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Thema: [Obl] Rollenspielthread # 3 (Signatur aus)

  1. #201

    Cyrodiil, Versteck; Morrowind, Vvardenfell

    „Los beweg dich!“ Tarik erhob sich und schaute Ramon an. Er war wütend auf diesen Kaiserlichen, der nur wegen irgendeiner Kiste mit wertvollem Inhalt, die Tarik’s Onkel angeblich irgendwo in Vvardenfell versteckt hatte, ihn folterte und beinahe eine unschuldige Person getötet hätte.
    “Die Kiste ist eine Lüge Ramon“, sagte Tarik unvermittelt als sie ein paar Schritte gegangen waren. “Ha! Darauf falle ich nicht rein. Du weißt wo die Kiste ist und du wirst es mir sagen“, antwortete Ramon. Tarik verdrehte die Augen. “Bist du so blöd? Die Kiste existiert nicht!“, sagte er. Es stimmte nicht ganz. Er konnte sich nicht an eine Kiste erinnern. Ob sie wirklich existierte? “Wer weiß?“, überlegte Tarik. “Los sag mir wo die Kiste ist und vielleicht helfe ich dir dann hier raus“, raunte ihm Ramon zu. Tarik schaute ihn mit einem übertriebenen Ausdruck der Verwunderung an. “Das ist nicht dein ernst?“ „Doch das ist es. Wo ist die Kiste?“, fragte Ramon. “Ich gehe davon aus dass diese Kiste nicht existiert und selbst wenn es sie wirklich gäbe, könnte ich mich an den Standort nicht erinnern“, meinte Tarik. Das schien Ramon fürs erste zu reichen. Er bedrängte ihn nicht weiter mit Fragen über den Standort der Kiste. “Was könnte der Inhalt sein, wenn sie so versessen darauf sind, diese Kiste zu haben?.....Geld, vielleicht eine Schatzkarte. Oder irgendwelche alten Gegenstände?......oder es bringt ihnen Vorteile in der jetzigen Situation.“ Egal welche Gedanken ihm zum Inhalt der Kiste einfielen, er hatte keine Beweise für seine Überlegungen. “Am besten ich frage sie selbst“, dachte er und war erstaunt als sie so plötzlich den großen Raum erreicht hatten.

    Jerandir, Varus und Martus warteten schon auf den Kaiserlichen. “Da ist ja unser widerspenstiger Gast. Mal sehen wie es heute um seine Redefreudigkeit bestellt ist“, sagte Jerandir und sein Gesichtsausdruck sowie die Art wie der Nekromant sprach ließen Tarik ungutes vermuten. “Tut was ihr nicht lassen könnt, ich sage euch sowieso nichts“, war der einzige Kommentar, den Tarik abgab. Danach schwieg er wieder.
    Man fesselte ihn wieder auf den Thron. Tarik erwartete Schläge, jedoch blieben diese aus. Stattdessen nahm der Nekromant seltsam aussehende Steine und legte sie auf die Muster, die auf den Boden gezeichnet worden waren. Manche Steine kamen Tarik bekannt vor, andere wiederum waren völlig neu für ihn. “Was macht er da?“, dachte der Kaiserliche und sah dem Nekromanten mit einem unguten Gefühl bei der Arbeit zu.
    Jerandir tat die Arbeit mit einem feierlichen Anmut. Der Nekromant kramte in einer Kiste und holte weitere Steine, Pflanzen und Schriftrollen. Diese verteilte er scheinbar wahllos auf und zwischen den Mustern. “Was bei allen Höllen Oblivions macht er da? Was will er damit bezwecken?“, dachte Tarik und versuchte dabei das flaue Gefühl in seinem Magen zu ignorieren. Der Nekromant bewegte seine Hände in seltsamen Mustern. Manchmal strich er über eine Stelle auf dem Boden. Dann ging er weiter und zeichnete ein Muster in die Luft. Plötzlich traf Tarik etwas Hartes am Hinterkopf und er fiel in Ohnmacht.

    „Was war das?“, überlegte Tarik als er wieder bei Bewusstsein war. Jedoch blieb ihm nicht viel Zeit darüber nachzudenken, da Jerandir ihn angrinste und seine Stirn berührte. Sofort verlor Tarik die Orientierung und er hatte das Gefühl zu fallen, sehr tief zu fallen. Ein seltsamer Scherz machte sich in seinem Kopf breit und ließ ihn schreien. Bilder tauchten vor seinem Auge auf und verschwanden so rasch wie sie gekommen waren. Der Schmerz wurde größer und eine Stimme flüsterte: “Ich will jetzt wissen wo diese Kiste ist. Zeig mir den Ort.“ Tarik wollte sich wehren jedoch versagten seine Kräfte und er verlor das Bewusstsein.

    „Tarik, wach auf. Wir müssen los“, sagte sein Onkel. Der Kaiserliche erhob sich schwerfällig. Sie waren nun schon seit 3 Monaten in Vvardenfell. Langsam gewöhnte sich Tarik an die neue Umgebung. Er hatte schon viel Sonderbares gesehen und er hatte den Verdacht dass er so einige Eigenheiten des Landes noch gar nicht gesehen hatte. Die Sonne erhob sich langsam und der Nebel schwand. Die Gruppe wurde allmählich wach. Einer nach dem anderen kroch aus seiner Decke hervor. Tarik blickte in einige verschlafene Gesichter. “Warum müssen wir nach so ein paar lausigen Banditen suchen?“, grummelte Wulfgar. „Die Bezahlung war scheinbar hoch genug“, gab Alen zurück. Wulfgar kommentierte das mit einem kurzen auflachen. Tarik schüttelte den Kopf und kramte in seinem Rucksack nach etwas getrocknetem Schlachterfisch und Brot. “Lecker, salziger Fisch zum Frühstück“, dachte er und begann zu essen. Die anderen hatten auch ihre Rationen genommen und aßen das gewöhnungsbedürftige Frühstück.
    „In Ordnung, laut unserem Auftraggeber ist die Höhle der Banditen ganz in der Nähe. Wir sollten bis zur Mittagszeit dort sein. Sobald, die Höhle in Sichtweite ist, bewegt ihr euch leise. Wir teilen uns in 2 Gruppen auf. Tarik, Alen, Arden und ich suchen den zweiten Eingang zu dem Versteck der Räuber. Wulfgar, Leandir und Firun gehen mit Titus durch den vorderen Eingang“, sagte Tarik’s Onkel.“ Seit so leise wie möglich und solltet ihr entdeckt werden, versucht nicht zu sterben oder euch ernsthaft zu verletzten“, meinte Titus. Die Anderen nickten. “Gut dann los.“ Die Gruppe packte ihr Sachen und legte die letzte Strecke bis zur Höhle ohne Zwischenfälle zurück.
    Ein leichtes Nebelband lag noch immer in der Luft als sich die beiden Gruppen mehr oder weniger schleichend der Höhle näherten.

    Während die Gruppe um Titus den Haupteingang umstellte, schlichen die restlichen 4 eine kleine Anhöhe hinauf. Tarik versuchte etwas durch das Nebelband zu erkennen, jedoch packte Alen ihn an der Schulter und flüsterte: “Hier gibt es nichts außer kahlem Fels und Sand, konzentriere dich auf einen Eingang.“ Tarik nickte und versuchte am Boden irgendwelche Einkerbungen, Ritze oder sonstiges zu sehen, was auf einen zweiten Eingang hinweisen könnte. Jedoch sah er nichts dergleichen. Die Anderen 3 hatten auch keinen Erfolg. Ein kleines quietschen der Türangeln verriet das die erste Gruppe gerade die Höhle betrat.
    Die 4 standen ratlos auf der Anhöhe. “Bist du dir wirklich sicher das es einen zweiten Eingang gibt?“, fragte Arden. “Unser Auftraggeber meint, es gäbe einen…..“, setzte Tarik an als Alen ihn mit einer Handbewegung unterbrach. Die 3 schauten interessiert zu Alen, als dieser langsam auf einen nur für ihn ersichtlichen Punkt zuging. Er ging in die Hocke und wischte mit der Hand etwas Staub zur Seite. Seine Augen suchten einen Fels ab, dann wischte er wieder etwas Staub von einer Stelle.....und mit einem lächeln präsentierte Alen die soeben geöffnete Geheimtür. “Glückspilz“, meinte Arden. Alen grinste und stieg die Leiter hinab. Ihm folgten Tarik, dessen Onkel und zum Schluss der Heiler Arden.

    Kaum hatten sich ihre Augen an die Dunkelheit der Höhle gewöhnt, folgten sie dem Gang ehe sie an eine Biegung kamen. “Wartet hier, ich sehe ob die Luft rein ist“, flüsterte Alen und schlich ohne jegliches Geräusch um die Ecke. “Die Banditen sind alle entbehrlich. Wir müssen diesen Gegenstand finden, also nur keine Zurückhaltung. Tötet sie so schnell wie möglich dann haben sie weniger Zeit um uns den Rest der Bande auf den Hals zu hetzten“, sagte Tarik’s Onkel. Kurz darauf stand Alen wieder vor ihnen. “Die Luft ist rein, passt auf das ihr euch die Stiefel nicht versaut“, meinte der Waldelf. Die Gruppe setzte ihre Erkundung fort und im schwachen Lichtschein der Fackeln konnte Tarik etwas dunkles Erkennen, in dem sich der Lichtschein schwach widerspiegelte. “Was ist das?“, fragte er sich und ging in die Hocke um seine Entdeckung näher zu betrachten. Er berührte dieses Etwas mit dem Finger, hielt es näher ans Licht und erschauderte als er erkannte was es war: Blut. Tarik wischte das Blut in den sandigen Boden, den Rest rieb er ab und schloss raschen Schrittes wieder auf.“ Alen versteht sein Handwerk…….dem möchte ich nicht Nachts in einer Gasse begegnen“, dachte Tarik.
    Lange Zeit trafen sie auf niemanden. Sie fanden nur ein paar Kisten in denen sich außer Kleidung und Schnaps nichts befand. “Hier ist es doch zu ruhig“, dachte Tarik. Er konnte sein mulmiges Gefühl nicht verdrängen. Mit wachsendem Unbehagen schlich er den anderen hinterher. Am Ende des Tunnels schien es heller zu sein, außerdem waren Stimmen zu hören. “Schätze gleich geht’s rund“, sagte Arden und zog sein Kurzschwert. Die Anderen nickten zustimmend und zogen ebenfalls ihre Waffen. Schnell gelangte die Gruppe zu dem Licht und musste feststellen das die erste Gruppe erwischte worden war und nun gut 20 Banditen gegenüberstand. Niemand bemerkte die Gruppe, welche sich von hinten anschlich.
    Tarik’s Onkel nickte, das war das Signal. Tarik, und dessen Onkel holten ihre Bögen und spannten Pfeile ein. Alen zog 2 spezielle Wurfmesser aus seinem Gürtel. Nach einem weiteren Nicken lagen 4 Banditen Tod auf dem Boden. Noch ehe der Rest begriff was geschah, lagen 2 weitere Tod auf dem Boden. Augenblicke später brach in der Höhle ein Kampf aus. Tarik ließ seinen Bogen fallen, zog sein Schwert und konnte gerade noch eine Attacke seines Gegners parieren. Kaum hatte Tarik sich wieder aufgerichtet, kam der nächste Schwerthieb. Die Angriffe prasselten nur so auf ihn ein. Tarik beschränkte sich auf seine Verteidigung und versuchte nicht getroffen zu werden, was ihm auch gut gelang. Er wich langsam in Richtung Tunnel zurück, da er dort bessere Möglichkeiten sah sich zu wehren. Die Hiebe wurden jetzt stärker und Tarik musste nach jedem Schlag in die Knie gehen. Plötzlich splitterte sein Schild und Tarik fiel wie betäubt auf den Boden. Er schaute seine linke Hand an und sah Blut aus einem langen tiefen Schnitt hervorquellen, jedoch fühlte er keinen Schmerz. Seine Aufmerksamkeit galt sofort wieder seinem Gegner, welcher den letzten Stoß setzten wollte. Tarik hob verzweifelt seinen linken Arm und fing damit den Stoß ab. Die Spitze des Schwerts durchdrang den Armschutz und bohrte sich in seinen Arm. Der Bandit zog das Schwert sofort wieder heraus, jedoch reichte die Zeit für Tarik um seinen Gegner am Bein zu verletzten. Dieser schrie vor Schmerz. Tarik rappelte sich hoch und sein nächster Schlag galt dem Hals des Banditen. Ein gurgeln war zu hören und der Bandit sackte schwer getroffen zu Boden. Tarik sah aus den Augenwinkeln etwas auf ihn zukommen. Er drehte sich herum jedoch war es zu spät. Der Schlag traf ihn mit voller Wucht. Sein Harnisch splitterte im Bereich unter der linken Schulter. Tarik stürzte zu Boden und lag schwer atmend im Dreck. Seine Wunden schmerzten zwar nicht, jedoch konnte er sich nicht mehr bewegen. Hilflos musste Tarik mit ansehen wie der Kampf weiterging. Er versuchte irgendwie die blutende Wunde zuzuhalten, jedoch gelang ihm das nicht. Panik stieg in ihm auf. Sein neuer Gegner wurde von Wulfgar mit einem mächtigen Axthieb ins Oblivion befördert. Wulfgar sagte irgendwas, jedoch konnte Tarik ihn nicht verstehen. Das Blut rauschte in seinen Ohren und er fühlte seinen Puls hämmernd im Kopf. Wie ein Schlag traf er ihn jedes Mal und zwang ihn endgültig zu Boden.
    Plötzlich beugte sich eine Gestalt über ihn. Sie sagte irgendwas, jedoch konnte Tarik sie nicht verstehen. Hände zerrten an Teilen seiner Rüstung, zogen sie von seinem Körper runter. Sein Adrenalin, welches ihn die ganze Zeit bei Bewusstsein gehalten hatte, verschwand und ihm wurde schwarz vor Augen.
    Tarik öffnete die Augen und sah in den Himmel. Er versuchte seinen Kopf zu drehen, jedoch gelang ihm das nicht. “Alles in Ordnung?“, fragte eine Stimme, dann verlor er das Bewusstsein.

    „Sind sie wach?“, wieder diese Stimme. Tarik öffnete die Augen und spürte den Schmerz in seinem gesamten Körper. Er richtete sich mühsam auf und sah sich um. Erst war ihm nicht ganz klar, wo er sich befand, dann erinnerte er sich wieder. “Ich bin immer noch in dem Versteck. Aber was war das für ein Traum?“, überlegte Tarik. Jedoch rief das Grübeln nur Schmerzen hervor und so ließ er es bleiben. “Geht es ihnen gut?“ Tarik schaute nach links und entdeckte eine fremde Person. “Wer sind sie?“, fragte er.“ Ich bin ein Heiler und werde von Jerandir dafür bezahlt das sie wieder fit werden“, antwortete die Person. “Hören sie zu! Sie müssen mir helfen, der Mann der der sie bezahlt ist ein Nekromant!“, sagte Tarik. Der Heiler sah ihn an. “Bitte, sie müssen mir helfen, geben sie mir irgendetwas damit ich von hier fliehen kann!“, setzte der Kaiserliche nach. Der Heiler schwieg und schien nachzudenken. Tarik umfing wieder Dunkelheit.

    Der Kaiserliche erwachte und schaute in einen Sternenhimmel. Er wurde getragen, nur von was oder wem konnte er nicht sagen. Er hatte Schmerzen, jedoch waren sie nicht mehr so stark. “Wo bin ich?“, murmelte Tarik. Titus schien bemerkt zu haben dass der Kaiserliche wieder bei Bewusstsein war. “Wir sind kurz vor Pelagiad. Arden hat dich noch während des Kampfes versorgt. Du hattest Glück, wenn der letzte Schlag ein Stück weiter nach rechts gegangen wäre, würdest du jetzt nicht mehr unter uns weilen“, antwortete Titus. Tarik brachte ein schwaches lächeln Zustande. “Wie geht es dir?“, fragte Titus. “Wenn man die Schmerzen und die Wunden ignoriert, super“, antwortete Tarik. Titus lachte kurz auf und ging dann weiter nach vorne. Tarik betrachtete wieder den Sternenhimmel, als sie gerade Pelagiad erreichten…….

