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Legende
Mit einer noch nie zuvor verspürten Leichtigkeit setzte Arranges einen Fuß vor den anderen. Feinster Pulverschnee federte seinen Schritt sobald er auftrat. Er sog die frische, eisige Luft, welche ihn umgab wie eine klare Nebelwolke, tief in seine Lungen und ließ den Blick über die saftig grünen Grasmatten unter blättertreibenden Baumgruppen rings um ihn herum auf dem leicht nach Süden hin abfallenden Hang schweifen, ohne dabei jedoch von seiner Richtung abzukommen. Knirschend zerbarst das Gras vor seinen Füßen, während sich wie von selbst in wenigen Schritten voraus auf seinem Weg Schneeflocken zwischen den Halmen aus dem Boden schoben, links und rechts des eisigen Pfades von gen Himmel ragenden, scharfkantigen Eiszapfen gerahmt und hinter ihm eine Schneiße der Unglaublichkeit zurückließ. Ein brauner Riss teilte die sonst blühende Landschaft. Braunes, zernichtetes Grün, wie es sonst nur nach verfrühtem Herbstfrost zu sehen gewesen wäre, kombiniert mit grotesken Furchen, in welchen sich das Tauwasser des schmelzenden Eispfades sammelte.
Den genialen Einfall den abstoßend warmen Boden mit Frostmagie annehmbar zu machen, hatte er vor einem Tag von Erynn gesagt bekommen. Auch wenn er anfänglich noch etwas verwundert war über die unverblümte Logik der Elfe, musste er sich jetzt fragen, warum sein Genie nicht vorher schon darauf gekommen war. Frostmagie war wohl die nützlichste Sache der Welt und er hatte sich Jahrelang eingeredet, Feuerzauber verkörperten wahre Macht...
Die Dunmer schien auch immer lebendiger zu werden, jedenfalls war sie mittlerweile mehr bei Bewusstsein, als ohnmächtig. Auch wenn sie sich doch etwas verändert zu haben schien, aber Arranges wusste auch nicht, was die Gathering mit ihr gemacht haben mochten. Aber die ganzen Meister und Großmeister würden in jedem Fall dafür bezahlen, das zumindest hatte sich der Kaiserliche geschworen.
Die Baumgruppen wurden alsbald dichter und weiteten sich zu kleinen Wäldchen aus. Seltsam auffällig war die komplette Abwesenheit von Tieren. Normalerweise hörte man in dieser praktisch unbesiedelten Ecke des Herzlandes viele Vögel und sah dann und wann auch mal Wild durchs Unterholz springen, aber um den Kaiserlichen herum war es totenstill.
Doch Arranges hatte nicht zu viel Zeit sich darüber zu wundern, denn vor ihm erspähte er jetzt einen unregelmäßigen Holzbau, welcher die Größe eines kleinen Bauernhofes hatte. Umgeben von einer überraschend massiven Palisade, erkannte Arranges in dem Gebäude das zu Hause von Bruder Marbell. 'Wir sind da Erynn... bald wirst du wieder bei vollen Kräften sein.' Sagte er halblaut. Ihr Kopf regte sich an seiner Schulter. 'Ich möchte stehen.' Flüsterte sie. Sie waren keine hundert Meter mehr von dem Anwesen entfernt, Arranges ging etwas in die Knie und ließ Erynn von seinem Rücken gleiten. etwas wacklig kam die Elfe zum Stehen, hielt sich aber noch mit einer Hand an seiner Schulter fest.
Eine große Tür, welche ins Schloß fiel war zu hören und einen Augenblick später trat jemand aus einem Durchgang in der Palisade außerhalb des Blickfeldes der beiden Ankömmlinge. Ein großer Mann gekleidet in eine abgetragene Wollkutte.
'Arranges?'
Erst jetzt fiel dem Kaiserlichen auf, dass der Mönch einen ebenmäßigen kaum verkennbaren Kampfstock in einer Hand hielt.
'Ihr tretet mir bewaffnet gegenüber? Ist diese Gegend gefährlicher geworden seit ich das letzte Mal hier war?'
'Nein. Zumindest nicht bis heute morgen, bis ihr gekommen seid.'
Arranges zog verwirrd die Augenbrauen zusammen. 'Ich bringe euch jemanden zur Heilung, eine treue Begleitung von mir, möglicherweise erinnert ihr euch an Erynn?'
