatte und wie es sich wirklich abspielte. Der generelle Ablauf stimmt ja überein, aber viele wichtige Details unterscheiden sich. Man könnte hier sehr gut die Gründe analysieren, die jeder einzelne dazu gehabt hätte, entweder zu lügen, oder aber sich selbst was anderes einzureden /was anderes zu glauben. Trotzdem hat mir in der Geschichte irgendwie so ein Aha-Erlebnis gefehlt. Wie cool ich es gefunden hätte, wenn sich aus den vier Versionen irgendwie ein Schlüssel herauskristallisieren würde, der einen tieferen Einblick gewährt oder irgendeine wichtige Enthüllung preisgibt. Bleibt aber alles etwas trivial. Es sind einfach nur vier Versionen eines recht kurzen und unspektakulären Ereignisses. Der Clou besteht darin, dass es keinen Clou gibt. Das ist zwar lehrreich bezogen auf die menschliche Natur, aber als reine aber kluge Filmunterhaltung wäre imho einiges mehr drin gewesen.
Auch die Aussage des Opfers selbst hat mich etwas gestört. Der Film bleibt weitgehend glaubwürdig und realistisch, aber den Ermordeten über ein Medium aus dem Reich der Toten sprechen zu lassen, brachte völlig unnötig ein Semi-Fantasyelement hinein, das diese Geschichte nicht gebraucht hätte. Ein skurriles Gimmick, das die Handlung für einen Moment interessanter macht, ja, aber irgendwie nicht in das Gesamtbild passen will und besagte Glaubwürdigkeit ein Stück weit untergräbt. Natürlich könnte man theoretisch argumentieren, dass sich das Medium das nur ausgedacht hätte, weshalb es nicht zwangsläufig ein übersinnlicher Aspekt sein muss, aber ich denke nicht dass das die Intention war, zumal dann fraglich wäre, wie sie an die übrigen Informationen vom Geschehen gekommen ist. Als würde im Tatort bei den Zeugenaussagen plötzlich eine unbeteiligte Wahrsagerin hinzugezogen werden :P Ich liebe den übernatürlichen Kram normalerweise, aber wenn sich ansonsten der ganze Film mit einem Kriminalfall beschäftigt, ist das schon ein seltsamer Abschnitt.
Schlussendlich wieder so ein Film von historischer Bedeutung, bei dem ich froh bin, ihn mal gesehen zu haben, aber den ich vorläufig nicht für die Sammlung besorge. Definitiv sehenswert, wenn auch nicht perfekt. Und ich wünschte, mehr Streifen würden ein ähnliches Setting /Wetter wie die Rahmenhandlung hiervon nutzen. Diese ganze Situation in dem Regen an diesem verfallenen Ort, genial.
Das Schloß im Spinnwebwald (http://www.imdb.com/title/tt0050613) /Kumonosu-jô /Throne of Blood (1957)
Kurosawa verfilmt Shakespeare, die Erste. Klasse Version der Tragödie Macbeth, die kurzerhand ins historische Japan verlegt wurde und den Aufstieg und tiefen Fall eines Kriegsherrn behandelt. Auch hier war das Setting für mich mit das Highlight. Dazu das creepy Orakel mit Spinnrad im Wald am Anfang und Ende. Mifune brilliert in der Hauptrolle. Zu Bedenken wäre, dass dieses Werk entsprechend der Vorlage bisweilen etwas theatralisch wirkt und daher manchmal nur langsam vorwärts kommt. Das Ende rockt, aber wer eine Abneigung gegen so klassisch-betagten Stoff hat, dem würde ich Das Schloß im Spinnwebwald mangels Spektakel nicht empfehlen.
Ran (http://www.imdb.com/title/tt0089881) (1985)
Kurosawa verfilmt Shakespeare, die Zweite. Diesmal King Lear. Hat mich ehrlich gesagt trotz vieler bunter Farben nicht vom Hocker gehauen, hauptsächlich wegen ganz schlimmer Langatmigkeit. Ran geht fast ne Stunde länger als Throne of Blood, insgesamt 162 Minuten, und das ist für jenes Stück in diesem Medium imho zu viel. Alleine die erste Szene (!) dauert schon satte 24 Minuten, in denen im wesentlichen nur der alte Vater, seine Söhne und ein paar Vasallen nach der Jagd beisammen sitzen und diskutieren. Wäre ohne Informationsverlust auch in maximal der Hälfte der Zeit machbar gewesen. Das mag noch so bedeutsam für das spätere Geschehen sein, es ist einfach visuell langweilig anzuschauen und zieht sich wie Kaugummi. Da konnten auch ein paar der wenigen schicken Kampfszenen hinterher nicht für entschädigen, der Film ist ne Stunde zu lang. Auch für die Charaktere konnte ich mich nicht so recht erwärmen. Das mag teilweise an der Vorlage liegen, aber spätestens ab der Stelle, als der senile alte Sack seinen Verstand verliert, war er nur noch nervig. Hinzu kommt, dass das gesamte Teil bis auf wenige Ausnahmen auf Close-Ups verzichtet und fast komplett aus Long- und Medium-Shots besteht, was die Abwechslung weiter reduziert und für einen recht homogenen Eindruck sorgt. Kommt daher stellenweise tatsächlich wie eine Art Theaterstück rüber, aber hätt ich so echt nicht gebraucht. Das Spinnwebwaldschloss ist selbst mit seiner alten Schwarzweiß-Optik noch haushoch überlegen.
Vier Fäuste für ein Halleluja (http://www.imdb.com/title/tt0068154) /Continuavano a chiamarlo Trinità (1971)
Ursprünglich hatte ich vor, erst den ersten Teil zu gucken (Die rechte und die linke Hand des Teufels, 1970), aber da das Sequel neulich wieder im Free-TV lief, hab ich diesem den Vorzug gegeben. Hmjanö. War ganz unterhaltsam, und der Humor ergibt sich aus dem übertriebenen oder untypischen Verhalten der beiden Protagonisten und der sympathisch-augenzwinkernden deutschen Synchronisation, aber niemals aus der Handlung selbst. Zwei Brüder, gespielt von Bud Spencer und Terence Hill, werden von ihrem Vater angewiesen, echte Ganoven bzw. Pferdediebe zu werden. Darin sind die beiden nur mäßig erfolgreich und tun im Wilden Westen teils unfreiwillig eher was Gutes (wie etwa, nach einem Raubüberfall auf einen Planwagen den "Opfern" auch noch Geld zu geben, anstatt ihnen welches abzunehmen ^^) und kommen hinterher einem fiesen Waffenhändlerring auf die Schliche.
Das Kartenspiel war ne schöne Szene (Mischen (https://www.youtube.com/watch?v=EQY4q5LOKIE) wie Trinità müsste man können xD Und der Bitch-Slap-Waffen-Zieh-Trick am Ende ist legendär!) aber unterm Strich bleibt die Story leider ziemlich generisch und unfokussiert, sodass manche Stellen gemessen am Inhalt zu lange gehen (besonders am Anfang). Oh, und beim Soundtrack hab ich einen Morricone vermisst, so jemand hätte den Film noch gehörig aufwerten können. Kann man sich geben, und im Laufe der Sichtung stieg mein Interesse leicht und ich musste diverse Male schmunzeln, aber ist dennoch eher etwas, bei dem man am Sonntagnachmittag beim Durchzappen im TV hängenbleibt, als etwas, das man als Event mit zum DVD-Abend bringt.
Die verborgene Festung (http://www.imdb.com/title/tt0051808/) /Kakushi-toride no san-akunin (1958)
Zwei verpeilte, gierige Diebe, die verkleidete aber stolze Prinzessin einer eroberten Provinz, sowie ihr kluger und stoischer General versuchen mit einem Goldschatz zusammen feindliches Gebiet zu durchqueren, die Verfolger dicht auf den Fersen. Was soll ich sagen, der Film war alles, was ich mir davon erhofft hatte, und mehr. Ähnlich genial wie Die Sieben Samurai, aber auf eine völlig andere Weise. Ein Abenteuer, in dem auch der Humor durch die beiden Tölpel nicht zu kurz kommt, und trotz einigem Drama bzw. ernsten und spannenden Momenten wohl das unbeschwerteste Werk Kurosawas. Besonders faszinierend erscheint mir, wie unheimlich modern dieser betagte Film von 1958 wirkt. Er ist nichtmal in Farbe aber erzählerisch und von der Bildgestaltung her hätte das ebensogut heutzutage aus Hollywood kommen können. Kein Wunder, dass Die verborgene Festung eine wesentliche Inspiration für George Lucas bei der Erschaffung von Star Wars gewesen ist. Besonders die Charaktere C3PO und R2-D2, deren Perspektive auf die Handlung und ihre Streitereien haben wir diesem japanischen Klassiker zu verdanken!
Wieder ist Toshirô Mifune mit von der Partie, diesmal in einer ungewohnt zurückhaltenderen aber sehr angenehmen Rolle als legendärer General Rokurota Makabe. Ist immer ein amüsantes Bild für die Götter, wenn er ernst dreinblickend, regungslos im Schneidersitz und mit verschränkten Armen mit den neben ihm unbeherrscht zankenden Tahei und Matashichi kontrastiert wird ^^ Die anderen Hauptdarsteller machen ihre Sache ebenfalls super. Prinzessin Yuki des Akazuki Clans hätte ich mir in manchen Momenten ein bisschen sensibler und nicht ständig so laut und herrisch gewünscht, obwohl in der Geschichte natürlich klar ist, dass sie vieles davon nur vorschiebt. Die Handlungsorte machen auch eine Menge her und sind sehr abwechslungsreich. Die verborgene Festung selbst, versteckt in einer Senke zwischen kargen Hügeln mit rutschigen Abhängen voller Geröll und inklusive Geheimgang, die malerische Quelle, der Grenzübergang, später das Feuer Festival, nächtliche Rast im Schein des Vollmonds, das sind schon alles malerisch in Szene gesetzte Umgebungen. Ein bisschen Action gab es auch, obgleich dieser Aspekt hierbei nicht im Vordergrund steht. Insbesondere das Lanzenduell und die vorherige Verfolgung haben gerockt.
Ah, dieses seltene, wohlige Gefühl, mal wieder einen richtig guten Film gesehen zu haben. Im Ernst, dringende Empfehlung, es lohnt sich! Und wie gewohnt gibt es keine Blu-ray in Schland, ist auch anderswo kaum zu bekommen >_> Es existiert ein japanisches Remake von 2008, hab aber keine Ahnung ob das irgendwas taugt.
http://s32.postimg.org/irxtemlth/image.gif
The Force Awakens Trailer Mash-up :3
https://www.youtube.com/watch?v=VEH11VwC86A]
Hier (https://www.youtube.com/watch?v=QD1mb1UB-OM) ein kurzes Video zu den erwähnten Star Wars Zusammenhängen.
Sanjuro (http://www.imdb.com/title/tt0056443) (1962)
Naja, ganz nett. Wird bestimmt nicht zu meinen Kurosawa Favoriten zählen. Betrachtet man mehr oder weniger als Sequel zu Yojimbo, aber abgesehen vom Hauptcharakter haben die Filme nichts gemein, sodass man sie auch getrennt voneinander bzw. diesen hier zuerst gucken kann. Handlung ist schnell erzählt: Neun junge Samurai, die gegen Korruption vorgehen wollten, werden von einem fiesen Vorsteher verraten, der nun ihren zu Unrecht beschuldigten Meister gefangen hält. Ein zynischer, mächtiger aber unfeiner Samurai hilft ihnen bei der Befreiung.
Der Hauptcharakter Sanjuro wird, wer hätte es gedacht, von Mifune gespielt. Schade fand ich, wie wenig die neun unerfahrenen Samurai ausgearbeitet wurden, und wie wenig die sich voneinander unterscheiden. Nur einer hat eine etwas größere Bedeutung. Meist treten sie bloß als ein Menschenknubbel auf, der wie in einem Schwarm gleichzeitig dasselbe tut und exakt die gleichen Ziele verfolgt. Da frag ich mich doch, warum überhaupt neun, wenn die Geschichte sowieso nichts mit ihnen anstellt? Zwei oder drei hätten auch gereicht und trotzdem hätte sich nichts an der Story geändert. Außerdem war die Tante imho nervig.
Begeistert war ich auch deshalb nicht, weil sich dieser Film im Vergleich zu einigen der zuvor behandelten unheimlich klein anfühlt, manchmal fast wie ein Theater-Kammerspiel. Alles spielt sich in und um die Anwesen der Samurai-Clans ab. Das ist zwar an sich ein cooles Setting, besonders der kleine Bach, auf dem die Kamelienblüten als Signal losgeschickt werden, war eine tolle Idee. Aber wenn der ganze Film dort stattfindet, langweilt mich das schnell. "Die verborgene Festung" war ein episches Abenteuer, keine Szene glich der anderen, ständig durfte man was Neues bestaunen. Für Die Sieben Samurai (trotz Schwerpunkt mit dem Dorf) oder weitestgehend Das Schloss im Spinnwebwald gilt ähnliches, und für Ran sowieso, auch wenn mir der aus anderen Gründen nicht so sehr gefallen hat. Dagegen wirkt Sanjuro wie ein belangloser Nachbarschaftsstreit :-/
Sicher muss nicht immer alles groß und bombastisch-pompös sein, solange in anderen Bereichen genug geboten wird. Aber das seh ich hier einfach nicht. Humor? Ein paar kleine Schmunzler vielleicht. Drama? Der Einsatz ist zu keiner Zeit hoch, zumal Sanjuro eh die einzige Figur ist, die interessiert. Mit Action wurde ebenfalls gegeizt. Kann mir nicht so ganz erklären, woher die überwältigend positive Reputation des Films kommt. Konnte man sich angucken und war bestimmt nicht schlecht, aber mein Ding war es nicht.
Schlachthof 5 (http://www.imdb.com/title/tt0069280) /Slaughterhouse-Five (1972)
Verfilmung von Kurt Vonneguts Sci-Fi-Buch über einen Mann, der erzählt, wie er "unstuck in time" und von Aliens entführt wurde. Einen großen Teil der Handlung verbringt der Protagonist als Kriegsgefangener in Deutschland während der Kriegsjahre und erlebt die Bombardierung Dresdens mit. Der andere große Teil der Handlung findet in den USA statt, wie er eine Familie gründet etc. Und dann gibt es noch ein ganz kleines bisschen fantastischeres Zeug von vierdimensionalen Wesen, die außerhalb der Zeit bzw. in jedem Moment gleichzeitig leben, was aber fast nur am Ende eine Rolle spielt. Der Clou daran sollte sein, dass das dem Zustand der Hauptfigur entsprechend nicht in chronologischer Reihenfolge stattfindet, sondern wir ständig wechselnde Szenen aus verschiedenen Punkten seines Lebens sehen. Die Übergänge waren ganz cool geschnitten, manchmal gehen die Zeitebenen beinahe flüssig ineinander über oder die Lage zu beiden Zeitpunkten ähnelt sich ein Stück weit. Diese Art des nonlinearen Storytellings mag ich normalerweise, aber hier war es anfangs verwirrend und es dauerte eine Weile, bis man sich daran gewöhnt hat.
Tatsächlich mochte ich den Film aber nicht sonderlich gerne, aus mehreren Gründen. Von der Optik und Ausstattung verkörpert er ziemlich exakt das, was ich an den 70ern als typisch empfinde und nicht leiden konnte. Weiß nicht wie ichs vernünftig erklären soll, aber ein Film, der Zeit und Zeitlosigkeit zum Thema hat, von dem würd ich mir wünschen, dass er auch zeitloser rüberkommt. Wenn ich überhaupt gar nichts über Slaughterhouse Five gewusst hätte, hätte ich trotzdem mit einiger Sicherheit behaupten können, dass es ein Werk der 70er ist. Das trifft auf andere Filme gewiss nicht immer zu.
Ein Problem hatte ich mit dem Protagonisten Billy Pilgrim. Er kommt total passiv-lethargisch rüber, ohne Leidenschaft, ohne starke Emotionen, bisweilen fast wie ein Roboter. Hab gelesen, dass das auch in der Literaturvorlage mehr oder weniger der Fall war, also Absicht gewesen ist. Wird in einem Film imho aber zum Problem, denn wenn die zentrale Figur, um die sich hier echt alles dreht, so lustlos wirkt, dann überträgt sich das automatisch auf die gesamte Geschichte, der es gleichsam an Emotionen und Leidenschaft fehlt, woraus zumindest für mich einiges an Langeweile resultierte (obwohl die Laufzeit nur etwas über 100 Minuten beträgt!).
Wäre was anderes gewesen, wenn Billy ein interessantes und abwechslungsreiches Leben gehabt hätte, oder wenn er die verschiedenen Zeitebenen hätte nutzen müssen, um irgendwas zu erreichen, um etwas zu schaffen. Am Anfang, wo er auf der Schreibmaschine tippt, dass er durch die Zeit fällt, dachte ich, darauf würde es hinaus laufen, aber dem war nicht so und das ist auch gar nicht der Punkt, den die Story machen will. Es geht darum, dass alle Augenblicke schon vorbestimmt sind und man eh nichts ändern kann, bis hin zum Ende des Universums, also sollte man sich stärker auf die guten Momente konzentrieren. Eine mögliche philosophische Richtung und legitime Message, i'll give it that. Aber als Handlung für einen Film eignet sich das deutlich weniger gut im Vergleich zu einem Buch. Erst recht weil wir in dem Medium mit den bewegten Bildern so sehr einen bestimmten Ablauf gewohnt sind, der hier nicht richtig greift. Zwar wird versucht, ein paar Aspekte einem Höhepunkt zuzuführen, aber das gelingt nur mäßig, weil dem ruhigen Helden wie gesagt eh alles halbwegs egal zu sein scheint.
Ebensowenig erscheint es mir hilfreich, dass er einerseits in Dresden zu jener Zeit war, was mal eine spannende Verbindung von Ort und Zeit ist, die man noch nicht so oft in Filmen gesehen hat, aber sein späteres Leben zurück in den USA andererseits total lahm und belanglos ist, mitsamt einer nervigen Frau fast so wirkt wie eine schlechte Soap. Dadurch war ich jedes Mal genervt, wenn wieder ein Wechsel weg von Deutschland und hin zur kitschigen Gegenwart /Zukunft passierte. Zumal er sich für den Zuschauer durch das Wissen, dass er später auch noch da ist, niemals in Lebensgefahr befindet.
Habe mehrfach gelesen, dass es sich um eine Komödie handeln soll, neben den Genres Drama und Sci-Fi, und das würde ich so nicht ohne Einwände unterschreiben. Das ist wirklich kein Film, der einen zum Lachen bringt oder bringen soll. Es gibt ein paar ziemlich schwarzhumorige und seltsam bizarr skurrile Entwicklungen, das schon. Aber weder ist es lustig (schon gar nicht wenn so ernste Ereignisse angesprochen werden wie die zivilen Opfer der Vernichtung Dresdens), noch gibt es viel Sci-Fi im engeren Sinne, noch war die Geschichte sehr dramatisch. Ein tragikomisches Drama ist es noch am ehesten, aber irgendwie hat mir da von allem etwas gefehlt. Sehr schwierig, Slaughterhouse Five in irgendeine Kategorie einzuordnen. Somit kann ich den trotz unkonventionellem Konzept auch niemandem ernsthaft weiterempfehlen.
Yojimbo - Der Leibwächter (www.imdb.com/title/tt0055630) /Yôjinbô (1961)
War besser als Sanjuro. Das Dumme ist nur, Für eine Handvoll Dollar ist einer meiner absoluten Lieblingswestern, und wenn man jenes modernere und imho irgendwie bessere Remake kennt, dann bietet das japanische Original wirklich nicht mehr viel Neues. Es ist praktisch der gleiche Film, mit nur kosmetischen, durch das Setting bedingten Unterschieden. Anders als bei Die sieben Samurai /Die glorreichen Sieben, wo mir die Urfassung viel mehr zusagte als die spätere Western-Version, ist es diesmal genau andersherum. Soll aber nicht heißen, dass Yojinbo kein guter Film wäre. Der einzelgängerische Samurai, der zwei verfeindete Clans in einer Stadt gegeneinander ausspielt, das war schon direkt das Material für einen instant Klassiker und man sieht auch warum. Anders als in Sanjuro, wo die Hauptfigur bloß von den aufrichtigen Nachwuchs-Samurai gegen die korrupten Schurken angeheuert wird, gibt es hier eine Konfliktpartei mehr, was die ganze Geschichte ein bisschen interessanter macht. Was ich oft bezüglich Zusammenhängen zwischen den beiden Filmen las, kann so aber zeitlich eigentlich kaum hinkommen. Da dürften schon viele Jahrzehnte zwischen beiden Handlungen liegen, und wenn überhaupt, wäre Sanjuro keine Fortsetzung sondern ein Prequel, das lange vor Yojinbo spielt (letzterer soll laut Einblendung am Anfang in den 1860ern stattfinden; einer der Bösewichte benutzt einen Revolver). Dass der jeweils von Mifune verkörperte Protagonist so heißt, scheint mir von daher bloß Zufall oder Anspielung zu sein.
Ein Punkt, der mir bei beiden Werken negativ aufgefallen ist: Die Schwertkämpfe und damit verbunden die nicht vorhandenen Effekte. Brauche ja keinen übertriebenen Blood & Gore Faktor, aber man sollte imho schon merken und sehen und spüren können, dass da jemand richtig mit dem Katana zersäbelt wurde. Hier ein bisschen was zu zeigen, das wäre auch 1961 und trotz schwarz/weiß absolut möglich gewesen. So wie es ist, kommt mir das leider höchst unglaubwürdig vor, als kämpfe Sanjuro nicht mit einem echten Schwert, sondern mit einem Holzstock, und wenn er jemanden damit trifft, geht derjenige sofort zu Boden, obwohl er äußerlich vollkommen unversehrt ist *schulterzuck* Auch entsprechende Soundeffekte hätte man in dem Zusammenhang besser nutzen können.
...
Liest hier eigentlich jemand mit ^^ ? Interessieren solche Eindrücke überhaupt? Ich mein ja nur, das war jetzt ein Pentadecuple-Post (glaube ich) :D Hat keiner schonmal einen der behandelten alten Schinken gesehen? Wenn ihr irgendwelche Fragen habt, nur her damit.
Liferipper
05.06.2016, 08:58
Ich lese durchaus mit. Allerdings habe ich nichts zu sagen, weil ich mir solche alten Schinken selber nicht ansehe ;D.
In letzter Zeit geguckt:
Die Feuerzangenbowle (http://www.imdb.com/title/tt0036818/) (1944)
Kultiger deutscher Klassiker mit Heinz Rühmann, den ich zuvor nur noch aus verschwommen-bruchstückhaften Erinnerungen kannte. Ein anerkannter Autor durchlebt nach einer Schnapsidee mit Kollegen nochmal seine Schulzeit. Die Maskerade geht mit allerlei Schabernack einher. Film an sich nur eine angenehm-sympathische, unbeschwerte Komödie mit ein paar melancholischen Untertönen, zu der jeder einen Bezug hat, der selbst mal Schüler war. Das Erscheinungsjahr macht es aber umso bemerkenswerter. Bei einigen Szenen ist es mir echt ein Rätsel, wie der Film durch die staatliche Zensur gekommen ist. Macht übrigens besonders Bock in richtig großen Gruppen und den üblichen Mitmach-Spielchen, die sich dazu (ähnlich wie bei der Rocky Horror Picture Show) inzwischen etabliert haben, wie ich jetzt aus Erfahrung sagen kann. Quasi interaktives Kino ^^
Kampf der Welten (http://www.imdb.com/title/tt0046534/) /The War of the Worlds (1953)
Naja. Besser als das Remake von 2005 mit Tom Cruise und Dakota Fanning, das muss man dem Film auf jeden Fall lassen. Für die 50er sicher erstaunlich und neu, aber rückblickend betrachtet wäre da echt viel mehr drin gewesen. Die Laufzeit beträgt nur gut 80 Minuten. Die Story bleibt leider unheimlich dünn und strukturlos, hatte für meinen Geschmack zu viel von einem typischen Katastrophenfilm. Entsprechend sind auch die Charaktere kaum mehr als eindimensionale Pappkameraden. Habe was das alles angeht beileibe keine Wunder erwartet, doch ein bisschen mehr bestaunenswerte Sci-Fi und eine Handlung, die über Invasionschaos hinausgeht, hätte mich gefreut. Weniger Stock-Footage wäre auch nett gewesen, aber damit muss man bei dem Jahrgang ja leider rechnen. Immerhin gut hingekriegt haben sie die schnelle Eskalation und die Atmosphäre der Ohnmacht und Verzweiflung gegenüber einem scheinbar unaufhaltsamen, übermächtigen Feind. Das Highlight war die Szene im verlassenen Haus, wo sich der Protagonist und seine Love Interest vor der Marsianer-Sonde verstecken müssen. Da kam etwas Spannung auf, vor allem als man einen der Aliens endlich mal kurz sehen durfte. Schade dass sie davon nicht mehr eingebaut haben. Kenne das Buch von Wells nicht, von mir aus hätten sie sich gerne ein Stück weit davon entfernen können, um die Geschichte besser zu würzen. Sehenswert schon aus Genre-historischen Gründen, aber imho kein Meisterwerk.
Mord im Orient-Express (http://www.imdb.com/title/tt0071877/) /Murder on the Orient Express (1974)
Hat mir um ehrlich zu sein nicht sonderlich zugesagt. Hatte mir irgendwie was ganz anderes darunter vorgestellt. Krimi-Mystery im Zug, schon klar. Aber dachte da wäre mehr Exotik, Aufwand und vielleicht auch etwas Spannung dabei. Kamera und Szenenbild empfand ich leider als uninspiriert, trist und lahm, gerade für 1974. Wäre aber alles zu verzeihen gewesen, wenn die Geschichte und das Rätsel gestimmt hätten, doch das war für mich der größte Knackpunkt. Normalerweise ratet man ja mit, wer der Schuldige sein könnte. Dass es einfach ALLE waren, erschien mir als Lösung irgendwie zu billig und einfach. Kam mir da etwas verarscht vor. Vielleicht funktioniert das besser, wenn man von vornherein mit dem Namen von Detektiv Hercule Poirot etwas anfangen kann, da das für ihn ja so ein spezieller Fall war. Und sicher, wie sich da immer mehr Zusammenhänge auftun war schon gut ausgedacht. Wie die Charaktere am Ende mit der Situation verbleiben, hat mich aber unheimlich gestört und den Film total runtergezogen: Mord ist Mord, selbst wenn es einen schlimmen Verbrecher trifft. Gerade von Poirot hätte ich erwartet, dass er für Gesetz und Wahrheit einsteht und wer immer schuldig sein mag zur Rechenschaft zieht. Stattdessen: Schwamm drunter. WTF? Mit der Integrität der Hauptfigur kann es so weit ja nicht her sein.
Steamboat Bill, Jr. (http://www.imdb.com/title/tt0019421) (1928)
Der verweichlichte Sohn eines mürrischen Flussschiff-Kapitäns soll in die Fußstapfen seines Vaters treten. Ausgerechnet die Tochter des großspurigen Konkurrenten ist seine Angebetete, der er gerne mehr Aufmerksamkeit zukommen lassen würde. Harmloser Stummfilm-Spaß mit Buster Keaton und diversen heiteren Slapstick-Einlagen. Hatte das große Vergnügen, den Film mit Live-Orchestermusikuntermalung /Big Band und Gesang zu erleben. Dass mir das gefallen hat, obwohl ich normalerweise weder mit Slapstick-lastigen Komödien, noch mit Jazz etwas anfangen kann, spricht für sich.
Frankenstein und Frankensteins Braut habe ich beide ja schon auf Seite 1 dieses Threads besprochen und kann ich nur nochmal jedem wärmstens ans Herz legen. Filmgeschichte pur mit den ganzen unendlich oft kopierten, kultigen Szenen, das sollte eigentlich jeder Fan von Sci-Fi, Fantasy oder Horror mal gesehen haben. Da ich in letzter Zeit aber noch ein paar weitere Universal Monster Filme begutachten konnte und auch in Zukunft noch einige vor mir habe, gibt es einiges nachzuholen.
Generell gilt für die Reihe, dass sie trotz des Alters imho sehr zugänglich ist. Die Filme gehen so gut wie nie länger als 80 Minuten, die meisten sogar nur gut ne Stunde, weil die Kinobetreiber damals so viele Vorstellungen am Tag wie möglich unterbringen wollten. Das heißt, in der Zeit, in der man sich einen der heutigen Streifen reinzieht, könnte man auch gleich zwei oder sogar drei Grusel-/Monsterfilmklassiker abchecken und entsprechende cineastische Bildungslücken schließen. Ich hoffe mit ein paar der nachfolgenden Beispiele zu zeigen, dass das ganz und gar nicht langweilig ist, sondern überaus unterhaltsam sein kann ^^
Theoretisch startete die Reihe (https://en.wikipedia.org/wiki/Universal_Monsters) schon mit Stummfilmen in den 20ern, aber so richtig rund ging es erst mit den viel bekannteren und populäreren Tonfilm-Sachen ab den 30er Jahren, auf die ich mich hier konzentriere und von denen noch heute viele recht beliebt sind. Gab auch eine Handvoll Crossover, die das Ganze mehr oder weniger lose zu einer Franchise verwebten, die Universal ja aktuell und in den kommenden Jahren nach mehreren (https://en.wikipedia.org/wiki/Van_Helsing_(film)) gescheiterten (https://en.wikipedia.org/wiki/The_Wolfman_(2010_film)) Versuchen (https://en.wikipedia.org/wiki/Dracula_Untold) wiederbeleben möchte. Mit Alex Kurtzman als Schirmherr haben sie sich dafür meiner Meinung nach nur leider wieder genau den falschen ausgesucht, zumal der schon das selbe Vorhaben mit The Amazing Spider-Man vergeigt hat. Aber ich schweife ab...
Dracula (http://www.imdb.com/title/tt0021814/) (1931)
Von Dracula (englische Fassung), den ich vor ca. zwei Jahren zum ersten Mal sah, war ich sehr enttäuscht, was mich ziemlich überrascht hat. Von so einem ruhmreichen Klassiker, mit Bela Lugosi in der unsterblichen Hauptrolle, hab ich mehr erwartet. Handwerklich bzw. filmisch fühlte sich das viel zu sehr nach Theaterstück an, die Einstellungen komplett statisch, die Szenen zu langgezogen. Die meiste Zeit sitzen die Charaktere bloß zusammen und unterhalten sich ruhig. Nur wenig Spannung oder Dramatik, und natürlich erst recht keine Action. Um ehrlich zu sein, ich hab mich gelangweilt. Die spanische Variante soll im Großen und Ganzen der gleiche Film mit anderen Schauspielern sein - die selben Sets wurden verwendet sofort nachdem die englischsprachige Crew sie benutzt hat; Schnitt, Kamera und Pacing sind angeblich etwas besser, der Dracula-Darsteller kommt dafür aber nicht ansatzweise an Lugosi heran. Hab mal kurz reingeschaut aber war es mir nicht wert, den quasi komplett nochmal zu gucken. 5/10 Punkte von mir. Schade.
Der Unsichtbare (http://www.imdb.com/title/tt0024184/) /The Invisible Man (1933)
Hat mir gut gefallen. Wusste vorher gar nicht, was ich davon zu erwarten hatte. Geschichte basiert auf einem Roman von H. G. Wells - ein Wissenschaftler findet eine Möglichkeit, unsichtbar zu werden, aber kann sich nicht mehr in den ursprünglichen Zustand zurückversetzen und wird allmählich verrückt und mordlustig, sodass er von Polizei und Bevölkerung gejagt wird. Der Absturz in den Wahnsinn wurde nett dargestellt, am Anfang hat man noch gewisse Sympathien für die Titelfigur, die eigentlich nur wieder normal werden möchte, aber das ändert sich mit der Zeit. Außerdem für 1933 sehr gute Tricktechnik! Einzig die grell kreischende Gastwirtin war ultra-nervig (gespielt von Una O'Connor, die schon in Frankensteins Braut eine ähnlich ätzende Rolle hatte), aber da sie nicht soo viel Screentime einnimmt, kann man leicht darüber hinwegsehen. 7/10
Der Wolfsmensch (http://www.imdb.com/title/tt0034398/) /The Wolf Man (1941)
Ein pragmatischer Mann kehrt aus den USA in seine Heimat zurück, wo er von einer seltsamen Kreatur attackiert und mit einer Art furchtbaren Krankheit infiziert wird, während er versucht, eine junge aber bereits verlobte Frau zu umwerben. Sein aufgeklärter Verstand sagt ihm, dass Werwölfe nicht existieren, aber wie sonst sind die schrecklichen Vorfälle zu erklären, in denen er der Täter zu sein scheint? Hach, wunderbarer Film. Ähnlich wie bei Frankenstein lohnt sich das alleine schon um zu erfahren, wo viele spätere Horror-Klischees eigentlich herkommen (obwohl das nicht der erste große Mainstream-Film mit diesem Thema war, diese Ehre geht wohl an "Werewolf of London", den Universal bereits 1935 drehte, aber der deu~tlich schwächer sein soll). Fahrende Zigeuner, nebelige Wälder, perfekt. Dazu ein tragischer Protagonist, in den man sich hineinversetzen und mit dem man mitfiebern kann. Bela Lugosi hat eine kleine Nebenrolle als erster Überträger. Neben den ersten beiden Teilen der Frankenstein-Reihe finde ich The Wolf Man bis jetzt mit am besten was die Universal Monster angeht. 8/10
Die Mumie (http://www.imdb.com/title/tt0023245/) /The Mummy (1932)
Hmmm. Nicht schlecht, aber andererseits auch nicht das, was ich mir davon erhofft hatte. Unachtsame Archäologen wecken in Ägypten versehentlich eine uralte Mumie, welche einige Zeit später hinter einem Mädel her ist. Weil ...Reinkarnation und so Zeug. Der Film wird oft für seine traumartige, hypnotische Atmosphäre gelobt, und die kann ich dem Werk nicht absprechen. Aber wer Abenteuer und Spannung sucht, der ist hier leider falsch. Was das angeht spricht es schon für sich, dass Boris Karloff als Mumie fast die gesamte Zeit über unerkannt in menschlicher Gestalt rumrennt und somit nicht allzu viel Monster-Feeling oder Exotik reinbringen darf. Der Film ist langsam und wenig aufregend. Dafür ist Zita Johann als Helen Grosvenor /Ankh-es-en-amon aber verdammt hübsch anzuschauen -_^ Man muss halt wissen, worauf man sich einlässt. Als Übung in Stimmung funktioniert Die Mumie fabelhaft, aber das sollte imho nicht alles sein. 6/10
The Mummy's Hand (http://www.imdb.com/title/tt0032818/) (1940)
Besser! Der zweite Teil der Reihe, wobei es sich nicht um ein richtiges Sequel handelt. Zwar wird kurz etwas Stock Footage aus dem Vorgänger verwendet, aber inhaltlich hängen die beiden Filme eigentlich nicht zusammen - im Gegensatz zu den nächsten paar Fortsetzungen, die an The Mummy's Hand anschließen. Das Verrückte ist, dieser Film hat ein viel geringeres Ansehen als der obenstehende. Die Mumie hat bei IMDb derzeit eine Userwertung von 7,2 und The Mummy's Hand nur 6,1. Meiner Ansicht nach sollte es geradezu andersherum sein ^^ Der Grund ist simpel: Diesmal hab ich alles bekommen, was ich mir für einen Film mit jener Prämisse in jenem Setting gewünscht hatte. Oder um es anders auszudrücken: Hierbei spürt man deutlich, dass es sich um einen Ahnen des späteren Stephen Sommers Remakes von 1999 mit Brendan Fraser und Rachel Weisz handelt. Es gibt eine "richtige" Mumie (hier taucht auch zum ersten Mal in der Filmgeschichte das später so typische "Schlurfen" des bandagierten Monsters auf *g*), toll umgesetzt mit unheimlich-schwarzen Augen, und generell einfach viel mehr Abenteuerlust. Eine Expedition von ein paar mittellosen Archäologen-Glücksrittern, einer wehrhaften Lady und ihrem Showmagier-Vater ins Unbekannte, zur unberührten Grabstätte einer Prinzessin, während ein Geheimkult die Beteiligten auf Schritt und Tritt überwacht und das Vorhaben zum Scheitern bringen will. Das Erforschen unheimlicher Ruinen in der Wüste, versteckte Gänge, ein magisches Gebräu uvm., und das alles in nur 67 Minuten o_O
Wallace Ford als etwas pseudo-cooler Comic-Relief-Sidekick Babe Jenson kann ab und zu etwas störend rüberkommen, aber nie so sehr, dass man hofft, er wird das nächste Opfer. Es tut dem Film sogar richtig gut, dass jetzt ab und zu ein kleinwenig Humor rüberkommt. Naja, und der Anfang braucht ein wenig, um in Fahrt zu kommen. Ernsthaft, mehr Negatives fällt mir hierzu nicht ein. Mag sein, die Ausstattung und Kameraarbeit reicht nicht ganz an den Vorgänger heran, der sich stellenweise ein wenig kunstvoller und wertiger anfühlt. Aber das hier ist um ein Vielfaches unterhaltsamer, spannender und interessanter! The Mummy's Hand verdient mehr Aufmerksamkeit und Anerkennung. Eine Schande, dass der im Gegensatz zu den vier oben beschriebenen nicht auf Blu-ray verfügbar ist. Es gab offiziell sogar nie eine Veröffentlichung in Deutschland! Ähm, ich meine, schon klar, zeitnah war das kurz nach 1940 ausgeschlossen, aber dass in den 75 Jahren danach nie jemand auf die Idee gekommen ist, wundert mich schon. 7/10
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So viel erstmal von den Monstern. Hier noch ein paar andere alte Schinken von leider eher zweifelhafter Qualität:
Invasion of the Saucer Men (http://www.imdb.com/title/tt0050545/) (1957)
Lame. Hatte das Bild der Aliens hier draus immer wieder in irgendwelchen B-Movie-Zusammenhängen aufgeschnappt und wollte endlich mal erfahren, worum es sich dabei eigentlich handelte. Dass ich kein Meisterwerk zu sehen bekäme war mir schon klar, aber die Außerirdischen, die ihre Opfer mit Injektionsfingernägeln stark alkoholisieren können (ja, richtig, WTF?) sind hier überhaupt nur gefühlte drei Minuten zu sehen, die meiste Zeit über langweilt die sich selbst nicht wirklich ernst nehmende Handlung mit von Erwachsenen missverstandenen Teenagern. Als Komödie nicht lustig, als Sci-Fi zu einfallslos. Plot holes und nervige Hauptfiguren. 3/10
Die Stadt unter dem Meer (http://www.imdb.com/title/tt0059895/) /The City Under the Sea /War-Gods of the Deep (1965)
So viel verschenktes Potential. Der Film startet ganz beschaulich und verspricht eines dieser angenehm altbackenen Sonntag-Nachmittag-aufm-Sofa-mit-der-Family Abenteuer zu werden, aber säuft dann schnurstracks ab. Als Problem sehe ich bereits, dass das unterirdische Reich hier kaum mehr als drei verschiedene Räume umfasst und deshalb einfach unschön anzuschauen ist. Wäre was ganz anderes gewesen, wenn man diesbezüglich wenigstens visuell etwas geboten bekommen hätte. Hinzu kommen grenzdebile Charaktere (besonders facepalm-würdig war Harold, der ständig ein Huhn mit sich herumschleppt, was wohl mal als liebenswerte Marotte gedacht war *rolleyes*), Dialoge die zu nichts führen in unnötig langen Szenen, und vor allem ein grausig-schlechtes Finale, in dem die Helden eine Viertelstunde lang (oder so) über den Meeresboden entkommen müssen, was allerdings dermaßen wirr gefilmt ist, dass man absolut nichts erkennen kann und spätestens da die Lust verliert. Bei alledem werden eigentlich ziemlich spannende Elemente einer Hintergrundgeschichte angeteasert, die aber überhaupt nicht näher gezeigt oder erläutert, sondern nur am Rande erwähnt werden. Diesen Schund konnte nichtmal der legendäre Vincent Price retten, hier zu sehen als größenwahnsinniger Herrscher und Captain Nemo für Arme. 3/10
Insel am Ende der Welt (http://www.imdb.com/title/tt0071671/) /The Island at the Top of the World (1974)
Disney-Realfilm-Abenteuer über einen Mann, der mit Hilfe eines französischen Luftschiffkapitäns und eines Wissenschaftlers eine Expedition in die Arktis unternimmt, um dort nach seinem verschollenen Sohn zu suchen. Angeblich gibt es dort einen Ort, an den die Wale zum Sterben kommen. Unterwegs nehmen sie einen ortskundigen Eskimo-Mann mit. Sie finden ein isoliertes grünes Tal, in dem noch immer eine Zivilisation von Wikingern lebt, und müssen alsbald mit dem Sohn und seiner Verlobten vor der meuchelwütigen Meute fliehen. Ewiges Eis, ausbrechende Vulkane mit Lavamassen, Killerwale, ein Luftschiff, Wikinger... Klingt alles toll, war aber nur mittelmäßig in der Umsetzung. Der Film hat zu viele Längen und macht zu wenig aus seinem interessanten Konzept. Für Fans von Jules Verne vielleicht trotzdem einen Blick wert. Einer dieser Fälle, wo ich mit dem Film zwar nicht so wirklich zufrieden war, aber mir vorstelle, dass ein modernes Remake der Hammer sein könnte. 5/10
Habt ihr irgendeinen dieser Filme schonmal gesehen?
Phantom der Oper (http://www.imdb.com/title/tt0036261/) /Phantom of the Opera (1943)
Mit Ton und in Farbe, Remake des unten aufgeführten Stummfilms und meine erste Erfahrung mit der bekannten Geschichte. Hm, ging so. Wie in so ziemlich allen frühen Farbfilmen haben die Macher ein bisschen zu dick aufgetragen, sodass der Film recht knallig und stellenweise visuell kitschig rüberkommt. Auch unter Berücksichtigung des Opern-Settings mit den ganzen Kostümen usw. hätte das nicht sein müssen. Daran solls aber nicht scheitern. Was mich viel mehr gestört hat war die Struktur der Handlung bzw., wie ich inzwischen erfahren habe, die recht freien Veränderungen gegenüber der Literaturvorlage. Der Film ist mehr eine Origin-Story und macht aus der Titelfigur einen tragischen und missverstandenen Mann, der erst im Laufe der Story zum Phantom wird - und zwar leider erst verdammt spät. Bis es so weit ist und zwischendurch gibts dafür immer wieder Szenen mit Musik-Gedöns, die narrativ nicht viel beitragen. Das, was ich eigentlich am interessantesten gefunden hätte und was ich so von dem, was ich wusste, immer zum "Phantom der Oper" im Hinterkopf hatte, nämlich das Hinabsteigen in die Katakomben mit der entführten Sängerin sowie die Demaskierung, wird hier in den letzten zehn Minuten ganz fix abgehandelt. Viel länger beschäftigt sich diese Version von 1943 mit den beiden Kerlen, die besagte Sängerin umwerben, wozu auch einiges an völlig deplaziertem Humor gehört. Kein schlechter Film, aber irgendwie zu wenig Fokus, zu langsam und oberflächlich, kurz: Durchschnitt. 6/10
Das Phantom der Oper (http://www.imdb.com/title/tt0016220/) /The Phantom of the Opera (1925)
Oha! Tausendmal besser. Das hier ist der Stummfilm von 1925, einer der ersten Verfilmungen des Stoffes (gab auch noch eine deutsche unautorisierte von 1916, die aber leider verschollen und wahrscheinlich unwiederbringlich verloren ist), und gilt bis heute weitgehend als beste Version - wie ich nun feststellen konnte völlig zu Recht! Hier lebt der verrückte, entstellte Musiker, großartig gespielt von Lon Chaney mit schauerlichem Make-up, bereits von Anfang an unter dem Opernhaus, sucht die dort Arbeitenden heim und versucht der jungen Christine Daae zu einem Auftritt zu verhelfen. Als seine Drohungen gegen das Haus in den Wind geschlagen werden, inszeniert er einen Unfall und nimmt die Primadonna mit in sein Reich (und das nicht erst zum Finale). Entgegen seiner Warnungen demaskiert die neugierige Christine ihn - eine der ganz großen Momente (https://www.youtube.com/watch?v=2NHL6j9DMh4) der Filmgeschichte. Das "lebende Skelett" lässt sie ziehen, aber verbietet ihr, ihren Geliebten wiederzusehen. Sie macht es während einem Maskenball trotzdem (Technicolor-Sequenz!), das Phantom hört unbemerkt zu und ist verdammt angepisst xD Die Dinge nehmen ihren Lauf...
Habe den übrigens mit einem erstklassigen neuen (?) Orchester-Score geschaut, wunderbar synchronisiert mit einigen Gesangseinlagen. Ansonsten sind die Szenen wie damals üblich verschiedentlich eingefärbt, je nach Stimmung und Ort. Generell werden heutzutage Stummfilme angesichts moderner Sehgewohnheiten schnell mal ermüdend. Nicht so hier! Habe mich die ganze Zeit bestens unterhalten gefühlt und wollte wissen, wie es weitergeht. Das Set-Design war faszinierend, vor allem das Versteck des Phantoms mit seinen Fallen und Vorrichtungen usw. Rundum gelungener und sehr sehenswerter Gothic-Streifen. Gibt eine tolle Blu-ray-Veröffentlichung vom British Film Institute. Wegen abgelaufenem Copyright kann man den natürlich auch auf YouTube schauen, dort ist die Bildqualität aber meistens im Keller. Auch gibt es einige Versionsunterschiede zu beachten: 1929 gab es eine Neuauflage, für die afair über ein Drittel des Films neu gedreht und einige Abschnitte verändert wurden. 8/10
Spuk im Schloss (http://www.imdb.com/title/tt0017739/) /The Cat and the Canary (1927)
Wo wir grade bei Stummfilmen sind: The Cat and the Canary ist quasi der Prototyp des Haunted House /Testamensverlesungs Genres, wenn man so will ^^ Zwanzig Jahre nach seinem Tod kommt die größtenteils geldgierige Verwandtschaft eines reichen Mannes des Nachts zu seinem Anwesen. Sonst ist nur der Notar und eine creepy ernste Dienstmagd dort. Diejenige, die das Erbe bekommen soll, erhält es aber nur, wenn ein später eintreffender Doktor sie für geistig gesund befindet. Andernfalls bekommt derjenige, dessen Name in einem zuvor mysteriöserweise bereits geöffneten und vom Notar getragenen Schreiben festgehalten ist, das Vermögen. Dann taucht auch noch ein Wächter auf, der meint, ein durchgeknallter und gefährlicher Typ, der sich für eine wilde Katze hält, würde dort irgendwo sein Unwesen treiben. Tja, und plötzlich wird der Notar tot aufgefunden und der Brief mit dem Namen ist weg.
Hier ist echt alles drin, was man aus dieser Art von Geschichte kennt. Versteckte Türen, atmosphärische Stimmung in einem alten Gemäuer, skurrile Gestalten. Sicher, die Figuren sind alle Stock Characters ganz nach den inzwischen allseits bekannten Klischees, aber das muss nix Schlechtes sein. Auch handelt es sich hier weniger um einen Horrorfilm im engeren Sinne, vielmehr weist er zahlreiche amüsante Stellen auf. Ein bisschen wie bei Scooby Doo, nur mit mehr Niveau. Klasse auch, wie mit verschiedenen Filmtechniken gearbeitet wurde. Die Schrift der Texteinblendungen verändert sich je nach Lage, es gibt Überblendungen oder Einstellungen, in denen man die innere Mechanik einer Uhr bzw. einer versteckten Tür sehen kann und Ähnliches. Ein bisschen schade fand ich nur, dass die Auflösung des ganzen Rätsels dann doch nicht so clever war, wie ich gehofft hatte. Vielleicht denk ich bei solchen Filmen einfach zu viel nach. Hätte es besser gefunden, wenn man den oder die Täter von Anfang an dabei gehabt hätte - schließlich grübelt man automatisch, wer dahintersteckt. Wenn es dann doch nur jemand ist, den man davor nie gesehen hat, ist die Wirkung und der Aha-Moment nur halb so groß. Nichtsdestotrotz eine angenehme Erfahrung. Leider gibt es von dem Film keine angemessen restaurierte HD-Version. Wäre eigentlich mal an der Zeit. 7/10
The Mummy's Tomb (http://www.imdb.com/title/tt0035096/) (1942)
Zurück zu den Talkies der 40er. Der dritte Teil der Mumien-Reihe, und es geht steil bergab. Übrigens wieder nie in Deutschland veröffentlicht worden, aber diesmal find ichs nicht schade drum. Erstmal: Der Film geht nur 60 Minuten. Das wäre so weit ja in Ordnung, aber dann werden am Anfang 12 Minuten mit einer langweiligen Zusammenfassung des Vorgängers The Mummy's Hand verplempert! Das heißt, effektiv hat dieser Spielfilm eine Laufzeit von gerade mal einer Dreiviertelstunde >_> Dass da nicht viel Charakterentwicklung passiert, versteht sich fast von selbst. Dann ist aber die Handlung nur ein lahmer Aufguss mit abgespecktem Setting. In Kurzform: Die Mumie hat überlebt, der Kult schickt 30 Jahre später einen neuen Hohepriester in die USA, um mit dem von ihm kontrollierten Monster die Überlebenden der damaligen Expedition und deren Nachkommen zu töten. Die weibliche Hauptfigur aus dem vorherigen Film ist zwischenzeitlich schon gestorben. Und das war's im Wesentlichen. Die Mumie bringt die Protagonisten aus The Mummy's Hand und noch dazu einige Unbeteiligte um die Ecke. Einigermaßen lächerlich, wie es keiner schafft, vor dem langsam schlurfenden Einbandagierten zu fliehen. 4/10
The Mummy's Ghost (http://www.imdb.com/title/tt0037099/) (1944)
Dito zu oben. Ebenfalls nur eine Stunde, diesmal aber wenigstens ohne ausufernden Flashback. Der neue ägyptische Obermacker-Priester des Geheimkultes reist nach Amerika, um die Monster-Mumie und den Körper der Prinzessin zurück in die Heimat zu bringen. Leute sterben. Zwischendurch hat man versucht, hier noch in Anspielung auf den allerersten Mumienfilm etwas mit Reinkarnation einzubauen, denn anscheinend ist die Prinzessin bereits wiedergeboren worden. Blöderweise führt dieser Handlungsstrang aber nicht weit und wird äußerst unbefriedigend aufgelöst, sodass man sich fragt, was das alles eigentlich sollte oder welche Regeln dem zugrunde liegen. Schauspielerisch ist die Qualität auch längst eingebrochen.
Darüber hinaus frage ich mich, warum so viele Filmreihen diesen Unsinn mit dem Setting machen. Ernsthaft! Ist das nur eine Frage des Budgets oder was? Wer kommt bitte auf die bescheuerte Idee, dass es faszinierender sein könnte, die langweiligen Alltags-Umgebungen einer random Stadt als Handlungsort zu nehmen, wenn man zuvor etwas weit Entferntes mit Abenteuer und Exotik hatte? So etwas begegnet einem in Genre-Fortsetzungen immer wieder, und ich hasse es. Scheint bei Creature from the Black Lagoon ja genauso gelaufen zu sein. Manchmal ist es sogar in einem einzigen Film so, siehe zum Beispiel King Kong. Wobei es dort wenigstens auch in der modernen Zivilisation noch spektakulär bleibt. Trotzdem würde mich der Teil der Geschichte auf einer Insel von Riesen-Urzeitwesen stets weit mehr kümmern als urbane Tristesse. Vielleicht glauben die Autoren, den Grusel effektiver zu machen, indem sie ihn quasi vor unsere Haustür verlegen. Mir bleibt da aber zu viel Atmosphäre und Glaubwürdigkeit auf der Strecke. Meine Suspension of Disbelief ist größer, wenn man mir etwas zeigt, wovon ich keine Ahnung habe. Eine Mumie in der Nachbarschaft hingegen wirkt abstrus deplatziert und nicht halb so aufregend wie das Erforschen alter Ruinen im Orient.
Wenn man mit den übernatürlichen Elementen wenigstens richtig was anstellen und den Mythos in dem neuen Rahmen erweitern würde, aber nö. Wäre The Mummy's Tomb, wo der Schritt mit dem Ortswechsel thematisch noch ganz gut reingepasst hat (weil der "Fluch" die Forscher wenn auch mit massiver Verspätung bis nach Hause verfolgt), diesbezüglich die Ausnahme geblieben, würde ich mich darüber nicht so sehr beschweren. Aber da es auch in der letzten regulären Fortsetzung The Mummy's Curse so ist, sich also in drei Filmen alles nur noch in den USA abspielt, und die bekannten Elemente nur immer wieder durchgekaut werden, ohne was Neues von Interesse zu bieten, kann man einen klaren Niedergang konstatieren. Ein Armutszeugnis. 4/10
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Das zu Universal und den Monstern für heute. Hatte eigentlich vor, zumindest die Reihen aller bekannten Kreaturen (Dracula, Frankensteins Monster, Mumie, Invisible Man, Wolfsmensch, Schrecken vom Amazonas) nach und nach durchzugehen, aber da die Qualität oft mit der Zahl der Sequels abzunehmen scheint und ich bei den letzten beiden Mumiengeschichten echt zu kämpfen hatte, weiß ich nicht mehr, ob ich das wirklich noch durchziehen sollte.
The Return of the Vampire (http://www.imdb.com/title/tt0037219/) (1943)
Nee. Columbia wollte gerne eine direkte Dracula-Fortsetzung draus machen, durfte aber nicht, also wurde der Charakter umbenannt. Die Story erscheint mir in Rückschau hirnrissig. Im Bombardement auf London während des Zweiten Weltkrieges treffen die Nazis einen Friedhof. Die dort arbeitenden Totengräber, die aufräumen sollen, beleben versehentlich den Vampir wieder, indem sie den Pfahl entfernen ...oder so ähnlich. Dass darin direkt auch noch der Werwolf eingebaut wurde, aber als untergebener Diener von Dracula des Vampirs (Armand Tesla alias Dr. Hugo Bruckner), wirkt total übertrieben und in der Kombination seltsam unpassend, da sich die Geschichte ansonsten selbst ziemlich ernst nimmt, aber diese Szenen zum Teil wie aus einem Comic-Strip entsprungen scheinen. Das Set des nebeligen Friedhofs ist atemberaubend stimmungsvoll, das muss ich ihnen lassen. Ansonsten erneut viel Blabla, wenig Substanz. Der Film wird von vielen scheinbar trotzdem respektiert, hauptsächlich weil Bela Lugosi wieder den Blutsauger spielt, aber das alleine kann eine so hohle und monotone Geschichte auch nicht retten. 4/10
Stadt der Toten (http://www.imdb.com/title/tt0053719/) /The City of the Dead /Horror Hotel (1960)
Gothic-Horror über eine Studentin, die auf den Tipp ihres Professors hin in einem kleinen, abgelegenen Ort Nachforschungen über Hexen anstellen möchte und es mit einem mörderischen Kult zu tun bekommt. Mit Christopher Lee in einer wichtigen Nebenrolle und einer unerwarteten Handlungsentwicklung in der Mitte des Films. Das Dorf namens Whitewood selbst hat ein geniales Design, selten so viel Nebel gesehen. Die Atmosphäre ist genuin creepy, wozu auch der Chor in einigen Szenen beiträgt. Unterm Strich nichts Weltbewegendes, aber für das was es sein will sehr gut gemacht und stellenweise spannend. Ihr könnt den Film legal unter anderem hier (https://www.youtube.com/watch?v=n08qM30MOI8) anschauen. 7/10
Die rechte und die linke Hand des Teufels (www.imdb.com/title/tt0067355) /Lo chiamavano Trinità... (1970)
Ist schon eine Weile her, aber den konnte ich auch endlich mal nachholen. Kannte bisher nur die Fortsetzung Vier Fäuste für ein Halleluja. Der erste Teil hat mir nicht ganz so gefallen wie das Sequel, auch wenn er Spencer & Hill damals erst groß gemacht hat. Imho etwas weniger Biss, Witz und Charme, die Handlung zieht sich ohne wirklich erinnerungswürdige Momente ein wenig und hätte von einer 20 Minuten kürzeren Laufzeit profitiert. Ganz nett aber brauch ich nicht nochmal gucken. 6/10
The Mummy's Curse (www.imdb.com/title/tt0037098) (1944)
https://s16.postimg.org/mzzxq7nlx/MV5_BMGEy_MTQ1_Yz_It_Mm_Vk_NC00.jpg
Fünfter und letzter regulärer Teil der Universal-Reihe. Wieder mit einem Flashback trotz Gesamtlänge von nur genau einer Stunde, auch wenn es nicht ganz so heftig war wie in The Mummy's Tomb. Entgegen meiner Erwartungen und anders als offenbar die meisten empfand ich den Film als minimalen Fortschritt gegenüber den letzten beiden. Das liegt einerseits am Setting in den Sümpfen, und andererseits daran, dass Konzept und Handlungsstruktur, wenn auch nicht wirklich neu, ein bisschen Variation gegenüber den vorherigen Geschichten aufweist. Bei einem Bewässerungsprojekt nahe Louisiana wird die Mumie Kharis wieder ausgebuddelt, und mit ihr taucht wenig später die wiedergeborene Mumien-Prinzessin Ananka zurück in normal-menschlicher Gestalt aber ohne Gedächtnis auf. Die dort lebenden Leute und Arbeiter nehmen sie kurzzeitig auf, doch wo immer sie hinkommt, Kharis folgt, will sie sich schnappen und hinterlässt dabei diverse Leichen ^^ Der altbekannte Priesterkult ist auch wieder zurück, und ein paar andere Typen mischen mit, die der Sache auf den Grund gehen wollen.
Nicht falsch verstehen: Gut war The Mummy's Curse sicher nicht. Auch waren einige Szenen viel zu dunkel, sodass man (erst recht in schwarz-weiß) kaum noch was erkennen konnte. Wenigstens die berühmte Auferstehung von Ananka, wie sie sich mit den Händen zuerst aus dem lockeren Erdreich schält, ist für damalige Verhältnisse ziemlich beeindruckend und stylish gemacht. Ach ja, fun fact: "Hand" spielte noch ungefähr zur Zeit seiner Entstehung, 1940. "Tomb" soll laut dem Film selbst 30 Jahre später stattfinden, "Ghost" ausgehend von den Angaben des Professors nur wenige Jahre danach. In "Curse" erfahren wir, dass seit den letzten Ereignissen weitere 25 Jahre vergangen sind, was bedeuten würde, dass dieser Film (von 1944) zwischen 1995 und ca. 1997 spielt :D So viel zum Thema Continuity. Wundert mich nur, dass die diesmal noch nicht mit Raumschiffen durch die Gegend geflogen sind. 5/10
Abbott and Costello Meet the Mummy (http://www.imdb.com/title/tt0047795/) (1955)
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Harmloser, aber auch belangloser Klamauk mit dem Comedy-Duo. Trotzdem will es schon was heißen, wenn sogar der offizielle Slapstick-Spoof der Reihe unterhaltsamer ist als die letzten drei richtigen Teile zusammen. Die Ausstattung ist bedeutend besser, die Sets sind nicht nur schick sondern auch erstaunlich zahlreich und abwechslungsreich! Keine Ahnung ob es davor nur an den schwierigen Umständen des Krieges lag und man jetzt, ein Jahrzehnt später, wieder richtig Geld ausgeben konnte, oder ob sich das Studio einfach weiterentwickelt hat. In jedem Fall gab es hier große Fortschritte bei den Äußerlichkeiten, sodass ich es schade finde, dass wir aus der Zeit nicht noch einen storymäßig ernstzunehmenden Mumienfilm mit entsprechend höheren Production Values bekommen haben. In der Handlung wird natürlich keines der alten Klischees ausgelassen. Bin ich eigentlich der einzige, bei dem Lou Assoziationen zu Patton Oswalt weckt? Nur komisch, dass er andauernd in die Kamera guckt. 6/10
Draculas Tochter (http://www.imdb.com/title/tt0027545/) /Dracula's Daughter (1936)
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Direkte Fortsetzung von Dracula, die quasi fünf Minuten nach dessen Ende beginnt ^^ Bis jetzt bin ich mit Dracula ja nicht so recht warm geworden, aber was soll ich sagen, die offizielle Fortsetzung ist imho nicht nur überall sträflich unterschätzt, sondern auch besser als das Original selbst! Das hat besonders mit der originellen Grundidee ohne Literaturvorlage bzw. mit der neuen Hauptfigur zu tun. Während andere Sequels nur versuchen, den Vorgänger zu kopieren, trauen sich die Drehbuchautoren hier, andere Wege einzuschlagen und damit den Zuschauer zu überraschen. Denn Draculas Tochter alias Countess Marya Zaleska, gespielt von Gloria Holden, ist zwar gefährlich, aber auch durcheinander. Sie hatte gehofft, mit dem Tod ihres Vaters und dem Verbrennen seiner Leiche vom Fluch befreit zu sein, sie sehnt sich nach einem normalen Leben, aber leider dürstet es sie weiter nach Blut! Erlösung erhofft sie sich von dem Psychiater Jeffrey Garth, der zentralen männlichen Rolle. Das alleine macht sie als Protagonistin schon viel interessanter, es gibt einen inneren Konflikt. Wird aber noch besser: Der Film weist an einigen (https://www.youtube.com/watch?v=XeY27VmcQ7M) Stellen einen deutlich lesbischen Subtext auf, was eines der frühesten Beispiele für so etwas in dem Medium sein dürfte (zumindest definitiv wenn es um die Kombination mit Vampiren geht). Wobei die Gräfin durchaus an beiden Geschlechtern interessiert ist. Generell geht von der Geschichte eine subtile Erotik aus, zu der Holden maßgeblich beiträgt.
Draculas Tochter ist aber nicht der einzige spannende Charakter. Van Helsing ist auch wieder mit dabei, erneut gespielt von Edward van Sloan (der einzige, der noch aus dem ersten Teil geblieben ist). Der Vampir-Experte wird zu Beginn festgenommen, oben erwähnter Psychiater ist sein Freund und soll ihm aus der misslichen Lage helfen. Dann wäre da noch Sandor, der Diener der Gräfin. Der Hammer xD Sowas von trocken und negativ, stets mit versteinerter Miene, dass es schon wieder lustig ist. Die Sekretärin von Garth, die ständig streitlustig mit ihm flirtet und natürlich eifersüchtig auf seinen neuen aristokratischen Umgang ist, war darüber hinaus ganz süß.
Perfekt ist der Film allerdings nicht. Noch immer ist der Handlungsverlauf eher gemächlich und psychologisch-dramatischer Natur, wenn auch wesentlich angenehmer als im beweihräucherten Vorgänger. Aber warum nicht zusätzlich dazu noch auf mehr Horror und Action setzen (wie etwa bei Frankenstein)? Für das Finale geht es von London zurück nach Transsylvanien ins Schloss, und was eine epische Auseinandersetzung vor genialer Kulisse hätte werden können, wird in nur wenigen Minuten relativ schmucklos abgehandelt. Was passiert, ist immer noch cool und sehenswert, aber dafür hätten sie mehr Zeit investieren sollen, nicht nur für die vorangegangene Entwicklung einer Charakterstudie. Dafür, dass die Story so viele faszinierende Dinge und Fragen anreißt, bleibt sie uns viele Antworten schuldig. Gerne hätte ich auch mehr über Sandor erfahren oder einfach nur mehr von seinen zynischen Kommentaren gehört *g* Der Film dauert bloß 71 Minuten, da hätten ein paar mehr nicht geschadet, um all das weiterzuentwickeln. Dracula's Daughter hat anders als der Streifen von 1931 etwas Humor, der zwar eine willkommene Abwechslung bietet, aber nicht immer zündet und sich auch ein wenig mit dem ernsteren Selbsthass beißt, den die Titelfigur durchmacht.
Trotzdem war ich unterm Strich äußerst zufrieden und bin froh, den Film überhaupt doch noch geguckt zu haben. Hatte nicht erwartet, dass er mir gefallen würde. Weiß nicht, wie sehr die Zwangsthematik bei meinem Urteil mit hineinspielt, denn mit so einem Konzept kann ich was anfangen. Diesmal ist es erneut eine Schande, dass der Film nicht auf BD verfügbar ist. Hat die High Definition Behandlung meiner Auffassung nach weit mehr verdient als gewisse andere Werke. 7/10
Der Glöckner von Notre Dame (http://www.imdb.com/title/tt0014142/) /The Hunchback of Notre Dame (1923)
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Stummfilm-Klassiker. Hmm. War davon jetzt nicht so begeistert wie beim Phantom der Oper. Einerseits wird man mit Charakteren überschüttet, die alle erstmal mühsam vorgestellt werden müssen, und dann fehlt es an Fokus in der Handlung weil so vielen davon einzelne Szenen gewidmet werden, anstatt das Ganze fließender zu gestalten und besser miteinander zu verbinden. Ich habe die Romanvorlage mal wieder nicht gelesen. Der Film hält sich offenbar wesentlich enger daran als beispielsweise der Disney-Animationsfilm, den hier mehr Leute kennen dürften. Aber ich sehe das als ein Beispiel dafür, dass es oft sinnvoll ist, bei der Übersetzung in ein anderes Medium bestimmte Dinge abzuändern oder zu vereinfachen. Gewundert hat mich vor allem, dass der von Lon Chaney in beachtlicher Aufmachung dargestellte Quasimodo verhältnismäßig wenig Screentime hat und über weite Teile der Geschichte kaum mal auftaucht. Viel mehr geht es um Esmeralda und ihr Schicksal. Der Film ist natürlich schon noch ne Glanzleistung, alleine bereits was die aufwändigen Kulissen und Kostüme angeht. Manche Szenen brennen sich auch irgendwie ins Gedächtnis ein, wie etwa der Glöckner am Pranger. Im Buch sterben sowohl Quasimodo als auch Esmeralda. In dieser Filmversion stirbt Quasimodo, aber Esmeralda überlebt und wird am Ende mit Phoebus wiedervereint. Gelungene Adaption aber gewiss nicht optimal gealtert und daher ggf. ein bisschen anstrengend. 6/10
Der Glöckner von Notre Dame (http://www.imdb.com/title/tt0031455/) /The Hunchback of Notre Dame (1939)
https://s8.postimg.org/t78qy19id/MV5_BMTM1_NDA1_MTYy_NF5_BMl.jpg
Gilt allgemein als die beste Verfilmung des Stoffes. Mit Dialogen, aber ohne Farbe :P Wurde zwar nicht von Universal sondern von RKO produziert, aber da es grade so gut reinpasst... Guter Film. Deutlich angenehmerer Umgang mit den Figuren bzw. durchdachter wirkendes Pacing als beim Obenstehenden, wenn man das denn überhaupt vergleichen kann. Charles Laughton, der hier souverän die Titelrolle übernimmt, kannte ich schon aus Meuterei auf der Bounty (1935er Version) und Unter schwarzer Flagge (1945) - komisch btw., hätte schwören können, die beiden Streifen hier irgendwo schonmal behandelt zu haben; muss dann wohl eher noch kurz vor der Threaderöffnung gewesen sein o_Ô Oh, und die immer willkommene Irin Maureen O'Hara, diesmal zu sehen als Esmeralda, ist natürlich auch stets ein Pluspunkt. Sie mag ich alleine schon, weil sie sich um so viel piratigen Kram wie Der Seeräuber (1942) oder Gegen alle Flaggen (1952) verdient gemacht hat.