  2. #202

    Solstheim, Hügelgrab, Höhlensystem

    Wieder troff ein Tropfen des Werwolfspeichels von einem der fast fingerlangen Fangzähne. Wie in Zeitlupe fiel er zu Boden zerbarst mit einem leisen Klatschen auf dem dunklen Steinboden. Danach ging alles ganz schnell. Vollkommen ohne, dass er Einfluss darauf nahm, zuckte Thorins rechte Hand zum Stiel der Fackel, griff zu und riss den Eisenkäfig am brennenden Fackelkopf hoch. Er zielte auf die Schnauze. Gleichzeitig öffneten sich die kräftigen Kiefer der Bestie noch weiter und wollten zuschnappen. Sein Herz raste so schnell, dass die Bewegungen scheinbar langsam und träge verliefen. In Wirklichkeit aber ging es rasant und in Bruchteilen eines Lidschlags. Seine Hand mit der Fackel kam näher, aber damit auch die tödlichen Zähne. Unwillkürlich ließ sich Thorin nach hinten fallen und schlug im kurzen Flug zu. Die Kiefer erwischten einige lose wehende Strähnen seines schwarzen Haares keine zwei Fingerbreiten vor seinem Gesicht, als sie laut klackend zusammenschlugen. Dann kam die Fackel und schmetterte mit brachialer Gewalt gegen den massigen, mit langem, weißem Fell bedeckten Kopf. Thorin glaube sogar das Kiefergelenk leise knacken zu hören. Funken stoben aus dem Eisenkorb der Fackel und es roch ekelerregend nach verbranntem Horn. Der Werwolf jaulte schmerzerfüllt auf und sprang augenblicklich über ihn hinweg. Dabei erwischten ihn zwei Klauen und hinterließen tiefe, höllisch schmerzende Schnitte von der linken Augenbraue über die Stirn zum Haaransatz. Dann landete er auf dem Rücken.
    Hinter sich hörte Thorin, wie die weiße Bestie Rulmgar aus dem Weg schleuderte. Das laute, überraschte Stöhnen des schlanken Nords deutete zumindest darauf hin. Allerdings war wohl nichts weiter passiert, denn Rulmgar konnte noch lauthals fluchen und den Werwolf verwünschen.
    Während Thorin mit der Fackel in seiner Rechten auf dem Rücken lag und die Füße nun langsam gegen den steinernen Altar rutschen ließ, beruhigte sich sein Puls zumindest wieder zu einem natürlichen Level. Zwar pumpte sein Herz noch immer, wie verrückt, aber seine Sicht hatte aufgehört sich zu drehen. Blut quoll aus den zwei Schnitten über dem linken Auge und lief ihm sowohl in dieses, als auch in die Haare.
    Dann hörte er leise Schritte neben sich und merkte, wie jemand die Fackel aus seiner Hand nahm. Nur einen Augenblick später kniete Gondrim neben ihm. „Alles in Ordnung?“, fragte er grimmig und mit wachsamen, grünen Augen.
    „Nur ein paar Kratzer. Kein Biss“, entgegnete Thorin und stemmte sich schwitzend auf die Ellbogen hoch. Der kräftige Jäger mit den kurzen Haaren nahm nun die bereits entzündete Fackel und ließ das Feuer auf die Zweite, noch kalt am Boden liegende, überspringen. Thorins Sicht auf dem linken Auge hatte sich etwas rötlich eingefärbt, durch das hineingetropfte Blut, sehen konnte er aber ansonsten einwandfrei. Weitere Blutstropfen rannen nun durch die Braue abgelenkt an seiner Schläfe hinab und in den Mundwinkel. Es dauerte nicht lange, da schmeckte sein Mund nach Eisen. Seine Schmerzen wurden aber bald von der enormen Anspannung zu einem kaum nennenswerten Pegel reduziert oder zumindest ausgeblendet.
    Nachdem sich sein Herz noch etwas weiter beruhigt hatte – dem warmen, flackernden Lichtschein kam dabei eine wichtige Rolle zu – stand Thorin ganz auf und griff sich seinen Speer. Rulmgar und Hulfgar standen mit zum Stechen bereiten Speeren links und rechts vom breiten Eingang in die Grabkammer. „Alles in Ordnung bei dir, Rulmgar?“, fragte Thorin keuchend und sich noch immer erholend den blonden Mann.
    „Besser, als bei dir“, entgegnete der jüngere Jäger ohne Thorin das Gesicht zuzuwenden. Und das war auch gut so. Noch so eine Überraschung konnten sie gewiss nicht gebrauchen. Gondrim lief langsam und merklich angespannt zu Hulfgar und reichte ihm eine der beiden Fackeln. Die Zweite behielt er in seiner Linken und schnappte sich dann seinen Speer. Ohne, dass es eines Kommandos bedurfte, schlichen Hulfgar und Rulmgar nun los. Während Gondrim und Thorin den kurzen Weg zum Eingang ins Höhlensystem nahmen, gingen die beiden anderen Jäger den längeren Weg.
    Dank der Fackeln war alles in einem Umkreis von bis zu fünf Schritten hell erleuchtet. Das ließ sich Thorin zumindest etwas sicherer fühlen und tat seinem Puls gut. Nichtsdestotrotz war er bis aufs Äußerste angespannt. Er glaubte sogar das leise Atmen des Werwolfs aus den Tiefen der Höhle zu hören oder wie die Haare auf Rulmgars und Hulfgars Panzerung aneinander rieben. Und dabei waren sie auf der anderen Seite des großen Steinblocks im Eingangsbereich des Grabs. Allerdings war es nur eine Einbildung seines nun zu empfindlichen Verstandes. Es war, als ob seine Sinne Dinge an seinen Verstand leiteten, die zwar eigentlich da waren, aber einfach weit außerhalb seiner Sinneswahrnehmung lagen. Halluzinationen, wenn man so wollte.
    Schlussendlich erreichten Gondrim und er den runden Eingang in das Höhlensystem. Ein großes Loch, sicherlich gut sechs Schritte breit, war durch den schwarzen Stein des Hügelgrabs geschlagen worden. Dahinter zog sich ein ebenso breiter Gang bis weit unter den eigentlichen Hügel. Das Licht ihrer Fackel warf bizarre und teilweise furchteinflößende Schatten an herausstehenden Steinen. Der Lichtkreis um sie herum, reichte nicht einmal bis zu den Wänden am Eingang und dem hinteren Teil des Hügelgrabs, geschweige denn um das Ende des schlecht gehauenen Höhlengangs zu beleuchten. Somit wusste Thorin erst, wo genau sich der Ausgang mit dem schweren, runden Stein befand, als er den Lichtschein von Hulfgars Fackel sah. Einen Moment später bogen die beiden Männer um die scharfe Biegung und kamen ohne schneller oder nachlässig zu werden, auf Thorin und Gondrim zu.
    Thorin schaute gerade zu Hulfgar, als irgendwo tiefer in dem Höhlensystem das leise Klicken von Steinen ertönte. Ruckartig fuhr sein Kopf herum und der Speer ging hoch. Das Echo hallte über sie hinweg und sein Herz machte ein paar neuerliche Sprünge. Wieder klickte es von irgendwo aus der Dunkelheit außerhalb des fünf Schritte weit reichenden Lichtkegels. Es war aufgrund der vielen Echos unmöglich zu sagen, wie nahe oder fern es eigentlich war. Genau in diesem Moment ertönte ein leises, scharfes Pfeifen vom Grabeingang. Irgendwo befand sich eine kleine Ritze durch die der Wind bei einer starken Böe hinein blies. Thorin fiel beinahe in Ohnmacht vor Schrecken denn es klang fast höhnend, als ob es der Werwolf war. Allerdings war das unmöglich, denn im Bereich des Hügelgrabs und dessen Eingang war er nicht mehr. Das Pfeifen hielt an, verstärkte sich sogar noch etwas. Keiner von ihnen schien es auch nur zu wagen zu atmen, dann endete das hohe, fast schon schneidende Geräusch abrupt und Thorin hörte das Blut in seinen Ohren rauschen.
    Langsam wandte er den Kopf wieder der Dunkelheit im rundlichen Tunnel zu. Genau dann tropfte wieder etwas Blut aus der Braue und blieb an seinen Wimpern hängen. Nur ein Blinzeln später und das Blut geriet in sein Auge. Seine Sicht trübte sich und mit der freien linken Hand rieb er, damit das Blut sich schnell verteilte und seine Sicht nicht weiter beschränkte. Genau in diesem Augenblick war es, dass er eine kaum wahrnehmbare Bewegung am Rande des Lichtkegels bemerkte. Nur ein Huschen und als er genau hinsah schon wieder verschwunden. „Hast du das gesehen?“, fragte Thorin mit aus dem Rhythmus gebrachtem Herzen und leise flüsternd Gondrim.
    „Was?“, fragte der kräftigere Jäger alarmiert. Er hatte es offen sichtlich nicht bemerkt, erwartete aber das Schlimmste. Thorin war sich nicht einmal sicher, ob er überhaupt etwas gesehen hatte, oder ob ihm seine überaktiven Sinne wieder einen Streich gespielt hatten.
    „Ich weis es nicht“, entgegnete er also und schritt nun langsam in den Tunnel hinein. Kleinere, lose Steinchen knirschten leise unter seinen Sohlen. Wieder erklang das Klickern eines kleinen Kiesels von irgendwo aus der Dunkelheit der Höhle, dicht gefolgt von dem Geräusch wenn sich gleich eine kleine Lawine aus mehreren solcher Steine in Bewegung setzte und dann wieder zum Stehen kam.
    Die verfluchten Echos machten es aber unmöglich festzustellen, wo und wie tief in der Höhle es eigentlich passierte. Wäre es direkt vor ihnen gewesen, sie hätten es gewusst, aber nur ein paar Schritte weiter und es hätte vom Klang her überall sein können. Das leise Knirschen von mehr Steinen unter schweren Füßen verriet Thorin, dass ihm seine Freunde folgten. Die zwei Lichtkreise der Fackeln wanderten stetig weiter nach vorne, genauso, wie er. Dennoch sah er nicht übermäßig viel im Schein der Fackeln. Die Flammen warfen große, dunkle Schatten von hinten und engten somit seine Sicht ein. Das Licht reichte gerade so aus, dass Thorin erkennen konnte, wo sich ihr Tunnel aufteilen würde. Dann erreichten sie auch schon die Abzweigungen. Ein Gang ging nach rechts, einer nach links und einer gerade aus. Keine guten Verhältnisse für eine Jagdgruppe aus gerade einmal vier Männern. Selbst wenn sie noch so erfahren waren, die Beschaffenheit der Höhle schuf perfekte Vorrausetzungen für einen Hinterhalt.
    Alle Vier von ihnen traten vorsichtig und einen kleinen Kreis bildend auf die Kreuzung. Rücken an Rücken deckten sie sich gegenseitig, die Fackeln warfen dabei noch mehr, beinahe irritierende Schatten.
    Ohne, dass es ein richtiges Kommando gab, lösten sich Hulfgar und Rulmgar dann aber wieder aus dem Kreis und schritten langsam, leise und mit erhobenen Speeren auf den linken Tunnel zu. Gondrim und Thorin blieben auf der Kreuzung, um zu verhindern, dass der Werwolf ihren Freunden in den Rücken fiel. Thorin hatte dabei ein Auge auf den gegenüberliegenden Gang und Gondrim eines auf den Rechten. Aus dem Augenwinkel heraus sah Thorin, wie sich der Lichtschein um die zwei ungleichen Jäger weiter entfernte und um eine leichte Biegung im Korridor verschwand.
    Mittlerweile hatte sich der ganz leichte, rote Schleier vor seinem linken Auge wieder gelegt, allerdings quoll noch immer recht viel Blut aus den zwei tiefen Schnitten der Werwolfsklauen. Vorsichtig ob Thorin seine linke Hand und tastete mit den Fingern langsam vom Ohr aus nach vorne. Zwar konnte er nicht sehr viel fühlen durch das dicke Leder und Fell, aber vielleicht würde er zumindest herausfinden, wie tief die Kratzer waren. Sein Zeige- und Mittelfinger erreichten die Schläfe und es begann leicht zu brennen. Je mehr sich Thorin auf die Wunde konzentrierte, desto mehr der eigentlichen Schmerzen brachen wieder in seinen Verstand ein.
    Dann war es soweit und als seine Finger den Wundrand erreichten, fuhr ihm ein wahrer Blitz des Schmerzes von vorn bis nach hinten durch den gesamten Schädel. Seine Sicht verschwamm und er stöhnte vor schmerzt auf. Alles um ihn herum schien sich zu drehen und seine Knie gaben nach. Schwer, aber wie in Zeitlupe sank Thorin zu Boden. Kniend spürte er, wie mehr Blut aus den Schnitten sickerte. Sein Kopf fühlte sich an, als ob er gleich platzen würde und zu allem Überdruss glaubte er nun auch noch, ein höhnendes und beinahe lachendes Knurren von irgendwo tief aus den Höhlen zu hören. Als wenn ihn der Werwolf auslachte, dass er wegen zwei kleinen Kratzern in die Knie ging.
    „…rin. Thorin! Thorin, verdammt!“ Gondrim hatte die Fackel und seinen Speer auf den Boden gelegt, kniete nun vor ihm und schüttelte ihn nun mit beiden Händen an den Schultern. Erst jetzt merkte Thorin, dass er komplett durch seinen Freund hindurch in unbestimmte Ferne geblickt hatte. „Thorin, rede verdammt! Was ist los?“ Der stämmige Jäger mit den kurzen Haaren klang schwer besorgt, auch wenn er so leise, wie es ihm möglich war, sprach. Thorins Linke lag mittlerweile einfach neben ihm auf dem Boden und die rechte hatte den Speer fallen lassen.
    „Es … brennt … wie … Feuer …“, stammelte er. Gondrim nahm vorsichtig seine Hand von seiner linken Schulter und strich vorsichtig einige Haare zur Seite, um besser etwas von der Wunde sehen zu können. Scharf sog Thorin die Luft ein und eine Berührung etwas zu weit unten sandte einen neuerlichen Blitz durch seinen Schädel. Thorin konnte die Schmerzen nicht länger ertragen und heulte kurz auf. Tränen rannen ihm aus den Augenwinkeln. Dieses Mal schien sich der Werwolf nicht mehr halten zu können und johlte förmlich vor Schadenfreude. „Schweig!“, schrie Thorin aus Leibeskräften.
    Gondrim stand der Schreck im Gesicht geschrieben. „Was? Mit wem redest du?“
    Dieses Mal war es Thorin, dem der Schreck durch Mark und Bein fuhr. Hörte er schon Stimmen? War es soweit mit ihm gekommen? Wegen zwei kleinen Kratzern?! Nein! Nein, unmöglich. Er riss sich zusammen.
    „Wie schlimm ist es?“, presste er durch seine zusammen gebissenen Zähne hindurch heraus.
    „Die Schnitte gehen bis auf den Knochen. Es ist ein Wunder, dass sie überhaupt nur so wenig bluten“, erwiderte Gondrim und nahm nun auch die andere Hand von Thorins Schulter. Wenn er sich wegen dem Ausbruch seines Freundes irgendwelche Gedanken machte, so zeigte er es nicht. „Thorin, du bist nicht in der Verfassung diese Jagd weiter zu führen“, sprach Gondrim dann warnend und vielleicht auch bedauernd mit einem weiteren Blick auf die Schnitte, als sich Thorin langsam und mit noch wackeligen Beinen aufrichtete. Er schnappte sich seinen Speer und schaute wieder auf seinen zu bewachenden Gang. Doch er konnte es tun, er musste es tun und er wollte es tun. Sie hatten ihren Wachdienst schon lange genug vernachlässigt.
    Als Thorin nicht weiter auf Gondrims Kommentar einging, griff sich dieser Fackel und Speer und wandte sich ohne ein weiteres Wort seinem Tunnel zu. Da Hulfgar und Rulmgar nicht zu ihnen gerannt kamen, mutmaßte Thorin, dass sie den kleinen Ausbruch nicht gehört hatten. Der Blutstrom aus seiner Stirn hielt an, aber scheinbar ließ er zumindest ein klein wenig nach. Die Kratzer würden ein weiteres Andenken an den Mörder seiner Eltern werden. Und er würde es mit Stolz und Freude tragen, wenn sie als Sieger aus dieser Höhle gingen. Er wollte es beenden und nur deswegen ignorierte er die höllischen Schmerzen, so gut es ging.
    Nach einiger Zeit kamen Hulfgar und Rulmgar zurück. Dem angespannten Ausdruck auf ihren Gesichtern nach zu schließlich, hatten sie nichts gefunden und erwarteten das Schlimmste. „Bei euch etwas?“, murmelte Hulfgar, als er neben ihnen stehen blieb. Thorin schüttelte den Kopf und wieder fuhr ein Blitz durch seinen Kopf. Seine Sicht verschwamm erneut, aber er hielt sich auf den Füßen. Irgendwo, dieses Mal scheinbar ganz nahe, klickte ein kleiner Stein. Gleichzeitig fuhren die Köpfe der vier Jäger in die Richtung des mittleren Gangs. Es war gerade einmal knapp außerhalb des Lichtscheins und als Gondrim seine Fackel etwas in die Höhe streckte, sahen die Vier einen noch ganz langsam rollenden Kiesel. Ohne Kommando, aber dennoch im Bruchteil eines Lidschlags schnellten die Speere angriffsbereit in die Höhe.
    Nichts tat sich. Thorin atmete nur flach, damit er keine Geräusche verursachte und in die Dunkelheit lauschen konnte. Sein Puls raste und mehr Blut rann aus der Stirnwunde. Es tropfte vor seinem Auge hinab und lenkte seine Aufmerksamkeit ab. Wieder waren es Hulfgar und Rulmgar, die gemeinsam, Schritt für Schritt und so leise, wie möglich, in den dunklen Tunnel hineinschlichen. Thorin hörte seinen Herzschlag in den Ohren und spürte ihn auf seiner Stirn pochen – jedes Mal, wenn ein kleiner Schwall Blut aus den zwei Schnitten quoll. Wieder verschwanden die beiden erkundenden Jäger aus seinem Sichtfeld und es hieß warten.
    Seine Sinne nun noch weiter angespannt, war er es, dem das leise, ferne Geräusch von schwerem, schleifendem Stein zuerst auffiel. Es kam aus der Grabkammer und auch Gondrims Kopf zuckte nun in diese Richtung herum. Einen Moment später vernahmen sie das laute Heulen des Windes und kalte Luft schwappte ihnen ins Gesicht. Irgendwie schien die kalte Nachtluft in das Hügelgrab zu ziehen und pfiff weiter in die Höhle. Jemand hatte den Eingangsstein aufgeschoben!
    Das scharfe Heulen war laut, viel lauter als vor einiger Zeit, wo Hulfgar und Thorin durch den Gang im Eingangsbereich des Hügelgrabs geschlichen waren. Und es machte es schwer, etwas anderes zu hören. Wieder machte sein Herz unrhythmische Sprünge und Aussetzer. Ihre Speere schnellten nach oben und zum Zustechen bereit. Die kalte Luft brannte in seiner Wunde, wie Feuer.
    Dann vernahmen sie das laute knirschen von kleinen Steinen direkt vor ihnen aus der Dunkelheit. Zu spät aber. Im nächsten Moment tauchte die zwei Schritt lange, kräftige Gestalt des weißen Werwolfs über ihnen auf. Die Arme weit auseinander und die Kiefer bis zum Anschlag aufgerissen. Speichel troff von den langen Fangzähnen. Dann landete er auf Gondrim, den Speer einfach durch den Sprung umgehend. Das überraschte, schmerzerfüllte Schreien seines Freundes endete in einem feuchten Gurgeln. Klirrend fiel der Speer zu Boden und Funken stoben von der nun umher rollenden Fackel.
    Bevor Thorin reagieren konnte, erwischte ihn die linke Pranke der Bestie. Die fünf langen, scharfen Krallen an den Enden der kräftigen Finger durchschlugen seine Pelzrüstung und fuhren tief in sein Brustfleisch. Im Nächsten Moment flog er vier Schritte weit nach hinten, glitt von den Krallen und schlug gegen die steinerne Tunnelwand. Die Luft wich augenblicklich aus seinen Lungen und röchelnd und um seine Atmung ringend glitt er nach unten und blieb gegen die Wand gelehnt sitzen. Sein dunkler Ebenholzspeer verschwand klirrend in der Dunkelheit.
    Unterdessen machte sich der weiße Wolf in den Gang, in dem Hulfgar und Rulmgar verschwunden waren. Es dauerte nicht lange, bis Thorin Schreie hörte. Danach kehrte Stille ein. Seine Atmung ging schwer und bei jedem Heben und Senken, fuhren Lanzen aus Feuer durch seine Brust. Blut quoll aus den fünf tiefen Stichen und durch die Löcher in seinem Schneebärenfellharnich.
    Eine Weile blieb Thorin einfach so sitzen. Zwar sprudelte das Blut nicht aus seinen Wunden, aber es quoll in einem steten Strom immerfort. Sein Verstand war leer er starrte einfach vor sich hin auf seinen toten Freund. Er saß gut einen Schritt außerhalb des von der Fackel geworfenen Lichtkegels. Im flackernden Schein lag Gondrim. Blut rann noch immer aus einer klaffenden Halswunde und das Gesicht wies genau auf Thorin. Die sonst so gefährlichen, grünen Augen des kräftigen Nords waren trüb und leblos. Das konnte Thorin selbst auf die gut sechs Schritte Entfernung erkennen.
    Er schloss kurz die Augen, öffnete sie dann wieder und musste den Blick von seinem förmlich geschlachteten Freund abwenden, er konnte den Anblick einfach nicht ertragen. Stattdessen wandte er den Blick nun wieder auf den Gang zu, in dem seine beiden anderen Freunde gewesen waren. Der Werwolf musste früher oder später wieder heraus kommen. Am liebsten hätte er nach der Bestie geschrien, aber ihm fehlte die Kraft in den mindestens leicht angeschlagenen Lungen. Wenn es so mit ihm zu Ende gehen sollte, dann wollte er wenigstens kämpfend untergehen. Allerdings schien selbst das in Frage zu stehen.
    Thorin konnte unmöglich sagen, wie lange es dauerte, aber nach einiger Zeit hörte er schwere, schlurfende Schritte aus dem Gang gegenüber vom Hügelgrab. Dazu kamen kurz darauf schwere, kraftlose Atemgeräusche. Es klang beinahe etwas schleifend. Thorins Anspannung kehrte trotz seiner körperlichen Verhältnisse zurück. Seine Sinne schärften sich und fixierten die Geräusche in der Dunkelheit, wenngleich sie nicht ihre volle Leistung erreichten. Sein Puls beschleunigte sich außerdem, nur sehr zu seinen Ungunsten, denn dadurch erhöhte sich sein Blutverlust.
    Nach einigen weiteren, schlurfenden Schritten schälten sich die Umrisse von zwei Personen. Eine lief, die andere wurde auf den Rücken gebuckelt getragen. Hulfgar trug Rulmgar. Das Schlurfen kam dadurch zustande, dass der viel kräftigere Nord am linken Oberschenkel vier tiefe Schnitte hatte und nicht mehr richtig laufen konnte. Dazu kamen noch einige Schrammen im Gesicht. Rulmgar sah fürchterlich aus. Er hatte vier Kratzer quer über das Gesicht, blutete aus der rechten Schulter und vermutlich noch irgendwo am Unterleib. Die Atemgeräusche stammten von ihm. Der Anblick versetzte Thorin einerseits in Freude, dass wenigstens zwei seiner Freunde überlebt hatten, andererseits aber auch in Wut und Trauer. Rulmgar würde schwer zu kämpfen haben, wenn er überleben wollte. Vermutlich würde Thorin mehr als nur zwei Freunde verlieren. Wie war es nur möglich gewesen, dass sie so überrascht worden waren?
    „Thorin!“, keuchte Hulfgar einerseits erleichtert, andererseits vom Anblick erschüttert.
    „Habt ihr ihn erwischt?“, wollte Thorin dann mit bereits brechender Stimme wissen. Wenn Hulfgar und Rulmgar noch am Leben waren und der Werwolf nicht bei ihm durch gekommen war, dann musste er wohl unweigerlich tot sein.
    „Was? Nein. Er hat uns überfallen und rannte dann zurück“, berichtete der stärkere Nord und setzte sein „Gepäck“ vorsichtig und ganz langsam neben Thorin.
    „Was?!“, entfuhr es Thorin entsetzt und lauter, als er eigentlich gewollt hatte. Bestraft wurde er mit einem heißen Stich durch die Brust.
    Wie als ein höhnendes Zeichen hörten sie alle das leise Klicken von einem auf Stein schlagenden Kiesel aus dem letzten, nicht erkundeten Gang …
    Geändert von KingPaddy (03.10.2009 um 22:01 Uhr)