'Ja, ich erinnere mich an sie, jedenfalls habt ihr sie einmal erwähnt und ich meine sie sogar einmal gesehen zu haben, als ihr euch auf ins Kloster in den Bergen machtet vor... sehr vielen Monden mittlerweile... und ich stelle erschrocken fest, ihr habt nicht nur gefunden wonach ihr damals gesucht habt, sondern auch dumm oder gierig wie ihr nunmal seid, euch mit Mächten eingelassen, die wir versucht haben zu konservieren. Das da,' der Mönch deutete auf die Gestalt neben Arranges, 'ist jedenfalls nicht Erynn.'
Arranges, völlig irritiert, drehte den Kopf und blickte Erynn an. 'Was bitte redet ihr? Natürlich ist das Erynn.'
Du musst ihn zerschmettern, er ist der Feind.
Nein, Bruder Marbell ist ein Freund, er wird Erynn helfen.
Ich kann sie übrigens hören...
Wen hören?
Isanda.
Misch dich nicht ein, Mönch!
Einmischung ist meine Aufgabe...
Worin einmischen?
'Arranges!'
'Wie...?'
'Tretet zur Seite, ich werde euch von ihr befreien. Isanda ist ein Geschöpf aus Zeiten, welche ihr euch nichteinmal vorstellen mögt.' Und deutete mit einem ungreifbar furchtsamen Blick auf die Eiskristalle, welche die Füße des Kaiserlichen umgaben.
'Welches Geschöpf?'
'Töte ihn Arranges, er macht mir Angst... er wird mich nicht heilen, er will mir etwas antun.'
'Nein, er wird dir helfen...'
'Arranges, Isanda ist eu-'
'SCHWEIG! Mönch! Nur einmal habt ihr es geschafft, mich festzuhalten, aber euer Orden ist nichts mehr, korrumpiert habe ich euch, von innen heraus zerfressen mit dem einfachsten Trick, den man sich denken kann. Alle Mönche lieben Bücher...' Es war ein Rauschen, welches Worte formte und überraschenderweise mit unnachvollziehbarer Kraft aus Erynns Kehle drang.
'Tretet zurück Arranges, bevor es zu spät ist.' Marbell begann mit von zuckender Statik eingehüllten Händen auf Erynn zu zielen.
'Hilf mir Arranges...' Flehte Erynn mit dünner Stimme.
'Ihr werdet Erynn nichts tun!'
Das Gesicht des Magiers verzog sich zu einer Fratze des Teufels. Der Boden schüttelte sich, Bruder Marbell verlor das Gleichgewicht und versuchte sich tänzelnd auf den Beinen zu halten. Die Muskeln in Arranges Armen schwollen an, während seine Füße einen breiteren Stand suchten. Die Finger zu steifen Klauen geformt, vollführte Arranges mit beiden Armen eine Bewegung, als würde er etwas sehr Schweres aus einem Brunnenschacht neben sich wuchten wollen. Ein Riss, mehrere Armlängen, knackte die Erde neben ihm unter lähmendem Getöse auf. Schwere, weißlich schimmernde Grabeskälte waberte aus dem tiefblauen Höllenschlund heraus. Eine von aus Frost, kristallen geformten Dornen gespickte Pranke erhob sich aus dem Riss, alleine große genug, ein Pferd ohne Mühe zerquetschen könnend. Eine zweite folgte und beide drückten sie mit ohrenbetäubendem Knirschen den zuvor schon riesenhaften Spalt im Erdreich auseinander. Arranges wuchtete weiter und weiter, als würde er Masser selbst aus dem Innern Tamriels emporheben wollen. Ein von abwerwitzig langen Eiszapfen gekrönter, riesiger Totenschädel erhob sich aus der Öffnung. Arranges führte seine Bewegung zu Ende, indem er eine unheimlich schwere, aber unsichtbare Last Richtung Marbell warf. Der Mönch konnte nur noch laut aufschreien. Kreischend spuckte die Frostbestie einen Strom aus flüssigem Eis. Ein Sturm unvorstellbarer Stärke ergoß sich über das Anwesen und hüllte für einen Augenblick die gesamte Lichtung in nicht zu beschreibendes Getöse...