Die Geschichte dürfte im Wesentlichen bekannt sein. Gefreut hat mich, dass sie dem Charakter Phoebus in dieser Version weit weniger Platz eingeräumt haben. Die erste Hälfte hat mir allerdings besser gefallen als die zweite. Am Anfang war es noch richtig aufregend, als würde man eine andere Welt kennenlernen. Besonders die Szenen im Wunderhof mit Gringoire und Clopin wirkten mehr wie aus einem waschechten Abenteuerfilm entsprungen, was ich super fand. Im späteren Verlauf kann sich die Handlung ein kleinwenig ziehen und ein paar kleinere Handlungsschnipsel kamen unsinnig rüber oder hätten eleganter gelöst werden können. Macht aber nix. Übrigens: Ähnlich wie im Disneyfilm überleben hier beide Hauptfiguren. Stimmt zwar versöhnlicher, aber aus dramaturgischer Sicht eigentlich eine verpasste Chance. Gibt sogar eine deutsche Veröffentlichung auf BD, die ich mir demnächst wahrscheinlich irgendwann zulegen werde. 7/10
Der Mann, der lacht (http://www.imdb.com/title/tt0019130/) /The Man Who Laughs (1928)
https://s23.postimg.org/bevndjj8r/MV5_BNTIy_OTY1_MTkw_Ml5_BMl5_Ba.jpg
Wow, saugut! Der vorerst letzte Stummfilm, den ich hier behandeln werde (zumindest steht diesbezüglich sonst erstmal nichts mehr auf meiner Liste), aber vielleicht mein neuer Liebling was diese frühe Phase angeht! Mit dem Phantom der Oper auf jeden Fall mindestens auf einer Stufe. Wobei "stumm" nicht ganz stimmt, viel mehr fällt das Werk in die Übergangszeit und verwendet das Movietone Sound System, sodass auch ein Lied mit Gesang sowie Soundeffekte neben dem normalen musikalischen Score dabei sind. The Man Who Laughs vereint praktisch das Beste vom deutschen Expressionismus - Paul Leni führte Regie - und Hollywood.
Im England des ausgehenden 17. Jahrhunderts. Weil ein Adeliger sich weigert, König James die Hand zu küssen, wird er brutal hingerichtet und sein Sohn Gwynplaine von einer sadistischen Zigeunerpiratenkinderhändlerbande entstellt (that's a thing, apparently). Chirurgisch wird dem Kind ein ewiges breites Lachen ins Gesicht geschnitten! Als Zehnjähriger bleibt er zurück als die Peiniger im bitterkalten Winter mit dem Schiff ablegen. Er rettet ein Baby aus den Armen einer erfrorenen Mutter am Wegesrand und die beiden werden von einem gutherzigen Schausteller namens Ursus aufgenommen, bilden eine Art sonderbare Familie. Jahre später ist das Baby zur schönen aber blinden und zerbrechlichen Dea herangewachsen (Mary Philbin, die in Phantom der Oper bereits die Rolle der Christine Daae übernahm). Gwynplaine und Dea sind ineinander verliebt und fahren mit Ursus übers Land, treten zusammen auf. Der junge Mann mit der grotesken Fratze wird gar zu einer kleinen Berühmtheit, aber hat Komplexe gegenüber Dea wegen seines Aussehens. Die junge und sensationsgeile Aristokratin Josiana, die inzwischen den Besitz von Gwynplaines Vater übernommen hat, interessiert sich für ihn und bekommt bald darauf die Nachricht zugespielt, dass der rechtmäßige Erbe noch lebt. Da die inzwischen regierende Queen Anne ihr wegen einer Lappalie noch eins auswischen möchte, will sie die beiden zur Heirat zwingen...
Beschrieben wird der Film als "Romantic Melodrama", aber ich finde nicht, dass das The Man Who Laughs gerecht wird. Zwar gibt es darin auch so rührende Szenen wie diese (https://www.youtube.com/watch?v=90WCUZq6pAY), aber der Anfang war richtig düster-atmosphärisch in a gothic kind-of way (zieht euch zum Beispiel hiervon (https://www.youtube.com/watch?v=CD6j8TS86b0) nur mal die ersten zwei Minuten rein!) und auch später gibt es diverse Stellen, die mehr was von einem skurrilen Horror-Swashbuckler haben. Sogar eine einzelne Einstellung mit Schwertkampf auf der Flucht, wünschte das hätten sie ausgebaut ^^ Generell ist die Grundidee aber echt abgefahren. Wann immer man das Gesicht sieht, und anhand der Situation erkennt, welche Emotionen eigentlich dahinterstehen, aber der Eindruck die ganze Zeit durch dieses Grinsen krass verzerrt wird, ist das schon einmalig und man weiß nicht ob man mitlachen oder mitweinen soll.
Fun Fact: Gwynplaines Aussehen war die Hauptinspiration für Batmans Erzfeind, The Joker :eek: Food for Thought: Diese frühen Universal-Filme werden zwar oft zur Monsters-Metareihe gerechnet, aber genau genommen handelt es sich weder beim Glöckner, noch beim Phantom oder dem Lachenden Mann um übernatürliche Ungeheuer irgendeiner Art, sondern um tragische, entstellte Menschen. Hm. Außerdem wäre dieser Film perfekt geeignet für ein Remake von Tim Burton (dem Tim Burton, der es noch drauf hatte, meine ich)! Gab zwar ein französisch-tschechisches Remake von 2012, aber das taugt anscheinend nichts. Das Original gibts nicht auf BD :-/ 8/10
Grundsätzlich hier ein Tipp, wenn ihr euch für ältere Filme interessiert: Im gemeinnützigen Projekt Internet Archive, erreichbar unter der Adresse https://archive.org/, sind diverse Klassiker hochgeladen, die man dort kostenlos anschauen kann, weil deren Copyright längst abgelaufen ist. Darunter auch viele, die ich hier schon beschrieben habe.
Werewolf of London (http://www.imdb.com/title/tt0027194/) (1935)
https://s21.postimg.org/yscsjd94n/MV5_BMTY3_MTQx_MDMw_N15_BMl5_Ban_Bn_Xk_F.jpg
Der Vollständigkeit halber doch noch den ersten großen Werwolf-Streifen der Filmgeschichte nachgeholt. Plot beginnt mit Botanikern in Tibet... okay, cool, damit hab ich nicht gerechnet. Ein paar Einstellungen sind fesch, aber der Film kommt an Chaneys Fassung wie erwartet nicht heran. So überhaupt gar nicht. Die Frauen sind ausnahmslos alle tierisch nervig oberflächlich, laut und aufdringlich darin, und die Dialoge generell zu zahlreich, lang und langweilig. Die erste Hälfte von Werewolf of London kommt rüber wie ein einziges, großes Gewächshaus-Gespräch mit britischem Akzent. Es geht mehr um Pflanzen als um Wölfe, wer hätte das gedacht >_>? Von London sieht man auch nicht viel, meist nur Innenräume der High Society. Zu allem Überfluss ist der Hauptdarsteller recht unsympathisch. Gerade das halte ich für ein Riesenproblem, weil dadurch der Kontrast zwischen dem Menschen und seinem unfreiwilligen Zustand als Monster flöten geht. Was kümmert es mich, was aus so einem wird? Was kümmert es mich, wen er umbringt, wenn es keine brauchbaren Nebencharaktere gibt? 4/10
Son of Frankenstein (http://www.imdb.com/title/tt0031951/) (1939)
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Einer der Söhne Frankensteins kommt mit Frau und Kind nach Deutschland zum leerstehenden Anwesen seines Vaters; sehr zum Missfallen der Dorfbewohner, die die Vorgänge argwöhnisch verfolgen. Wie nicht anders zu erwarten war, findet er in den Ruinen des Labors das Monster, kann sich der Faszination nicht entziehen, experimentiert weiter und will es wieder aktivieren. Die Continuity zu den Vorgängern ist nicht immer hundert Prozent schlüssig, auch wenn es im Wesentlichen hinkommt. Überhaupt hängen wohl jeweils Teil 1 und 2 sowie Teil 3 und 4 enger zusammen bzw. folgen storymäßig direkt aufeinander.
Neu ist diesmal zum Beispiel der Gehilfe Ygor, gespielt von Dracula-Darsteller Lugosi. Im ersten Frankenstein-Film hieß der Gehilfe noch Fritz. Soll daraus Ygor geworden sein oder ist es eine andere Figur? Unterschiede gibt es genug. Wenn er jedoch ein weiterer Gehilfe war, wann soll das gewesen sein? Kommt ein bisschen so rüber, als hätte es zwischen Bride und Son noch einen Film gegeben, den wir nie zu Gesicht bekommen haben. Manch einer scheint in Lugosis Ygor (der mal gehängt wurde aber überlebte) ein Highlight des Films zu sehen, aber ich werde mit dem einfach nicht warm - vor allem als zentraler Bösewicht stört er mich eher. Hinzu kommt noch das ultranervige Blag von Frankensteins Sohn. Stichwort kleine Kinder in Filmen die naturgemäß NULL schauspielern können. Darüber hinaus kam mir der Film hinsichtlich der Handlungsorte eingeschränkter vor als zuvor, fast alles spielt sich im Schloss und dem angrenzenden Labor ab :| Und das Ende war etwas abrupt.
Gibt aber auch Gutes zu berichten. Für mich steckt die Stärke von Son of Frankenstein in der ebenfalls neuen Figur Inspector Krogh, ein preußisch anmutender Polizist, der bei den damaligen Auseinandersetzungen mit dem Monster einen Arm verloren hat und deshalb nicht General werden konnte. Daher hat er nun eine stylishe Prothese. Jedenfalls mit Abstand der interessanteste Charakter der Geschichte - überhaupt setzt sich ein Großteil des Films aus der Interaktion zwischen ihm und Baron Wolf von Frankenstein zusammen. Krogh ist ein Mittler, der für die Sicherheit der Familie vor der aufgebrachten Bevölkerung garantieren möchte, aber kritischer und herausfordernder wird, als sich die Hinweise häufen, dass das Monster entgegen Wolfs Behauptungen wieder sein Unwesen treiben könnte. Mit 99 Minuten handelt es sich um den längsten klassischen Frankenstein-Film, das hat sich zum Teil eben auch für die Charakterentwicklung gelohnt. Beeindruckend stellenweise auch die Sets: Das Anwesen selbst mit seinen schrägen Winkeln und Schatten weckt Erinnerungen an deutschen Expressionismus und mit dem verwüsteten Labor hatte man wirklich das Gefühl, eine aufgegebene Welt zu betreten, einen Geist der Vergangenheit.
Unterm Strich war ich aber nicht begeistert. Der Film ist nicht schlecht, keine Frage, aber kann den beiden Vorgängern eindeutig nicht das Wasser reichen. Es ist eher ein Revival, aus dem man mehr hätte herausholen können. Wer in die Reihe nur mal reinschauen und das Beste mitkriegen möchte, der kann sich getrost auf die ersten zwei Filme beschränken. 6/10
The Ghost of Frankenstein (http://www.imdb.com/title/tt0034786/) (1942)
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Naja, es geht weiter bergab. Wobei ich dazu sagen muss, dass ich die Qualitätsdiskrepanz zu dem Obenstehenden eigentlich nicht soo gewaltig finde wie offenbar der IMDb-Durchschnitt. Habe ja schon angedeutet, dass ich Ygor als Charakter nicht leiden konnte. Der wirkt wie ein bärtiger, ungepflegter Hinterwäldler-Alm-Jodler, leicht minderbemittelt aber trotzdem selbstsicher (um nicht zu sagen überheblich) und im Innern böse und wahnsinnig. Wie er mit seiner seltsamen Flöte das Monster beeinflussen kann, kommt mir ein wenig lächerlich vor. Das Problem von Ghost of Frankenstein ist unter anderem, dass Ygor darin eine noch größere Rolle einnimmt. Das ist ein bisschen so, als würde man den nächsten Obdachlosen von der Straße als Grundlage für den Antagonisten in einem Sci-Fi-Abenteuer benutzen >_>'
Nachdem die aufgebrachte Bevölkerung den Sitz der Frankensteins sprengt, macht sich Ygor mit dem Monster auf den Weg in eine andere Stadt, wo ein weiterer Sohn des ursprünglichen Dr. Frankenstein lebt. Diesen Ludwig von Frankenstein mochte ich eigentlich ganz gerne. Zwar lässt er sich von Ygor erpressen und begeht einige Dummheiten, aber möchte im Grunde die Familienehre reinwaschen und ist von den bisherigen Frankensteins, die wir gesehen haben, vermutlich noch der vernunftbegabteste (und älteste). Oh, und sein Labor mit Geheimräumen rockt. Nur schade, dass sich bis auf den Anfang und ein paar wenige Stadt-Szenen fast der gesamte Film in dem Gebäude abspielt. Gerade die Abwechslung trug damals maßgeblich dazu bei, dass mir die ersten beiden Teile der Reihe so gefallen haben. Wo sind die brennenden Windmühlen bloß hin ;_; ?
Bei der Story merkt man deutlich, dass ihnen die Puste ausging. Diesmal geht es um Gehirn-Transplantationen xD Und der Geist vom Vater erscheint dann auch tatsächlich, um dem Titel des Films gerecht zu werden. Gut, das war nur eine Szene und man könnte argumentieren, dass sich Ludwig das nur eingebildet hat, aber meine Güte war das holprig umgesetzt. Auch bei den Schnitten und dem Pacing gibts Schwierigkeiten. Am Ende erfährt man nicht einmal, was aus bestimmten zentralen Figuren wie eben Ludwig überhaupt geworden ist. Überlebt, oder im Finale umgekommen? Egal! Als würde das keinen interessieren, nichtmal seine Tochter und ihren Macker, die fernab jeder Logik in der Schluss-Einstellung fröhlich in den Sonnenaufgang laufen, anstatt nach dem Vater zu sehen. WTF? Ghost of Frankenstein ist letztenendes immer noch unterhaltsamer als die miesesten Mumien-Fortsetzungen (siehe oben), und ich bin froh den wenigstens einmal gesehen zu haben, aber gut geht anders. Die meisten scheinen sich zu ärgern, dass diesmal nicht mehr Boris Karloff das Monster verkörperte, sondern Lon Chaney Jr., aber das ist ganz ehrlich das geringste Problem. 5/10
Frankenstein Meets the Wolf Man (http://www.imdb.com/title/tt0035899/) (1943)
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Es handelt sich hier viel mehr um eine Wolf Man Fortsetzung als um einen Frankenstein-Film. Schade dass man für so einen Crossover nicht beide Seiten gleichwertig intensiv behandelt hat. Ein Dr. Frankenstein taucht überhaupt nicht mehr auf (der letzte ist am Ende von Ghost of Frankenstein anscheinend doch im Feuer umgekommen). Entweder bezieht sich der Titel auf die Baroness Elsa Frankenstein, oder der Film trägt zu dem berühmten Missverständnis bei, Frankenstein mit seiner Kreation zu verwechseln. Das Monster selbst, diesmal interessanterweise gespielt von Lugosi, hat insgesamt eine Screentime von gefühlt nur 5 Minuten und tritt zum ersten Mal erst ab der Mitte der 74 Minuten langen Geschichte in Erscheinung. Soll wohl mal mehr Szenen gegeben haben, auch solche, in denen das Monster spricht und dabei Zusammenhänge zu Ghost of Frankenstein erklärt, aber die wurden leider rausgeschnitten. Das heißt, es ist blind und stumm und Ygors Gehirn steckt immer noch drin. So entstand der bekannte, oft parodierte "Monster Walk", denn das sieht mit den ausgestreckten Armen einfach ulkig aus - vor allem wenn das Publikum keine Erläuterung bekommt, warum das eigentlich so ist.
Wie gesagt geht es eigentlich um den Wolfsmenschen Larry Talbot, der ohne es zu wollen wiederbelebt wird und nun gerne endgültig sterben würde, was der Fluch verhindert. Dazu sucht er die alte Zigeunerin auf, die ihn auf Frankensteins Forschung verweist. Dr. Frankenstein ist tot, aber vielleicht kann dessen Tochter ihm bei der Suche nach den Aufzeichnungen helfen? Ein englischer Arzt mischt auch noch mit und verfolgt den unglückseligen Larry. Sie sollten sich beeilen, denn bald ist wieder Vollmond. Hmm. Bei vielen schneidet der Film gar nicht so übel ab, aber ich hatte ein wenig Mühe damit, obwohl ich Lon Chaney Jr. als Talbot-Werwolf vorher schon sympathisch fand.
Der Knackpunkt ist wirklich die Story. Heutzutage würde man sagen: übelst undurchdachte Fanfiction. Während die Wolfsmensch-Seite der Handlung hinhaut, passt es bei Frankenstein nicht. Wie kam das Monster dorthin? Es soll beim Feuer im Sanatorium zerstört worden sein, aber jetzt ist es ganz woanders in Eis eingeschlossen? Im Keller eines Schlosses, das eher so dargestellt wird, als sei es jenes aus den ersten paar Teilen, obwohl das bereits komplett gesprengt wurde und es in einer anderen Stadt sein soll? Hä? Die Baroness wird jetzt von einer anderen Schauspielerin verkörpert, die sich auch ganz anders benimmt. Über ihren Vater reden sie so, als sei er der Original Frankenstein, schließlich werden die Aufzeichnungen ja betont, dabei war das nur einer der Söhne, der gar nicht genug Zeit gehabt haben kann, um hinter alle Geheimnisse zu kommen. Und so weiter und so fort, da flog die Continuity achtkantig aus dem Fenster.
Das alleine wäre leicht zu verkraften, wenn das Gezeigte trotzdem einfach Spaß macht und wenigstens in sich schlüssig ist. Aber das Gefühl bekam ich nicht. Die Handlung ist im Kern total simpel und linear und geht über das oben Beschriebene kaum hinaus. Ich erwarte ja keine Wunder, aber was wäre das für eine geile Gelegenheit gewesen, um diese beiden Monster-Reihen wirklich miteinander zu verweben und in neue Richtungen zu lenken! Stattdessen kam es mir vor wie eines dieser schwachen Revivals, wo die Autoren zwar keine Ideen haben, aber einfach alles nochmal reinwerfen, was aus den jeweiligen Vorgängern noch aufzutreiben ist, und der Rest ergibt sich dann schon irgendwie. Ich möchte aber nicht nur Schnipsel von ziellosen Fortführungen als Selbstzweck, sondern ein neues Abenteuer, das für sich stehen kann.
Das Finale ist ebenfalls eine leichte Enttäuschung. Anstatt wie vom Poster quasi versprochen eine epische Auseinandersetzung zwischen den beiden Figuren Monster und Wolf Man zu bekommen, geht der kleine Schlagabtausch kaum länger als eine Minute, dann sprengt ein random Wutbürger den Damm und das Wasser reißt die ganze Schlossruine innerhalb von Sekunden einfach mit sich. Danach ist sofort Schluss :confused: Kein Epilog, kein gar nichts. Heute würde man denken, das wäre so ein Fall von "Fortsetzung folgt", aber so lose wie diese Filme - wenn überhaupt - miteinander verbunden sind, teilweise selbst innerhalb der einzelnen Reihen, kann man sicher vergessen, dass das explizit nochmal aufgegriffen wird. Es ist ein unverdient offenes und plötzliches Ende.
Eine waschechte Wolf Man Fortsetzung hätte ich lieber gehabt. Die Idee, das mit Frankensteins Monster zu verbinden, ist an sich nicht schlecht, aber bei so etwas kommt es sehr auf die Umsetzung und auf die richtige Balance an. Hätte in dem Zusammenhang auch gerne gesehen, wie Larry, Elsa, Dr. Mannering und die Zigeunerin Maleva die Ruinen eine Weile gemeinsam untersuchen und dabei auf das Monster treffen. Frankenstein Meets the Wolf Man war für mich nichts Halbes und nichts Ganzes. Dennoch gilt auch hier: Durch die phantastischeren Charaktere und Konzepte und ein paar schicke Sets (der Friedhof mal wieder!) immer noch besser als The Mummy's Tomb, The Mummy's Ghost und The Mummy's Curse. 5/10
Son of Dracula (http://www.imdb.com/title/tt0036376/) (1943)
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Boooring. Zwar filmisch deutlich moderner als das Original, dafür aber genauso lahm und gesprächslastig. Wo der Film von 1931 aber wenigstens noch Lugosi in seiner Paraderolle hatte und die ganzen klassischen Elemente des Mythos einführen durfte, übernimmt hier der in diesem Fall imho wenig passende Lon Chaney Jr. (das ist unter anderem der Typ aus The Wolf Man und der Sohn vom Phantom der Oper ^^), der aber ohnehin nicht viel Screentime bekommt. Eine Tussi möchte sich und ihren Lover unsterblich machen und lässt sich dafür mit einem gewissen Alucard ein. Haha, der Film wird nicht müde mit dem Zaunpfahl darauf hinzuweisen, dass das rückwärts gelesen Dracula ergibt. Wären wir sonst nie drauf gekommen. Jedenfalls versuchen ein Doktor und ein angereister Professor aus Transsylvanien das Schlimmste zu verhindern. Doch die Behörden sind schwierig zu überzeugen, vor allem wenn Leichen verschwinden oder scheinbar wieder lebendig werden. Ein paar der Handlungsorte sahen ganz nett aus, das muss ich ihnen lassen. Die wippende Gummi-Fledermaus gleicht das aber wieder aus >_< Ebenfalls noch etwas besser als die Mumien-Sequels, aber ärgerlich langsam und spannungsarm. Dracula's Daughter war im Vergleich hierzu ein Meisterwerk! 5/10
House of Frankenstein (www.imdb.com/title/tt0036931) (1944)
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Uh, gar nicht mal so schlecht. Weit weniger prätentiös, vielleicht ist das einfach der bessere Ansatz. Der Film scheint sich selbst nicht immer total ernst zu nehmen, gibt aber andererseits auch keinen Fokus auf Humor oder so. Wirkt einfach lockerer, ein quirky Horror-Fantasy-Abenteuer. Hat auch was episodisches an sich, weil es in der ersten Hälfte mehr um Dracula (John Carradine) geht, und danach die Handlung mit Frankensteins Monster und dem Wolf Man wieder aufgegriffen wird. Die Geschichte handelt von dem verrückten Wissenschaftler Dr. Niemann (Boris Karloff endlich mal ohne Maske) und seinem buckligen Gehilfen, die aus einem Gefängnis ausbrechen und einen Schaustellerwagen übernehmen (der eigentliche Besitzer und Fahrer wird kurzerhand ermordet). Dieser transportierte zufällig das Skelett Draculas, der wiederbelebt wird, als der böse Wissenschaftler den Pfahl herauszieht. Ein paar Bisse und Leichen später gibts einen unrühmlichen Abgang des Vampirs im Sonnenlicht.
Nachdem der Part abgehakt ist reisen die beiden weiter in Richtung der Stadt, wo das Monster und der Wolfsmensch zuletzt gesehen wurden als der Damm brach, denn sie sind hinter den Aufzeichnungen Frankensteins her. Ab da ist Larry Talbot auch wieder dabei. Zwischendurch haben sie außerdem ein Zigeunermädchen aufgenommen, in das der bucklige Gehilfe verliebt ist, welches sich aber stattdessen in den Werwolf verguckt. Eifersüchtig fordert der Gehilfe die Gehirntransplantation, die ihm der Doktor versprach, um den Körper von Larry zu bekommen... Das Monster wird zwar mitgeschleppt bis sie das alte Labor von Niemann erreichen, aber spielt kaum eine Rolle und wird nur ganz am Ende kurz aktiv. Denke das war diesmal besser so. Macht den Titel aber sehr unpassend, zumal diesmal kein einziger Frankenstein anwesend ist.
House of Frankenstein wirkt ein bisschen wie eine Art Best of oder Compilation der bisherigen Reihe. Die Continuity funktioniert auch weiterhin nicht optimal, erst recht nicht wenn man Dracula mit einbezieht, aber da der Film insgesamt viel cheesier ist und auch nicht versucht, das zu verstecken, seh ich das nicht so eng wie beim Vorgänger. Hat trotz aller Holprigkeit im Drehbuch Spaß gemacht und wäre eine gute Stelle gewesen, um die Franchise hier zu beenden. 6/10
House of Dracula (http://www.imdb.com/title/tt0037793/) (1945)
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Wasn Schrott. Einen Film mit Dracula, dem Wolf Man und Frankensteins Monster zusammen so zu verhauen, das muss man erstmal schaffen. Sowohl Dracula als auch Talbot suchen Hilfe bei einem weiteren verrückten Mediziner und Wissenschaftler, Dr. Edelmann. Dracula sucht Hilfe wegen seines Zustands als Vampir, WTF?! Man könnte es zwar so sehen, dass das nur Teil seines Plans war, um an die hübsche Arzthelferin heranzukommen, aber er verhält sich wirklich seltendämlich, macht sich vollkommen angreifbar und wird entsprechend nach der Hälfte des Films - mal wieder - im Sonnenlicht gegrillt. Von dem gefährlichen, cleveren Grafen ist nicht mehr viel geblieben, dabei hat John Carradine eigentlich den richtigen Look für die Rolle, und dieser Zylinder seit House of Frankenstein macht auch was her xD
Nach einer Bluttransfusion mit Dracula wird aus Dr. Edelmann jedoch so eine Art "Dr. Jekyll & Mr. Hyde"-Figur, die Leute umbringt. Dabei wurde gezeigt, wie sein Spiegelbild verschwindet, also hätte er nicht viel mehr selbst ein Vampir werden müssen? Mal abgesehen von dem bescheuerten Grund wäre das eigentlich eine ganz nette Idee, die aber viel zu random und half-assed in das letzte Filmdrittel gequetscht wird. Dann ist da noch eine zweite Krankenschwester mit Buckel, die echt so gut wie gar nichts zur Handlung beiträgt. Buckel scheinen zu der Zeit in Horrorfilmen wohl gerade in Mode gewesen zu sein o_O
Wie Larry Talbot nach dem Ende von House of Frankenstein mit der Silberkugel plötzlich doch wieder lebte, erschließt sich mir nicht, darauf wird auch gar nicht mehr eingegangen. Wenigstens gönnen sie dem Charakter am Ende allem Anschein nach doch endlich die Heilung, und ich gönn es ihm auch. Im Untergrund findet er mit Dr. Edelmann zufällig auch noch die sterblichen Überreste von Dr. Niemann aus dem Vorgänger und anbei das völlig intakte Monster, weil bekanntlich auf konventionellem Wege so gut wie unzerstörbar (Ganz schön viele Zufälle, nicht wahr?). Hier drin liegt vielleicht die größte Verschwendung des Films, denn mit dem Monster wird wieder nix angestellt bis zu den letzten fünf Minuten. Beim letzten Mal war die Aufteilung in Ordnung, hier hingegen passt es mir überhaupt nicht. Und zum Schluss steht das Monster wieder in Flammen und wird von herabstürzenden Trümmern getroffen, exakt genauso wie schon in Ghost of Frankenstein. Wir wissen inzwischen, dass das nicht funktioniert, um ihn zu erledigen, daher kommt der Abgang auch sehr unbefriedigend rüber. Alles schonmal gesehen.
Lustige Trivia: Ich hab nicht mitgezählt, aber jemand sollte mal zusammenschneiden, wie viele Szenen mit einem wütenden Mob aufgebrachter Bürger mit Fackeln, die zu einem Anwesen marschieren, in den Universal Monsterfilmen vorkommen. Es waren eine Menge, so viel steht fest, und dieser hier ist gewiss keine Ausnahme! Ein wenig schade finde ich außerdem, dass Lon Chaney Jr. als Talbot diesmal der einzige Veteran der Reihe ist, der noch mitspielt. Weder Karloff, noch Lugosi sind in House of Dracula irgendwo zu sehen.
Es krankt auch am Skript. Die Szenen wirken total zusammenhanglos, als könne sich der Film über weite Strecken nicht entscheiden, in welche Richtung er eigentlich gehen möchte. Und was bei mir sowieso immer ganz dicke Minuspunkte gibt: Es bleibt fast komplett ein Kammerspiel. Bis auf eine einzige kurze Szene gegen Ende in der Stadt spielt praktisch der gesamte Film in den Räumen von Dr. Edelmanns Haus bzw. Sanatorium (oder was auch immer). Null Abwechslung. Dabei sind die ausgefalleneren Sets wie schicke, nebelige Friedhöfe gerade das, was diese Filme fernab jeder anderen vorhandenen oder fehlenden Qualität für mich immer noch genießbar machte. Nicht so hier. Insgesamt einfach schlecht, einer schwächsten Teile der gesamten Reihe. 4/10
Abbott and Costello Meet Frankenstein (1948)
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Also erstmal... nettes kleines Cartoon-Intro, damit hab ich irgendwie nicht gerechnet *g* Positiv anzumerken ist außerdem, dass anders als der Titel vermuten lässt nicht nur das Frankenstein-Monster dabei ist, sondern auch Dracula und der Wolfsmensch mitmischen, genau genommen sogar eine wichtigere Rolle in der Handlung einnehmen, und die letzteren beiden wieder von ihren Stamm-Schauspielern Lugosi und Chaney verkörpert werden. Dass der Vamp und seine Komplizin ausgerechnet das Gehirn von Costello in das Monster einsetzen wollen, weil der auf jeden Fall blöd genug ist, um all ihren Befehlen zu gehorchen, ist ein drolliger Scherz. Die Handlung hat ein paar Längen zwischendrin, dafür ist das chaotische Finale mit allen Beteiligten aber äußerst unterhaltsam und erstaunlich actionreich. Davon hätte ich liebend gerne mehr in den bisherigen Filmen gesehen. Darüber hinaus erneut einige echt gelungene Studio-Sets und Drehorte. Kann mir immer noch nicht erklären, warum die Production Values für diese Komödien so viel höher zu sein scheinen als für die eigentlichen Horror-Abenteuer. Trotzdem hat mir dieser Teil nicht ganz so zugesagt wie der später erschienene Mumien-Ableger. Vielleicht liegt das jedoch nur daran, dass diese Art von Humor sehr schnell ermüdend werden kann und die Jokes streng genommen mit nur minimaler thematischer Variation recycelt werden. Soll heißen: Hat man einen ihrer Filme gesehen, hat man sie im Grunde alle gesehen. 6/10
So, damit hätte ich von Universal zufriedenerweise nun die Mumie, Dracula, Frankenstein und den Wolfsmenschen komplett abgehakt ^w^ She-Wolf of London von 1946 zählt für mich nicht, weil das Film Noir Crime Suspense Mystery sein soll, aber, und ja, das ist ein Spoiler, absolut keinerlei Werwölfe oder sonstige übernatürliche Elemente enthält. Nächstes Mal geht es hier dann wohl unsichtbar weiter, ansonsten fehlen von den Klassikern nur noch Creature from the Black Lagoon und die Resterampe der 50er.
The Invisible Man Returns (http://www.imdb.com/title/tt0032635/) (1940)
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Geoffrey Radcliffe (Vincent Price in einer seiner ersten Rollen) wurde unschuldig wegen Mordes an seinem Bruder verurteilt und soll hängen. Nach einem Besuch seines Freundes Dr. Frank Griffin, dem Bruder des verstorbenen ursprünglichen Unsichtbaren, verschwindet Radcliffe mysteriöserweise aus dem Gefängnis. Natürlich hat er das Serum benutzt, ist selbst unsichtbar geworden und nun auf der Flucht, gejagt von der Polizei. Kann er den wahren Mörder finden, bevor die Behörden ihn schnappen? Und viel wichtiger, kann Griffin rechtzeitig ein Heilmittel herstellen, bevor die Formel seinen Freund wahnsinnig macht? Tja, immer diese Nebenwirkungen. Wieder einige schöne Effekte vorhanden, und die Grundidee hat was. Die Geschichte besitzt genau das richtige Maß an Verbindung zum Vorgänger, folgt der selben Kontinuität aber probiert ein paar neue Dinge mit dem Konzept und handelt von komplett anderen Charakteren (meine Güte bin ich nach Wolfman, Dracula und Frankenstein froh, dass sie den ersten Unsichtbaren nicht einfach unlogisch wiederbelebt haben). Blöd nur, dass der Film durch den im Kern immer noch netteren Protagonisten so viel geerdeter rüberkommt: Der Vorgänger durfte noch richtig böse sein und im Größenwahn brutal Chaos stiften, was mehr Spaß gemacht hat. Als Fortsetzung ist The Invisible Man Returns ganz okay, wenn auch wie üblich nicht so gut wie der erste. 6/10
The Invisible Woman (http://www.imdb.com/title/tt0032637/) (1940)
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Als sie gleich im ersten Moment mit Slapstick anfingen, dämmerte mir, worauf ich mich da eingelassen habe. Mir war vorher gar nicht klar, dass es sich um eine Komödie handelt! Model meldet sich freiwillig als Versuchskaninchen für eine Unsichtbarkeitsmaschine. Hmm. Gelacht habe ich nicht. Da waren selbst Abbott und Costello mit ihrem naiven Charme unterhaltsamer. The Invisible Woman hat übrigens storymäßig nichts mit den beiden Vorgängern zu tun. Die Art des Unsichtbarwerdens ist eine andere, und da der Effekt sowieso zeitlich begrenzt ist, also nach einer Weile von selbst wieder verschwindet, und auch nicht für Geisteskrankheit beim Betroffenen sorgt, gibt es anders als zuvor auch keinerlei Spannung oder Zeitdruck. Mit diesen Dingen kann man aber selbst im Rahmen von Comedy immer gut arbeiten, von daher nutzt der Film nicht die gegebenen Möglichkeiten und bleibt unglaublich leicht und oberflächlich. 5/10
Invisible Agent (http://www.imdb.com/title/tt0034902/) (1942)
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Nope, not feeling it. Das war leider ganz einfach nur unverhohlene und oberflächliche US-Kriegspropaganda, um die Moral der Bevölkerung zu heben. Sehr schade, denn das Konzept, dass der Unsichtbare nach Nazi-Deutschland geht und dort für die Alliierten spioniert, klingt eigentlich super spannend, aber da ist eine Meeenge schief gelaufen. Hätte ein Klassiker werden können, hätte man die Idee ernst genommen und einen richtigen und zeitlosen Film machen wollen. Noch das kleinste Problem ist der verwechselte Zusammenhang mit den Vorgängern: Es wird gesagt, der Hauptcharakter sei der Enkel des original Unsichtbaren namens Frank. Der im ersten Film hieß aber Jack - Frank war sein Bruder aus dem zweiten Teil >_>' Imho peinlich, wenn die Filmemacher die eigene Reihe nicht gut genug kennen, denn solche Fehler hätten sich leicht vermeiden lassen.
Die Nazis sind alle super böse und gleichzeitig super inkompetent, dazu überheblich, die Darstellung teils so übertrieben dass es mehr wie ein Cartoon wirkt und Charaktere zu wandelnden Klischees verkommen. Das Gleiche gilt natürlich auch für die Japaner: Kein Stereotyp wird ausgelassen. Geht sogar so weit, dass es rassistisch wird, wenn zum Beispiel unser Held sagt, dass sie alle gleich aussehen. Aha. Peter Lorre spielt einen japanischen adeligen Fiesling, Yellowface vom Feinsten :-/ Mit das Schlimmste ist allerdings, dass der Film nicht weiß, was für eine Richtung er tonal einschlagen soll und deshalb krass zerfahren und inkohärent ist. In einer Minute werden richtig düstere und ernste Themen vor dem (zu der Zeit wohlgemerkt sehr realen!) Hintergrund des Krieges und der Diktatur illustriert, im nächsten Moment folgt eine alberne over-the-top Slapstick-Einlage bei der Nazi-Funktionäre auf die Nase fallen oder ihre Uniform mit Essen vollschmieren o_O Passt mit dieser Handlung einfach überhaupt nicht zusammen. Der Humor funktioniert nicht aber das Drama ebensowenig, weil es so schwach geschrieben ist.
Das bringt mich zum Protagonisten, der nächste große Knackpunkt, der damit zusammenhängt. Erst wollte er die Formel nicht rausrücken oder verwenden (sehr geil und höchst unrealistisch, wie die freundliche US-Regierung sogar noch extra darauf hinweist, dass sie so eine Waffe ja auch gut hätte gebrauchen können, aber den Mann nicht behelligt hat, weil sie seine Freiheitsrechte respektiert, sure thing), aber Pearl Harbor ändert seine Meinung und er will helfen unter der Bedingung, dass er selbst den Einsatz durchführt. Rein logisch gedacht ist das natürlich völlig bekloppt, denn fiele dieser untrainierte Typ den Nazi-Wissenschaftlern in die Hände, würden sie die Formel vielleicht enträtseln und eine unsichtbare Armee erschaffen, aber das scheint die Verantwortlichen in den USA nicht zu interessieren, und die Drehbuchautoren offenbar auch nicht.
Jedenfalls ist unser unsichtbarer Agent auf einer äußerst wichtigen Mission, soll in Erfahrung bringen, wann eine geplante Bomber-Attacke auf New York geplant ist. Viel steht auf dem Spiel, vielleicht die Zukunft der gesamten freien Welt selbst. Und was ist eines der ersten Dinge, die er tut, als er in Deutschland im Haus der heißen Doppelagentin Maria Sorenson ankommt, die gerade Besuch eines hochrangigen Parteimitglieds empfängt? Kindische Streiche natürlich! Diese Szenen waren nur schwer zu ertragen und gingen viel zu lang. Anstatt sich diskret im Hintergrund zu halten, riskiert er mehrfach seine Entdeckung bzw. den Misserfolg der Mission, aus so nachvollziehbaren Gründen wie beispielsweise in Anwesenheit der Gestapo nicht widerstehen zu können, einen Hähnchenbollen zu essen oder ein Glas Wein zu trinken >_< Oder mit Make-up im Gesicht einzuschlafen. Die Spezialeffekte werden dabei wie immer ganz ansehnlich benutzt (gab sogar eine Oscar-Nominierung), aber sein Verhalten ist in der Situation vollkommen unangemessen, unglaubwürdig und lächerlich. Marias Reaktion auch, wenn man bedenkt, wie sehr er sie in Gefahr gebracht hat.
Eine Verpasste Chance ist ferner, dass hier wie schon bei The Invisible Woman völlig der Kern der Story aus den ersten beiden Teilen ignoriert wurde, nämlich dass der Unsichtbarkeitszustand die Leute verrückt, mordlustig, größenwahnsinnig macht. Das wäre doch mal interessant geworden! Weit hinter feindlichen Linien, umgeben von Nazis, die ihm auf den Fersen sind, der Countdown zum zu verhindernden Angriff läuft, und zu allem Überfluss droht er mit jeder voranschreitenden Stunde immer deutlicher durchzudrehen! Dem Invisible Man von 1933 hätte ich liebend gerne dabei zugeschaut, wie er Nazis plättet, und im Wahn die Infrastruktur lahmlegt. Der Invisible Agent hingegen ist nur noch ein kastriertes Konzept, dessen beraubt, was es ursprünglich aufregend gemacht hat, nur damit der amerikanische Held so strahlend wie möglich daraus hervorgehen kann. Ein schlechter Tausch.
Was mich des Weiteren sehr gestört hat, waren unendlich viele große und kleine historisch-kulturelle Ungenauigkeiten. Wenn da mal das eine oder andere Detail nicht beachtet wurde, kein Problem, aber von einem Studiofilm dieser Größe, auch wenn es nur ein B-Movie ist, erwarte ich schon ein Mindestmaß an Recherche. Falsche Architektur, die falschen Flugzeuge, die falschen Waffen, Türknäufe anstelle von Türgriffen (den Fehler machen übrigens verdammt viele Hollywood-Filme die in Deutschland handeln, und irgendwie nervt es mich jedes Mal), kläglich scheiternde Versuche von Schauspielern, mit deutschem Akzent zu sprechen (könnten kaum weiter davon entfernt sein), usw. usf. In der Summe mehr die Darstellung des Feindeslandes, wie es sich die Filmemacher wohl vorstellten, ohne selbst Ahnung zu haben.
Das einzige, was ich Invisible Agent noch anrechnen mag, bringt das Setting meist automatisch mit sich: Man möchte wissen wie sich die Handlung entwickelt. Dass die Hauptfigur erfolgreich ist war von vornherein klar, aber wie bewerkstelligt sie das und wer stirbt auf dem Weg dorthin und unter welchen Umständen? Durch die widersinnige Natur vieler Szenen konnte man wenigstens nur selten vorhersagen, wie es weitergehen würde. Dieser unbeabsichtigte Vorteil verhinderte für mich einen Totalausfall. Teilweise war ich sogar recht aufmerksam bei der Sache (im Gegensatz zu dem Film davor, siehe oben), gewissermaßen kopfschüttelnd das Chaos bewundernd, aber nicht ohne einen Hauch von Faszination da herauszuziehen, und sei es nur als Zeugnis seiner schwierigen Entstehungszeit. Dennoch zweifelsfrei eines der miesesten Werke von Universals Meta-Franchise, mit Horror hatte das selbstverständlich auch nichts mehr zu tun. Auf das niedrige Niveau hätten sie gerade 1942 nicht sinken müssen. Ein Film, in dem die Guten auf ganzer Linie gewinnen und die Nazis verlieren, aber der dafür im Rahmen der originellen Sci-Fi-Prämisse einigermaßen realistisch und glaubwürdig bleibt, hätte meiner Vermutung nach für einen besseren Moralboost sorgen können als etwas dermaßen flaches und geistloses. 4/10
The Invisible Man's Revenge (http://www.imdb.com/title/tt0036959/) (1944)
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Verwirrend: Der Film ist ein weiteres Reboot, hängt inhaltlich mit den anderen nicht zusammen. Trotzdem wird die Hauptfigur wie in Invisible Agent wieder von Jon Hall gespielt und trägt sogar den Nachnamen Griffin! Wohlgemerkt nur zwei Jahre nach dem letzten Teil. Also entweder, man kappt die Verbindungen ernsthaft, oder man macht ein richtiges Sequel. Solche wischi-waschi Entscheidungen sind einfach Mist. Die Handlung dreht sich um einen geflohenen, irren Sträfling und Mörder namens Robert, der ein reiches, befreundetes Paar aufsucht. Mit denen hatte er in Afrika auf Safari Diamanten gefunden, aber sie dachten er sei tot und ließen ihn zurück. Jetzt fordert er seinen Anteil und mehr, aber das Geld ist längst durch schlechte Investitionen futsch. Er gibt sich nicht zufrieden, möchte deren Tochter Julie heiraten, wird von den Leuten unter Drogen gesetzt und rausgeworfen. Umherwandernd trifft Robert zufällig einen Wissenschaftler (John Carradine, zuletzt unser Dracula ^^), der ihn überredet, an seinem Experiment teilzunehmen und unsichtbar zu werden. In unsichtbarem Zustand kehrt Robert zurück zu den reichen Leuten und will sich rächen.
Größter Makel an der Geschichte: Es gibt keine sympathischen Figuren als Bezugspunkt! Jeder, der in der Handlung von Bedeutung ist, verhält sich irgendwie arschig. Der Protagonist wird nicht erst durch die Unsichtbarkeit wahnsinnig, er ist von Anfang an ein Fiesling. Aber auch die, an denen er sich rächen möchte, sind mir nicht geheuer, zumal man nie erfährt, was zuvor wirklich in Afrika passiert ist (daraus hätte man übrigens eine schöne Rückblende machen können, aber nö, wird alles nur langweilig per Dialog erzählt). Selbst der Wissenschaftler ist nur an seinem eigenen Erfolg interessiert, und für die übrigen Figuren gilt ähnliches. Unter den Umständen ist mir herzlich egal, was aus den Leuten wird. Außerdem nutzen sich die Effekte langsam aber sicher ab. Wie der Invisible Man sich die Bandagen vom Kopf rollt haben wir schon oft genug gesehen. Warum nicht mal ein paar neue visuelle Einfälle, die in der Story auch von Bedeutung sind? 5/10
Abbott and Costello Meet the Invisible Man (http://www.imdb.com/title/tt0043255/) (1951)
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Selbe Ausgangslage wie in The Invisible Man Returns: Unschuldiger wird wegen Mordes gesucht und lässt sich von befreundetem Wissenschaftler unsichtbar machen... Nur dass diesmal die beiden frisch gebackenen aber etwas trotteligen Privatdetektive Bud und Lou dabei sind und ihm helfen (oder doch lieber die Belohnung einheimsen?) wollen. Der übliche charmante, harmlose Spaß. Hätte auch fast der Kontinuität der ersten beiden Teile folgen können, wenn sie den ursprünglichen Entdecker der Formel, der hier am Rande erwähnt wird, nicht John Griffin, sondern Jack Griffin genannt hätten. Die Zusammenhänge scheitern eben immer an den Kleinigkeiten. Immerhin bringt die oberflächliche Treue zum Original aber einen wichtigen Storyfaktor zurück, der mir die letzten paar Filme gefehlt hat: Endlich wird man als Unsichtbarer nach einiger Zeit wieder verrückt. Das Boxer-Milieu bietet sich als Setting für diverse witzige Einfälle an, die auch genutzt werden. Können die ungleichen Partner dort rechtzeitig den wahren Schuldigen überführen? 6/10
Der Schrecken vom Amazonas (http://www.imdb.com/title/tt0046876/) /Creature from the Black Lagoon (1954)
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Eine seltsame, prähistorische Bestie lauert in den Tiefen des Amazonas-Dschungels. Eine Expedition von Wissenschaftlern per Boot auf der Suche nach Fossilien entdeckt den unheimlichen Kiemen-Menschen in der legendären schwarzen Lagune. Die für eine Jagd überhaupt nicht ausgerüstete Gruppe versucht die Kreatur zu fangen, diese jedoch hat es auf die entzückende Kay abgesehen, die einzige Frau an Bord. Essentieller Klassiker des Monsterfilm-Genres, der das "Man-in-a-rubber-suit"-Konzept popularisierte. Hatte den vor wenigen Jahren schon einmal gesehen und gut gefunden, aber jetzt beim zweiten Mal und nach viel mehr Erfahrung mit anderen Vertretern der Reihe hat mich Creature from the Black Lagoon regelrecht begeistert! Hier ein Trailer (https://www.youtube.com/watch?v=svyPswixryM).
Die Geschichte ist eigentlich ganz simpel, hat auch ein wenig was von Der weiße Hai, ist durch das exotischere Setting im abgelegenen Urwald und durch das intelligente, menschenähnliche Monster aber in mancher Hinsicht für mich viel interessanter und gewinnt bisweilen eine dichte Abenteuer-Atmosphäre. Natürlich wirkt das inzwischen nicht mehr so wie es Mitte der 50er Jahre der Fall gewesen sein muss, das tut der Unterhaltung aber keinen Abbruch! Fast immer wenn das Monster zu sehen ist - und das ist relativ häufig, obwohl die Einstellungen meist nur kurz sind - ertönt eine grelle "Schreckenstrompete" im Soundtrack: Da da daaa!! Erscheint heute in der Intensität und Rate zwar völlig übertrieben bis unfreiwillig komisch, aber auch extrem kultig. Könnte man glatt ein Trinkspiel draus machen ;)
Die Unterwasser-Szenen sind für die damalige Zeit beeindruckend und meist gut erkennbar. Für das nasse Element hatte ich sowieso schon immer eine große Schwäche. Das Design der Kreatur ist angenehm fremdartig und nach traditioneller Sitte dauert es eine Weile, bis es vollständig enthüllt wird. Aufgepeppt wird die Handlung durch Unstimmigkeiten im Team darüber, wie weiter verfahren werden soll. Nicht jeder wird bis zum Ende überleben, so viel steht fest ^^ Der Film geht 79 Minuten, aber ist imho unglaublich kurzweilig; die Zeit vergeht wie im Fluge, ohne dass Langeweile aufkommt. Da könnten sich andere Vertreter ein paar Scheiben von abschneiden. 8/10
Die Rache des Ungeheuers (http://www.imdb.com/title/tt0048554/) /Revenge of the Creature (1955)
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Ob ihrs glaubt oder nicht, der Film beinhaltet den allerersten Leinwand-Auftritt von Clint Eastwood in einer kleinen Nebenrolle :D Das ist nur leider eigentlich auch schon alles, wofür der zweite Teil bemerkenswert ist. Die ersten ca. 15 Minuten ähneln noch dem Vorgänger, aber die Kreatur wird sofort gefangen (schmachvoll!) und zur Untersuchung bzw. als Attraktion im Wasserpark einer Stadt an Land gebracht. Gleichzeitig dreht sich die Handlung um einen Wissenschaftler-Typen und sein Mädel, also 50er Jahre Liebesgesäusel, schnarch. Von dem Becken in dem der Kiemen-Mann angekettet ist, kann er natürlich fliehen, versetzt die Gegend in Angst und Schrecken und entführt die Freundin der männlichen Hauptfigur. Es folgt eine großangelegte Jagd auf das Wesen entlang des Strandes, es muss schließlich regelmäßig zurück ins Wasser.
Habe weiter oben bei den Mumien ja schon irgendwo über diese Schwierigkeit gesprochen... da haben sie etwas spannendes, abenteuerliches in einem entlegenen Teil der Welt, und plötzlich wird das in eine langweilige Alltags-Umgebung versetzt. Zugegeben, es war nicht ganz so furchtbar wie ich befürchtet hatte, weil der Wasserpark im Mittelteil eben ein wenig Abwechslung bot, aber dennoch: Was ist so toll daran, ein angekettetes Ungeheuer zu sehen? Die meiste Zeit tat einem das Vieh im Grunde leid. So mies wie die es alle behandeln, ist es kein Wunder, dass es ausrastet und Leute umbringt ^^ Der "Ruf des Unbekannten" aus dem ersten Film ist einfach vollkommen verpufft, die Atmosphäre verschwunden. Komisch fand ich übrigens, dass bis auf den Kapitän in den ersten paar Minuten keine der überlebenden Figuren aus dem Vorgänger hier wieder auftauchte :-/ Wäre das nicht erwartbar gewesen, wo die doch schon eigene Erfahrungen mit der Kreatur hatten? Die hätten doch bestimmt davon gehört und wären direkt hergekommen, um Schlimmeres zu verhindern. Warum von Universal ausgerechnet diese Fortsetzung neben dem Original auf Blu-ray veröffentlicht wurde, aber nicht die vielen anderen, klar besseren Filme, über die ich hier schon geschrieben habe (wie zum Beispiel Dracula's Daughter oder The Mummy's Hand), bleibt mir ein Rätsel ;_; 5/10
Das Ungeheuer ist unter uns (http://www.imdb.com/title/tt0049103/) /The Creature Walks Among Us (1956)
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Dr. William Barton ist ein leicht irrer und was seine Frau Marcia angeht verdammt eifersüchtig-paranoider Wissenschaftler, der den Kiemen-Menschen fangen und ihn in einen Luft-Atmer verwandeln möchte. Ein Macho aus dem Team, mit dem er das zu bewerkstelligen gedenkt, nutzt die Eheprobleme aus und schmeißt sich immer aufdringlicher an Marcia ran. Naja. Die erste Hälfte des Films geht wieder etwas mehr in die Richtung des Originals, dann fangen sie das angekokelte Wesen und basteln dran herum, während sie noch auf dem Schiff sind. Nur das letzte Viertel der Handlung spielt an Land, also gewissermaßen das Gegenteil von Revenge of the Creature, was aber nicht automatisch heißt, dass der Film besser ist. Ab der "Verwandlung" trägt die Kreatur einen lächerlich wirkenden Anzug (hat was von ausgestopfter Bomberjacke, wenn ihr mich fragt) und erinnert durch seine langsamen Bewegungen viel mehr an Frankensteins Monster >_> Auch ein paar der Ideen wie das biologisch alles funktionieren soll sind schwachsinnig (sobald es Gewalt sieht, wird es selbst sofort gewalttätig? Ah ja...). Das mit dem eingebauten Konfliktpotential in der Gruppe war ein interessanter Einfall, wurde aber nicht wirklich fließend in die Handlung integriert und führte letztenendes dazu, dass mal wieder die meisten zentralen Charaktere wenig angenehm zu verfolgen sind. Die Crew aus dem ersten Teil mochte ich dagegen noch ohne Einschränkungen, selbst den Querulanten. Zu allem Überfluss ist das Ende von The Creature Walks Among Us ziemlich offen. Wie dem auch sei, jetzt verspüre ich das seltsame Bedürfnis, einen Zusammenschnitt der "Da da daaa!!"-Momente aus allen drei Filmen zu sehen o_Ô Kann das bitte mal jemand erstellen? Danke. 5/10
In den Klauen der Tiefe (http://www.imdb.com/title/tt0049516/) /The Mole People (1956)
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Hab ich mir dieses berüchtigte Werk auch mal gegeben, und soo furchtbar wie alle sagen (IMDb-Score von 4,7 !!) fand ich den eigentlich gar nicht. Andererseits aber auch keinesfalls gut. Geht viel mehr in die Richtung wunderbarer Entwurf mit schwacher und fehlgeleiteter Herangehensweise. Die Geschichte erinnert stark an Filme wie At the Earth's Core oder Reise zum Mittelpunkt der Erde (1959), könnte sogar eine der frühesten großangelegten, filmischen Beispiele von "Subterranean Fiction" sein. Im Grunde suche ich hier genau solche Abenteuer. Eine Gruppe von Archäologen entdeckt die Überreste einer tausende von Jahren alten, mutierten, sumerischen Zivilisation, die tief unter einem von Schnee und Eis bedeckten Berg in Mesopotamien lebt, sich eine Sklavenrasse von Maulwurfsmenschen hält und ziemlich empfindlich gegenüber Licht ist. Die dort herrschenden Machthaber trauen den Neuankömmlingen nicht, die sich als Gesandte des Himmels ausgeben, um ihre eigene Haut zu retten, und interessieren sich sehr für diesen kraftvollen magischen Zylinder der Archäologen - eine Taschenlampe. Eine weibliche Sklavin namens Adad, die rein zufällig ganz normal aussieht und nicht wie die anderen ein Albino ist, erregt hingegen die Aufmerksamkeit der verbliebenen beiden Protagonisten. Wie nicht anders zu erwarten läuft es auf den fixen Umsturz eines Unrechtssystems und die Suche nach einem Rückweg hinaus ^^
Puh, where to begin... Es gab Stellen, an denen ich mich sagenhaft gut unterhalten gefühlt habe und in denen die Immersion voll gelungen ist, aber diese Art von Film funktioniert nur mit genau dem richtigen Umfang an Budget sowie mit einer einigermaßen kohärenten Erzählung, sonst wird es schnell unfreiwillig komisch oder unbefriedigend. Der Film zeigt sein Alter und seine Schwächen schon direkt am Anfang mit einer grausam störenden und unnötigen Einführung durch irgendeinen Professor, der direkt zum Publikum spricht und kompletten Bullshit über verschiedene Hollow-Earth-Theorien erzählt, als wären sie wissenschaftlich nicht vollkommen abwegig. Bin auf dem Gebiet ja kein Experte, aber gehe doch davon aus, dass man Mitte der 50er Jahre zumindest schon so viel über das Erdinnere wusste, um das auszuschließen. Wenn es nur die Phantasie der Zuschauer anregen sollte, dann kann man das auch anders rüberbringen als mit 5 Minuten purer Langeweile und Desinformation.
Allerdings gibt es noch diverse andere Aspekte, die im weiteren Verlauf des Films einfach holprig und unglaubwürdig sind, wie etwa was die Sumerer angeht, oder die Handlungsorte. Da wurde keine Recherche betrieben, sondern einfach was zusammengesponnen, das auf den ersten Blick faszinierend klingt. Mit einem in der Realität zumindest verwurzelten Hintergrund wäre es das vielleicht auch wirklich geworden. Mag sein, dass sich die allermeisten Leute im Kino der 50er nicht weiter daran gestört haben, aber jeder der auch zu der Zeit schon nur mal ein Sachbuch zu den entsprechenden Themen in die Hand genommen hat, hätte in vielen Szenen Einspruch erheben können. Ansonsten sind viele der Handlungsentwicklungen extrem cheesy (eine Taschenlampe? Ernsthaft?!), was zum Teil aber auch am Geld gelegen haben mag. Manche Kostüme und Designs sehen alles andere als überzeugend aus, wobei die Maulwurfsmenschen selbst recht stylish waren (und wie ich hörte den Kids damals diverse Albträume beschert haben xD). Es ist eben einer dieser Filme, auf die man sich einlassen können muss und die eine gehörige Portion Suspension of Disbelief erfordern. Wenn man auf solche Geschichten steht, halte ich The Mole People durchaus für anschaubar. Scheitern tut es diesmal eher an der eigenen Überambitioniertheit.
Was bei mir aber einen richtig üblen Nachgeschmack hinterlassen hat: Adad stirbt ganz am Ende durch eine random herabfallende Steinsäule. Wäre halb so schlimm wenn man nicht sofort merken würde, dass das im ursprünglichen Drehbuch niemals vorgesehen war, es passt da einfach nicht hinein, vor allem nicht auf diese Weise und zu diesem Zeitpunkt. Und siehe da, eine kurze Internetsuche ergibt, dass es sich tatsächlich um eine vom Studio diktierte Änderung handelte, zwei Wochen nachdem die Arbeiten eigentlich schon abgeschlossen waren! Das alles nur, weil Universal nicht willens war, etwas zu zeigen, was eventuell als gemischtrassige Beziehung hätte interpretiert werden können >_>' Beschämend sag ich da nur. Umso trauriger, weil ich mir ziemlich sicher bin, dass ich den Film ohne das Downer-Ending eine ganze Ecke besser gefunden hätte. Wären fast sechs Punkte geworden, aber so bleibt es doch nur bei 5/10
/It Came from Outer Space (1953)
https://s15.postimg.org/xuggvvfwb/MV5_BOTUz_Nz_M0_Mz_Qx_MV5_BM.jpg
Schöner, altmodischer Sci-Fi-Horror. Ein kugelförmiges Raumschiff macht eine Bruchlandung in der Wüste von Arizona und wird dabei von einem Astronom namens John und seiner Freundin, einer Schullehrerin, beobachtet. John geht direkt runter zum Krater und sieht das Schiff, bevor es unter herabstürzendem Gestein und Geröll begraben wird. Niemand außer seiner Freundin glaubt ihm, alle in der Stadt halten das Ereignis für einen Meteoriteneinschlag. Doch dann häufen sich seltsame Vorkommnisse, Leute verschwinden oder verhalten sich merkwürdig... "Horror" ist vielleicht zu viel gesagt, gerade aus heutiger Sicht. Die erstaunlich dichte Atmosphäre im Wüstensetting sorgt für Spannung, aber fühlt sich mehr nach Mystery an. Dazu trägt auch der Soundtrack bei, der maßgeblich von einem Theremin begleitet wird :A
Etwas schade fand ich, dass etwa ab der Mitte viel vom Bedrohungsgefühl rausgenommen wird, weil die Aliens selbst sagen, dass sie niemandem was tun, so lange sie in Ruhe gelassen werden. Davor war es nämlich viel heftiger, die Wesen sehen wunderbar ekelig absonderlich aus (eher eine undefinierbare Masse mit einem Auge in der Mitte *g* Man bekommt sie zwei oder dreimal kurz zu sehen), und wenn sie sich ihre "Opfer" holen, wird das mit der Kamera und einem interessanten Effekt aus ihrer außerirdischen Perspektive gefilmt, was ich besonders originell fand. Ab dem genannten Zeitpunkt entwickelt sich die Handlung in eine andere, unerwartete Richtung. Speziell in diesem späteren Verlauf erinnerte mich die Geschichte eher an eine harmlose aber sehr unterhaltsame Star Trek Folge ^^ Rundum gelungene, kleine Old-School-Perle, die übrigens kürzlich erst in Deutschland auf Blu-ray erschienen ist. Kann ich für Genre-Fans empfehlen. 7/10
[url=http://www.imdb.com/title/tt0047577/]Metaluna IV antwortet nicht (]Gefahr aus dem Weltall[/url) /This Island Earth (1955)
https://s15.postimg.org/p6tm6wymj/MV5_BMTgw_Mz_Y0_Mj_M2_OV5_BMl5_Ban_Bn_Xk_Ft_Z.jpg
Sehr menschenähnliche Aliens kommen auf die Erde und suchen nach Wissenschaftlern, die ihnen bei ihrem Krieg helfen sollen. Auch hierzulande bekannt durch Mystery Science Theater 3000, für jene Version wurde der Film aber stark zusammengekürzt. Wollte dem doch mal eine richtige Chance geben, den Inhalt ohne lustige Kommentierung auf mich wirken zu lassen. Cool ist ja immerhin schonmal, dass die Geschichte in Farbe bewundert werden kann *__* Wirklich gelohnt hat sich mein Unterfangen aber nicht: Die Logiklücken sind gewaltig bzw. das seltsame Charakterverhalten (inklusive einiger dümmlicher Dialoge) auffällig, das Pacing ein einziges Durcheinander. Streng genommen besteht die Handlung zu drei Fünfteln aus lahmer Vorgeschichte auf der Erde. Sorry, aber wenn in einem Film ein einzelner, anderer Planet als wesentlicher Aspekt und Ziel der Erzählung besucht wird, dann möchte ich auch, dass wir dort eine gewisse Zeit verbringen und etwas zu entdecken haben. Rechnet man Hin- und Rückflug raus, nehmen die ultraknappen Ereignisse auf Metaluna aber weniger als zehn Minuten ein, während Exeter hastig Dialogzeilen überschäumender Exposition spuckt.
Der Mutant war das viel zu kurz kommende Highlight. Allerdings habe ich nie verstanden, warum sie daraus bloß eine Arbeiter/Diener-Spezies für die Bewohner von Metaluna gemacht haben. Sofort viel spannender wäre es gewesen, wenn sie einfach gesagt hätten, die gehörten zu der Invasionsflotte der meteoritenwerfenden feindlichen Außerirdischen oder etwas in der Art. Wie aus einem offensichtlichen Gesteinsplaneten eine Sonne werden kann, ist mir auch nicht ganz klar. Oh well, bloß nicht zu sehr darüber nachdenken :rolleyes: Die Sets und Spezialeffekte haben mich nicht gerade begeistert. Das UFO ist praktisch komplett leer und der Fremde Planet besteht im Wesentlichen aus einem billigen Matte Painting, einem Raum und einem Gang. Da wäre Mitte der 50er weit mehr machbar gewesen. Alles in allem schwach, wenn auch nicht völlig ohne einen gewissen amateurhaften Charme. 5/10
Tarantula (http://www.imdb.com/title/tt0048696/) (1955)
https://s7.postimg.org/hrjpbm923/MV5_BNTRl_Mm_Nj_OTUt_MDVh_NC00_NDlj_LTkx_OWYt_YWUx_NDYw_ZDRh.jpg
Dafür, dass der Film "Tarantula" heißt, kommt die Riesenspinne eigentlich nur verhältnismäßig wenig darin vor. In der ersten Hälfte so gut wie gar nicht, und in ausgewachsenem Zustand huscht sie auch meistens nur kurz durchs Bild. Erst zum Finale gibt es ein bisschen Interaktion mit den menschlichen Figuren, und dann ist ganz plötzlich Ende, indem es von anonymen Kampfflugzeugpiloten mit Napalm verbrannt wird, während unsere Hauptcharaktere bloß noch zuschauen. Das hier soll angeblich eines der besseren Werke seiner Art sein - will nicht wissen wie die anderen sind, wenn mich dieses schon nicht überzeugen konnte (wobei ich Formicula schon noch irgendwann gucken wollte, der scheint auf dem Gebiet bei den meisten als Favorit zu gelten).
Hab bei einem Monsterfilm ja nicht grundsätzlich ein Problem mit einem langsamen Set-up, aber in diesem Fall versteht der Zuschauer schon nach den ersten Szenen genau, was Sache ist - nämlich dass der einigermaßen verrückte Wissenschaftler Gerald Deemer die Versuchstiere mit seinem Mittel unkontrolliert riesig werden lässt und eine Tarantula bei dem Unfall entkommen konnte - und trotzdem beschäftigt sich der Film die meiste Zeit damit, wie der Protagonist und junge Arzt Dr. Matt Hastings versucht, genau das herauszufinden. Ergo: Langweilig, weil wir keine neuen Informationen mehr bekommen und es ewig dauert, bis mal was passiert.
Die Effekte mögen damals gut gewesen sein, sind imho aber sehr schlecht gealtert. Während die Einstellung im Labor mit den etwas größeren Tieren noch eine vollkommen glaubwürdige Illusion erzeugen kann, trifft das auf die späteren Momente mit der Riesenspinne überhaupt nicht mehr zu. Die ganze Zeit wurde eine echte Spinne gefilmt, zum Beispiel wie sie über Miniaturen krabbelt, und das dann mit dem übrigen Filmmaterial kombiniert. Das Monster sieht aber nie so aus, als hätte es wirklich das Gewicht und die Trägheit eines Giganten, sondern zumindest für mich viel mehr wie das, worum es sich tatsächlich handelte: Eine ganz normale Tarantula in Großaufnahme :-/
Das hat leider auch zur Folge, dass wir nie einen unmittelbaren Kontakt zwischen Mensch und Arachnid sehen, was ich aber ehrlich gesagt erwartet habe. Egal wie cheesy das hätte enden können, ich glaub der Film wäre wesentlich interessanter geworden, wenn die zusätzlich noch mit Modellen wenigstens für einzelne Körperteile gearbeitet hätten - etwa ein haariges langes Spinnenbein, das den einen oder anderen Charakter aus dem Schlaf weckt, wenn ihr versteht was ich meine xD Das wäre 1955 sicherlich schon halbwegs glaubhaft umsetzbar gewesen und hätte für mehr Horror gesorgt. Stattdessen fühlt sich Tarantula stellenweise viel mehr wie ein Katastrophenfilm an, und die konnte ich als Genre eigentlich noch nie leiden.