  3. #203

    Morrowind, Straße nach Tränenstadt, Lassit

    Er hatte seine Pläne geändert. Romulus brach sofort nach Tränenstadt auf und folgte der Straße die durch Amaas führte. Schließlich war Tear eines der Hauptgründe dafür gewesen, dass er die lange Reise nach Morrowind auf sich genommen hatte. Tear dominierte den Südosten Morrowinds und war der Geburtsort seines Vaters gewesen. Dort lagen teilweise seine Wurzeln, auch wenn er sich nicht mehr an die große Stadt erinnern konnte.
    Morgens war es erstaunlich kühl. Der Wind fegte durch die Hügellandschaft und kaum jemand war auf der großen Straße zu sehen. Nur ab und zu ritten Boten vorbei und einmal ein Ordinator. Viele Pferde hatte er in Morrowind noch nicht gesehen. Die Dunmer schienen mit Pferden nicht viel anfangen zu können. Er hingegen mochte Pferde. Vielleicht könnte er irgendwann mal genug Geld für eins aufbringen.
    Richtung Küste schien das Land immer mehr abzuflachen. Geschätzt musste er schon zwei Stunden unterwegs sein, als sich die Straße immer mehr bevölkerte. Hauptsächlich in Richtung der großen Stadt. Das Bild war fast einheitlich von Dunkelelfen geprägt. Ehemalige Sklaven schienen nicht unterwegs zu sein. Schon früh hatte er erfahren, dass die Dres überraschend die Sklaverei abgeschafft hatten. Aus Hochfels kannte er keine Sklaverei. Auch wenn die Landbevölkerung unter der Last der Abgaben ächzte. Gerade Wegesruh hatte in den letzten Jahren die Steuern immer wieder erhöht.

    So marschierte der Bretone weiter unter den Fremden und spürte sein Gepäck und seine Beine von Schritt zu Schritt mehr. Als Wind aufkam und die Mittagszeit vorbei war, erreichte er Lassit. Er kannte den Ort von seiner groben Karte. Eine wirkliche Ortschaft war Lassit nicht. Nur ein Gasthaus und ein Turm mit Wachstube waren hier zu finden. Einige Soldaten taten hier ihren Dienst. Sie trugen Knochenrüstungen und blaue Umhänge. Auch die Fahnen die im Wind flatterten, waren von blauer Farbe.
    Warum hier der Außenposten erbaut worden war, verstand man schnell. Romulus war nicht der Einzigste der sich beeindruckt zeigte, als er den Blick ins Tal das sich vor ihm erstreckte, richtete. Etwas tiefer und doch noch ein ganzes Stück entfernt, erstreckte sich die große Stadt und noch weiter dahinter sah man das Meer.

  4. #204

    Morrowind, Vvardenfell; Cyrodill, Versteck

    3 Monate waren seit seiner Verwundung in der Höhle vergangen. Tarik hatte sich gut erholt und zum Glück blieben keine Narben zurück. Zwar konnten sie das eigentliche Ziel nicht erfüllen, einen Gegenstand bergen, jedoch bekamen sie einen Teil des Soldes und das war allein Titus und Tarik’s Onkel zu verdanken. Nun befanden sie sich irgendwo im Osten von Vvardenfell. Die Gruppe hatte längst die Orientierung verloren, mit 2 Ausnahmen: Titus und Tarik’s Onkel schienen noch genau zu wissen wo sie waren. Warum die Gruppe hier mitten im Niemandsland rastete, ließen die Beiden ebenfalls offen. Eins wusste mit Sicherheit jeder: Sie waren den ganzen Tag unterwegs und nun wollte man so schnell wie möglich schlafen. Die Gruppe aß schweigend und kurz darauf schliefen auch alle. Nachtwache? War in diesem Moment jedem egal.

    Tarik erwachte mitten in der Nacht. Irgendetwas hatte ihn geweckt. Verschlafen schaute sich der Kaiserliche um und war mit einem Schlag hellwach. “Wo sind mein Onkel und Titus hin?“, fragte er sich und stand leise auf, um die Anderen nicht zu wecken. Tarik zog seine Stiefel an, nahm sein Schwert und suchte die Umgebung ab. Er musste nicht lange suchen. Etwa 50 Schritte entfernt, fand er die 2 Vermissten. Sie schienen sich über irgendetwas zu unterhalten. Tarik konnte seine Neugier nicht zurückhalten und lauschte.
    „Ist es das letzte Teil?“ „Ja, wir haben alle gefunden. Wenn wir sie hier verstecken, findet sie hoffentlich niemand. Diese Dinge könnten irgendwann von großer Bedeutung sein. Und wenn sie in die falschen Hände geraten, wären die Folgen katastrophal.“ „Wie können wir sie wieder finden?“ „Ich habe viele Spuren gelegt. Aber nur wenn man alle findet und sie in die richtige Reihenfolge bekommt, dann findet man zu diesem Ort.“ „Und die erste Spur…….“, dann wurde es plötzlich still. “Haben sie mich bemerkt?“, Tariks Herz fing an zu rasen. Plötzlich packten ihn 2 Hände und zogen ihn aus seinem Versteck hervor. Tarik blickte in 2 erstaunte Gesichter. “Tarik was hast du mitbekommen?“, fragte ihn Titus mit ernster Stimme. Tarik setzte sich und erzählte den beiden was er mitbekommen hatte. Tarik’s Onkel nickte. “Nun, du hast nicht zu viel gehört bzw. gesehen. Lass dir noch eins sagen: Die erste Spur ist in Anvil zu finden. Alles weitere wirst du dann erfahren, wenn es so weit kommen sollte.“ Tarik nickte und war erstaunt, dass er so etwas Geheimes erzählt bekam. “Los, leg dich wieder hin, wir kommen gleich nach“, meinte Titus. Der Kaiserliche stand auf und ließ die Anderen beiden zurück.

    Tarik erwachte und wurde von höllischen Schmerzen gepeinigt. Sobald er seine Augen öffnete, musste er sie sofort wieder schließen, da die Schmerzen zu groß waren. “Zeig mir endlich den Ort der Kiste!“, brüllte ihn eine Stimme an. Tarik konnte nichts sagen und verlor nach einer gefühlten Ewigkeit wieder das Bewusstsein.

    „Ganz ruhig, tief ein und ausatmen, den Puls ruhig halten……den Wind beachten und…….“, ein surren und der Klippenläufer viel zu Boden. Wulfgar nickte grimmig, dann rückte die Gruppe weiter vor. Die Aufträge waren immer gefährlicher geworden. Die politische Lage hatte sich verschärft. Es war als ob das ganze Land ein einziges Pulverfass wäre, welches jeden Moment hochgehen würde. Man spürte es mehr nebenbei. Die Art wie sich die Leute verhielten, wie sie redeten und auch ihr auftreten waren Anzeichen dafür das etwas in der Luft lag. Irgendwann bekam man ein Gespür dafür und konnte diese versteckten Hinweise richtig deuten.
    Der aktuelle Auftrag lautete, eine Person ausfindig zu machen und sie gefangen nehmen. Eigentlich ein simpler Auftrag. Jedoch war die Person gut bewacht und hatte sich in einer kleinen Hütte irgendwo in den Aschlanden versteckt. Die Hütte lag in Sichweite, jedoch mussten sie ganz vorsichtig vorrücken und jeden Klippenläufer vom Himmel holen der ihren Weg kreuzte. Wenn die Wachen irgendwie verdacht schöpfen würden, wäre ihr Überraschungsmoment hinfällig und damit wäre auch die Mission zum scheitern verurteilt. Tarik hasste es wenn alles von einer Sache, in diesem Fall dem Überraschungsmoment, abhing. “Wehe wenn der Kerl fliehen will, dann massakriere ich den“, knurrte Tarik als Firun wieder einen Klippenläufer vom Himmel geholt hatte. Inzwischen war es der 7. Tarik hatte unbewusst mitgezählt. Er war erleichtert als sie schließlich ihren letzten Rastplatz erreicht hatten. “Ruht euch ein wenig aus, wir greifen im Schutz der Dunkelheit an“, meinte Titus. Die Gruppe nickte.