Knackend und ächzend verflog die eiskalte Luftmasse. Das Monstrum aus Eis hatte sich mit dem Sturm aufgelöst wie es schien. Arranges blinzelte in die plötzliche Blendung durch Sonnenlicht aus allen Richtungen. Alles vor ihm, das Anwesen, einige Bäume, der Boden, alles war in eine daumendicke Eisschicht gehüllt und spiegelte die Sonne am klaren Himmel wieder. Vor sich konnte Arranges die eisige Gestalt mit zur verzweifelten Abwehr hochgerissenen Armen, eines Mönchs erkennen, bevor er selbst das Bewusstsein verlor und zusammensackte.
Leises Windheulen weckte den Magier. Er fühlte harten, steinigen Untergrund. Nur schwer ließen sich seine Augen öffnen. Das kommt mir irgendwie bekannt vor... Und tatsächlich, er lag in einer von Schnee und Regen ausgehöhlten Kule. Vorsichtig setzte er sich auf und versuchte sich zu orientieren. Ohne Zweifel befand er sich irgendwo im Herzland, im Südosten konnte er den Weißgoldturm erkennen.
'Keine Sorge, wir sind nicht wieder auf Sheogorath.' Hörte er Erynn neben sich sagen.
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Legende
'Erynn, unser Sohn hat Hunger...'
Arranges hielt den kleinen bleichen Säugling in den Armen, während er durch das Kaminzimmer eines stattlichen Hauses in Cheydinhal in einen Gang blickte, aus dem eigentlich Erynn gleich auftauchen sollte um das Baby zu füttern. Der Säugling hatte Erynns feine Gesichtszüge und ebenfalls ihre feuerroten Augen, doch seine Haut war blass wie die eines Kaiserlichen. Arranges war sich bis zu diesem Zeitpunkt immernoch nicht sicher, ob ein Kind zu haben eine gute Idee war. Aber hier war es nun, knapp ein Jahr alt bereits. Arranges hatte mittlerweile deutlich graue Strähnen im Haar angesetzt. Aber nach Erynn war das wohl nur normal, nach allem, was er bis vor zwei Jahren noch durchstehen musste. Die Gathering hat sich nach und nach als rein bösartige Gruppierung herausgestellt und Arranges zunehmends zugesetzt. Zusätzlich wurde sie von der nicht mehr vorhandenen inneren Einheit zerfressen, die in Folge der Oblivionkrise zerbrochen war.
'Erynn?'
'Ich komme schon.'
Es folgte ein grobes Poltern. 'Erynn?' Arranges blickte den Gang hinunter, aber gerade als er aufstehen wollte um nach der Dunmer zu sehen, stürtzte halb hinter einer Biegung am Ende des Ganges eine Gestalt zu Boden. Arranges blinzelte um besser sehen zu können. Die Gestalt regte sich, bevor er rufen konnte. Der Kopf hob sich in seine Richtung. rote, aber völlig glanzlose Augen starrten ihn aus einem vermoderten, halb von Würmern zerfressenen Schädel an. Arranges war nicht in der Lage sich zu bewegen oder zu reagieren, sein ganzer Körper war plötzlich wie gelähmt. Das Etwas begann sich mit zerbröckelnden Händen um die Ecke zu ziehen und bewegte sich auf dem Boden, zerquetschte und verstümmelte Beine nachschleifend, auf ihn zu. Jede Faser im Körper des Kaiserlichen streubte sich gegen dieses Ding. Seine Gedanken waren wie seine Arme oder Füße zur Bewegungslosigkeit verdammt.
Ein Gluckern von unten fuhr wie ein erlösender Blitz in seine Wahrnehmung. Arranges sah nach unten wo das Baby auf seinen Armen ruhte. Doch statt dem Baby war auch hier nur ein widerliches Etwas zu sehen. Die Kreatur schlug die Augen auf, wobei eines hellblau war und das andere rot. Arranges schrie wie ein Wahnsinniger aus voller Kehle...
... riss seine Glieder aus der Betäubung und sprang wild um sich schlagend auf. Wie ein gehetztes Tier blickte sich der Magier in der fast lückenlosen Finsternis des Tannenwaldes um. Kalte Nachtluft drang in seine Lungen vor, während sich seine Muskeln immernoch weiter aufpumpten und Adrenalin durch seinen Kopf rauschte. Nur seine Pupillen flitzten wild umher, suchend nach irgendetwas in der Dunkelheit. Erst nach einer gefühlten Ewigkeit wandte er langsam den Kopf zur Seite auf den Boden, bereits das Schlimmste befürchtend, doch Erynn lag ruhig atmend neben ihm. Was hab ich getan um solche Träume zu verdienen?