Fun Facts: Der Sheriff wird von Nestor Paiva gespielt, der in Creature from the Black Lagoon und Revenge of the Creature den Bootskapitän Lucas verkörperte. Clint Eastwood ist als ein Düsenjägerpilot ganz am Ende auch wieder für wenige Sekunden zu sehen ^^ Nicht zu vergessen John Agar, der sowohl im zweiten Gill-Man Teil als auch in Tarantula die Hauptrolle hat. Die Filme scheinen produktionstechnisch ja echt eng zusammenzuhängen und aufeinanderzufolgen, auch über die Übereinstimmungen bei den Darstellern hinausgehend. Bei beiden führte Jack Arnold Regie, und sie wurden beide noch im Jahr 1955 veröffentlicht. Damals ging das wohl alles wesentlich fixer, die Dreharbeiten dauerten teils nur wenige Wochen anstelle von Monaten und die Streifen steckten noch nicht jahrelang in Vor- und Postproduktion fest. Ansonsten fand ich noch ganz bemerkenswert, dass Professor Deemer in der Handlung vorhersagt, im Jahr 2000 werde die weltweite Bevölkerungszahl bei 3,6 Milliarden liegen. Da hat er sich leicht verschätzt, das waren eher 6 Milliarden >_< Ach ja, und ich fand es komisch, dass Hastings das Sekret als Insektengift identifiziert, schließlich sind Spinnen keine Insekten. 5/10
Das Geheimnis des steinernen Monsters (http://www.imdb.com/title/tt0050720/) /The Monolith Monsters (1957)
https://s9.postimg.org/r83d2fulb/MV5_BMGI2_ZTlh_MTkt_Yz_M0_My00_ZGMw_LTg5_ZGQt_Yz_Q0_M.jpg
Der Titel ist unnötig irreführend: Monster kommen überhaupt nicht vor. Viel mehr handelt es sich um einen solide gemachten Katastrophenfilm mit einer originellen Idee und ein paar netten Effekten. Ein unbekanntes Meteoritengestein wächst und multipliziert sich, sobald es mit Süßwasser in Kontakt kommt, und bedroht nach einem Wetterumschwung eine Stadt. Außerdem sterben Menschen in der Nähe, weil das Material ihnen das Silizium entzieht. Wie kann man es aufhalten? Erwähnte ja schon, dass solche Filme nicht unbedingt nach meinem Geschmack sind. Hier muss ich zumindest anerkennen, dass The Monolith Monsters einigermaßen bei Laune hält, obwohl es keine Schurken, seltsame Kreaturen oder Action gibt. Aber der Film ist eben nicht der aufregendste und hat hinter der innovativen Fassade und dem latenten Bedrohungsgefühl inhaltlich nicht viel zu bieten. Oder, um es mit den Worten von Protagonist Dave zu sagen, als er bei der weiteren Untersuchung frustriert den Stein beschreibt: "It doesn't do anything but multiply!" Der Story-Ansatz erinnerte mich grundsätzlich an Ice-nine (https://en.wikipedia.org/wiki/Cat's_Cradle). Frage mich, was wohl passiert wäre, wenn der Meteor irgendwo an einem Fluss oder in einem See gelandet wäre ^^ Manche scheinen den Streifen ja als ein zu Unrecht vergessenes Kunstwerk zu betrachten und sind darüber völlig aus dem Häuschen. So weit würde ich keinesfalls gehen. Nicht ernsthaft schlecht, aber auch nicht das, was ich hier eigentlich sehen möchte. 5/10 (wer Katastrophenfilme mag, kann mindestens noch einen Punkt hinzurechnen)
Der Flug zur Hölle (http://www.imdb.com/title/tt0050622/) /The Land Unknown (1957)
https://s16.postimg.org/stnwuqf7p/MV5_BODI.jpg
Woah, woah, woah. Nur 5,8 auf IMDb?! WTF is wrong with these people? Bin ähnlich wie bei Dracula's Daughter sowas von froh, dass ich mich nicht von der schwachen Bewertung habe beirren lassen, obwohl ich schon mit dem Gedanken spielte, den einfach von der Liste zu streichen. Das ist eigentlich genau die Art von Abenteuer, die ich mit diesem Thread unter anderem zu finden versuche. Ein tolles Gefühl, mal wieder was Neues in der Richtung entdeckt zu haben (das nicht totaler Schund ist). Die Geschichte dreht sich um eine Antarktis-Expedition per Hubschrauber, ein Team aus drei Kerlen und einer Frau. Die Wetterlage zwingt sie zur Notlandung bei überaus schlechten Sichtverhältnissen. Sie kommen in einem von der Außenwelt völlig abgeschnittenen, urzeitlichen Tal an. Bald müssen sie feststellen, dass sie nicht alleine sind. Können sie überleben, den Helikopter reparieren und einen Weg zurück finden?
Okay, der Film ist zugegebenermaßen zweieinhalb Makel davon entfernt, ein Meisterwerk zu sein, und diese fallen leider schon ein Stück weit ins Gewicht. Erstens ist der Anfang lahm - mit dem IMDb-Score im Hinterkopf hatte ich da von Beginn an wenig Hoffnung, und es dauert eine Weile, bis die Dinge in Fahrt kommen (naja, wenn ich bedenke was ich bei den Filmen hier sonst schon alles erduldet habe, war das eigentlich noch ganz erträglich). Aber ab dem Punkt, wo sie das "The Land Unknown" erreichen, ist es Atmosphäre pur und man bekommt all die angenehmen alten Elemente, die dazu gehören, vor allem Dinos. Letztere bringen mich aber zum zweiten Problemchen, denn die Kreatureneffekte sind von sehr unterschiedlicher aber häufig eher zweifelhafter Qualität. Dem T-Rex sieht man einfach an, dass er ein Mann im unförmig-klobigen Gummikostüm mit Animatronik-Kopf ist, gerade heute wirkt das leider relativ lächerlich. Wenn man sich in diese fremde Welt aber erstmal hineingedacht hat, kann man darüber durchaus hinwegsehen - oder gut drüber lachen ^w^ Ahjo, und dann sind da noch die Charaktere, die leider sehr blass bleiben. Man erfährt nur wenig über sie, und sie erfüllen alle ihre Klischee-Rollen. Der tapfer-besonnene Anführer, das ständig zu rettende Mädel usw.
Trotzdem kann ich euch diesen Film ans Herz legen, erst recht wenn ihr diese Art von Story bzw. Dschungel und/oder Dinosaurier mögt. Zu den größten Stärken von The Land Unknown zählt eindeutig die Kulisse! Wahrscheinlich alles aufwändig im Studio gebaut sowie mit richtig geilen Matte Paintings umgesetzt, ich liebe es. Hab es mir nicht nehmen lassen, davon ein paar Screenshots zu machen, um euch das mal zu verdeutlichen, siehe den untenstehenden Spoiler. Gerade solche Weitwinkel-Landschaftsaufnahmen erwecken das Setting zum Leben. Außerdem ist das Tempo nach dem wenig interessanten Anfang durchweg hervorragend. Vielleicht ist das auch der Vorteil, den die schwache Charakterentwicklung mit sich bringt - der Film hält sich nicht lange mit deren Hintergrundgeschichten oder sonstiger Exposition auf, es geht stets ums Wesentliche.
Regie sollte eigentlich mal wieder Jack Arnold (Creature from the Black Lagoon, It Came from Outer Space) führen. Habe gelesen, dass dieser aus dem Film ein richtiges Epos in Farbe und mit vielen Schauspielern machen wollte. Während der Vorproduktion entschied Universal aber, das Budget stark zusammenzukürzen, nur in schwarz-weiß zu drehen und weniger und andere Darsteller zu nutzen, womit sie effektiv ein B-Movie aus einem Projekt machten, das ursprünglich ein A-Movie hätte werden sollen. Arnold verließ daraufhin The Land Unknown und Universal holte ihren Vertragsregisseur Virgil W. Vogel, der mit der Umsetzung betraut wurde. Verdammt! Das hätte echt das Zeug zu einem absoluten Genre-Klassiker gehabt. Daran sieht man aber auch mal wieder, wie wenig Sci-Fi /Fantasy Themen in der sogenannten Traumfabrik damals ernst genommen wurden.
In jedem Fall verdient der Film einen höheren Bekanntheitsgrad. Nachdem mich der Streifen an sich schon so unerwartet gut unterhielt, folgte gleich darauf die nächste positive und völlig unerwartete Überraschung: Gibts in Deutschland auf Blu-ray, herausgegeben von Anolis (Danke!) in einer offenbar vorbildlichen Ausgabe *__* Wandert in nächster Zeit definitiv auch in meine Sammlung. Übrigens, lasst euch nicht von dem idiotischen Bildchen da oben abschrecken, keine Ahnung wer das verbrochen hat. Das hier (https://s7.postimg.org/i7bxkdejf/61_Lg_Mpt_Io_RL.jpg) sieht da imho schon viel besser und angemessener aus. 7/10
https://s18.postimg.org/l8twb5cnt/image.jpg
https://s11.postimg.org/6gpmwr6ab/image.jpg
https://s29.postimg.org/ir3xw0siv/image.jpg
https://s27.postimg.org/a5fpgvz6r/image.jpg
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https://s12.postimg.org/k69igwdf1/image.jpg
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Puh, so kann ich nun endlich die Universal Monsters "Reihe" für erschlossen und beendet erklären. Zugegeben, wenn man auf die vollständige Liste (https://en.wikipedia.org/wiki/Universal_Monsters) schaut und das abgleicht, habe ich hier streng genommen gerade einmal knapp die Hälfte behandelt. Aber möchte behaupten, dass zumindest die wesentlichen und bekannteren oder stärker respektierten Sachen dabei waren. Denn ganz ehrlich, auf so etwas beklopptes wie die Captive Wild Woman Trilogie habe ich keine Lust, und die von Edgar Allan Poe inspirierten Filme (trotz Beteiligung von Lugosi und Karloff) oder die sechs Inner Sanctum Mystery Teile (trotz Beteiligung von Lon Chaney Jr.) reizen mich auch nicht.
Alles in allem hat es sich meiner Meinung nach doch gelohnt, das durchzuziehen, obwohl es so viele Nieten gab. Richtig kultig-unterhaltsame Perlen wie The Invisible Man, The Wolf Man, The Mummy's Hand, The Phantom of the Opera (1925), Dracula's Daughter, The Man Who Laughs, Creature from the Black Lagoon, It Came from Outer Space oder The Land Unknown wären andernfalls total an mir vorbei gegangen bzw. hätte ich sie nicht für mich entdeckt oder wiederentdeckt. Als Faustregel sind die ersten Filme der jeweiligen Reihen oft, wenn auch nicht immer, die besten. Danach scheinen sich die Macher mit ansteigender Sequel-Nummer manchmal irgendwie immer weniger Mühe gegeben und (im Gegensatz zu heute) immer weniger Geld zur Verfügung gehabt zu haben, was schade ist, weil da echt noch einiges mehr drin gewesen wäre, gerade auch dadurch, dass sie mit den Crossover-Teilen begonnen haben. Von den Parodien mit Abbott und Costello mal abgesehen, wurden zum Beispiel weder der Unsichtbare, noch die Mumie oder der Gill-Man je mit den "großen Drei" (Dracula, Frankensteins Monster und der Wolfsmensch) oder sonstwem kombiniert. Vielleicht wird das ja in den kommenden Jahren mit dem neuen shared Universe nachgeholt, aber das steht noch in den Sternen.
Hier mal meine persönliche Aufstellung der Reihe mit Jahreszahlen und den von mir entsprechend vergebenen Wertungen geordnet von gut nach schlecht, wobei ich sowohl die noch viel schwieriger vergleichbaren, frühen Stummfilme der 20er Jahre als auch die Parodien rausgelassen habe:
(8) 1935 Frankensteins Braut /Bride of Frankenstein
(8) 1954 Der Schrecken vom Amazonas /Creature from the Black Lagoon
(8) 1941 Der Wolfsmensch /The Wolf Man
(7) 1931 Frankenstein
(7) 1936 Draculas Tochter /Dracula's Daughter
(7) 1953 Gefahr aus dem Weltall /It Came from Outer Space
(7) 1957 Der Flug zur Hölle /The Land Unknown
(7) 1940 The Mummy's Hand
(7) 1933 Der Unsichtbare /The Invisible Man
(6) 1939 Son of Frankenstein
(6) 1932 Die Mumie /The Mummy
(6) 1944 House of Frankenstein
(6) 1943 Phantom der Oper /Phantom of the Opera
(6) 1940 The Invisible Man Returns
(5) 1956 In den Klauen der Tiefe /The Mole People
(5) 1943 Frankenstein Meets the Wolf Man
(5) 1955 Die Rache des Ungeheuers /Revenge of the Creature
(5) 1931 Dracula
(5) 1942 The Ghost of Frankenstein
(5) 1943 Son of Dracula
(5) 1956 Das Ungeheuer ist unter uns /The Creature Walks Among Us
(5) 1955 Metaluna IV antwortet nicht /This Island Earth
(5) 1955 Tarantula
(5) 1957 Das Geheimnis des steinernen Monsters /The Monolith Monsters
(5) 1944 The Mummy's Curse
(5) 1940 The Invisible Woman
(5) 1944 The Invisible Man's Revenge
(4) 1942 Invisible Agent
(4) 1945 House of Dracula
(4) 1942 The Mummy's Tomb
(4) 1944 The Mummy's Ghost
(4) 1935 Werewolf of London
Die Frage ist, was ich als nächstes angehe. Theoretisch traten ab den späten 50er Jahren bis in die 70er hinein die britischen Hammer Film Productions das Erbe von Universal an und produzierten, teilweise international im Verleih von Universal erschienen, neue Horror Serien unter anderem zu Frankenstein, Dracula und The Mummy, mit so bekannten Persönlichkeiten wie Christopher Lee und Peter Cushing (Grand Moff Tarkin in Star Wars, ihr wisst schon ^^) als Darsteller. Besteht eurerseits diesbezüglich Interesse? Ich hab manchmal das Gefühl, ich schreib hier nur so vor mich hin :| Aber irgendwo müssen die bald 7000 Views ja herkommen. Alles Gast-User -_^
It's HAMMER time!
Frankensteins Fluch (www.imdb.com/title/tt0050280/) /The Curse of Frankenstein (1957)
https://s21.postimg.org/c5qppfymv/MV5_BMm_M1_M2_U2.jpg
Man merkt, es wird britisch. Auch wenn der Film in der Schweiz spielt, jetzt gibts mehr Kostüme, mehr Farbe und Edel-Style, aber dadurch leider auch kaum noch die Gothic-Atmosphäre, die das Original von Universal so toll machte. Diese klassischen Geschichten endlich in Farbe sehen zu können ist natürlich schon ein Riesensprung nach vorn, aber wie andere Werke jener Zeit hält sich Curse of Frankenstein diesbezüglich nicht zurück und macht einige Sets und Aufmachungen arg bunt. Die Geschichte ist im Wesentlichen altbekannt. Diesmal liegt der Fokus aber eindeutig auf Viktor Frankenstein selbst, aus dessen Perspektive die Geschichte erzählt wird - wirklich klasse gespielt von Peter Cushing - während das Monster, verkörpert von Christopher Lee, nur sehr wenig Screentime hat und sich äußerlich deutlich von Karloffs berühmter Version unterscheidet.
Frankenstein ist jetzt um einiges verrückter, bringt auch aktiv Leute um, um seine wahnsinnigen, wissenschaftlich grenzwertigen Ziele zu erreichen und das perfekte Wesen mit entsprechenden Körperteilen zusammenzupuzzlen. Der Film ist auch sonst ekliger und verstörender, weil so viel mehr ins Detail gegangen wird. Kein übertriebenes Blood & Gore, aber irgendwie lebensnäher und dadurch glaubwürdiger. Aus heutiger Sicht erscheint die Fassung von 1931 stellenweise fast wie ein Cartoon, während die Hammer-Variante das Label "Horror" schon etwas eher verdient. Wir halten fest: Cushing war mal jung :eek: Gibt auch ein paar neue Charaktere, vor allem einen Privatlehrer namens Paul, der zuerst mit Viktor Frankenstein zusammenarbeitet, sich dann aber abwendet; Viktors Cousine, die in dem Anwesen einzieht und den Besessenen heiraten soll/möchte (Immer dieser Adel... Paul bleibt nur dort, um sie vor Viktors Wahnsinn zu beschützen), sowie eine Haushälterin, mit der Frankenstein ein Verhältnis hat. Das waren eigentlich auch schon alle, die von Bedeutung sind.
Curse of Frankenstein fühlt sich aus zwei Gründen deutlich kleiner an als der Universal-Streifen, was sowohl Vorteile als auch Nachteile mit sich bringt. Einerseits weil es nur so wenige Charaktere gibt, was ich eigentlich voll in Ordnung finde, da es die bedrückende Atmosphäre effektiv unterstützt und auf jeden genauer eingegangen werden kann. Andererseits scheint die Welt an sich aber stark zusammengeschrumpft zu sein, fast die gesamte Handlung findet im und um das Anwesen des Protagonisten statt. Das heißt, diesmal leider keine Besuche in die Stadt, und auch kein Finale mit brennender Windmühle und Fackel-tragendem Mob, der Höhepunkt wurde stattdessen auf das Dach des Hauses verlegt :-/ Guter Film, teilweise angenehm verstörend, aber mit weniger erinnerungswürdigen Szenen. 6/10
Frankensteins Rache (http://www.imdb.com/title/tt0050894/) /The Revenge of Frankenstein (1958)
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Eigentlich eine ganz passable Fortsetzung mit einem wie immer hervorragenden Peter Cushing, die genau dort weitermacht, wo der Vorgänger endete. Trotzdem hat mir hierbei irgendetwas eindeutig gefehlt, und ich glaube, das war das Monster als zentrales Element. Sicher gibt es auch diesmal wieder diverse abgeschnittene Gliedmaßen und Gehirntransplantationen bzw. Körpertausch, aber verglichen mit der Kreatur die wir in früheren Verfilmungen erlebt haben, bleibt der Betroffene hier erstaunlich normal, vor allem äußerlich. Sprechen ist auch kein Problem. Die Handlung ist einfach nicht mehr so wunderbar abgefahren und schauerlich, fühlt sich mehr an wie ein Drama über einen verrückten, ohne ethische Bedenken handelnden Arzt und seine Gehilfen, die versuchen, nicht aufzufallen. Gerade da, wo es gegen Ende zur Eskalation kommen soll, hab ich mich eher gelangweilt. Der Film zieht sich etwas und bringt kaum neue Ideen auf den Operationstisch. 5/10
Frankensteins Ungeheuer (http://www.imdb.com/title/tt0058073/) /The Evil of Frankenstein (1964)
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Und das Kontinuitäts-Karussell dreht sich wieder >_> Dr. Frankenstein nach wie vor von Cushing gespielt, nach wie vor mit einem jüngeren Lehrling /Gehilfen namens Hans, aber tatsächlich ein völliges Reboot der Story. Fand nicht, dass das nötig war, denn auf das Ende vom letzten Teil hätte man wunderbar aufbauen können. Naja. Die beiden kehren in Frankensteins alte Heimatstadt zurück, wo er damals die Experimente durchführte. Zunächst dachte ich noch, es handle sich um ein Sequel, aber dann gibts eine lange Rückblende, die die Erweckung des Monsters und die ganze Vorgeschichte zeigt, und das läuft hier ganz anders ab als in der Version von Curse of Frankenstein. Auf einem Jahrmarkt treffen sie jedenfalls einen fiesen Bürgermeister und Polizeichef, aber auch ein taubstummes, rothaariges Bettler-Mädchen und einen Hypnose-Schausteller. Durch das Mädel finden sie auf der Flucht in einer Höhle später das eingefrorene Monster von einst wieder und nehmen beide mit auf Frankensteins altes, leerstehendes Anwesen. Als das Wiederbeleben der Kreatur nicht so klappt wie gewollt, versuchen sie es mit dem Hypnotiseur, aber der Plan geht nach hinten los: Das Wesen hört nur noch auf ihn.
Ich muss sagen, dass mir der Film von den Hammer-Frankensteins bis jetzt am besten gefallen hat. Zwar ist er unangenehm langsam und gemächlich, aber die Atmosphäre ist ein wenig lockerer, die Charaktere sind viel bunter und interessanter, die durch sie vorangebrachte Handlung an einigen Stellen origineller, und vor allem sieht es wieder etwas stärker nach Gothic-Style aus, den ich in den beiden Teilen davor so vermisst habe. Die Ästhetik hat viel mehr mit den Universal-Filmen aus den 30ern gemein, was ich für eine gute Sache halte. Das trifft übrigens ebenso auf das Monster selbst zu. Es findet außerdem nicht alles auf engstem Raum statt, wir sehen ein paar abwechslungsreiche Orte und das Set von Frankensteins heruntergekommenem Schloss (Herrenhaus? Whatever...) ist ein fesselnder Anblick. Wenn es schon unbedingt ein Reboot sein musste, dann waren die Drehbuchautoren wenigstens clever genug, den semi-bekannten Standard-Kram in einen Flashback zu packen, anstatt alles wieder von vorne zu erzählen. 6/10
Frankenstein schuf ein Weib (http://www.imdb.com/title/tt0061683/) /Frankenstein Created Woman (1967)
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WTF, jetzt wird's esoterisch o_Ô Frankenstein transplantiert nicht mehr einfach nur Gehirne, sondern jetzt auch die Seelen von Menschen, die er mit einer Maschine nach dem Tod festhalten und auf einen anderen Körper übertragen kann. Uhm, sure. Die Handlung ist diesmal etwas komplizierter zu erklären, ich versuchs trotzdem in Kurzform: Es geht gar nicht so sehr um den Baron und Doktor selbst, sondern um den jungen und unbeherrschten Hans (mussten sie die Figur schon wieder ausgerechnet Hans nennen? Das macht die Verwirrung perfekt!). Der ist der Sohn eines hingerichteten Mörders und in ein Mädchen namens Christina mit entstelltem Gesicht verliebt, und sie in ihn. Deren Vater, der etwas gegen die Beziehung hat, wird von drei jungen, reichen, unausstehlichen Missetätern und Unruhestiftern (erinnern irgendwie stark an Clockwork Orange), die davor besagte Christina belästigten, umgebracht.
Unschuldig für das Verbrechen verurteilt wird jedoch Hans, den man auf der Guillotine einen Kopf kürzer macht. Christina sieht das zufällig und begeht Selbstmord. Erst hier kommen Frankenstein und ein örtlicher, gutmütiger aber naiver Arzt, der als sein Helfer agiert, wirklich aktiv ins Spiel. Der Baron fängt die Seele von Hans und steckt sie in Christinas Körper, die nebenbei auch gleich äußerlich verschönert wird, blonde Haare und das Gesicht repariert bekommt (vorher war sie mir sympathischer, aber seis drum ^^). Zunächst ohne dass sonst jemand was merkt, und getrieben von Hans als eine innere Stimme (Holy Cow! In einer Szene meditiert sie vor seinem abgehackten Kopf, den sie in ihrem Zimmer aufgespießt hat :o), begibt sie sich auf einen Rachefeldzug gegen die drei Strolche, lockt sie mit ihren neu gefundenen Reizen brutal in den Tod (die Kerle erkennen sie natürlich nicht wieder). Frankenstein kapiert, dass das nicht so gelaufen ist wie er sich das vorgestellt hat, und versucht sie abzufangen und aufzuhalten.
Haha, was für ein aberwitziger Film. Die Ideen in der Geschichte sind wirklich verrückt und durchgeknallt. Verstörend und originell, aber ohne Zweifel nicht völlig schlüssig und passt imho eigentlich auch nicht so gut mit Mary Shelleys berühmtem Mythos zusammen. Naja, wenigstens haben sie mal was ganz neues probiert. Das Budget scheint zusammengeschrumpft zu sein, denn die Production Values sind im Vergleich zum Vorgänger offenbar wieder ein bisschen bescheidener. Schauspielerische Leistungen (von Cushing natürlich abgesehen) eher durchwachsen, manche Darsteller übertreiben zu sehr. Und für einen Frankenstein-Film ist es schon auffällig, dass die Titelfigur quasi auf den B-Plot beschränkt wurde und die meiste Zeit über gar nicht so sehr von Bedeutung ist. Trotzdem muss ich sagen, so irre und cheesy die präsentierten Vorgänge auch sein mögen, man kann einfach nicht wegschauen! Frankenstein Created Woman unterhält. 6/10
Frankenstein muß sterben! (www.imdb.com/title/tt0065738/) /Frankenstein Must Be Destroyed (1969)
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Ging mal gar nicht. Habe ja kein grundsätzliches Problem mit radikalen Neuinterpretationen, aber dann müssen sie auf eine andere Art mindestens genauso interessant sein wie die anderen Versionen, und das trifft hier drauf nicht zu. Ausgerechnet dieser Film wird von manchen als bester der Reihe gesehen, oder zumindest als einer der besten. Für mich ist er soweit mit Abstand der schlechteste. Aber immer der Reihe nach: Um mit seinen Experimenten fortfahren zu können, erpresst der Baron ein junges Paar dazu, ihm zu helfen, den verrückt gewordenen Gehirnchirurg Dr. Brandt aus der Irrenanstalt zu entführen, mit dem er zuvor Briefkontakt pflegte. Frankenstein möchte ihn operieren, seinen Wahnsinn heilen und sein Gehirn in einen anderen Körper verpflanzen, um an Brandts Wissen zu gelangen. Brandt im Körper eines umgebrachten Professors findet seinen neuen Zustand aber gar nicht so hip und will sich rächen.
Der Protagonist ist diesmal im übertragenen Sinne wohl selbst das Monster. Was an der Persönlichkeit des zentralen Charakters bis jetzt immer so faszinierend war, war dessen Ambivalenz: Der Baron hatte zuvor stets auch ein paar sympathische Seiten und war überzeugt, das Richtige zu tun, aber übertrat dabei diverse rote moralisch-ethische Linien. Kein klassischer Bösewicht, mehr ein Antiheld, gefährlich und kompromisslos, aber enthusiastisch und missverstanden. Speziell in den anderen Hammer-Frankensteinfilmen, die weitgehend aus seiner Perspektive erzählen, kümmerte es einen immer, was aus ihm werden würde und ob er mit seinen Taten davon kommt.
In Frankenstein Must Be Destroyed hat sich in der Beziehung einiges geändert. Der Baron wird als unverbesserliche, manipulative Figur ohne Chance auf Erlösung und Katharsis dargestellt, als ein kalter, berechnender, durchtrieben-hinterlistiger Psychopath, der Menschen hasst und vor nichts Halt macht, um seinen Willen zu bekommen. Unmöglich, so jemanden zu mögen. Er ermordet mehrfach Unschuldige, erpresst und vergewaltigt Anna, die Verlobte seines unfreiwilligen Helfers, in einer berüchtigten Szene (die erst als nachträglicher Einfall des Regisseurs nach den Dreharbeiten eingefügt wurde, weshalb im Rest des Films gar nicht mehr darauf eingegangen wird, was die Reaktionen von Anna sehr seltsam wirken lässt). Kurzum, er hat seine Menschlichkeit vollständig verloren, was die Figur leider sehr einseitig und viel weniger komplex macht. Sicher, in Curse of Frankenstein hat er auch bereits selbst für einen Tod gesorgt, aber dort war es nie so krass wie hier. Diesmal fällt es ihm leicht. Die Opfer kamen damals normalerweise immer durch seine Kreatur zustande, nicht durch ihn.
Ich halte das für eine ganz schlechte Idee der Drehbuchautoren und im Kern für einen Verrat an den Grundsätzen des klassischen Charakters. Was ist aus dem Doktor geworden, der Leben erschaffen (!) wollte, anstatt es zu zerstören? Die Änderungen und die Darstellung einiger Szenen machen den Film zu einem der geschmacklosesten Hammer-Horrorfilme. Peter Cushing, der jetzt viel mehr an Tarkin aus Star Wars erinnert, ist der einzige Grund, den Film zu schauen und auch der einzige, der diesen qualitativ noch zusammenhalten kann. Denn die Handlung ist schwach, quasi ein fieserer Abklatsch von Revenge of Frankenstein. Der Baron ist nur noch an konventionellen Gehirntransplantationen interessiert und sein "Patient" hat anschließend eine Identitätskrise, aber von einem künstlich geschaffenen Monster oder sonst irgendwelchen phantastischeren Elementen erneut keine Spur. Das schließt übrigens auch die ordinären Sets mit ein - alles spielt in einer Stadt. Schlösser, Höhlen oder wenigstens ein richtiges Labor sucht man hier vergebens.
Manche Handlungsstränge wurden darüber hinaus schlicht nicht gut durchdacht und funktionieren daher nicht: Zwei Polizei-Kommissare untersuchen die Vorkommnisse und kommen in der ersten Stunde des Films immer wieder vor, beschließen, Frankenstein zu suchen, aber werden danach anscheinend vollkommen vergessen und tauchen nie wieder auf. Im Internet las ich, dass zumindest das Finale der Geschichte toll sein soll, aber mir kam das unheimlich halbherzig, gehetzt und altmodisch vor. Nichts, was man nicht schon dutzende Male wesentlich besser umgesetzt gesehen hat. Dafür lohnt es sich auf keinen Fall, am Ball zu bleiben. Was für eine Enttäuschung. 4/10
Frankensteins Schrecken (http://www.imdb.com/title/tt0065851/) /The Horror of Frankenstein (1970)
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Ein weiteres Remake der Originalstory, diesmal leider ohne Cushing :-/ Wie viel das ausmacht, fällt leider auf, da kann Ralph Bates nichtmal ansatzweise mithalten. Seine Interpretation ist sogar ziemlich nervig überheblich, aber ich schätze das war Sinn der Sache und beabsichtigt. Immerhin wurde zum Teil eine andere Betrachtungsweise gewählt: Frankenstein ist etwas jünger, wir sehen ihn als Schüler und Student. Mehrere seiner Kameraden und Bekanntschaften aus dieser Zeit sowie eine nuttige Haushälterin und jemand, der Gräber für ihn plündert, spielen wichtige Nebenrollen. Endlich gibt es wieder ein richtiges Monster (im letzten Drittel des Films) und ein Schloss und kranke Experimente. Die Production Values scheinen leider nicht mehr zugenommen zu haben, die Kreatur beispielsweise (gespielt von Darth Vader Darsteller David Prowse ^^) sieht unglaubwürdig billig aus, denn dafür, dass sie angeblich aus so vielen unterschiedlichen Leichenteilen zusammengeflickt wurde, wirkt sie perfekt menschlich wie aus einem Guss und die Nahtstellen wurden offensichtlich nur aufgemalt, haha. Das ging sowohl in Curse als auch in Evil schonmal wesentlich besser. Zu allem Überfluss ist das Finale recht antiklimaktisch.
Oben beklagte ich mich über den fiesen Unterton von Must Be Destroyed. Nun, nett ist der Baron in Horror keineswegs, im Gegenteil: Er bringt sogar gleich reihenweise Leute um die Ecke, darunter seinen eigenen Vater und natürlich jeden, der droht, ihn bei den Behörden zu verpetzen xD Das fällt aber wegen der übertriebenen Art der Darstellung nicht so übel ins Gewicht. Man könnte glatt sagen, der Film ist eher eine Art trocken-schwarzhumorige Komödie, zumal Frankenstein selbst dabei immer beherrscht bleibt, freundlich gelassen dreinschaut und auf alles eine Antwort hat ^^ Der Film ist nicht gut, aber anschaubar. 5/10
Frankensteins Höllenmonster (http://www.imdb.com/title/tt0071519/) /Frankenstein and the Monster from Hell (1974)
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Uuuund er schnibbelt weiter *g* Endlich ist Cushing wieder am Start, inzwischen sichtlich gealtert, aber wieder in der Rolle wie ich sie kenne und mag. Ein junger Arzt und Frankenstein-Fanboy namens Simon macht fragwürdige Experimente, wird erwischt und soll zur Strafe für einige Jahre in die Nervenheilanstalt gesperrt werden. Dort erfährt er, dass der Baron, der da ursprünglich ebenfalls einsaß, inzwischen souverän die tatsächliche Leitung der ganzen Anstalt übernommen hat und vor Ort wieder an einem tabubrechenden Projekt arbeitet :D Simon wird sein Gehilfe, aber wie weit kann er guten Gewissens gehen?
Frankensteins erster Auftritt hier kommt zwar ein wenig spät, aber ist irgendwie bad-ass. Schön, Peter Cushing zum Abschluss der Reihe nochmal in Aktion erlebt zu haben, er trägt den Film praktisch im Alleingang. So wie Karloff damals in den 30ern die definitive Version des Monsters wurde, so hat Cushing mit seiner Darstellung Dr. Frankenstein selbst unsterblich gemacht und wird was das angeht wahrscheinlich auf ewig unerreicht bleiben. Ein paar Dialogzeilen spielen augenzwinkernd auf frühere Filme an... und wenn der Baron in einer Szene mit Nachdruck sagt, er sei kein Mörder (nur um wenig später bewusst eine korrekte, schlimme Diagnose liegenzulassen, die einen Patienten in den Selbstmord treibt, sodass er dessen Gehirn verwenden kann xD Aber eben alles indirekt!), verstehe ich das als Genugtuung und als verdienten Seitenhieb auf Must be Destroyed.
Ansonsten ist der eigentliche Filminhalt eher durchwachsen. Bis auf die ersten paar Minuten findet die gesamte Handlung auf stark begrenztem Raum innerhalb der Anstalt statt. Meistens mag ich so etwas nicht gerne, denn es lässt die Geschichten immer unheimlich klein wirken, und da ist die vorliegende leider keine Ausnahme. Vielleicht hat das Budget nicht für mehr gereicht. Andererseits trägt ein so minimalistisches Setting eindeutig zur klaustrophobischen Atmosphäre bei, und ich weiß nicht, ob letztere unter einem umfassenderen Ansatz nicht sogar gelitten hätte. In Frankenstein and the Monster from Hell fühlt man sich fast selbst wie ein Insasse, der die immer verrückter werdenden Vorkommnisse miterlebt ^^ Das Ende hat etwas wunderbar ironisches und leicht zynisches an sich. 6/10
https://s10.postimg.org/fb61917kp/c514c14d77917eb22ce02d074403afda.jpg (https://s8.postimg.org/k9g32v211/c514c14d77917eb22ce02d074403afda.jpg)
Insgesamt haben mich die Hammer-Frankensteinfilme zum Teil ganz gut unterhalten, aber nie wirklich vom Hocker gehauen. Ich weiß es zu schätzen, dass die Verantwortlichen damit bewusst andere Richtungen eingeschlagen und erforscht haben (auch wenn das nicht immer von Erfolg gekrönt war), denn die Klassiker von Universal sind auf ihrem Gebiet nunmal kaum zu schlagen. Trotzdem fallen manchmal die fehlenden Mittel negativ auf, da habe ich zwischendurch immer wieder die extravaganten Szenen und Sets von damals bzw. einfach etwas mehr Abwechslung und Originalität vermisst. Vor allem finde ich nicht, dass sich das Thema wie in Revenge und Must be Destroyed auf ein paar läppische Gehirntransplantationen beschränken sollte. Wenn der Baron der Protagonist und zentrale Fokus ist, brauchen wir sicher nicht zwangsläufig immer ein Monster, aber dann als Ausgleich doch bitte irgendwelche anderen richtig abgefahrenen Experimente einbauen. Das Highlight der Reihe ist und bleibt jedenfalls der Hauptdarsteller (mit Ausnahme von Horror of Frankenstein).
It's HAMMER time!
Die Rache der Pharaonen (http://www.imdb.com/title/tt0053085/) /The Mummy (1959)
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Der Film fängt vielversprechend an und hat ein aufregendes Finale, aber zwischendrin ist wenig los. Der englische Originaltitel lässt zwar an 1932 denken, doch genau genommen handelt es sich hier um ein Remake von sowohl The Mummy's Hand (1940) als auch von The Mummy's Tomb (1942), wobei die interessanten Stellen von ersterem weitgehend übersprungen werden und die Handlung zum Großteil dem schwunglosen letzteren Werk entspricht. Die Grundidee ist jedenfalls genau dieselbe: Archäologen öffnen Grab, Mann von uraltem ägyptischem Kult kontrolliert die Mumie um für die Entweihung fürchterliche Rache zu nehmen und folgt ihnen zurück in den Westen (wobei diesmal nach England und nicht in die USA). Sogar die Hintergrundgeschichte mit Hohepriester Kharis und seiner verbotenen Liebe zu Prinzessin Ananka ist identisch geblieben! Der Einfall mit der weiblichen Hauptrolle, die verblüffende Ähnlichkeit zur Prinzessin hat, ist aus der früheren Reihe auch bereits wohlbekannt.
Zuerst war ich sehr enttäuscht, dass es von den spannenderen Ausgrabungsstätten wieder zurück in vertraute Umgebungen geht, aber immerhin zeigt Hammer wie man das Konzept wesentlich besser umsetzen kann als es Universal damals tat. Das liegt zum einen an den britischen Darstellern - Peter Cushing als Protagonist (wusste vorher gar nicht, dass er mitspielt... Glaube, ich werde langsam echt ein Fan von dem Mann!) und Christopher Lee als Mumie, was will man mehr ^^ Zum anderen haben die Konfrontationen viel mehr Biss, es gibt sogar ein paar kurze und kleine aber feine Action-Momente. Sehr geil und anders als damals war, wie der Hauptcharakter den verdächtigten aber noch nicht überführten Kultisten aus Ägypten (welcher eigentlich schon abreisen wollte, weil er sein Werk für vollbracht hielt) zunächst persönlich in dessen Haus aufsucht, um der Sache mit der Mumie auf den Grund zu gehen. Der hier stattfindende verbale Schlagabtausch zwischen den beiden hat es in sich und war eine einzige Freude mit anzusehen :A Im Prinzip wissen beide sofort, wer der jeweils andere ist, aber sie erhalten die Fassade und künstliche Gelassenheit aufrecht, während es unter der Oberfläche brodelt, und sie provozieren bewusst gegenseitig und fordern sich heraus. Richtig dicke Luft. Dabei ist die Situation umso brenzliger, weil nur ein paar Meter entfernt die Mumie darauf wartet, reaktiviert zu werden.
Was für ein genialer Film dies hätte werden können, wenn es mehr von solchen Szenen gegeben hätte! Leider wird jede Menge Spielzeit mit mehreren viel zu langen Rückblenden verschwendet, die nur der Exposition dienen aber die vordergründige Handlung keinen Millimeter weiter bringen. Diverse Nebencharaktere wurden nicht angemessen ausgearbeitet, und selbst wichtige Rollen bleiben vergleichsweise blass; man bekommt nicht das Gefühl, irgendeine der Figuren wirklich kennengelernt zu haben (was, wie ich behaupten möchte, zumindest in The Mummy's Hand noch der Fall war). Außerdem wird zwar alles mögliche an altbekannten Klischees der spirituellen Vorgänger wieder hervorgekramt und verbraten, aber kaum ein neuer Impuls bzw. keine unerwarteten neuen Story-Elemente gegeben. Trotz allem mit Sicherheit einer der besseren Mumien-Filme, wenn auch mit einer Menge verschenktem Potential. 6/10
Die Rache des Pharao (www.imdb.com/title/tt0057986/) /The Curse of the Mummy's Tomb (1964)
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Hängt mit dem Vorgänger nicht näher zusammen. Ein gieriger Investor und Geldgeber der Ausgrabungen möchte entgegen den Bedenken des Archäologen eine Show-Tour in England und Übersee aus den wertvollen, jahrtausendealten Exponaten machen, einschließlich der Mumie. Sakrileg! Gibt auch eine neue Hintergrundgeschichte, die ist aber relativ dämlich, ansonsten ist das Grundkonzept gleich geblieben: Die "Grabschänder" fahren in den Westen (schnarch), und der "Fluch" folgt ihnen. Immerhin ein netter Twist, dass der Typ aus Ägypten ausnahmsweise mal nicht der Schuldige war, der die Mumie kontrolliert. Letztere wird aber erst nach zwei Dritteln des Films überhaupt mal aktiv, die Geschichte braucht generell viel zu lange um in Fahrt zu kommen und weist zu viel langweiliges Gelaber auf, das nirgendwohin führt. In dem Zusammenhang nerven auch die abermals auftauchenden Rückblenden. Hinzu kommen schlechtere Schauspieler (bis auf ein paar kleine Nebenrollen macht niemand aus dem vorherigen Teil mehr mit) und manche Szenen, die einfach hirnrissig sind, zum Beispiel wenn eine ganze Truppe von Polizisten einfach rumsteht und tatenlos zuguckt wie die Mumie einen Kerl umbringt. Ich mein, der Film war keine Beleidigung für die Sinne, aber bietet einfach überhaupt kein positives Alleinstellungsmerkmal. Kann man sich angucken, muss man aber nicht. 5/10
Der Fluch der Mumie (www.imdb.com/title/tt0062006/) /The Mummy's Shroud (1967)
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Wieder keine Verbindung zu den anderen Teilen, die Filme haben offenbar alle nichts miteinander zu tun. Die Story folgt ähnlichen Grundzügen wie der Rest, ist aber wieder oberflächlich neu mit anderer Mumie und abgewandelter Hintergrundgeschichte aus Ägypten von vor einigen tausend Jahren. Da fangen die Probleme eigentlich auch schon an, denn der Rückblende-Prolog ganz zu Beginn ist super-ätzend und langweilig, mit Erzähler aus dem Off und peinlich unglaubwürdiger Produktions-Ausstattung. Man muss praktisch zehn Minuten warten, bevor die eigentliche Handlung beginnt. Das ist in etwa so, als würde der Lauftext am Anfang der Star Wars Filme sich zehn Minuten Zeit lassen, gähn.
Yay, endlich spielt mal wieder ein Mumien-Film komplett in Ägypten! Die Freude darüber verflüchtigt sich sogleich aber auch zu großen Teilen schon wieder, weil die Studio-Sets so überhaupt gar nicht authentisch aussehen, auch nicht entsprechend der 1920er wie angegeben. Die Stadt wirkt billig künstlich und die Wüste wie ein übergroßer, aufgeschütteter Sandkasten >_< Naja, der Gedanke zählt, schätze ich. Die Mumie wird nicht mehr durch Pflanzenblätter oder ein Medaillon kontrolliert, sondern neuerdings durch das im englischen Originaltitel vermerkte Leichentuch. Die Schauspieler bieten weiterhin Vorstellungen von überaus durchwachsener Qualität, meistens aber eher unterdurchschnittlich.
Es kommt eine Wahrsagerin vor, die ultranervig ist und kaum reinpasst - hätte man ohne Verlust für die Handlung auch komplett weglassen können. Auch sonst gibt es kaum sympathische oder interessante Figuren (die Frau vom vermessenen Patriarchen der Familie sitzt die ganze Zeit nur ruhig herum und stichelt gegen ihren Mann, was sollte das? Der Charakter hat sonst keinerlei Bedeutung aber wird in einigen Szenen seltsam hervorgehoben und wurde mit einer namhaften Schauspielerin besetzt o_O). Aber hey, dadurch, dass man die meisten, die bei der Entweihung des Grabes dabei waren, sowieso nicht leiden kann, macht es umso mehr Spaß zu sehen, wie die Mumie sie erledigt.
Und das bringt mich zum größten Pluspunkt des Films: Die Mumien-Szenen und Tötungen im späteren Verlauf sind genuin spannend und aufregend. Die Kreatur wirkt erbarmungslos und unaufhaltsam und schlägt plötzlich zu. Ebenso das Design mit den Augen und der Effekt ganz am Ende wenn sie zu Staub zerfällt waren überaus sehenswert. Das brenzlige Finale haben sie generell überraschend gut umgesetzt. So gesehen startet der Film richtig mies und wird dann langsam immer besser. Hinterher hätte ich gerne ein wohlwollenderes Fazit abgegeben, aber dazu fallen die Mängel zu deutlich ins Gewicht. Trotzdem, von den schwächeren Mumien-Abenteuern immer noch eines der besseren, wenn ihr versteht, was ich meine. 5/10
Das Grab der blutigen Mumie (http://www.imdb.com/title/tt0068290/) /Blood from the Mummy's Tomb (1971)
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Sehr seltsamer Film, hat mir nicht wirklich gefallen. Die Geschichte basiert anscheinend auf einem Roman von Bram Stoker. In der Nacht vor ihrem Geburtstag bekommt die junge und schöne Margaret von ihrem Vater einen mysteriösen Ring geschenkt. Ihr Vater war Teil einer Gruppe von Ägyptologen, die Jahre zuvor das Grab der mächtigen, bösen Zauberer-Königin Tera entdeckten, deren Körper bis auf eine abgehackte Hand perfekt erhalten geblieben ist, ohne das geringste Anzeichen von Verwesung. Direkt in dem Moment wurde Margaret geboren. Die ist inzwischen erwachsen geworden, hat grausame Albträume und eine verblüffende Ähnlichkeit zu Tera. Anscheinend hat sie nicht nur die Schönheit, sondern auch die Seele dieser gefährlichen ägyptischen Magierin geerbt, was die übrigen Expeditionsmitglieder mit Angst und Schrecken erfüllt. Aus gutem Grund, da sie bald darauf einer nach dem anderen umgebracht werden. Tera gewinnt langsam die Oberhand, möchte wiederbelebt werden, aber benötigt dazu noch einige Reliquien, die die Leute des Teams versteckt haben.
Das war mal wirklich ganz anders als der übliche Mumien-Kram, das muss ich Blood from the Mummy's Tomb in jedem Fall lassen. Fühlt sich mehr wie moderner Mystery-Horror über Besessenheit und Seelenwanderung an. Mit mehr Blut und Psycho-Kräften. Von Abenteuer-Atmosphäre ist allerdings gar nichts mehr zu spüren und praktisch die gesamte Handlung spielt in England. Auch kann man sich glatt ein bisschen verarscht vorkommen, denn eine Mumie in engerem Sinne taucht überhaupt nicht auf. Valerie Leon ist zwar hübsch in der Hauptrolle, aber das alleine reißt nicht viel. Stellenweise ist der Schnitt sehr gewöhnungsbedürftig und wirr und es dauert eine Weile, bis man die Story im Kopf so weit geordnet hat, dass alles halbwegs Sinn ergibt - was nicht heißt, dass nicht trotzdem noch massig Fragen offen bleiben und gewaltige Logik-Löcher das Gesamtbild stören. Wenn die Forscher zum Beispiel eine solche Angst vor der Rückkehr der Königin haben, warum haben sie die Reliquien dann eigentlich verwahrt, anstatt sie einfach zu zerstören? Das selbe gilt für den Körper im Keller, der an sich schon eine weit hergeholte Idee ist. Möchte mal wissen, wie sie den durch den Zoll bekommen haben :P Das Ende, in dem bis auf Margaret /Tera echt alle Charaktere sterben, wirkt darüber hinaus ziemlich übertrieben. 5/10
It's HAMMER time!
Dracula (http://www.imdb.com/title/tt0051554/) /Horror of Dracula (1958)
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So macht man Dracula! Quasi das komplette Gegenteil vom Universal-Original. Action und Spannung und Dramatik, nicht bloß bei den entscheidenden Konfrontationen zwischen Gut und Böse gemütlich im Wohnzimmer rumsitzen wie in dem sogenannten Klassiker! Die Story ist nicht so wirklich wie die Literaturvorlage, sondern hangelt sich lediglich grob an einigen Eckpunkten davon entlang. Es ist mehr eine eigene Geschichte, die sich verstärkt auf Van Helsing konzentriert. Zum Glück, denn Van Helsing rockt wie Bolle! Cushing, der spätestens jetzt zu einem meiner absoluten Lieblingsdarsteller aufgestiegen ist, spielt ihn exzentrisch, aber mit Charme und Würde, Entschlossenheit und Obsession - schlicht die beste Interpretation der Figur überhaupt. Aber auch Christopher Lees Blutsauger überzeugt. Er hat nicht allzu viel Screentime, aber dieser Dracula ist schnell und animalisch und den Leuten scheinbar immer einen Schritt voraus. Das macht die Handlung so fesselnd, weil man um die weiteren potentiellen Opfer bangt. Wenn der Graf erscheint, macht das Eindruck.
Überhaupt wird es niemals langweilig, immer passiert etwas und ein bedrohlicher Unterton bleibt permanent bestehen. Das Setting wurde stilvoll umgesetzt und ist teilweise äußerst atmosphärisch, das knappe Finale war saugeil. Bis jetzt der beste Dracula-Film, den ich gesehen habe. Hut ab! Eine BD-Veröffentlichung gibt es zwar in Schland, aber ist leider sowohl geschnitten als auch überteuert/vergriffen. Wäre zu überlegen, ob ich mir dafür die UK-Fassung kaufe. Wenn ich das richtig verstanden habe, kam Horror of Dracula schon leicht gekürzt ins Kino, aber die britische, restaurierte Heimvideo-Veröffentlichung hat im Gegensatz zu der deutschen die betroffenen zwei Szenen wiederhergestellt. 8/10
Dracula und seine Bräute (http://www.imdb.com/title/tt0053677/) /The Brides of Dracula (1960)
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Wirkt insgesamt ein bisschen gemächlicher als der Vorgänger, vor allem am Anfang, aber immer noch ausgesprochen gut. Es dauert eine halbe Stunde, bis Van Helsing aufkreuzt - haha, aufkreuzt, get it? - Bis dahin handelt die Geschichte hauptsächlich von der jungen Lehrerin und weiblichen Hauptfigur Marianne und davon, wie der aktuelle Obervamp Baron Meinster befreit wird. Ja, richtig: Bis auf eine bloße Erwähnung zu Beginn taucht Dracula hier gar nicht auf und gilt zu recht als tot. Insofern ist der Titel mal wieder ein wenig irreführend, aber so lange der Inhalt was taugt, was soll's. In dem Zusammenhang soll es ein paar üble Banausen geben, welche diesen Teil nicht zur Reihe hinzurechnen, bloß weil Christopher Lee nicht mitspielt, was natürlich völliger Unsinn ist!
Helsing ist erneut total bad-ass, überhaupt ist es praktisch sein Film. Meine Lieblingsszene ist das späte erste Aufeinandertreffen zwischen ihm und Meinster. Dauert nichtmal eine Minute bevor letzterer entkommt, aber ist echt super, aufregend geschnitten und mit entsprechendem Soundtrack unterlegt. Die Sets und Umgebungen haben was, vor allem das Schloss; es wurde wunderbar mit Farben gearbeitet. Erwähnenswert ist außerdem der Höhepunkt in einer alten Windmühle voller Spinnweben, die auch noch in Brand gesteckt wird :A Brennende Windmühlen gehen bei mir spätestens seit Frankenstein immer. Die Fledermaus war das einzige, was zu billig aussah, ein wie an Fäden hängend wippendes Gummi-Tier, schade dass sie den Effekt nicht besser hinbekommen haben. Brides of Dracula kommt nicht ganz an den ersten Teil heran, der mir dann doch etwas zügiger und flüssiger vorkam. Das tut der Freude aber keinen Abbruch. War nach einer gewissen Warmlaufzeit ein richtig überzeugender Film, den ich nicht missen möchte! 7/10
Blut für Dracula (http://www.imdb.com/title/tt0059127/) /Dracula: Prince of Darkness (1966)
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Entgegen der Warnung eines Mönchs, der sich ein wenig mit Vampiren auskennt, wollen zwei Paare, die Kent-Brüder Charles und Alan mit ihren Ehefrauen Diana und Helen, auf Bildungsreise das Schloss von Dracula besichtigen, das nur noch von einem merkwürdigen Diener instand gehalten wird. Dieser erweckt Dracula mit dessen übrig gebliebener Asche und vermengt mit dem Blut des getöteten Alan wieder. Da haben sie den Salat! Wären die vier Touristen nur mal nicht so neugierig gewesen. Die Frau des Ermordeten, Helen, verwandelt Dracula in eine weitere seiner Vampir-Bräute, das verbliebene Paar kann zu einem nahegelegenen Kloster flüchten, wo sie den Mönch vom Anfang wiedertreffen. Aber so leicht gibt sich der Graf nicht geschlagen, er will auch Diana für sich haben!
Hm. Beginnt hier schon der Abstieg? Ich fand das ehrlich gesagt relativ langweilig. Dracula tritt erst nach der ersten Hälfte in Erscheinung, wobei sich diese erste Hälfte fast mehr nach einer Haunted House Geschichte als nach einem Vampir-Abenteuer-Horror anfühlt. Die Handlung plätschert lange nur so vor sich hin und plötzlich ist ne Stunde vorbei, ohne dass wirklich viel passiert wäre. Manche Charaktere wie die weibliche Hauptrolle verhalten sich seltendämlich, und einige Nebenfiguren bleiben unheimlich blass (im übertragenen Sinne meine ich natürlich ;)) oder sind einfach nur nervig.
Es ist eine Sache, keinen Van Helsing mehr dabei zu haben (wenn man mal von einer kurzen Rückblende am Anfang mit Ausschnitten aus Horror of Dracula absieht, aber das zählt nicht), aber auf Lee als Blutsauger hatte ich mich ehrlich gefreut. Dieser hat jedoch nur minimale Screentime und überhaupt keine Sprechrolle bzw. Dialogzeilen bekommen! Ist also kaum zu sehen und bleibt in seinen wenigen Szenen diesmal auch noch komplett stumm. Lame. Das zuvor so beeindruckende visuelle Design ist nun erschreckend einseitig geworden, keine Spur von der schönen Gestaltung der Vorgänger mehr. Kein guter Film. 5/10
Draculas Rückkehr (http://www.imdb.com/title/tt0062909/) /Dracula Has Risen from the Grave (1968)
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Wieder besser. Viel besser sogar! Dracula ist verdammt stinkesauer, weil sein Schloss dicht gemacht wurde mit einem "Absperrband" in Form eines fetten, goldenen Kreuzes. Jetzt will er sich an dem Geistlichen rächen, der es dort deponiert hat, indem er diesem in seine Heimatstadt folgt und die junge Nichte (glaube ich) des Monsignore zu seiner neuen Braut kürt. Die Handlung knüpft - wenn auch mit neuen Charakteren - dort an, wo der letzte Teil aufhörte: Dracula taut unweit des Ortes auf, wo er zuletzt ins Wasser gefallen ist. Die Reihe hängt also ausnahmsweise mal lose zusammen (yay!), und dieses Aufgreifen seines Abgangs und die anschließende Wiederbelebung wird uns in den folgenden Filmen noch häufiger begegnen.
In der Geschichte passiert auch mal was. Nicht ganz so spannend wie der erste Teil, aber immerhin. Viel besser als der dritte. Die Figuren sind interessant und weitgehend sympathisch, deren Nebenhandlungen, vor allem eine problematische Liebesgeschichte zwischen dem oben genannten Mädel und einem allzu ehrlichen Burschen, angenehm mit dem vordergründigen Geschehen verknüpft. Genau das ist doch der Punkt, der diese Filme gut machen kann, aber leider in vielen Fällen (siehe unten) nicht hinreichend beachtet wird! Um als Zuschauer in das Geschehen investiert zu sein, müssen einen die Charaktere kümmern, und das erreicht man nur, indem man sie entwickelt und ihnen etwas Platz einräumt. Apropos Platz, Christopher Lee in seiner Paraderolle hat diesmal ein bisschen mehr Screentime, ein paar überaus stylishe Auftritte, und vor allem darf er wieder sprechen!
Mit das Beste an Dracula Has Risen from the Grave habe ich aber noch gar nicht erwähnt, nämlich die visuell tolle und auffällige Farbgestaltung, wunderbare Einstellungen mit manchmal faszinierend unkonventionell gewählten Kameraperspektiven sowie atmosphärische Sets. Wo der Vorgänger total blass blieb, überzeugt dieser Film auf ganzer Linie. Hat mir überraschend gut gefallen, und das will für den vierten Teil einer so alten Reihe schon was heißen! 7/10
Wie schmeckt das Blut von Dracula? (www.imdb.com/title/tt0065073/) /Taste the Blood of Dracula (1970)
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Drei vergnügungssüchtige, reiche, alte Säcke auf Tour, einer davon ein fieser Choleriker und autoritärer Vater, sind zusammen auf der Suche nach neuem Nervenkitzel, und finden diesen in einem Typen, der einen Kult schwarzer Magie praktiziert und sie überredet, die Überreste von Dracula zu kaufen. Darunter auch sein Blut in Pulverform, das bei einem Ritual getrunken wird. Den drei Herren ist das nicht mehr geheuer und sie prügeln den Kult-Kerl zu Tode. Dieser verwandelt sich wegen des Blutes aber in Dracula selbst, der sich nun daran macht, das Trio auszuschalten, das bereits damit beschäftigt ist, ihre Tat zu vertuschen. Zusätzlich dazu wurde ein Subplot verbotener Liebe zwischen der Tochter des Cholerikers und einem jungen Mann eingebaut. Deren Szenen sind zunächst etwas kitschig, später gibts dafür Kontrastprogramm und so einige Figuren gehen unerwartet drauf oder werden gebissen.
Hmm. Die Handlung hat viele Arschkekse bzw. ist der Vater zu übertrieben und oberflächlich böse, was ich nicht so mag. Wären die jüngeren und unschuldigen Leute nicht in Gefahr, könnte man glatt Dracula anfeuern. Überhaupt ist der Film tonal zu zynisch für meinen Geschmack. Man merkt den Regiewechsel deutlich. Das Setdesign ist längst nicht mehr so visionär und ausgefallen, wirkt alles etwas trister und alltäglicher. Haha, dieser Moment wenn einem Kulissen auffallen, die in anderen Hammer-Filmen schonmal verwendet wurden ^-^' Action gibts auch nicht viel, wobei Christopher Lee immer noch eiskalt toll ist. Taste the Blood of Dracula ist zwar nicht so langweilig wie der dritte Teil, aber irgendwie unangenehm und mit nur wenig Fun und Grusel. 5/10
Dracula - Nächte des Entsetzens (www.imdb.com/title/tt0067713/) /Scars of Dracula (1970)
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Als der Schwerenöter Paul auf der Flucht vor den Behörden notgedrungen eine Nacht in Draculas Schloss verbringt, verschwindet er spurlos. Sein vernünftigerer Bruder Simon und seine Freundin machen sich auf die Suche nach ihm und finden in der näheren Umgebung eine verängstigte Bürgerschaft, die sie kurzerhand aus dem Gasthaus wirft. Pauls Spur folgend machen sie sich ebenfalls auf den Weg zum finsteren Schloss und begegnen dem untoten Gastgeber...
Eigentlich eine ganz solide Dracula-Story, die allerdings etwas an der zweitklassigen Umsetzung mit weniger aufwändiger Gestaltung von Kulissen und nicht gerade den besten verfügbaren Schauspielern leidet. Es mangelt an Talent. Die hier wieder prominent vertretenen "Gummifledermäuse" überzeugen noch immer nicht, sorry. Dafür darf der Vampir wieder mehr labern, juchhu, und es gibt mehr Sex und Gewalt mit einigen echt fiesen Momenten. Dafür, dass es so relativ heiter beginnt, wird der Abstieg umso düsterer. Die Kontinuität bleibt weiter erhalten, noch immer wird das Ergebnis des vorherigen Filmes und eine neue Wiederbelebungsszene gezeigt. Wie der Graf diesmal zerstört wird, ist mal was anderes, wenn auch ein wenig random ^^ Oh, und ich finds irgendwie amüsant, wie die Charaktere im englischen O-Ton ständig "Börgamaster" sagen. Das fiel mir schon in einigen Frankenstein-Teilen auf. Seltsamer Denglisch-Mix. Ich mein, wenn schon nicht Mayor, warum dann nicht wenigstens beim deutschen Begriff bleiben? Sehe gerade, dass es tatsächlich die Bezeichnung "burgomaster" gibt/gab, aber glaube das bezieht sich mehr auf niederländische oder flämische Städte. The more you know *schulterzuck*
Eine Sache habe ich nicht verstanden und halte ich für ein dickes Loch im Skript. Dracula beißt das Gasthaus/Bar-Mädchen, das auf seine explizite Anweisung von seinem Diener und natürlich gegen ihren Willen zum Schloss gefahren wurde. Aber dann wird auf sie überhaupt nicht mehr eingegangen, obwohl sie davor durchaus eine Rolle spielte und mehrfach vorkam. Hatte fast das Gefühl, da würde eine Szene fehlen. Ich mein, die hätte im Finale doch glatt noch dem männlichen Protagonisten begegnen können, aber nöö. Sofern ich nichts übersehen haben sollte also spurlos verschwunden, ergo Verschwendung (und wir müssen davon ausgehen, dass sie als Vampir weiter eine Gefahr ist).
Gelungen war hingegen, wie die Geschichte den Zuschauer ähnlich wie im ersten Teil am Anfang auf die falsche Fährte lockt und einen vermeintlichen Protagonisten präsentiert, der schnell das Zeitliche segnet. Man behält aber eventuell noch etwas Hoffnung, was es umso schockierender macht, wenn man sieht, was wirklich passiert ist. Alles in allem hätte der Film mit mehr Geld und Schauspielkunst das Zeug zu einem der besten Teile der Serie gehabt, obwohl man dann doch langsam den Eindruck bekommt, das alles irgendwie schonmal gesehen zu haben. 6/10
Dracula jagt Mini-Mädchen (www.imdb.com/title/tt0068505/) /Dracula A.D. 1972 (1972)
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Im Jahre 1872 vernichtete Professor Van Helsing endlich seinen Erzfeind ("töten" ist, wie wir inzwischen gelernt haben, übrigens die falsche Terminologie - Vampire kann man nicht töten, nur zerstören, weil sie bereits tot sind!). Genau einhundert Jahre später hält es eine junge Clique in London für eine fabelhafte Idee, eine schwarze Messe abzuhalten. Weil man hat ja sonst nichts zu tun. Ohne dass die anderen davon wissen, ist ein Mitglied der Gruppe ein Abkömmling von einem von Draculas Jüngern und hat nur auf eine solche Gelegenheit gewartet, um seinen Meister wiederzuerwecken. Abermals sinnt Dracula nach der ultimativen Rache an der Van Helsing Familie und plant, die jugendliche Jessica Van Helsing, ebenfalls Teil des Freundeskreises, zu einer der seinen zu machen.
Haha, okay, WTF is happening?! Eine total durchgeknallte Mischung, muss man gesehen haben, um es zu glauben :D Da sind Peter Cushing als (Nachfahre von, aber praktisch identisch mit dem alten) Van Helsing und Christopher Lee als Dracula endlich wieder in einem Film vereint, und dann spielt das Ganze ausgerechnet in den 70er Jahren, also der damaligen Gegenwart, und trägt diesbezüglich so dick auf, dass der Streifen drei Monate später wahrscheinlich schon wieder wie von vorgestern wirkte! Das Setting ist echt unheimlich schlecht gealtert. Dracula A.D. 1972 ist groovy, funky, bizarr. Und ja, das schlägt sich tatsächlich auch im Soundtrack nieder, der kaum weiter von dem entfernt sein könnte, was man normalerweise unter "Musik in Horrorfilmen" versteht xD Das passt meist echt null mit dem zusammen, was gerade in der Handlung passiert, was es so unfreiwillig komisch macht. Dazu seltendämliche Dialoge zum Fremdschämen inklusive pseudo-hipper Jugendsprache ^__^ Der furchtbare deutsche Titel bezieht sich wohl auf die Röcke als Kleidung, was ich erst voll nicht geschnallt habe.
Und das Irritierende ist, all diese Dinge sorgen für einen gewissen Charme. Dieses Werk von Hammer ist objektiv gesehen definitiv nicht gut, und ich kann jeden verstehen, der davon enttäuscht war, gerade wenn man die guten ersten paar Teile der Reihe im Hinterkopf hat, aber für jeden, der für idiosynkratische Franchise-Auswüchse offen ist, lässt sich trotzdem eine vorsichtige Empfehlung aussprechen. Ein Rezensent bezeichnete den Film als The ultimate unintentional "feel-good" horror movie, und das trifft es eigentlich recht genau.
Erinnert sich noch jemand, wie ich mich über Son of Dracula von 1943 lustig gemacht habe, weil der so überdeutlich auf Alucard = Dracula rückwärts gelesen hinwies? Boah, diesmal ist eine Szene dabei, die das hoch zehn konzentriert! Der hochgebildete Professor Van Helsing am Schreibtisch mit einem Zettel in der Hand, auf dem beide Namen stehen, er ernsthaft in Seelenruhe mit einem dicken Stift alle entsprechenden Buchstaben miteinander verbindet und dann erst am Ende ganz erstaunt tut, als wäre das eine erschreckende Offenbarung xD Ich mein, selbst wenn wir mal davon ausgehen, dass in dieser Welt noch nie jemand "Alucard" gehört hat - in dem Moment, wo man auf die Idee kommt, dass das rückwärts gelesen etwas anderes ergeben könnte, liest man es verdammt nochmal einfach rückwärts, anstatt auf einem Papier herumzukritzeln, als handle es sich um eine wissenschaftliche Nachforschung ^^ Als ich das gesehen hab, musste ich echt laut lachen, wie auch an ein paar anderen Stellen, was bei mir in dem Medium gewiss nicht andauernd passiert.
Den Schreibern gingen in dieser Spätphase wohl endgültig die Ideen aus, da erschien es fast naheliegend, die Handlung in die Gegenwart zu versetzen, um neuen Schwung reinzubringen. In gewisser Hinsicht hat das auch geklappt, nur bestimmt nicht so, wie sich die Verantwortlichen das vorgestellt haben. Normalerweise mag ich solche Änderungen am Setting in einer laufenden Reihe nicht, und Vampire funktionieren imho grundsätzlich am besten in der Frühen Neuzeit, doch gerade weil sich die Geschichte selbst immer noch relativ ernst nimmt und Cushing und Lee mit ihrem Können und ihrer Würde inmitten all des Wahnsinns nochmal aufeinander losgehen dürfen und wie ein aus gänzlich anderen Tagen entrücktes Element hervorstechen, wird diese möchtegern moderne Mär so aberwitzig geil. 6/10
Dracula braucht frisches Blut (http://www.imdb.com/title/tt0070634/) /The Satanic Rites of Dracula (1973)
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Direkte Fortsetzung von A.D. 1972, spielt nur zwei Jahre danach oder so. Fühlt sich viel zusammenhängender an, weil mehrere Charaktere aus dem Vorgänger wieder auftauchen, darunter neben Dracula und Helsing auch Michael Coles als Inspector Murray sowie Helsings Enkeltochter Jessica (diesmal aber von einer anderen Darstellerin gespielt). Glaube das ist sogar das erste und einzige Mal in der Reihe, dass Nebenfiguren aus dem Vorgänger wiederverwendet wurden. Außerdem wird kurz auf die früheren Ereignisse eingegangen. Die Handlung dreht sich um einen bösen Kult, der mit einer Seuche die Zivilisation auslöschen will, bla bla bla, und hinter alledem steckt, wer hätte es geahnt, Dracula. Jetzt als fieser Firmenboss getarnt. Van Helsing und ein paar mäßig kompetente Polizisten versuchen die Verschwörung aufzudecken und Armageddon aufzuhalten.