    „Los!“ Die Gruppe setzte sich leise in Bewegung. In der verbleibenden Zeit wurden das Haus und die Umgebung beobachtet. Die Gruppe wusste wie viele das Außengelände bewachten und ungefähr wie viele sich in der Hütte befanden. Ein Plan war auch ausgearbeitet worden. Jeder der eine Fernkampfwaffe besaß, und das waren bis auf 3 Ausnahmen alle, wusste was er zu tun hatte. Tarik ging in Position und legte den ersten Pfeil an. Ein Moment der Konzentration und der Pfeil flog los. Die Wache hatte keine Chance. Röchelnd ging sie zu Boden. Tarik legte den nächsten Pfeil an und zielte auf den nächsten Wächter. Das Schussfeld war frei, dann ging er jedoch hinter die Hütte. Tarik fluchte. “Hoffentlich merkt er nichts“, dachte er. Plötzlich sah der Kaiserliche wie eine Wache in die Richtung von Leandir geht, wenn dieser laut Plan dort steht. Der Rothwadone war nur ein durchschnittlicher Schütze. Dieses Risiko waren sie bewusst eingegangen und nun konnte Tarik nur noch beten, dass sie jetzt nicht auffliegen würden. Der Wächter zog sein Schwert und schien angestrengt die Dunkelheit abzusuchen. Plötzlich hörte Tarik verdächtig laute Schritte. Der Kaiserliche drehte automatisch seinen Kopf in die Richtung aus der das Geräusch kam und erschrak. 1 Wächter blieb eine Armeslänge von ihm entfernt stehen und der andere stand 2 Schritte neben ihm. “Das läuft gar nicht nach Plan. Haben wir so viele übersehen?“, dachte Tarik und legte seinen Bogen weg. Jetzt war schnelles Handeln angesagt. Nur wie sollte er den einen Wächter töten ohne dass sein Kollege es merken würde? Hilfe konnte er keine erwarten, da es den Anderen nicht besser erging. “Scheinbar haben sie einen Großteil der Wächter versteckt und lassen diese nur Nachts patrouillieren, um Nachtangriffe zu erschweren. “Das haben sie vorerst erfolgreich geschafft und es ist nur eine Frage der Zeit bis sie die Leichen finden“, überlegte Tarik und versuchte nun um so schneller eine Lösung für seine Situation zu finden. In einem Moment, in dem ihm beide Wächter den Rücken zu drehten, erhob sich Tarik, hielt mit einer Hand den Mund der Wache zu, die andere hat schon den Dolch in der Hand. Wenige Sekunden später sank die Wache zu Boden. Tarik schlich ein paar Schritte zur Seite und machte sich bereit. Der Fackelschein kam näher und die Wache sah ihren toten Kollegen und Tarik. “Oh“, war das einzige was sie sagen konnte, ehe sie von Tarik zu Boden geworfen und dabei von seinem Dolch tödlich getroffen wurde. Ein dumpfer Aufschlag störte kurz die Ruhe der Nacht. Ein weiterer Fackelschein bewegte sich nun deutlich schneller auf Tarik zu. Dieser nahm seinen Bogen, legte in alle Ruhe einen Pfeil ein, zielte und eine Sekunde später war das letzte Hindernis für ihn bedeutungslos. “So nun zum kniffligen Teil.“ Tarik schlich sich an die Rückwand der Hütte und fing an, diese so gut es im Mondlicht möglich war, zu untersuchen.
    Währenddessen ging der Rest der Gruppe vor der Hütte in Position. “Los!“, flüsterte Titus. Wulfgar trat die Tür auf und streckte sogleich den ersten mit einem kraftvollen Axthieb nieder. Ehe die Anwesenden realisieren konnten was so eben geschah, waren sie tot, mit einer Ausnahme. Der Magier zeigte sich überrascht. “Ihr habt mich also tatsächlich gefunden. Was wollt ihr jetzt machen? Mich gefangen nehmen?“, fragte der Magier und lachte siegessicher. “Wir müssen…..“, begann Titus. “Ihr könnt es gar nicht“, sagte der Magier und sofort war die Hütte voller Rauch. Jeder hustete und Alen bemerkte als erster das der Magier die Hütte in Brand gesteckt hatte. “Raus hier!“, brüllte er. Die Gruppe stolperte hustend und blind von dem Rauch nach draußen. “Verdammt…... er ist…...er ist uns…..entwischt“, brachte Titus unter einigen Hustanfällen hervor. Sie brauchten einige Minuten bis sie sich wieder orientieren konnten. “Was jetzt?“, fragte Wulfgar. “Ich würde sagen wir gehen zurück und holen unsere Belohnung ab“, antwortete Tarik. Sie sahen ihn verdutzt an. “Und das Paket nehmen wir gleich mit“, fügte er hinzu und deutete auf den gefesselten und bewusstlosen Magier. “Schlitzohr“, meine Wulfgar und fing an zu lachen. Die Anderen fingen ebenfalls an zu lachen. “Du hast uns alle überrascht“, meinte Tarik’s Onkel.

    Tarik erwachte und fühlte sich gut. “Interessanter Traum“, dachte er. Der Kaiserliche begriff schnell, dass er wieder in seiner Zelle war. “Haben sie die Informationen die sie wollten?......dann würde ich jetzt nicht mehr leben.“ Tarik hielt inne. “Ich fühle mich gut?“ Ein diabolisches Grinsen machte sich auf seinem Gesicht breit. “Es wird Zeit mich bei ihnen für die Behandlung zu revanchieren“, dachte er, als plötzlich Schritte zu hören waren. Tarik stellte setzte sich in die Zelle und wartete. “Du scheinst wieder fit zu sein“, sagte Ramon.“Die Kiste ist auf Vvardenfell, in der Stadt Balmora, in der Taverne „Acht Teller“, meinte Tarik unvermittelt. Ramon reagierte darauf wie Tarik es erwartet hatte. Er ging in die Hocke vor Tarik. “Ist das wahr?“ fragte er Tarik.“Nein!“, sagte Tarik unvermittelt und ehe Ramon sich versah lag er der Länge nach auf dem Rücken. Tarik sprang auf und schlug seine Faust auf Ramons Kehlkopf. Dieser röchelte und griff sich an die Kehle. Tarik nahm ihm den Schlüssel ab und verließ seine Zelle. “Und da waren es nur noch 3…….“
    Geändert von Skyter 21 (09.08.2009 um 14:42 Uhr)

  5. #205

    Vvardenfell-Distrikt, Westspalte, Shulk-Eiermine

    Aufmerksam musterten ihn die verschiedenen Augenpaare und ließen ihn nicht aus ihrem Blick. Tarriors Blick riss sich los und schweifte durch die versammelte Masse. Die Lichtverhältnisse in dieser Kammer der Mine waren alles andere als gut. Nur ein paar wenige Fackeln, die über die weite des Raumes nur sporadisch verteilt waren, spendeten Licht. Dennoch konnte er die Gestalten in der einfachen und vielfach zerschlissenen Kleidung gut erkennen. Es waren die überlebenden Minenarbeiter, insgesamt siebzehn an der Zahl, wenn er richtig gezählt hatte. Sie wiesen Wunden auf und manche Kleidungsstücke waren zerrissen oder wurden von Blutflecken geziert. Die Männer und Frauen wirkten allesamt hager und regelrecht ausgehungert. Dunkle Augenringe und eingefallene Wangen und ausgemergelte Gesichter sprachen eine grausame, aber eindeutige Sprache. Zudem waren ihre Körper schon stark abgemagert. Die Muskeln, die sie der harten Arbeit hier unten zu verdanken hatten, konnten nicht darüber hinweg täuschen. Und sie sahen eindeutig so aus, als bereite es ihnen schon Mühe überhaupt aufrecht zu stehen. In Tarrior keimte fast so etwas wie Mitleid auf, doch er verdrängte das Gefühl, denn draußen vor der Tür saß noch immer eine Bande wilder Söldner aus Hammerfell, denen es bestimmt nicht auf einen Dunmer mehr oder weniger ankam, den sie töten konnten. Er überlegte gerade was er am besten zu den Leuten sagen sollte, die ihn bisher nicht eine Sekunde aus den Augen gelassen hatten, aber ein etwas älterer Minenarbeiter nahm ihm das ab. Er trat vor. „Endlich. Ich wusste man würde Hilfe schicken. Wir danken euch Herr“: bedankte sich der Mann bei ihm. „Es tut mir Leid, aber es besteht noch kein Grund zur Dankbarkeit. Draußen sind nach wie vor die Söldner“: gab er unumwunden zu und das Gesicht des Alten verdüsterte sich. „Ihr seid doch geschickt worden um uns hier heraus zu holen, oder? Wo sind dann eure Männer?“: fragte er. „Wie man es nimmt. Ich wurde vom Verwalter der Mine beauftragt zu überprüfen, was hier nicht stimmt, aber mit so etwas wie diesem hier hatte keiner gerechnet. Ich bin alleine hier“: erklärte er und sah eindeutig, wie der Alte in Resignation abglitt. „Dann sind wir verloren“: sagte er noch und dann nichts mehr.

    „Was soll das heißen?“: fragte Tarrior, doch ohne eine Antwort abzuwarten fuhr er fort: „Diese Tür dort ist offen. Eine ganz einfache Sache. Ich habe den Auftrag erhalten zu prüfen was mit der Mine nicht stimmt und das Problem zu lösen. Es gibt nur knapp ein halbes Dutzend Söldner dort drüben. Ich selbst habe zwei von ihnen getötet. Wenn wir das Überraschungsmoment nutzen, können wir sie überwältigen. Schließlich sind wir mehr als Doppelt soviele“: gab Tarrior seine Einschätzung der Sache bekannt. Für ihn war es ganz klar, dass man sich gemeinsam der verfluchten Söldner entledigt, deswegen war er mitunter auch erst hier herunter gekommen. Denn alleine hätte dieses Unterfangen an Selbstmord gegrenzt, aber jetzt wo er die ganzen Leute hier gesehen hatte, war er fest davon überzeugt dieses Pack fertig machen und aus der Mine werfen zu können. „Als die Söldner angriffen, waren wir sogar noch ein Dutzend mehr Leute. Womöglich habt ihr ihre Leichen unterwegs gesehen. Wir mögen mehr sein, aber das sind gutausgebildete Banditen. Die können mit ihren Schwertern und Äxten Dinge, bei denen selbst die Stadtwache Augen machen würde. Sie hatten uns ohne Probleme überwältigt. Wir können zwar mit unseren Spitzhacken auf Fels einschlagen, aber gegen sich agil bewegende Menschen sehen wir alt aus“: wandte der Alte gegen seinen Plan ein. „Außerdem seht uns an. Wir haben kaum noch Kraft. Wir haben schon seit Ewigkeiten, wie es mir scheint, nichts mehr gegessen. Diese Barbaren waren wenigstens großzügig genug, uns Wasser zukommen zu lassen, aber zu essen gab es nichts, außer einem oder zwei Kundschaftern, die sich hierher verirrt hatten. Wir sind geschwächt. Wir wären nicht einmal ungeschwächt ein ernsthafter Gegner für die Söldner und daher jetzt erst recht nicht“: gab ein anderer Arbeiter zu bedenken. Und tatsächlich musste Tarrior eingestehen, dass viele so aussahen, als würden sie gleich umkippen.

    In diesem Augenblick wurde ihm klar, dass er sich womöglich verkalkuliert hatte. Im schlimmsten Fall saß er jetzt ebenso fest, wie die Männer um ihn herum. „Wer seid ihr eigentlich?“: fragte nun der Alte wieder. „Ich bin Hlaalu Tarrior Gildres“: stellte er sich, entsprechend seines Standes, vor. „Ihr seid doch einer der Ratsherren!“: entfuhr es jemandem, der etwas weiter hinten stand, den Tarrior nicht richtig erkennen konnte. „Ja das bin ich“: gab er zu und ein leises Raunen ging durch die Minenarbeiter. „Der Rat schickt extra einen Ratsherren um uns zu helfen? Das glaube ich nicht“: gab sich der Alte skeptisch. „Ich wurde auch nicht vom Rat gesandt, sondern bin Auftrag des Minenverwalters unterwegs. Ich habe mich für diese Mission freiwillig gemeldet“: gab er als Reaktion zurück. Wieder ging ein Raunen durch die Menge. Scheinbar hatten sie es noch nie erlebt, dass einer der Ratsherren freiwillig auf solch eine Mission ging. Aber ganz unbegründet war es nicht, wie Tarrior fand. Wer sich im Haus hocharbeitete und gewisse Kontakte und Beziehungen besaß, konnte Ratsherr werden. Davor jedoch war man sehr oft im Namen des Hauses auf schwierigen Missionen. Aber nach der Ernennung, so stimmte es, wurden viele der Herren und Damen faul und wollten nicht mehr selbst irgendwelche Missionen erledigen, sondern schickten nur noch Boten und Leute, die die Aufgabe erledigen würden. Was gemessen an der Tatsache, dass viele davor selbst schwierige Missionen erledigt hatten, wirklich an Arroganz und Faulheit, wenn nicht sogar Feigheit, grenzte. Doch Tarrior hatte sich da nie so gehabt. Gewiss ging auch er lieber den friedlichen Geschäften nach und überließ lästige Aufgaben irgendwelchen Agenten des Hauses, aber bei wichtigen Aufträgen oder Aufgaben hatte er immer sich selbst bemüht. Nun gut bisher war das nicht sehr oft der Fall gewesen. Er hatte sich mehr um den Ausbau seiner Handelsbeziehungen bemüht und seinen Reichtum gemehrt und sich nach Dagoth Urs Fall nur noch um seine Plantage gekümmert, aber wenn das Haus in wichtigen Angelegenheiten seiner Dienste bedurft hatte, hatte er sich fast immer dazu bereit erklärt.

    „Ich hatte zwar auch nicht mit derartigen Vorgängen hier gerechnet, aber nichts destotrotz werde ich dieses Pack aus dieser Mine entfernen, denn schließlich gehört sie dem Fürstenhaus Hlaalu. Mit eurer Hilfe versteht sich“: erklärte er sich. „Selbst wenn wir euch helfen würden, hätten wir gegen diese rohtwardonischen Hunde keine Chance. Es ist aussichtlos“: resignierte der Alte immer noch und ein Großteil der anderen Arbeiter verfiel ebenfalls wieder in ein Stimmungstief. Dann trat ein Arbeiter hervor, den Tarrior gerade mal so alt wie Tirian schätzte. Ihm folgten noch drei weitere ebenso junge Minenarbeiter. „Wir würden euch im Kampf beistehen“: sagten die vier. Tarrior lächelte leicht. „Das ist zwar löblich, aber ich denke so wären wir dem Feind neben der Kampfkraft auch noch zahlenmäßig unterlegen“: winkte er ab und die Jungen schienen enttäuscht. „Wir bräuchten eine Möglichkeit einen Teil von ihnen gleich auf der Stelle auszuschalten“: dachte er dann laut und überlegte fieberhaft, wie man ihre Chancen verbessern konnte, denn leider hatte der Alte, was die Kampfkraft der Minenarbeiter anging, wohl Recht. Selbst die Jüngsten schienen kaum mehr als nur scheinbare Kraft zu besitzen. Der Hunger hatte ihre Körper geschwächt und auch wenn nicht besaßen sie keinesfalls die Kampferfahrung der Söldner. Außerdem waren die engen Tunnel und Höhlen ebenfalls auf Seiten der Söldner, denn so konnten sie ihren eigenen Vorteil, die Überlegenheit in der Masse, nicht richtig ausspielen. „Es gibt da vielleicht eine Möglichkeit“: sagte dann plötzlich einer der Arbeiter, der sich bisher im Hintergrund gehalten hatte. Ein Mann mit Irokesen und einem ungepflegten Kinnbart. „Achja?“: entfuhr es Tarrior sofort. „Schweig du Narr“: zischte der Alte, doch Tarrior forderte den Mann auf weiterzusprechen. „Ihr seht doch diese dicken Seile hier“: sagte der Dunmer und deutete auf die Taue die im Höhlenboden verankert waren und ein Netz unter der Decke hielten. Erst jetzt fiel ihm diese Konstruktion auf, die der in der vorherigen Kammer glich. „Ja das tue ich. In der großen Kammer nebenan gibt es doch auch so eine Konstruktion“: merkte Tarrior an und der Arbeiter nickte.

    „Im Laufe der Zeit ist die Decke in manchen Kammern brüchig geworden. Da haben wir diese Netze gespannt um einen möglichen Steinschlag abzuhalten. Diese Seile halten die Netze oben“: erklärte der Arbeiter die Konstruktion. „Ich verstehe. Wenn wir die Seile kappen, würde das Netz herunter fallen und zwar direkt auf die Söldner. Vorausgesetzt wir schaffen es sie in der Höhlenmitte zu versammeln“: vermutete Tarrior. Der Minenarbeiter nickte. „Das ist Wahnsinn. Man müsste sämtliche Seile auf einmal kappen, ansonsten würden die Kerle doch merken was wir vorhaben und einfach weggehen und außerdem riskieren wir damit, dass uns die ganze Decke auf den Kopf fällt“: wandte der Alte ein, dem der Plan offensichtlich nicht gefiel. „Es scheint mir, als wolltet ihr hier drin sterben. Was glaubt ihr wie lange ihr noch durchhaltet, bis ihr verhungert? Das heißt natürlich, wenn euch die Söldner nicht vorher umbringen. Schließlich wollen sie schon aus reinem Selbstschutz alle Zeugen beseitigen. Außerdem habe ich vier Mitglieder dieser Bande getötet. Was glaubt ihr wird passieren, wenn sie die Leichen finden? Wer wird wohl zuerst dafür bluten müssen? Und ich kann euch versichern, dass ich nicht vorhabe hier drauf zu gehen, nur weil ihr zu feige seid für euer Leben zu kämpfen“: fuhr Tarrior den Alten an und es schien so, als würden sich die Sympathien im Raum zu seinen Gunsten verschieben. Nach dieser kleinen Ansprache schien die Resignation von den meisten Anwesenden regelrecht abzufallen. Er hatte ihnen mit seiner kleinen Ansprache wohl die Augen geöffnet. Sie waren gewiss noch nicht bereit ihr Leben aufzugeben. Der Alte selbst starrte ihn ungläubig an. Dann wurde sein Blick nachdenklich. Und er blickte minutenlang ins Leere. Tarrior derweil wandte seinen Blick nicht einmal von ihm ab. Er war sich in diesem Moment einer Sache sicher: „Wenn ich den Alten überzeuge dann ziehen auch noch die restlichen Zweifler mit.“ Und tatsächlich wandte sich der alte Dunmer nach geraumer Weile an ihn.