Die Farne des Waldbodens raschelten, als Erynn erwachte und sich langsam aus ihrer Decke schälte. Die Sonne war bereits seit zwei Stunden aufgegangen. Sie blickte auf und sah Arranges an einem Baum einige Meter entfernt lehnen. 'Du hast wieder nicht geschlafen?'
Der Magier schüttelte nur unmerklich den Kopf. 'Arranges, das geht nun bereits seit vier Tagen so, seit wir bei Bruder Murbel waren. Du musst schlafen. War es wieder ein Traum?'
Keine Antwort.
'Willst du mir denn nicht von diesen Träumen erzählen?'
Die Antwort war nur ein lautloses Starren aus blutunterlaufenen Augen mit maximal geweiteten Pupullen.
'Vielleicht kann ich dir helfen?'
'Und wie?'
Diesmal war sie es, die keine Antwort gab.
'Wir gehen nach Anvil, dort kann mir vielleicht jemand helfen?'
'Wer?'
'Jemanden, den ich kenne.'
'Ich dachte wir wollten zu Falanu?'
'Menschen ändern ihre Meinungen...'
'Ich-'
'Nein! Anvil!'
Arranges begann ohne Rücksicht loszustapfen, seine Beine weiterhin in eine Frostschicht gehüllt, hielt er sich abseits irgendwelcher noch so kleinen Trampelpfade und dachte derweil angestrengt nach, was eigentlich gerade passierte: Die Gathering griff ihn an, Bruder Murbel redete davon, dass Erynn nicht Erynn sei, Erynn flüstert immer weider einen seltsamen Namen und jetzt hat er selbst diese grauenhaften Träume... ganz zu schweigen von den Dingen, die in Morrowind passiert waren...
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Legende
Sie müssen alle sterben, es sind alles üble Verräter, sie haben dich in einem Moment der Not allein gelassen!
...
Ich helfe dir wo ich es nur vermag, aber du musst mir vertrauen!
...
Weiter, immer weiter!
...
HALT!
...
Sie nicht, die brauchen wir vielleicht noch!
...
Ruh dich aus.
Arranges stand schwer atmend mit einem Felsbrocken in beiden Händen hoch über seinem Kopf erhoben über einer jungen Frau als er die Augen öffnete. Völlig verängstigt blickte Arranjenne Tyrin zu ihm auf. Die Bretonin hatte offensichtlich schwere Hiebe abbekommen. Ihr Atem ging schnell. Gehetzt blickte sie den Kaiserlichen an, der aussah, als hätte er die letzten 20 Jahre allein in den Bergen gelebt. Der Oberkörper und die Hüfte bestenfalls noch von Fetzen bedeckt, war sein Kopf von einem wirren Vollbart und einer wilden, zotteligen Mähne eingehüllt. Den Augen des Nekromanten war jetzt aber im Vergleich zu von vor 10 Herzschlägen deutlich anzusehen, dass er offensichtlich nicht ganz genau wusste, was er eben eigentlich noch im Begriff war zu tun. Langsam ließ er den Felsbrocken sinken und neben sich in das spärliche Gras plumpsen, wo dieser einige Meter den sanft ansteigenden Hügel hinunterrollte. Aus einigen Schnitten blutend, stand er jetzt die Stirn in Falten, vor Arranjenne und schien angestrengt sein Gehirn zu der rätselhaften Szenerie zu befragen.
Vor ihm den Hang hinauf, vielleicht 10 Meter entfernt, lagen zwei riesenhafte Gestalten im Gras. Einige Extremitäten schienen zu fehlen. Umgeben waren die beiden Botschafter von vielen großen und kleinen Eisbrocken, zwischen denen sich aberhunderte, teils tiefrot verfärbte Splitter aus Eis langsam wieder verflüssigten.