Dafür, dass es ein Sequel in der gleichen Zeit ist, hat sich tonal aber einiges geändert. Unfreiwillig komisch wirkt es jedenfalls nicht mehr so sehr, aber ich befürchte, das war der einzige Weg, wie ich mit dem "modernen" Schauplatz in den 70ern überhaupt klarkommen konnte. Die ernstere Grundstimmung gereicht dem Film nicht zum Vorteil und sorgt für weniger Unterhaltung. Mann, und ich dachte, A.D. 1972 wäre der einzige Teil, der in diesem Setting spielt! Hier haben sie es noch einmal versucht und es passt noch immer nicht zusammen, irgendwie sogar noch viel weniger. Aber Hauptsache nackte Haut, Brüste und Blut zeigen, wie diesmal gleich am Anfang, nicht? *seufz*
Schlechtes Drehbuch, größtenteils schlechte Schauspieler, übelster Schnitt und Kamera (gerade so TV Niveau), ultralangweilig-monotones Szenenbild, nervige Musik, Dracula erneut mit kaum Screentime. Kurz: Für mich eindeutig der mieseste Teil der ganzen Reihe. Wenn nichtmal Cushing und Lee das Werk retten können, dann weißt du, dass der Film wirklich schlecht ist. Dracula verreckt sogar im Wesentlichen durch ein bescheuertes Deus ex Machina Zufalls-Ende >_> Von der Idee her ganz nett war der Keller mit rot gewandeten, angeketteten Vamp-Mädels (die später per Sprinkler-Anlage gekillt werden), aber da das filmisch alles so geistlos und schwach umgesetzt wurde, können diese Szenen ihre Wirkung nicht entfalten und schon gar keine Spannung erzeugen. Weiß nicht, ob es nur an mangelnder Tonqualität oder vielleicht gar meiner Unkenntnis hinsichtlich britischer Dialekte lag, aber die Schauspieler nuscheln scheinbar extrem, sodass man sie an ein paar Stellen kaum verstehen konnte. 4/10
Die sieben goldenen Vampire (www.imdb.com/title/tt0070297/) /The Legend of the 7 Golden Vampires (1974)
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Verrückte Idee mal wieder. Dracula geht 1804 nach China. Hundert Jahre später ist Van Helsing dort und macht sich zusammen mit seinem Sohn, einer Skandinavierin und ein paar Kung-Fu Heinis auf den Weg in ein abgelegenes Dorf, um Vampire aus einer alten Legende zu zerstören. Die seltsame Mischung, die nie so recht zusammenpassen will, geht wohl auf den Martial Arts Craze der 70er zurück. Ein paar Titten wurden ohne Belang für die Story wie selbstverständlich auch eingebaut xD Die eingestreuten Kampfszenen sind ja eigentlich ganz nett, aber wirken teilweise merkwürdig losgelöst vom Rest der Handlung und reißen daher kaum mit. Dürfte hauptsächlich damit zu tun haben, dass die europäischen Hauptfiguren meist nur dumm rumstehen und die Asiaten die Drecksarbeit übernehmen lassen. Hm.
Die Sets und Umgebungen sind jetzt wieder abenteuerlicher und ausgefallener, was ich trotz auffällig niedrigem Budget sehr gemocht habe. Die Effekte sind nicht immer die besten aber wenigstens gibt es diesmal überhaupt wieder mehr in der Richtung zu begutachten. Wenn die Vampire zu Staub zerfallen sieht das ziemlich cool aus. In der Hinsicht alles besser als in den beiden Teilen davor, die in der damaligen Gegenwart der 70er spielten. Nur schade, dass Lee nicht mehr mitmachen wollte, nachdem er das Drehbuch gelesen hatte, aber ich kann es ihm nicht verübeln. Ziemlich uninteressante neue Charaktere, die kaum entwickelt werden, recht schwache schauspielerische Leistungen, sehr simple Dialoge die sich aufs Wesentliche konzentrieren aber genau das ständig zu wiederholen scheinen usw. Extrem cheesy, aber andererseits auch nicht gänzlich ohne Charme, was zu einem nicht unwesentlichen Anteil mal wieder Cushing zu verdanken ist.
Was im Finale passiert erschien mir allerdings reichlich unnötig: War es bisher nicht immer so, dass die Verwandlung zum Vampir mindestens eine Nacht dauert und dass der Fluch vergeht, wenn der entsprechende Obervamp rechtzeitig zerstört wird? Letzteres passiert hier direkt nach einem Biss aber trotzdem verwandelt sich die oben erwähnte Skandinavierin sofort! Der anschließende Freitod ihres chinesischen Verehrers war ebenfalls unnötig und gemessen an der vorangegangenen Handlung (wie lange kannten die sich? Ein paar Tage?) völlig übertrieben. Generell hab ich das Gefühl, dass dieser letzte Film etwas aus der Reihe fällt und sich anders als die anderen nicht allzu sehr um ein Mindestmaß an Kontinuität schert. Auch ist es leider weit mehr ein Martial-Arts-Streifen als ein Blutsauger-Epos, andersherum wäre das imho interessanter geworden. Übrigens, neulich hat Brandon Tenold The Legend Of The 7 Golden Vampires auf seinem Kultfilm-Reviewchannel behandelt (https://www.youtube.com/watch?v=4ESmOxcsKG4) und unterhaltsam kommentiert und zusammengefasst. Perfektes Timing! Die Show kann ich euch echt ans Herz legen, vor allem wenn ihr Trash mögt ^^ Wie dem auch sei, ein würdiger Abschluss war das leider nicht, aber hey, hätte schlimmer kommen können. 5/10
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Endlich! Zum Fazit der Dracula-Reihe bin ich überglücklich. Hatte schon befürchtet, dass die Briten überhaupt nicht mehr meinen Geschmack treffen würden. Frankenstein ging so und die Mumienfilme waren unterm Strich eher lahm und billig. Aber hier mit dem Prinz der Dunkelheit hat es endlich wieder richtig Spaß gemacht. Sicher, ein Großteil von den Neunen ist immer noch ziemlicher Schund, aber wenn ich ein Drittel wirklich toll fand bzw. in meiner Sammlung haben möchte, und zwei oder drei weitere wenigstens als Kuriositäten einen Blick wert waren, dann hat sich das absolut gelohnt. Weit mehr als ich es mir zunächst erhofft hatte. Würde sogar so weit gehen zu behaupten, dass Christopher Lee der wahre Dracula ist, noch weit vor Lugosi. Bei Frankenstein und selbst bei der Mumie würde ich den Schwarzweiß-Universal-Klassikern nach wie vor ohne Zögern den Vortritt lassen, aber den Blutsauger mit dem ganzen Drumherum - nicht zu vergessen Van Helsing! - hat Hammer um ein Vielfaches besser und stilvoller hinbekommen. Die ersten beiden Teile sind meine Favoriten, die sollte man mal gesehen haben :A
It's HAMMER time!
Gruft der Vampire (http://www.imdb.com/title/tt0066518/) /The Vampire Lovers (1970)
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Jetzt bin ich, angefixt von Dracula, auf den Vampir gekommen. Hammer hat noch ein paar mehr Filme mit diesem Thema gemacht. Ah ja, die Karnstein-"Trilogie", angefangen mit diesem hier. Britischer Semi-Lesben-Vampirfilm der in der österreichischen Steiermark spielt xD? You bet! Die Handlung findet 1790 statt und basiert lose auf der Novelle Carmilla (https://en.wikipedia.org/wiki/Carmilla) von Sheridan Le Fanu, die 1871 geschrieben wurde, also noch ein Vierteljahrhundert vor Bram Stokers Dracula, und damit einen gehörigen Einfluss auf das Genre hatte. Vielleicht liegt es daran, dass hier ein paar der altbekannten Regeln nicht zutreffen - diese Blutsauger haben zumindest kein ganz so heftiges Problem mit Sonnenlicht und sind darüber hinaus immun gegen Feuer.
Auf einer Feier von General Spielsdorf (Cushing, yay! Wenn auch nur in einer Nebenrolle) wird eine Gräfin fortgerufen und bittet den Gastgeber, ihre Tochter Marcilla für ein Weilchen bei sich aufzunehmen, was dieser bereitwillig tut. Leute sterben. Die Tochter des Generals, Laura, wird immer schwächer und blässer, aber Marcilla ist ja da um sie zu beruhigen (muhaharr!!). Langsam machen Geschichten von Vampiren die Runde. Marcilla findet eine neue Familie, der sie sich aufdrängen kann, und das Muster wiederholt sich, als die junge Emma ebenfalls krank wird. Währenddessen kann der General nicht ruhen und sucht den Rat von Baron Hartog, welcher der Karnstein-Vampirmeute einst einen (fast?) vernichtenden Schlag versetzt haben soll.
Gar nicht mal übel. Ich mochte, wie sich die Story um relativ viele Figuren dreht, obgleich die natürlich nicht alle gleich gut ausgearbeitet worden sind. Speziell um Marcilla (Carmilla /Mircalla, oder wie auch immer, besonders kreativ war sie mit ihren Anagramm-Decknamen ja nicht gerade) haben sie sich aber wirklich gekümmert und ihr einige faszinierende Charakter-Szenen gegeben. Also ein völlig anderer Fokus als bei den Dracula-Teilen, wo die Titelfigur meist kaum Screentime hatte. Manchmal tauchen übrigens einige echt schrille Schreie des Entsetzens auf, ich habe euch gewarnt ^^ Ein paar sehr harmlose Erotik-Momente mit ein bisschen nackter Haut und Brüsten gibts auch. Für mich gewiss kein Minuspunkt ;) Wo wir gerade bei Brüsten sind: Finds irgendwie amüsant, dass hier nicht mehr traditionell in den Hals gebissen wird *g*
Ein bisschen schade erschien mir, dass sich die tollen Gothic-Szenen mit Nebel usw. in und um die alte Schlossruine der Karnstein-Familie auf den (sehr genialen - ich sag nur Decapitatiooon!) Anfang und das Ende beschränken. Zwischendrin ist das Setting nicht so hip, halt ausschließlich feine, aristokratische Anwesen, aber nichts, was von der Ausstattung her besonders aufregend gewesen wäre. Der Film heißt auf deutsch Die Gruft der Vampire, aber eine Gruft im engeren Sinne kommt gar nicht vor. Was es mit dem Anfang auf sich hat bzw. wie dieser mit dem Rest zusammenhängt, erfährt man erst kurz vor Schluss, was gut gelöst worden ist.
Das Hauptproblem ist das Plätschern der Handlung. Hab ja nichts dagegen, dass sie sich Zeit nehmen und die Vamp-Mädels ihre Gespielinnen umgarnen, aber das ist trotz Todesfällen irgendwie überaus konfliktarm. Spannend wirds erst, als Verdacht geschöpft wird, dass die Vampire an den Tragödien schuld sein könnten und erstmal fleißig Knoblauch-Blumen rangeschafft werden. Aber bis dahin ist ein Großteil des Films schon vorbei. Hätte man den Mittelteil ein wenig gestrafft, wäre das locker viel besser geworden. Vielleicht sollte man den Streifen aber auch einfach mehr als Übung in Style und Atmosphäre betrachten und wissen, worauf man sich einlässt. Auf jeden Fall einen Blick wert, erst recht für Fans, aber imho haarscharf am Status einer echten Genre-Größe vorbeigeschrammt: 6/10, mit Tendenz nach oben.
Nur Vampire küssen blutig (http://www.imdb.com/title/tt0067367/) /Lust for a Vampire (1971)
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Der zweite Teil der Karnstein-"Trilogie". Setze das in Anführungszeichen, weil ich festgestellt hab, dass die abgesehen vom ungefähren Schauplatz, einigen groben thematischen Gemeinsamkeiten bzw. Rückbezügen zu Carmilla und der Tatsache, dass sie von Tudor Gates geschrieben wurden, alle drei inhaltlich nicht allzu viel miteinander gemein haben und schon gar nicht aufeinander aufbauen. Mitte des 19. Jahrhunderts will ein Typ, der eigentlich nicht an Vampire glaubt, ein Buch über sie schreiben und stattet dem Karnstein-Familiensitz daher einen Besuch ab. Da sind viele hübsche, junge Mädels in einer privaten Schule in unmittelbarer Nähe. Aber sind die düsteren Behauptungen der Village People nur Geschwätz? Scheint nicht so, als es unausweichlich zu unerklärlichen Todesfällen kommt. Und was hat es mit dieser Mircalla auf sich? Letztere, diesmal von einer neuen Schauspielerin verkörpert (die Dänin Yutte Stensgaard), ist ja ganz schnuckelig. Alle verlieben sich in sie, was natürlich eine ganz schlechte Idee ist ^^'
Eigentlich eine verpasste Chance, dass die Handlung nicht stärker mit dem Vorgänger verbunden wurde. Ansonsten zieht sich der Film leider ohne viel Vampir-Spaß mit Blut und Biss und Zähnen. Zu viel wird auf die Mädchenschule eingegangen und zu wenig auf die legendär-schreckliche Sippe. Nacktheit und Brüste, okay, aber diese komische Liebesszene mit blöder Musik unterlegt wirkte deplatziert. Ehrlich gesagt alles eher lahm. Gegen Ende wird es besser mit einer spürbaren Steigerung und dem Marsch auf das Schloss, aber so wirklich neu oder besonders ist auch das nicht und dauert nur wenige Minuten. 5/10
Draculas Hexenjagd (http://www.imdb.com/title/tt0069427/) /Twins of Evil (1971)
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Dritter Teil der Trilogie. Nicht vom deutschen Titel irritieren lassen, mit Dracula hat das mal wieder nix zu tun. Während eine Gruppe streng religiöser Fanatiker, angeführt vom kompromisslosen Gustav Weil, alle Frauen jagt, die der Hexerei verdächtigt werden, und dabei reihenweise unschuldige Opfer verbrennt, treffen aus Venedig Weils kürzlich verwaiste Nichten Maria und Frieda in Karnstein ein und werden von ihm und seiner Frau aufgenommen. Die beiden sind Zwillinge und nicht gerade begeistert von ihrem Onkel, doch davon abgesehen von erstaunlich unterschiedlicher Persönlichkeit: Maria ist brav und zurückhaltend, doch Frieda frecher und provokanter und sucht nach einem Weg, der neuen Enge und Strenge zu entkommen. Der örtliche Graf Karnstein, der einen schlechten Ruf als sündhafter Mann hat, fasziniert sie...
Geil! Peter Cushing als fanatischer Hexen-Grillmeister in göttlicher Mission :D Bei der Wahl, wem man eher gegenüberträte, würden sich die meisten von uns sicherlich lieber für den Vampir entscheiden ^^ Was Puritaner in jenem Zeitalter in deutschen Landen zu suchen hatten erschließt sich mir zwar nicht ganz, aber das war eine schöne, kleine Geschichte, mal was anderes. Stellenweise fühlte ich mich an einen dieser guten alten TV-Märchenfilme erinnert, und das mein ich durchaus als Kompliment, nur halt mit höherem Budget, besseren Schauspielern, zynischen Handlungspunkten und ab und zu ein bisschen Gore xD Apropos - Klasse Finale! Da gehts nochmal richtig zur Sache ^__^
Das Titelthema (https://www.youtube.com/watch?v=9CcMuiTA6cs) ist bombig, was ich beileibe nicht von vielen Hammer-Werken behaupten kann (das Video zeigt auch ein paar tolle Momente um euch einen Eindruck von Twins of Evil zu geben, denn der echte Trailer ist meiner Meinung nach nicht gut gealtert). Die Kulissen sind effektiv, aber etwas schmuckloser und kälter als zuvor. Überhaupt ein eher düsterer Film. Hat mir überraschend gut gefallen. Das war mit Leichtigkeit der beste Teil von den dreien. Die Blu-ray war übrigens schweineteuer und hart an der Grenze dessen, was ich für einen einzelnen Film auszugeben bereit bin. Immer diese winzigen Stückzahlen, Zeug sofort vergriffen *kopfschüttel* Aber bin froh, dass das überhaupt bei uns veröffentlicht wurde und ich noch eines der letzten Exemplare ergattern konnte. 7/10
Der Kuss des Vampir (http://www.imdb.com/title/tt0057226/) /The Kiss of the Vampire (1963)
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Moody, langsam aber wirksam. Eine relativ kleine Geschichte, die dafür sehr nah an ihren Hauptfiguren bleibt. Ein frisch verheiratetes Paar hat eine Autopanne in einer abgelegenen Gegend, kommt in einem Gasthaus unter, dessen Besitzer etwas zu verbergen haben, und erhalten eine Einladung in das nahe gelegene Schloss von der dort lebenden, hoch angesehenen Familie. Die scheinen zunächst super-nett zu sein, bevor sie auf einer großen Feier ihr wahres Gesicht als bösartige Blutsauger-Sekte zeigen. Zieht sich zwischendurch etwas, aber wird nicht soo langweilig. Man kann gut am Ball bleiben, sollte allerdings nicht übermäßig viele typische "Vampirmomente" erwarten, die clever mit dem Mythos spielen.
Die erste Hälfte war besser, als man noch nicht genau wusste, was da abgeht und wie wer zu wem steht. Die Eröffnungsszene mit der Beerdigung fand ich irgendwie amüsant, hehe. Ein paar Nebencharaktere kamen mir aber verschwendet vor, aus der Tochter der Hotel-Besitzer zum Beispiel hätte man viel mehr herausholen können. Die Figur wird früh genug eingeführt, aber spielt danach wenn überhaupt nur eine extrem untergeordnete Rolle. Obendrein war das Finale etwas dämlich, ich sag nur Gummifledermäuse an Fäden. Darüber hab ich mich hier ja zuvor bereits ausgelassen, aber diesmal fällt es durch die Anzahl umso negativer auf. Wie so oft war das Ende generell viel zu knapp. Hätte es lieber gehabt, wenn der Mann und der betrunkene Professor-Typ vom Anfang zusammen auf Abrechnungstour gegangen wären, naja. Nichts besonderes aber sehr solide. 6/10
Circus der Vampire (http://www.imdb.com/title/tt0067924/) /Vampire Circus (1972)
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Ein Dorf im Europa des 19. Jahrhunderts ist zunächst erfreut über den Besuch des Zirkus. Die Bewohner hoffen, etwas Ablenkung von der umgehenden Seuche zu finden. Wegen der Quarantäne dürfen sie das Gebiet nicht verlassen, sonst wird auf sie geschossen! Aber die Probleme haben gerade erst angefangen, als plötzlich Kinder verschwinden und weitere Bürger von Bestien zerfleischt werden. Wäre es möglich, dass das Erbe eines mächtigen Vampirs wieder ans Licht kommt, der Jahre zuvor das ganze Dorf verfluchte und versprach, alle umzubringen? Die Zirkustruppe will Rache und ihren Meister Graf Mitterhaus auferwecken. Viele Menschen werden das Blutbad nicht überleben. Nee, ernsthaft, es dürfen Wetten abgeschlossen werden ^^ Das endet in einem ziemlichen Gemetzel.
Und noch eine schöne Überraschung! Ein richtig gemeiner kleiner Film. Deutlich brutaler als die anderen Hammer-Produktionen dieser Art und mit mehr nackter Haut. Ist in Schland entsprechend auch ab 18. Einige attraktive Mädels spielen mit (Lynne Frederick, Lalla Ward, Domini Blythe...). Die Stimmung ist teilweise etwas surreal aber stets bedrohlich. Denke, das hängt unter anderem damit zusammen, dass hier deutlicher als noch in den früheren Werken auch Kinder und Jugendliche in Gefahr sind. Ein bisschen leidet der Film unter billig wirkenden Kulissen/Effekten und mittelprächtigen Schauspielern, vor allem ersteres habe ich als Kritikpunkt in diversen Rezensionen vernommen (welche unterm Strich trotzdem meist positiv ausfielen). Jedoch tragen gerade diese einfachen Sets irgendwie stark zu der bizarren Atmosphäre bei.
Insgesamt kommt der Streifen rüber wie ein verstörender Jahrmarkt-Trick, und insofern würde ich sagen, dass man das begrenzte Budget effizient eingesetzt hat. Kann aber verstehen, wenn sich an dem Film die Geister scheiden. Zündet vermutlich nicht bei jedem, aber da wo er es tut, wird er wirklich Eindruck machen. Vampire Circus ist ein grotesker Genre-Höhepunkt, und sofern man sich drauf einlässt, meiner Ansicht nach wesentlich spannender als ein Großteil des übrigen Hammer-Krams. 7/10
Captain Kronos - Vampirjäger (http://www.imdb.com/title/tt0071276/) /Captain Kronos - Vampire Hunter (1974)
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Ein Ex-Soldat und Meister-Schwertkämpfer zieht zusammen mit seinem buckligen Assistenten durchs Land und jagt Vampire. Für diesen Fall begleitet sie die hübsche Carla (B-Movie Göttin Caroline Munro, yay!), die von ihnen auf dem Weg befreit wurde. Es häufen sich Fälle, in denen junge Frauen einer mysteriösen Gestalt begegnen und dann rapide altern und sterben. Wer steckt dahinter? Hmm. Der Film sollte eigentlich genau mein Ding sein. Wirkt viel mehr wie ein Swashbuckler, ein spaßiges Abenteuer mit tapferen Helden, zwielichtigen Schurken und nur minimalen Horror-Elementen. Aber irgendwie wollte der Funke nie so ganz überspringen. Was also lief schief?
Das Konzept ist ja grundsätzlich ganz unterhaltsam und in Ordnung, aber die Production Values sind jetzt dank offenbar eingedampftem Budget im Keller, die Drehorte und Studiobauten kaum bemerkenswert. Die durchaus einigermaßen sympathischen Hauptfiguren sind genau wie die Handlung selbst leider übelst klischeehaft, der Titelheld zu perfekt und eindimensional, das Tempo zu langsam. Die nicht sonderlich überzeugenden Schauspieler verschlimmern das alles. Es fehlte an Originalität, und etwas mehr Spannung, Horror und Action hätte auch nicht geschadet. Die wenigen Momente wo es doch mal grob in diese Richtung geht, sind nicht aufregend genug und schnell wieder vorbei, was auch auf das vergleichsweise enttäuschende Finale zutrifft. Hier hätte Kronos zeigen können, was er mit dem Schwert alles drauf hat, jedoch habe ich schon in dreißig Jahre älteren Filmen erheblich bessere Kampf-Choreographien gesehen. Und dann wären da noch massig kleinere störende Logiklöcher bzw. nicht nachvollziehbare Pläne und Handlungsweisen der Figuren.
War ja klar, dass das nix wird. Captain Kronos ist von 1974, mit dem Jahr hab ich filmtechnisch echt Probleme >_> Ursprünglich war das als erster Teil einer Reihe geplant, aber wurde wegen ausbleibendem Erfolg nicht fortgesetzt (das gilt für mehrere Hammer-Produktionen). Man merkt dem Studio gewissermaßen an, dass sie in dieser späten Phase nachgelassen haben. Kein Wunder, dass Hammer wenige Jahre später von der Bildfläche verschwand und nach Eigentümerwechsel erst 2007 ein Revival erlebte. Übrigens wird im vorliegenden Film erwähnt, dass der Antagonist zur Karnstein-Familie gehört, weshalb es ein paar Leute gibt, die Kronos zu der obenstehenden Trilogie gruppieren.
Ich weiß nicht. Möchte mit meinem Urteil nicht zu vernichtend klingen. Schätze, als Beginn einer Franchise (oder gar als TV-Serie, denn danach sieht es stellenweise fast aus) hätte mir das hier rückblickend besser gefallen. Manche Story-Probleme werden dadurch deutlicher, dass es so sehr für sich alleine steht. Kronos wird als einsamer und stoisch-lässig-besonnener Supertyp dargestellt, aber es fehlt einfach Material, um das zu untermauern. Wenigstens ist Munro eine oberflächliche Bereicherung. 5/10
It's HAMMER *Resterampe* time!
Das grüne Blut der Dämonen (http://www.imdb.com/title/tt0062168/) /Quatermass and the Pit (1967)
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Die ersten beiden Teile in schwarzweiß habe ich weggelassen, weil ich erstmal gucken wollte, ob das überhaupt was für mich ist, und der dritte wurde halt allgemein am besten bewertet. Es handelt sich um Filmadaptionen von vorangegangenen TV-Miniserien. Gut, dass ich das in dieser Reihenfolge probiert habe, denn Quatermass and the Pit hat mir nicht gefallen und so konnte ich die älteren Sachen direkt von der Liste streichen. Die Geschichte dreht sich um ein mysteriöses Artefakt, das bei U-Bahn Bauarbeiten freigelegt und anschließend unter anderem vom Wissenschaftler Professor Bernard Quatermass untersucht wird. Daneben finden sich diverse Skelette früherer Hominidenarten, die scheinbar irgendwie verändert wurden. Später kommen die Reste von insektoiden Aliens vom Mars hinzu, die vor fünf Millionen Jahren rituellen Massenselbstmord begangen haben. Leute bekommen Visionen, und dann sollen irgendwie noch alle möglichen Darstellungen des Teufels in der Menschheitsgeschichte darauf zurückgehen bzw. ein Zusammenhang mit dem "Urbösen" bestehen.
Die erste Hälfte war noch ganz cool, wenn auch sehr gemächlich und dialoglastig, da wurde das Mysterium aufgebaut. Aber in der zweiten Hälfte mit einer seltsamen Kraft, die in uns allen stecken soll und einen heftig zerstörerischen Wind erzeugt und für einen Wahn-Zustand bei den Betroffenen sorgt und... meine Güte, die haben da echt zig Ideen gleichzeitig reinpacken wollen, aber das Meiste davon passt für mich entweder nicht zusammen oder wurde sehr schwach umgesetzt. Für die aufgezeichneten Erinnerungen der Aliens zum Beispiel wären gute Spezialeffekte für die Glaubwürdigkeit unabdingbar gewesen, jedoch sehen diese Aufnahmen unglaublich billig aus, wie Pappmaché auf Schienen. Und nein, das liegt nicht an der damaligen Zeit, dieser Film entstand nur Monate vor 2001: Odyssee im Weltraum. Viel eher scheiterte es mal wieder an einem viel zu geringen Budget für solche Ambitionen.
Zugegeben, einige Szenen sind angenehm creepy und die Schauspieler zum Teil echt nicht übel. Aber das hat es für mich einfach nicht gebracht, weder als Sci-Fi, noch als übernatürlicher Horror. Der Film versucht beide Genres miteinander zu vereinen, und das hat imho wenn überhaupt nur in den aller seltendsten Fällen mal halbwegs funktioniert (Event Horizon?). Science Fiction ist gewissermaßen spekulative Wissenschaft, die von Nachvollziehbarkeit lebt, während supernatural Horror sich grundsätzlich mit dem Unerklärlichen und Paranormalen auseinandersetzt. So wie ich das sehe, beißt sich das schon aus Prinzip oder führt zumindest zu sehr unbefriedigenden Ergebnissen, und da ist Quatermass and the Pit leider keine Ausnahme. Entsprechend lässt einen das halb offene Ende hier mit mehr Fragen als Antworten zurück. Überhaupt erschienen mir die Versuche, diese grundverschiedenen Konzepte miteinander zu verweben, sehr amateurhaft. Dadurch, zwischendrin ein paar Gespräche über Satan, Hölle & Co einzubauen, entsteht noch lange kein vernünftiger Zusammenhang zum Rest der Handlung. Die erste Hälfte verspricht quasi faszinierende Enthüllungen und Antworten, die dann bis zum Schluss einfach nicht geboten werden. Vielleicht kam ich mir deshalb einigermaßen verarscht vor.
Außerdem sind einige übelste Klischee-Figuren als Gegenspieler vorhanden, wie der ultranervige Militär-Mensch mit Machtbefugnissen, der natürlich dem vernünftigen Quatermass mit der einzig richtigen Antwort nicht glaubt bzw. aus Angst eine andere Unsinns-Theorie erzählt (die Deutschen waren's mal wieder!), die von kaum weniger störenden, boshaft-ignoranten Politikern leichtgläubig und bereitwillig angenommen werden, was die Bevölkerung in Gefahr bringt. Obwohl sich, logisch gedacht, das Gegenteil sehr schnell und leicht beweisen ließe und jeder mit einem Funken Menschenverstand entsprechend handeln würde. Wie ich solche Charaktere hasse! Schon klar, dass sie von vornherein so konzipiert sind, den Zuschauer tierisch zu ärgern, weil sie trotz ungeheuerlicher Blödheit am längeren Hebel sitzen. In einem Streifen mit Humor würde ich mich darüber auch nicht beschweren. Aber hier, eine Geschichte die sich selbst über alle Maßen ernst nimmt und erschrecken möchte, untergraben solche Cartoon-Pappkameraden jede Plausibilität. Dabei sind die Protagonisten nicht so viel besser. Als Wissenschaftler sind sie völlig selbstlos nur an der Forschung und dem Allgemeinwohl interessiert und irren sich niemals. Eine Konstellation, die auch schon vor 50 Jahren ausgelutscht war, sorry.
Ich könnte noch auf unendlich viele kleine Plot-Ungereimtheiten eingehen, aber hier nur eine: Frage mich, wie der Typ in so kurzer Zeit eine plastische Rekonstruktion davon anfertigen konnte, wie die Menschenart mal ausgesehen haben muss. Leute die so etwas in der realen Welt machen, brauchen dafür Wochen, aber hier geht das anscheinend mühelos in wenigen Stunden unter suboptimalen Bedingungen... Viele Rezensenten bezeichnen den Film als intelligent. Dem stimme ich nicht zu, dafür ist er bei Weitem nicht kohärent genug. Random Ideen in einen Topf werfen und dann mit dem Quirl einmal umrühren, das kann jeder. Aber den Mix zu einem funktionierenden Ganzen zu verweben, das sich schlüssig anfühlt und mit Cleverness überrascht, das ist schon schwieriger. 4/10
Der Fluch von Siniestro (http://www.imdb.com/title/tt0054777/) /The Curse of the Werewolf (1961)
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Der einzige Hammer-Werwolf-Film - zum Glück! Man wird mit einer nervigen Vorgeschichte gequält, die die halbe Laufzeit einnimmt (!) und wovon die ersten 20 Minuten im Grunde kaum etwas mit dem Rest der Handlung zu tun bzw. keinen Einfluss darauf haben. Generell ein großes No-no für mich. Zunächst werden dauernd Charaktere vorgestellt, die bald darauf entweder sterben oder keine Rolle mehr spielen. Dazu auch ständige, ärgerlich-lästige Zeitsprünge in Verbindung mit einem Erzähler aus dem Off. Dem Film fehlt vollkommen der Fokus! Selten einen Streifen gesehen, bei dem das so schlimm war. Sicher folgt die Story irgendwann nur noch dem erwachsen gewordenen Protagonisten Leon, aber das ist trotzdem alles so furchtbar ziellos. Schwierig, bis dahin überhaupt das Interesse zu behalten. Massive strukturelle und narrative Probleme!
Für eine Werwolf-Geschichte ist erstaunlich wenig Werwolf drin. Nur am Schluss sieht man die Hauptfigur mal in dieser Form. Das Anschauen macht insgesamt keinen Spaß, die Kulissen sind öde, obwohl es in Spanien spielt. Selten passiert mal etwas von Belang, das langsame Tempo ist zum Einschlafen. Viel sinnloses Gelaber, wenig Drama dahinter. Halbwegs nett werden erst die letzten fünf Minuten, aber das entschädigt kaum für das schnarchige Drehbuch die ganze Zeit davor. Die Story beschränkt sich nur auf ein paar Basics des Mythos, jetzt allerdings mit bescheuertem Grund, warum es den Fluch gibt (ein ungewolltes Kind durch eine Vergewaltigung, das an Weihnachten geboren wird, ist eine Beleidigung des Herrn und kann deshalb zu Lykanthropie führen, äh natürlich, alles klar >_<). Action und Spannung gibt es praktisch keine, dafür aber stellenweise amateurhaftes Editing (man schneidet zum Beispiel niemals Kopf auf Kopf des gleichen Charakters - das ist eines der ersten Dinge, die man in Filmkursen lernt).
Habe irgendwo gelesen, dass ursprünglich ein anderes Projekt geplant war und dafür schon Sets gebaut wurden, bevor man es aufgab. Um das Zeug trotzdem zu verwenden, passte man entsprechend das Skript der Werwolf-Produktion an und verschob Teile des alten Films an den Anfang des neuen. Darüber hinaus hatte wohl die britische Zensurbehörde Probleme mit den Werwolf-Szenen, sodass sie größtenteils entfernt wurden. Der Streit darüber soll dann auch der Grund gewesen sein, warum sich das Studio nie wieder an einem Film dieser Art versucht hat. Ich weiß nicht, ob die beiden Geschichten so stimmen, aber das würde wahrlich einiges erklären.
Unendlich weit von der Expertise des Universal-Klassikers entfernt. Kaum zu glauben, dass Terence Fisher Regie führte, der hat sonst viel kompetentere Arbeit abgeliefert, darunter das Beste, was Hammer überhaupt zu bieten hat. Aber das hier? Nö. Einfach nö. Ich kapiere nicht, warum The Curse of the Werewolf bei vielen so hoch im Kurs steht, ja sogar in vielen Hammer-Bestenlisten auftaucht. Ich vergebe höchstens 3/10.
Die brennenden Augen von Schloss Bartimore (http://www.imdb.com/title/tt0058155/) /The Gorgon (1964)
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Eine kleine Stadt in Schland wird durch ein Wesen aus der griechischen Mythologie terrorisiert. Die Bewohner sind verängstigt und versuchen die Vorgänge zu leugnen und zu vertuschen. Wer deckt hier wen? Die Handlung hat sogar einen angenehmen kleinen Twist, der aber ab einem bestimmten Punkt ziemlich offensichtlich wird. Nettes Konzept, der Film schön spooky, einige atmosphärische Sets, passabler Sound, Lee und Cushing machen auch beide mit. Lee zur Abwechslung endlich mal in einer positiven Rolle als vernünftiger Kerl der Ahnung hat und die Leute durchschaut und durchgreift, während Cushing eher der Fiesling ist.
Trotz einigen spannenden Schauermomenten hat mir ein bisschen was gefehlt. Das liegt vor allem am Pacing. Es gibt eigentlich nur drei gute Stellen mit dem Monster, inklusive des brauchbaren und effektiven Finales, ansonsten sehr viel Gerede und Theorisieren. Am Anfang hat man das Gefühl, es werden nacheinander zig Charaktere eingeführt, die alle sterben und wovon die meisten zu Stein werden. Erst geht es um einen jungen Mann mit seiner schwangeren Freundin, dann um seinen Vater, dann um seinen Onkel, dann um den Kollegen/Professor (oder so) des Onkels. Hier hätten ein oder maximal zwei Beispiele als Opfer ausgereicht und der Rest der Handlung hätte nur noch Christopher Lees Figur folgen sollen. Also Charaktere zusammenfassen. So wie es war erschienen mir größere Abschnitte fast wie verschwendete Zeit. Der Trick mit dem "falschen" Protagonisten (vgl. Dracula von 1958 oder Scars of Dracula von 1970) klappt vielleicht einmal, aber ein Film der das ständig wiederholt fängt irgendwann an, die Geduld zu strapazieren. Zwischendrin ist leider zu wenig los, das dauerte zu lange. Einem Mysterium auf den Grund gehen ist ja schön und gut, die nötige Atmosphäre auch vorhanden, aber die Spannung wird immer wieder vergessen und fällt über weite Strecken auf ein niedriges Niveau zurück. 5/10
Das Schwert des Robin Hood (http://www.imdb.com/title/tt0054358/) /Sword of Sherwood Forest (1960)
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Die Story behandelt nicht den klassischen Mythos, sondern eine eigene Geschichte. Robin findet einen komischen verletzten Typen, hinter dem der Sheriff her ist, und kommt einer finsteren Verschwörung auf die Spur. Diverse Szenen haben mit der Handlung nur wenig zu tun bzw. bringen diese kaum voran. Hm, insgesamt ist Sword of Sherwood Forest leider sehr schlecht gealtert. Hauptdarsteller Richard Greene gibt meiner Meinung nach keinen besonders überzeugenden Robin Hood ab, sondern erinnerte mich eher entfernt an Doug McClure von anderthalb Jahrzehnten später. Cushing als Sheriff von Nottingham hört sich auf dem Papier wie ein match made in heaven an, aber ist leider auch nur wenig interessant geraten und sein Abgang mehr als unbefriedigend. Für diese Art von Abenteuer sind ein paar Production Values durchaus von Bedeutung. Fast alles findet nur im Wald und auf Wiesen statt, an Burgen usw. gibt es kaum etwas zu sehen. Wenn es schon so viel Grün gibt, dann sollte das wenigstens stylish gut rüberkommen, aber hier nichts dergleichen. Als wäre die Crew in den nächstbesten Forst gegangen, wird schon reichen. Visuell kein toller Film. 5/10
Bestien lauern vor Caracas (http://www.imdb.com/title/tt0063240/) /The Lost Continent (1968)
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Die erste Hälfte auf dem Schiff ist unsinnig und nur für Charakter-Exposition vorhanden, was leider wenig bringt, weil besagte Charaktere sucken. Bis sie endlich mal auf dem verlorenen "Kontinent" ankommen und etwas halbwegs Interessantes passiert ist ne Stunde rum, und der Film geht nur anderthalb. Und dann ist es nichtmal ein richtiger Kontinent, sondern nur eine Ansammlung von Seegras und Algen. Wow, wie enttäuschend. Die Idee mit den Spaniern, die da seit Hunderten von Jahren festsitzen und immer noch denken, die Inquisition sei brandaktuell, hatte was. Der junge El Supremo, haha xD So mies, dass es schon wieder lustig ist, zumindest in dem einen Fall. Oh, und die Monster-Viecher gegen Ende waren recht unterhaltsam, aber haben nur superwenig Screentime.
The Lost Continent ist zu langweilig und schlecht gemacht. Ich hab nichts gegen ein paar cheesy Effekte, aber oft können hier nichtmal die überzeugen, weil es an Charme fehlt und man sie oft kaum richtig erkennen kann - das Bild scheint permanent in einen eklig braunen Schleier gehüllt zu sein. Die Schauspieler sind zum Teil sehr schwach, das Drehbuch katastrophal und mit offensichtlich unlogischen Momenten und Handlungsweisen durchsetzt, sowie mit Dialogen zum Einschlafen. Hildegard Knefs Charakter ist ultranervig: Der Film hält sich viel zu lange mit ihrer Hintergrundgeschichte auf, die wenig mit dem Rest der Handlung zu tun hat, und tut stellenweise so, als sei sie eine begehrenswerte Schönheit, dabei hatte sie ihre besten Tage längst hinter sich, sorry. Abgesehen von alledem wird man auch noch mit einem unbefriedigenden, halb offenen Ende vertröstet. Menno. Für einen vernünftigen Abenteuerfilm fehlt es praktisch an allem. Albtraumhaft: 3/10
Eine Million Jahre vor unserer Zeit (http://www.imdb.com/title/tt0060782/) /One Million Years B.C. (1966)
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Die Story ist schnell erzählt. Ein Mann namens Tumak vom Klan dunkelhaariger Höhlenbewohner wandert nach einem Streit umher und wird von hellhaarigen Küstenbewohnern gerettet, wobei besonders eine von denen ein Auge auf ihn geworfen hat. Aber die Natur in der Urzeit war ne fiese Bitch und die Fauna braucht fleischiges Futter ^^ Okay, vielleicht seh ich das folgende zu logisch und akademisch, möchte auch kein Spielverderber sein, aber mein rationaler Verstand mindert bei dieser Art von Film erheblich das Potential zur willentlichen Aussetzung der Ungläubigkeit. Ich mein, dass der Mensch (von Vögeln mal abgesehen) nie mit Dinosauriern zusammengelebt hat ist eine Sache, und da kann ich noch gut drüber hinwegsehen, weil das meist so kultig-tolle Filmszenen ergibt und wir hier sogar mit dem erhabenen Großmeister Ray Harryhausen (siehe Seite 1 dieses Threads) für die Effekte beglückt werden, aber... Menschen, die einen alten, das heißt an wertvoller Lebenserfahrung reichen Mann wegen einer nicht allzu ernst scheinenden Verletzung zurücklassen? Menschen, die sich auf Leben und Tod ums Essen kloppen, obwohl genug für alle da ist? Menschen, die für den eigenen Vorteil und Aufstieg in der Rangfolge andere bereitwillig sterben lassen und sogar noch nachhelfen? Menschen, die sich nur mit Grunzen und kurzen Lauten und Namen verständigen? Uh, nee, selbst mit meinem eher bescheidenen Basiswissen über Anthropologie glaube ich, dass unsere Spezies auf diese Weise schon vor zehntausenden von Jahren ausgestorben wäre :o
Aber hey, vielleicht sollen das ja gar keine Vertreter des Homo Sapiens sein, sondern irgendwelche früheren Vertreter der Gattung Homo? Immerhin ist der Mensch, soweit wir wissen, nur 200.000 Jahre alt, was dem Titel des Films gehörig wioderspricht. Aber die Dinos passen in dem Zusammenhang natürlich noch viel weniger rein. Nur nicht zu viel drüber nachdenken, am besten betrachtet man die Geschichte sowieso lieber als Fantasy -_^ Es handelt sich übrigens um ein Remake eines Films von 1940, das war mir bis dahin überhaupt noch nicht klar. Diese Version aus den 60ern ist meiner Einschätzung nach jedoch wesentlich bekannter und ich hatte auch selbst früher schon einiges darüber gehört und gesehen.
Die Dialogfreiheit sorgt streckenweise für eine überraschend meditative Stimmung. Ernsthaft! Man will wissen, was als nächstes passiert. Die Titelsequenz geht dabei etwas zu lang, das ist aber nur Nitpicking. Es tauchen allerdings durchaus richtig viele Kreaturen auf. Alle paar Minuten läuft irgendein neues Getier über den Bildschirm, das unsere Protagonisten verspeisen möchte. Das geschieht leider nicht immer durch Harryhausens Stop-Motion-Animation, sondern erinnert zum Teil eher an Tarantula wie etwa mit einer Eidechse in Nahaufnahme, um sie groß erscheinen zu lassen ^^ Hach ja, diese alten Filme... So spröde, altmodisch und primitiv das auch wirken mag, es hat was. Kriege da Assoziationen zu einem Kind, das mit Hartgummi-Monsterfiguren und -Menschen am Strand spielt und seiner grausamen Phantasie freien Lauf lässt, so in etwa könnte man One Million Years B.C. auch fast beschreiben: Sandkasten-Adventure! Und das mein ich nichtmal unbedingt negativ. Jetzt weiß ich wenigstens endlich, woher diese eine Szene aus dem Vorspann von Malcolm mittendrin stammt *g*
Hab die ganze Zeit darauf gewartet, endlich Raquel Welch als Loana in knappem Fell-Outfit zu sehen, hehe. Der Film hat sich eine halbe Stunde dafür Zeit gelassen, naja, das war doch ganz erträglich und hat sich gelohnt. Zwischendurch bekommt man auch mit, was in dem jeweils anderen Stamm ("Rock Tribe" und "Shell Tribe") gerade abgeht, die Handlung wechselt zwischen den Perspektiven mehrfach hin und her, was zur Abwechslung beiträgt. Die hellhaarigen Leute sind irgendwie zivilisierter und technisch weiter entwickelt, bauen schon Nahrung an und nähen und basteln Waffen und haben Bestattungsrituale. Tumak ist darüber ganz erstaunt, alles neu für ihn. Seine Sippe ist gröber, primitiver, aber auch stärker und mutiger.
Für den faszinierenden Soundtrack wurde teilweise nur mit Steinklopfgeräuschen, Schlangenzischen bzw. Rasseln oder mit Flöten gearbeitet. Das kam manchmal sehr experimentell und rhythmisch rüber, aber gefällt mir. Insgesamt ist der Streifen cheesy, awkward, aber mit Sicherheit untypisch und unterhaltsam. Wie so oft muss man sich auch hier drauf einlassen können, ich kann jeden verstehen, der das ziemlich bescheuert findet. Aber ich muss zugeben, ich fand den gar nicht übel. War mal was anderes. 6/10
Als Dinosaurier die Erde beherrschten (http://www.imdb.com/title/tt0066561/) /When Dinosaurs Ruled the Earth (1970)
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Quasi One Million Years B.C. nochmal in schlecht (oder je nach euren Präferenzen: schlechter). Versucht das Gleiche mit einer ähnlichen Story aber ist dem Vorgänger in jedem einzelnen Punkt unterlegen. Was ich schade finde, weil man aus dem "Caveman-Genre" durchaus noch einiges hätte herausholen können. Hammer hat noch einen weiteren Film dieser Art gedreht, Creatures the World Forgot von 1971 (der den grandiosen deutschen Titel Sex vor sechs Millionen Jahren trägt), aber der soll nicht nur generell noch schlechter sein, sondern es kommen auch überhaupt keine Dinos oder sonstige unterhaltsame Urzeitmonster mehr vor :-/ Deshalb verzichte ich hier darauf. Aber zurück zum eigentlichen Thema:
When Dinosaurs Ruled the Earth hat weniger Abwechslung und eine weit weniger klare Handlung. Grundsätzlich versteht man zwar immer, was bezüglich der Basics gerade abgeht, aber im Detail ist das Verhalten diverser Charaktere schwierig nachzuvollziehen und man verliert leicht den Faden, wenn man nicht genau aufpasst. Die Effekte sind nicht übel, und immerhin wird wieder was geboten und Saurier kommen auch wirklich vor, yay, aber eben doch kein Harryhausen und vor allem nicht mehr so zahlreich. Bildkomposition, Kamera, Kulissen und Farbgestaltung dagegen alle uninspiriert, lahm und sich ständig wiederholend. Da habe ich die variantenreichen Umgebungen aus dem Vorrgänger vermisst. Jetzt ist die Umsetzung bisweilen sogar ganz schön dilettantisch. In einigen Szenen scheint die Zeit von Einstellung zu Einstellung im Sekundentakt zwischen Tag und Nacht zu wechseln. Die Musik taugt auch nix mehr.
Raquel Welch war leider aus. Sorry, Jungs. Die Schauspieler haben überhaupt alle enttäuschend wenig Leinwandpräsenz, ihre Charaktere sind deutlich schwächer definiert und ohne jede Subtilität kaum entwickelt. Bei manchen erfordert das Auseinanderhalten schon einige Aufmerksamkeit, das war beim letzten Mal noch nicht so. In einem peinlichen Versuch von unpassendem Humor hält ein Dino die blonde, weibliche Hauptfigur für eines seiner Kinder, weil sie in einer der Eierschalen geschlafen hat. Seitdem kann sie gut mit den Tieren, spielt mit den Riesenviechern als wären sie Schoßhündchen und wird später sogar von der Dino-Mama aus einer brenzligen Lage gerettet. Ah, ja. Abgerichtet an einem halben Tag. Es wäre keine gute Wortwahl, One Million Years B.C. als "realistischer" zu bezeichnen, aber innerhalb der eigenen Logik blieb der wenigstens kohärent und glaubwürdig. Die gerade beschriebenen Szenen aus dem Nachfolger hingegen stechen hervor als wären sie aus einem Cartoon o_Ô
Oh, und wenn ich noch ein einziges Mal "Akita!" höre, dann raste ich aus! Das Kauderwelsch das die Menschen hier reden, extra für den Film erdacht aber nur aus einer Handvoll Wörtern bestehend (von denen ungefähr jedes dritte "Akita!" zu sein scheint), geht nach kürzester Zeit tierisch auf den Keks. Das liegt insbesondere daran, dass man damit so krass dauerbeschallt wird. Der Vorgänger wusste in der Hinsicht noch, wann es Zeit war, Szenen atmen und für sich stehen und wirken zu lassen, da hat man hin und wieder minutenlang kaum einen Ton von den Menschen vernommen. Verglichen hiermit eine Wohltat.
Durch das alles wird es irgendwann so monoton, dass man geistig leider komplett abschaltet. Zumindest ging es mir so. In One Million Years B.C. kümmerte es mich noch, was aus den Figuren wird. So sollte das immer sein. Bei einem Film ohne richtige Dialoge ist so etwas noch wichtiger als normalerweise sowieso schon! Wenn das alles war, was diese Urzeit-Filme zu bieten hatten und es danach nur noch weiter bergab ging, dann ist es vielleicht gut, dass das Genre heute praktisch ausgestorben ist. 4/10
Die Bande des Captain Clegg (http://www.imdb.com/title/tt0056277/) /Captain Clegg /Night Creatures (1962)
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Im England des 18. Jahrhunderts schickt die Krone einen königlichen Kapitän und dessen Crew in eine beschauliche Küstengemeinde, um Berichten über illegalen Schmuggel nachzugehen. Die dortigen Bewohner glauben offenbar an Moor-Gespenster, die in der Gegend ihr Unwesen treiben sollen. Ein feines, kleines Piraten/Schmuggler-Abenteuer, die ganze Stadt steckt gewissermaßen unter einer Decke ^^ Tolle Rolle für Peter Cushing. Mehrere sympathische Charaktere, durch die man voll am Ball bleibt. Man hält als Zuschauer zu den Gaunern, sowas ist immer schön :) Zwei kleine Kritikpunkte: Die Wendung bzw. Hintergrundgeschichte wird viel zu früh offensichtlich, daher ist die Enthüllung später nicht mehr so effektiv und schon gar nicht überraschend, der Film ist recht vorhersehbar. Außerdem kommen die Sumpf-Phantome nur zweimal kurz vor, das hätte man noch ausbauen und spannender und mysteriöser gestalten können. Doch ich will mich gar nicht beschweren. Das war ein behaglicher, kurzweiliger Spaß und ein schöner Abschluss für mein Hammer-Unterfangen. 7/10
Hammer eine Chance zu geben hat sich für mich am Ende doch noch gelohnt. Dazu muss man überhaupt kein Grusel- und Horror-Fan sein, gerade verglichen mit heutigen Filmen des Genres waren die alle harmlos. Viel mehr sehe ich die besten Werke des Unternehmens als atmosphärische, stilvolle Gothic-Eskapaden, die nicht selten etwas märchenhaftes an sich haben, aber dies eben hin und wieder mit Blut, Haut und Tod würzen ^__^ Hammer hat natürlich noch viel mehr Zeug ins Kino gebracht, darunter zum Beispiel auch Krimi-Dramen oder Komödien, aber durch die sind sie gewiss nicht bekannt geworden. Denke, ich hab hier einen halbwegs brauchbaren Querschnitt liefern und dabei die meisten popkulturell relevanteren Sachen behandeln können. Vieles war um ehrlich zu sein nur auf Geht-so-Niveau, manche sogar richtig mies, aber dafür wurde meine bisher allenfalls latente Begeisterung für Vampirgeschichten entfacht, was ich den Briten definitiv hoch anrechne. Von den Filmen sind schon einige in meiner eigenen Sammlung gelandet, wodurch zusätzliche Lücken in der Jahresliste endlich geschlossen werden konnten (siehe den zweiten Beitrag dieses Threads, den hab ich neulich wieder auf Vordermann gebracht), und noch ein paar weitere werden folgen. Empfehlen kann ich einen Großteil der Blutsauger-Streifen, darüber hinaus ist es bestimmt kein Fehler, sich den ersten Frankenstein und den ersten Mumienfilm von denen anzuschauen, wenn man es aufs Wesentliche beschränken möchte. Hauptsache, Peter Cushing brilliert erneut :A
Nach so vielen Mammut-Marathons weiß ich noch nicht genau, mit was ich weitermache. Ein paar einzelne Klassiker habe ich mir noch vorgenommen, aber Berichte dazu werde ich demnächst (wenn überhaupt) wahrscheinlich wieder individuell posten. Immer wenn ich wieder was abhaken konnte, entdecke ich mindestens ebensoviele Filme, die potentiell für mich interessant sein könnten ^^ Ja, die Branche hatte auch vor so vielen Jahrzehnten schon einen beachtlichen Output.
Atlantis, der verlorene Kontinent (http://www.imdb.com/title/tt0054642/) /Atlantis: The Lost Continent (1961)
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Eine Prinzessin aus dem technologisch fortschrittlichen Kontinent Atlantis wird vor tausenden von Jahren von einem griechischen Fischer und seinem Vater auf See aufgegabelt. Nach kurzer Zeit in Griechenland fährt sie mit dem Fischer zurück. Dort liegt aber gerade einiges im Argen. Er muss sich als Sklave durchschlagen, während fiese Verschwörer es mit neuen Waffen auf die Weltherrschaft abgesehen haben. Die Zutaten für ein richtig tolles Abenteuer waren eigentlich alle da. Eine Prinzessin von einem unbekannten Kontinent, Todeslaserstrahlen, ein Kampf auf Leben und Tod in einer Arena mit Feuer und Wasser, ein Aufstand der Entrechteten, der effektreiche Untergang einer Zivilisation inklusive schicker Sprengung von Miniatur-Gebäuden usw. usf. ^^ Aber dieses Drehbuch ey, völlig daneben!
Fängt schon bei den beiden Hauptfiguren an: was für ein nerviges und unsympathisches Paar! Sie hochmütig und arrogant, er notgeil und einfältig. Scheinen sich auch nicht entscheiden zu können, ob sie sich lieben oder doch lieber gegenseitig ignorieren wollen, das ändert sich andauernd. Dann die überdimensional großen Löcher in der Handlung. Warum die Prinzessin überhaupt auf dem Meer trieb, was ja die ganze Geschichte überhaupt auslöste, wird niemals geklärt, als wäre das ein zu vernachlässigendes Trivia-Detail.
Oder, auch recht kurios, die Atlantis-Herrscher haben einen verrückt-sadistischen Wissenschaftler, der menschliche Sklaven nach und nach in Tiere verwandeln lässt. Das ist nur leider völlig sinnlos! Wenn sie wenigstens gesagt hätten, dass sie als arbeitende Mutanten stärker sowie empfänglicher für Befehle werden, hätte das eine gewisse Logik gehabt. Aber nö, die Leute verlieren einfach ihre Menschlichkeit und werden hundertprozentig zu Tieren. WTF? Um eine wenigstens grobe Erklärung, wie das überhaupt vonstattengehen soll, drücken sie sich herum (dieses Unwissen wird sogar extra erwähnt). Dass die Masken für die Darsteller in diesem Zusammenhang weit unter Hollywood-Durchschnitt waren und das alles kaum etwas zur Handlung beiträgt, macht es umso lächerlicher. In der Arena kämpft unser Held mit einem anderen Menschen. Dass der draufgeht, obwohl er wahrscheinlich auch nur ein armer Sklave war, scheint allen egal zu sein. Das ist doch die perfekte Stelle, um den Bestien-Verwandlungen eine Bedeutung zu geben! Ein Duell gegen ein hybrides Monstrum wäre um einiges aufregender gewesen, aber schätze, dafür hat das Geld nicht gereicht.
Oh, und dann wäre da noch der Hohepriester, einer der wenigen vernunftbegabten vor Ort, der aber gar nicht so recht an die Götter von Atlantis glaubt, sondern zu seinen Vertrauten lieber von "dem einen Gott" predigt. Boah, so etwas geht gar nicht. Versteht mich nicht falsch, diese Themen haben mit Sicherheit irgendwo ihren Platz, aber wenn amerikanische Filmemacher übertrieben moralisierend christliche Grundsätze in einen phantastischen Abenteuerfilm einbauen wollen, der in vorchristlicher Zeit spielt, dann finde ich das echt ätzend. Passt hier wirklich null hinein. Als wollten sie die Funktion der Figur als Sympathieträger damit unterstreichen.
Naja, und das waren jetzt nur die auffälligsten Probleme, es gäbe noch wesentlich mehr zu hinterfragen. Positiv ist einerseits der Soundtrack - seltsamerweise haben mich ein paar Notenfolgen angenehm an Terranigma erinnert o_O - und darüber hinaus ein Großteil der Schauwerte, besonders bezogen auf üppige Kulissen und zum Finale ein paar schöne Einstellungen von Zerstörung und Massenpanik. Am Ende mal wieder eines dieser Werke, das nach verschenktem Potential schreit, denn die meisten dringenden Verbesserungsvorschläge, die ich zu machen hätte, wären mit ein paar mehr bzw. anderen Zeilen Text im Skript zu beheben gewesen. Warum macht die Industrie eigentlich immer nur Remakes von Klassikern, die keiner Neuauflage bedürfen? Atlantis: The Lost Continent wäre der ideale Kandidat für ein verbessertes und modernisiertes Update, so etwas würde ich mir mit Sicherheit anschauen. 5/10
Liferipper
15.04.2017, 08:50
Warum macht die Industrie eigentlich immer nur Remakes von Klassikern, die keiner Neuauflage bedürfen?
Weil man damit mehr Leute ins Kino locken kann. Wer will schon ein Remake eines Films von anno dazumal sehen, der schon damals von allen gehasst (oder noch schlimmer: ignoriert!) wurde?
Das siebente Siegel (www.imdb.com/title/tt0050976) /Det sjunde inseglet (1957)
Gestern zufällig gesehen, dass auch der hier auf Amazon zum Streamen hochgeladen ist. Hatte auf IMDb ausgezeichnete Bewertungen, und der Name des Regisseurs Ingmar Bergman ist bestimmt vielen ein Begriff. War glaube ich mein erster Film von ihm. Ein zurückkehrender Kreuzritter ahnt, dass seine Zeit sich dem Ende neigt. Während er nach Antworten über das Leben und die Existenz Gottes sucht und in den Landen die Pest wütet und zahllose Opfer fordert, spielt er mit dem Sensenmann Schach und versucht, dadurch etwas Aufschub zu bekommen, um noch etwas Sinnvolles zu tun. Es sammelt sich eine kleine, bunt gemischte Reisegemeinschaft um ihn. Aber Gevatter Tod scheint ihm ständig einen Schritt voraus zu sein. Der Film ist sehr ruhig und sehr nachdenklich. Wer Action und Spannung sucht, ist hier eher falsch. Trotzdem hat mich die Geschichte vor allem wegen der gut dargestellten und unterschiedlichen Figuren sowie der dichten Atmosphäre fasziniert und es ist auf jeden Fall Stoff, der zum Nachgrübeln anregt. 7/10
Weil man damit mehr Leute ins Kino locken kann. Wer will schon ein Remake eines Films von anno dazumal sehen, der schon damals von allen gehasst (oder noch schlimmer: ignoriert!) wurde?
Yay, eine Antwort! Dass ich das noch erleben darf... :)
Naja, das denken wahrscheinlich die Studios, und manchmal läuft das tatsächlich so, aber ich meine, gerade in den letzten Jahren hat sich gezeigt, dass so ein Versuch auch kein Erfolgsgarant ist bzw. das Publikum praktisch schon eingebaut wäre. Viele sind eher genervt davon, wenn Klassiker neu verfilmt werden, die absolut keines (weiteren?) Remakes bedürfen. Siehe beispielsweise Ben Hur von 2016, ein Riesenflop, der nichtmal seine Produktionskosten wieder einspielen konnte! Oder auch Kampf der Titanen, der zwar ein bisschen Geld verdient hat, aber von der Fachpresse und massig Zuschauern in der Luft zerrissen wurde und mit Harryhausen nur noch enttäuschend wenig gemein hatte. So leicht geht diese Rechnung nicht auf.
Wenn entsprechender Aufwand betrieben wird mit hohem Budget, Stars, und einer einzigartigen Vision eines talentierten und erfahrenen Regisseurs, dann kann die Gratwanderung eventuell klappen, das Beste des beliebten Originals wiederzubeleben, aber mit eigenen, neuen Ideen noch zu ergänzen und zu verändern, zu modernisieren und zu verbessern (imho unter anderem absolut der Fall bei "Meuterei auf der Bounty" von 1962 im Vergleich zu der Fassung von 1935). Meiner Erfahrung nach sieht das aber leider oft eher so aus, dass die Remakes wie ein uninspirierter, liebloser Cash-in rüberkommen, dessen Produzenten manchmal gar nicht verstanden zu haben scheinen, was den Klassiker so gut gemacht hat.
Dass ein Werk, das von allen gehasst wird, kein Update bekommt, ist nachvollziehbar. Doch solange es kein totaler Fehlschlag sondern ein moderater Erfolg war (und sei es nur in den Kritiken) und einige brauchbare Ideen vorhanden sind? Wenn der Film damals schon von vielen ignoriert wurde und in den folgenden Jahrzehnten weiter in Vergessenheit geriet, dann erinnert sich heute so gut wie niemand mehr daran, ergo würde fast jeder unvoreingenommen an die Sache herangehen und den Kinobesuch nicht vom Original abhängig machen. Bei den meisten Remakes und Neuinterpretationen dieser Tage ist doch eher das Gegenteil der Fall - Leute bleiben weg, weil sie gute Erinnerungen an die alte Version haben und die neue dieser viel zu wenig entspricht. Dazu reicht es manchmal schon aus, wenn ein berühmter Schauspieler, der die Titelrolle bekannt gemacht hat, nicht mehr dabei ist.
Gute Filme, von allen gemocht, lassen wenig Raum für Verbesserungen. Als es noch bahnbrechende technische Neuerungen für das Medium gab, sah das anders aus. Aus einem Stummfilm einen Tonfilm zu machen, oder aus einem Schwarzweiß-Film einen in Farbe, waren gute Gründe für eine großangelegte Aktualisierung. Das Gleiche kann ich ehrlich gesagt nicht von CGI-Effekten (die nicht selten weniger Charme als der praktische Ansatz haben und häufig auffällig unglaubwürdig hervorstechen) oder 3D behaupten.
Ich meine damit ja nur, dass die Filmemacher für Inspiration öfters mal den Blick weiter zurück wagen und dabei auch Streifen berücksichtigen könnten, die nicht bereits allseits bekannt und beliebt sind. Letzteres schränkt die Offenheit für weitere Bearbeitungen des Materials nämlich stark ein. Wobei ich zugeben muss, dass Atlantis: The Lost Continent wahrscheinlich kein gutes Beispiel war. Der hat heftig Schelte dafür bekommen, dass er an diversen Stellen sowohl Requisiten als auch Stock Footage aus anderen Filmen übermäßig verwendet hat, wie ich jetzt erst gelesen habe ^^
It's a SILENT night...
Eine Blüte gebrochen (http://www.imdb.com/title/tt0009968/) /Broken Blossoms or The Yellow Man and the Girl (1919)
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Melodrama von D.W. Griffith (Birth of a Nation, Intolerance) über ein von Lillian Gish großartig gespieltes, zerbrechliches Londoner Straßenmädchen, das von ihrem brutalen Boxer-Vater extrem mies behandelt und von einem sensiblen chinesischen Einwanderer aufgenommen wird, was tragische Konsequenzen nach sich zieht. Die entsetzliche "Schrank-Szene (https://www.youtube.com/watch?v=KpQNpUCM7U4)" ist ziemlich berühmt. Der Film drückt natürlich extrem auf die Tränendrüse, aber ist gerade für diese frühe Zeit beeindruckend gut umgesetzt. Ist schon eine ganze Weile her, dass ich den gesehen habe, kann ich aber dennoch für alle empfehlen, die Interesse an so alten Werken haben. Gish ist hier wirklich hinreißend. Das einzige, was mich aus heutiger Sicht dann doch irgendwie gestört hat, ist, dass der Chinese von einem Weißen mit angemaltem Gesicht gespielt wird (Richard Barthelmess), also ganz deutliches Yellowface hier. Damit muss man klarkommen, wenn man den Film genießen möchte - imho nicht immer einfach, darüber hinwegzusehen :-/ 7/10
Die Puppe (http://www.imdb.com/title/tt0010600/) (1919)
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Der liegt bei mir auch schon zwei Jahre oder so zurück, aber ich weiß noch, dass es ein paar einfallsreiche Effekte und überaus charmant-humorige Szenen gab. Dürfte eine der frühesten Science-Fiction-Komödien darstellen ^^ Die Geschichte nimmt sich selbst nicht allzu ernst, entsprechend wirken ein paar Kulissen und Momente eher, als würden sie aus einer bezaubernden aber simplen Schultheater-Aufführung stammen. Ein munterer Gute-Laune-Streifen, der mit gut einer Stunde auch nicht zu lang geht. Und hey, eine Roboter-Frau, ganze acht Jahre vor Metropolis! Wobei die weibliche Hauptfigur, das Original, hier hauptsächlich so tun muss, als wäre sie die ihr zum Verwechseln ähnlich sehende Maschine. Ihr könnt den Film hier (https://www.youtube.com/watch?v=hmAaO5i7DnE) in voller Länge gucken. 7/10
Das Zeichen des Zorro (http://www.imdb.com/title/tt0011439/) /The Mark of Zorro (1920)
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Noch so einer, den ich bereits vor Jahren geschaut habe und der genauso lange schon in der Liste am Anfang dieses Threads steht, aber auf den ich hier trotzdem nie näher eingegangen bin. Viel kann ich auch jetzt nicht schreiben, außer dass Douglas Fairbanks zu Recht ein Superstar war und mit seinem athletisch-energetischen, schwungvollen Auftreten wunderbar unterhält. Besonders der Kontrast zwischen seinem fechtenden Fuchs mit Maske und dem verweichlichten Alter Ego Don Diego ist in diesem Fall gelungen. Die Geschichte von Zorro dürfte in groben Zügen hinlänglich bekannt sein. Hier ist alles drin, was man von so einem Film erwarten würde - ein klassisches, romantisches Abenteuer, wenn auch nicht ganz so gut wie das Remake von 1940 mit Tyrone Power (dort mit dem besten Degen-Duell der Filmgeschichte als Finale) -_^ 7/10
Der Golem, wie er in die Welt kam (http://www.imdb.com/title/tt0011237/) (1920)
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Basierend auf einer alten Legende. Im Prag des 16. Jahrhunderts erschafft ein Rabbi den Golem, eine große und übermenschlich starke Kreatur aus Lehm, die mit Zauberei zum Leben erweckt wird, um die Juden in Zeiten der Not zu beschützen. Sie versuchen, am Hofe des Kaisers die Rücknahme eines Dekrets zu erwirken. Diesbezüglich gibt es zwar einen Erfolg, wobei der Golem eine bedeutende Hilfe war, jedoch wendet er sich, den uralten Unterlagen entsprechend, irgendwann gegen seine Meister und randaliert. Eigentlich handelt es sich um ein Prequel und den dritten Teil einer Reihe von Regisseur Paul Wegener, die sich thematisch mit dieser Kreatur beschäftigt, jedoch gelten die ersten beiden Filme leider als verschollen und verloren. Kein Wunder also, dass nur dieser letzte so bekannt geworden ist.
Ganz lustig, dass Wegener hier selbst die Titelfigur gespielt hat. Ein großes Plus sind wie so oft die Kulissen (das "Laboratorium" wirkt geradezu organisch, und diese seltsame Wendeltreppe geht mir aus irgendeinem Grund nicht mehr aus dem Kopf), wieder einmal mit Elementen aus dem deutschen Expressionismus, und auch die Gestaltung des Golems ist sehr einprägsam und kultig ausgefallen. Grundsätzlich können wir bei der Story von einer Art Prototyp-Version des filmischen Frankenstein-Monsters sprechen. Bedauerlicherweise ist der Handlungsverlauf nicht besonders stimmig bzw. von der Cleverness Caligaris aus dem selben Jahr weit entfernt. Wenn es nur ein mittelalterlich angehauchtes Märchen sein wollte, kein Problem, aber während ich in der ersten Hälfte noch voll dabei war, zog sich die zweite zu lange hin.