    „Ihr habt Recht Ratsherr Gildres. Das ist unsere einzige Chance. Ich bin zu alt um hier in dieser Mine einfach zu verrecken. Ich werde euch helfen“: versicherte er. Das bisher nur angedeutete Lächeln auf Tarriors Lippen wurde nun richtig breit. „Und ihr Anderen. Wollt ihr auch für euer Leben kämpfen und diese Mine von diesem verfluchten Gesindel befreien?“: fragte er laut in die Runde, aber achtete darauf nicht zu laut zu sprechen um die Rothwardonen nebenan nicht zu alarmieren. Nur wenige Augenblicke später waren zustimmende halblaute Rufe zu hören. In diesem Moment war er sehr zufrieden mit sich und er hatte schon einen Plan. „Sind die Seile nebenan ebenso verteilt wie hier?“: fragte er dann den Arbeiter, der ihm zuvor schon die Konstruktion erklärt hatte. „Ja das sind sie. Insgesamt sechs Stück und mit genau der gleichen Stärke wie diese hier“: teilte der Mann ihm mit. Tarrior besah sich die Taue genauer. Sie waren tatsächlich ziemlich dick. Am besten waren dann wohl zwei Männer pro Seil. Er überschlug im Kopf schnell die Anzahl und kam damit auf ein Dutzend Leute, die er für das Fallen des Netzes benötigen würde. Doch genau jetzt fiel ihm ein Schwachpunkt in seinen bisherigen Überlegungen auf. „Womit sollen sie die Seile kappen!“: fiel ihm jetzt entsetzt ein. Bei der Dicke wäre das Beste eine Axt. Außerdem würden sie noch für den ersten Teil des Planes Waffen brauchen, zumindest ein Teil von ihnen. Jetzt hatte er sich einen so schönen Plan ausgedacht und jetzt sollte es an der Ausführung scheitern. „Verflucht“: fluchte er halblaut. „Was ist los?“: fragten ein paar der Männer. Tarrior setzte ein verkrampftes Lächeln auf. „Mir fiel gerade ein, das wir weder Waffen haben, denn geschweige etwas um die Seile zu kappen. Oder habt ihr etwa etwas?“: erkundigte er sich. „Nein als die Banditen uns überwältigt hatten, haben sie uns unsere Dolche und Kurzschwerter und Keulen abgenommen. Viel mehr hatten wir auch nicht dabei. Eine schwere Bewaffnung ist in unserem Beruf eigentlich nicht nötig, abgesehen davon das sie uns bei der Arbeit auch nur behindern würde“: berichtete der Alte und er spürte fast überdeutlich, wie die Resignation zurückkehrte. „Hat keiner von euch eine Waffe verstecken können“: fragte er nochmal in irriger Hoffnung nach und erntete nur ein Kopfschütteln. „Das einzige was uns diese verfluchten Barbaren gelassen haben, sind unsere Spitzhacken, aber die taugen wohl kaum als Angriffswaffe. Bis wird die geschwungen haben, haben uns diese Banditen schon dreimal aufgeschlitzt“: merkte einer der Jüngeren wütend an. „Tatsächlich sie haben euch die Spitzhacken gelassen?“: fragte Tarrior ungläubig nochmal nach. „Ja die stecken dahinten in den Fässern. Es war ihnen wohl zu anstrengend, sie hier heraus zu schleppen, aber wie gesagt eine Gefahr stellen die nicht wirklich dar, zumindest nicht für diese Söldner“: bestätigte der junge Mann. „Hah das wollen wir doch einmal sehen. Die Rothwardonen werden sich wundern. Kommt mit ich habe eine Idee“: sagte er und ging zu den Fässern hinüber, in denen die Werkzeuge der Minenarbeiter steckten.

    Er zog zwei Spitzhacken heraus. Wie zwei fette Beutestücken hielt er sie in die Höhe und präsentierte sie der Menge und grinste breit. Die Meisten guckten verwirrt und glaubten wohl Tarrior hätte den Verstand verloren. Doch dem war nicht so. „Die Spitzhacken sind vielleicht zu schwer und zu träge um sie als Waffe einsetzen zu können, aber Knüppel sind es nicht. Seht ihr? Der Kopf der Spitzhacke wird mittels der großen Öffnung in der Mitte auf den Stiel geschoben und dort dann mit großen Nägeln fixiert, sodass er nicht herunterfallen oder abrutschen kann. Wenn wir den Nagel entfernen“: Tarrior machte es vor in dem er den Nagel mit seiner Hand erhitzte bis er glühte und ihn dann ganz einfach aus dem Holz zog: „kann man den Kopf abnehmen“: erklärte er und warf das Teil aus schwerem Metall achtlos auf den Boden. Dann ließ er den Stiel mit schnellen Bewegungen ein paar Mal, mit einer und dann mit zwei Händen, durch die Luft zischen. „Und jetzt haben wir einen brauchbaren und leicht zu handhabenden Knüppel. Soweit ich gesehen habe, sind in den Fässern ja auch noch Hämmer. Wenn ihr die Nägel jetzt wieder in das Holz einschlagt, habt ihr sogar eine Nagelkeule und damit eine wirklich ernsthafte Waffe“: präsentierte er. Die Männer waren begeistert. Auf die Idee die Spitzhacken auseinander zu nehmen, waren sie gar nicht gekommen. „Aber die Seile können wir damit immer noch nicht kappen“: protestierte einer der Arbeiter. „Was mich zu der zweiten Spitzhacke bringt“: sagte er dann und legte den Knüppel beiseite. Er drehte sie so, dass man die Spitze sehen konnte. „Diese Seite ist jetzt erst einmal irrelevant“: behauptete er und drehte das Werkzeug um, sodass man den zweiten Teil des Kopfes sehen konnte. Er war wie eine Hacke geformt und gab der Spitzhacke den zweiten Teil ihres Namens. Er fuhr mit dem Finger über die Kante. Sie war stumpf. „Ich denke es ist klar worauf ich hinaus will, oder? Ihr werdet diese Kante schleifen und sie damit wieder scharf machen. Dann lässt sich dieser Teil wie eine Axt benutzen und ihr werdet damit die Seile durchtrennen“: erklärte er und warf jemandem das Abbaugerät zu.

    „Da die Seile so dick sind, habe ich mir gedacht, dass jeweils zwei Mann eines der Seile bearbeiten werden. Bei den sechs Seilen macht das dann zwölf Mann. Die restlichen fünf werden sich bewaffnen und mit mir die Söldner in die Höhlenmitte treiben. Zusammen sind wir sechs und von den Rothwardonen dürften, wenn ich richtig gezählt habe, mit Anführer auch nur noch sechs Mann übrig sein. Vielleicht nicht ausgeglichene Kampfchancen, aber Zahlengleichheit und wir müssen sie ja auch nicht besiegen oder ernsthaft bekämpfen. Für unseren Sieg reicht es schon, wenn wir sie in der Höhlenmitte festnageln“: gab er seine Planung bekannt. Allgemein war Zustimmung zu vernehmen, wenn jemand Zweifel hatte, so sprach er sie nicht aus. Er sah dabei zu, wie einige der Spitzhacken zu Knüppeln umfunktioniert wurden. Die Nägel, die sie entfernten, schlugen die meisten wieder in den Knüppel ein und hatten damit ziemlich gefährliche Waffen. Die anderen schleiften die Hacken mit herumliegendem Gestein und erhielten dabei einen guten Axt-Ersatz. Nach ungefähr zwanzig Minuten waren dann alle soweit. „Wir müssen das Überraschungsmoment ausnutzen. Das ist unsere einzige Chance. Wenn wir sie überraschen, werden sie sich noch leicht zurückdrängen lassen und sich nicht gleich allzu formiert wehren. Also ihr fünf mit euren Knüppeln werdet mit mir versuchen soviele der Gegner ins Höhlenzentrum zurückzudrängen wie möglich und ihr anderen begebt euch zu den Seilen. Wenn ihr seht das der Feind versammelt ist, oder zumindest der größte Teil, dann schlagt die Seile durch. Wenn das Netz gefallen ist, müssen wir sie nur noch fesseln. Sollten einige der Söldner sich befreien können oder das Netz nicht alle auf einmal erwischen dann haben wir zumindest ein paar Gegner weniger und damit eine sehr gute Chance“: verdeutlichte Tarrior noch einmal den Plan. „Und was ist, wenn der Plan schief geht und wir sie mit dem Netz nicht erwischen“: fragte ein Dunmer, scheinbar im mittleren Alter, besorgt. „Wenn dieser Fall eintreten sollte, dann heißt es bis zum bitteren Ende kämpfen“: gab Tarrior zu, der hoffte das dieser Fall nicht eintreten würde.

    „Wir könnten doch fliehen. In dem Chaos würde bestimmt einigen von uns die Flucht gelingen“: warf nun ein anderer ein. „Ja und die, die es nicht rechtzeitig heraus schaffen, haben Pech gehabt, oder was“: empörte sich ein weiterer. Es entbrannte langsam ein Streit, doch Tarrior der eingreifen wollte, kam nicht mehr dazu. Der Alte erhob überraschenderweise das Wort: „Schweigt ihr Feiglinge. Ihr alle kennt mich. Ich arbeite vermutlich länger in dieser Mine, als manche von euch auf dieser Welt sind. Ich kenne auch jeden Einzelnen von euch, genauso wie ihr euch gegenseitig kennt. Wir sind Kameraden und hier unter Tage auch immer gegenseitig aufeinander angewiesen. Und als Kameraden müssen wir auch zusammenhalten. Entweder fliehen wir alle oder garkeiner. Das heißt, dass wir auch zusammen kämpfen werden, wenn es ernst wird. Und das ist so ein Moment. Jetzt müssen wir zusammen stehen. Serjo Gildres hat bisher sein Leben riskiert, wahrscheinlich um die Mine und nicht um uns zu retten, aber er ist ebenso bereit mit uns gegen die Söldner zu kämpfen. Und da wollen wirklich einige von euch an Flucht denken und daran die Männer, mit denen ihr jahrelang zusammen gearbeitet habt, einfach zurückzulassen? Ihr solltet euch wirklich etwas schämen. Ich sage wir kämpfen gemeinsam und kommen zusammen hier lebend raus oder wir sterben zumindest gemeinsam. Denn ich will zumindest nicht vor meine Ahnen treten um zu sagen, dass ich meine Kameraden im Moment in dem sie mich brauchten, einfach im Stich gelassen habe. Also wer ist dabei und folgt dem Plan von Serjo Gildres?“

    Tarrior war überrascht. Der Alte schien seinen Mut wieder gefunden zu haben. Doch als er sah, wie die Männer nach und nach ihre Spitzhacken und Knüppel hoben, wurde aus der Überraschung in seinem Gesicht, Erleichterung und Freude. „Wohlan denn. Zeigen wir diesen Fremdlingen das dies hier unser Land ist“: rief er, zog sein Schwert und stieß die noch entriegelte Tür mit einem kräftigen Stoß auf.