Die Botschafter waren ziemlich sicher tot. Und wieder war es dem Magier absolut schleierhaft, was eigentlich vorgefallen war. Dies war bereits das zweite Mal, dass er urplötzlich vor einer solchen Szene stand. Seit er vor nicht ganz 2 Wochen mit Erynn nach Anvil wollte, war vor 4 Tagen erst Erynn völlig verschwunden, nur um vor 3 Tagen... irgendwie zurückzukehren. Jedenfalls hörte er sie und sie musste demnach auch anwesend sein, die Dunmer konnte schließlich schlecht nur als Stimme in seinem Kopf existieren. Er sah sie eben nur nicht mehr. Dafür musste er sie aber auch nicht mehr tragen, weil sie selbst zu schwach zum selber laufen war. Und darüber hinaus hatte er eben seit einigen Tagen massive Gedächtnislücken. Erynn sagte, die Gatherin wäre daran schuld... überhaupt schien sie in den letzten Wochen seit Dagon Fel massives Wissen über sehr viele Dinge gewonnen zu haben. Das ist auch sicher kein Nachteil... Blitzte es durch den Verstand des Kaiserlichen.
Vor zwei Tagen dann standen plötzlich zwei Schüler und ein Botschafter vor ihm. Die faselten irgendetwas davon, dass er sich irgendeinen Fluch oder etwas eingefangen hätte. Aber wie hätte das passieren sollen? Er war unterwegs gewesen... in Morrowind... um plötzlich festzustellen, dass er auf Sheogorad eine halbe Stadt praktisch im Alleingang dem Erdboden gleichgemacht hätte - wobei er diese Idee nach wie vor für hochgradig seltsam und fraglich hielt - und sonst nichts weiter in Richtung irgendwelcher Experiemente oder Ähnlichem unternommen hatte wo er sich irgendeinen Fluch hätte einfangen können. Er hätte beinahe einen Meister in den Jerallbergen getötet, hatten sie ihm vorgeworfen. Ja sicher, weil er auch in der Lage war, soetwas zu vollbringen. Seit der Krise mit den Abtrünnigen schienen wohl alle etwas verrückt zu werden...
Und von einem zum nächsten Moment war der kleine Haufen dann tot. Vernichtet offensichtlich durch Eismagie. Und hier nun wollten diese beiden Botschafter und Arranjenne ihm nun wieder anhängen, dass er der Ursprung dieser schier unirdischen Magie war. Dabei wussten zumindest jene, die ihn sowieso auf Schritt und Tritt beobachteten, dass er Frostzauber nur marginal beherrschte. Langsam aber sicher glaubte Arranges Erynn, die ihm bereits vor Tagen erklärte, dass die Gathering ihn verraten würde, dass dem tatsächlich so war. Und selbst wenn er plötzlich aus heiterem Himmel Frostmagie beherrschte wie kein zweiter, warum genau sah es dann bis vor wenigen Augenblicken noch so aus, als würde er Arranjenne gleich mit einem Stein schlichtweg erschlagen?
'Arranges? Seid ihr es jetzt?' Fragte Arranjenne mit bebender Stimme und begann leicht zu zittern.
Wir sind viele und sprechen als eine... Knirschte die Stimme der Dunmer in seinen Ohren.
'Ja,' Antwortete Arranges.
'Was zum Teufel tut ihr?!' Flehte die Bretonin mit viel zu hoher Stimme.
'Wie, was...?'
'Woher habt ihr diese Macht und warum seid ihr allem und jedem feindlich gesonnen?' Kreischte sie nun eher als dass sie sprach.
'Bin ich nicht, nur den Verrätern der Gathering gegenüber.'
'Wir haben euch doch nicht verraten, noch planen wir irgendetwas in dieser Richtung!' Keuchte sie.
Arranges wartete auf einen Kommentar, doch er blieb aus. Etwas hilflos blinzelte er ob dieses nicht vorhandenen Rates. Wo vorher nur glanzlose blaue Augen aus dem Gesicht des Magiers gestarrt hatten, blitzten jetzt wieder die Pupillen des Arranges Moryn. 'Arranjenne? Was äh...?'
'Arranges?' Verzweifelte Erleichterung zeichnete sich auf dem Gesicht der Frau ab und stolpernd erhob sie sich. Für einen Augenblick hielt sie inne, als fürchte sie nochmals einen sehr plötzlichen Umschwung seines Verstandes. 'Ihr müsst zu Meister Jurano, er kann euch helfen, Eile ist-'
Noch während sie sprach wich der Glanz wieder aus dem rechten Auge Arranges. Leicht geneigte Lanzen aus massivem Eis fuhren plötzlich aus dem Boden und durchbohrten Arranjenne aus allen Richtungen gleichzeitig. Ein stummer Ausdruck der Überraschung blieb auf ihrem Gesicht...