Gerade da, wo der Lehmkübel Amok läuft, sollte es doch eigentlich spannend und interessant werden, doch irgendwie war für mich an dem Punkt die Luft fast schon wieder raus. Die überhastete Entwicklung mancher Charaktere konnte ich kaum nachvollziehen, und einige Erzählstränge werden unnötig früh abgewürgt und unbefriedigend aufgelöst. Das mit der verbotenen Liebe aus religiösen Gründen zum Beispiel hätte auch Anfang der 20er schon fesselnder, dramatischer und tragischer umgesetzt werden können. Hier verkommt der Tod einer wichtigen Nebenfigur zur absoluten Nebensache und wird schnell und konsequenzlos vergessen. Soll jetzt nicht zu negativ klingen, denn alleine schon für die Ikonographie hat sich der Film gelohnt. Aber aus der Geschichte hätte man mehr rausholen können. 6/10
Der müde Tod (http://www.imdb.com/title/tt0012494/) (1921)
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Ein mysteriöser Fremder kommt in die Stadt. Ein frisch vermähltes Paar, liebestrunken, ebenfalls. Als der Ehemann der Frau plötzlich verschwindet, folgt sie dem personifizierten Tod in sein trauriges Reich. Er gewährt ihr drei Versuche, ihren Liebsten vor seinem Schicksal zu bewahren. Dazu muss sie quer durch Raum und Zeit in ähnlich schwierigen Situationen das scheinbar Unvermeidliche abwenden. Ist die Liebe stärker als der Tod?
Wahnsinn... Müsste ich den Film mit einem Wort beschreiben, wäre das "poetisch". Eines von Fritz Langs Frühwerken ist offenbar auch eines seiner besten, ein fast vergessenes Highlight. Da wäre zunächst einmal die Abwechslung, ein Aspekt, der mir immer sehr wichtig ist: Die drei Chancen, die der Sensenmann der Frau gibt, sind episodische Sequenzen, die nacheinander zuerst im Orient, dann in Venedig und zuletzt im alten China spielen. Sogar die Schriftart der Zwischentitel verändert sich! Die weibliche Hauptfigur, ihr Mann, sowie der niemals weit entfernte Gevatter Tod in Verkleidung bzw. deren Schauspieler schlüpfen dabei stets in entsprechende Rollen. Diese drei Geschichten werden von einer vierten und der wahrscheinlich stärksten Handlung am Anfang und Ende umrahmt. Optisch wird einem eine Menge geboten, die unterschiedlichen Färbungen des Filmmaterials und geniales Set-Design tragen zur dichten Atmosphäre bei. In dem China-Abschnitt gibt es sogar einige originelle Spezialeffekte zu bewundern. Nicht unerwähnt lassen möchte ich ferner die neu eingespielte Musik, die von Cornelius Schwehr komponiert wurde. Passt perfekt, klingt klasse und erweckt viele Bilder stimmungsmäßig erst richtig zum Leben.
Aber Der müde Tod ist nicht nur in oberflächlicher Hinsicht gut. Die Story nimmt einen mit und regt zum Nachdenken an, ich konnte wirklich darin eintauchen. Trotz aller Tragik wird es nicht melodramatisch, das Tempo ist verblüffend flüssig, die Fantasy-Elemente unterhalten und das Geschehen wirkt so allegorisch, dass es stellenweise eher verspielt als übertrieben ernst herüberkommt. Es gibt auch ein paar humorvolle Momente. Durch all das fällt für mich nicht sonderlich negativ ins Gewicht, dass man sich schon von vornherein einigermaßen denken kann, wie mindestens die ersten beiden Mini-Geschichten enden werden (denn wenn unsere Protagonistin Erfolg hätte, wäre der Film natürlich zu früh vorbei). Auch die Darstellung von Leuten aus dem Westen als Chinesen mag manch einer bemängeln, ist hier aber nicht im Mindesten so auffällig und störend wie etwa bei Broken Blossoms.
Eine weitere Attraktion mit Anziehungskraft ist die Art, wie der Tod selbst hier gehandhabt wird. Er ist nicht der Bösewicht, wie es in simpleren Werken vermutlich der Fall gewesen wäre, sondern ein beinahe sympathischer, wenn auch erschöpfter Charakter, der nur seine undankbare Arbeit macht und dieser eigentlich überdrüssig ist. Die Kerzenhalle, in der jedes Leben durch ein Licht symbolisiert wird, über das der Tod wacht, ist eine der tollsten Szenen *__* Glaube nicht, dass es in dem Medium vorher schonmal eine vergleichbare Präsentation dieser Figur gegeben hat; so wunderte es mich nicht zu lesen, dass der Streifen sehr einflussreich gewesen ist und noch Jahre später mehrere namhafte Regisseure inspiriert hat, darunter Hitchcock und Buñuel. Bin erst hier drüber darauf gekommen, mir Ingmar Bergmans Das siebente Siegel anzuschauen, der sich mit ähnlichen Themen beschäftigt (siehe oben).
Das Finale wird dann noch einmal richtig spannend, das Ende ist klasse und ähnlich unkonventionell wie der Rest. Ich werde nicht verraten, wie es ausgeht :p Vielleicht ist die Liebe nicht stärker als der Tod, aber es tröstet zu wissen, dass selbst der sie wohl respektieren und schätzen würde. Ein überaus charmantes, gleichnishaftes Märchen, das erstaunlich gut gealtert ist! Möchte ich unbedingt in meiner Sammlung haben. Daher war ich außerordentlich erfreut zu erfahren, dass der Film erst kürzlich von der Murnau-Stiftung restauriert wurde und in ein paar Monaten im Rahmen der erstklassigen britischen Masters of Cinema Reihe auf Blu-ray erscheinen wird ^^ Yay! Schon komisch, dass die Briten die Frühzeit des Films, darunter auch viele deutsche Produktionen wie diese hier, mehr achten und würdigen, als unsere heimischen Label (selbst die Titel, die in Schland erscheinen, sind den englischen Ausgaben in Sachen Bildqualität und Ausstattung eindeutig unterlegen). 8/10
Dr. Mabuse, der Spieler (http://www.imdb.com/title/tt0013086/) (1922)
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Too fucking long! Der Film geht über 4 Stunden! Da macht Fritz Lang seinem Namen mal wieder alle Ehre >_> Dass Dr. Mabuse oft in zwei Hälften geteilt wird, ist keine Entschuldigung, sondern das Symptom eines Problems. Ich muss ehrlich zugeben, dass ich diesmal nicht zu Ende geguckt, sondern nach schätzungsweise anderthalb Stunden abgebrochen habe. Langeweile aufkommen zu lassen, obwohl es um einen manipulativen Superschurken geht, wohl sogar den ersten der Filmgeschichte, ist auch nicht gerade gewöhnlich. Habe da irgendwie nicht reinfinden können, die Charaktere wirken profillos und die Handlung plätschert gemächlich vor sich hin. Okay, vielleicht hat mich auch einfach das Thema doch nicht so sehr angesprochen. Dachte es hätte ein bisschen mehr Action und Spannung, bleibt aber - soweit ich geschaut habe und bis auf ganz seltene Ausnahmen am Anfang - unheimlich statisch und langsam. Ein Crime-Drama mit Männern in schicken schwarzen Anzügen, die rumsitzen oder rumstehen und rauchen, yay.
Wurden wirklich unangenehme Erinnerungen an die ausufernden Dimensionen von Langs zwei Jahre später gedrehter Nibelungen-Duologie wach; Filme, die ich wahrscheinlich super gefunden hätte, wenn sich nicht gefühlt jede zweite Einstellung eine halbe Ewigkeit hinziehen würde. Auch Dr. Mabuse hat einige Szenen in Schneckentempo, in denen entweder nichts von wesentlicher Bedeutung für den Handlungsverlauf passiert, oder aber der selbe Inhalt viel effektiver auch in der Hälfte der Zeit hätte erzählt werden können. Es fehlt an Höhepunkten und einem klaren roten Faden, stattdessen ist die Struktur semi-episodisch. Daher konnte das mein Interesse leider nicht halten, zumal ich meine, gelesen zu haben, dass es später nicht unbedingt besser wird. Schade. Definitiv nicht das, was ich gesucht oder erwartet habe.
Richtig schlecht wird es ja gar nicht mal. Einige nette und damals gewiss originelle Ideen sind drin, und auf dem Papier klingt das zum Teil genial. Die blinden Geldfälscher zum Beispiel. Außerdem gewinnt der Film dadurch, dass Mabuse bewusst unter anderem die Börse zu seinen Gunsten beeinflusst, kaum sieben Jahre vorm Schwarzen Donnerstag und dem Beginn der realen Weltwirtschaftskrise mit ihren weitreichenden Folgen, rückwirkend eine faszinierend-bittere Note. Aber die unnötig ausschweifende Umsetzung zieht das meiner Meinung nach alles runter. Würde so weit ich gekommen bin allerhöchstens 6/10 Punkte vergeben, vielleicht weniger.
Robin Hood (http://www.imdb.com/title/tt0013556/) (1922)
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Willkommen zurück in der Fairbanks-Show ^^ Soweit mir bekannt ist, war diese Version die erste große und bedeutende Verfilmung des Stoffes. Davor gab es nur vier Kurzfilme, einen von 1908, zwei von 1912, noch einen von 1913, sowie einen Spielfilm (?) aus dem selben Jahr, der in vier Teilen veröffentlicht wurde, aber über den sich kaum umfassende Infos finden lassen. Insofern kann man wohl mit einiger Berechtigung sagen, dass der Hype um den Charakter im Kino genau hier begonnen hat. Bis heute erscheint ja irgendwie alle paar Jahre eine neue Fassung, die nächste ist übrigens schon für 2018 angekündigt, mit Taron Egerton (Kingsman) in der Hauptrolle.
Wer den damaligen König von Hollywood kennt, weiß, was ihn hier erwartet - es ist erneut ein Swashbuckling-Spaß, genau die Art, die ich so mag. Verstehe auch nicht, warum sich neue Adaptionen inzwischen an einem dark & gritty Ansatz versuchen, das passt imho überhaupt nicht zusammen. Ich finde, Robin Hood muss ein verwegenes, bisweilen freudiges Abenteuer voller Energie sein, so hat die Geschichte immer am besten funktioniert. Douglas Fairbanks passt daher perfekt in die Rolle und auch Enid Bennett als Marian macht eine gute Figur. Mit das Beste an der Version von 1922 sind allerdings gewiss die gigantischen Sets, die größten die die Branche bis dahin je gesehen hatte, sowie generell die Ausstattung und Production Values, auch was die Kostüme angeht. Der teuerste Film seiner Zeit. In einigen Szenen sollen weit über tausend Statisten zum Einsatz gekommen sein! Es gibt Schwertkämpfe, verschwörerische Fieslinge, romantische Begegnungen und verwegene Taten.
Jedoch war ich trotz allem nicht vollends zufrieden damit, denn der Film hat für mich drei unangenehme Probleme, ohne die er bestimmt perfekt geworden wäre. Da wäre zum einen der zweigeteilte Handlungsverlauf. Etwas mehr als die ganze erste Hälfte der ca. 140 Minuten Spielzeit beschäftigt sich ausschließlich mit der Vorgeschichte und den Hintergründen, quasi die Origin-Story, inklusive Aufbruch zum Kreuzzug. Prinzipiell hab ich nichts dagegen, so etwas einzubauen, denn wie Robin Hood überhaupt zum legendären Outlaw wurde, ist ein wichtiger Punkt, der in den meisten modernen Werken dieses Mythos aufgegriffen wird. Aber die Zeit, die hier dafür draufgeht, fehlt hinterher leider an anderer Stelle.
Man bekommt das Gefühl, die Handlung konzentriere sich nur auf den Earl of Huntingdon, nicht auf das, was aus ihm wird. Das ist zwar durchaus nicht übel, denn so findet man sich in diese Welt hinein und spürt die voranschreitenden Entwicklungen, etwa, wenn bekannte Orte oder Figuren vom Anfang später wieder auftauchen, aber von einer Straffung dieses langen Abschnitts (für die es genug Gelegenheiten gab: Das Turnier zu Beginn ist praktisch überflüssig) hätte das Tempo und die Struktur wahrlich profitiert. Zumal der tatsächliche Übergang gar nicht gezeigt wird. Huntingdon kommt zurück nach England, Zwischentiteleinblendung, tadaa, Robin Hood. Dabei bestand doch gerade in der Art, wie der Titelheld mit den anderen Ausgestoßenen zusammenkommt und diese kennenlernt, sonst oft ein großer Reiz. Das Fleisch auf den Knochen des Films findet sich erst in der letzten Stunde und weiß zu begeistern, aber bis dahin muss man geduldig sein.
Der zweite Kritikpunkt klang gerade schon etwas an: Diese Version ist Fairbanks durch und durch, und seine Macht als Star, Produzent und Drehbuchautor lässt wenig Raum für andere, kleinere Figuren. Als Zorro macht das nicht so viel aus, das darf ruhig eine One-Man-Show sein. Doch gerade die Legende von Robin Hood lebt doch auch von all den vielen schillernden Nebencharakteren wie etwa Little John, Bruder Tuck, Will Scarlet oder Alan-a-Dale. Die tauchen hier zwar alle auf, aber sind im Grunde kaum der Rede wert.
Najo, und drittens ist da noch der Soundtrack. Weiß nicht, ob es nur an der Fassung lag, die ich gesehen habe, denn für den Film wurde im Laufe der Zeit mehr als nur ein Score geschrieben (was bei populären Stummfilmen häufig der Fall ist), oder vielleicht an der lahmen Performance der Künstler mit nur ein paar zweitklassigen Instrumenten, aber wenn es sich um das Original von Schertzingers Komposition handelte, dann war ich davon enttäuscht. Nicht katastrophal, aber da ist massig Luft nach oben, und sei es nur in der Umsetzung. Perfekt wäre, den Film in einer frischen Veröffentlichung mit einer Auswahl an bisheriger Musikuntermalung anzubieten, und diese jeweils neu und aufwändig mit großem Orchester einzuspielen.
Traurigerweise gibt es Robin Hood (1922) nicht auf BD. Ein Remaster in HD wäre mehr als angebracht und würde auch in meiner Sammlung landen, denn von dem obenstehenden Genörgel mal abgesehen, hat sich das letztlich doch wieder voll gelohnt. Manche Szenen brennen sich ins Gedächtnis ein. War interessant zu sehen, wie viel man in späteren Neuverfilmungen daraus wiedererkennen kann. Ein trivialer Aspekt, der ganz anders war als gewohnt: In keiner anderen Variante von Robin Hood Filmen und Serien, die ich kenne, spielt König Richard eine dermaßen wesentliche Rolle und hat so viel Screentime wie hier (gespielt von Wallace Beery) *g* Unterm Strich noch knapp 7/10
Faust: Eine deutsche Volkssage (http://www.imdb.com/title/tt0016847/) (1926)
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Habe ich zu Ostern geschaut. Spitzenklasse! Und damit hatte ich eigentlich gar nicht unbedingt gerechnet. Worum es geht wird den meisten wohl abermals schon bekannt sein: Der Teufel wettet mit Gott (hier repräsentiert durch einen Engel) darum, dass er die Seele eines Sterblichen korrumpieren kann. Mephisto macht den alten Faust, der verzweifelt versucht, das Heilmittel gegen eine Seuche zu finden, wieder jung, begleitet ihn und führt ihn in Versuchung. Zunächst nur eine Weile auf Probe. Doch dann verliebt sich Faust ins unschuldige Gretchen...
Fand die Geschichte irgendwie fesselnd, zumal ich Goethes Tragödie oder andere Verarbeitungen nie gelesen habe und nur grob um den Inhalt der Legende wusste. Daher war mir nicht bekannt, was aus den Charakteren werden würde, ihr Schicksal kümmerte mich. Von den philosophischen Aspekten ganz zu schweigen. Der Film wirkt seltsam modern. Regie führte Friedrich Wilhelm Murnau. Ja, das ist der Typ, der Nosferatu und Sunrise gemacht hat und nach dem die tolle Stiftung benannt ist, die so viele uralte Streifen restauriert und wieder auf Vordermann bringt :A In den vier Jahren seit Nosferatu scheint Murnau aber eine ganze Menge dazugelernt zu haben. Dass das innovative Spiel mit Licht und Schatten um eine besondere Stimmung zu erzeugen, sowie visuelles Storytelling im Allgemeinen zu seinen Markenzeichen gehört, zeigt sich hier mehr denn je.
Entsprechend sind die Spezialeffekte und das Setdesign ein atemberaubender Hingucker! So etwas wie die Reiter der Apokalypse am Anfang, das würde man mit modernem Computerkram niemals so hinbekommen. Oder die Stelle vor dem Pakt mit dem Teufel selbst, wo Mephisto mit leuchtenden Augen plötzlich überall auftaucht (https://www.youtube.com/watch?v=7TCfNFckx6Q), nachdem er herbeigerufen wurde, und Faust ihm nicht mehr entgehen kann... wow, authentisch creepy. Außerdem gab es danach noch eine beeindruckende Flugsequenz mit Miniaturen und allem Pipapo, und selbst wenn es später im Zusammenhang mit Gretchen etwas ruhiger zugeht, haben die Umgebungen etwas märchenhaft-magisches an sich. Es ist wirklich nicht bloß ein tragisches Drama, es ist ein Fantasyfilm *__* Entzückend, wie viel Vorstellungskraft und Kreativität hier schon eingeflossen ist. Und von den Masters of Cinema gibts das Ganze sogar auf BD, yeah! Dringende Empfehlung. Mindestens 8/10
Generell haben Stummfilme viel mehr zu bieten als manch einer denkt. Finde es nervig, wie oft die Werke dieser Zeit in der allgemeinen Wahrnehmung heute auf Slapstick-Comedy mit Charlie Chaplin oder Buster Keaton reduziert werden, zumal ich die oft überhaupt nicht leiden kann und für zu einseitig halte. Dabei waren schon in den ersten Jahrzehnten des Kinos alle wesentlichen Genres vertreten - ob Drama, Romantik, Western, Abenteuer, Fantasy, Krimi, Mystery, Horror oder Sci-Fi, da müsste eigentlich für jeden Filmfreak was dabei sein. Ich hab jedenfalls lieber was Inspirierendes, das sich ohne oberflächliche Lacher selbst halbwegs ernst nimmt, gerne mit emotionaler Tiefe und einem Hauch von Anspruch, vor allem aber originelle und sympathische Geschichten, die ein bisschen Wirklichkeitsflucht ermöglichen.
Ich habe schon immer großen Wert auf Ästhetik gelegt, und gerade durch Stummfilme ist mir nochmal umso deutlicher bewusst geworden, wie visuell geprägt das Medium eigentlich ist und wie viel einzigartige Kulissen und gute Spezialeffekte zur Immersion beitragen können, aber auch, wie stark interessante Erzählungen und Charaktere durch gute Musik bereichert werden. Exposition Dumps wie heute gab es damals kaum. Dialoge mussten extrem knapp gehalten werden, da diese nur in ein paar Zeilen geschriebenen Texts stattfinden konnten. Dafür brachten die Schauspieler viel mehr Aussagekraft durch subtile Bewegungen bis hin zu überdeutlicher Gestik und Mimik herüber. Das entwickelte imho einen ganz eigenen Charme. Alles mag ich gewiss auch nicht, vor allem Stummfilme mit ewig langer Spielzeit werden sehr leicht anstrengend und ermüdend. Trotzdem spricht es für sich, wenn mich zumindest eine Handvoll Streifen, die bald hundert Jahre alt sind, ganz ehrlich und ohne Übertreibung mehr fesseln konnten als so manche aktuelle Vorführung in den Lichtspielhäusern ;)
Außerdem haben deutsche Produktionen in den 20ern die Branche gerockt, stilistisch Zeichen gesetzt und für einige wichtige, schöpferische Innovationen gesorgt. Von modernen deutschen Filmen halte ich für gewöhnlich so gut wie gar nichts, vor allem, da jedes Genre, das mir wirklich am Herzen liegt, kategorisch ausgespart wird (obwohl sich da mit etwas Kreativität auch locker um etwaige Budget-Grenzen herumarbeiten ließe). Alle Jubeljahre kommt mal wieder ein neuer, der mir gefällt. Da herrschten damals offenbar noch ganz andere Verhältnisse, und ich komme teilweise aus dem Staunen gar nicht mehr heraus, während ich diese vergessenen Klassiker entdecke. Schade, wie sehr sich das inzwischen gewandelt hat. Ich wünschte, ein paar heimische Regisseure und Firmen wären heutzutage mutig genug, so etwas wieder aufleben zu lassen, anstatt ein trocken-phantasieloses Geschichtsdrama nach dem anderen zu produzieren.
Die scharlachrote Blume (http://www.imdb.com/title/tt0025748/) /The Scarlet Pimpernel (1934)
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Engländer rettet auf dem Höhepunkt der Französischen Revolution die dortigen Aristokraten vor der Guillotine. Seine Frau weiß zunächst nichts von seiner geheimen Identität. Handelt sich um einen Tonfilm. In dieser Frühzeit der ersten Talkies kam es leider mehrfach vor, dass die Filme zwar gesprochene Dialoge, dafür aber überhaupt keinen Soundtrack hatten. So auch hier. Wie sehr ich die Musik in dem Medium vermisse wenn sie mal nicht da ist, und wie viel die Kompositionen eigentlich zur Unterhaltung beitragen können, obwohl die Untermalung manchmal nahezu unbemerkt bleibt, wurde mir hier nochmal besonders deutlich. Bei Frankenstein (1931) hat das Fehlen noch ganz gut geklappt bzw. fiel nicht so sehr ins Gewicht, weil es zur Gruselstimmung passte. Aber einem Streifen, der als Abenteuer-Drama gilt, schadet das meiner Ansicht nach leider massiv.
Ist aber nicht so, als hätte der Film nicht noch genug andere Probleme. Ich hatte nach der Beschreibung irgendwie einen Swashbuckler erwartet, aber habe leider keinen bekommen. So absolut gar nicht. Es gibt keine Action, kaum Spannung, und der Spaßfaktor wird klein geschrieben. Ein Großteil der Spielzeit besteht lediglich aus langen und ehrlich gesagt meist langweiligen Dialogen unter Aristokraten im Inneren von schicken Gebäuden in England. Das heißt, die Handlung findet nichtmal hauptsächlich dort statt, wo es aufregend werden könnte >_> Teilweise kommt es eher rüber wie ein Theaterstück, und ich hasse es, wenn alte Filme in diese Richtung gehen und die Möglichkeiten des Kinos nicht zu nutzen wissen! Zumal es doch so viele gibt, die das bereits in den 20ern besser gemacht haben. Also nun eher Drama als Abenteuer. Ehrlich, wenn ich die Wahl habe, dann bevorzuge ich visuell geprägte Stummfilme mit toller Musik gegenüber solch trägem Dauergelaber ohne jede Originalität.
Zu allem Überfluss sind die meisten Charaktere auch ziemlich unsympathisch oder blieben zumindest für mich recht uninteressant. Die Story dreht sich quasi völlig darum, wie alle versuchen herauszufinden, wer sich hinter der Gestalt des "Scarlet Pimpernel" verbirgt. Das Publikum weiß aber längst bescheid, also wen kümmert's? Das gäbe ne brauchbare Nebenhandlung ab, aber bitte nicht als Hauptgang. Das Konzept verspricht so viel mehr. Warum nicht mehr todgeweihten Adel in Nacht und Nebel aus dem von Robespierre & Co kontrollierten Paris retten, mit fiesen Schurken an jeder Ecke und dem Helden dicht auf den Fersen? DAS hätte der Fokus sein sollen. Am Ende wird The Scarlet Pimpernel etwas besser, mit einer gestellten Falle und Konfrontation zurück in Frankreich, aber bis dahin war mir längst die Lust und Aufmerksamkeit vergangen. 5/10
Harakiri (http://www.imdb.com/title/tt0056058/) /Seppuku (1962)
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Ein älterer Ronin kommt zum Anwesen eines Feudalherren und erbittet einen ehrenvollen Platz, um rituellen Selbstmord begehen zu können. Aber als der Ronin Fragen über einen jungen Samurai stellt, der dort eine Weile zuvor angekommen sein soll, nehmen die Ereignisse eine unerwartete Wendung. Der Ronin wirkt gefasst, doch verfolgt er eigene Absichten. Nach und nach entblättert sich in erzählten Rückblenden die bemerkenswerte Vorgeschichte, was später in einem stylishen Gemetzel gipfelt ^^ Der Film war gut, aber meiner Meinung nach nicht so ultramega unendlich awesome wie so ziemlich jeder sagt.
Schöne Tragödien-Story mit Mysterium und wie erwähnt packendem Showdown. Die Schauspieler sind vortrefflich, besonders die Hauptrolle. Visuell beeindruckt Harakiri mit einigen toll komponierten Bildern, vieles ist sehr geradlinig und minimalistisch gehalten, was eine ganz eigenartige Stimmung erzeugt. Der Film ist extremst dialoglastig! Wenn man dann noch Untertitel lesen muss, kann das echt anstrengend werden. Ich hab in diesem Fall jedoch nicht grundsätzlich was gegen das langsame Tempo und das viele Gelaber, so lange noch das Rätsel besteht und man die Hintergründe erfahren möchte. Doch schon vor Ablauf der Halbzeit ahnt man ziemlich genau, was Sache ist (natürlich haben wir es hier mit einer Rachegeschichte zu tun, das seh ich nichtmal wirklich als Spoiler, aber die korrekten Vermutungen gingen noch weit darüber hinaus), und daher hätte ich mir im späteren Verlauf etwas mehr Eile gewünscht, um das Drama und die Spannung zu erhöhen.
Sehenswerte Charakterstudie mit einer Handvoll erinnerungswürdiger Szenen. Angenehm auch, wie Harakiri mit den weit verbreiteten Klischeevorstellungen ehrenhaft-edler Samurai aufräumt. Allerdings sollte man für den Streifen ein wenig Geduld mitbringen. 7/10
Je nach dem, mit welchem Gerät man schaut, verschieben sich die Beiträge stark, sodass sie manchmal aussehen wie eine Wall of Text, weil man die Zeilenumbrüche nicht mehr erkennen kann. Denke, ich werde ab jetzt mehr volle Absätze machen, also ganze Zeilen freilassen, damit es angenehmer zu lesen ist. Habe damals darauf verzichtet, weil ich eine klare Abgrenzung zwischen Reviews wollte, sodass der Text zu einem Film zusammenklebt. Aber seit ich die Forenfunktion mit der horizontalen Linie entdeckt habe, hat sich das im Grunde erledigt. Ja, ich bin komisch.
Ich hätte gerne LFG und den Vintage-Thread aus dem Filmforum nominiert, wegen steels Girls with Guns-Videos und dem ganzen coolen Hong Kong-Action-Schlonz und den anderen Thread dafür das er mir zumindest Filme zeigt, die ich noch nicht kannte
Hey danke, das weiß ich zu schätzen ^w^
Als nächstes habe ich mir Notizen zu gut einem Dutzend weiterer Stummfilme gemacht, die ich hier eigentlich noch irgendwann verbraten wollte. Darunter auch ein paar echte Entdeckungen imho ^^ Schade, dass es so gut wie keine Antworten zum Thema gibt. Über Rückmeldungen freue ich mich immer. Wenn ohnehin kein Interesse besteht, werde ich das Projekt demnächst wohl einmotten und nur noch für mich selbst, ohne Rezensionen, die Liste updaten.
Liferipper
28.05.2017, 21:22
Mephisto macht den alten Faust, der verzweifelt versucht, das Heilmittel gegen eine Seuche zu finden
Klingt, als ob sie in dieser Adaption gerade das geändert hätten, was mir an Goethes Faust am besten gefällt: Den Charakter des Doktors.
(Mir ist gerade erst aufgefallen, dass ich den Beitrag noch nicht gelesen hatte, daher der verspätete Kommentar.)
KingPaddy
07.06.2017, 11:53
Klingt, als ob sie in dieser Adaption gerade das geändert hätten, was mir an Goethes Faust am besten gefällt: Den Charakter des Doktors.
(Mir ist gerade erst aufgefallen, dass ich den Beitrag noch nicht gelesen hatte, daher der verspätete Kommentar.)
Ein Mann der am am menschlichen Unvermögen die Welt zu verstehen scheitert, ist vermutlich weniger zugänglich als ein sich aufopfernder Arzt, der an der Unmöglichkeit ein Heilmittel für eine akute Notlage zu entwickeln verzweifelt. Goethes Faust ist ja durch und durch ein Ich-Mensch, der den Teufelspakt zwar aus ganz menschlichen Motiven doch aber vor allem zur Befriedigung seiner persönliche affekte schließt, sowas wäre beim Publikum vermutlich nicht auf viel Verständnis (in mehr als einem Sinne) gestoßen.
Liferipper
07.06.2017, 17:28
Als ob ein (im wahrsten Sinne des Wortes) lebensmüder Uniprofessor in der Midlife-Crisis nicht die perfekte Identifikationsfigur wäre :D.
KingPaddy
07.06.2017, 18:50
Als ob ein (im wahrsten Sinne des Wortes) lebensmüder Uniprofessor in der Midlife-Crisis nicht die perfekte Identifikationsfigur wäre :D.
Kommt drauf an, dafür musste man die Figur wahrscheinlich deutlich modernisieren und umschreiben für ein breiteres Publikum. Der zweifelnde Intellektuelle ist vermutlich für einen Film, der sich eher an ein breites Publikum richtet, dann doch zu sperrig. Müsste eher jemand sein, der sein Leben für dieses oder jenes geopfert hat und feststellt, dass alles andere an ihm vorbei gezogen ist. Ein Work-a-holic bspw. Zur Midlife-Crisis wo Familie, Beruf und alltag irgendwann die Ideen, Ideale und Lebenspläne aufgefressen haben, gibt es ja durchaus erfolgreiche Filme, passen aber nicht unbedingt zur Faust-Figur von Göthe, der ja wirklich vielmehr sein intellektuelles Lebenswerk völlig relativiert sieht.
Liferipper
07.06.2017, 19:29
Ich galube aber weniger, dass das ein Fehler des Buches ist, als einer Hollywoods. Der übliche Zuschauer will wohl einen Helden, der gut ist, oder, am anderen Ende des Spektrums, ein klar amoralisches Arschloch (obwohl solche Charaktere äußerst rar gesät sind, zumindest als Protagonisten).
Faust ist dafür eigentlich zu zwiespältig. Er ist zwar ein Egoist, dem es nur um sich selbst geht (bzw. das, wonach er sich sehnt), aber kein schlechter Mensch. Gerade dadurch funktioniert ja auch die Wette zwischen Mephistopheles und Gott.
Wenn Faust jetzt (um wieder zum aktuellen Fall zurückzukommen) ohnehin ein sich selbst aufopfernder Altruist ist, dem es um das Wohl der Menschheit geht, sehe ich nicht, wieso Mephistipheles sich auf das Spiel überhaupt einlassen sollte. Gut, in Enkidus Review klingt es, als wäre der Ansatzpunkt hier die Verzweiflung, aber das hat dann mit Faust (zumindest Goethes Version, gibt ja auch andere Interpretationen) nicht mehr viel zu tun.
KingPaddy
08.06.2017, 09:54
Jap das wäre eher einer dieser intellektuellen europäischen Filme, die auf irgendwelchen Festspielen laufen und dann in der Schublade verschwinden. Aber eine aufwendige Hollywood-Produktion wird man mit so einer Figur halt nicht stemmen, weil sie vermutlich nicht die für die Breitenwirkung erforderliche Identifikation bietet bzw. zu wenig schwarz-weiß sonst in ihr drin stecken würde. So wie Enkidu die Ausstattung des films beschreibt, ist das alles sehr beachtlich, ich glaube da konnte man sich eben keine sich am original orientierende Figur in der Form leisten.
Wobei ich glaube das einem amerikanischen Publikum, vielleicht der Teufelspakt an sich, egal aus welchen Motiven, wohl eher im Fokus stehen dürfte, als die eigentliche Rahmenhandlung der Wette Gottes mit dem Teufel und die darin angelegte Zwiespältigkeit der Figur Faust. Sondern wohl eher das Motiv des Mannes, der um Gutes tut, sich mit dem Bösen einlässt, dann auch diese Frage wohl vor allem umwälzt, ob der noch ein guter Mensch sein kann.
@ Enkidu
Im Übrigen wenn dir der Stoff gefallen hat, kann ich eineFilmaufbereitung einer Theater-Inszenierung des Faust mti dem großartigen Gustaf Gründgens als Mephisto empfehlen. Sind keine opulenten Sets oder Kostüme freilich, ist halt ein Theater-Set aber das Spiel an sich ist hervorragend.
https://www.youtube.com/watch?v=O2hGhTILFQM
Hab jetzt übrigens Der Gehetzte der Sierra Madre und Gruft der Vampire gekauft, das heißt nochmal zwei Jahre, die ich endlich abhaken kann :D Yay!
Ich galube aber weniger, dass das ein Fehler des Buches ist, als einer Hollywoods.
Aber eine aufwendige Hollywood-Produktion wird man mit so einer Figur halt nicht stemmen, weil sie vermutlich nicht die für die Breitenwirkung erforderliche Identifikation bietet bzw. zu wenig schwarz-weiß sonst in ihr drin stecken würde. So wie Enkidu die Ausstattung des films beschreibt, ist das alles sehr beachtlich, ich glaube da konnte man sich eben keine sich am original orientierende Figur in der Form leisten.
Wobei ich glaube das einem amerikanischen Publikum, vielleicht der Teufelspakt an sich, egal aus welchen Motiven, wohl eher im Fokus stehen dürfte, als die eigentliche Rahmenhandlung der Wette Gottes mit dem Teufel und die darin angelegte Zwiespältigkeit der Figur Faust.
Es handelt sich um eine deutsche Produktion. Hatte hier ja schon geschrieben, wie viel bemerkenswerter und aufwändiger die heimischen Filme in den 20ern im Vergleich zu heute waren ^^ Faust richtet sich also erstmal auch an ein deutsches Publikum, wobei der natürlich dennoch ebenfalls in den USA und anderswo lief (gab sogar ein paar auf bestimmte Länder zugeschnittene, in einigen Details und Szenen abweichende Versionen). Ist nur eigentlich kein Hollywood, auf der Seite des Atlantiks sah man bis zu jener Zeit solche opulenten Effekte und Kulissen nur äußerst selten. Da war Europa visuell um einiges einfallsreicher, innovativer, atmosphärischer und stilvoller (vor allem im Zusammenhang mit Expressionismus).
Ansonsten ja, ich meine mich zu erinnern, irgendwo gelesen zu haben, dass sich manche zeitgenössischen Kritiken hierzulande ein wenig darüber beschwerten, wie weit der Film von Goethes Fassung abweicht. Einerseits denke ich mir, na gut, Goethe hat Faust nicht erfunden, der Stoff ist wesentlich älter, da konnten Murnau und andere Beteiligte mit arbeiten wie sie es für richtig hielten und mit entsprechenden Änderungen eine eigene Interpretation schaffen; andererseits taucht der Name Goethe in Werbematerialien auf (siehe Poster) und auch sonst ist die Verbindung ziemlich offensichtlich.
Auf Wikipedia findet sich dazu Folgendes:
Bei seiner Veröffentlichung in Deutschland erhielt der Film nur mittelmäßige Kritiken und oftmals warfen deutsche Filmkritiker Murnau ein mangelndes Verständnis von Goethes Faust und dessen philosophischer Tiefe vor. Dabei ist Murnaus Werk allerdings nicht als Verfilmung des Goethe-Werkes zu verstehen, sondern ist vielmehr ein „eigenständiges, suggestives Werk“. Mittlerweile wird der Film auch in Deutschland überwiegend positiv bewertet, etwa im Lexikon des internationalen Films: „Murnaus Faust-Version, eine Mischung aus der alten Volkssage und Goethes und Marlowes Variationen, läßt den metaphysischen Kampf zwischen Gut und Böse an der Zeitenwende vom Mittelalter und Irreligiosität erscheinen und deutet Faust als den ersten modernen Menschen mit freier Willensentscheidung und einem Bekenntnis zur Allmacht der Liebe. In seiner letzten Arbeit für die UFA, bevor er nach Hollywood ging, gestaltete Murnau (1888-1931) den klassischen Stoff als Licht- und Schattenspiel, das die Perfektion des deutschen Stummfilmkinos noch einmal suggestiv auskostete: Ein Film voll spielerischer Freude am Phantastischen.“
International erhielt Murnaus Film dagegen schon seit seiner Veröffentlichung hervorragende Kritiken, bei Rotten Tomatoes besitzt er eine positive Wertung von 94 %. Roger Ebert gab dem Film vier von vier Sternen und schrieb zu Faust in seiner Kolumne Great Movies: „F.W. Murnau (1888-1931) machte zwei der größten Filme der Übernatürlichkeit, "Nosferatu" (1922) und "Faust" (1926) (...)“ Ebert lobt insbesondere Murnaus „verwegene visuelle Imagination“ und seine eindrucksvollen Kameraarbeiten und Bildkompositionen.
Der übliche Zuschauer will wohl einen Helden, der gut ist, oder, am anderen Ende des Spektrums, ein klar amoralisches Arschloch (obwohl solche Charaktere äußerst rar gesät sind, zumindest als Protagonisten).
Faust ist dafür eigentlich zu zwiespältig. Er ist zwar ein Egoist, dem es nur um sich selbst geht (bzw. das, wonach er sich sehnt), aber kein schlechter Mensch. Gerade dadurch funktioniert ja auch die Wette zwischen Mephistopheles und Gott.
Wenn Faust jetzt (um wieder zum aktuellen Fall zurückzukommen) ohnehin ein sich selbst aufopfernder Altruist ist, dem es um das Wohl der Menschheit geht, sehe ich nicht, wieso Mephistipheles sich auf das Spiel überhaupt einlassen sollte. Gut, in Enkidus Review klingt es, als wäre der Ansatzpunkt hier die Verzweiflung, aber das hat dann mit Faust (zumindest Goethes Version, gibt ja auch andere Interpretationen) nicht mehr viel zu tun.
Sondern wohl eher das Motiv des Mannes, der um Gutes tut, sich mit dem Bösen einlässt, dann auch diese Frage wohl vor allem umwälzt, ob der noch ein guter Mensch sein kann.
Hmm. Habe wie gesagt Goethes Faust nie gelesen, von daher kann ich nicht allzu sehr auf den Vergleich eingehen. Aber ihr habt den Film nicht gesehen, und den Kommentaren nach zu urteilen befürchte ich, dass ich mit dem einen Satz einen falschen Eindruck erzeugt haben könnte. Der Punkt mit dem Finden eines Heilmittels ist nur am Anfang wirklich von Belang, es ist der Aufhänger, der zu dem Pakt führt. Das mag durchaus eine Verzweiflungstat der Figur gewesen sein, was bei einem Massenpublikum potentiell besser ankommt. Dazu sollte man vielleicht wissen, dass die Seuche überhaupt erst durch den Teufel hervorgerufen wurde, nachdem er mit Gott gewettet hat. Aber ansonsten ist Faust in dem Film von 1926 gewiss nicht als altruistisch-aufopfernder Gutmensch illustriert, sondern auch fehlerbehaftet, zum Teil egoistisch und lustvoll, bzw. generell zutiefst menschlich, was schon noch eine gewisse Ambivalenz mit sich bringt. Während er von Mephistopheles begleitet und bei Laune gehalten wird, findet er Gefallen an den Verzückungen und seiner wiedererlangten Jugend, was Gretchen zum Verhängnis wird.
Bestimmt bietet diese Verfilmung nicht die philosophische Tiefe und den literarischen Anspruch der berühmten Tragödie, aber sie ist dafür wahrscheinlich zugänglicher und unterhaltsamer, auch dank der spektakulären Schauwerte. Der Streifen gilt heute nicht umsonst als großer Klassiker, und wie oben erwähnt kommt er mit seinen metaphysischen Elementen (neben Der müde Tod und Der Dieb von Bagdad) im Bereich der Stummfilme dem am nächsten, was ich unter "Fantasy-Genre" verstehe. Das war im Grunde genau das, wonach ich gesucht hatte *__*
Im Übrigen wenn dir der Stoff gefallen hat, kann ich eineFilmaufbereitung einer Theater-Inszenierung des Faust mti dem großartigen Gustaf Gründgens als Mephisto empfehlen. Sind keine opulenten Sets oder Kostüme freilich, ist halt ein Theater-Set aber das Spiel an sich ist hervorragend.
https://www.youtube.com/watch?v=O2hGhTILFQM
Cool, danke für den Tipp. Das sieht in der Tat gut und toll gespielt aus. Mit solchen Theater-Kulissen und Kostümen, wo man sich erstmal hineindenken muss, hab ich jetzt kein Problem, wenn alles andere stimmt.
It's a SILENT night...
Der Bettelpoet (http://www.imdb.com/title/tt0017667/) /The Beloved Rogue (1927)
https://s3.postimg.org/72ov9x4kz/MV5_BMTM0_Mj_I3_MT.jpg
Die (größtenteils fiktive) Geschichte von François Villon, zu Lebzeiten der berühmteste Poet Frankreichs, aber auch ein Schelm, gelegentlich ein Kleinkrimineller, vor allem aber: Patriot. Der Film erinnert stark an Fairbanks, was ich persönlich toll fand. Hauptdarsteller John Barrymore wurde dafür jedoch ein wenig kritisiert und soll sich in der Rolle selbst nicht gemocht haben. Vielleicht war er ernsteren Stoff gewohnt, keine Ahnung. Coole Story jedenfalls, war mal ein etwas anderer Ansatz mit dem Dichter als Protagonist, mit dem frühen Frankreich-Setting usw.. Einige Elemente wie das Narrenfest oder dieses Gaunerversteck schienen fast unmittelbar dem Glöckner von Notre Dame entsprungen zu sein ^^ Zwar kann The Beloved Rogue bisweilen fies dramatisch werden, aber hat auch massig humorige, leichte Momente. Der Hauptcharakter trägt den Film und ist ein sympathisches Schlitzohr, das in die große Politik hineinstolpert. Eine originelle Idee war, ab und zu kurze Gedichte bzw. Verse per Zwischentitel in den Handlungsverlauf zu integrieren. Das Tempo bleibt angenehm flott. Kann ich empfehlen, aber gibt es leider nicht auf BD und nur im Ausland auf DVD. 7/10
Der vierte Musketier (http://www.imdb.com/title/tt0012752/) /The Three Musketeers (1921)
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Der junge und hitzköpfige D'Artagnan gerät in ein Duell mit Athos, Porthos und Aramis, freundet sich währenddessen aber mit diesen an. Gemeinsam versuchen sie den Plan Kardinal Richelieus, die Königin zu diskreditieren, zu vereiteln. Dazu müssen sie eine Brosche zurückholen, die die Königin dem Herzog von Buckingham geschenkt hat. Eine richtig nennenswerte Handlung hat der Film leider erst verdammt spät. Davor, besonders am Anfang, gibt es viele (scheinbare) Belanglosigkeiten und Kitsch. Das Abenteuer-Feeling will nicht so recht rüberkommen, auch hat der gute Doug anderswo schonmal mehr Kämpfe bestritten und Stunts gemacht. Es fehlt an Konflikt und richtig fiesen Schurken - man bekommt nicht das Gefühl, dass jemals viel auf dem Spiel steht. Wie viel Alexandre Dumas genau drinsteckt? Da bin ich überfragt. Die Handlung hält sich auf jeden Fall einigermaßen an die Literaturvorlage, gewiss mehr als diverse spätere Werke, aber ich kann mir dennoch vorstellen, dass das Buch wesentlich aufregender ist. Letztenendes: Nicht schlecht, aber keiner von Fairbanks besten. 6/10
Die eiserne Maske (http://www.imdb.com/title/tt0020030/) /The Iron Mask (1929)
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König Ludwig XIII. von Frankreich ist begeistert, als ihm ein Sohn geboren wird - ein Thronerbe! Aber als die Königin noch einen Zwilling zur Welt bringt, sieht Kardinal Richelieu darin das Potential für eine Revolution und lässt ihn daher nach Spanien fortschicken, wo das Kind insgeheim aufwachsen und erzogen werden soll, um eine friedliche Zukunft für Frankreich zu gewährleisten. Doch es kommt zu Komplikationen... Dieses Sequel ist sooo viel besser als der Vorgänger (und auch besser gealtert)! Mehr Energie, Action und Spannung, die Handlung dynamischer, abwechslungsreicher und logischer aufgebaut. Bei so einer Story bleibt man dran.
Sehr gelungen ist in diesem Zusammenhang der große Zeitsprung von 20 Jahren in der Mitte. Man bekommt den Eindruck, es ist wirklich was passiert und fragt sich, was aus den ganzen Figuren geworden ist. Außerdem traut sich der Film einiges mit mehreren tragischen Charaktertoden (erster und einziger Leinwandtod von Fairbanks soweit ich weiß), mit manchen davon hatte ich ehrlich überhaupt nicht gerechnet. Auch die Schurken haben angemessen Platz in der Erzählung, ansonsten konzentriert sich die Geschichte aber wie üblich auf den von Doug verkörperten Protagonisten, also D'Artagnan.
Dieser muss in der zweiten Hälfte den wahren König, jetzt unkenntlich gemacht durch die berühmte eiserne Maske, aus einer kleinen Festung mitten im Fluss befreien, nachdem die fiesen Verschwörer den bösen Zwilling auf dem Thron installiert haben. Aber dazu braucht unser Held die Hilfe von drei alten Freunden... Geil. Hätte man die erste Hälfte etwas gestaucht und dafür diese Wiederzusammenkunft und generell den tollen Schlussteil weiter ausgebaut, wäre es von der Struktur her der perfekte Film gewesen. Überhaupt mag ich solche Geschichten vom Zusammentrommeln alter, eingeschworener Grüppchen nach langer Zeit. Schade dass sie da nicht noch mehr rausgeholt haben und näher drauf eingegangen sind, aber ich will gar nicht nörgeln.
Die vergleichsweise düsteren Momente war ich von den Filmen des Hauptdarstellers (erneut auch verantwortlich für das Drehbuch) bis jetzt kaum gewohnt - dickes Plus! Thematisch schwingt irgendwie stets ein Hauch von Nostalgie mit, und die Handlung arbeitet mit diversen Rückblenden. Darüber hinaus sind einige schön stimmungsvolle Szenen mit Licht und Schatten und abenteuerlichen Umgebungen vorhanden. Ich mein, ein schwer erreichbares Gefängnis-Castell in einem Fluss, mit einem alten, versiegelten Zugang durch eine Höhle, alles bei Nacht und Gewitter, als Schauplatz für einen wesentlichen Teil des Finales mit furiosem Degen-Gefuchtel ist schon mega-stylish :D
Handelt sich um den letzten Stummfilm von Douglas Fairbanks. Gab zwar noch eine Tonvariante davon, die ist aber nicht zu empfehlen, weil dann die ganze Zeit nur der Erzähler (glaube das war sogar Doug selbst) aus dem Off labert und die Szenen beschreibt, was ungeheuer schnell nervig wird. Außerdem ist jene Version geschnitten, wenn ich das noch richtig im Kopf habe. Nee, den Film sollte man möglichst schon als Stummfilm-Original genießen! Mist, wieder keine BD verfügbar. Btw., so (https://picload.org/image/ripgaadw/mv5bmtc4njiymjk3of5bml5ba.jpg) sahen damals noch manly men aus, da brauchte es keinen muskelbepackten Vin Diesel oder Dwayne Johnson -_^ 8/10
Der Mann mit der Peitsche (www.imdb.com/title/tt0015758/) /Don Q, Son of Zorro (1925)
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Don Cesar (Fairbanks) ist der Sohn Zorros. Während seinem Besuch in Spanien umgarnen er und sein Rivale Don Sebastian das gleiche Mädchen, Dolores de Muro (Mary Astor), die Tochter eines Generals. Diese hat natürlich nur Augen für den aufregenderen Don Cesar. Als Don Sebastian auf einer Feier in Rage vor Eifersucht nach einer Provokation den österreichischen Erzherzog umbringt, schiebt er das Verbrechen Don Cesar in die Schuhe. Der taucht unter und wird zum Peitsche-schwingenden Gesetzlosen Don Q, der ein paar Angelegenheiten richtigzustellen hat und seinen Namen reinwaschen möchte. Kurz zwischendurch und für fünf Minuten zum Finale taucht dann auch noch Zorro selbst auf, ebenfalls gespielt von Fairbanks, was zwar ganz cool, aber storymäßig irgendwie auch reichlich überflüssig ist. Wirkte konstruiert und auf den letzten Drücker hineingezwängt.
Wenig verwunderlich, wenn man die Hintergründe dazu liest. Der Roman von 1909, auf dem der Film lose basiert, hatte ursprünglich nichts mit Zorro zu tun. Die Geschichte wurde umgearbeitet, um daraus ein Sequel zu Das Zeichen des Zorro (1920) zu machen. Anscheinend waren sich die Drehbuch-Autoren nicht sicher, ob dieser Zusammenhang auch wirklich beim Publikum ankommt und verstanden wird, denn die andauernde Betonung wird schnell nervig: "Mein Vater ist der beste und tollste", "Mein Vater kannte deinen Vater" usw., ohne dass das irgendetwas von Wert für die Handlung beitragen würde. Der Protagonist sollte lieber mal selbst überzeugen können. Der Held ist zwar clever, voller Energie und hat den typischen Fairbanks-Charme, aber ein bisschen mehr Profil wäre nicht verkehrt gewesen. Kommt herüber wie "Zorro lite", nichtmal die Peitsche als Markenzeichen wird besonders oft und gekonnt eingesetzt.
Generell hatte die Geschichte für mich mit ein paar strukturellen Schwierigkeiten zu kämpfen. In der ersten Hälfte verliert sich das Geschehen in wenig interessanten, geradezu heiteren Nebensächlichkeiten. Es gibt keinen Konflikt, noch keine richtigen Schurken, alles belanglos. Es dauert die halbe Spielzeit, bevor doch mal was passiert und ein wenig Spannung aufkommt. Die zweite Hälfte ist dann wesentlich besser, sodass der Film noch die Kurve kriegt. Das Erzähltempo und die Action, wenn denn mal welche vorkommt, sind unterm Strich eigentlich auch gar nicht übel. Wenn sie sich nur für den Anfang nicht so viel Zeit genommen hätten und schneller zum Punkt gekommen wären... Da werden Erinnerungen an Robin Hood wach. 6/10
Goldrausch (www.imdb.com/title/tt0015864/) /The Gold Rush (1925)
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Wollte einer solchen Berühmtheit doch nochmal eine Chance geben, nachdem das letzte Mal schon ewig her war. Eigentlich ja ganz nett. Der sympathisch-verpeilte Archetyp des mittellosen Tramps, hier auf der Suche nach Gold und Glück im hohen Norden, ist nicht ohne Grund eine Popkultur-Ikone geworden. Doch wenn man den ganzen Slapstick-Kram und Unsinns-Humor fernab physischer oder logischer Gesetzmäßigkeiten weglässt, bleibt höchstens noch ein Drittel des Films bzw. eine halbe Stunde übrig, und genau damit hab ich bei dieser Art von Komödie grundsätzlich ein Problem. Ich lache lieber in Geschichten, die ich an anderen Stellen ernst nehmen kann, oder aber welche, die mit dem Humor so übertrieben und clever-subversiv sind, dass sie eine gewisse, kritisch-satirische Aussagekraft bzw. Mehrdeutigkeit haben.
Gold Rush und Chaplins Werke allgemein wirken auf mich dagegen meist eher wie simple old-school Cartoons, hauptsächlich für eine besonders junge Zielgruppe (vgl. Looney Tunes), auch ganz abgesehen von den Slapstick-Einlagen. Beispielsweise wird der Protagonist hier anfangs gezeigt, wie er die Himmelsrichtungen auf ein Blatt Papier gemalt hat, aber so verwendet, als handle es sich um einen funktionierenden Kompass. It's funny because he's dumb, d'oh. So blöd ist einfach niemand in dem Alter, das stört die Immersion. An einer anderen Stelle bildet sich sein Partner, mit dem er zusammen in der eisigen Hütte hungert, im Wahn ein, Chaplin sei ein Hühnchen, und möchte es entsprechend erlegen und verspeisen. Zugegeben, das war in den 20ern wahrscheinlich noch nicht so ausgelutscht wie heute und ist hier visuell mit einem dicken Gockel-Kostüm zumindest ansprechend umgesetzt. Aber es funktioniert halt nur auf einer einzigen, total banalen Ebene.
Die Szenen, in denen die Hauptfigur in der Stadt ist und der schönen Georgia hinterherläuft, die ihn unangemessen mies behandelt, fand ich da schon interessanter, weil sich hier ansatzweise ein bisschen Drama mit der Comedy abwechselte. Halte es allerdings für etwas fragwürdig, dass er am Ende tatsächlich mit ihr zusammenkommt, und auch erst, nachdem er Millionär geworden ist. Als triviale, platte, unverfängliche Unterhaltung durchaus in Ordnung und mit einigen schönen, originellen Einfällen für aberwitzige Szenen, hat mir Gold Rush trotzdem abermals bestätigt, dass Chaplin nicht das ist, was ich mir von einem gelungenen (Stumm-)Film erhoffe. 6/10
Tabu (http://www.imdb.com/title/tt0022458/) /Tabu: A Story of the South Seas (1931)
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War ganz okay. Leider Murnaus letzter Film, der kam bei einem Autounfall im Alter von nur 43 Jahren ums Leben :-/ Die Handlung dreht sich um ein junges, indigenes Paar auf einer Südseeinsel, deren Liebe bedroht wird, als der Stammesälteste das Mädchen zu einer unantastbaren Jungfrau erklärt. Die Story ist sehr klein und simpel gehalten und mit tragischem Depri-Ende. Dafür ist der halbdokumentarische Stil bemerkenswert, der Zuschauer bekommt viele schicke Umgebungen in diesem vermeintlichen Paradies zu sehen. Es gibt kaum Zwischentitel. Ausschließlich authentische Leute aus Polynesien haben mitgespielt bzw. die entsprechenden Charaktere verkörpert! Echt cool, weil nicht selbstverständlich für damals. Alles andere hätte auch äußerst befremdlich gewirkt. Das bringt eine ganz eigene Exotik rein, die man sonst in dieser Zeit des Kinos kaum finden kann. Das heißt außerdem, dass selbst die beiden Hauptdarsteller Amateure waren, keine gelernten Schauspieler. Ein Glück, dass sie so talentiert waren, denn man merkt meiner Meinung nach kaum einen Unterschied. 6/10
Der letzte Mann (http://www.imdb.com/title/tt0015064/) /The Last Laugh (1924)
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Ein alter Portier wird von seinem prestigeträchtigen Job in einem Luxushotel gefeuert, ist dem Hohn der Gesellschaft ausgesetzt und kommt mit der neuen Situation nicht klar. Wow, einer der wichtigsten Filme aller Zeiten, ein Meilenstein! Nicht so sehr wegen der etwas rührselig geratenen Geschichte, sondern weil er, ähnlich wie Eisensteins Panzerkreuzer Potemkin im darauffolgenden Jahr, einen ganz neuen Bereich zur erst noch entstehenden Filmsprache, ein weiteres Puzzlestück zum Repertoire hinzufügte. Man könnte das Werk aus technischer Sicht auch "der Tag, an dem die Kamera befreit wurde" nennen ^w^ Gab zwar davor schon ein paar Einzelfälle, wo mit einer beweglichen Kamera experimentiert wurde, aber in dem Medium sind bis dahin fast ausschließlich fixierte Positionen oder allenfalls vertikale und horizontale Schwenks benutzt worden. Murnau ging mit Der letzte Mann einen gigantischen Schritt weiter. Jetzt gab es plötzlich eine Perspektive, die den Charakteren frei folgen konnte und sich mit dem Filmgeschehen bewegte, inklusive Zoom. In der heutigen Zeit sind solche Dinge wie Dolly-Shots oder Steadicams fester Bestandteil des Vokabulars und kommen in fast jedem neuen Film auf die eine oder andere Art vor, doch 1924 hat das erst angefangen.
Der letzte Mann war nicht nur der erste, der diese Techniken durchgängig immer wieder verwendete, sondern sie auch bewusst als Mittel des Storytellings benutzte, indem wir damit der Sichtweise des Protagonisten folgen konnten. Alleine schon dadurch eine der faszinierendsten Erfahrungen, die ich in letzter Zeit gemacht habe. Wer sich für die Entstehung und Entwicklung des Kinos im Allgemeinen interessiert, sollte sich das unbedingt mal anschauen. Fühlte sich für mich total seltsam und ungewohnt aber angenehm an, so etwas in einem Stummfilm zu sehen. Unter anderem die ersten Dolly-Shots der Filmgeschichte. Gab aber auch noch diverse weitere beeindruckende Kameratricks wie die Traumsequenzen. Außerdem finden sich auch hier fast keine Zwischentitel, alles wird über die visuellen Eindrücke und die Musik erzählt, was ausgesprochen gut gelungen ist.
Das Thema selbst macht mich jetzt ehrlich gesagt nicht soo sehr an. Dennoch ist die sehr persönlich gehaltene, kleine Handlung ebenfalls beachtenswert und ziemlich emotional. Man kann darin versinken. Einzig das (Meta-)Ende, obwohl es mich eigentlich gefreut hat, war für meinen Geschmack ein bisschen zu übertrieben und dick aufgetragen. Soll wohl mal anders geplant gewesen sein, aber das andere Extrem hätte ich genausowenig optimal gefunden. Von daher schon nicht verkehrt, so wie es ist. Den Film gibt es zwar auf BD, aber nur in einem teuren Set von Masters of Cinema, zusammen mit vier anderen Filmen von Murnau, die mich leider null kümmern. Brauch ich erstmal nicht für meine Sammlung. 8/10 für die technische Meisterleistung; ohne die stilistischen Faktoren bzw. ausschließlich für die Story wären es auf jeden Fall weniger.
It's a SILENT night...
Tagebuch einer Verlorenen (www.imdb.com/title/tt0020475) /Diary of a Lost Girl (1929)
https://picload.org/image/riwridww/mv5bmjmymzg5n.jpg
Im Leben der jungen und schönen Thymian geht so ziemlich alles schief, was nur schief gehen kann. Ihre Gouvernante wird schwanger aus dem Haus geworfen und später tot aufgefunden - ertrunken. Noch am selben Tag hat der Vater schon jemand neues eingestellt. Noch viel übler: Der Apotheker aus dem unteren Stockwerk, Meinert, nutzt die emotionale Schieflage Thymians aus und schwängert sie. Als sie sich weigert zu heiraten, wird ihr das Kind abgenommen und sie selbst in eine ultrastrenge Erziehungsanstalt mit drakonischer Führung gesteckt. Als der mitellos gewordene Graf Osdorff ihre Familie nicht dazu bringen kann, sie zurückzunehmen, flieht sie mit einer Freundin und landet in einem Edelbordell... Teilweise kommt es zwischenzeitlich sogar noch dicker, bevor es allmählich wieder bergauf gehen kann und sich das Blatt endlich zu ihren Gunsten wendet.
Stehe normalerweise nicht auf solche Dramen, aber das hier wirkte erstaunlich modern und spricht diverse Themen an, die bis heute noch immer aktuell und relevant sind. Soll heißen, es ist ein modernes Melodrama, und keine von diesen kitschigen Geschichten, die bloß ultra-theatralisch auf die Tränendrüse drücken, wie es sie zu jener Zeit schon zu Hauf gab. Louise Brooks, nach verspäteter Anerkennung eine der ganz großen Stummfilm-Stars, ist eine klasse Hauptdarstellerin! In diesem Fall zuerst naiv, dann verspielter, aber stets voller Energie. Kann nachvollziehen, warum vor Jahrzehnten viele verrückt nach ihr waren. In Tagebuch einer Verlorenen gibt es einige bemerkenswerte Szenen, die in Erinnerung bleiben, wie etwa in dem Heim. Auch so manche creepy Nebencharaktere tauchen auf, es wird ein ziemlich trostloses Bild der Gesellschaft gezeichnet. Dazu passt der wundervolle Schlussatz, der nach wie vor nichts von seiner Gültigkeit verloren hat: "With a little more love, no one on this earth would ever be lost!"
Es handelt sich um eine deutsche Produktion, Regie führte Georg Wilhelm Pabst. Der Film wurde seinerzeit nach der Premiere stark zensiert, daher musste die Uraufführungsversion aufwändig rekonstruiert werden. Gibts auf BD in einer tollen Ausgabe von Masters of Cinema, yay! Zugegeben, hätte ich das nicht gewusst und hätte mir das Jahr nicht noch gefehlt, hätte ich mir den Film wahrscheinlich nie angeguckt. Nun bin ich froh, dass ich es doch gewagt habe, über den Tellerrand zu schauen. Wieder mal was Gutes entdeckt. 8/10
Die Büchse der Pandora (http://www.imdb.com/title/tt0018737/) /Pandora's Box (1929)
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Ebenfalls von Pabst und mit Brooks, aus dem selben Jahr. Der Aufstieg und unausweichliche, tiefe Fall einer amoralischen jungen Frau namens Lulu, deren sorglose Erotik die Lust und Gewalt in jenen Menschen anregt, die sie umgeben. Keine Ahnung, was alle daran finden. Ich mein, war jetzt nicht schlecht als Drama, aber die Figuren entwickeln sich null weiter und bleiben total statisch. Die Handlung ist auch überaus minimalistisch, es ist eine reine Charakterstudie und viele der Szenen wirken seltsam unzusammenhängend (wozu die Unterteilung in einzelne Kapitel leider beiträgt). Wenn die Leute gegen Ende in London sind, stirbt Lulu durch einen random Mörder (Jack the Ripper?) von der Straße. Das mag man zwar auf Meta-Ebene bzw. indirekt und thematisch schön interpretieren können, wegen der ungewöhnlichen Art, wie das genau passiert, aber der Schlussteil hat vordergründig irgendwie überhaupt nichts mehr mit dem Rest der Geschichte zu tun. Mir fehlte eine Art Payoff. Mehrere Handlungsstränge bzw. Charakter-Schicksale bleiben am Schluss einfach ungelöst in der Luft hängen, so etwas kann ich gar nicht leiden.
Alles dreht sich nur um Lulu. Ja sicher, Louise Brooks ist unglaublich hübsch, und ihre Rolle lebendig, sexuell aufgeladen, verführerisch, aber auch manipulativ und egozentrisch. Obwohl sie im Grunde recht passiv bleibt, zerstört sie alle möglichen Personen (insbesondere Männer, aber nicht nur die) um sich herum. Einige Abschnitte wirken geradezu sinnlos. Weiß nicht, ob die Vorlage auch so eine uninteressante Geschichte war. Der Film ist nur deshalb sehenswert, weil es so eine Freude ist, Brooks beim schauspielern zuzuschauen - sie kommt stets vollkommen authentisch rüber! Tagebuch einer Verlorenen ist nicht halb so bekannt wie Die Büchse der Pandora, aber zehn mal so gut, weil wir dort eine richtige Handlung mit sich entwickelnden Charakteren haben. Hier sucht man danach vergeblich. 6/10
Sonnenaufgang (www.imdb.com/title/tt0018455) /Sunrise: A Song of Two Humans (1927)
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Halte ich für drastisch überbewertet. Okay, der Film ist von Murnau, das heißt wenigstens die Sets und Bildkompositionen sind durchweg super, denn das kann er bekanntlich wie das kleine Einmaleins. Die Fehler liegen meiner Meinung nach in der Geschichte. Sunrise wird einem als "allegorische Erzählung" verkauft, das heißt schonmal, dass alle Figuren unbenannt bleiben und die Dialoge bzw. Zwischentitel entsprechend nur sehr selten auftauchen. Doch gerade in einer Handlung, die gerne emotional sein würde, ist es meiner Ansicht nach nötig, eine Nähe des Zuschauers zu den Figuren herzustellen, und das wird hier nicht effektiv gemacht. Teilweise eher im Gegenteil, es fühlt sich seltsam distanziert an.
Sunrise handelt von einem verheirateten Bauern mit Kind, der eine Affäre mit einer bitchigen Frau aus der Stadt hat, die ihn überredet, seine liebe Ehefrau (zuckersüß gespielt von Janet Gaynor) umzubringen bzw. im See zu ertränken. Das versucht er dann auch tatsächlich auf einem Ausflug. Im letzten Moment kommt er wieder zur Vernunft, seine Ehefrau flieht in die Stadt, er hinterher, die beiden versöhnen sich und verbringen dort eine schöne Zeit, unter anderem auf einem Jahrmarkt. Dieser Mittelteil ist sterbenslangweilig, weil sonst im Prinzip nichts passiert. Heute würde man das wahrscheinlich mit einer Montage von zwei Minuten darstellen, die in ein persönlich-intimes Gespräch mündet oder so, hier dauert der Abschnitt hingegen über eine halbe Stunde und Dialoge sind bekanntlich nicht vorhanden. Würde mehr Sinn machen, wenn wir wenigstens Einblick in das Leben der beiden erhalten oder ihre Gedanken erfahren würden, aber es bleibt alles oberflächlich, oder "allegorisch". Frei nach dem Motto: Keine Ausarbeitung ist auch eine Lösung, soll sich das Publikum selbst was denken. Mir ist schon klar, dass Bilder manchmal mehr sagen können als tausend Worte, aber das hier ging zu weit.
Das größte Problem, das ich mit der erwähnten Wendung hatte, ist aber von viel grundsätzlicherer Natur: Der Typ hat einen Mordversuch an seiner Frau begangen. Hallo, gehts noch? Aber sicher, einmal Kuchen und Blumen kaufen und eine fremde Hochzeit besuchen, schon ist alles vergeben und vergessen. WTF? Im letzten Drittel und Schlussteil der Geschichte machen sie dann noch einen Ausflug auf dem See als zweite Flitterwochen (Uhm, gelinde gesagt seltsame Wahl, nach so einem Trauma genau dort kurz vorher), doch ein Sturm zieht auf, Boot kentert. Er kommt an Land, sie nicht. Er veranstaltet Suchaktion mit der Dorfbevölkerung, scheinbar ohne Erfolg. Während er verzweifelt, kommt die miese Stadt-Bitch vom Anfang wieder angekrochen, er will sie aus Rache erwürgen, aber gerade noch rechtzeitig hört er, dass seine Ehefrau doch noch gefunden und gerettet worden ist. Die Drecksbitch reist daraufhin endlich ab und das Paar ist happy, während die Sonne aufgeht. Das wars.