  6. #206

    Solstheim, Höhlensystem, Höhle der verborgenen Melodie

    Wut packte Thorin. Trotz seiner Wunden zwang er sich nun wieder auf die Füße. Wenn auch nur unter extremen Schmerzen und mit Schwierigkeiten. Dennoch ließ ihn die Wut vergessen, dass er eigentlich hätte sterben sollen. Dieser verdammte Werwolf spielte mit ihnen! Nein, er spielte mit ihm! Einzig und allein Thorin war, wen er nun wollte. Dessen war dieser sich sicher. Er hatte seine Eltern getötet und nun wollte er auch ihn. Nun, diese Bestie sollte ihn bekommen. Doch sollte sie sich an ihm verschlucken und zu Grunde gehen. Das schwor sich Thorin.
    Hulfgar schaute seinen Freund fassungslos an. Er sah das viele Blut, die fünf Stiche und die Wunde am Kopf. Auch hörte er das ebenfalls leicht schleifende Atmen von Thorin. Seine angeschlagenen Lungen hatten Schwierigkeiten der Belastung ausreichend stand zu halten. Er war nicht in der Verfassung zu kämpfen, aber er würde es trotzdem tun. „Bring Rulmgar hier raus und zu einem Heiler. Ich beende, was wir begonnen haben“, krächzte Thorin mehr, als dass er es sagte. Die aber scheinbar dennoch unerschütterliche Entschlossenheit in der Stimme seines Freundes, ließ Hulfgar keine andere Wahl, als zuzustimmen und mit einem grimmigen Nicken „viel Glück“ zu wünschen.
    Thorin schnappte sich Gondrims Speer und auch die am Boden liegende Fackel. Dann machte er sich ohne einen weiteren Blick zurück an die Verfolgung. Seine Schritte gingen schwer und manchmal hatte er auch Probleme seine Füße richtig zu heben. Ganz allein seine Entschlossenheit und seine Wut hielten ihn auf den Beinen. Sein Puls war nun wieder unnatürlich hoch. Vor Angst und vor Aufregung. Angst zu versagen und Aufregung, weil er jederzeit von wohl überall her angegriffen werden konnte. Wobei der Gang nun nach einer weiten Linkskurve etwas schmaler, niedriger und komplett von der Fackel ausgeleuchtet wurde. Somit blieb nur ein Angriff von vorne. Allerdings hatte Thorin in den letzten Momenten genug erlebt, um selbst daran zu zweifeln.
    Der stürmische Wind von draußen wehte auch hier noch, wenngleich nun wesentlich schwächer, und ließ die Flammen der Fackel tänzeln und immer wieder schienen sie beinahe aus zu gehen. Er wollte sich schon darüber freuen, dass die Fackel an blieb. Dann ging sie aber auch komplett aus. Thorin blieb beinahe das Herz stehen. Er hielt entsetzt und vor Aufregung und pochendem Herzen zitternd an. Ein kleiner Kiesel prallte gegen seinen im Bärenkopf geschützten Kopf, wie ein schadenfrohes Zeichen des Werwolfs. Erst, als es das zweite Mal passierte, merkte Thorin, dass es eigentlich Wassertropfen waren, die von der Decke fielen. Sein Herz würde ihn definitiv noch irgendwann umbringen. Bevor das passierte, wollte er aber noch einen Werwolf zur Strecke bringen und so lief er wieder los – ohne eine Ahnung zu haben, wohin. Dann ging die Fackel, wie durch eine göttliche Fügung, wieder an und erleuchtete den bis auf Thorin leeren Gang.
    Gerade, als er sich über diesen Umstand gefreut hatte, verschwanden auf einmal die Decke und die Wand zu seiner Linken in der Dunkelheit. Auch der Boden endete in Schwärze keine vier Schritte neben ihm. Schweiß stand auf seiner Stirn und brannte in der dortigen Verletzung. Auch die Wunden auf seiner Brust brannten und immer wieder fuhren Lanzen aus Feuer durch seine Lungen. Sie raubten ihm den Atem und ließen ihn nach Luft japsend zurück. Dann beruhigte es sich wieder und die seltsamen Lichtflimmer, die vor seinen Augen in der Dunkelheit umher schwebten, verschwanden. Komm Wölfchen, dachte er beinahe ungeduldig auf einen Angriff wartend.
    Vorsichtig schlich Thorin an die Kante. Die Flammen seiner Lichtquelle flackerten immer wieder sehr stark, wenn eine etwas stärkere Windböe von draußen in das Höhlensystem hinein pfiff. Hier in der größeren Kaverne verwirbelten sich die Luftströmungen ungewöhnlich und rissen förmlich an den Flammen. Wenngleich sowohl das pfeifende Geräusch, als auch die Stärke der Windböen hier hinten drastisch abgeschwächt waren.
    Dann erreichte er die Kante. Unter ihm fiel eine steile Felswand ab und verschwand in der Finsternis. Es war tief, so viel stand fest. Im flackernden Schein entdeckte er aber einen steilen, schmalen Weg nach unten. Wie weit die größere Kaverne in alle Richtungen reichte, konnte Thorin nicht sagen. Keine der Wände war im Fackelschein zu sehen. Gerade, als er sich an den Abstieg machen wollte, sah er ein Huschen knapp außerhalb seines Lichtkreises und etwas weiter unten. Beinahe sah es aus, wie weißes Fell. Sofort ging der Speer nach oben und zum Stechen bereit. Doch die schnelle Bewegung rammte neuerliche, glühende Dolche durch seine Brust und ließ ihn aufstöhnen.
    Beinahe höhnend hörte Thorin dann wieder das leise Klicken einiger Kiesel, als sie in die Tiefe der Höhle fielen. Dicht gefolgt vom quietschenden Laut eingerosteter Türscharniere und wie die dazugehörige Tür hart zurück ins Schloss geknallt wurde zu seiner Rechten. Laut hallte das Scheppern durch die Gänge. Die Geräusche ließen ihn jedes Mal zusammenzucken. Er merkte, wie er kurz die Nerven verlor und wie ein kleines Kind die Augen zu kniff. Der Werwolf spielte definitiv ein Spielchen mit ihm. Ein Spiel der Nerven. Und wenn es so weiter ging, war es wohl Thorin, der bei diesem Spiel verlor.
    Gegen den nun aufkommenden Reflex das Weite zu suchen, schlich er weiter und in die Richtung, aus der die Geräusche gekommen waren. Beinahe ärgerte sich Thorin, dass dieser angeborene Fluchtreflex wieder durch kam. Eigentlich hatte er gelernt ihn zu kontrollieren und auf seine bewusste Einschätzungsgabe zu vertrauen. Allerdings schien er nun mental bereits zu geschwächt zu sein, als dass er diesen Reflex noch länger unterdrücken konnte. Stattdessen ignorierte er das Drängen in ihm so gut es ging und lief weiter an der Kante nach unten entlang. Immer wieder zuckte er bei dem leisen Heulen des Windes zusammen.
    Dann endete die Höhle abrupt wieder und lief in einem kurzen Tunnel aus. Am Ende dieses Tunnels befand sich eine modrige Holztür. Kratzspuren waren auf den Brettern und der Klinke. Thorins Atem ging schwerer und seine Füße schlurften mittlerweile mehr, als dass sie liefen. Dennoch hielt er seine Arme hoch, die Muskeln angespannt. Der Speer war zum Stechen bereit und mit einem kurzen Klopfen gegen seinen Gürtel an mehreren Stellen mit dem unteren Ende der Fackel vergewisserte sich Thorin, dass auch seine Dolche und das Langschwert noch an ihrem Platz waren. Danach hielt er auch die Fackel in eine Position, die ihm ein schnelles Zuschlagen ermöglichen würde.
    Mit der Speerspitze drückte er dann die rostige Klinke nach unten, sodass die Tür sich einen kleinen Spalt weit öffnete. Als er dann den uralten Durchgang ebenfalls mit der Speerspitze langsam aufdrückte, quietschten die Scharniere wieder. Das Geräusch schmerzte in Thorins Ohren und ließ ihn gleichzeitig zusammen fahren. Es war nun unvermeidlich, dass der Werwolf sein Kommen mitbekam. Gut, das wäre es vermutlich auch ohne die quietschende Tür, aber es war weniger auffällig. Dass er eigentlich erwartet wurde, blendete Thorin zu seinem eigenen Wohlgefühl dabei aus.
    Zu seiner Überraschung, wurde Thorin nicht angegriffen, als er in die niedrige, aber weite Höhle hinter der Tür trat. Stattdessen hörte er nur wieder ein leises Klicken von rechts. Mittlerweile kam ihm auch wieder in den Sinn, wo genau es dort hin ging. Es machte Sinn und scheinbar hatte der Werwolf einen kleinen Sinn für Dramatik. Die uralte Melodie, die einst in diesen Höhlen durch die Luft und den Stein gefahren war, war beinahe noch immer vernehmbar. Natürlich spielte sie nicht wirklich, aber wie ein geisterhaftes Echo drang es noch immer aus den Wänden. Es ließ Thorin vor Ehrfurcht schaudern und so stapfte er los. Er wusste, wo er die Bestie finden würde … in der Halle der spielenden Steine.
    Es dauerte nicht lange, da fand Thorin den Tunnel, der nach rechts aus der größeren Höhle abging. Keine vier Schritte breit und höchstens drei hoch. Alles war von der Fackel ausgeleuchtet. Das leise Heulen des Windes war verschwunden und auch die Flammen flackerten nicht mehr. Als ob sich der Wind davor fürchtete in diese alten und mystischen Hallen einzudringen. Das Nachklingen der alten Melodie verstärkte sich beinahe mit jedem Schritt, den Thorin tiefer in die Höhle machte. Fast wie ein zweiter, unterschwelliger Herzschlag, der durch seinen Körper fuhr, aber vom Felsen um ihn herum ausging. Es war wie berauschend. Die Schmerzen wurden etwas gelindert und seine Schritte wurden sicherer. Als ob ihm die Höhle selbst helfen wollte. Aber fühlte sich auch der Werwolf so? Oder war es nur er?
    Thorin wollte es gar nicht erst wissen. Solange er ohne überwältigende Schmerzen kämpfen konnte, so war es ihm egal. Wieder erreichte er eine Höhle. Allerdings war diese mehr hoch, als breit. Sechs Schritte in die Tiefe, eben so viele in der Breite und unerkennbar viele nach oben. Er befand sich in einer Sackgasse. Nur ein Weg zurück. Von oben hörte er wieder Steinchen klicken, aber den verfluchten Weg dorthin fand Thorin nicht! Die Dunkelheit ließ ihn nicht ausmachen, wo genau dieses „oben“ eigentlich war und die Wände um ihn herum wirkten glatt.
    Dann fiel ihm auf, dass zumindest seitlich nach oben hin die Wand gegenüber dem Eingang etwas eingedrückt war und sogar Kratzspuren aufwies. Vorsichtig ging Thorin auf diese Wand zu. Erst, als er direkt vor ihr stand und sich nicht die Nase einrammte, merkte er seinen Fehler. Die komplette Wand, war eine optische Täuschung von seinem Standpunkt aus. Tatsächlich befand sich die eigentliche Wand weiter hinten und eine steile Rampe verlief nach oben von weiter vorne aus. Von da, wo Thorin gestanden hatte, hatte man diese Kante zwischen Boden und Rampe nicht sehen können, weil man direkt auf sie geschaut hatte. Da die Fackel etwas weiter links gewesen war, gab es auch keine Schatten an dieser Stelle. Thorin verfluchte sich dreimal dafür. Andererseits war es auch ein Zeichen, dass seine Sinne bereits arg schwächelten. Die Selbstzweifel blockte er gleich darauf ab. Solche konnte er sich nicht leisten.
    Langsam und darauf bedacht nicht auf dem steilen, leicht feuchten Stein auszurutschen, schritt Thorin nach oben. Unter den dicken Stiefelsohlen glaubte er den Fels zum Takt der alten Melodie vibrieren zu fühlen. Sein Herz raste, Blut rauschte in den Ohren und seine Wunden bluteten unaufhörlich. Es wunderte ihn mittlerweile schon sehr, dass er nicht längst verblutet war. Und das obwohl die Stiche und Schnitte weitaus weniger bluteten, als Wunden von Waffen. Schweiß quoll aus den Poren seiner Haut und rann ihm unangenehm über den Rücken unter seiner Kleidung. Es war erstaunlich warm hier hinten in der Höhle. Und feucht noch dazu.
    Thorin erreichte das obere Ende der Rampe und fand sich in etwa sieben Schritten Höhe auf einem schmalen Absatz wieder. Links ging es nicht weiter und nach rechts in einen dunklen Tunnel. Ohne weiter zu zögern, stapfte er in diesen. Auch hier leuchtete die Fackel die gesamte Breite und Höhe des Gangs aus, reichte aber, wie so oft, nicht bis ans Ende des Tunnels. Allerdings musste Thorin auch nicht sehen, wohin es ging, um es zu wissen. Mit jedem Schritt wurden das Vibrieren und die Melodie im Felsen merklich stärker. Und mit jedem neuen Klang kehrte ein kleiner Teil seiner Kraft zurück. Es war schlicht berauschend.
    Dann verschwanden die Wände um ihn herum und er fand sich plötzlich in einem wahren Meer aus Dunkelheit wieder. Einzig und allein eine glatte Felsplatte zog sich unter seinen Füßen hinweg gerade aus. Nicht einmal fünf Schritte war sie breit. Ansonsten herrschte Stille, wenn man einmal von der uralten Melodie absah.
    Jeder Ton jagte Thorin Gänsehaut auf die Arme, Beine und sogar auf die Brust. Unglücklicher Weise zog sich dabei auch die Haut dort etwas zusammen und die Stiche brannten neuerlich auf, auch gegen den mystischen Balsam der uralten Klänge. Mit einem unterdrückten, leisen Stöhnen und schleifenden Atemzügen machte er dann einen Schritt nach dem Anderen weiter in das Dunkel. Es dauerte nicht lange, da verschwand der Eingang in den Tunnel hinter ihm und er stand einzig auf einem scheinbar schwebenden, glatten Stein in einem Meer aus purer Schwärze. Sein Puls ging schnell, sein Atem stoßweise und immer mehr Schweiß rann aus seinen Poren. Das salzige Nass brannte in den Stichen und Schnitten.
    Sich im Kreis um die eigene Achse drehend arbeitete sich Thorin schrittweise weiter nach vorne. Es kostete ihn einiges an Konzentration nicht auf einmal die Richtung, in die er musste, und die, aus der er gekommen war, zu verwechseln. Und er brauchte seine Konzentration und Aufmerksamkeit nicht nur dafür.
    Irgendwo in den Tiefen der Dunkelheit vernahm er immer wieder leises, feuchtes Tropfen. Als ob Wasser aus feinen Poren im Stein Quoll und zu Boden tropfte. Es machte ihn halb wahnsinnig, weil es außerdem noch schallte.
    Dennoch fand er irgendwann, nach vielleicht zehn Schritten über die Steinplatte, zwei drei Schritte hohe Steinsäulen, die links und rechts von seinem Weg waren. Sie schienen irgendwo unterhalb seines Grundes zu verschwinden. Den viereckigen Säulen konnte man ansehen, dass sie uralt waren. Die eingehauenen Reliefs und die Ecken waren durch die Jahre verwittert in den feuchten Bedingungen der Höhle. Die Kanten und Linien waren undeutlich. Teilweise fand er sogar Moospolster in den ehemals feinen, eingeschlagenen Linien.
    Gerade, als er einen Schritt auf die ihn gut um die Hälfte überragende Säule zumachen wollte, tropfte ihm etwas Feuchtes und Schleimiges auf die Schulter und spritzte leicht gegen sein Gesicht. Dort merkte er, wie es langsam hinab rutschte. Instinktiv hielt er den Speer mit einer schnellen Bewegung, die ihm wieder für einige Momente die Luft raubte, hoch zum Stechen bereit. Wenn der Wolf von oben kam, so würde er direkt in die scharfe Spitze springen. Doch es passierte nichts.
    Thorin ging vorsichtig in die Knie – den Speer dabei weiterhin erhoben. Vorsichtig, darauf bedacht möglichst leise zu sein, auch wenn es an sich sicherlich keinen Unterschied gemacht hätte, legte er die Fackel ab und griff sich mit der Linken auf die rechte Schulter. Zwar konnte er mit den pelzigen Fingern nicht direkt etwas Spüren, aber dafür konnte er es einen Augenblick später sehen, als er seine Finger in den flackernden Schein der am Boden liegenden Fackel hielt. Es war grünlich, schleimig und sah beinahe aus, wie eine Art Alge. Eine Alge, wie sie immer an der Wasseroberfläche schwamm, als eine Art Teppich. Irgend so etwas. Nur dass diese hier scheinbar an der Höhlendecke gewesen war.
    Angewiderter ließ er den grünen Schleim von seinen Fingern rutschen und holte sich die restlichen Spritzer aus dem Gesicht. Wieder tropfte es irgendwo in der Höhle. Nur es klang anders, als sonst. Er konnte nicht genau sagen, was es war. Es war, als ob der Tropfen in Wasser gefallen war. Das Echo war verzerrt und klang unheimlich. Ihm lief ein kalter Schauer den Rücken hinab und ließ ihn schaudern.
    Nachdem er sich aller Algen entledigt hatte, griff er wieder nach seiner Fackel. Dabei bemerkte er, dass der gesamte Steinboden um ihn herum immer wieder mit dünnen, feuchten Moospolstern bedeckt war. An sich nichts Ungewöhnliches, aber die Tatsache, dass es so viele waren, sprach für die extreme, konstante Feuchtigkeit hier unten. Nicht nur in der Luft sondern auch auf dem Boden. Über die Jahrzehnte, seit die Höhle das letzte Mal besucht worden war, musste eine ganze Menge an Wasser eingedrungen sein. Wenn er daran dachte, dass es noch einmal nach unten ging, lief es ihm gleich wieder den Rücken hinab. Dem Werwolf würde das Wasser sicher nichts ausmachen, aber wenn es tief genug war, konnte Thorin erheblich langsamer werden, sollte er hinein geraten. Ein weiterer Punkt, der für die Schläue der Bestie sprach.
    Vorsichtig und mit angespannten Muskeln richtete er sich wieder auf. Seine Fackel nun wieder in der linken Hand. Dann unternahm er einen neuerlichen Versuch, an die rechte Steinsäule hinan zu treten. Als er sie dann etwas näher untersuchte, entdeckte er eine kleine Nische, die scheinbar über eine kleine Röhre mit dem inneren Teil des Konstrukts verbunden war. Eine zähflüssige, schwarze Substanz befand sich in einer verrosteten Eisenschale in dieser Nische. Thorin kannte so etwas aus anderen Hügelgräbern, die er einmal von Innen hatte sehen können. Auf der Spitze der Säulen befand sich eine Art Trichter der mit einer brennenden Substanz gefüllt war. Diese Schale diente zum Anzünden. Als ein weiterer Wassertropfen irgendwo in der Höhle auf Stein schlug, zuckte Thorin wieder zusammen. Passieren tat aber nichts weiter. Wie so oft.
    Langsam brachte er den Fackelkopf näher an die Schale und schließlich tauchte er ihn beinahe in die zähe Flüssigkeit. Nichts. Es wäre auch zu schön gewesen. Dieses Mal tropfte es hinter ihm. Oder war es ein kleiner Kiesel? Ruckartig fuhr Thorin herum und bereute es gleich im nächsten Moment. Schmerzhafte Blitze fuhren ihm durch die Brust und zwangen ihn nach Luft ringend in die Knie. Seine Sicht verschwamm kurz, klärte sich aber wieder. Flimmer tanzten ihm vor den Augen. Einzig und allein die uralte Melodie der Steine schien ihn wieder auf die Füße zu treiben. Der zweite, rhythmische Herzschlag, der durch Thorin fuhr, trieb ihn förmlich dazu.
    Schlurfend zwang er sich zur zweiten Säule. Sein Atem schnitt dabei beinahe in seine Luftröhre, so schleifend ging er. Es war nun sogar schon soweit, dass es ihm bei jedem Luftholen selbst den Rücken hinab lief. Sein Herz raste und setzte ab und zu immer einmal wieder einen Schlag aus. Er war am Ende. Nervlich – und körperlich. Vielleicht war es auch das, worauf es der Werwolf abgesehen hatte. Ihn ohne auch nur mit einem ehrenvollen Kampf zu Grunde gehen zu lassen und sich an dem elenden Anblick zu ergötzen. Der Gedanke ließ grenzenlose Wut in Thorin aufkochen und er machte nun den letzten Schritt wieder etwas kraftvoller auf die zweite Steinsäule zu.
    Die Nische, mit dem Anzünder, hatte auch eine verrostete Eisenschale darin, aber die zähe Flüssigkeit in ihr war anders. Sie war nicht schwarz, sonder gelblich-grün. Sie sah auch wesentlich frischer und nicht so ranzig aus. Vorsichtig brachte er seine Fackel näher und dieses Mal entzündete sich die Flüssigkeit auch. Es dauerte nur wenige Augenblicke, bis die Flammen die Spitze erreichten und alles um ihn herum in warmes Licht getaucht wurde. Der Lichtkreis reichte zwar nicht aus, um die gesamte Höhe auszuleuchten, aber einen großen Teil.
    Bevor Thorin jedoch noch eine Gelegenheit bekam, etwas zu tun, erwischte ihn etwas hart im Rücken. Die Wucht trieb ihn vorwärts gegen die Säule. Der Schneebärenhelm wurde durch seine überstehende Schnauze nach hinten von seinem Kopf gedrückt und er prallte frontal gegen den Stein. Seine Nase knackte und ein höllischer Blitz fuhr ihm durch den Schädel, als er mit der Stirn aufschlug. Seine Sicht verschwamm, er ließ seine Fackel und den Speer fallen. Er hörte nur, wie zwei Dinge in Wasser fielen und es laut Zischte, als ein Feuer vom Nass gelöscht wurde. Der Blitz, der durch seinen Kopf fuhr, wollte gar nicht mehr aufhören. Er raubte ihm jedwede Sinneswahrnehmung und auch sein Atmen ging schwerer und schwerer.
    Wieder erwischte ihn etwas hart. Dieses Mal jedoch an der rechten Schulter, sodass er herum gewirbelt wurde. So konnte er verschwommen die weißen Schemen des Werwolfs erkennen, bevor eine weitere, geballte Faust heran flog und ihn gegen die Brust traf. Den aufkommenden Schmerz aus dieser registrierte er zu diesem Zeitpunkt nur noch am Rande seiner Wahrnehmung. Rücklings stolperte er dann über die Kante der steinernen Platte unter seinen Füßen und fiel in die Tiefe. Wie tief er fiel, konnte Thorin nicht sagen, aber einige Schritte bestimmt. Unten blieb er im Flug mit der linken Schulter an einem Stein hängen, sodass er noch einmal herum gewirbelt wurde. Die feurigen Schmerzen überwältigten ihn und überlagerten einander zu einem einzigen, heißen Feuer in seinem ganzen Körper.
    Bevor er die Sinne verlor, schoss ihm noch ein letzter Gedanke durch den förmlich platzenden Schädel. Er spielt mit mir. Dann landete er rücklings in eiskaltem, knöcheltiefem Wasser …
    Geändert von KingPaddy (19.02.2012 um 13:09 Uhr)