Arranges keuchte überrascht und völlig entsetzt gleichermaßen. Das andere Auge wurde ebenfalls wieder stumpf Du musst zu Jurano, er ist offenbar der Drahtzieher hinter alldem. Arranges Stirn legte sich in tiefe Falten, so als versuchte er noch auf einem logischen Weg irgendeinen Zusammenhang oder auch soetwas wie Sinn hinter den so eben wenigen Augenblicken erfahrener Realität zu finden. Wir müssen uns beeilen, Arranges, die Verräter werden bald zurückkommen...
Arranges setzte sich mit schweren Schritten in Richtung Nordost in Bewegung.
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Legende
Arranges irrte durch die Berge.
Nachdem er die Grenze von Morrowind nach Cyrodiil überschritten hatte - vor vielen Tagen - und bereits in Colovia auf dem direkten Weg nach Anvil war, war er nun wieder in entgegengesetzter Richtung zu Jurano in Morrowind unterwegs. Auf Erynns Anraten. Wenigstens gab es seit einiger Zeit kein Anzeichen mehr dafür, dass die Gathering ihn in irgendeiner Weise verfolgte oder Ähnliches.
Ein Rest Vernunft, so schien es ihm, zwang ihn immer wieder dazu wenigstens ein paar Stunden nachts zu schlafen. Sehr ärgerlich, auch Erynn schien das nicht gutzuheißen, sie hüllte sich ebenfalls seit einigen Tagen in Schweigen. Dafür aber blieben die Gedächtnislücken seit dem letzten Aufeinandertreffen mit der Bruderschaft aus. Arranges fühlte sich seit langer Zeit einmal wieder in der Lage an einem Stück klar zu denken. Wenn Erynns Schweigen der nötige Handel dafür war, dann war das eben so.
Während Arranges mit schwer in Mitleidenschaft gezogenen Füßen durch das unwegsame Gelände stapfte - von dem spärlichen Rest Lederwerk an seinen Sohlen konnte man nur mit sehr viel Überzeugung noch als Schuhe reden - grübelte er darüber nach, warum ihm neuerdings alle die Meisterschaft der Frostmagie anhängen wollten. Arranges hatte bei Jurano gelernt und er war ein Dunmer. Arranges hatte sich über so lange Zeit in erster Linie mit Feuer beschäftigt, dass er Eismagie höchstens in sehr einfacher Form kannte. Aber irgendwo war hier ein Fehler. Auf Vvardenfell hatte er zum ersten Mal in großem Stil Eiszauber gewirkt ohne es zu wissen. Erynn hatte ihn damals noch danach gefragt und er erinnerte sich, dass er darauf keine richtige Antwort geben konnte.
Als wäre er gegen eine unsichtbare Wand gelaufen blieb der Kaiserlicher abrupt stehen. Er blickte wie ein Säugling, der zum ersten Mal die Anwesenheit seiner Extremitäten feststellte, auf seine Hände. Er hob die Rechte. Eine Flamme aus seiner offenen Handfläche entspringen zu lassen gehörte zu den Grundübungen eines jeden Magieschülers egal welcher Gilde er angehörte. Aber das Feuer verwehrte sich Arranges. Die Luft über seiner Hand schien zu klirren. Er versuchte mit immer größerer Anstrengung ein Flämmchen zu erzeugen. Doch statt einer hellen, heißen Flamme begann einige Augenblicke später kalter, weißer Nebel aus seiner Hand zu wabern. Erschrocken darüber, dass seine Magie ihm nicht mehr gehorchen wollte, schüttelte er seine Hand aus. Die Stirn in Falten überlegte er kurz angestrengt. Das Fabrikat der Welt muss hell erleichtet werden um Feuer und Licht zu erzeugen... Arranges konzentrierte bei diesem Gedanken massive Magie in seiner Hand und schleuderte sie weit ausholend auf den Boden. Die darauffolgende Explosion aus Feuer und Funken um ihn herum klang schmerzend in seinen Ohren nach während der entzündete Boden langsam und rusend wieder erlosch.
Knackend und knarzend schien sich etwas in seinem Kopf zu winden. Es wurde dunkel, Arranges bemerkte noch wie er umkippte, aber den Aufschlag auf dem Boden nahm ihm die einsetztende Bewusstlosigkeit gnädigerweise ab.
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