Tut mir leid, aber diese Handlung ist so knapp und einfach, dass sie höchstens zu einem Kurzfilm gereicht hätte. Vielleicht auch für einen Spielfilm mit einer Länge von einer Stunde. Aber das auf anderthalb zu dehnen hat für mich nicht funktioniert. Schlimmer noch: Ich hab normalerweise nichts gegen Rührseligkeit, aber wenn ich mir denke, dass die männliche Hauptfigur eigentlich ein labiler Psychopath ist (gibt mehrere Stellen im Film, an denen er die Beherrschung verliert), für das was er getan hat eigentlich erstmal eine Weile hinter Gitter gehört (wobei man es ihm nicht nachweisen kann), und seine Frau eindeutig jemand besseren verdient, aber sie aus schwer nachvollziehbaren Gründen trotz allem an ihm hängt, dann sind diese doch recht kitschigen, zu langen und belanglosen Szenen mit Subtilitätsdefizit nur schwierig zu ertragen. Es fehlt an verdienten Sympathiewerten, die der Streifen jedoch einfach so als Vorschuss vom Publikum voraussetzt. Ist wieder einer dieser Fälle, in denen dem Zuschauer indirekt gesagt wird, dass er mit der Figur mitfiebern und auf ihrer Seite sein soll, obwohl dem Zuschauer das möglicherweise vollkommen zuwider ist. Hatte ich zuletzt glaube ich bei The Spectacular Now von 2013, und das war einer der schlechtesten Filme die ich bis jetzt gesehen habe. Bei Sunrise kann man sich wenigstens noch an der schönen Optik erfreuen.
Noch was Historisches - Dies war sogar DER erste Film mit dem Movietone Sound Verfahren (siehe "The Man Who Laughs", den ich schon behandelt habe). Gesprochene Dialoge gab es hier zwar noch nicht, allerdings einen richtigen, synchronisierten, optischen Soundtrack fest mit dem Film verbunden (wurde nicht mehr mit Live Orchester aufgeführt) sowie mit Soundeffekten, die durchaus viel zur Immersion in einigen Szenen beitragen können. Insofern also kein richtiger Stummfilm im engeren Sinne mehr, aber ich habs hier trotzdem eingefügt, da es sich für heutige Zuschauer weitgehend wie einer anfühlt. Wie dem auch sei, nachdem mir so oft von Sunrise vorgeschwärmt wurde und ich ständig ausschließlich Positives dazu gelesen habe, hat mich der Film doch ziemlich enttäuscht. 5/10
Die letzte Warnung (http://www.imdb.com/title/tt0020080/) /The Last Warning (1929)
https://picload.org/image/riwrilrr/mv5byjm0ogq3ytatytjhoc00ytk4lt.jpg
Noch ein Nachzügler der Universal Horror Stummfilm Klassiker ^^ Hab den allerdings nur im Internet Archiv in grauenvoller Qualität und mit miesem Soundtrack geguckt, von daher weiß ich gar nicht, wie aussagekräftig oder gerechtfertigt eine Bewertung hier ist. Halt Murder-Mystery um ein Theater, in dem während einer Vorstellung ein fieser Mord geschah. Jahre später, die Tat immer noch ungeklärt, wird es von einem Produzenten wieder aufgemacht und der Versuch unternommen, das Stück von damals neu aufzuführen - mit den gleichen, noch verbliebenen Mitgliedern des Casts. War's vielleicht ein Geist?
Manchmal etwas schwierig, bei den Charakteren den Überblick zu behalten und der Handlung zu folgen, könnte zum Teil aber auch an der Bildqualität aus der Hölle in der von mir gesichteten Fassung liegen. Regisseur Paul Leni (The Man Who Laughs) hat sich bei den Zwischentiteln oder sonstigen Überleitungen ein paar richtig coole Effekte einfallen lassen. Das Theater-Set ist übrigens anscheinend das gleiche, das zuvor für Das Phantom der Oper (1925) verwendet wurde. Nice! Auch sonst einige sehr atmosphärische "spooky" Orte voller Staub und Spinnweben. Diverse wohlbekannte und angenehme Grusel-Klischees werden ausgepackt. Mit nur ca. 80 Minuten geht der Film zügig rum und ist nicht so übertrieben lang wie gewisse andere Vertreter aus der Zeit. Viel mehr kann ich zu The Last Warning auch schon nicht sagen. 6/10?
Das Gesetz des Kongo (http://www.imdb.com/title/tt0019563/) /West of Zanzibar (1928)
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Ein Showmagier in Afrika will sich an dem Mann rächen, der ihn zum Krüppel machte, und an der unehelichen Tochter, die dieser mit der Frau des Magiers zeugte. Hmm. Den Twist kann man leider schon zehn Meilen gegen den Wind riechen. Was ist das überhaupt für eine bescheuerte Idee, das Leben einer unschuldigen jungen Frau ebenfalls zerstören zu wollen, nur weil man mit dem vermeintlichen Vater noch eine Rechnung offen hat? Das Mädel kannte ja nichtmal ihren Vater, hatte mit dem gar nichts zu tun. Hass ist eine Sache, aber das war Irrationalität in höchstem Maße. Naja. Lon Chaney ist wie immer sehenswert. Ansonsten ganz passabel, der Film, aber auf eine seltsame Art und Weise unangenehm. Die Dauer beträgt gerade mal gut eine Stunde, und trotzdem denke ich, dass man daraus vielleicht besser einen Kurzfilm gemacht hätte. Alles in allem wurde das Rachethema jedoch ganz gut umgesetzt. 6/10
Der Wind (http://www.imdb.com/title/tt0019585/) /The Wind (1928)
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Die zart-zerbrechliche Letty zieht vom Osten der USA in den rauhen Westen, wo sie Spannungen in der Familie verursacht, während die heftigen Umweltbedingungen sie langsam wahnsinnig werden lassen. HAMMER! Ultradichte Atmosphäre, wie ich sie selten zuvor in einem Film gesehen habe. Der unaufhörlich wehende Wind ist quasi ein eigenständiger, allegorischer Charakter in der Geschichte, für die ungezähmten, unkontrollierbaren Naturgewalten stehend, aber unterstreicht gleichzeitig auch symbolisch das vordergründige Geschehen bzw. die Gefühlslage der Figuren. Das ist nicht nur storymäßig total genial (weckte bei mir Erinnerungen an Hiroshi Teshigaharas Suna no Onna /Die Frau in den Dünen), sondern auch visuell faszinierend und beeindruckend umgesetzt! War bestimmt ne Heidenarbeit für die ganzen Effekte zu sorgen. Obendrein noch in der glühenden Hitze der Mojave-Wüste zu filmen - überliefertermaßen eine Tortur für die Beteiligten Filmemacher und Schauspieler.
Die Story mit ihren beinahe mystischen Untertönen ist relativ überschaubar und klein, aber gerade das macht sie so effektiv. Der Film ist sehr visuell geprägt und profitiert davon, ein Stummfilm zu sein, nutzt den damaligen Stand des Mediums perfekt. Zu viele Dialoge hätten nur die Stimmung gestört. Dass Lillian Gish in der Hauptrolle wie immer verdammt gut schauspielert, brauche ich eigentlich kaum erwähnen, aber auch ihr Gegenpart, der von dem Schweden Lars Hanson verkörperte Lige, weiß zu überzeugen, zumal letzterer die schwierige Balance zwischen Zuschauer-Sympathie und der ihm von Letty entgegengebrachten Antipathie treffen und halten musste. Zu der Atmosphäre hat ferner wohl auch der recht modern wirkende Soundtrack von 2007 beigetragen, mit dem ich The Wind gesehen habe. Kann gut sein, dass es noch andere gibt, die auch nicht zu verachten sind.
Letztlich ohne jeden Zweifel der beste Stummfilm-Western, einer meiner Lieblingswestern überhaupt, und der beste Film den ich seit Langem gesehen habe. Und das, obwohl ich mit den älteren US-amerikanischen Genrevertretern normalerweise kategorisch nichts anfangen kann. Nicht so hier, The Wind kommt ganz ohne die üblichen Klischees aus, ja setzt sich weit darüber hinweg und steigt in ganz andere Sphären auf! Wenn ihr die Gelegenheit bekommt, den abzuchecken, nutzt sie. 9/10 AAAHHHRGH!! Warum gibts den nicht auf Blu-ray >_<' ? Nichtmal auf DVD anscheinend. Was für eine Schande. Abschließend muss ich aber unbedingt noch ein paar Zeilen zum Ende loswerden, was ich lieber mal komplett in einen Spoilerkasten packe:
Ein wundervoll emotionales und doch nachdenkliches Happy End (Ich gebs ja zu, da mag 'ne Träne gekullert sein) und genau dadurch eben unkonventionell und hervorstechend für ein Drama! Viele haben sich im Laufe der Jahre darüber beschwert, weil es angeblich vom Studio erzwungen worden sein soll, entgegen den ursprünglichen Wünschen des Regisseurs Victor Sjöström und auch von Gish. In Drehbuchform und auf Film gibts aber nur das Ende wie es auch im fertigen Werk zu sehen ist, war also wahrscheinlich durchaus so vorgesehen. Ich finde es gerade gut so wie es ist. Alle Beteiligten haben in der tatsächlichen Version ihr Bestes gegeben und konnten da massiv was rausholen, ob sie nun davon begeistert waren oder nicht.
Das deprimierende "Originalende", wenn das denn alles so stimmt, hätte Folgendes vorgesehen: Nachdem sie den ihr aufdringlich zu nahe kommenden Roddy (nach einer Vergewaltigung in der vorangegangenen Nacht?) erschossen hat, aber der Wind die Leiche im Sand wieder freilegt, wird Letty endgültig wahnsinnig, flüchtet in die Wüste und stirbt dort alleine. Was'n Mist! Das hätte es zu einem für die Ära absolut typischen und übertriebenen 08/15-Gedöns gemacht, wie man es schon tausendfach gesehen hat. Keine Katharsis für die Hauptfigur, man erfährt nicht, was aus Lige wurde, und die Message ist einfach daneben, nihilistisch und hoffnungslos.
Das richtige Ende ist stattdessen unendlich mal komplexer und vielschichtiger, vor allem in Bezug auf die Charaktere, und fernab von Kitsch. Lige kehrt darin zurück, und Letty gesteht ihm, was sie mit Roddy gemacht hat. Als Lige nach draußen schaut, kann er jedoch nichts mehr von der Leiche sehen. Er sagt Letty, dass der Wind die Spuren verschwinden lassen kann, wenn eine Tötung gerechtfertigt war (da ist wieder das mystische Element, von dem ich sprach). Er hat nun genug Geld beisammen, um Letty wegzuschicken wie sie es wollte, aber sie erklärt, dass sie ihn liebt, dass sie bei ihm bleiben will und keine Angst mehr vor dem Wind hat. Genius! Letzteres zeigt btw. auch nochmal schön, wie die Natur zwar gewinnt und unbezwungen bleibt, aber die Menschen es allen Widrigkeiten zum Trotz schaffen können, sich zumindest damit zu arrangieren. In was für zynischen Zeiten leben wir eigentlich, wenn ein Schluss schon dafür bemängelt wird, dass er angenehm die Erwartungen unterläuft und ausnahmsweise mal halbwegs positiv ist? Der Film kam damals nur mäßig an mit polarisierenden Kritiken, aber gilt heute zu recht als ein ganz großer Klassiker.
Soo... Nosferatu, Tagebuch einer Verlorenen, Die Mumie, Der Unsichtbare, Gefahr aus dem Weltall, Der Schrecken vom Amazonas, Godzilla kehrt zurück, Dornröschen, Cleopatra sowie James Bond 007: Der Mann mit dem goldenen Colt und die Hammer-Dracula-Filme (die ich mochte) sind in den letzten Wochen und Monaten nun auch alle in die Sammlung eingepflegt worden ^___^
Bezüglich Godzilla: Habe das Sequel noch nicht gesehen, aber etwas anderes, was mich persönlich auch nur halbwegs gekümmert hätte, war für 1955 wirklich nicht mehr aufzutreiben. Auch wenn die Fortsetzung nicht mehr so gut sein soll wie das Original, finde ich es spannend, wie sehr sie für den Film stilistisch vom Vorgänger abgewichen sind. Und den ersten Kampf zwischen Gojira und einem anderen Monster möchte ich mir auch nicht entgehen lassen ;p
Bezüglich James Bond: Hab mich dann doch hinreißen lassen und entschieden, nach und nach die übrigen noch fehlenden Teile zu kaufen, um die Reihe vollständig vorliegen zu haben. Die Hälfte hatte ich ja eh schon hier. Und ist jetzt nicht so, als hätte mir an den imho weniger brauchbaren Vertretern gar nichts gefallen - einige davon waren eigentlich ziemlich gut, doch selbst bei den schwächsten ist mindestens noch die ein oder andere Actionszene dabei, die Spaß macht! Einen großen Vorteil hat das in jedem Fall, und zwar kann ich damit endlich das verhasste Jahr 1974 abhaken, für das ich ebenfalls ewig lange keine vernünftigen Filme gefunden habe ^w^ Yay! Das bedeutet, ich hab die 70er komplett und die Jahresliste jetzt ab 1962 bis heute durchgehend *__*
Faust und Der müde Tod sind schon bestellt, das heißt, durch letzteren fällt auch 1921 weg. Danach fehlen bloß noch 23, 28, 30, 34, 36, 37,38, 40, 42 bis 49, 50 und 61. Mit den Stummfilmen ist vorerst Schluss, es folgt die Tage aber noch eine letzte Stille Nacht. Da war sonst jedoch nichts mehr dabei (außer Nosferatu wie oben vermerkt, der mir bei der zweiten Sichtung wesentlich mehr zugesagt hat, sowie Ben Hur, den es leider nicht zu kaufen gibt). Ob ich 1923 und 1928 noch irgendwann abhaken kann bzw. ob Scaramouche und Der Mann, der lacht oder Der Wind, die mich wirklich begeistern konnten und die ich für diese Jahre bereits herausgesucht habe, noch irgendwann veröffentlicht werden, steht leider in den Sternen.
Ansonsten möchte ich mich demnächst wieder mehr auf einzelne Filme bunt gemischt konzentrieren. Ich werde auch versuchen, die 40er stärker anzugehen, aber das dürfte extrem hart werden und ich weiß nicht, ob ich die Liste wirklich jemals vervollständigen können werde. Denn ich habe mich schon mehrfach intensiv umgeschaut und in IMDb vertieft, ohne besonders viel aus dieser Zeit zu finden, das für mich von Interesse wäre. Schon komisch. Hatte erwartet, dass gerade durch den Krieg die Menschen den Eskapismus suchten, aber da gab es selbst in den 20ern und 30ern mehr Sci-Fi, Fantasy und Horror. Dafür waren die 40er proppenvoll mit Film Noir Detektiv-/Kriminalgeschichten, ein Genre welches ich nicht unbedingt mag, proportional gefühlt zehn Mal häufiger vertreten als die Superheldenwelle von heute! Darüber hinaus lediglich Krieg, Comedy und Musicals >_> Mal schauen.
Ist euch eigentlich klar, dass ich in diesem Thread bereits 200 Kurzrezensionen gepostet habe? Über 10.000 Views hat er auch schon gekriegt, juhuu, wobei ein Viertel oder so davon vermutlich alleine von mir stammt, da ich hier immer wieder etwas nachschaue oder den Beitrag auf der ersten Seite editiere xD
One last SILENT night...
Shooting Stars (http://www.imdb.com/title/tt0018392/) (1928)
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Das verheiratete Schauspielerpaar Mae und Julian wird entzwei gerissen, als er herausfindet, dass sie eine Affäre mit dem Comedian Andy hat. Mae, deren Karriere auf dem Spiel steht, überlegt sich einen Plan, ihren Ehemann umzubringen, indem sie eine echte Kugel in eine Waffen-Requisite einsetzt, die in einer Szene ihres neuesten Filmes auf ihn abgefeuert werden soll. Hm, hatte so meine Schwierigkeiten mit Shooting Stars. Da sind echt ein paar übel holprige Stellen in der Handlung. Zum Beispiel die dümmliche Plot-Device mit der Kugel - nachdem die Waffe doch nicht abgefeuert wurde, und Mae den Fehler eingesehen hat, macht sie keine Anstalten, das präparierte Gewehr sicherzustellen und die Gefahr zu bannen, und sei es nur unter einem Vorwand. Sie hätte gewiss kurz vom Set weg gekonnt! Stattdessen stirbt doch noch jemand, und zwar ihr Lover. War ja irgendwie klar.
Erst nachdem der Mann die Affäre herausfindet, dreht sie am Rad und will ihn umbringen. So gesehen entfällt der eigentliche Inhalt des Films lediglich auf die letzte halbe Stunde. Das empfand ich als sehr unbefriedigend. Hinzu kommt, dass es ein Film übers Filmemachen ist. Vermute, dass Shooting Stars bei vielen nur deshalb so hoch im Kurs steht, ähnlich wie das Thema bei den Academy Awards immer gefragt ist. Zugegeben, diese äußere Perspektive und der Blick hinter die Kulissen ist eigentlich ein Setting mit viel Potential, das man in den 20ern bestimmt auch noch nicht oft gesehen hatte. Vor allem kann das originell sein, wenn dann nach einer Weile der Lack abblättert und der Schöne Schein Hollywoods sich eben auch auf die dort arbeitenden Darsteller-Sternchen bezieht. Aber dieser Film braucht wie gesagt ewig, bis mal was von Bedeutung passiert, und plätschert die meiste Zeit nur so vor sich hin. Wenig erinnerungswürdige Figuren, und für so eine simple Handlung hält sich der Film zu lange mit diversen belanglosen Details auf. Auch als pures Drama funktioniert die Geschichte nicht so richtig und der Epilog dauert viel zu lange. Der neue jazzige und total entspannt-lässige Soundtrack hat auch nicht gerade zum Enthusiasmus beigetragen, sondern die Story noch einschläfernder wirken lassen. Mit manchen Szenen passte die Musik der restaurierten Fassung null zusammen! Sorry, wirklich nicht mein Ding. 5/10
Die zehn Gebote (http://www.imdb.com/title/tt0014532/) /The Ten Commandments (1923)
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Boah, hier muss ich weiter ausholen. Der Film hat mich echt angepisst! Aber immer der Reihe nach. Es fing alles so vielversprechend an. Die Geschichte von Moses und dem Auszug aus Ägypten ist ja bestimmt hinlänglich bekannt. Die Ausstattung ist erstmal super, wie üblich bei Regisseur Cecil B. DeMille. Es ist zunächst ein Schauwerte-Film, neben dem ganzen Bombast auch mit tollen Spezialeffekten (das Teilen des Meeres), klasse. Das Ägypten-Set hatte gigantische Ausmaße und wurde real gebaut. Um den Verbleib der Konstruktion ranken sich bereits eigene Legenden, über die man Filme drehen könnte ^^ Und das goldene Kalb sieht mal voll creepy aus :O Trotzdem wirkt alles ein bisschen zu dick aufgetragen, denn das Drehbuch ist dünn. Einige der interessantesten Aspekte der Geschichte werden einfach weggelassen - die berühmten Plagen beispielsweise werden off-screen in den ersten paar Minuten abgehandelt. Die Charaktere werden irgendwie kaum entwickelt... hmmm, woran das bloß liegen mag? Es gibt viele Zwischentitel mit Bibelzitaten, die die Geschichte erzählen. Quasi das komplette Gegenteil von Murnau, der immer mit wenig auskam und seine Bilder sprechen ließ. Auch in Die zehn Gebote wäre das mit weniger Text und mehr Schauspiel gegangen. Wo bleibt das visual Storytelling? Wozu überhaupt noch ein Film, wenn man erst vor jeder Szene eine Texttafel einblendet, die erklärt was passiert? Trotz dieser Mängel fand ich den Film aber soweit ganz angenehm.
Und dann. Alter! What the fuck? Nachdem Moses vom Berg runter ist, nach nur gut einem Drittel (!) der Gesamtspielzeit, bricht der Film komplett mit dem Setting und seiner Geschichte. Danach bekommen wir nämlich etwas völlig anderes vorgesetzt, was total zum Kotzen ist. Von den Israeliten und dem goldenen Kalb werden wir plötzlich in die moderne damalige Gegenwart von 1923 transportiert, wo eine Frau aus der Bibel vorliest. Sie ist bestimmt keine Sünderin, gell? Einer ihrer jungen erwachsenen Söhne sitzt daneben, er sieht sehr nobel und zufrieden aus. Der kann es auch nicht sein. Uh, dann ist da aber noch der andere Sohn, er schaut gelangweilt und ungläubig drein. Wir haben einen Gewinner! Und was für ein Sünder er ist O_O' Der Rest des Films ist ein ungeheuerlich oberflächliches, bis zum Erbrechen predigendes Moralitätenspiel zwischen den beiden Söhnen (und einem diebischen Love Interest). Die Mutter, die die ganze Zeit eine klobige Riesenbibel mit sich rumschleppt, ist tief religiös. Der "gute" Sohn im Grunde auch, aber der "böse" ist ein Nichtgläubiger. Kann ja nicht angehn. Und weil er nicht an Gott glaubt, nimmt er sich vor, alle zehn Gebote zu brechen. What the frickin' fucking de Fuck?! Als würde so eine bescheuerte Idee irgendwie damit zusammenpassen *kopfschüttel* Außerdem sind ab dem Beginn dieser eigentlichen Geschichte alle Schauspieler hart am overacten. Wenn das selbst für Stummfilm-Verhältnisse so deutlich wird, dass es auffällt, dann will das schon was heißen.
Der "Prolog", wie es viele Reviewer nennen, wie ich inzwischen festgestellt habe, dauert nur eine gute Dreiviertelstunde. Der Rest der 136 Minuten ist völlig lahm und extremst schlecht gealtert. Wobei ich glaube, dass das auch schon bei der Uraufführung einige gut gemeinte aber hundertprozentig fehlgeleitete, veraltete Aussagen und Elemente hatte. Auch noch mit einer so plumpen, ungeschickten, umständlichen und schwerfälligen Moralpredigt, die durch das langgezogene Ende noch verschlimmert wird. Kann sich ja jeder denken, wie übel das für den bösen Sohn ausgeht. Werte vermitteln schön und gut, aber dann bitte ohne die eigenen Zuschauer für dumm zu halten. Die Art der Umsetzung ist entscheidend. Doch wer außer christlichen Fundamentalisten guckt sich einen solchen Dreck an? Es wirkt forciert und konstruiert, um der vorangegangenen Bibelgeschichte thematisch ein wenig zu ähneln, aber das läuft so nicht. Das habe ich mir nicht darunter vorgestellt, und so geht es offenbar auch vielen anderen, die diesen Film gesehen haben, der trotzdem noch unverdienterweise erstaunlich gute Kritiken bekommt. Was zählt, ist praktisch nur der Anfang, alles andere kommt dagegen nicht an und kümmert auch überhaupt nicht. Krass, da kam ich mir ernsthaft verarscht vor. Kann mich nicht an einen anderen Fall erinnern, in dem ein Film mittendrin aufhört und unerwarteterweise mit hartem Schnitt zu etwas gänzlich anderem mutiert, das erzählerisch so unter aller Kanone ist. Fast, als wäre man in den 20ern gerickrollt worden >_<
Sie hätten lieber mal den Part um Moses etwas ausbauen und die Figuren entwickeln sollen, dann hätte das alleine schon für einen sehr viel besseren 80-Minuten-Film gereicht, aber nöö. Oder macht meinetwegen aus dem Gegenwarts-Segment eine knappe Rahmenhandlung, mit einem Konflikt der nach der Bibelgeschichte aufgelöst wird. Aber so wie es ist? Das geht gar nicht. Absolut unausgegorene Mogelpackung. Schade um die schönen Kulissen und Effekte im ersten Teil. Hätte so toll werden können. 3/10
Ben Hur (http://www.imdb.com/title/tt0016641/) /Ben-Hur: A Tale of the Christ (1925)
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Am Anfang ne Viertelstunde lang Weihnachtsgeschichte-Recap. Entspricht dadurch zwar näher dem Original-Untertitel ("A Tale of the Christ"), da Jesus sonst ja nur einmal zwischendurch und dann nochmal am Ende vorkommt, und nie direkt gezeigt wird, aber hätte dennoch nicht unbedingt sein müssen. Ansonsten aber sehr große, epische Geschichte. Dem bekannteren Remake aus den 50ern erstaunlich ähnlich, ist alles drin. Die Attacke auf den Galeeren war für mich etwas zu chaotisch, aber das Wagenrennen auch hier ein beeindruckendes Highlight! Sogar mit bewegter Kamera :A So eine Mega-Action muss das Publikum seinerzeit echt geflasht haben.
Überzeugende Schauspieler. Wieder einmal gigantische, Respekt einflößende Kulissenbauten, wie ich sie heutzutage liebend gerne mal wieder sehen würde. Gibt ein paar kleinere Längen /Hänger beim Erzähltempo, aber nichts Schlimmes. Nach dem eher gemächlichen Anfang wird es später immer besser, und das Finale ist wirklich ergreifend! Rundum gelungen, braucht sich vor dem berühmten späteren Werk nicht verstecken. Schade dass den hier heutzutage kaum mehr jemand gesehen hat. Hätte ich gerne in guter Qualität auf Blu-ray. Gibt es leider nicht. 7/10
Die Nibelungen: Siegfrieds Tod (http://www.imdb.com/title/tt0015175/) (1924)
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So, hab ich mir den jetzt doch mal in voller Länge angetan. Nachdem ich nun so viele Stummfilme gesehen habe, funktionierte das im zweiten Anlauf in der Tat etwas besser. Ist wohl wirklich ein acquired Taste *schulterzuck* Das soll aber nicht heißen, dass ich meine frühere Kritik daran revidiere: Auch für einen Stummfilm ist der erste Nibelungen-Teil stellenweise unglaublich langatmig, besonders im späteren Verlauf, denn der Anfang flutscht noch ganz gut. Ehrlich, irgendwann bekam ich das Gefühl, man könnte jede zweite Einstellung um zwei bis fünf Sekunden kürzen, und hätte am Ende inhaltlich absolut nichts verloren, aber einen wesentlich zugänglicheren und flüssigeren Film.
Ansonsten möcht ich aber nicht zu harsch klingen, denn es wird dennoch eine Menge geboten. Vor allem die ausgefallenen Set-Bauten überzeugen, wie auch die phantastischeren Elemente. Ein ausgewachsener Drache in Bewegung (eine Puppe, gebaut in voller Größe!), dann der Zwerg Alberich mit dem Nibelungenschatz tief unter der Erde, eine Tarnkappe die einen unsichtbar macht und die einen jede beliebige Gestalt annehmen lässt, oder ein Meer aus Feuer mit einer Burg, bewohnt von amazonenhaften, stolzen Kriegerinnen... das hat schon was, selbst für heutige Fantasy-Fans. Vergleiche mit der Herr der Ringe Trilogie kommen nicht von ungefähr, dieser Zweiteiler war so etwas wie die Entsprechung seiner eigenen Zeit. Der Soundtrack von Huppertz ist klasse. Handelt sich um die Originalmusik zum Film, wurde aber neu mit professionellem Orchester eingespielt, so wie es sein sollte. Tolle Restauration der Murnau-Stiftung. Wenn er doch nur nicht so lang laufen würde :rolleyes: Für die Sammlung kann ich darauf verzichten. Bisweilen anstrengend, aber sehenswert. 7/10
Die Nibelungen: Kriemhilds Rache (http://www.imdb.com/title/tt0015174/) (1924)
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Nach dem Tod von Siegfried ist Kriemhild mächtig angefressen! Um sich an Hagen zu rächen, lässt sie sich auf eine Heirat mit Etzel ein, dem König der barbarisch-kriegerischen Hunnen. Sie lebt nun an seinem Hofe und schenkt ihm ein Kind. Sie versucht Etzel zu überreden, Hagen zu ermorden, den sie mit dem Rest der Sippe zu einer hübschen Party eingeladen hat. Aber die Brüder schützen Hagen, weil sie an ihren Schwur gebunden sind. Eine erbitterte Schlacht entbrennt, kaum jemand wird das überleben...
Beide Teile können im Prinzip als ein einziger Fünf-Stunden-Film angesehen werden. Die zweite Hälfte erschien nur ein paar Wochen nach der ersten und wurde zusammen mit dieser produziert. Wow, Kriemhilds Rache ist tatsächlich noch zäher, der Inbegriff der Langatmigkeit. Das Finale gestaltet sich in der Tat verdammt düster und hat was, aber trotzdem quält man sich irgendwann nur noch durch. Es mutiert zu einem einzigen, riesigen Gemetzel. Kostüme und Kulissen wie zuvor top, doch dadurch, dass die Geschichte nicht mehr so viele magische Fantasy-Aspekte hat, verliert sie eine Menge vom Reiz des Vorgängers. Das Tragische ist, ich kann mir lebhaft vorstellen wie eine entsprechend stark gekürzte Kombination aus beiden Filmen ein Genre-Highlight und vielleicht einer meiner absoluten Lieblings-Stummfilme geworden wäre :| Aber doch nicht auf diese Weise! Für den eigentlichen Handlungsinhalt des vorliegenden Teils hätte weniger als die Hälfte der Spielzeit (!) völlig ausgereicht. Das ist ja fast so, als würde man aus der Schlacht der fünf Heere im Hobbit einen ganzen Fil... Moment. 6/10
Nosferatu, eine Symphonie des Grauens (http://www.imdb.com/title/tt0013442/) (1922)
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Hat mir wie oben schon angedeutet beim zweiten Schauen besser gefallen, und zwar so sehr, dass ich meine frühere Meinung darüber ein Stück weit korrigieren möchte. Wirklich gruselig finde ich es immer noch nicht, aber manche Szenen sind ungemein atmosphärisch. Dazu gibt Schreck mit seinem markanten Aussehen einen hervorragend grotesken Graf Orlok /Nosferatu ab. Außerdem: Gutes Pacing, was - wie mir die beiden Nibelungenfilme von Fritz Lang, der seinem Namen manchmal leider alle Ehre macht, nochmal gezeigt haben - ein nicht zu unterschätzender Faktor ist! Nosferatu geht anderthalb Stunden, bleibt dabei angenehm überschaubar und ist auch für Zwischendurch geeignet. Ist ferner der bekannten Universal-Tonfassung des Stoffes klar überlegen. In der deutschen Version von 1922 bekommen wir viele unterschiedliche Handlungsorte zu Gesicht, es fühlt sich wirklich wie ein Film an, die Welt wird greifbar und glaubwürdig. Dem amerikanischen 1931er Dracula mit Bela Lugosi hingegen sieht man an, dass er auf einem Theaterstück basiert, und entsprechend begrenzt und künstlich wirkt die Geschichte, wenn ein wesentlicher Teil davon bloß in einem Wohnzimmer stattfindet. 7/10
Ich bin inzwischen wesentlich weitergekommen mit meinem Vorhaben ^w^ Jetzt könnte ich zumindest für jedes Jahr seit einschließlich 1920 mindestens einen Film nennen, den ich mochte und weiterempfehlen kann (siehe Liste). Yay! Damit werde ich ja endlich doch noch irgendwie dem Threadtitel gerecht ^^ In der Sammlung fehlen jetzt nur noch sechs Jahre (23, 28, 30, 34, 37 und 38), wobei ich für ein oder zwei davon schon was in Aussicht habe, das sich kaufen lässt. Bei den letzten paar Jahren wirds aber trotzdem extrem schwierig bis derzeit unmöglich, da kann ich nur auf weitere zukünftige Klassikerveröffentlichungen hoffen. Jene, die ich mir am meisten wünsche, sind natürlich nicht verfügbar. Hatte wegen der Handvoll populärer Titel auch nicht erwartet, dass ausgerechnet die 30er mit das größte Problem werden. Andererseits war ich angenehm überrascht, wie schnell ich es geschafft habe, die 40er zu komplettieren. Dabei gab ich für einen Film allerdings mehr aus als jemals zuvor - über 50 Euro für das vergriffene Remake von Der Dieb von Bagdad auf Ebay... und das war noch vergleichsweise günstig o_O'
Habe hier noch Notizen zu knapp 90 Filmen auf dem Rechner, die ich demnächst in weiteren Kurzreviews verbraten kann. Die Frage ist, was interessiert euch thematisch am meisten? Ich habe das mal in folgende Kategorien unterteilt:
(Gothic-)Horror-Gedöns
Sci-Fi Resterampe
Musketiere im Wandel der Zeit
Filme aus Tausendundeiner Nacht
(Jugend-)Literaturklassikerverfilmungen
Auf hoher See
Kung-Fu-Cinema
Historische Swashbuckler
Technicolor-Flash!
Kino Krieg!
Thriller und Film Noir
Fantasy Zeugs
Western von Gestern
Monumentale Movies
Weihnachtsspecial
Hinter einigen verbergen sich nur drei oder vier Filme, andere Bereiche sind so voll, dass ich sie in mehrere Etappen aufteilen muss. Auf was habt ihr Bock? Bitte um ein kleines Meinungsbild. Freie Auswahl!
Monumentalkrams wär was. Filme mit einem Kalibier wie Lawrence von Arabien oder so gibt es heute einfach nicht mehr. Brauch Input.
So richtig MONUMENTALE MOVIES, ey!
Cleopatra (http://www.imdb.com/title/tt0024991/) (1934)
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Die männerhungrige Königin im ptolemäischen Ägypten versucht Caesar und anschließend Mark Anton mit ihren Reizen um den Finger zu wickeln, wodurch sie Einfluss auf die große Politik ausüben möchte. Schöner Schluss, alleine für diese letzte bombastische Einstellung auf dem Thron hat sichs schon gelohnt ^^ Hauptdarstellerin Claudette Colbert ist überraschend toll. Der Anfang wirkt noch etwas cheesy, aber man findet sich nach einer Weile rein. Ansonsten bringt Regisseur DeMille typischerweise Mega-Set-Bauten auf die Leinwand und beeindruckt mit hochkarätiger Ausstattung, Kostümen, massig Statisten usw. Die gute alte Zeit des großen Kinos eben ;) Es handelt sich um eine angenehm knappe Version der Geschichte (100 Minuten), nicht so ausufernd wie spätere. Den Film gab es im Rahmen der britischen Masters of Cinema Reihe bis vor wenigen Jahren auf Blu-ray, ist heute aber leider vergriffen. Ein Spanien-Import wäre vielleicht eine Alternative, glaube da ist die englische Original-Tonspur drauf. Habe Cleopatra in meine Liste aufgenommen und hoffe auf eine Neuauflage. Hier (https://www.youtube.com/watch?v=VeqK5RpROZ0) gibts ein paar bewegte Eindrücke. 7/10
Spartacus (www.imdb.com/title/tt0054331) (1960)
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Der Sklave Spartacus entflieht seinen Besitzern und zettelt eine Revolte gegen die dekadente Römische Republik an. Woah. "Monumentalfilm" ist hier fast schon eine Untertreibung. Der geht knapp 200 Minuten! Eigentlich alles recht gelungen. Teilweise gute Schauspieler, vor allem Kirk Douglas und Peter Ustinov xD Auch hier wieder unzählige Statisten und kleinere Rollen, aufwändige Ausstattung und weitgehend gutes Drehbuch. Aber Kubrick (und Douglas, der viel Mitspracherecht hatte) verliert sich in Details, die wenig zur vordergründigen Handlung beitragen, und bläht diese stellenweise unnötig auf. Für meinen Geschmack war der Dreieinhalb-Stunden-Film zu groß für sein eigenes Wohl. Das hängt auch ein bisschen mit der ganzen Theatralik zusammen. Wir wissen alle, wie unschön die auf historischen Tatsachen beruhende Geschichte ausging, also sind das über drei Stunden darauf Warten, dass die Katastrophe ihren Lauf nimmt. In Titanic hatten wir es wenigstens mit neuen, fiktiven Charakteren zu tun, von denen wir noch nichts wissen und die uns näher gebracht werden, und der Bösewicht war hauptsächlich die Natur selbst. Bei Spartacus steht eine reale Person und dessen Tragödie im Mittelpunkt, und es steht vorher fest, dass ein echt ätzender Fiesling am Ende (größtenteils) gewinnen wird :-/
Um mir so etwas schmackhaft zu machen, sollte die Geschichte schon etwas kreativer sein. Ich hatte zum Beispiel trotz der ultralangen Spielzeit den Eindruck, dass man entweder die Titelfigur nicht sonderlich gut kennenlernt und die Darstellung überraschend blass und einseitig bleibt, oder dass Spartakus selbst als ein bisschen einfältig und simpel dargestellt wird. Aww, der freiheitsliebende Muskelmann-Anführer mit dem Herzen aus Gold. Außen rau, aber innen sensibel, besonders wenn es um die Liebe geht. Hmm. Versteht mich nicht falsch, dass Drama im Kern dieses Filmes funktioniert letzten Endes vorzüglich, und das Ende hat mich echt gerührt. Ich bin mir bloß sehr sicher, dass sich genau das auch mit mindestens ner Dreiviertelstunde weniger Film bei besserer Entwicklung der Hauptfiguren hätte bewerkstelligen lassen. Aber ich schätze, das Problem habe ich öfters mit solchen Brocken des Kinos (außer bei Meuterei auf der Bounty von 1962, der war von Anfang bis Ende absolute Spitzenklasse :p).
Wo ich gerade dabei bin, diese monumentale Ära der 50er und 60er Jahre ist schon faszinierend. Filme, die so gigantisch wurden, dass sie, gewissermaßen einer Opernaufführung nachempfunden, am Anfang mit Ouvertüre und in der Mitte mit ner musikalischen Intermission mit Entr'acte bzw. Zwischenspiel versehen wurden. Bis jetzt habe ich so etwas nur bei Spartacus (1960), Cleopatra (1963), Quo Vadis (1951), Meuterei auf der Bounty (1962), El Cid (1961), Ben Hur (1959) und Die Zehn Gebote (1956) gesehen, aber es gibt bestimmt noch einige mehr (https://en.wikipedia.org/wiki/List_of_films_with_overtures). Was mich an Spartacus unter anderem begeistert hat, war die Musik von Alex North. Ein Soundtrack, der solchem Bombast würdig ist und teilweise überraschend abenteuerlich klang. Mag ich. Insgesamt ein sehenswerter Film, für den man aber in der ungekürzten Fassung eine Menge Geduld mitbringen muss und der nicht ohne die eine oder andere Länge daher kommt. 7/10
Samson und Delilah (http://www.imdb.com/title/tt0041838/) (1949)
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Als der kräftige Samson (fast schon ein antiker Superman) die Liebe einer reichen und schönen Philisterfrau namens Delilah zurückweist, beginnt diese mit ihrer grausamen Rache, die letztlich fürchterliche Konsequenzen nach sich zieht, welche auch sie bereuen wird... Es gab ein paar kleinere lahme Stellen zwischendrin, wo die Dialoge ruhig etwas knapper und zurückhaltender hätten sein dürfen. Das ist aber häufiger bei DeMille-Filmen anzutreffen, sie nehmen sich selbst und ihre Message einen Hauch zu ernst und suhlen sich bisweilen in Pathos. Das ist in gewissen Mengen immer ok, aber bitte dann aufhören, wenn die Szene beginnt, langweilig zu werden. Der Film geht 130 Minuten, ein paar weniger wären auch nicht verkehrt gewesen, hätte ihn runder gemacht.
Heute haben wir gelernt: Angela Lansbury war mal jung und hübsch :eek: Alle Reviews labern darüber, wie unglaublich schön die Hauptdarstellerin Hedy Lamarr doch sei, und was für eine Bereicherung sie für den Film und ganz Hollywood zu jener Zeit wäre. Dem kann ich mich leider überhaupt gar nicht anschließen, und das nicht nur, weil MGM damals bewusst einen Hype um sie inszeniert hat. Ich fand sie eher abstoßend. Zugegeben, das hing auch zu großen Teilen mit der Rolle an sich zusammen - Charaktere des "Femme Fatale" Archetyps konnte ich noch nie ausstehen. Aber es hätte geholfen, da eine bessere Balance zu finden. Wenn sie schon durch das Verhalten so unausstehlich, nervig und hinterlistig-fies ist, dann wäre es gut gewesen, wenn ich in Sachen Attraktivität irgendetwas gemerkt hätte. Aber, und das meine ich ganz ehrlich, alle anderen weiblichen Figuren von Belang (gab ja im Grunde nur Semadar und Miriam) waren hundertmal anziehender und interessanter. Mir ist bewusst, dass Schönheit vollkommen im Auge des Betrachters liegt, aber wenn der Film wirklich darauf abzielte, Delilah wahnsinnig attraktiv zu machen, und das wird schon überdeutlich betont, dann sehe ich es als Versagen der Macher an, für meinen Geschmack dermaßen weit daneben zu liegen. Da reicht es nicht, die Schauspielerin die meiste Zeit aufreizende Kleider tragen zu lassen und ihr zu viel aufdringlichen Lidschatten ins Gesicht zu schmieren *würg* Das hat ein wenig die Immersion gestört, denn ich hatte entsprechend Probleme damit, nachzuvollziehen, wie Samson nach ihrem vorangegangenen Verhalten doch noch auf sie hereinfallen und sich verführen lassen konnte.
Will aber nicht zu kritisch klingen. Unterm Strich hat mir der Film schon gefallen. Besonders der Anfang, der wirklich was von einem dieser klassischen Epen hat, mitsamt dem hier natürlich unvermeidlichen Story-Aspekt des von überheblichen Besatzern unterdrückten Volkes und einem bärenstarken Helden, der zu einer Gefahr für sie wird. Auch das Ende mit der berühmten Szene, in der der geschlagene und geblendete Protagonist (mit Gottes Hilfe?) eigenhändig die Säulen des Götzentempels einreißt, sollte man mal gesehen haben. Effekttechnisch beeindruckend umgesetzt für die Zeit, sehr unterhaltsam. Hinzu kommt natürlich etwas, das ich bei DeMille grundsätzlich zu schätzen weiß: Die Ausstattung. Ich weiß, ich wiederhole mich dazu andauernd, aber es kann nicht oft genug erwähnt werden, zumal gerade in dem Bereich manch aktuellerer Film versagt. Da gibt es hier nichts zu meckern. Wunderschön ausgestaltete Kulissen und Kostüme sowie hunderte von Statisten erstrahlen in erhabenem Technicolor und erwecken biblische Zeiten phantasievoll zum Leben! Obendrein weiß das musikalische Titelthema von Victor Young zu überzeugen und bleibt im Gedächtnis. So etwas freut mich auch immer. Eine gute 6/10. Wäre mehr drin gewesen, aber dennoch sehr sehenswert. Alleine schon für die visuelle Gestaltung.
El Cid (http://www.imdb.com/title/tt0054847/) (1961)
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Der legendenumwobene spanische Nationalheld Rodrigo muss einen royalen Familienzwist und höfische Intrigen überstehen, um das christliche Spanien gegen die Muslime zu verteidigen. Also das vielleicht Wichtigste gleich vorweg: Der Soundtrack von Miklos Rozsa ist der Hammer! Richtig bombastisch, abenteuerlich, groß, episch, komponiert von einem Meister, gespielt von großem Orchester. So etwas hört man heutzutage einfach kaum noch im Kino. Hier (https://www.youtube.com/watch?v=EAnN6KiKIZ4) oder hier (https://www.youtube.com/watch?v=nrP3hNSglAc) findet ihr Kostproben. Hört euch eine der Suites mal von Anfang bis Ende mit voll aufgedrehten Lautsprechern an und lasst das auf euch wirken. Wow. Hatte zuvor nie bewusst auf Rozsa geachtet und ihn jetzt erst für mich entdeckt. Höre die Scores zu El Cid, King of Kings, Quo Vadis, Ivanhoe und Ben Hur in letzter Zeit rauf und runter.
Charlton Heston spielt "El Cid" Rodrigo de Vivar; Sophia Loren ist als Jimena zu sehen, die mit der Hauptfigur zumindest in der ersten Hälfte eine Art Hassliebe verbindet. Mich verwirrt Lorens unnatürlich aufgeblasen dicke Unterlippe o_O Ich kann einfach nicht weggucken, sobald sie die Kulisse betritt. Ist das normal so? Hab noch nicht viele Filme mit ihr geschaut. Zu bewundern gibt es allerdings viele schicke Kostüme, echte Burgen, sagenhafte Landschaften und vieles mehr in oft herrlicher Bildkomposition (die Szene mit den beiden Verbannten in der Hütte!), was im Zusammenspiel eine einzigartige Atmosphäre erzeugt und den Film so riesig wirken lässt. Auch wenn nicht alles unbedingt authentisch sein mag, versetzt El Cid den Zuschauer erfolgreich in eine Zeit vor knapp tausend Jahren. Für historisch Interessierte kann der Film ggf. nochmal eine Ecke lohnenswerter sein. Wenn man die genannten verschiedenen Teilkönigreiche oder Städte oder Persönlichkeiten wiedererkennt, darf man sich selbst auf die Schulter klopfen xD Auch Duelle mit Schwert, ein Turnierkampf, große Schlachten, tragische Liebe... alles drin.
Das Drehbuch ist leider nicht ganz so tight wie es hätte sein können. Ab und zu wirkt der Film mit seiner Laufzeit von über drei Stunden ein kleinwenig langatmig. Andererseits gibt es Stellen, an denen man das Gefühl bekommt, man hätte etwas an einem anderen Schauplatz verpasst, oder dass zu heftige zeitliche Sprünge gemacht werden. Sicher muss hier ein großer Zeitraum abgedeckt werden, aber hin und wieder schrammt die Geschichte haarscharf daran vorbei, wie eine bloße Zusammenfassung herüberzukommen. Oder anders gesagt: Viele Szenen sind für sich genommen richtig gut, aber fühlen sich manchmal seltsam losgelöst vom allgemeinen Handlungsfluss an, weil die Übergänge nicht immer logisch fließend genug sind. Speziell wenn zwischen Szenen mehrere Jahre vergangen sind, da hätte nämlich eine kleine Montage zwischendrin echt geholfen. Hoffe es ist halbwegs verständlich, was ich damit meine.
Zwar sieht man ständig Reiterei und bewaffnete Armeen, aber das einzige Schlachtengetümmel, das tatsächlich gezeigt wird, findet sich lediglich in den letzten Minuten und ist dann auch noch zu repetitiv und eher wenig aufregend gefilmt. Vieles findet einfach off screen statt. Hätte mir da filmisch mehr Einfallsreichtum und auch eine bessere Balance bei der Verteilung solche Elemente über die Dauer des Films gewünscht. Einen der in El Cid zuvor erwähnten oder implizierten aber nicht gezeigten Konflikte hätten die Macher wenigstens flüchtig einbauen und dafür den letzten Akt etwas straffen können. Denn das ganze letzte Drittel ist mir etwas zu eintönig und zäh geraten. In den ersten zwei Stunden hätte ich El Cid noch unbedingt in meiner Filmsammlung haben wollen, die letzte Stunde hat den Gesamteindruck leider etwas runtergezogen. Aber den Soundtrack hab ich mir auf jeden Fall besorgt ^^ 7/10
* WEIHNACHTS-SPECIAL *
Wünsche euch einen schönen dritten Advent ^w^
In sieben Tagen ist schon Heiligabend! o_O'
Ist das Leben nicht schön? (http://www.imdb.com/title/tt0038650/) / It's a Wonderful Life (1946)
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Ein Engel aus dem Himmel wird geschickt, um einem verzweifelt-frustrierten Geschäftsmann zu helfen, indem er ihm zeigt, wie das Leben wäre, wenn er niemals existiert hätte. Gut. Klassische Story, fühlte sich an als hätte ich mal wieder eine dieser cineastischen Bildungslücken geschlossen, da ich den Inhalt der letzten 40 Minuten bisher nur aus Anspielungen in anderen Werken oder Cartoon-Parodien kannte (unter anderem American Dad ^^). Hätte davon ausgehend allerdings gedacht, dass die Handlung etwas konzentrierter wäre. Der größte Teil der Spielzeit entfällt auf die in Abschnitten erzählte Lebensgeschichte des sympathischen Protagonisten. Das ist insofern effektiv, als dieser George Bailey einem wirklich ans Herz wächst, andererseits ist klar, dass da viel gestrafft und zwischen den Zeitsprüngen ausgelassen werden muss. Die obenstehende Beschreibung bezieht sich somit aber lediglich auf ca. das letzte Drittel, was ich dann doch irgendwie schade fand. Hatte gehofft, dass dieser Part mit der übernatürlichen und entfernt an Dickens Weihnachtsgeschichte erinnernden Wendung mehr Aufmerksamkeit bekommt, aber das ging ganz schnell vorbei. Somit wirkt "Ist das Leben nicht schön?" mehr wie ein wohliges Drama über einen netten Kerl aus einer Kleinstadt, für den nicht alles rund läuft.
Außerdem geht es thematisch für meinen Geschmack ein bisschen zu sehr um Geld und Unternehmertum, was das angeht ist es ein überaus amerikanischer Film und ein Zeugnis seiner Zeit. Ich hätte mir in ein paar Szenen gewünscht, dass mehr die Emotionen im Vordergrund stehen und ein paar der Nebencharaktere stattdessen stärker beleuchtet werden. So krass wie der Film als Kulturgut abgefeiert wird, fand ich ihn dann doch ein ganz kleines bisschen überbewertet. Aber nicht falsch verstehen, es ist immer noch ein wunderschönes Werk passend zu Weihnachten, mit einer Message, die gerade heutzutage gar nicht oft genug wiederholt werden kann. Das Finale fand auch ich richtig bewegend und herzergreifend (auch wenn es etwas unbefriedigend war, dass der fiese Mr. Potter nicht noch zur Rechenschaft gezogen wurde bzw. nicht bekommen hat, was er verdient).
Gestalterisch gibt es nichts zu bemängeln. Die Hauptdarsteller spielen sehr überzeugend und lebensecht. Die Kulissen sind toll gestaltet, man lebt sich als Zuschauer nach einer Weile selbst in diesem Örtchen ein. Es gibt eine Schwarz/Weiß-Version und eine nachkolorierte Variante des Films. Letztere ist erstaunlich gut gelungen und auf den ersten Blick kaum von einem "richtigen" Farbfilm zu unterscheiden. Hab ich inzwischen in meine Sammlung aufgenommen und sollte man mal gesehen haben. 7/10
Irrtum im Jenseits (http://www.imdb.com/title/tt0038733/) / (UK) A Matter of Life and Death / (US) Stairway to Heaven (1946)
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Ein britischer Flieger im Zweiten Weltkrieg entgeht dem Tod, ohne dass dies vorgesehen war. In einem himmlischen Gerichtshof muss er für sein Leben argumentieren. Hmpf. Hat so schön angefangen. Das Gespräch im Flugzeug ist wunderbar dramatisch und die Grundidee immer noch originell. Gab auch einige gute Szenen zwischendurch und von der Gestaltung her fand ichs super, wie die Szenen im Himmel (oder im Wahn des Protagonisten?) in schwarz-weiß dargestellt wurden, und die Realität auf Erden in Farbe...
ABER ich fand den ganzen Schlusspart, die Verhandlung, die eigentlich der Höhepunkt des Ganzen hätte sein sollen, reichlich behämmert. Es sollte um den Irrtum im Jenseits und um die Liebe gehen, die besagte Person in der zusätzlichen Zeit erfahren hat. Dass sein Mädel Amerikanerin ist und er Engländer war für mich total zweitrangig, eine Anekdote, mehr nicht. Im Prozess blasen sie das unglaublich auf, gehen darüber hinweg sogar auf historische Gegebenheiten ein, die mit der aktuellen Frage überhaupt nichts mehr zu tun haben - vielleicht, weil die Drehbuchautoren sonst nicht gewusst hätten, über was dort im Gericht eigentlich geredet werden soll? Der reale Krieg war zu diesem Zeitpunkt bereits ein Weilchen vorbei (seit über einem Jahr, daher schätze ich, dass der Produktionsbeginn des Films erst danach geschah), deshalb erscheint es mir umso unangebrachter, hier im Rahmen dieses Konfliktes transatlantische Gemeinsamkeiten und Verbindungen zu beschwören. Einen französischen Charakter haben wir immerhin auch noch dabei! Schade, hier wurde wie so oft in den 40ern die Chance vertan, eine wirklich zeitlose Geschichte zu erzählen, die auch im Nachhinein nicht bloß wie ein Produkt ihrer eigenen Dekade wirkt.
Was ich noch wesentlich störender fand: Die Beziehung zwischen Carter und June wird letztlich als Krux der ganzen Handlung aufgebaut, soweit ja alles okay. Aber das fühlt sich im Film manipuliert und künstlich an, ohne echte, glaubhafte Tiefe, aus dem einfachen Grund, dass die beiden nur wenig bis gar keine Screentime innig miteinander teilen. Mir ist schon klar, dass die Argumentation in Richtung "Liebe auf den ersten Blick" geht, aber ich rede nicht von der Logik der Geschichte, sondern von meinem emotionalen Eindruck als Zuschauer: Bloß weil sie sich einmal in einer dramatischen Situation über Radio hörten, sich nach einem richtigen Treffen (von dem wir lediglich einen winzigen Bruchteil zu sehen bekommen) fortan mit Darling anreden, und zugegebenermaßen David Niven und Kim Hunter zusammen ein bisschen Chemie auf der Leinwand haben, heißt das noch lange nicht, dass das alles authentisch, glaubwürdig und nachvollziehbar wirkt.
Anders gesagt, sie hätten viel mehr auf diese Liebesgeschichte eingehen müssen, wenigstens ein oder zwei voll entwickelte Szenen, die einzig dazu da sind, zu zeigen, wie sehr die beiden sich lieben, obwohl sie sich erst so kurz kennen und nur wenig voneinander wissen. Stattdessen gibt es mehrere Zeitsprünge, die diese potentiell interessanten Stellen aussparen und übergehen. Hätte es das gegeben, hätte es den Effekt in der Verhandlung und das Finale mit der Opferbereitschaft soo viel effektiver gemacht. Es ginge nicht bloß um Leben oder Tod der Hauptfigur, sondern wir hätten auch auf emotionaler Ebene erfahren, was da auf dem Spiel steht. So wie es im Film tatsächlich gestaltet ist, ließ mich das ehrlich gesagt ziemlich kalt. Deutsche BD ist erhältlich, brauchte ich aber nicht. 6/10
Das Wunder von Manhattan (http://www.imdb.com/title/tt0039628/) / Miracle on 34th Street (1947)
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Als ein netter, alter Mann, der vorgibt, der Weihnachtsmann zu sein, als Verrückter in eine Anstalt gesteckt wird, macht sich ein junger Anwalt daran, ihn zu verteidigen, indem er dem Gericht zu beweisen versucht, dass es sich um den echten Santa handelt. Voll schön und herzerwärmend. Als die skeptische Doris (Maureen O'Hara mal wieder) ihre Unterschrift unter den Brief ihrer Tochter setzt, musste ich weinen :'-) Und ganz am Ende auch. Die Welt könnte mehr von solchen positiven Geschichten und Aussagen brauchen in unserer heutigen, übertrieben zynischen Ära. Verwundert wenig, dass gleich mehrere solcher Filme in den unmittelbaren Nachkriegsjahren erschienen (siehe weiter oben). Vielleicht sind Kinder manchmal klüger als Erwachsene und erst recht zu einer Zeit, als die Erwachsenen gerade die Welt in Schutt und Asche gelegt hatten, kam so eine Rückbesinnung auf den Glauben an das Gute an.
Kinderdarsteller, die nicht unerträglich nervig sind. Seltenheitswert! Hatte den Film trotz Klassikerstatus noch nie gesehen und bin ehrlich gesagt ziemlich skeptisch an die Sache rangegangen. Glaubte nicht, dass mir das thematisch gefallen würde und dass es eher schnell Richtung Kitsch abrutscht. Aber nö, die 90 Minuten vergehen wie im Fluge, halten bei Laune, man versetzt sich in die Figuren, bleibt interessiert bei der Sache. Insbesondere der ambivalente Umgang mit der Frage, ob es sich nicht doch um den wahrhaftigen Weihnachtsmann handeln könnte, macht einen großen Teil des Reizes aus. Hat mich voll überzeugt. Als Weihnachtsfilm meiner persönlichen Meinung nach sogar noch besser als Ist das Leben nicht schön? - auch wenn ich damit wahrscheinlich weitgehend alleine dastehe. Es existiert neben dem monochromen Original auch noch eine nachkolorierte Fassung. Schade, dass auf der deutschen BD nicht beide Versionen drauf sind (bei Ist das Leben nicht schön? war dies der Fall), sondern nur die in schwarz/weiß. Es gibt ein Remake aus den 90ern, das ganz okay sein aber nicht an die Vorlage heranreichen soll. 8/10
Drei Haselnüsse für Aschenbrödel (http://www.imdb.com/title/tt0070832/) / Tri orísky pro Popelku (1973)
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Basierend auf einer sehr frei nacherzählten, tschechischen Variante des Märchens von Aschenputtel aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. Koproduziert von zwei Ländern, die heute nicht mehr existieren (DDR und Tschechoslowakei) ^^ Der Film ist in Teilen Deutschlands und anderen europäischen Regionen inzwischen zur kultigen Weihnachtstradition geworden. Aschenputtel hat zwar nicht notwendigerweise etwas mit Weihnachten zu tun, aber diese Verfilmung spielt im Winter in schneebedeckten Landschaften, daher passt das ganz gut zur Jahreszeit. Interessant finde ich, dass er auf tschechisch und deutsch gedreht wurde - die Schauspieler haben am Set einfach ihre entsprechende Muttersprache verwendet. Später wurden nur die Rollen synchronisiert, die das Publikum im jeweils anderen Land sonst nicht verstanden hätte. Erinnerte mich produktionstechnisch insofern ein wenig an Italowestern *g*
Ich würde sagen, dass der größte Unterschied zur grimmschen Fassung in der Charakterisierung der Hauptfigur besteht. Diese Aschenbrödel ist viel selbstbestimmter, cleverer, verspielter und aktiver, fast schon ein Wildfang mit Ähnlichkeit zum Tomboy-Archetyp. Zwar wird auch sie zu Hause untergebuttert und mies behandelt, aber sie weiß sich zu helfen und kann der Ungerechtigkeit auf Wunsch relativ leicht entfliehen. Die Heldin hat auch eine schüchtern-verlegene Seite, aber einen wachen Geist und ein gutherziges Gemüt. Von daher ein gelungenes Vorbild für besonders junge ZuschauerInnen, behaupte ich.
Von Charles Perraults ursprünglicherer Version, aus der im bekannten Disney-Animationsfilm viel übernommen wurde, unterscheidet sich Drei Haselnüsse für Aschenbrödel vor allem dadurch, dass die übernatürlichen Elemente hier stark zurückgefahren wurden. Die drei Haselnüsse aus dem Titel stehen für drei Wünsche, welche die Hauptfigur frei hat, ferner kann sie mit einigen Tieren kommunizieren. Das wars. Wer hier eine Kürbiskutsche, eine fette Fee oder sprechende Mäuse erwartet, dürfte sich wundern. Nichtmal der fragliche Schuh ist aus Glas ;) Dieser Ansatz entfaltet aber seinen ganz eigenen Charme und macht das Geschehen etwas greifbarer und glaubwürdiger.
Zwei Faktoren sehe ich an dem Film ein wenig kritischer, wobei man darüber gewiss streiten kann. Erstens handelt es sich so sehr um ein "Feelgood-Movie", dass darunter die Dramatik leidet, denn von jener ist nicht allzu viel vorhanden. Es steht nie viel auf dem Spiel. Aschenbrödel geht es gar nicht so schlecht und nichtmal die Stiefmutter ist so fies böse wie bei Disney, sondern wird eher karikaturesk überzeichnet. Zweitens wären da die Production Values. Klar, diese Art von Film aus Europa und speziell aus dem Ostblock war noch nie dafür bekannt, beeindruckende Bilder zu liefern, die sind natürlich auch nicht die Hauptsache. Auch hätte ich mir sicher nicht gewünscht, dass es stattdessen überproduzierter Hollywood-Bombast mit exorbitant hohem Budget gewesen wäre. Aber gerade für Mitte der 70er Jahre kommt kaum Kinofeeling auf, es wirkt mehr wie ein Projekt fürs Fernsehen, was es ursprünglich aber nicht war. Kulissen, Kostüme und Effekte werden mit einfachsten Mitteln umgesetzt, was für mich an ein paar wenigen Stellen (wie etwa im kargen Ballsaal) die Immersion gestört hat.
Doch auch ohne diese Dinge auf höchstem Niveau entsteht bisweilen eine dichte Atmosphäre. Drei Haselnüsse für Aschenbrödel ist schlicht sympathisch und bezaubernd und verdient den Kultstatus, den es genießt. Ich hatte bislang immer nur einzelne Ausschnitte beim Rumzappen gesehen und bin erst dieses Jahr dazu gekommen, den Film mal von Anfang bis Ende zu schauen. Hat sich gelohnt. 7/10
Habe dank der Masters of Cinema Reihe von Eureka nun auch endlich Die Insel der verlorenen Seelen von 1932 und Les Miserables von 1934 hier. Das heißt, in der Sammlung fehlen jetzt nur noch die fünf Jahre 1923, 28, 30, 37 und 38 ^__^ Hätte zu Anfang nie gedacht, dass ich wirklich mal so weit hiermit komme.
Wovon wollt ihr als nächstes lesen? Hinter einigen Kategorien verbergen sich nur drei oder vier Filme; zwei Bereiche sind hingegen so voll, dass ich sie in mehrere Etappen aufteile. Freie Auswahl :) !
(Gothic-)Horror-Gedöns
Sci-Fi Resterampe [Part 1 & 2]
Musketiere im Wandel der Zeit
Filme aus Tausendundeiner Nacht
(Jugend-)Literaturklassikerverfilmungen
Auf hoher See
Kung-Fu-Cinema
Historische Swashbuckler [Part 1, 2 & 3]
Technicolor-Flash!
Kino Krieg!
Thriller und Film Noir
Fantasy Zeugs
Liferipper
25.12.2017, 16:45
Nachlesen hat wieder etwas gedauert.
Drei Haselnüsse für Aschenbrödel
Hat mir, als ich den Titel gelesen habe, überhaupt nichts gesagt. Schaue gestern in die Fernsehzeittschrift, und es ist tatsächlich gelaufen xP.
Favorisierte Kategorie für den nächsten Abschnitt wäre "Thriller und Film Noir".
Knuckles
25.12.2017, 17:06
Hat mir, als ich den Titel gelesen habe, überhaupt nichts gesagt. Schaue gestern in die Fernsehzeittschrift, und es ist tatsächlich gelaufen xP.
Das läuft schon seit x Jahren zu Weihnachten rauf und runter (und ist auch auf Netflix verfügbar).
Überrascht mich ja doch, dass dir das nichts sagte.
Liferipper
25.12.2017, 17:58
Überrascht mich ja doch, dass dir das nichts sagte.
Der Film fällt in die Kategorie "Filme, die mich nicht die Bohne interessieren", daher habe ich, wenn mir überhaupt jemals aufgefallen ist, dass er gelaufen ist, diese Tatsache wohl sofort darauf wieder aus meinem Gedächtnis gelöscht ;D.
Thriller und Film Noir
Hafen im Nebel (http://www.imdb.com/title/tt0030643/) /Le quai des brumes (1938)
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Langweilig. Ein Deserteur vom Militär kommt in eine neblige französische Hafenstadt. Klingt nach dem Beginn eines schlechten Witzes. Film-noir-Style mit ab und zu recht atmosphärischen Umgebungen und einem netten musikalischen Titelthema, aber das ist auch schon alles. Das Beziehungsgeflecht der Figuren mag für einige vielleicht halbwegs interessant sein, aber für mich war das, wie übrigens auch die ganze sonstige Handlung in der kaum etwas passiert, zum Wegpennen :| Die Charaktere haben mich nicht gepackt, fand sie belanglos und unsympathisch. Das Ende war typisch und voll doof. Erwarte bei so einem Film ja kein Happy End, aber etwas weniger einfach hätten es sich die Verantwortlichen schon machen dürfen... Eine deutsche Blu-ray ist erhältlich. 5/10
Im Schatten des Zweifels (http://www.imdb.com/title/tt0036342/) /Shadow of a Doubt (1943)
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Nennt mich Banause, aber ich glaube ich hatte zuvor noch nie einen Hitchcock-Film ganz gesehen, zumindest nicht bewusst. Zwei oder drei seiner am meisten gefeierten Werke wollte ich vielleicht schon noch irgendwann nachholen, aber meine Bildungslücke in diesem Bereich kam hauptsächlich dadurch zustande, dass mich seine Geschichten, Themen und die ganze Machart nie wirklich gekümmert hat. Eher im Gegenteil. Mit Shadow of a Doubt wollte ichs noch einmal versuchen, aber das hat mich nur in den erwähnten Zweifeln bestärkt. Manchmal glaube ich, dass Hitchcock zwar eine Menge von Erzählkunst und den Bedürfnissen des Publikums verstand, aber im Grunde dennoch ziemlich overhyped war und ist. Wobei zu seiner Verteidigung in diesem Fall anzumerken ist, dass der vorliegende Streifen noch vergleichsweise früh in seiner Karriere produziert wurde.
Die Handlung dreht sich um eine junge Frau, die herausfindet, dass ihr Onkel, der gerade zu Besuch vorbeischaut, möglicherweise nicht der Mann ist, der er zu sein scheint. Zwar kann man sich als Zuschauer selbst in die Lage versetzen, aber irgendwelche überraschenden Enthüllungen oder spannende Wendungen waren nicht vorhanden. Auch hier kann ich nicht sagen, dass mich die Charaktere sonderlich mitgerissen hätten. Das ist grundsätzlich ein Knackpunkt bei Thrillern für mich: Ich kann keine Angst um die Protagonisten haben, wenn sie mir prinzipiell egal sind. Diese Art von Film funktioniert soweit es mich betrifft nur dann, wenn zunächst und zwischendurch erfolgreich Spielzeit darauf verwendet worden ist, mir die zentralen Point-of-view-Akteure (und nur die) näher zu bringen. Das war hierbei imho leider nicht der Fall. Habe schnell die Lust daran verloren, aber immerhin ist Shadow of a Doubt handwerklich gut gemacht. 6/10
Die Wendeltreppe (http://www.imdb.com/title/tt0038975/) /The Spiral Staircase (1946)
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Psychothriller. Im Jahre 1916 hat es ein geheimnisvoller Serienkiller auf Frauen mit besonderen Gebrechen und Leiden abgesehen. In einer Nacht während eines heftigen Sturmes fühlt sich Helen, die durch ein Trauma nicht mehr sprechen kann, plötzlich bedroht. Die Idee ist gut. Set-Design toll, die Atmosphäre stimmt (stürmische Nächte sind immer gerne gesehen ^^) und einige der Figuren sind interessant, wobei es zu viele von denen gibt. Ein paar weniger aber besser ausgearbeitete wären von Vorteil gewesen, denn man verliert wenn man nicht höllisch gut aufpasst leicht den Überblick, wer wer ist und wie jeder zu den übrigen steht. Für dieses Story-Konzept war der Film meiner Ansicht nach jedoch einfach nicht spannend genug: Da soll ein Mörder ganz in der Nähe sein, man fragt sich wer dahinter stecken könnte und man bangt um Helen in dem großen Haus. Aber dafür gibt es ewig lange keine einzige Szene, in der es mal wirklich brenzlig wäre. Ging zu sehr Richtung Kammerspiel für meinen Geschmack - viel Gelaber aber wenig Handlung oder Abwechslung.