  7. #207

    Vvardenfell-Distrikt, Westspalte, Shulk-Eiermine

    Mit einem vielstimmigen Kampfschrei stürzten die Minenarbeiter unter Tarriors Führung aus ihrem Gefängnis. Der Rothwardone, der die Tür hatte bewachen sollen, konnte sich nur noch mit einem verzweifelt Hechtsprung in Sicherheit bringen. Er entkam damit trampelnden Füßen und mit Gewalt geschwungenen Keulen. Für den Kampf um ihre Freiheit hatten die Männer ihre verbliebenden Kräfte reaktiviert. Die wochenlange Gefangenschaft und die dürftige Kost, die nur aus Wasser bestanden hatte, hatten sie ausgezehrt, doch in diesem Moment schien sich die restliche Kraft noch einmal aufzubäumen um sich gegen die fremdländische Söldnerbande zu entladen. Außerdem würde es, wenn Tarriors Plan Erfolg hätte, nicht einmal mehr zu einem großartigen Kampf kommen. Sie mussten nur die Rothwardonen im Zentrum der Höhle festnageln und das Netz würde den Rest erledigen. Sie würden sie einwickeln und gefangen setzen. Er selbst würde nur einen Boten zur Stadtwache und dem Verwalter schicken und dann wäre die Sache geklärt. Doch der Rothwardone, der gerade noch die Tür bewacht hatte, schien zwar ihren Plan nicht durchschaut zu haben, aber wollte ihnen ihr Vorhaben dennoch so schwer wie möglich machen. Er war erstaunlich schnell wieder auf die Beine gekommen und hatte sich Tarrior, der als einziger gerüstet und mit einem Schwert ausgestattet war, als Ziel vorgenommen. Der Zweihänder, den er in der Hand hielt, könnte er mit etwas Zielgenauigkeit, mit einem Schlag nicht nur durch ihn, sondern auch durch zwei oder drei der Arbeiter ziehen. Doch der Dunmer gab ihm gar nicht erst die Gelegenheit dazu. Mit einem Wink bedeutete er den Leuten ihr Vorhaben wie geplant zu verfolgen und trat aus dem Pulk aus, der sich langsam auf das Höhlenzentrum zubewegte um die Söldner zusammen zu treiben. Tarrior derweil wollte sich um diesen hier kümmern.

    „Verfluchter Hund wo kommst du her?“: warf ihm sein Gegner entgegen. „Na von draußen“: antwortete er, als wäre es das normalste der Welt. „Aber dazu hättest du an Gor und Targ vorbei gemusst“: sagte der Mann ungläubig. Inzwischen hatten sie angefangen sich belauernd zu umkreisen. Der Mann war mit seinem Claymore deutlich überlegen, was die Angriffsreichweite anging, aber er war schlau genug es nicht sofort einzusetzen, sondern auf eine günstige Gelegenheit zu warten. Die Waffe war zwar vernichtend und konnte einen Gegner auch in einem weiten Radius treffen, aber dafür war sie langsam. Der Dunmer mit seinem Silberlangschwert, einer einhändigen Waffe, war hier eindeutig im Vorteil. Würde der Schlag des Söldners ins Leere gehen, könnte er schnell zuschlagen, ohne das der Mann noch abwehren würde können. Und es würde vermutlich für mehr als nur einen Schlag reichen, wenn er ihn erstmal soweit hatte. Daher musste der Rothwardone vorsichtig vorgehen, denn wenn er ihn verfehlte, wäre der Kampf so gut wie gelaufen. Tarrior setzte als Reaktion auf die Worte des Mannes ein irres Grinsen auf. „Ja erst wollten sich mich nicht herein lassen, aber nach etwas kurzer Überzeugungsarbeit konnte ich passieren. Es war fast schon befriedigend wie sie tot zu Boden gingen“: sagte er dann mit einer Ruhe, in der nur ein Auftragskiller oder ein Wahnsinniger von dem Mord an zwei Leuten sprechen konnte. „Du verfluchter Dunkelelfenbastard ich bringe dich um“: schrie der nun deutlich verunsicherte, aber auch sehr wütende, Mann und ging auf ihn los. Tarrior grinste immer noch, aber diesmal aus ehrlichem Glück, denn sein Gegner tat nun genau das, was er beabsichtigt hatte. Die Rothwardonen waren für ihr hitziges Temperament bekannt und er musste zugeben, dass das auffallend stimmte. Doch trotz des wilden Zorns kam der Schlag präziser, als der Dunmer erwartet hatte. Er schaffte es gerade noch so, sich wegzudrehen. Er spürte den Luftzug, den die Klinge, die knapp neben seinen Kopf vorbei zischte, verursachte. Die Schneide glitt, von der wilden Kraft des Mannes angetrieben, mindestens zwei Zentimeter tief in den Boden ein, wenn nicht mehr. Als er sie kurz darauf aus dem felsigen Boden stemmte, war eine tiefe und breite Scharte zurückgeblieben, doch er beachtete sie nur am Rande. Denn genau in diesem Augenblick war der Rothwardone dicht bei ihm und am verwundbarsten.

    Sein eigenes Schwert züngelte auf den Hals des Söldners zu, verfehlte aber ihr Ziel. Der Mann drückte seinen Oberkörper beim Stemmen des Schwertes plötzlich nach hinten durch. Zunächst brachte er damit seinen Hals außer Reichweite und dann seinen Zweihänder zwischen sich und Tarriors Klinge. Doch hatte der Stoß noch zu viel Kraft, als das sie durch die andere Klinge abgeblockt hätte werden können. Sie glitt an der Söldnerschneide ab und bohrte sich, statt in Hals oder Brust, in die Schulter des Mannes. Jemand von einer geringeren Konstitution, als wie sie ein Rothwardone und noch dazu ein Söldner hatten, hätten jetzt vor Schmerz aufgeschrien, oder zumindest ein Aufstöhnen vernehmen lassen, doch der Mann blieb stoisch ruhig. Gewiss verzog sich sein Gesicht kurz vor Schmerz, doch grimmig verbiss er sich jede weitere Reaktion und konzentrierte sich nur Sekundenbruchteile später wieder auf den Kampf. Seinen Zweihänder hatte er wieder hochgebracht, sodass Tarrior nicht noch einen Angriff wagen konnte. Doch sein Gegner ließ nicht soviel Nachsicht mit ihm walten. Sofort wurde der Zweihänder geschwungen und beschrieb das Viertel einer Kreisbahn. Wäre er nicht sofort zurückgewichen, eher gestolpert, hätte die Klinge ihn in der Waagerechten fast genau geteilt. Und er war sich sicher, dass genug Kraft in dem Schlag gewesen wäre, um das zu bewerkstelligen. Der Söldner verstand sich eindeutig auf seine Waffe und den Kampf. In diesem Moment wurde es dem Dunmer unbegreiflich warum sie sich damit abgaben, irgendwelche Minen zu überfallen. An der Front wären sie gegen die Deadra eine große Hilfe und konnten ihr Talent auch besser zum Einsatz bringen, als hier wehrlose Minenarbeiter zu töten. Innerlich schüttelte er den Kopf, aber äußerlich war seine Aufmerksamkeit wieder auf den Kampf gerichtet. Durch den Schlag hatte der Rothwardone ihn leider soweit auf Distanz gebracht, dass er danach ohne Eile seine Waffe wieder in Position bringen konnte. Tarrior selbst ließ nun sein Schwert etwas sinken. Es sollte eine Einladung zu einem Angriff sein. Der Mann würde es bloß als fehlerhafte Haltung interpretieren, zumindest hoffte er das. Wieder umkreisten sie sich jedoch nur abwägend, aber nur für kurze Zeit. Nach einem kurzen Moment wo er so ausgesehen hatte, als würde er überlegen, ob Tarrior ihm eine Falle stellen wollte oder nicht, sprang er mit der erhoben Klinge vor. Er selbst täuschte nur einen herzlosen Versuch vor, sich zu verteidigen und ließ sich dann aber gekonnt zur Seite fallen. Noch im Fallen sammelte er Magie und hatte einen hübschen Feuerball an der Hand. Zwar presste ihm der ungebremste Aufprall zunächst die Luft aus den Lungen, aber den Zauber erhielt er aufrecht und schleuderte ihn dann auf den Söldner. Der Mann war nicht nur überrascht, sondern geradezu entsetzt, als er die Magie, wohl in Zeitlupe, auf sich zufliegen sah. Vermutlich hatte er geglaubt, dass Tarrior sich an einen fairen Kampf halten würde. „Tja da hat er wohl Pech gehabt“: ging es ihm dabei durch Kopf.

    Äußerlich grinste er schon wieder, obwohl er noch etwas nach Atem rang. Die feurige Kugel traf den Söldner direkt und zersprang in einer Art feurigen Explosion bloß ohne Knall. Die Flammen hüllten Tarrior und den Söldner, die noch dicht beieinander waren, ein. Er hatte eine Menge Magicka in den Angriff gelegt. Doch im Gegensatz zum Rothwardonen, der nun vor Schmerz tatsächlich wie am Spieß schrie, war er Immun gegen die verzehrende Kraft des Feuers. Nur seine Chitin-Rüstung wurde etwas angekokelt und die oberste Schicht färbte sich vom Ruß grau bis schwarz ein. Vor Schmerz ließ sein Gegner den Zweihänder fallen. Tarrior nutze die Chance. Er schwang sich auf seine Beine und warf sich mit vollem Körpereinsatz in den Rothwardonen hinein. Der Söldner wurde damit direkt an den Rand der Höhlenmitte befördert, wo er sich auf dem Boden herum rollte, um die Flammen an seinem brennenden Lederharnisch zu ersticken. Der Dunmer schob sein Schwert zurück in die Scheide und besah sich die Szenerie um ihn herum genauer. An den Seilen wurden schon fleißig gearbeitet. Ein paar waren schon soweit durch, dass es nur noch eines Schlages bedürfen würde, um sie endgültig zu kappen. Die Söldner waren so beschäftigt damit, sich gegen die scheinbar wahnsinnig gewordenen Minenarbeiter zu verteidigen, dass sie es gar nicht bemerkten. Zwar wurden die ungeübten Männer nie zu einer wirklichen Bedrohung für die geschickten Söldner, aber gleichzeitig konnten diese keine Schläge anbringen oder den Gegner selbst zurückdrängen. Es sah ziemlich ausgeglichen aus, doch dann fällte ein kräftiger Schlag einen der Arbeiter. Der Mann, der Tarrior zuvor noch die Seilkonstruktion erklärt hatte. Mit vor Blut triefender Kriegsaxt stand der wahrhaft hochgewachsene Anführer der Söldner über dem Erschlagenen. Der Mann überragte selbst Tarrior, der nun wirklich nicht klein war. Der Söldnerhauptmann hatte wirklich etwas von einem brutalen Barbaren. Die Axt hatte den Kopf des Mannes gespalten und das Blut war bis in das Gesicht dieses Rohlings gespritzt, wo außer dem Lebenssaft kleine graue Stückchen hingen, die Tarrior voller Ekel als Gehirnmasse identifizierte. Doch ohne sich auch nur mal kurz durch das Gesicht zu wischen, wandte er sich schon seinem scheinbar nächsten Opfer zu, denn der Mann wich vor den Keulen nicht zurück. Er war ein Raubtier, das bei Bedrohung nicht zurückwich, sondern angriff.

    Mit der wirklich gewaltigen Axt hackte er schon nach seinem nächsten Opfer und schlug ihm die Hand ab. Der Getroffene fiel augenblicklich um und krümmte sich vor Schmerzen. Doch kurz bevor der Gnadenstoß erfolgen konnte, griff Tarrior ein, der hinüber gesprintet war. Seine Klinge schob sich zwischen die Axt und ihr wehrloses Opfer und tatsächlich blockte er den Angriff, doch die enorme Wucht ließ ihn seine Waffe fast verlieren und seine Hand schmerzte plötzlich höllisch. Er biss sich auf die Lippen um den Schmerz zu unterdrücken und wich hastig einen Schritt zurück, denn der Anführer hatte nun ihn, als seinen Duellgegner auserwählt. Im Moment gefiel ihm das jedoch gar nicht, denn er war noch etwas erschöpft vom Kampf gegen den anderen Söldner. So versuchte er den ausgebrochenen Hauptmann zum Höhlenzentrum zurückzudrängen, doch wieder einmal zeigte sich, dass er keinem vernunftbegabten Wesen, sondern einer blutdurstigen Kampfbestie gegenüberstand. Sein Gegner riskierte mehrmals leichte Verletzungen um ihn angreifen zu können und brachte Tarrior, der so einen offensiven und selbstzerstörerischen Kampfstil nicht gewohnt war, vollkommen aus dem Konzept. Der Mann ließ sich einfach nicht bedrängen und nahm mögliche Verletzungen in Kauf nur um nicht zurückzuweichen. Er ließ jedoch nie genug Deckung fallen, um einen kritischen Treffer landen zu können. Er konnte ihm so, wenn er die offenen Stellen nutzte, höchstens kleine Wunden zu fügen. Und war sich sicher, dass diese nur dafür sorgen würden, dass er noch wütender würde. Der Anführer der Söldner war ein gebündeltes Paket aus archaischer Kraft. Tarrior war sich ganz sicher, dass die dunkelhäutigen Pranken ihm ohne zu zögern den Schädel zerquetschen konnten. Er wollte sich gar nicht vorstellen, was ein Treffer dieser Axt anrichten würde. Statt das er seinen Gegner zum Zurückweichen bewegen konnte, war er es, der immer weiter nach außen gedrängt wurde. Sie bewegten sich immer weiter von der Höhlenmitte weg und waren längst aus dem Bereich des Netzes gekommen. Bald würde er ihn an die Höhlenwand gedrängt haben und dann gab es nichts mehr, wohin er würde ausweichen können. Zwar war der Hauptmann jetzt draußen, aber der Rest der Söldner saß mitten in ihrer Falle, doch schafften sie es mittlerweile gegen die dezimierten Bergleute anzukommen. Sie mussten die Seile kappen. Den Anführer würde er so besiegen müssen, denn die anderen würden gewiss noch Zeit brauchen, um die restlichen Gegner fachgerecht zu verschnüren, sodass keine Gefahr mehr von ihnen ausgehen würde. Er musste dieses barbarische Kraftpaket allein besiegen.

    „Männer kappt schnell die Seile. Ich werde schon mit ihm fertig. Setzt den anderen Söldnerabschaum fest“: rief er so laut er konnte und hoffte das alle es hören würden. Ob sie seinem Befehl nachkamen, konnte er nicht mehr erkennen, denn er musste seine Konzentration zurück auf den Kampf lenken. Beinahe hatte der verfluchte Anführer ihn geköpft. „Ihr verfluchtes Elfenpack habt doch keine Chance“: grölte der Mann, es war offensichtlich das er sich am Kampf regelrecht berauschte. Es waren nur noch ein paar Schritte Entfernung zur Höhlenwand. Einen Moment dachte er darüber nach, diesem Feind ebenfalls einen Feuerball zu verpassen, aber dann verwarf er die Idee. Dieser war nicht so langsam wie sein vorheriger Gegner. Er handhabte die Kriegsaxt als wäre sie federleicht und schwang sie mit einer Eleganz, wie man sonst nur ein Schwert schwang. Bei ihm wirkte dieses blutrünstige Mordinstrument fast schon wie ein geliebtes Spielzeug. Ein Spielzeug das er mit aller Brutalität gegen seine Gegner einsetzte. Inzwischen war Tarrior dazu übergegangen, leichte Zickzackbewegungen zu machen um nicht zu schnell zurück zu weichen. Er verschaffte sich damit Zeit, aber er wusste nicht einmal selbst wofür. Hätte er einem Schlag abblocken können, wäre es einfach gewesen aus dieser Situation auszubrechen. Bevor der Gegner einen weiteren Angriff hätte starten können, hätte der Dunmer ihm gewiss schon einige Hiebe versetzt, aber jeder Versuch einen Schlag dieser Axt mit der Klinge abfangen zu wollen, wäre nur lächerlich gewesen. Der Rothwardone schwang sie mit einer Kraft, die nur mit dem Wort unglaublich wirklich zu beschreiben war. Die Klinge seines Langschwertes wäre gebrochen, wie ein Streichholz. Es war für ihn schon ein Wunder, dass sie den ersten Schlag abgehalten hatte, als er den Minenarbeiter gerettet hatte. Doch jetzt konnte er nur noch zurückweichen. Doch das ging nicht mehr lange. Seine Augen zuckten für einen Moment zur Seite und er sah die Wand knapp hinter sich. Nicht mehr als ein Schritt trennte ihn vom Ende seines Weges. „Jetzt wirst du sterben, du verfluchter Dunkelelfenhund. Doch sag mir hat dich unser Auftraggeber geschickt, damit er mich nicht bezahlen muss“: wollte der Söldnerhauptmann wissen. „Glaubst du das würde ich dir erzählen“: war Tarriors Antwort darauf. Er legte allen Trotz in seine Stimme, den er aufzubieten vermochte. „Dann verrecke Mer“: schrie der Rothwardone wütend und ließ die Kriegsaxt auf ihn zu schnellen. Er wich noch einen letzten Schritt, wohl weislich das er dann mit dem Rücken zur Wand stehen und die Axt ihn spalten würde, zurück. Er hatte sich vorgenommen, dem Tod offen ins Auge zu blicken. Er hatte eine verfluchte Angst und war keinesfalls bereit zu sterben, aber sein Stolz verbot ihm vor dem Fremdländer seine Schwäche zu zeigen. Doch die Spaltung seines Schädels blieb aus. Unter seinem Stiefel knackte es vernehmlich, als er auf einen losen Stein trat und dieser urplötzlich wegrutschte.