Außerdem ein bisschen vorhersehbar, wenn der auf den ersten Blick unsympathischste und zur Einblendung des Auges passende Typ der Täter ist. Man hätte das Rätsel stärker ausbauen können, die Figuren wurden von Anfang an nicht vernünftig vorgestellt. Auch dass Helen am Ende ihre Stimme wiederfindet war sowas von klar. Spannend und intensiv sind eigentlich nur die letzten 15 Minuten, dafür hat sichs ehrlich gesagt kaum gelohnt. Der Film ist wohl einfach nicht optimal gealtert, aber so scheint es mit vielen damaligen Schockern zu sein. Was Leute erschreckt, ändert sich mit der Zeit. Nicht schlecht insgesamt, aber das geht besser. 6/10
Der dritte Mann (http://www.imdb.com/title/tt0041959/) /The Third Man (1949)
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Erwähnte ich schon, dass das echt nicht mein Genre ist? In den 40ern gab es scheinbar nix anderes als Film noir. Tausendmal schlimmer als die Flut von Superheldenfilmen heutzutage. Frage mich, ob die Studios durch den Krieg vollkommen phantasielos geworden sind. Hätte erwartet, dass gerade da und in den Folgejahren Eskapismus gefragt wäre, aber stattdessen nur diese ätzenden Detektiv-Kriminalgeschichten >_> Der dritte Mann wurde super gut bewertet, also probierte ich es trotzdem. Handelt von einem Groschenroman-Autor, der ins Nachkriegs-Wien reist, wo er unverhofft Nachforschungen zu dem mysteriösen Todesfall eines alten Freundes anstellt.
Das desinteressierte aber vage heitere Geklimper als Musik nervte mich schon nach kurzer Zeit, geht aber durchgängig so. Beißt sich völlig mit der Spannung und dem Drama, das aufkommen könnte. Die ständigen Dutch-Angle-Kameraperspektiven waren auch etwas dick aufgetragen. Bin ich grundsätzlich kein großer Fan von (unangenehme Erinnerungen an JJ Abrams werden wach). Bei dieser Art von Film passt es ja zumindest normalerweise noch einigermaßen, aber hier war gefühlt jede zweite Einstellung "schräg". Mal wieder nette Grundidee und ein paar sehr schicke Gestaltungen was die Kulissen angeht, aber ansonsten lahm. Von dem zentralen Mysterium hatte ich mir auch einen größeren Aha-Effekt erhofft. Die Geschichte ist im Grunde unheimlich simpel und zieht sich im letzten Drittel erheblich. Gibt so gut wie keine Action, so gut wie keine Suspense oder Nervenkitzel, und das bisschen Drama was da war konnte mich nicht packen weil mir die Figuren (ähnlich wie weiter oben) am Arsch vorbei gingen.
Apropos: Lauter zwielichtige Charaktere und (vielleicht bis auf den Polizeichef-Dingens-Typen) niemand dabei, den ich halbwegs sympathisch gefunden hätte. Erst recht nicht den latent anmaßend-überheblichen Protagonisten, gespielt von Joseph Cotten. An vielen Stellen zeigen die Figuren echt irrationales und unlogisches Verhalten, was mich genervt hat. Zum Beispiel: Wenn die Polizei sagt, dass mein bester Freund in schlimmere kriminelle Aktivitäten verwickelt war, dann würd ich bei den Leuten jeweils doch mal nachfragen, was das angeblich sein soll, was man ihm vorwirft, selbst wenn ich es nicht glaube. Einerseits tut der Hauptcharakter so, als sei sein Freund total wichtig, andererseits lebt er in seiner eigenen kleinen Welt. Erschien mir unglaubwürdig. 6/10
Boulevard der Dämmerung (http://www.imdb.com/title/tt0043014/) /Sunset Boulevard (1950)
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Drehbuchautor in Nöten wird von einem alten und verblassten Stummfilmstar engagiert, ihr Skript zu überarbeiten und gerät auf diese Weise in eine seltsame, ungesunde Beziehung hinein. Naja, von so einem berühmten und filmisch oft zitierten Klassiker hatte ich dann doch ein wenig mehr erwartet. Der Anfang war noch ganz interessant, aber ich hätte mir gewünscht, dass mehr dahinter gesteckt hätte, zum Beispiel durch ein paar verblüffenden Enthüllungen. Eigentlich eine total banale Geschichte. Auch mag ich es nicht sonderlich, wenn Hollywood sich in Filmen selbst beweihräuchert, und das war hier sowas von der Fall. Inklusive Paramount-Schleichwerbung und DeMille, der sich selbst spielt! Keine Ahnung... Wenn ich mir vorstelle, heute würde in einem fiktionalen Drama jemand wie Steven Spielberg als Steven Spielberg auftauchen, in einer kleinen Nebenrolle, aber wohlgemerkt doch weit mehr als ein Cameo, dann fühlte sich das irgendwie nicht gut oder passend an und würde mich aus dem Geschehen herausreißen. Immerhin wird Norma Desmond von Gloria Swanson gespielt, und die war wirklich mal ein Stummfilm-Star, was der Figur irgendwie automatisch sofort mehr Tiefe und Glaubwürdigkeit gibt.
Technisch bzw. stilistisch gesehen verwendet Sunset Boulevard viele Aspekte eines Film noir, was ich ja meist grundsätzlich nicht besonders mag (zumindest solange es nicht mit weitaus massenwirksameren Genres vermischt wurde). Aber hey, wenigstens mal wieder eine Bildungslücke geschlossen. Fand es beim Schauen faszinierend, wie oft ich Elemente daraus bereits aus diversen Cartoon-Parodien kannte, unter anderem gleich zwei Folgen von American Dad arbeiten damit. Jetzt weiß ich endlich, woher all das stammte und werde in Zukunft entsprechende Anspielungen verstehen ^^ 6/10
Die Nacht des Jägers (http://www.imdb.com/title/tt0048424/) /The Night of the Hunter (1955)
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Ein fanatisch religiöser Mörder gibt sich als Priester aus und heiratet eine naive Witwe, deren Kinder ihm nicht sagen wollen, wo ihr hingerichteter Vater die 10.000 Dollar versteckt hat, welche dieser in einem Raub erbeutete und vor der Festnahme seinem Nachwuchs anvertraute. Davon hat der irre Fanatiker nämlich im Gefängnis Wind bekommen, wo er sich die Zelle mit dem Vater der Kinder teilte. Oha. Schon was Cast & Crew angeht, hat mich der Film überrascht. Ich wusste gar nicht, dass der Darsteller Charles Laughton zur Abwechslung auch mal Regie führte, und das sogar äußerst kompetent. Zudem spielt Lillian Gish mit, die ich hier schon mehrfach erwähnt haben müsste, diesmal jedoch so ziemlich als das Gegenteil ihrer Stummfilmrollen aus jungen Jahren. War sie damals meist das zart-zerbrechliche Ding, tritt sie hier im Alter von 62 als knallharte Pflegemutter auf, die das Böse durchschaut und ihre Kids mit Gewehr im Anschlag tatkräftig verteidigt :D Erfrischend.
Das Highlight an dem Film ist der psychopathische Schurke. Ein faszinierender, fundamental übler, kompromissloser und verkorkster Charakter, der seine Rolle perfide zu seinem Vorteil auszuspielen weiß (fast jeder vertraut dem vermeintlichen Geistlichen blind und er hat immer eine passende Ausrede oder Erklärung parat) und der vor nichts Halt macht, um sein Ziel zu erreichen. Auf die eine Faust hat er "LOVE", auf die andere "HATE" tätowiert und erzählt dazu stets eine bescheuerte Anekdote (frage mich, ob Night of the Hunter bzw. die dazugehörige Literaturvorlage der Ursprung jenes Tropes ist, denn ich meine, etwas Vergleichbares schon oft anderswo gesehen zu haben, obwohl mir gerade keine Beispiele einfallen). Bedrohliches Leben wird ihm allerdings gerade auch durch die Art der Darstellung eingehaucht: Perfektes Spiel mit filmischen Andeutungen. Immer wieder sieht man zunächst nur seinen charakteristischen Schatten mit Hut, oder sein Kommen kündigt sich durch ein Lied an, das er trällert.
Problematisch sehe ich andererseits die beiden jungen Hauptfiguren. Gute Kinderdarsteller sind eine Seltenheit und in diesem Fall wurde leider kein Glückstreffer gelandet. Der Junge der John spielt scheint von Anfang bis Ende exakt einen einzigen Gesichtsausdruck unverändert beizubehalten. Die kleine Pearl ist zwar aus Storygründen so jung (sie musste beeinflussbarer als John sein und ihre Puppe ist als Geld-Versteck von Bedeutung), aber solcherlei Charaktere sind fast immer unheimlich nervig. Hätte beide lieber ein paar wenige Jahre älter gemacht und dafür vernünftige Schauspieler engagiert. Als Herzstück der Geschichte waren sie nicht sehr überzeugend. Wenn abgesehen von Gish als in der Handlung erst spät auftauchende Retterin schon die ganzen erwachsenen Nebenfiguren so blind und dumm oder fies und verantwortungslos sind, wäre es sinnvoll gewesen, dies mit den Kindern in akuter Gefahr als liebenswert, clever und lebhaft zu kontrastieren. Der Film wirkt durch das Fehlen eines solchen Ausgleichs bisweilen unnötig trist und einseitig. Trotzdem sehenswert, schon alleine dadurch, wie unvorhersehbar die Handlung an einigen Stellen war. 7/10
Die drei Tage des Condor (http://www.imdb.com/title/tt0073802/) /Three Days of the Condor (1975)
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Ein lebensfern-lesewütiger CIA Rechercheur findet eines Tages alle seine Kollegen ermordet vor und muss die wahren Verantwortlichen, die nun offenbar auch ihn um jeden Preis loswerden wollen, so lange überlisten, bis er herausgefunden hat, wem er wirklich trauen kann. Stecken seine Vorgesetzten in der Sache mit drin? Sehr guter Polit-/Agententhriller mit Robert Redford in der Hauptrolle. Ein echter Klassiker und ich behaupte, auch einer der besten Streifen dieser Art, was unter anderem an der Glaubwürdigkeit liegt. Es muss eben nicht immer over-the-top Actionspektakel wie bei James Bond oder Mission Impossible sein. In Die drei Tage des Condor versucht man sich eher in die Hauptfigur zu versetzen, grübelt selbst nach, wem man vertrauen oder wie man sich in so einer Situation verhalten würde.
Gibt mehrere schön spannende Szenen und tolle, einprägsame Charaktere in einem wendungsreichen Plot mit interessanter Hintergrundgeschichte. Gerade für die 70er, wo sonst meiner Meinung nach im Kino leider nicht viel ging, alles andere als übel. Was die angesprochenen Themen angeht geradezu prophetisch und teilweise aktueller denn je. Einziger Makel: Die Trends jener Ära spiegeln sich manchmal unschön im Soundtrack wider. Die bekloppten Diskoklänge, die hier glücklicherweise nur ab und zu auftauchen, passen überhaupt gar nicht zur paranoid-bedrückenden Stimmung und dichten Atmosphäre der Geschichte. Was soll's. Der Film spielt gekonnt mit den Tropes des Genres und bietet auch ein paar kleine Überraschungen. Empfehlung für alle, die den noch nicht kennen. Hatte ihn zuletzt vor bestimmt über zehn Jahren gesehen und nur noch schwammige aber positive Erinnerungen daran. Hat sich gelohnt, die mal wieder aufzufrischen. Blu-ray gibts zu kaufen, außerdem ist der Film derzeit noch für Amazon Prime Mitglieder abrufbar. 8/10
Historische Abenteuer und Swashbuckler - Part 1
Der Gefangene von Zenda (http://www.imdb.com/title/tt0029442/) /The Prisoner of Zenda (1937)
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Ein Engländer macht Urlaub in dem (fiktiven) europäischen Land Ruritanien und muss plötzlich die Rolle des rechtmäßigen Königs übernehmen - ein entfernter Verwandter des Engländers, der ihm wie ein Zwilling gleicht, aber von finsteren Verschwörern vor der Krönungszeremonie entführt worden ist. Die Story basiert auf einem bekannten Abenteuerroman von Anthony Hope und ist im Prinzip ein alter Klassiker. Hab gelesen, dass es sich bei dem Film um einen Swashbuckler handeln soll, und daran gemessen war ich zunächst ehrlich gesagt ein wenig enttäuscht: Es gab bis zum Finale überhaupt keine Kämpfe oder Action. Dafür war der Schlusspart mit der Infiltration und Befreiungsaktion in der Festung ziemlich cool. The Prisoner of Zenda startet langsam aber kriegt noch die Kurve. Außerdem ist Fairbanks Jr. auch kein übler Schauspieler und tritt ein wenig in die Fußstapfen seines berühmten Vaters, hier allerdings als schnittiger Schurke Rupert von Hentzau ^w^ Der Stoff wurde sehr oft adaptiert, aber die Version von 1937 wird gemeinhin als die definitive und beste betrachtet. Habe den Film in meine Liste aufgenommen. Leider nicht erhältlich. 7/10
Der Rebell (http://www.imdb.com/title/tt0042464/) /The Flame and the Arrow (1950)
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Dardo Bartoli und die Gruppe loyaler Verbündeter, die er um sich geschart hat, nutzen in der mittelalterlichen Lombardei eine römische Ruine als Hauptquartier, um einen Aufstand gegen ihre hessischen Eroberer zu organisieren. Eine Robin-Hood-ähnliche Geschichte, die aber erfrischenderweise in Norditalien angesiedelt ist. Überraschung! - die Deutschen sind mal wieder die Fieslinge... naja, größtenteils ;) Perfekt archetypischer Swashbuckler mit allem, was dazugehört. Ein sehr energetischer Film mit viel Akrobatik und durchgehend flottem Pacing. Es gibt keine Längen, keine uninteressanten Stellen; selbst wenn es mal ruhiger zugeht wurde ich vorzüglich bei Laune gehalten. Die Musik passt auch dazu.
Glücklich bin ich ferner über die sympathischen Figuren. Neben dem von Burt Lancaster gespielten Hauptcharakter und seinem stummen Sidekick taucht unter anderem eine von Virginia Mayo verkörperte hessische "Prinzessin" auf. Geil, wie das etwas in die Jahre gekommene Robin-Hood-Thema hier durch diverse Elemente aufgefrischt wird. Da wäre zum einen das Setting. Ja, die Rebellen mögen auch hier im Wald hausen, aber es ist eine deutlich bergigere Region. Am meisten beeindruckt hat mich das Geheimversteck in einer antiken römischen Tempelruine, hell yeah! Auch der Umstand, dass der Held in erster Linie seinen kleinen Sohn befreien möchte, ist in diesem Zusammenhang mal ein etwas anderer Motivationsgrund. Ein bisschen Schwertkampf gibt es auch zu sehen. Die Kulissen, viel davon offenbar im Studio erstellt, sehen wunderschön und liebevoll gestaltet aus. Jede Menge Details, die im Technicolor-Look toll zur Geltung kommen. Hat mir richtig gut gefallen. Rundum gelungen. Genau was ich mit dieser ganzen Aktion hier ursprünglich gesucht habe. Gibt es bedauerlicherweise - mal wieder - nicht auf BD. 8/10
Die schwarze Rose (www.imdb.com/title/tt0042256) /The Black Rose (1950)
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Ein enterbter angelsächsischer Adeliger verlässt im 13. Jahrhundert mit seinem Freund das normannische England, um sein Glück im fernen Osten zu suchen. Sorry, das war nicht gut. Sehr schlechtes Tempo, zieht sich mit vielen langen, eher oberflächlichen Gesprächen ewig hin. Dafür geht's mit der Reise ganz schnell, obwohl man nie ein Gefühl dafür bekommt, wo genau die Figuren gerade sind oder wie viel Zeit zwischen den Szenen vergangen ist (realistisch betrachtet Monate oder gar Jahre, aber es plätschert trotzdem fröhlich weiter, als wäre nie was gewesen). Zudem keine Action. Nun gut, nicht jeder Abenteuerfilm braucht das dringend, aber wäre hier schon angebracht gewesen. Erst recht mit diesem Setup ist es unverzeihlich, dass es da nicht mehr zur Sache ging. Gab nämlich unzählige Momente, wo ein Kampf oder eine aufregende Flucht, irgendetwas mit Geschwindigkeit reingepasst hätte - schaut euch dazu nur mal das Poster an! Es kommt sogar mindestens eine Schlacht vor, aber die findet komplett off-screen statt, obwohl unser Protagonist mitmischen durfte. Nope, stattdessen hauptsächlich Leute die rumsitzen oder rumstehen (in Burgen, in Zelten, in Palästen) und sich unterhalten. Der Film ist zu konfliktarm für dieses Grundgerüst mit hohem Konfliktpotential. Aufkommende Probleme werden innerhalb der nächsten paar Minuten einfach hinfortgeschoben. Dafür seichtes Melodrama um Nichtigkeiten.
Die "schwarze Rose" aus dem Titel bezieht sich auf Maryam, gespielt von der blonden Cecile Aubry. Die ist in keiner Weise schwarz, ich kapier nicht wie die zu ihrem Namen kam. Aber nervig ist sie. Soll eigentlich eine junge Frau sein (Aubry war 22 als der Film gedreht wurde), aber benimmt sich wie ein kleines Kind im Vorschulalter. Ungeheuerlich naiv und dumm, reitet sie ständig auf der fixen Idee der Erfüllung einer Prophezeiung herum. Und natürlich sieht sie im Hauptcharakter sofort ihren Retter und verliebt sich in ihn. Oh mann... Sowas kann ja ganz süß sein, wenn man es richtig und halbwegs dezent angeht, aber das hier war zu dick aufgetragen und extrem eindimensional.
Ähnlich der Protagonist Walter of Gurnie, der sich irgendwie nicht entscheiden kann, was er eigentlich will. Durch das schwache Drehbuch eine totale Verschwendung von Tyrone Powers Talent. Orson Welles als Mongolengeneral scheint der einzige zu sein, der wirklich Spaß an seiner Rolle hatte und der ein wenig Energie ausstrahlt, aber leider wird auch das getrübt durch heute längst nicht mehr zeitgemäßes und teilweise sogar leicht rassistisch wirkendes Yellowface. Wenn es nicht zu auffällig ist und genug anderes passiert, um einen davon abzulenken, kann ich normalerweise noch gut über so etwas hinwegsehen, aber leider handelt es sich in diesem Film um keinen Einzelfall - es gibt diverse kleinere Nebencharaktere, auf die vergleichbares zutrifft.
Das Thema von Heimweh und das ganze Gelaber vom Graben zwischen Angelsachen und Normannen, obwohl stattdessen doch lieber alle zusammen happy Engländer sein sollten, wird einem wie mit dem Holzhammer eingetrichtert, obwohl das mit der vordergründigen Handlung meist wenig zu tun hat. Unzählige historische Aspekte hauen nicht hin und werden im Film falsch dargestellt. Dabei rede ich nichtmal von Details, denn das gilt selbst für die gröbsten Züge des Settings. Sehe ich sonst auch nicht so eng, aber wenn es wenig gibt, wofür man sich inhaltlich begeistern kann, dann fallen solche Makel schnell stärker ins Gewicht. Ein langsamer, stumpfer und dumpfer Abenteuerfilm, der wegen Oberflächlichkeit und strukturellen Problemen nicht mitreißt. Ich hatte auf einen Swashbuckler gehofft - das verspricht der Name Tyrone Power ja im Grunde bereits und die Beschreibung hörte sich ebenfalls sehr danach an. Schade, dass diese Hoffnung enttäuscht wurde. 5/10
Scaramouche, der galante Marquis (www.imdb.com/title/tt0045125) /Scaramouche (1952)
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Frankreich im ausgehenden 18. Jahrhundert: Ein Mann macht bricht auf, um den Tod seines Freundes zu rächen, der durch die Hand eines meisterhaften Schwertkämpfers getötet wurde. Tue mich hiermit etwas schwer. Einerseits gefällt mir vieles, andererseits muss ich dieses Remake ständig mit dem Stummfilm-Original von 1923 vergleichen, das meiner Ansicht nach eindeutig besser war. Denn dort wird schon in den ersten paar Minuten effektiv der Konflikt mit dem Rachemotiv und der ganzen Ungerechtigkeit im Land aufgebaut, während es im Remake mit Ton und Farbe erstmal eine ganze Weile dauert, bis irgendwas interessantes passiert. Im Grunde plätschert die ersten 40 Minuten nur Charakter-Kennenlern-Exposition vor sich hin, meist in Form von Kostüm-Kitsch und Hofschnulze. Spannung und dramatische Action lassen auf sich warten, die paar Sekunden Degen-Geplänkel am Anfang zählen nicht. Der Protagonist ist mir außerdem ein bisschen zu übertrieben selbstherrlich und aufdringlich, da war die alte Version um einiges zugänglicher.
Der Film hat also ein paar kleinere Längen, vor allem zu Beginn, ist aber alles noch im Rahmen. Sobald erstmal der Zwist mit dem Rachemotiv etabliert ist, geht es allerdings steil bergauf. Die Kulissen und Kostüme sehen teilweise sehr gut aus. Die Fecht-Kämpfe machen was her, besonders das Finale war saugeil. Geht fast zehn Minuten lang, und das Setting dazu ist grandios - in einem voll besetzten Opernhaus bzw. Theater vor und hinter dem Vorhang, von den Balkonen über die Lobby, die Sitzreihen, bis hin zur Bühne selbst, wobei alles in der Umgebung aktiv genutzt wird :A Habe gelesen, dass es sich sogar um das längste Duell dieser Art in einem Film handeln soll und die Schauspieler sich acht Wochen lang darauf vorbereiten und zig individuelle Schwertbewegungen und Stunts merken mussten! Woah. Toppt zwar noch immer nicht das Finale von The Mark of Zorro, das aufgrund der Energie und Geschwindigkeit wahrscheinlich ewig mein Favorit bleiben wird, aber war trotzdem super, Andre Moreau versus Noel de Maynes mitzuerleben. Scaramouche steht nun zweimal auf der Liste, aber ihr ahnt es schon, Blu-ray nicht vorhanden >_> 7/10
In den Klauen des Borgia (http://www.imdb.com/title/tt0041767/) /Prince of Foxes (1949)
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Ein skrupelloser Repräsentant der Borgias macht einen Gesinnungswandel durch, als er einen Grafen und dessen sehr viel jüngere, wunderschöne Frau hintergehen soll. Mit Tyrone Power in der Hauptrolle als verschlagener Andrea Orsini, der die Seiten wechselt. Dazu Orson Welles als Cesare Borgia und Wanda Hendrix als Camilla Verano - jopp, die Castliste liest sich angenehm. Und hui, wenn mal ein Schwarz-Weiß-Film von Technicolor profitiert hätte, dann dieser! Eine Schande, dass er durchweg monochrom bleibt. All diese verzierten und dekorierten Elemente an Originaldrehorten in Italien und dazu die ganzen Kostüme hätten garantiert eine bunte Pracht ergeben. War wohl mal wieder nicht genug Geld vorhanden, um in Farbe zu drehen. Jedoch insgesamt zu viel Kostümdrama, zu wenig Historienabenteuer. Für meinen Geschmack war die Handlung viel zu gemächlich und es mangelte an richtigen Höhepunkten. Darüber hinaus erscheint mir die Fülle an Charakteren und deren Titel und Verhältnisse zueinander reichlich undurchsichtig. Das grobe Konzept begreift man schnell, aber trotzdem erklärt der Film was das angeht ziemlich wenig, sodass ich mich als Zuschauer erstmal hineinfinden musste. 6/10
Liferipper
18.01.2018, 16:37
Hätte ich gewusst, dass du dich mit dem Film Noir Zeug so quälst, wäre ich natürlich still geblieben ;).
Ich habe letztens vorübergehend meine überzogenen Prinzipien über Bord geworfen und mir die "suboptimale" Veröffentlichung von Im Westen nichts Neues auf Blu-ray gekauft. Zwar ist es immer noch eine Schande, dass man die vorbildlich restaurierte, längere ZDF-Fassung so nicht bekommen kann und dass Universal anstelle der historisch bedeutsamen Originalsynchro eine miserable, moderne deutsche Neusynchronisation auf die Scheiben presst, aber naja. Ich versuche mir einzureden, dass es sich im Grunde um die aktuelle, offizielle Standard-Fassung von Universal handelt. Auch ist ohnehin nicht davon auszugehen, dass in absehbarer Zeit mal eine bessere Version in HD erscheint; und sollte das irgendwann mal der Fall sein, kann ich die dann ja immer noch besorgen. Vor allem fehlte mir noch ein Eintrag für das Jahr 1930 und Im Westen nichts Neues - einer der wenigen wahrhaftigen Antikriegsfilme - stand schon seit Ewigkeiten auf der Liste. Haben den einst in der Schule geschaut und alleine schon die Produktionshintergründe davon faszinierten mich und haben bestimmt zu meiner späteren Begeisterung für alte Klassiker beigetragen. Fehlen also nur noch die Jahre 23, 28, 37 und 38 *__*
Vielleicht springe ich demnächst auch bei Zwei glorreiche Halunken und Die zehn Gebote (1956) über meinen Schatten, denn dort stören mich ebenfalls Dinge, über die ich zugunsten der Vollständigkeit ggf. noch hinwegsehen kann. Bei letzterem ist der deutsche Ton kaputt weil nicht angepasst und daher zu tief, aber ähnlich wie bei Im Westen nichts Neues kann man immerhin noch auf den englischen Originalton zurückgreifen. Und bei der letzten (europäischen) Überarbeitung von Zwei glorreiche Halunken hat der bescheuerte Verantwortliche einen ekelhaft gelben Farbfilter über den ganzen Film gelegt, der da keinesfalls hingehört >_< Außerdem wird ausschließlich die Langfassung davon verkauft, nicht die bessere Kinoversion - es hatte gute Gründe, warum Regisseur Sergio Leone etwa die fragliche Grottenszene herausgeschnitten hat. Überhaupt ist der Streifen sowieso schon mehr als lang genug. Mit Seamless Branching (und einer Auswahl für die verschiedenen Synchronisationen) auf der Disc könnte man theoretisch alle Fans glücklich machen, aber das wäre vermutlich zu teuer oder die Verleiher denken nicht so weit *seufz*
Der Tag, an dem die Erde stillstand (1951) gabs bis jetzt nur in einer vergriffenen und daher überteuerten normalen BD-Ausgabe sowie zuletzt auch als Mediabook - und ich hasse Mediabooks! Aber in einigen Tagen erscheint ein neues Steelbook dazu, das schon eher nach meinem Geschmack ist. Eventuell kann ich den demnächst also auch irgendwann abhaken ^^
Übrigens, habe inzwischen Dracula von 1931 hier und nun nachgetragen. Ja, ich weiß, im Grunde fand ich den Film nicht gut, denn die Charaktere sitzen da hauptsächlich im Wohnzimmer rum. Es ist eine Theaterverfilmung und das merkt man leider. Doch Bela Lugosi ist trotz allem Kult in der Rolle und der Film selbst eben sehr bekannt und einflussreich. Darüber hinaus haben sie die spanische Zwillingsvariante gleich mit auf die Scheibe gepackt und beide Versionen aufwändig restauriert, Respekt. Vor allem aber machte sich da der Sammelzwang bei mir bemerkbar: Ich hatte alle von Universal einzeln auf BD veröffentlichten Teile der klassischen Monster-Reihe vorliegen, außer diesen (neben Dracula waren das Frankenstein, Die Mumie, Der Unsichtbare, Frankensteins Braut, Der Wolfsmensch, Phantom der Oper '43 und Der Schrecken vom Amazonas). Jetzt ist auch jene Lücke geschlossen ^__^ Im Regal sieht das ziemlich nice aus.
Hätte ich gewusst, dass du dich mit dem Film Noir Zeug so quälst, wäre ich natürlich still geblieben .
Ach Quatsch ;) ! Ich hatte die Filme doch schon lange vorher gesehen und mir dazu was aufgeschrieben, das ich für den Beitrag nur noch ein wenig ausformuliert habe. Kann halt nicht immer klappen, dass man fündig wird, wenn man über den eigenen Tellerrand schaut. Ehrlich gesagt dachte ich früher sogar, dass ich Film noir toll finden würde, bis ich mit entsprechenden Vertretern in Reinform in Berührung gekommen bin, die mich anödeten. Was ich daran mochte sind eher bestimmte einzelne Stilmittel und Themen, die dann auch in ganz andere Arten von Filmen eingeflossen sind. Nun konnte ich diesen Bereich (endgültig?) abhaken, hab ichs hinter mir... Ist übrigens auch nicht der einzige Fall, wo ich hauptsächlich rumnörgel :bogart: Aber wenn nur ein Titel dabei ist, den ich vorher nicht kannte und den ich wirklich mochte, dann hat sich der Aufwand aus meiner Sicht schon gelohnt.
Was kommt als nächstes? Ihr dürft übrigens alle mit aussuchen, wenn ihr schonmal hier reinschaut ^^
(Gothic-)Horror-Gedöns
Sci-Fi Resterampe [Part 1 & 2]
Musketiere im Wandel der Zeit
Filme aus Tausendundeiner Nacht
(Jugend-)Literaturklassikerverfilmungen
Auf hoher See
Kung-Fu-Cinema
Historische Swashbuckler [Part 2 & 3]
Technicolor-Flash!
Kino Krieg!
Fantasy Zeugs
Lone Wolf and Cub Six-Pack
Okami - Das Schwert der Rache (http://www.imdb.com/title/tt0068815/) /Kozure Ōkami: Kowokashi udekashi tsukamatsuru (1972)
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Japan in der Edo-Zeit: Ein besonders privilegierter Scharfrichter namens Ittō Ogami, der den Willen des Shōgunats gegenüber den Daimyō durchsetzt, wird durch eine Intrige vom fiesen Yagyū-Klan verraten, der scharf auf den mächtigen Posten ist und dem ein ganzes Netzwerk von Assassinen zur Verfügung steht. Dabei kommt auch Ittōs Frau ums Leben. Mit seinem kleinen, dreijährigen Sohn Daigoro, den er in einem hölzernen Kinderwagen vor sich herschiebt, reist er fortan als stoischer Auftragsmörder und auf der Schwelle zwischen Leben und Tod durchs frühmoderne Japan, stets auf eine Gelegenheit wartend, Rache zu nehmen.
Denke diese sechsteilige Saga und Manga-Adaption sollte manch einem hier auch ohne Japan-Affinität ein Begriff sein. Ist stilistisch ziemlich einflussreich gewesen, in die Popkultur eingegangen und gilt als Klassiker des Genres. Neben den Filmen gab es übrigens auch noch zwei japanische TV-Serien. In diesem ersten Teil erfährt man jedenfalls durch mehrere Rückblenden viel von der Hintergrundgeschichte. Ittō (Wakayama Tomisaburō in seiner berühmtesten Rolle) sagt nicht viel, aber ist einfach ein saucooler Charakter. Oft knallhart, wenn er einmal einen Auftrag angenommen hat, zieht er manche Entscheidung durch, die uns fragwürdig erscheinen mag, aber im historischen Kontext durchaus Sinn ergibt. Von seinen Erziehungsmethoden mal ganz zu schweigen xD
Dennoch verteidigt er immer wieder auch die Unschuldigen, zumindest wenn es ihm gerade in den Kram passt. Für jede Mission verlangt er 500 Goldstücke und fordert, vorher alles darüber zu erfahren. Generell dreht sich hier vieles um Ehre; die Reihe stellt ein klasse Porträt des Landes zu jener Zeit dar. Und hey, alles proppenvoll mit Ninja, Samurai, Schwertkampftechniken, heißen Quellen, Duellen bis zum Tod und ja, auch jede Menge Blutfontänen und abgehackte Körperteile. Die Gewaltdarstellung ist aus heutiger Sicht eher ein bisschen amüsant (das Blut sieht zum Beispiel immerzu künstlich aus). Zwar heftig, aber erfreulicherweise nie zum Selbstzweck da. Sie erweitert und bereichert meist viel mehr die Handlung. Allerdings Trigger-Warning: Gibt in den Filmen mehrere Stellen mit Vergewaltigungen.
Diese erste Teil gefällt mir mit am besten, vor allem wegen der non-linearen Erzählweise mit den Rückblenden. Ittō sieht zum Beispiel einen Ball auf der Straße und erinnert sich dadurch an ein wichtiges Ereignis in seiner Vergangenheit, das uns hilft zu verstehen, wie er in diese Situation gekommen ist bzw. warum er sich so entschieden hat. Außerdem fand ich das Setting sehr angenehm. Das ist in den meisten Teilen ausgesprochen gut gelungen und manchmal überraschend abwechslungsreich. Hier fand ich die abgelegenen heißen Quellen und die dorthin führende Hängebrücke einfach schick. Ach ja, und bevor ichs vergesse: Der Kinderwagen bietet so manche tückische Überraschung für Ittōs Feinde :D Ist das reinste Waffenarsenal. Im Laufe der Zeit kommen immer mehr abgefahrene Funktionen hinzu. 8/10
Okami - Am Totenfluss (http://www.imdb.com/title/tt0068816/) /Kozure Ōkami: Sanzu no kawa no ubaguruma (1972)
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Diesmal etwas linearer, was aber auch seine Vorzüge hat, da ein schönes Reisefeeling mit kontrastreicheren Umgebungen aufkommt :A Der Yagyū-Klan macht gemeinsame Sache mit einer Gruppe weiblicher Ninja, die sich Ittō Ogami in den Weg stellen. Haha, Trinkspielidee: Jedes Mal einen heben, wenn in den Filmen jemand stirbt. Ernsthaft, der Bodycount ist gewaltig hoch. Das fällt in der ersten Fortsetzung noch deutlicher auf als zuvor, die fallen wie die Fliegen. Dabei wurde der Protagonist doch eigentlich bezahlt, um den Verräter eines wirtschaftlich starken Lehnsgutes unschädlich zu machen. Bei diesem handelt es sich nämlich um einen Indigo-Stoff-Experten, der die geheime Formel weitergeben möchte, wodurch die ansässige Familie ihr Monopol verlieren würde. Dummerweise wird der Flüchtige von drei berüchtigten Killern mit modischen Hüten und exotischer Waffenwahl eskortiert... Immer noch super. Besonders das Finale in den Dünen ist sehenswert und stylish. Außerdem war mit Sayaka eine interessante weibliche Nebenrolle dabei - die Anführerin der oben erwähnten Kunoichi spuckt erst große, überhebliche Töne, aber muss nach mehreren Begegnungen einsehen, dass sie dem Meisterkämpfer Ittō hoffnungslos unterlegen ist. Gilt bei vielen als bester Film der sechs. 8/10
Übrigens: Für den amerikanischen Markt wurde 1980 ursprünglich ein Zusammenschnitt der ersten beiden Teile unter dem Titel Shogun Assassin veröffentlicht. Der bestand hauptsächlich aus diesem Sequel, mit ungefähr zwölf Minuten Material aus dem Vorgänger. Dabei wurde die Geschichte radikal umgeschrieben und mit einer englischen Synchronisation versehen. Finde es fast immer furchtbar, wenn so etwas getan wird. Die eigentlichen Intentionen der japanischen Filmemacher und die Story-Hintergründe bleiben dabei weitgehend auf der Strecke, was die Wirkung der tollen Kampfszenen nur schmälert. Selbst diese frankensteinige Fassung hat zahlreiche Fans, wohl aus nostalgischen Gründen oder aus Ignoranz gegenüber den überlegenen Originalen.
Okami - Der Wind des Todes (http://www.imdb.com/title/tt0068817/) /Kozure Ōkami: Shinikazeni mukau ubaguruma (1972)
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Im dritten Teil hilft Ittō einem Mädchen, das in die Prostitution verkauft werden soll, indem er die für sie bestimmte Folter erträgt, und bekommt es mit einem ehrenhaften aber in Ungnade gefallenen Samurai zu tun, der von ihm wissen möchte, was der wahre Weg eines Kriegers ist. Über Umwege gelangt er an einen neuen Auftrag: Ittō soll einen korrupten Beamten umbringen, der für den Niedergang des Miura-Klans und den Tod vieler anderer Bediensteter verantwortlich ist. Dieser ist inzwischen zum Gouverneur aufgestiegen. Dafür erledigt unser Protagonist erstmal die im Weg stehenden Bodyguards nacheinander.
Der Film startet etwas langsamer, aber hat diverse gute Momente und das Finale ist dann abermals ein Highlight: Ittō nimmt es alleine mit der ganzen Armee des Gouverneurs auf - vermutlich an die 200 Mann! xD Hier wird auch zum ersten Mal die geballte Feuerkraft des Kinderwagens enthüllt. Das mag konzeptuell alles sehr übertrieben scheinen, aber ist nicht nur saumäßig abgefahren und cool, sondern irgendwie schaffen es die Filmemacher sogar, das Geschehen noch halbwegs glaubwürdig herüberzubringen. Als seine Auftraggeberin nach der Schlacht zu ihm gehen will, halten ihre Untergebenen sie zurück und sagen, Ittō sei nicht menschlich, sondern ein Monster ^^ So langsam müsste sich in Japan doch mal rumgesprochen haben, dass man sich mit ihm besser nicht anlegt. 8/10
Okami - Die tätowierte Killerin (http://www.imdb.com/title/tt0143348/) /Kozure Ōkami: Oya no kokoro ko no kokoro (1972)
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Kenji Misumi, der auch bei vielen Filmen der bekannten, 26-teiligen Zatoichi-Filmreihe verantwortlich war, führte bei den ersten drei Folgen von Lone Wolf and Cub Regie. Für diesen vierten Teil jedoch übernahm Buichi Saito den Job. Ich fand, dass sich das beim Stil ein wenig bemerkbar gemacht hat. Der Film ist immer noch klasse gelungen, doch wirkt ein bisschen weniger rund und stylish und manche Handlungsorte sind nicht mehr so inspirierend und visuell überzeugend wie zuvor.
Ittō soll eine tätowierte Messerkämpferin namens Oyuki zur Strecke bringen, die ihren persönlichen Rachefeldzug führt und schon zahllose Kerle zersäbelt hat, die gegen sie ausgeschickt wurden. Dazu stellt er Nachforschungen unter anderem bei einer Theatertruppe an. Der kleine Daigoro wird indes von seinem Vater getrennt aber weiß bereits in seinem jungen Alter, wie er eine Notsituation - eingeschlossen in einem brennenden Feld - überlebt. Er trifft auf Gunbei Yagyū, den verstoßenen Sohn von Ittōs Erzfeind Retsudo, der seinerseits die Möglichkeit sieht, eine alte Rechnung zu begleichen...
Klingt alles sehr fein, aber mich hat ein wenig gestört, wie Retsudo später selbst auf die Bildfläche tritt und den lokalen Daimyō gegen Ittō aufwiegelt, was in einer weiteren over-the-top Finalschlacht gipfelt, diesmal gegen den Yagyū-Klan selbst. Ist ja schön und gut, dass der Held und seine Nemesis endlich mal, wenn auch nur kurz, direkt aufeinander losgehen dürfen (ich sag nur so viel: Retsudo trägt nicht ohne Grund in den beiden verbleibenden Filmen eine Augenklappe ;)), doch wirkt das Gemetzel weniger plausibel als noch im Vorgänger und der Handlungsverlauf fühlte sich durch diese Entwicklung so an, als sei die weit interessantere Hauptgeschichte mit der tätowierten Oyuki zu früh abgehakt und stattdessen etwas Neues begonnen worden, das mit dem Rest nur wenig zu tun hat. Die tragische, schöne Schurkin und ihr Abgang sind das Glanzlicht des Streifens und reißen vieles heraus, über diese Hintergründe hätte ich stattdessen gerne noch mehr erfahren. 7/10
Okami - Der weiße Pfad der Hölle (http://www.imdb.com/title/tt0143428) /Kozure Ōkami: Meifumado (1973)
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Misumi kehrt auf den Regie-Posten zurück und das ist positiv erkennbar. Es gibt nicht nur sagenhaft schöne Einstellungen und Orte, auch das Tempo funktioniert wieder besser. Auf seinen Reisen wird Ittō mit einer Reihe von vermummten Kurieren konfrontiert, die alle lediglich einen Teil des Auftragsgeldes sowie einen Teil der für die Mission notwendigen Informationen für den einsamen Wolf haben und gleichzeitig dessen Fertigkeiten testen wollen. Diese Idee alleine ist schon ein wunderbarer Aufhänger für die weitere Handlung und besser als die meisten vorherigen Storygrundlagen.
Danach ist unser schweigsamer Held entsprechend einer Verschwörung auf der Spur, welche die illegitime junge Tochter eines senilen, alten Daimyōs und seiner Lieblings-Konkubine als Prinz ausgeben soll, während der kleine Sohn des Anführers und eigentlicher Erbe versteckt gehalten wird. Ein Brief, der diese Machenschaften aufdeckt, wird von einem buddhistischen Mönch an den Shōgun gesandt. Sollte die Nachricht ankommen, würde das die Auflösung des Klans bedeuten und all die Bediensteten, Samurai und Vasallen ins Chaos stürzen oder mittellos machen. Ittō soll den Mönch abfangen, um jenes Desaster zu verhindern, doch der Geistliche wird unterwegs ausgerechnet von Yagyū Retsudo beschützt! Später erhält der Protagonist den Auftrag, den entehrten Daimyō, seine Konkubine und die Tochter direkt zu töten.
Eine Nebenhandlung während eines Zwischenstopps auf einem Stadtfest beschäftigt sich eine Weile mit Daigoro, der erneut von seinem Vater getrennt wird und in die Machenschaften einer berüchtigten Taschendiebin hineingerät, die von den Ordnungshütern gejagt wird. Manche Rezensenten schien dieser Part eher zu stören, aber ich fand ihn angenehm. Trug viel zur Abwechslung bei, war mit den vielen Statisten vom Setting her mal was anderes, und Daigoro bekam dadurch auch wieder ein bisschen Aufmerksamkeit. So lange es sich nur um ein Intermezzo innerhalb einer größeren Geschichte handelt, das gut gemacht ist und die Charaktere weiterentwickelt, hab ich damit kein Problem. Ist etwas ganz anderes als die oben angesprochene Sache aus dem vierten Teil. 8/10
Okami - Blutiger Schnee (http://www.imdb.com/title/tt0071695/) /Kozure Ōkami: Jigoku e ikuzo! Daigoro (1974)
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Jetzt solls ans Eingemachte gehen. Ittō gerät mit einem geheimnisvollen Zweig des Yagyū-Klans aneinander, der schwarze Magie praktiziert und sich blitzschnell durch das Erdreich graben kann. Hyouei, ein weiterer aber illegitimer Sohn Retsudos, möchte jeden ermorden, der mit Ittō und Daigoro in Kontakt kommt. Außerdem steht die Gefahr im Raum, dass Ittō vom Shōgunat zu einem offiziellen Staatsfeind erklärt werden könnte, wodurch das ganze Land hinter ihm her wäre. Die Handlung kulminiert in einer Schlacht zwischen dem wortkargen Wolf und dem kombinierten Aufgebot der fiesen Yagyū-Meute auf einem schneebedeckten Berg im hohen Norden, wo der Kinderwagen kurzerhand zum Kampfschlitten umfunktioniert wird. Ittō Ogami schnetzelt sich durch massenhaft Angreifer, aber der einäugige Retsudo entkommt mal wieder.
Autsch, auf einmal ging es steil bergab :-/ Der Film war offensichtlich nicht als letzter Teil gedacht. Die Tatsache, dass am Ende so vieles offen bleibt und kein richtiger Schluss geboten wird, trägt viel zu der Enttäuschung bei, zumal das Finale in der Comic-Version nicht nur bewusst endgültig, sondern auch ungeheuer episch war. Die Handlung und die neuen Figuren sind im sechsten und letzten Streifen nicht interessant, die Einführung von Magie passt nicht mit den einigermaßen realistisch bleibenden Vorgängern zusammen und das einzige, was hiervon in Erinnerung bleibt, ist der eisige Kampf am Ende, doch selbst der kann nicht mit früheren Auseinandersetzungen mithalten.
Wenn es wenigstens einen befriedigenden Abschluss gäbe, wenn wenigstens auch Retsudo endlich draufginge, dann könnte ich über viele der Mängel vielleicht hinwegsehen, die ich übrigens weitgehend auf den neuen Regisseur Kuroda Yoshiyuki sowie auf die Tatsache schiebe, dass anders als in allen Vorgängern nicht mehr der Original-Autor der Manga-Vorlage, Koike Kazuo, die Drehbücher geschrieben hat (oder wie im fünften Film zumindest noch maßgeblich daran beteiligt war). Darüber hinaus fehlt es an gestalterischer Abwechslung. Winterliches Setting kann gewiss eine gute Sache sein, aber nicht wenn wie hier alle Orte ähnlich einseitig und farblich einfallslos wirken, ja später gar zu einem belanglosen B-Movie-Einheitsbrei verschmelzen. Mit dem durchdachten, vorsichtigen Stil der anderen Filme hat das leider nicht mehr viel zu tun. 5/10
Haha, der 74er-Fluch hat mal wieder zugeschlagen. Wäre ja auch zu schön gewesen, wenn das mal geklappt hätte. In dem Jahr ist sonst echt fast nur Mist rausgekommen, oder Kram, der mich nicht die Bohne kümmert. Wäre natürlich geil, wenn sich Toho eines fernen Tages überlegt, die Reihe mit einem neuen Film in der selben Story-Kontinuität (dann aber natürlich mit anderen Schauspielern) doch noch vernünftig abzuschließen. Auch wenn die Lücke von über 40 Jahren extrem wäre, so etwas ähnliches hat es alles schon gegeben und Koike Kazuo weilt auch noch unter den Lebenden, könnte das also theoretisch kreativ überwachen. Wird wohl ein Wunschtraum bleiben. Ein Hollywood-Remake war auch mal angedacht, hat sich bis jetzt aber nie was ergeben. Immerhin ist ein Gütesiegel für fünf von sechs Teilen gar kein schlechter Schnitt und alle Filme sind sogar in einer Box bei Rapid Eye in Deutschland erschienen (ab 18, OmU).
Ich freue mich gerade riesig darüber, dass Der Seeräuber /The Black Swan (1942) und Die Fahrten des Odysseus /Ulysses (1954) schon diesen Monat, sowie Die Unbesiegten /Unconquered (1947) im April in Deutschland auf Blu-ray erscheinen sollen :D Besonders auf ersteren habe ich jahrelang gewartet. Hatte die Ankündigungen gar nicht auf dem Schirm, über Katalogtitel wird ja leider oft nicht so umfassend berichtet. Sehr schön, kann ich auf der Liste demnächst wieder ein bisschen rot in schwarz verwandeln. Habe mit diesen Veröffentlichungen überhaupt nicht gerechnet. Hey, vielleicht besteht dann ja doch noch Hoffnung für manch andere Klassiker, die ich gerne in meiner Sammlung hätte ^^
Danke jedenfalls an KSM, Al!ve und Koch Media :A
Auf hoher See
Abenteuer in der Südsee (www.imdb.com/title/tt0035360) /Son of Fury: The Story of Benjamin Blake (1942)
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Von seinem fiesen Onkel um seinen rechtmäßigen Besitz betrogen, segelt der junge Benjamin Blake in die Südsee, um dort sein Glück zu suchen und ein Vermögen zu machen, sodass er irgendwann nach England heimkehren und sein Geburtsrecht einfordern kann. Die Story ist praktisch dreigeteilt - ein Südsee-Intermezzo zwischen zwei Scheiben London. Tyrone Power macht wie immer eine gute Figur als Hauptcharakter, hier ziemlich hitzköpfig aber mit starkem Gerechtigkeitssinn; doch es fehlt leider an Action (gibt nur zwei kleine Faustkämpfchen) oder Intrigen bzw. Drama. Die Handlung ist nämlich extrem linear und völlig auf den Protagonisten fixiert. Man möchte fast meinen, die Geschichte schreitet an einigen Stellen zu schnell voran, etwa bei der Überfahrt auf dem Schiff. Geht alles zu einfach für Benjamin. Und was die Südseebewohner angeht, wird auch nicht mit Klischees und westlichem Sendungsbewusstsein der 40er Jahre gespart, auch wenn das in diesem Fall nicht ganz so schlimm wird wie anderswo.
Durch die Reise und die Zeitsprünge bekommt die Story immerhin eine gewisse Größe. Dieses Hin- und Zurück-Feeling, das bei Abenteuern echt wertvoll ist. Außerdem kam die Auflösung am Ende für mich recht unerwartet, das hatte schon was (er entscheidet sich doch für die Insel nach einer letzten Enttäuschung zu Hause; verschenkt sein neu gewonnenes Erbe). Der Soundtrack ist manchmal etwas aufdringlich, aber gelungen und taugt zur Untermalung. Najo, hatte mir von dem Film nach der Inhaltsangabe schon ein wenig mehr davon erhofft, aber übel war es trotzdem ganz und gar nicht. 6/10
In Ketten um Kap Horn (http://www.imdb.com/title/tt0039056/) /Two Years Before the Mast (1946)
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Nachdem er gegen seinen Willen an Bord gebracht wurde, erlebt der Lebemann-Playboy-Sohn eines reichen Magnaten aus erster Hand die Entbehrungen, welche die Crew auf einem der Schiffe seines Vaters zu erdulden hat. Weicht wohl stark von der Buchvorlage ab (die ein Tatsachenbericht war?!), aber hab das nicht gelesen, hat mich daher im Film nicht gestört. Von dem was ich weiß nach zu urteilen, wird die Verfilmung dadurch sogar unterhaltsamer. In Ketten um Kap Horn ist ein bisschen wie Meuterei auf der Bounty lite, minus den Part in Tahiti. Diesmal findet, vom Anfang mal abgesehen, die Handlung praktisch komplett auf See statt. Auch die grausamen Kapitäne sind sich ziemlich ähnlich. Bin für sowas immer zu haben. Zeichnet ein hartes Bild des Lebens auf dem Meer, ganz ohne den übertriebenen Ruhm usw.. Die Hauptfigur macht bis zum Ende einen glaubwürdigen Wandel durch, das ist auch immer gut. Nicht auf Blu-ray zu bekommen. Habe den Film auf meine Liste geschrieben. 7/10
Das Schiff der Verurteilten (http://www.imdb.com/title/tt0045574/) /Botany Bay (1952)
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Spielt 1787, ein Schiff soll britische Verurteilte von London nach Australien bringen und der Kapitän ist ein Arsch. Zu schrottig. Wenig sympathische Charaktere, ein monotoner Look, zumindest gefühlt eher niedrige Production Values und vor allem verdammt offensichtlich keine Dreharbeiten vor Ort. Wäre wohl zu teuer geworden, in Australien zu filmen, aber dadurch, dass sie drauf verzichtet haben, sieht das nun wenig überzeugend aus. In der Handlung eine Menge Klischees, die man tausendmal schon anderswo und besser gesehen hat. Lange Überfahrt, die sich an entsprechenden Geschichten bedient. Die Figuren waren mir weitgehend egal, deshalb ließ auch irgendwann die Aufmerksamkeit nach. Bei Unconquered hab ich mich trotz zweieinhalb Std. nicht gelangweilt, hier aber mit nur anderthalb Std. schon. 5/10
Schiffbruch der Seelen (www.imdb.com/title/tt0029593) /Souls at Sea (1937)
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Typen versuchten bei einer Tragödie auf See im Jahre 1842 Leben zu retten. Oder so. Langweilig, hatte Abenteuer erwartet. Die Handlung wird in Rückblende während einer Gerichtsanhörung erzählt, mit mehreren Zwischeneinblendungen, die den Storyfluss unterbrechen. Lediglich ein Teil der Geschichte spielt auf einem Schiff. Reisefeeling kommt kaum auf. Der Film ist sehr dialoglastig, aber die Unterhaltungen sind nicht besonders clever geschrieben. Fast keine Action, keine aufregenden Umgebungen, imho auch keine überraschenden Wendungen. Nur intrigantes oder liebesschnulziges Gelaber und gegen Ende eine einzige dramatische Szene. Man erfährt zwar die Hintergründe vom Anfang, wie das mit der Tragödie passiert ist und was die Rolle des Protagonisten darin war, aber viel ist das nicht wert.
Hatte zwischendurch ein bisschen was von Titanic für Arme in schwarz-weiß. Untergang, Rettungsboot usw. - dafür, dass es thematisch mehr oder weniger auch um Sklavenhandel gehen sollte und ständig die Rede davon ist, sieht man von den Sklaven selbst so gut wie gar nichts. Vielleicht erwarte ich schlicht zu viel von der Entstehungszeit, aber gerade was das erwähnte Thema angeht hätte man weit mehr draus machen können. Die Figuren kümmerten mich auch hier absolut nicht. Viele belanglose Szenen, die wohl für Charakterentwicklung und Liebesgeschichte sorgen sollen, die Handlung jedoch nicht weiterbringen. Das Problem ist, gute Filme schaffen beides gleichzeitig: Charakterentwicklung durch die Handlung. 5/10
Der Seewolf (www.imdb.com/title/tt0034162) /The Sea Wolf (1941)
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Nachdem zwei Flüchtige von einem Robbenfänger aus dem Meer gefischt werden, versuchen sie während einer Meuterei der Crew wieder zu fliehen, da der rücksichtslose Skipper die Neuankömmlinge auf dem Schiff festhält und sich weigert, sie an Land zu bringen. Die Geschichte spielt um 1900 und basiert auf einem Bestseller-Roman von Jack London (erschienen 1904). Schade, dass die Handlung nicht 150 Jahre früher angesiedelt ist, das hätte ich wesentlich interessanter gefunden. Der Film wirkt ein bisschen prätentiös und ist viel mehr Drama als Abenteuer. Es gibt zahlreiche längere Dialogszenen, die sich selbst theatralisch wichtig nehmen, teilweise noch dicker aufgetragen durch den Soundtrack. Bei alledem kommt aber kaum Spannung auf.
Wir bekommen es mit diversen Ekelpaket-Charakteren zu tun, das trifft nicht nur auf den pseudo-intellektuellen Kapitän zu, der sich einen Spaß daraus macht, die Menschen an Bord gegeneinander auszuspielen und auf die Probe zu stellen. Die Darstellung mehrerer Charaktere wirkt manchmal recht übertrieben und overacted, die Schauspieler kamen meiner Ansicht nach nicht immer natürlich herüber. Die fiese Titelfigur aber ist wirklich over the top. In Filmen wie Meuterei auf der Bounty macht es das Machtgefüge auf See mit all den Regeln und Verpflichtungen so interessant. Dort ist der Kapitän rechtmäßig in seiner Position, aber eben ein Mistkerl. Hier jedoch ist das ganze Schiff voll von Drecksäcken, von denen die meisten nur an sich denken. Mir fehlte da irgendwer als Bezugspunkt und Sympathieträger - die Charaktere, selbst die Hauptfiguren, waren mir im Prinzip mal wieder völlig egal. Daher brach die ganze Handlung auseinander. Hassenswerte Bösewichte können ja eine feine Sache sein, aber dann muss ich ihnen auch glauben bzw. sie ernst nehmen können. Ferner geht alles relativ gemächlich vonstatten und es fehlt an Abwechslung. Immerhin gab es ein paar ganz nette Szenen, besonders der Schlussteil hatte was. Und der Film ist technisch einwandfrei. 6/10
Das Korsarenschiff (www.imdb.com/title/tt0037193) /The Princess and the Pirate (1944)
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Prinzessin Margaret reist inkognito, um ihre wahre Liebe anstelle des Mannes zu heiraten, mit dem ihr Vater sie verlobt hat. Auf hoher See wird ihr Schiff von Piraten angegriffen, die sie für ein Lösegeld entführen wollen. Doch Margaret wird unverhofft von einem verpeilten Witzbold und Verkleidungskünstler gerettet. Die beiden stolpern von einer abwegigen Situation in die nächste... Waren eine Handvoll gute Scherze und Dialoge dabei, aber für meinen Geschmack insgesamt dennoch etwas zu klamaukig. Habe jetzt nicht so die Ahnung von Bob Hope und weiß deshalb nicht, ob das für seine Verhältnisse Standard war, aber mich hat vor allem genervt, wie oft in dem Film die vierte Wand durchbrochen wird, indem der Protagonist direkt in die Kamera guckt oder die Gespräche Meta-Humor enthalten, der meiner Meinung nach nie so wirklich reingepasst hat.
Ich mag lieber Komödien, die sich zumindest insofern selbst ernst nehmen, als sie die Immersion nicht unterbrechen und trotz allem noch eine gewisse Spannungskurve und interessante Handlung haben. Da das hierbei leider nicht der Fall war, fühlte es sich stellenweise eher an wie ein albernes Theaterstück. Viele Charaktere verhalten sich in den Situationen nicht wie im echten Leben, sondern wie in einem überzeichneten Cartoon. Ich glaube, viele der Gags waren schon 1944 deutlich in die Jahre gekommen, insbesondere die Verwechslungen am Ende mit dem Kostüm. Vielleicht ist es nur meine persönliche Präferenz, aber da hab ich lieber zurückhaltenderen Humor, der mit dem richtigen Timing an ein paar Stellen richtige Lacher raushaut und der damit überraschen und clever sein kann, als ein so oberflächliches Dauerfeuer wie hier.
Dafür, dass das praktisch als Piratenfilm verkauft wurde, hat mir so ziemlich alles gefehlt, was das Genre eigentlich ausmacht. Als Swashbuckler lässt sich das kaum bezeichnen. Der "Kampf" auf dem Schiff zu Anfang war im Grunde bereits das Highlight. Ansonsten gibt es praktisch keine Seefahrt, keine Schwert-Duelle, keine aufregenden Handlungsorte. Im Gegenteil, die Hauptfigur Sylvester ist ein Tölpel, ein Clown, der nur unbeabsichtigt von einer misslichen Lage in die nächste rennt und dabei das meiste, was um ihn herum passiert, gar nicht mitbekommt. Was die Schauplätze angeht, finden mindestens zwei Fünftel des Films in einem ekelhaft kitschigen Palast statt, während die Figuren alle fürchterliche Klamotten tragen - da hilft auch der Technicolor-Look wenig. Ansonsten spielt das meiste vom Rest in einer Hafenstadt. Auf See sind wir nur vergleichsweise kurz am Anfang und Ende.
Den leicht verrückten, zahnlosen Piraten mit der lila Mütze fand ich äußerst anstrengend und nervig. Erinnerte mich sehr an einen der Zwerge aus Disneys Schneewittchen >_< Die Musik war nicht übel und Virginia Mayo (siehe auch "Captain Horatio Hornblower", den ich hier schon behandelt habe) als entlaufene Prinzessin, die weiß, was sie will, eine Augenweide. Davon mal abgesehen muss ich allerdings sagen, dass ich hiervon ziemlich enttäuscht war. Der ganze Film ist lediglich eine Ansammlung von Klischees und aufgewärmten Witzen, teilweise mit Slapstick-Einlagen, und all das nichtmal besonders überzeugend umgesetzt. 5/10
Der Pirat und die Dame (www.imdb.com/title/tt0036840) /Frenchman's Creek (1944)
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In Technicolor. Aristokratin aus London hat ihren ignoranten Mann satt und zieht auf ein Anwesen an der Küste, wo sie sich in einen charmanten französischen Piraten verliebt, der dort sein Unwesen treibt. Sie geht sogar einmal mit auf Beutezug! Doch als die feinen englischen Herren unerwartet bei ihr auftauchen, wird es schwierig, die Fassade aufrecht zu erhalten... Uh, da hab ich mir irgendwie etwas ganz anderes drunter vorgestellt :-/ Ich hatte zwar gelesen, dass der Film mehr in Richtung Romantik gehen würde, okay, aber das rechtfertigt noch nicht ein Handlungstempo aus der Hölle. Die erste Hälfte des 110-minütigen Films vergeht wie in Zeitlupe, besteht ausschließlich aus Kennenlern-Schnulz-Gelaber und Belanglosigkeiten. Die zweite Hälfte hat auch noch viel davon und ist nur marginal besser.
Die aufregenden Szenen kann man an einer Hand abzählen (und hat dann noch zwei oder drei Finger übrig!). Sie haben versucht, ein Liebesdrama mit einem Swashbuckler zu verbinden, und sind damit meiner Meinung nach grandios gescheitert. Auch unter Berücksichtigung der Genre-Eigenheiten - ich erwarte ja gar kein großes Action-Spektakel oder non-stop nervenzerreißende Spannung. Doch für bloße Romantik wird zu wenig auf die Figuren eingegangen, für ein Drama gab es nur sehr wenig... Dramatik, und für einen Swashbuckler fehlte es an Kämpfen, Schwung und Abenteuerfeeling. Der Film ist ein seeehr gemächlicher Mischmasch. Im Zentrum steht die weibliche Hauptfigur, gut gespielt von Joan Fontaine, die mit ihrem männlichen Gegenpart Arturo de Córdova immerhin etwas Chemie hat. In einer Nebenrolle zu sehen ist Basil Rathbone, berühmt geworden durch seine vielen Auftritte als Sherlock Holmes zwischen Ende der 30er und Anfang der 50er.
Ich hatte etwas Probleme mit den Beweggründen der Protagonistin. Wenn man mal drüber nachdenkt, kommt das schon sehr selbstsüchtig herüber. Zunächst einmal mag ihr Mann nicht gerade toll sein, aber hat sich jetzt andererseits auch nichts übermäßig Verwerfliches zu Schulden kommen lassen. Der Knackpunkt besteht jedoch darin, dass sie Kinder hat, und diese mit an die Küste nimmt. Dort mit einem Piraten eine heiße Affäre zu beginnen ist eine Sache, aber aus bloßer Sehnsucht nach einem aufregenderen Leben begierig mit ihm zu kommen und ihr Leben zu riskieren (sie hätte locker getötet werden können, es wird mehrfach brenzlig, auf sie wird geschossen usw.), während sie die Kinder im Haus mit einer Bediensteten oder so alleine lässt? Was, wenn sie wirklich draufgegangen wäre? An ihren Nachwuchs scheint sie bei alledem gar nicht zu denken. Und die Tatsache, dass ihr Mann relativ verantwortungslos ist und ein Aufmerksamkeitsdefizit hat, macht das umso gravierender, wenn er möglicherweise der einzige Elternteil bliebe. Am Ende entscheidet sie sich zwar wegen der Kinder, nicht dauerhaft mit dem Piraten zu gehen, aber das ist eine verdammt späte Einsicht, für die sie erst jemanden umbringen musste. Vielleicht zerdenke ich hier wieder mal nur einen alten Film, aber hey, streng genommen ist die Heldin der Geschichte weitaus verantwortungsloser als ihr Mann, doch wir als Publikum sollen auf ihrer Seite stehen. Hmnö. Hat bei mir gleich wieder für einen Sympathiemangel gesorgt. Dabei ist es doch gerade in solchen Erzählungen mit ein wenig Romantik wichtig, etwas mit den Charakteren anfangen zu können, oder? Die Kulissen, Kostüme und Kamera waren recht gut, wenn auch nicht überragend. Die Musik hatte ebenfalls ihre Momente. Insgesamt ist der Film leider ein Snoozefest. 5/10
...dann kam der Orkan (http://www.imdb.com/title/tt0029030/) /The Hurricane (1937)
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Nicht bahnbrechend, aber auch nicht übel. Polynesisches Abenteuer. Ein frisch verheirateter, einheimischer Seemann einer kleinen Insel unter kolonialer Herrschaft wird in Tahiti zu Unrecht verurteilt und versucht immer wieder aus der Gefangenschaft zu fliehen, um Frau und Kind wiederzusehen. Auch als ihm tatsächlich die Rückkehr gelingt, wird er erbarmungslos vom ordnungsbesessenen, strengen französischen Gouverneur verfolgt... und dann kam der Orkan. Einige zentrale (Neben-?)Figuren scheinen nur dazu da zu sein, um immer wieder in der gleichen Kombination miteinander zu reden, ohne direkten Einfluss auf den Rest der Handlung, die sich praktisch einzig und alleine um den Protagonisten dreht. Was irgendwie schon verschwendetes Potential ist, da durchaus ein paar interessante Charaktere dabei sind. Aber immerhin. Hatte zunächst befürchtet, das würde nur ein Katastrophenfilm in der Südsee werden. Stattdessen kommt der Sturm erst im letzten Drittel vor und wurde dann auch noch mit einigen für die damalige Zeit verdammt guten Spezialeffekten umgesetzt. Der Anfang des Films ist leider sehr gemächlich und lahm, aber es lohnt sich für einige der Szenen aus dem Finale, am Ball zu bleiben. 6/10
(Gothic-)Horror-Gedöns
Schloß des Schreckens (http://www.imdb.com/title/tt0055018/) /The Innocents (1961)
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Eine junge Gouvernante nimmt den Auftrag an, sich auf einem alten Anwesen um zwei Kinder zu kümmern, aber ist mit der Zeit immer überzeugter davon, dass der Ort von etwas Übernatürlichem heimgesucht wird... Nicht so wirklich das, was ich eigentlich suche, aber ein erstaunlich guter, wirksamer Gothic-Grusel der alten Schule! Vergleichbar mit The Others von 2001 mit Nicole Kidman. Dichte Atmosphäre in schwarz-weiß und alle üblichen Elemente, die es eben auch damals schon gab, vorhanden. Trotzdem hat dieser Film wohl einen neuen Genre-Maßstab etabliert. Die beiden Kinder können ganz schön creepy werden, auch toll gespielt. Die Kulissen sind wunderbar.
Außerdem ist das Ende ziemlich tragisch und die gesamte spätere Handlung wirkt sogar ein wenig ambivalent, d. h. man kann das Ganze auf zwei unterschiedliche Arten interpretieren. Findet der Geisterkram vielleicht doch nur im Kopf der Protagonistin statt, nachdem sie einmal so eine fixe Idee hatte? Ist der Film eine Geistergeschichte oder doch eher eine psychologische Studie? Wie auch immer. Wenn Flora singt, was bereits das Erste ist, was man in dem Film hört (https://www.youtube.com/watch?v=n_cbDR1hwpQ), während der Bildschirm noch schwarz ist: Woah, unheimlich ^^ Perfekter Auftakt um zu erahnen, was einen erwartet. Für moderne Sehgewohnheiten ist The Innocents vielleicht ein wenig langsam, aber ich denke, das ist genau richtig so wie es sein sollte. Stetiger Spannungsaufbau. Halte nicht viel von diesen schnell geschnittenen gory Turbo-Schockern von heute mit ihren Effekten aus dem Computer. 8/10
Die Verfluchten (www.imdb.com/title/tt0053925/) /House of Usher (1960)
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Ein Mann betritt das Anwesen der Familie seiner Verlobten. Eine Familie, auf der offenbar ein Fluch lastet. Er fürchtet, dass sein zukünftiger Schwager seine Braut lebendig begraben haben könnte... Sehr stylish, auch hier tolle Gothic-Stimmung mit dichter Atmosphäre und genialen Kulissen. Adaption von Edgar Allan Poes Geschichte. Die Handlung ist eigentlich ein bisschen dünn, außerdem ist der Film ein Kammerspiel von nur vier Personen in einem Haus. Von daher eigentlich umso mehr Respekt, dass House of Usher einen trotzdem bei Laune halten kann, zumindest wenn man jetzt nicht gerade Action erwartet. Ein bisschen Geduld braucht es schon, bis die Dinge in Fahrt kommen. Technicolor wurde bestens ausgenutzt, die Farben vibrieren förmlich vom Bildschirm. Regie: Roger Corman. DER Roger Corman? WTF? Also hat der früher tatsächlich mal selbst gute Filme gemacht und nicht nur den billigsten Schund von anderen produziert? Wieder was gelernt xD 7/10
Das Pendel des Todes (http://www.imdb.com/title/tt0055304/) /Pit and the Pendulum (1961)
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Im 16. Jahrhundert reist Francis Barnard nach Spanien um die seltsamen Umstände zu klären, unter denen seine Schwester zu Tode kam, nachdem sie den Sohn eines grausamen Inquisitors geheiratet hatte. Corman & Poe die Zweite. Auch nicht übel, wenn man auf sowas steht. Schön verstörende und makabre Elemente, obgleich für heutige Verhältnisse trotzdem nichts mehr, was einem das Blut in den Adern gefrieren lassen würde. Mehr bescheidener Grusel als Horror. Der Film lebt vor allem von der atmosphärischen Kulisse in einer Burg mit Folterkeller ^^
Besonders gefallen hat mir die doppelte Wendung gegen Ende, die ich mal besser in einem Spoiler packe :eek:
Die Schwester /Exfrau lebt noch, hat sich mit dem Arzt verschworen um Nicholas wahnsinnig zu machen und gemeinsam durchzubrennen. Damit spielgeln sie mehr oder weniger, was in der Vergangenheit schon mit Nicholas Eltern passiert ist. Das war der eine schöne WTF-Moment, der die meisten offenen Fragen klärt. Aber nur wenige Sekunden nach dieser Enthüllung zeigt sich, dass Nicholas selbst noch lebt, aber wahnsinnig geworden oder aber der Geist seines Vaters in ihn gefahren ist, und jetzt unsere aktuellen Figuren der Geschichte aus der Sicht des Vaters für die damals Ermordeten hält. Abgefahren!
Sehr solide. Vincent Price liefert zudem eine tolle schauspielerische Leistung ab. Hatte mir ansonsten wieder einmal zu sehr was von einem Kammerspiel - man merkt, dass Geld gespart werden musste. Doch spätestens das gelungene Finale reißt eventuelle vorherige Mängel wieder heraus. Die Literaturvorlage habe ich übrigens nie gelesen und kann daher nicht sagen, wie akkurat die Umsetzung geworden ist. 7/10
Dr. Jekyll and Mr. Hyde (http://www.imdb.com/title/tt0022835/) (1931)
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Story dürfte grob bekannt sein. Stilistisch interessant aber auf die Dauer auch etwas nervig waren die POV-Shots bzw. aus der Ich-Perspektive gefilmte Szenen sowie die vielen extremen Nahaufnahmen. Hatte erwartet, dass der Unterschied zwischen den beiden Persönlichkeiten noch deutlicher ist. Hyde war eigentlich nur ein hässliches Arschloch das Leute unglaublich mies behandelt, aber zum Mörder wird er erst kurz vor Schluss. Wie ein Monster erschien er mir ganz und gar nicht. Die Verwandlungsszenen waren sehr überzeugend umgesetzt.
Gutes Fundament für ein Drama, gut gespielte Hauptrolle, aber ein bisschen viel Gelaber. Für den geringen Handlungsinhalt hätte das auch ruhig weniger als 100 Minuten lang gehen können. Das ist das große Plus von Filmen wie Frankenstein, der nebenbei bemerkt in dem selben Jahr erschien: Fordert nicht die Geduld des Zuschauers, sondern liefert ständig die tollen Szenen. Hier bei Jekyll und Hyde dagegen gibt es zwar tolle Szenen, aber auch ein paar Durststrecken. Glaube der Film kam sich bahnbrechender vor als er eigentlich war; und das Ende ist mal wieder soo typisch und vorhersehbar *rolleyes* 6/10
Traum ohne Ende (http://www.imdb.com/title/tt0037635/) /Dead of Night (1945)
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Ein Architekt spürt das bevorstehende Verderben als sein nur noch vage erinnerter Traum zur Realität wird. Die Gäste auf dem Landhaus ermutigen ihn zu bleiben, während sie sich dabei abwechseln, übernatürliche Erlebnisse zu erzählen. Ein Anthologie-Film mit verbindender Rahmenhandlung also, in schwarz-weiß. Coole Idee, hält bei Laune und funktioniert. Eine kleine, filmische Wundertüte, perfekt für Halloween. Wobei ich dazu sagen muss, dass manche Segmente der Zusammenstellung besser waren als andere. Die mit dem Golfer-Geist war eigentlich mehr Comedy und hat tonal leider überhaupt nicht zu den anderen gepasst.
Heute hat man die meisten dieser Geschichten in der einen oder anderen Form natürlich schonmal irgendwie gehört oder anderswo gesehen, kann daher für heutige Verhältnisse ein wenig zahm und harmlos oder altbacken rüberkommen. Aber das liegt halt daran, dass Dead of Night mit einer der ersten seiner Art war, und dafür hat er sich erstaunlich gut gehalten. Der Film hatte ein bisschen was von einer Folge X-Faktor, deren Segmente anstelle von Jonathan Frakes Moderation durch eine Rahmengeschichte verknüpft werden, die selbst recht creepy ist und sich am Ende ziemlich interessant auflöst (oder doch nicht?). Kann ich empfehlen und ist inzwischen auch schon Teil meiner Sammlung. 7/10
Geschichten aus der Gruft (http://www.imdb.com/title/tt0069341) /Tales from the Crypt (1972)
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Fünf Fremde verirren sich in einer Gruft und erhalten vom dortigen Wächter diverse beunruhigende Visionen. Auch eine Anthologie, aber diesmal nicht überragend. Visuell und stilistisch etwas schwach und billig auf die unangenehm campige 70s-Art, ansonsten alles recht fein. Immerhin darf man Peter Cushing in einer Nebenrolle bewundern. Die Geschichten wirken zum Teil jedoch zu ähnlich, auch bedingt durch das Setting. Da war Dead of Night irgendwie cleverer und vielseitiger. 6/10
Historische Abenteuer und Swashbuckler - Part 2
Die Liebesabenteuer des Don Juan (http://www.imdb.com/title/tt0040076) /Adventures of Don Juan (1948)
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Don Juan de Maraña (Errol Flynn) beschädigt das spanische Ansehen in diplomatischen Kreisen mit seinen indiskreten Frauengeschichten, aber bemüht sich um Rehabilitation seines Rufes, nachdem er die schöne Königin Margaret (Viveca Lindfors) trifft. Diese ist gefangen in einer arrangierten und leidenschaftslosen Ehe mit dem schwachen Herrscher Philip III.. Zwischen Don Juan und Margaret knistert es mehr oder weniger, doch obwohl sich die beiden zueinander hingezogen fühlen, bleibt das Verhältnis angemessen platonisch. Der (ehemalige?) Womanizer, der inzwischen die Truppen im Schwertkampf unterrichtet, wird in eine höfische Intrige verwickelt und deckt die dunklen Machenschaften des skrupellosen Herzogs de Lorca auf - einem Minister, der zur wahren Macht hinter dem Thron aufsteigen möchte, indem er den König einschüchtert und die unkooperative Königin bedroht. Mit Hilfe seiner Freunde versucht Don Juan, den schurkischen Minister zur Strecke zu bringen.
Herrlich! Mal wieder genau das, was ich suche. Leider nicht auf BD verfügbar. Errol Flynn noch immer in Bestform. Ein charmantes Abenteuer mit launigen (und ab und zu leicht frivol-doppeldeutigen ;)) Dialogen, einer Prise Humor ohne albern zu werden, viele Schwertkämpfe und das nicht bloß zum Finale sondern durchgängig, etwas Romantik, Old-School-Kulissen und schicke Kostüme, alles in prächtigem Technicolor! Was die Klamotten angeht fand ichs übrigens faszinierend, wie häufig die Hauptcharaktere neue Outfits bekommen haben. Kaum zwei Szenen, zwischen denen sich nicht umgezogen wurde (Von einer grellen Farbe zur anderen, hehe).
Ein Swashbuckler vom Feinsten, wie er im Buche steht. Zudem ist das Pacing vorbildlich. Die Geschichte wird niemals langweilig, ständig gibt es neue Entwicklungen, und schon der Anfang ist geradezu rasant und strotzt vor Spaß. Eine durch und durch runde Sache also. Müsste ich einen Kritikpunkt finden, dann wäre aus heutiger Sicht allenfalls eine gewisse Klischeehaftigkeit zu nennen. Der Bösewicht ist absolut böse, und viele Situationen, in die unser Held gerät, hat man anderswo garantiert schon ein Dutzend mal gesehen. Doch mich hat das überhaupt nicht gestört. Um fair zu bleiben, manche dieser Dinge waren in den späten 40ern bestimmt auch noch nicht so ausgelutscht wie heutzutage. Ach ja, und man sollte weder historische Korrektheit, noch eine Nähe zu früheren Versionen der berühmten Legende erwarten. Die Drehbuchautoren haben hier eine ganz eigene Geschichte erfunden. Ich wünschte, wir würden heute auch noch so etwas im Kino bekommen. Wenigstens ab und zu. 8/10 (9/10?)
Robin Hood und seine tollkühnen Gesellen (http://www.imdb.com/title/tt0045197) /The Story of Robin Hood and His Merrie Men (1952)
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Die nicht-animierte Disney-Version des Stoffes. Gefallen hat mir, dass so ziemlich alle klassischen Charaktere der Legende vorkamen. Auch jene, die in den Film-Adaptionen leider oft übergangen werden, wie etwa der Musiker Allan-a-Dale, den ich sehr mag und der Robin Hoods Geschichte besingt während sie passiert (passenderweise spielt der auch im Animationsfilm eine nicht zu übersehende Rolle). Und sogar Much der Müller taucht auf! Kann mich an keinen Film erinnern, in dem der mal von Bedeutung gewesen wäre. Entsprechend gibt es auch ein paar schöne Abschnitte darüber, wie die Gruppe zusammenkommt. Wenigstens was die wichtigsten beiden angeht: Little John und Bruder Tuck. Bei ersterem auch inklusive der berühmten Szene mit der Flussüberquerung.
Leider ist die Handlung und Charakterentwicklung dagegen eher mau. Die Geschichte wirkt weichgespült, sowohl Prinz John als auch der Sheriff von Nottingham bleiben weitgehend zahnlos und kommen eher als Ärgernis herüber, ohne je eine ernsthafte Bedrohung zu sein. Wenn selbst die augenzwinkernde Trickfilm-Fassung mit Tieren am Ende dramatischer ist als das hier, dann spricht das leider für sich. In dem Zusammenhang mochte ich auch nicht, dass hier die Königin auftritt, die gerecht ist und die ganze Zeit im Lande bleibt. Somit hatte die Gruppe der Merry Men im Prinzip immer Rückhalt von ganz oben.
Richard Todd als Robin und Joan Rice als Marian geben in ihren Rollen zumindest äußerlich keine schlechte Figur ab. Aber es fehlt wie gesagt an einem Arc für die Figuren, an einer stetigen Entwicklung. Was ich an der Kostner-Version aus den 90ern so mag ist, dass man dort wirklich sieht, wie Robin zu Robin Hood wird. Im vorliegenden Film von 1952 gibt es zwar keine so ewig lange Vorgeschichte wie in der Stummfilm-Fassung mit Fairbanks, aber der eigentliche Wandel zu Robin Hood geschieht dort ganz ähnlich wie hier - mit einem Schnitt von einer Szene zur nächsten. Soll heißen, es gibt gar keinen richtigen Übergang.
Im ersten Akt wird Robins Vater ermordet, von einem von Prinz Johns Männern mit einem Pfeil in den Rücken getroffen. Das soll wohl ein Hauptmotivationsgrund gewesen sein. Aber dieses Ereignis wurde sowas von uninspiriert und lustlos gefilmt, es wirkt fast beiläufig, und der Vater wird danach glaube ich nur noch ein einziges Mal am Rande erwähnt. Davon abgesehen... so sehr ich mich auch über die vielen traditionellen, zugehörigen Figuren gefreut habe, aber die meisten von denen bleiben extrem blass. Will Scarlet taucht praktisch nur als Hintergrundcharakter auf und Bruder Tuck und Little John sind klischeehafte Abziehbildchen ohne Profil.
Zum Beispiel erwähnte ich oben die bekannte Flussszene. Viele Filme und Serien gehen da angenehm verspielt dran, machen die Auseinandersetzung zwischen Little John und Robin zu einem handfesten Streit, aus dem dann Freundschaft erwächst. Im 52er Disneyfilm kommt es zwar auch kurz zum Kampf, gar nicht mal schlecht sogar, aber der Grund, warum Little John über den Fluss will, besteht darin, dass er sowieso die Gruppe um Robin Hood treffen und sich ihnen anschließen möchte. D'oh. Das macht die Sache doch nur halb so interessant, und der Kampf scheint mehr als sinnlos, wenn er ohnehin schon auf dem Weg dorthin war.
Musik und Ausstattung beides passabel bis gut, aber nicht überragend. In Farbe. Eine brauchbare Version der alten, volkstümlichen Erzählung, allerdings keine, die zu den besseren zählt. Ich fand diese Fassung vor allem interessant, um Vergleiche ziehen zu können, wie das Review hier wahrscheinlich nahelegt. Schätze, ich habe jetzt so langsam alle bedeutenden Robin-Hood-Verfilmungen durch ^^ 6/10
Der Hauptmann von Kastilien (http://www.imdb.com/title/tt0039243) /Captain from Castile (1947)
https://image.ibb.co/cBBw0U/MV5_BYjgy_Yz_M5_NGUt.jpg
Cortez' Invasion von Mexiko aus der Sicht eines jungen, zu Unrecht in Ungnade gefallenen spanischen Offiziers, der vor der unerbittlichen Inquisition in die neue Welt flieht. Schöner, pompöser old-school Soundtrack mit Marsch. Nice. Tyrone in der Hauptrolle überzeugt wie fast immer. Angenehm war aber auch, dass mehrere Nebencharaktere eine wichtige Rolle spielen, ja sich die ganze Handlung um ein kleines Grüppchen rund um den Protagonisten dreht. Leider ist der Film etwas langatmig mit fast zweieinhalb Std.. Gemessen an dieser Laufzeit passiert über manche Strecken ehrlich gesagt einfach zu wenig.
Überrascht hat mich, dass Cortez, die Expedition und generell was die Spanier da machen nicht bloß naiv positiv dargestellt, sondern, wie auch die Inquisition, kritisch hinterfragt wird. Denke das war für die 40er mit klarer Unterteilung in gut und böse nicht selbstverständlich :A Und was für'n arschiger Bösewicht! You don't expect the Spanish Inquisition -__^ Das Ende empfand ich als halb-offen. Klar, der zugrundeliegende Konflikt /Knackpunkt wurde abgefrühstückt, aber was wird nun aus allen? Hätte gerne gesehen wie Captain Pedro reich nach Europa zurückkehrt und seine Eltern in Italien wiedersieht. Naja, man kann nicht alles haben. Die Leute marschieren am Schluss entschlossen vorwärts, aber wenn man bedenkt, was da noch alles für ein Mist passiert ist, historisch gesehen meine ich, sind das eigentlich eher trübe Aussichten.
In Technicolor, yeah! Fox sollte sich endlich mal ransetzen und die ganzen alten Schinken restaurieren und für Heimvideo veröffentlichen! Glaub diesen Film gibts nichtmal auf DVD o_O Hätte gerne mehr Punkte vergeben, aber hat dann leider doch nur für 6/10 gereicht. Die Charaktere kommen so weit rum und machen so viel durch, doch trotzdem will nie so recht das große Abenteuerfeeling einsetzen. Hat teilweise mehr was von einem Historien-Drama.
Die Unbesiegten (http://www.imdb.com/title/tt0039931) /Unconquered (1947)
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Über die Unternehmungen des unerschrockenen Grenzers Christopher Holden, der nach dem Ende des Siebenjährigen Krieges versucht, die politischen und persönlichen Ambitionen eines abtrünnigen Fieslings im Ohio-Tal zu durchkreuzen. Dieser hat es nämlich auf das Monopol für den Pelzhandel abgesehen und ist bereit, dafür einen Aufstand der Indianer gegen die Siedler zu provozieren. Eine Verbrecherin, die in England zur Sklaverei in Amerika verurteilt und bei ihrer Ankunft dort freigekauft wird, dann aber gemeinerweise wieder in Unfreiheit gerät, lernt den Protagonisten kennen, was die Ereignisse verkompliziert, wie das bei der Liebe so häufig der Fall ist.
Der Film ist nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen schlechten 1969er Western mit dem selbstverliebt-überheblichen Macho-Arsch John Wayne. Nein, hier haben wir ein richtig feines Abenteuer mit einem interessanten Bild von der Frühen Neuzeit, welches das Werk auch als historisches Zeitdokument faszinierend macht. Politisch ist es nach heutigen Maßstäben nicht mehr ganz korrekt, besonders in Bezug auf die Indianer, die ausschließlich als barbarische Wilde bzw. primitive Bösewichte dargestellt werden. Auch diverse andere Klischees reizt der Film ziemlich aus. Quasi eine sehr konservative Vorstellung vom kolonialen Amerika (entsprechend inkompetent werden übrigens auch die britischen Soldaten dargestellt). Trotzdem alles recht unterhaltsam mit schönen Kulissen, ein paar guten Schauspielern (Gary Cooper und Paulette Goddard), passender Musik, hier und da ein wenig Spannung sowie etwas Chemie zwischen der männlichen und weiblichen Hauptrolle. Letztere muss übrigens echt gemein viel Mist durchmachen. Auch hier haben wir ein richtig fieses Ekelpaket als Bösewicht, was sehr zur Unterhaltung beiträgt. Man will, dass er endlich bekommt, was er verdient.
Mit zweieinhalb Stunden ein sehr langer Film, typisch für Regisseur DeMille, aber dafür hab ich mich so gut wie gar nicht gelangweilt. Also Hut ab! Im Gegenteil, in ein paar Szenen hätte ich mir die eine oder andere erklärende Einstellung schon noch gewünscht. Gerade wenn es um Opfer geht, wird das durch die Kamera kaum gezeigt. Gegen Ende wird beispielsweise der Täuschungsmanöver-Plan des Protagonisten gegen die Indianer umgesetzt, die Leichen der gefallenen Soldaten als Truppenverstärkung auszugeben. Nur hält sich der emotionale Effekt als Zuschauer für mich stark in Grenzen, weil wir die nie tatsächlich zu Gesicht bekommen. Vielleicht hätte das Probleme mit Zensurbeschränkungen gegeben; glaube der Film erschien nach Etablierung des bescheuert strengen Codes in Hollywood. Mit etwas mehr Freizügigkeit was Gewalt und Sex-Appeal angeht, womit ich gewiss keine Übertreibungen meine, hätte der Film noch um einiges aufregender werden können. Vieles wird nur vage angedeutet. Aber sei's drum. Hat Spaß gemacht. Erscheint in ein paar Wochen übrigens endlich in Deutschland auf Blu-ray und wird dann auch in meiner Sammlung landen! 7/10
König Salomons Diamanten (http://www.imdb.com/title/tt0042646) /King Solomon's Mines (1950)
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Allan Quatermain führt eine Expedition tief in unerforschtes afrikanisches Territorium, um einen Entdeckungsreisenden aufzuspüren, der auf der Suche nach den sagenumwobenen Diamantenminen König Salomons spurlos verschwand. Basiert auf Henry Rider Haggards frühem Klassiker der Abenteuerliteratur von 1885. Ohne den wär kaum ein Indiana Jones denkbar, der Einfluss auf das Genre war enorm. Schließlich ist Quatermain längst zu einer Art Archetyp geworden. Gegenüber der Romanvorlage wurde aber vieles verändert bzw. Elemente zusammengefasst oder weggelassen. Eine Frau war in dem Buch glaube ich gar nicht dabei, obwohl das in diesem Film noch mit der unterhaltsamste Aspekt ist.
Es handelt sich bereits um die zweite und wahrscheinlich bekannteste Verfilmung des Stoffes (die erste war von 1937, noch in schwarz-weiß), danach gab es noch ein paar weitere. Hey, schon in Farbe! Das war 1950 noch nicht absolut selbstverständlich. Einerseits eine nette Charakterstudie, andererseits extrem linear und abwechslungsarm. Die Gefahren im unerforschten Afrika des späten 19. Jahrhunderts kommen ganz gut rüber, aber die Handlung ist äußerst simpel und es passiert (bis auf die Enthüllung, dass einer der indigenen Begleiter in Wirklichkeit ein König im Exil ist) wenig Überraschendes.
Habe null Ahnung, ob die kulturellen schwarzafrikanischen Sachen alle so authentisch waren, aber zumindest Haggard kannte sich mit dem Kontinent ziemlich gut aus und ist dort selbst herumgereist. Wie viel davon in dieser Adaption geblieben ist, ist eine andere Frage. Hmm. Da heißt der Film schon King Solomon's Mines, aber die eigentlichen Minen kommen gerade mal 5 Minuten oder so vor und werden schnell wieder abgehakt. Auch frag ich mich, warum das Trio auf der Flucht nicht wenigstens ein paar der dort bereitliegenden Diamanten mitgenommen hat o_O
Soweit ich mich erinnern kann leider überhaupt kein Soundtrack vorhanden. Ab und zu zwar traditionelle Gesänge im Hintergrund, aber das ist kein guter Ersatz. Gerade ein Abenteuerfilm braucht meiner Meinung nach gute Musik zur atmosphärischen Unterstützung, um die richtige Stimmung zu vermitteln. Hätte hier alles viel epischer und spannender gemacht :| Denke immer noch, dass die Geschichte an sich super für ein modernes Remake geeignet wäre. Dann aber bitte mit ordentlich Orchestermusik, runderer Struktur und spektakulärerem Finale. Ließe sich im Prinzip sogar relativ leicht auf Indy ummünzen (Okay, vielleicht nicht auf Harrison Ford wegen des Alters, aber wenn sie sich jemals entscheiden sollten, die Rolle neu zu besetzen...). 6/10
King Hus Kung-Fu-Cinema
Das Schwert der gelben Tigerin (http://www.imdb.com/title/tt0059079) /Come Drink with Me /Da zui xia (1966)
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Den Höhepunkt seines Schaffens hat King Hu wohl erst ein paar Jahre später erreicht. Hier wenig interessante Standard-Story gepaart mit größtenteils langweiligen Kulissen und billigen Effekten. Die kurzen und nicht sehr dynamischen Kämpfe wirken kaum choreographiert. Da hab ich schon wesentlich beeindruckenderes gesehen, das ein Vierteljahrhundert vor diesem Film produziert wurde! Unter Genre-Fans scheint Das Schwert der gelben Tigerin trotzdem einen gewissen, positiven Status zu genießen, also muss man vielleicht einfach in der Materie drinstecken, was ich nicht tue. Macht wenn möglich einen riesengroßen Bogen um die deutsche Synchro, denn die ist allerunterste Amateur-Schublade und kaum zu ertragen. 5/10
Die Herberge zum Drachentor (http://www.imdb.com/title/tt0060635) /Dragon Inn /Long men kezhan (1967)
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Der Eunuch des Kaisers verurteilte den Kommandanten der Armee wegen Verrat zum Tode, auch dessen Familie wurde weitgehend umgebracht, um die gesamte Blutlinie auszulöschen. Aber die zwei jüngsten Nachkommen, Sohn und Tochter, wurden aus dem Reich in die Wildnis verbannt in dem Versuch, dadurch den Vertrauten und Berater des Kommandanten aus der Reserve zu locken. Für diesen Plan entsendet der Eunuch seine ultrageheimen Attentäter-Truppen, welche die Kinder und den Berater erledigen sollen. Es kommt zur Konfrontation in der Gaststätte zum Drachentor nahe der Grenze. Dort finden sich allerdings auch einige Reisende ein, die ziemlich gut mit 'nem Schwert umgehen können...
Ganz ehrlich, ich stieg erstmal voll nicht durch, wer warum mit wem wie wen umbringen oder beschützen wollte, und überhaupt wie wo was häää?! Und das lag nicht bloß daran, dass ich im O-Ton mit Untertiteln geschaut habe, sondern vor allem daran, dass der Film sehr wenig erklärt und viele der für eine so kleine Geschichte extrem zahlreichen Charaktere gar nicht näher beleuchtet und entwickelt. Mit der Zeit findet man dann rein, zumindest was die Basics angeht. Aber wenn man nicht aufpasst, droht man heillos verwirrt zu werden und verliert unheimlich leicht den Überblick.
Leider wird der Film mit der Zeit unheimlich repetitiv. Kam mir so vor, als hätte ich viele Szenen in der zweiten Hälfte schon einmal gesehen, was bestimmt auch mit dem kargen Setting zusammenhängt, dem es an Abwechslung fehlt. Im späteren Verlauf degeneriert die Handlung dann zu einer simplen Abfolge von Kampfszenen, eine nach der anderen. Gemessen am minimalen Storyinhalt geht der Film mit knapp zwei Stunden einfach viel zu lange. Und die Musik war auch nicht toll, die schrillen, kakophonen Klänge im Finale hörten sich an wie außerirdische Tonexperimente o_O' Martial Arts mag ja nicht jedermanns Sache sein, doch hab ich damit nicht grundsätzlich ein Problem. Ein Hauch von Zen, den derselbe Regisseur vier Jahre später filmte, ist diesem angeblichen Meisterwerk in jeder Hinsicht weit überlegen (ganz besonders visuell). Für Dragon Inn kann ich keine Empfehlung aussprechen. 5/10
Ein Hauch von Zen (http://www.imdb.com/title/tt0064451) /A Touch of Zen /Xia nü (1970)
https://image.ibb.co/bXWzn9/MV5BYm.jpg
Ein unscheinbarer, nicht sehr ambitionierter Maler gerät in einen weitreichenden Konflikt hinein, als er eine Kämpferin kennenlernt, die auf der Flucht vor korrupten Regierungsbeamten ist. Zusammen mit erfahrenen buddhistischen Mönchen machen sie sich daran, gegen den Feind vorzugehen. Produktion aus Hongkong und Taiwan, Martial-Arts-Klassiker. Soll einer der besten sein, geht allerdings volle drei Stunden! Die Story ist charmant abenteuermäßig, bietet ab und zu auch eine angenehme Prise Humor und spielt hauptsächlich in einer hinterwäldlerischen, kleinen Grenzstadt. Einige zentrale Figuren sind einfach nur super bad-ass, vor allem Yang und der Kung-Fu-Mega-Mönch :D Der Handlungsverlauf gestaltet sich meist eher ruhig. So dauert es zum Beispiel knapp eine Stunde, bis es überhaupt zur ersten Kampfszene kommt. Das stört aber nicht weiter - man bleibt aufmerksam bei der Sache, weil die Figuren sympathisch und interessant sind.
Die Bildkomposition, die Kulissen (inklusive Naturaufnahmen) und die Ausstattung sind für mich das eigentliche Highlight. Und was für eines! Schaut euch nur mal diesen Trailer (https://www.youtube.com/watch?v=ccYoSiMHYUM) an. Manche Einstellungen sehen einfach sagenhaft schön und märchenhaft aus und konnten mich richtig ins Staunen versetzen. Verglichen mit den oben genannten Filmen ist das ein Unterschied wie Tag und Nacht. Umso beeindruckender, dass all dies schon 1970 möglich war und nach meinem Kenntnisstand im Grunde nie übertroffen wurde (obgleich ein paar nahe dran kamen). Filmemacher von heute sollten wirklich mehr in Dreharbeiten on-location und vernünftige Studio-Bauten investieren. A Touch of Zen untermauert, wie grandios und verträumt ein Film auch ganz ohne digitale Spielereien aussehen kann. Hier erzeugt der visuelle Stil zusammen mit den anderen Elementen eine extrem dichte und mystische Atmosphäre, die über einen Großteil der Spielzeit bestehen bleibt.
Jedoch gibt es den einen oder anderen Haken. Das Problem besteht für mich darin, dass das Werk den guten Willen und die Ausdauer des Publikums überbeansprucht. Oder anders gesagt: Der letzte Kampf bzw. die ganze letzte halbe Stunde hat mir nicht mehr so richtig gefallen. Man hätte schon davor sehr leicht Schluss machen können mit nur minimalen Veränderungen am Drehbuch (ein fieser Obereunuch-Typ hätt gereicht), denn der größte und wichtigste Teil der Geschichte war damit eindeutig abgefrühstückt. Aber dann wird noch was drangeklebt, was den Film nur unnötig aufbläht und dabei die bisherige Hauptfigur weitgehend ignoriert. Auch die Zeitsprünge dazwischen waren gewöhnungsbedürftig. Schade, da wäre weniger meiner Meinung nach mehr gewesen, zumal der Anfang schon sehr gemächlich war. Das Ende ist eher abstrakt und etwas offen gehalten, das war ebenfalls nicht so ganz nach meinem Geschmack. Trotz dieser kleineren Mängel ein absolut sehenswerter Streifen. 8/10
Filme aus Tausendundeiner Nacht
Arabische Nächte (http://www.imdb.com/title/tt0034465) /Arabian Nights (1942)
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Der Kalif von Bagdad muss sich bei einer Gruppe Schausteller verstecken, als sein Bruder sich des Thrones bemächtigt. Beide Brüder begehren eine wunderschöne (naja) Tänzerin. Glaube, der Film war damals sogar für ein paar Oscars nominiert, aber kräht heute im Grunde zu Recht kein Hahn mehr nach. Um ehrlich zu sein, ich bin zwischendrin kurz weggepennt und wäre mehrmals fast eingeschlafen. Das wäre nicht passiert, wenn der Film mein Interesse hätte halten können. Ich fand das zog sich ziemlich hin.
Tja, warum bei dem Titel eine oder mehrere der tatsächlichen, berühmten und beliebten Geschichten aus 1001 Nacht verfilmen, wenn man sich für so raffiniert hält, es besser zu können? Das hier ist Universals eigene Version, ein Mischmasch aller gängigen Elemente, der leider kein rundes Ganzes ergeben mag. Es tauchen sogar Sindbad und Aladdin auf, aber nur als unbedeutende Randfiguren, die auch noch in den Dreck gezogen werden und von ihren großen Vorbildern kaum weiter entfernt sein könnten. Hauptsache, man hat die Namen mal erwähnt, ne?
Dafür, dass die Tänzerin Sherazade so unglaublich schön und unwiderstehlich sein soll, fand ich sie eigentlich äußerst unsympathisch, kalt, herrisch, fast schon eingebildet könnte man sagen. Keine Ahnung was die Leute an der zu finden meinten. Hätte mich diese eine, wichtige Rolle gekümmert, hätte die Geschichte vielleicht sogar funktioniert. Ausstattung und Musik sind nicht schlecht, aber viel mehr ist nicht drin. Den ultimativen Todesstoß versetzen dem Film für mich lahme Slapstick-Comedy-Einlagen. So etwas kann ich grundsätzlich überhaupt nicht leiden. Nicht gut gealtert. Schrott. 4/10
Ali Baba und die vierzig Räuber (http://www.imdb.com/title/tt0036591) /Ali Baba and the Forty Thieves (1944)
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Basiert nur extrem lose auf der Märchenvorlage, folgt nicht dessen Handlung sondern verändert viele Figuren und Ereignisse. Hier geht's um mongolische Invasoren und der junge Ali Baba ist in Wirklichkeit der Sohn des ermordeten Kalifen, wird von den vierzig Räubern praktisch adoptiert und aufgezogen und führt diese irgendwann an. Der tyrannische Obermongole, dessen Horde einst sein Königreich stahl, muss plattgemacht und der Vater gerächt werden! Dabei spielt auch das Versprechen einer Freundin aus Kindheitstagen eine Rolle.
Bisweilen ziemlich naiv und klischeehaft, aber definitiv nicht ohne Charme. Der Look in schickem Technicolor-Style *__* Und auch die Musik ist nicht zu verachten, alles schön abenteuerlich. Ein wenig seltsam kommt es mir schon vor, dass sich die bekannteste Realverfilmung dieser alten Erzählung so weit vom Original entfernt, ja manche Aspekte daraus völlig auf den Kopf stellt (insbesondere das Verhältnis zu den vierzig Räubern). Aber wenn man daraus eine vernünftige Story basteln kann bzw. es nicht so endet wie bei Arabische Nächte (siehe oben), warum eigentlich nicht? Insgesamt gar nicht mal so übel, doch für mehr als 6/10 Punkte hat es leider trotzdem knapp nicht gereicht.
Das goldene Schwert (http://www.imdb.com/title/tt0045828) /The Golden Blade (1953)
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Der furchtlose Harun läuft zufällig nicht nur einer Prinzessin über den Weg, die als einfache Bürgerin verkleidet ist, ihm fällt auch ein goldenes Schwert in die Hände, das ihn scheinbar unbesiegbar macht. Finstere Verschwörer haben es auf den Kalifen abgesehen und müssen aufgehalten werden... Old-school klischeehaft und teilweise extrem cheesy und campy und billig, aber eigentlich auch irgendwie nett und charmant, was vor allem den Hauptdarstellern, die anscheinend selbst ihren Spaß hatten, und an solider Regie (von Nathan Juran, dem Typen, der ein paar Jahre später Sindbads siebte Reise drehte :A) zu verdanken ist. Wegen des Schwertes mit den übernatürlichen Kräften, durch die sogar Metall durchsäbelt werden kann, gewinnt diese Geschichte ein stärkeres Märchenfeeling.
Werde allerdings nie darüber hinwegkommen, dass die damals echt süße Piper Laurie hier, wie auch schon in Die Diebe von Marschan und Der Sohn von Ali Baba - recht ähnlichen Abenteuern aus Tausendundeiner Nacht und ebenfalls von Universal - mit knallig-blondroten Haaren eine arabische Prinzessin gespielt hat xD Ich meine damit nichtmal die ganze Whitewashing-Diskussion. Wenn es sowas von offensichtlich ist und darauf von den Filmemachern überhaupt nicht geachtet wurde (war damals halt so), dann kann das wirklich die Immersion plätten und die ganze Geschichte unglaubwürdig machen, zumindest wenn man versucht, sie ernst zu nehmen. Das ist in etwa so, als würde man Domhnall Gleeson ins feudale Japan verfrachten und so tun, als stamme er von dort und sei ein authentischer Samurai, ohne sich wenigstens die Mühe zu machen, ihm die Haare zu färben :D
Und Laurie, die diesmal die lebhaft-muntere Prinzessin spielt, ist nur das augenfälligste Beispiel in Das goldene Schwert! Vom obviously all-American hero als Protagonist über diverse definitiv nicht arabisch wirkende Nebencharaktere bis hin zu den Statisten reichen die "ethnischen Unglaubwürdigkeiten". Aber das Authentizitätsproblem geht noch weiter, wenn man sich die Kostüme, Verhaltensformen, Teile der Handlung, oder die Ausstattung und Kulissen anschaut - in denen Texte auf Englisch geschrieben stehen! Doch mich hat das alles nicht wirklich weiter gestört. Man hat viel mehr von dem Film, wenn man ihn in die gleiche Kategorie packt, wie die guten, alten, europäischen Märchenfilme. Es spielt gewissermaßen in seiner eigenen, kleinen, bunten Pappmache-Traumwelt -_^ Das ist okay, wenn man sich drauf einlässt. Hier fiel es mir sogar leicht, über diverse kleinere und größere Plot-Holes hinwegzusehen.
Der Film hat knapp die schlechteste Userwertung auf IMDb von den drei orientalischen Universal-Abenteuern mit Laurie (5,7 nämlich, Diebe von Marschan steht bei 6,6 und Sohn von Ali Baba bei 5,9), aber ich sehe das ganz anders. Von den genannten Werken hat mir Das goldene Schwert mit Abstand am besten gefallen und am meisten unbeschwerten Spaß bereitet! Er ist verspielter und dabei kein bisschen prätentiös. Perfekt für einen verregneten Sonntag-Nachmittag. Vielleicht mochte ich den Film auch deshalb, weil hier ein bisschen mehr von einem altmodischen Swashbuckler drinsteckt und die Geschichte dabei relativ locker bleibt. Fragt mich aber nicht, was das nun mit Tausendundeiner Nacht zu tun hatte. Bizarrerweise greift die Handlung später nämlich sogar Elemente aus der Artussage auf ^^ Der Film ist in Farbe und geht mit 80 Minuten auch nicht zu lang. 6/10 Rein subjektiv würd ich da glatt noch einen Punkt drauflegen, aber das wäre unfair gegenüber all den Produktionen mit weit mehr Aufwand, Können und Anspruch, hehe.
Inzwischen sind die obenstehenden drei Filme in Deutschland zusammen in einer "Die schönsten Klassiker aus 1001 Nacht" getauften Box von Koch Media Home Entertainment auf Blu-ray erschienen, die derzeit übrigens ausgesprochen günstig zu haben ist. Dazu wollte ich aber noch ein paar Worte verlieren. Natürlich darf man dankbar sein, dass solche alten Katalogtitel bei uns überhaupt eine Veröffentlichung bekommen, und ich bin mir auch im Klaren darüber, dass Überlegungen zur Wirtschaftlichkeit eine Rolle bei der Auswahl und der Art der Zusammenstellung spielen, aber ich hasse Sammelboxen mit mehreren Filmen, die abgesehen vom Produktionsstudio und einem äußerst groben, thematischen Setting inhaltlich rein gar nichts miteinander zu tun haben!
Das Goldene Schwert wollte ich für die Sammlung, Ali Baba war auf der Kippe aber habe ich auch noch ganz gerne genommen. Arabische Nächte jedoch konnte ich nicht leiden. Ich kannte die Filme. Um jene zu kaufen, die ich wollte, war ich gezwungen, auch einen mitzunehmen, an dem ich kein Interesse hatte. Mir geht es da nicht ums Geld, bei dem guten Preis-Leistungs-Verhältnis kann man sich nicht beschweren, hätte das selbe auch nur für die zwei gewünschten bezahlt. Aber jetzt hab ich einen imho ziemlich miesen Streifen hier und musste den in die Liste aufnehmen, weil ich ihn bestimmt nicht wegwerfen und ein Loch in der Hülle hinterlassen werde. Der Inhalt steht da schließlich überall drauf.
Wenn schon Box, dann doch bitte jeden Film in einem eigenen Keep Case mit eigenem Cover und Rückseitentext unterbringen. Die kann man dann nämlich immer noch schön zusammen in einen dünnen Schuber packen. So kann der Kunde falls nötig später selbst aussortieren. Mag sein, dass das etwas mehr Produktionsaufwand bedeutet, der sich vielleicht auch im Preis niederschlägt, aber das ist es meiner Ansicht nach wert! Das ist Kundenservice. Am besten ist immer noch, jeden Film einzeln zu veröffentlichen, sofern es sich nicht um eine Reihe handelt. Hauptsache dem Käufer wird noch irgendwie die Wahl gelassen. Importieren war im vorliegenden Fall für mich übrigens auch keine Option, da lediglich Ali Baba in Großbritannien auf BD erhältlich ist. /rant
Die Diebe von Marschan (http://www.imdb.com/title/tt0043935) /The Prince Who Was a Thief (1951)
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In Tanger im 13. Jahrhundert beauftragt Regent Mustapha, der auf den Thron scharf ist, einen Attentäter, welcher Prinz Hussein im Säuglingsalter umbringen soll. Doch der Attentäter bekommt Zweifel und klaut das Baby für sich. Kind erwachsen, aufgestiegen zum Superdieb. Perle wird aus dem Palast geklaut, unser Held versucht der Sache auf den Grund zu gehen und findet eine andere Diebin namens Tina (WTF, wie passt denn der Name in das Setting?), die nervigerweise von sich selbst in der dritten Person spricht, sich sofort in den Protagonisten verliebt und total naiv, übereifrig, dumm und extrem eifersüchtig ist. Keine gute Kombo. Bei der vielen Aufmerksamkeit und Screentime, die der Charakter bekommt, ist das nur schwierig zu ertragen. Ich hab nichts gegen Piper Laurie, aber diese Rolle? Autsch. Anstatt sie wie ursprünglich geplant auszuliefern, macht der Held und sein Adoptivvater-Gauner mit ihr gemeinsame Sache, um in die Schatzkammer zu gelangen...
Da wollte der Funke leider nicht so ganz überspringen. Die Handlung plätschert ohne viel Aufregung vor sich hin und aus dieser Ära hab ich auch schon schickere Sets gesehen. Immerhin: Die Kostüme sind hübsch und die Musik brauchbar. Hmmm. Wenn es am Ende alle Probleme löst, dass sich die Hauptfigur als rechtmäßiger Thronerbe zu erkennen gibt, warum hat er das nicht schon viel eher gemacht? Im Prinzip ein Heist-Movie im Orient. Naja, mal was anderes. 5/10
Der Sohn von Ali Baba (http://www.imdb.com/title/tt0045175) /Son of Ali Baba (1952)
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Kashma Baba, der Sohn des berühmten Ali Baba, ist Kadett an einer mittelalterlichen, persischen Militärakademie. Dort gerät er in einen Konflikt mit seinem Rivalen Hussein, dem Sohn des Kalifen. Kashma trifft "zufällig" auf das angebliche Sklavenmädchen Kiki (WTF? Schon wieder so ein seltsam unpassender Name). Diese ist in Wirklichkeit eine Prinzessin, die in den Harem des Kalifen sollte, aber geflohen ist. Ali Baba Jr. versteckt sie vor den Schergen, die nach ihr suchen.
Hmpf. Gestalterisch weitgehend okay, aber die Story und Handlung sind arm. Die meiste Zeit über passiert überhaupt nichts von Belang, und alles unheimlich simpel gestrickt. Besonders gestört haben mich die militärischen Untertöne: Kashma und seine Freunde sind Kadetten in Ausbildung, sogar mit Uniform, diversen Exerzier-Szenen usw. Ich fand, das läuft thematisch völlig konträr zum 1001 Nacht Orient-Märchengefühl, das deshalb auch einfach nicht aufkommen mag. Der Film wirkt oft zu westlich. Das gilt übrigens ebenso für die Schauspieler und manche Umgebungen. Wenn es dann doch mal eine Actionszene gibt, nachdem zwei Drittel der Spielzeit schon rum sind, ist sie nach wenigen Sekunden auch schon wieder vorbei >_>' 4/10
Der Gauner von Bagdad (http://www.imdb.com/title/tt0054013) /Il ladro di Bagdad (1961)
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In Bagdad verliebt sich ein schlagfertiger Dieb namens Karim am Hofe in Prinzessin Amina. Als diese durch einen Trank in tiefen Schlaf fällt, begibt er sich auf eine Reise voller übernatürlicher Gefahren, um eine blaue Zauberblume zu finden, mit der er Amina wieder aufwecken kann. Zunächst einmal... den Film in der englischen Ausgabe Thief of Baghdad zu nennen grenzt für mich an Blasphemie gegenüber den beiden Klassikern von 1924 und 1940. Bei Der Gauner von Bagdad handelt es sich um eine italienisch-französische Koproduktion. Inhaltlich nicht so wirklich ernst gemeint, alles mehr augenzwinkernd, um nicht zu sagen overacted und mit dämlichen Dialogen. Hat mehr was von einem alten Cartoon mit allen dazu gehörigen Klischees; von einem Realfilm erwarte ich allerdings mehr. Niemals glaubwürdig das hier.
Dies führt zu Problemen, die mir bei solchen Werken schon öfters untergekommen sind: Wenn es anfangs und zwischendrin immer wieder lächerlich überzeichnete Momente gibt und die Figuren wie Pappkameraden und Abziehbilder agieren, dann kann man sie und ihre Szenen auch nicht ernst nehmen, wenn der Film es später an den minimal dramatischeren Stellen gerne so hätte. Die Charaktere sind nervig und/oder kitschig, das gilt leider auch und gerade für den Protagonisten und die weibliche Hauptrolle. Die Grundidee der Handlung hat Potential, aber die Umsetzung der Erzählung fällt erschreckend banal und uninteressant aus. Zu viele langweilige Szenen, in denen sich Kerle im Inneren von Palasträumen pseudo-bedeutungsschwanger unterhalten. Bis sich die Leute mal auf den Weg machen vergeht eine Ewigkeit und die Dinge die danach passieren sind nicht gerade aufregend oder visuell ansprechend. Viele öde Umgebungen.
Technisch und gestalterisch ist der Film leider unter aller Sau, erst recht für 1961! Da war man anderswo schon erheblich weiter. Anstrengend geschnitten, uninspirierte Kamera bzw. kaum Abwechslung bei der Einstellungsgröße (ständig nah dran, aber nur alle Jubeljahre mal ne Totale), billigste Effekte, total übertriebene und unpassende Kostüme und Requisiten. Selbst für Technicolor Verhältnisse zu dick aufgetragen. Untermalt von einem teilweise ultranervigen Cartoon-Slapstick-Style-Soundtrack, fast wie in einem Kinderfilm für Sechsjährige >_>' Die Spieldauer beträgt nur anderthalb Stunden, aber fühlte sich bedeutend viel länger an als das.
Immerhin sind im späteren Verlauf einige nette Fantasy-Elemente vorhanden, aber durch die armseligen Effekte und oft auch Kulissen können die nicht ihre Wirkung entfalten. Das wäre wie gesagt auch schon in den 60ern weitaus besser gegangen, Beispiele gibt es genug. Das hier ist ein hässlicher Film, kann ich nicht anders sagen. Gab bereits 30 Jahre davor sehr viel schickere, ästhetisch durchdachte, künstlerisch ansprechendere Streifen dieser Art. Zu billig. Muss aber zugeben, dass ich den Film mit extrem schlechter englischer Synchronisation geschaut habe, was bestimmt zum negativen Eindruck beigetragen hat. Keine Ahnung wie die guten Bewertungen zustande kommen, die manche auf IMDb für Der Gauner von Bagdad hinterlassen haben. 3/10
Haunted Houses & Hackneyed Horror
~ Vincent Price Gedächtnisausgabe ~
Weiter oben habe ich ja schon etwas zu Die Verfluchten und Das Pendel des Todes geschrieben, beide von Roger Corman und mit Vincent Price. Hier finden sich neben allerlei anderen Horror-B-Movie-Oldies noch ein paar weitere Filme dieser kultigen Herren. Viel Freude beim Lesen.
Das Haus auf dem Geisterhügel (https://www.imdb.com/title/tt0051744) /House on Haunted Hill (1959)
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Ein Millionär bietet fünf Leuten viel Geld wenn sie sich zusammen mit ihm und seiner Frau für eine Nacht in einem großen, schaurigen Haus (von außen mit interessanter Architektur o_O) einsperren lassen. Klassisches Thema, nette Geschichte bei der man sich fragt, was dahinter steckt bzw. wer von den Charakteren noch etwas zu verbergen hat oder ob wirklich irgendetwas Übernatürliches am Werke ist. Dazu der unvergleichliche Vincent Price in der Rolle des Millionärs: Wie üblich gut gespielt, der Typ ist einfach klasse. Film unterm Strich trotz einiger breiter Plot-Löcher besser als sein Ruf und sehr unterhaltsam. Bei dieser Art von Handlung ist immer die Atmosphäre besonders wichtig und das haben sie hinbekommen. Außerdem überaus kurzweilig mit nur 75 Minuten Länge. 7/10
Tanz der toten Seelen (https://www.imdb.com/title/tt0055830) /Carnival of Souls (1962)
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Nach einem traumatischen Auto-Unfall fühlt sich eine Frau zu einem mysteriösen, verlassenen Jahrmarkt hingezogen. Keine Ahnung warum der Film so vergleichsweise gut bewertet wird. Ich hab mich gelangweilt. Der Clou der Geschichte ist meilenweit vorhersehbar und ich behaupte, das war er auch schon 1962. Es gibt kaum Interaktion zwischen den Charakteren, denn die Handlung, wenn man das denn so nennen möchte, folgt die ganze Zeit bloß unmittelbar der weiblichen Hauptfigur und die ist leider überhaupt nicht interessant. Zugegeben, eine leicht verstörende, bedrohliche Stimmung wird erzeugt und bleibt die ganze Laufzeit über präsent. Dazu trägt auch der erwähnenswerte Orgel-Soundtrack bei, der anfangs noch fein ist aber wegen zu zügelloser Nutzung irgendwann nur noch nervt. Doch ich hatte schon immer ein Problem mit Filmen, die bloß eine Übung in Stil sind, aber in denen kaum mal etwas von Bedeutung passiert. Selbst die effektivste Atmosphäre nützt mir nichts, wenn Story und Figuren Mist sind. Für einen Kurzfilm von 30 Minuten wäre das hier was gewesen, aber nicht für anderthalb Stunden. Vielleicht waren auch meine Erwartungen zu hoch. Verlassene Kirmes-Rummel haben als Horror-Setting so unglaublich viel Potential und es ist eine Schande, dass das so selten genutzt wird. Hier kann davon kaum die Rede sein. Der Ort aus dem Titel spielt nur eine untergeordnete Rolle und ist visuell auch nicht besonders ansprechend gestaltet worden. 5/10
Bis das Blut gefriert (https://www.imdb.com/title/tt0057129) /The Haunting (1963)
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Von Regisseur Robert Wise ("Star Trek: The Motion Picture"). Ein Wissenschaftler untersucht das Paranormale und lädt zwei Frauen in ein Spuk-Haus ein. Eine von ihnen verliert langsam den Verstand. Die inneren Monologe der weiblichen Hauptfigur, eingesprochen als Voiceover aus dem Off, gingen mir leider tierisch auf den Sack. Wie war das noch mit Show, don't tell? Die Geschichte handelt eher von dem geistigen Nervenzusammenbruch besagter Person und hat eigentlich eher weniger mit Geistern zu tun. Ein weiteres Problem ist, dass sich die Handlung unheimlich viel Zeit lässt, um in die Gänge zu kommen. Gegen Ende gibt es anderthalb gute und spannende Momente, aber als Belohnung für die lange Zeit davor reicht mir das kaum. Der Film dauert fast zwei Stunden, da muss man wirklich Ausdauer und Geduld mitbringen. Positiv fand ich immerhin sowohl die Kameraarbeit als auch die Kulissen im Haus. 6/10
Die Folterkammer des Hexenjägers (https://www.imdb.com/title/tt0057128) /The Haunted Palace (1963)
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Dämlicher deutscher Titel, der überhaupt nicht passt, aber egal. Regie Roger Corman, Hauptrolle Vincent Price, yay. Charles Dexter Ward trifft mit seiner Frau in einer kleinen Ortschaft an der Küste ein, um dort das Anwesen zu besichtigen, welches er von einem seiner Vorfahren geerbt hat, der dort hundert Jahre zuvor seltsame Machenschaften trieb und dann von einem aufgebrachten Lynchmob an einem Baum vor dem Schloss gut durchgegart wurde xD Kann es sein, dass die Essenz seines Ahnen noch immer das Gemäuer bewohnt und Besitz von ihm ergreift? Im Originaltitel auf dem Poster steht zwar was von Edgar Allan Poe, der hat aber nur eine Geschichte geschrieben, die auch The Haunted Palace hieß. Nachdem Corman schon einige Poe-Verfilmungen gemacht hatte und diesmal eine andere Inspirationsquelle unter Beibehaltung des Stils nutzen wollte, ging das Studio kein Risiko ein und verkaufte diesen Film gewissermaßen als Fortführung der Reihe.
Tatsächlich jedoch basiert die Story auf einer Erzählung von H.P. Lovecraft, was ich irgendwie ziemlich cool finde. Dachte immer, davon gäbe es im Grunde gar keine (Hoffe insgeheim immer noch darauf, dass del Toro eines Tages At the Mountains of Madness verfilmt *__*). Die Großen Alten aus dem Cthulhu-Mythos werden nur am Rande erwähnt. Die Sets sind ganz schick und stimmungsvoll, die Effekte eher etwas zweitklassig und der Handlungsverlauf holprig. Manches dauert zu lange oder wiederholt sich (reisen sie jetzt endlich ab oder doch nicht?), anderes wird zu hastig abgehakt (Ward auf Rachefeldzug gegen die Dorfbewohner). Vieles hätte besser ausgearbeitet werden können, die seltsamen Mutationen der Bürger zum Beispiel erkannte ich aus einer anderen Lovecraft-Geschichte wieder, aber hier wird das alles kaum richtig erklärt. Trotz allem nicht ohne Charme. Price ist hart am hammy overacten, aber genau das mag ich an ihm in solchen Rollen. 6/10
Satanas - Das Schloss der blutigen Bestie (https://www.imdb.com/title/tt0058333) /The Masque of the Red Death (1964)
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Corman & Price. Ein europäischer Prinz terrorisiert die örtlichen Bauern und nutzt seine Burg als Zuflucht vor der Seuche "Red Death", die gerade wütet und ganze Landstriche entvölkert. Besagter Prinz verweigert den Landleuten den Zutritt aber entführt eine Magd die ihn interessiert und feiert mit dem dekadenten Adel eine abartige Feier. Er hält sich für einen Abkömmling Satans auf Erden, aber legt er sich diesmal vielleicht doch mit Kräften an, denen er nicht gewachsen ist? Die verwendeten Motive sind bekannt, aber wirken mir hier leider viel zu gewollt und gab es anderswo schonmal wesentlich besser. Etwa die personifizierten Seuchen erinnern an Ingmar Bergmans Das siebente Siegel. Doch was genau soll der "rote Tod" überhaupt für eine Krankheit sein? Irgendetwas ausgedachtes? Wäre es nicht viel effektiver gewesen, ganz schlicht und einfach die Pest zu nehmen? Was sollten die anderen kunterbunten Maskenträger darstellen? Die knallige Party an sich, die Teufelsanbetung (?) usw., wirkte auf mich alles irgendwie ein wenig wie das, was ich an den künstlich-oberflächlichen 70er-Jahre-Streifen nie ausstehen konnte.
Schwierig sind auch die Charaktere. Prinz Prospero ist absolut böse und sadistisch, Francesca (Jane Asher) absolut unbescholten und gutherzig. So wie die Charaktere am Anfang des Filmes sind, sind sie auch am Ende. Niemand macht wirklich eine Entwicklung durch, es gibt keine richtigen Character Arcs. Auf manche wie etwa einen kleinwüchsigen Mann, der die Gäste und den Prinzen belustigen soll, wird nur halbherzig am Rande eingegangen. Hätte man den Figuren mehr Aufmerksamkeit geschenkt, hätte das wirklich was werden können. Francesca gewöhnt sich enttäuschend schnell an ihre neue Rolle im Palast, bleibt weitgehend passiv und folgt Prospero mit wenig Widerstand. Wäre es nicht viel interessanter gewesen, wenn sie erstmal selbst versucht, zu fliehen und/oder ihren Vater und ihren Geliebten zu retten? 5/10
Das Schreckenscabinett des Dr. Phibes (https://www.imdb.com/title/tt0066740) /The Abominable Dr. Phibes (1971)
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Vincent Price als orgelspielender Doktor und Wissenschaftler Anton Phibes, der sich an den neun Kollegen rächen möchte, die er für den Tod seiner Frau verantwortlich macht. Darin ist er ziemlich erfolgreich und die Polizei erstaunlich inkompetent. Der Spaßfaktor besteht hier vor allem in den kreativen (und unrealistischen) Morden, die auf die biblischen Plagen zurückgehen. Der Film ist recht hirnlos, super simpel aufgebaut und praktisch ohne eine einzige überraschende Wendung, aber dennoch recht unterhaltsam. Der Unterschlupf des mordlüsternen Schurken ist inklusive Orgel ganz schön abgefahren und creepy eingerichtet. Manche Einstellungen weckten Erinnerungen ans Phantom der Oper. Schade bloß, dass die Handlung in modernen Zeiten spielt. Hätte man das hier mit einem Setting in früheren Jahrhunderten kombiniert, wäre es für meinen Geschmack sofort wesentlich besser geworden ^^ 6/10
Der unheimliche Gast (https://www.imdb.com/title/tt0037415) /The Uninvited (1944)
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Ein Komponist und seine Schwester kaufen ein idyllisch schönes, an steilen Klippen der Küste gelegenes Anwesen. Der Grund, warum sie das Haus so günstig erwerben konnten, scheint mit dessen schrecklicher Vergangenheit zusammenzuhängen. Die zwanzigjährige Enkelin, auf die der Komponist ein Auge geworfen hat, zieht es immer wieder zurück zu der Villa. Sie glaubt, dort die Präsenz ihrer vor vielen Jahren verstorbenen Mutter zu spüren... Der Film ist (besonders für heutige Verhältnisse) sehr gemächlich und hat mehr was von einer Charakterstudie. Die Effekte sind auch eher minimalistisch, es wird mehr gesagt als gezeigt. Trotzdem war es nicht ohne Reiz, dem Geheimnis der damaligen Ereignisse auf die Spur zu kommen. Die Kulissen sind schön. Überzeugt haben mich aber vor allem die Figuren. Außerdem war Gail Russell supersüß und heiß. Das Lesen ihrer Biographie hat mich richtig traurig gestimmt. Eine Schande, dass sie mit alledem nicht klargekommen und so jung gestorben ist - verdammt sei der Alkohol! Hätte gewiss eine glorreiche Zukunft in Hollywood vor sich gehabt, wenn da mehr Rückhalt und Sicherheitsnetze sowohl privat wie auch professionell vorhanden gewesen wären :-/ 7/10
Die Todeskarten des Dr. Schreck (https://www.imdb.com/title/tt0059125) /Dr. Terror's House of Horrors (1965)
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An Bord eines britischen Zuges steigt der mysteriöse Wahrsager Dr. Schreck in das Abteil von fünf Fremden. Er benutzt seine Tarot-Karten um die Zukunft der Passagiere zu lesen... Jopp, wieder eine dieser alten Horror-Anthologien mitsamt einer kleinen Rahmenhandlung. Fünf Geschichten werden erzählt: Ein Architekt der ins Haus seiner Ahnen zurückkehrt und es mit einem Werwolf zu tun bekommt; eine intelligente Schlingpflanze, die mörderische Tendenzen entwickelt; ein Doktor der vermutet, dass seine Frau ein Vampir sein könnte; ein Jazz-Musiker, der die Musik einer Voodoo-Zeremonie klaut; und ein aufgeblasener Kunstkritiker, der von einer Hand ohne Körper verfolgt wird ^^
Die Stories sind nicht schlecht, aber auch nicht übermäßig originell. Manchmal eher ein wenig fade, da man ständig das Gefühl hat, sowas ähnliches anderswo schonmal gesehen zu haben. Auch die Production Values könnten ruhig ein wenig höher sein. Jedoch schaffen es die teils sehr guten und bekannten Schauspieler, den Ereignissen Leben einzuhauchen - darunter der one and only Peter Cushing als Dr. Schreck, Christopher Lee als wichtigtuerischer Kritiker sowie ein damals noch junger Donald Sutherland als Doktor in dem Vampir-Segment. Immer wenn die Handlung zu den Personen im engen Zugabteil zurückkehrte und wieder die Karten ausgelegt wurden (mitsamt der Frage, wie diese Zukunft denn abgewendet werden könne, worauf es nur die immergleiche Antwort gab xD), brachte das eine eigenartig bedrückende Atmosphäre mit sich. Außerdem wird die Kamera im Film effektiv eingesetzt. Ich hatte den Eindruck, hätte es sich nicht um eine bescheidene britische Produktion gehandelt, sondern um etwas aus Hollywood mit entsprechend besseren Effekten aber unter Beibehaltung der Darsteller, dann hätte das ein echter Genre-Klassiker werden können. Wäre mehr drin gewesen, aber dennoch eine gute 6/10 von mir.
Der grauenvolle Mr. X (https://www.imdb.com/title/tt0056552) /Tales of Terror (1962)
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Corman & Price. Der deutsche Titel ergibt überhaupt keinen Sinn. Diesmal haben wir drei kleinere Geschichten basierend auf Erzählungen von Edgar Allan Poe. In der ersten geht es um einen trauernden Witwer, der unerwarteten Besuch von seiner entfremdeten Tochter bekommt; in der zweiten um einen Trinker (Peter Lorre), seine Frau, deren schwarze Katze sowie eine Weinverkostung; und in der dritten um einen Hypnotiseur, der den Moment des Todes eines Mannes hinauszögern möchte. Schade, der Film hat für mich nicht funktioniert. Es fehlt die Rahmenhandlung, welche andere Horror-Sammlungen abrundet - die drei Segmente werden hier einfach nur lieblos aneinander geklatscht.
Hinzu kommt die fehlende Abwechslung. Vincent Price ist zwar super unterhaltsam, aber er taucht in wichtiger Funktion in allen drei Teilen auf! Das ist zu viel des Guten. Die Rollen mögen unterschiedlich sein, doch so etwas so kurz hintereinander stört die Immersion. Der Handlungsinhalt der drei Episoden ist auch nicht besonders spannend oder interessant. Die erste war durch das Setting in einer Spinnweben-überzogenen Riesenvilla bzw. Schloss (typisch Corman) noch am besten, die zweite fand ich thematisch ätzend und schwach umgesetzt (war auch nie ein Fan von Peter Lorre), und die dritte einfach nur lächerlich. 5/10
Das Kabinett des Professor Bondi (https://www.imdb.com/title/tt0045888) /House of Wax (1953)
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Henry Jarrod (Price), der begabte Betreiber eines Wachsfigurenkabinetts, ist besessen von seinem Werk. Als sein Geschäftspartner das Museum samt Eigentümer niederbrennt, um die Versicherungssumme zu kassieren, überlebt Jarrod mit entstellenden Brandwunden, will Rache und wird wahnsinnig. Früher war er gegen allzu makabre Szenen, auch wenn diese wahrscheinlich mehr Geld eingebracht hätten. Nun verschwinden auf einmal die Leichen nach mysteriösen Todesfällen; und die Wachsfiguren im neu aufgebauten Kabinett, das jetzt auch ziemlich morbide Exponate beinhaltet, wirken auf einmal erstaunlich lebensecht... :D
Sehenswert. Die Idee war mal was anderes als der übliche Kram, oder zumindest für damalige Verhältnisse sehr originell. Price spielt die Rolle des gefassten und ruhigen Künstlers, unter dessen Fassade es geradezu brodelt, wunderbar. Manche Einstellungen, in denen er mit "geschmolzenem" Gesicht und in schwarzem Mantel mit Hut Leute umbringt und anschließend ihre Leichen klaut, weckten Erinnerungen an ältere Stoffe wie Das Phantom der Oper. Der Film wurde und wird oft als 3D-Erlebnis gelobt. Ich habe ihn nur auf konventionelle Weise gesehen. Kritisch anzumerken ist, dass es zwei oder drei Szenen gibt, die viel zu offensichtlich als Stellen herausstechen, welche einzig und allein für den 3D-Effekt eingebaut wurden und wenig bis gar nichts zur Handlung beitragen. Ansonsten guter, wenn auch etwas oberflächlicher Film. Mochte auch den Keller-Workshop mit der Wachs-Gieß-Vorrichtung. Tolle Kulisse. 7/10
Die Tür ins Jenseits (https://www.imdb.com/title/tt0070078) /From Beyond the Grave (1974)
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Noch eine kleine Compilation aus vier kurzen Horror-Geschichten, die mit einem eigentümlichen, britischen Antiquitätenhändler (Peter Cushing drei Jahre vor Star Wars!) in Zusammenhang stehen. Die Kunden, die versuchen, ihn über's Ohr zu hauen, erwartet ein grausames Schicksal ^^ Die Segmente waren von sehr unterschiedlicher Qualität und manchmal billig oder fast schon unfreiwillig komisch. Von den 70er Jahren erwarte ich sowieso nicht viel. Neben der gelungenen Rahmenhandlung hat mir die letzte Erzählung am besten gefallen: Typ kauft eine reich verzierte /geschnitzte Tür und baut sie sich ins Wohnzimmer. Hinter der Tür sollte eigentlich nur ein Schrank sein, aber manchmal führt sie nun in einen seltsamen, blau beleuchteten Saal aus einem anderen Jahrhundert, wo ein irrer Fürst haust, der die Freundin des Türkäufers für sein Hexenwerk entführen will xD Von der Story würd ich mir auch eine Langfassung reinziehen. 6/10
Außerdem hatte ich noch Der Rabe - Duell der Zauberer / The Raven von 1963 angefangen, abermals ein Corman-Werk mit Price in einer der Hauptrollen neben Peter Lorre. Boris Karloff spielt auch mit. Jedoch habe ich den Film nach der Hälfte oder so abgebrochen. Hatte mit Grusel nichts zu tun, war eine reine Slapstick-Komödie mit seeehr schlecht gealtertem Humor. So etwas Albernes kann ich gar nicht leiden, denn die müden Scherze und Sprüche zogen die ohnehin schon schwache Fantasy-Story nur unnötig in die Länge. Die Effekte waren ebenfalls von minderer Qualität. Und so sehr ich Vincent Price inzwischen auch feiere, die Rolle des naiven und feigen Tölpels steht ihm gar nicht.
Abschließend möchte ich anmerken, dass ich das Konzept von Horror-, Mystery- und Grusel-Anthologien in Filmform inzwischen eigentlich echt gerne mag. Viele der alten Schinken haben leider mit diversen Problemen zu kämpfen (Dead of Night ist bis jetzt für mich ungeschlagen und nichtmal der war perfekt gelungen), aber ich frage mich, warum man so etwas heute so gut wie gar nicht mehr versucht. Genau das in großem Stil und mit wechselnden A-List Schauspielern, guten Regisseuren, bekannten Autoren, Komponisten usw. fände ich super. Das ist gerade die Art von Film, die sich Leute spontan im Kino anschauen würden, wo bei der Flut von Sequels und Remakes heutzutage doch dauernd so viel Vorwissen vorausgesetzt wird, um die volle Erfahrung zu kriegen.
Eine Franchise, die über eine Rahmenhandlung (wie beispielsweise mit dem Antiquitätenhändler aus From Beyond the Grave) nur lose zusammenhängt, aber jedes zweite Jahr drei oder vier neue kreative, frische Schauergeschichten bringt... Denke da würden sich viele große Namen finden, die mitmachen würden. Die Darsteller könnten so etwas prima zwischendurch machen, da ein Segment von 25 Minuten nicht so viele Drehtage erfordert; und die Regisseure hätten Gelegenheit, sich auszutoben und mit unterschiedlichen Stilen zu experimentieren. Auch in den 80er und 90er Jahren gab es noch solche Filme, die trotz eher mittelprächtiger Kritiken kommerziell erfolgreich waren. Wieso traut sich also kein Studio mehr?
Aktuell landen vergleichbare Ansätze mit Black Mirror oder Philip K. Dick's Electric Dreams eher als Serie im Fernsehen. Ich denke jedoch, dass das Konzept in komprimierter Form vom Medium Film besonders profitieren würde. On a related note bekomme ich gerade wieder Bock, Twilight Zone und Outer Limits zu schauen, davon kenne ich jeweils auch nur einen Bruchteil der vielen Episoden.
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