    Ohne dass er etwas dagegen machen konnte, rutschte er aus und fiel nach hinten um. Es blieb ihm gerade noch genug Zeit um den Kopf einzuziehen, um nicht damit auf die schroffe Höhlenwand aufzuschlagen, doch ansonsten fiel er wie ein Stein zu Boden. Die Axt schrammte knapp über ihm über den Fels und fuhr knirschend in das Gestein. „Jetzt ist es aus“: dachte er, als der Rothwardone am Stiel seiner Axt zog. Er war am Boden, direkt zu Füßen des Söldners, vollkommen hilflos und erwartete den tödlichen Axthieb sobald er seine todbringende Waffe befreit hätte. Doch der tödliche Schlag kam nicht, denn der Mann bekam die Axt nicht aus dem Felsen heraus. Tarrior erkannte die Situation und seine Chance. Der Barbar hatte seine Axt mit einer derartigen Kraft niedersausen lassen, dass sie tief in den Felsen gefahren war und jetzt dort feststeckte. Er selbst war zwar groß, aber recht schmal und daher gelang es ihm zwischen den Beinen des Feindes einfach hindurchzuschlüpfen. Als dieser merkte, dass seine Beute entkommen wollte, hatte er versucht ihn mit seinen Pranken zu greifen, aber der Koloss war einfach zu plump und zu langsam. Keuchend kam der Dunmer wieder auf die Beine. Sein Atem ging stoßweise. Der kalte Schweiß lief noch immer seinen Rücken herunter und sein Puls raste, als würden bald seine Adern platzen. Er konnte seinen Herzschlug schmerzhaft und überdeutlich in seiner Brust spüren. „Das war verflucht nochmal haarscharf“: ging es ihm einem Schrecken gleich durch den Kopf. Derart knapp war er dem Tod noch nie von der Schippe gesprungen. Er zwar schon häufiger in gefährlichen, gar tödlichen Situationen gewesen, aber so knapp war es wirklich noch nie gewesen. Doch noch gab es keine Ruhe für ihn. Sein Gegner hatte es inzwischen aufgegeben seine Kriegsaxt aus dem Stein ziehen zu wollen und wollte ihn nun mit bloßen Händen angreifen. Tarrior war sich sicher, dass der Mann die Axt hätte herausziehen können, aber vermutlich war er zu ungeduldig gewesen es nochmals zu probieren, doch auch seine Pranken waren keine einfache Hände, sondern perfekte Mordinstrumente.

    Mit einem Wutschrei stürmte er voran und überwand die letzten Meter mit einem gewagten Sprung. Der Dunmer, der damit gar nicht gerechnet hatte, konnte sich nur im allerletzten Moment zur Seite werfen und so dem tödlichen Angriff entgehen. Der Mann kam auf leerem Boden auf, rollte sich ab und war in Windeseile wieder auf den Beinen. Nur um erneut anzugreifen. „Verdammt, er ist doch schnell“: fiel es Tarrior wie Schuppen von den Augen, als er die von reiner Berserkraft aufgeladenen agilen Bewegungen sah. Es war offensichtlich, dass der Söldner seinen Verstand komplett ausgeschaltet hatte und sich allein auf Körperkraft, Ausdauer und Instinkte verließ. Diese völlige Konzentration auf den Kampf schien zudem noch größere Körperkräfte zu wecken. Er hatte von dieser Fähigkeit der Rothwardonen gehört. Sie verfielen dabei in einen unkontrollierten Blutrausch. Ein Schlag von seinem Gegner in diesem Zustand könnte vermutlich selbst einem Kagouti das Genick brechen. Aber er wollte das lieber im Moment nicht am eigenen Leib heraus finden. Wieder stürmte der Söldnerhauptmann wie besessen auf ihn los und wieder kam ein Sprung auf den letzten Metern, mit dem er ihn umwerfen sollte, doch diesmal war er vorbereitet. Er drehte sich ganz knapp zur Seite. Er konnte spüren wie er von dem massigen Körper ganz leicht an der Seite geschnitten wurde. Doch noch bevor der Gegner ganz an ihm vorbei geschrammt war, zuckte sein Oberkörper in anderer Drehrichtung, als seine Beine, herum und damit auch das Schwert. Ohne hinzusehen stieß er damit direkt nach unten. Er spürte wie er etwas weiches traf und sofort an der Klinge gerissen wurde, als sie die Bewegung des Körpers, in den sie sich gebohrt hatte, mitmachen wollte. Er stellte die Klinge umgehend schief und sie glitt wie von selbst aus dem Fleisch, während der Rothwardone hart auf dem Boden aufkam und sich aufgrund der hohen Geschwindigkeit mehrmals überschlug. Sich abzurollen schaffte er nicht, denn Tarrior hatte ihm das Bein regelrecht, in einer Kombination aus Schwertstoß und Schwung des Opfers, aufgeschnitten.

    Warmes, fast schon kochendes Blut lief die Klinge hinunter und über seine Hand. Das linke Bein des Söldnerhauptmannes war nur noch eine einzige Wunde, als dieser sich wieder aufrichtete. Er hatte Abschürfungen an den nicht geschützten Stellen seines Körpers und die Lederrüstung war aufgerissen und er blutete aus dutzenden von Platzwunden am Kopf und im Gesicht. Er verlagerte das Gewicht vom verletzten auf das unverletzte rechte Bein und funkelte ihn mit einem wahnsinnig-zornigen Blick an. Das Blut das über sein Gesicht lief, verstärkte den Eindruck eines blutrünstigen Monsters und Berserkers noch zusätzlich. Trotz der Wunde wollte er nochmals auf Tarrior los gehen, doch sein Bein erstickte den Versuch im Keim. Schon beim zweiten Schritt bremste er ab und sein Gesicht verzog sich vor Schmerz. Dies war der Moment in dem der Dunmer in die Offensive ging und seinerseits endlich zum Angriff überging. „Die Zeit der Abwehr und des Zurückweichens ist vorbei“: dachte er und stürmte vorwärts. Die Pranken waren zwar immer noch gefährlich, aber dank seines verlängerten Arms, seines Schwertes, konnte er außerhalb ihrer tödlichen Reichweite bleiben. In diesem Moment war das bullige, vor Kraft nur so strotzende Monster ihm gegenüber stark im Nachteil, denn ohne Waffe konnte er die gezielten Schwertstreiche Tarriors nur mit seinem Körper abfangen und den wollte der Dunmer ja auch treffen. Doch trotz des offensichtlichen Nachteils kämpfte er immer noch wie ein Löwe. Er versuchte nach Tarrior zu langen, ihn zu schlagen und sogar das Schwert mit den Händen zu fassen zu bekommen. Doch der flinkere Dunmer konnte dem entgehen. Er umkreiste sein fast bewegungsunfähiges Opfer und griff in günstigen Fällen an. Oft gelang es dem Mann sich zur Seite zu drehen oder den Schlag mit seinem Armschutz aus Leder abzufangen, doch lange hielt selbst er so nicht mehr durch.

    So geschah es auch das einer von Tarriors Streichen durchkam und sich das Schwert, durch das aufgeschürfte Leder, direkt in den Bauch des Söldners bohrte. Die Kraft des Kampfrausches des war eindeutig verebbt. Der Rothwardone griff noch nach der Klinge und zog sie ein Stück aus seinem Körper heraus, bevor er einfach nach hinten umkippte und besiegt und schwer atmend liegen blieb. Tarrior nutze die Zeit und sah sich um. Die Minenarbeiter hatten gute Arbeit geleistet. Die Söldner saßen fest verschnürt in dem Netz fest. Jedoch hatte das Unterfangen noch einen Arbeiter das Leben gekostet und Tarrior befürchtete, das der Mann mit der abgeschlagenen Hand wohl auch nicht überleben würde. Dessen Körper war schon zuvor sehr geschwächt gewesen. Womöglich würde er nicht einmal mehr das Tageslicht wiedersehen. Sein Blick fiel wieder auf den Mann zu seinen Füßen. Das Adrenalin rauschte immer noch in seinen Adern und in seine Gedanken waren immer noch auf Kampf und Tod eingestellt. Was sollte er jetzt mit dem Mann machen „Töte ich diesen verfluchten Bastard und räche die Gefallenden oder lasse ich ihn leben“: über die Entscheidung dachte er in den nächsten Minuten nach.

  8. #208

    Colovianisches Hochland, westlich von Chorrol

    Anschluss an die Handlung von "Heiler und Dämon".



    Arranges blinzelte. Am Fußende seines Betts war ein Fenster in der Wand, durch welches goldenes Sonnelicht hereinbrach. Der Kaiserliche schaute auf die Decke über ihm. Feine Holzmaserungen zierten die Balken. Das Stroh und die Federn raschelten leise, als er sich etwas zur Seite drehte um sich in dem Raum umzuschauen. Gegenüber prankte eine massive Holztür in der schlichten Wand. Ein Stück neben ihr stand ein kleiner Tisch in der Ecke mit einem etwas schief gezimmerten Stuhl davor. Eine kleine Komode, von Holzwürmern zerfressen, war auch zu sehen. Arranges atmete einmal tief ein und aus und versuchte sich dann aufzusetzten. Doch ein brennender, nicht sehr starker und dennoch kontinuierlicher Schmerzt hinderte ihn daran und der Kaiserliche ließ sich kraftlos zurücksinken. Oje... hab ich also doch mehr Wunden davongetragen, als man äußerlich zu sehen vermochte...

    Einige Minuten blieb der Magier so liegen, bis der Schmerz wieder verklungen war. Dann durchbrach ein leises Knarzen die Stille. Die Tür zu dem Zimmer schwang langsam auf und der Mönch erschien im Rahmen. 'So, bist du also doch nocheinmal aufgewacht. Du hast lange geschlafen. Ich will nicht wissen, was du in der Burg erlebt hast, aber es muss schrecklich gewesen sein, wenn du deine kompletten Kräfte dafür aufgebraucht hast. Ich kenne dich gut genug um zu wissen, dass dich normalerweise nichts so schnell auszehrt.' Der Kuttenträger kam ein paar Schritte näher. 'Willst du aufstehen und mit mir speisen? Du hast nun fast 2 Tage und eine Nacht geschlafen. Du musst doch hungrig sein.' Erst jetzt dachte auch Arranges daran etwas zu essen. Machte bei den Worten des Mönchs, sein Magen lautstark auf sich aufmerksam. Der Mönch lächelet väterlich. 'Ich helfe dir auf.' Und mit diesen Worten schob er einen Arm unter dem Nacken des Kaiserlichen hindurch und hob den Oberkörper an, bis der Beschwörer an der Bettkannte saß. Der Schmerz war wieder spürbar, aber nicht so heftig, wie zuvor, als Arranges versuchte allein aufzusitzen. Von dem Bretonen gestützt, gingen beide in den großen Raum, welcher auch gleich der Mittelpunkt des Hauses war.

    Arranges ließ sich in einen der Stühle gleiten und begutachtete die aufgetragenen Speisen. Es war ein reich gedeckter Tisch mit allerlei Dingen. 'Jaja, ich weiss, Bescheidenheit schaut anders aus, aber ich habe auch schließlich einen besonderen Gast zu bewirten. Lang zu!'
    'Ich danke für deine Gastfreundschaft Bruder Marbell.'
    'Nichts zu danken Arranges, es ist meine Pflicht, meinen besten Schüler so zu behandeln. Schließlich hast du bewiesen, dass das Kloster schon lange nicht mehr das war, was es vozugeben schien. Ich will nicht sagen, dass ich alles wusste, aber mir kamen doch schon einige Dinge zu Ohren. Das war auch der Grund für den Bau dieses Landhauses.'
    'Mir scheint, ihr habt hier eher eine private kleine Festung erichtet.'
    'Nun, so kann man es natürlich auch sehen, aber ich bevorzuge den Ausdruck Landhaus, er macht und machte sich in diversen Gespärchen besser.'
    'Dann könnt ihr mir nun auch gleich alles erzählen. Zum Beispiel, was der tote Goblin im Garten zu suchen hat?'
    'Achja, die Fragerei beginnt ja erst,' lachte der Mönch. 'Ich fange am besten von vorn an. Unser Kloster gibt es, wie du weisst, nun schon seit fast einem Jahrhundert. Aber vor wenigen Jahren, nachdem ihr eure Ausbildungsbeziheungen zu unseren Lehrmeistern abgebrochen habt, hatten unsere Obersten damit begonnen seltene Schriftstücke über Nekromantie und dergelichen zu kaufen und zu sammeln. Auch der Schmuggel florierte prächtig. Du musst wissen, dass unsere Archive nicht immer so voll waren. Auch haben wir sie nie so streng bewachen lassen, genauso wie die Katakomben unter der Feste nie wirklich genutzt wurden. Das alles begann vor knapp anderdhalb Jahren. Da haben wir damit begonnen unsere Schüler verstärkt in der Kunst der Nekromantie auszubilden. Ich habe mich aus diesen Dingen vermehrt herausgehalten, weil ich eigentlich ein überzeugter Mönch war. Warum dies nun alles so gekommen ist, weiss ich wirklich nicht. Ich habe auch nie damit gerechnet, dass gerade du diesen Beschwörerring sprengst. Der du ja nun geradezu bessesen davon bist, Skelette, Zombies und anderes untotes Gesocks zu rufen. Aber wieder zurück zur Festung. An dem Abend, als ich dir das Buch gab und sagte, dass ich nun in meine Einsiedelei gehen werde, wusste ich genau warum. Sie haben uns belauscht. Ich konnte mir nur noch nichts genaues daraus zusammenreimen, sonst hätte ich dich gewarnt. Aber just an dem Morgen nach unserem Treffen in der Schreibstube, wachte ich hier auf. Mein Haus war umzingelt von haufenweise Untoten. der Goblin, den ihr im Garten saht, war einer aus meiner Hauswache. Insgesamt 11 kleine Kriegerlein und ein Goblinkriegsfürst zählten meine Leibwachen wenn du so möchtest. Wirklich zähe Burschen und loyaler als manche humane Wache... Auf jeden Fall hielt meine kleine Armee die Angreifer gut in schach, wurden allerdings nach und nach zurückgedrängt. Viele wurden erschlagen, nur 3 haben sich ins Haus retten können. Ihr werdet sie nicht entdecken, sie sind Meister der Tarnung.' Wie um die Worte des Mönchs auf ihren wahren Kern zu testen, ließ Arranges seinen Blick umherwandern.
    'Als die Untoten keinerlei Möglichkeit sahen, in mein Haus einzudringen, bearbeiteten sie die Front mit ihren Waffen. Vielleicht hast du die schartigen Holzbalken schon gesehen.' Arranges nickte beiläufig.
    'Ich konnte kaum noch aus dem Haus. Sobald ich mehrere Schritte von der Tür weg war, erhoben sich zahlreiche Skelette aus dem Waldboden und machten Anstalten mich zu töten, sollte ich mich nicht wieder zurückziehen. Nach fast 3 Tagen war dann alles wieder vorbei. Warum weiss ich nicht, aber wenn wir meinen und deinen Teil der Geschichte zusammenfügen, haben wir bestimmt eine annehmbare Antwort.'

    Jetzt begann Arranges seine Erlebnise aus der Festung und den Katakomben zu schildern. Als er geendet hatte, herrschte zunächst Stille. Dann unterbrach der Mönch das schweigen: 'Dieses zusammengeflickte Monster, das dich angegriffen hatte, war ein Dämon aus dem Reich des Vergessens. Nur sehr willensstarke Geister können ihm unbeschadet begegnen, dass du mit knapper Not davon kamst, war mehr Glück als Fähigkeit, denn du bist aufgrund deiner Ausbildungen nicht dazu bestimmt, andere Individuen zu unterdrücken, deine Stärke ist es schnell und aggresiv zu zuschlagen. Aber das weisst du ja sicher selbst. Was diesen Dämon angeht, hätte ich nicht gedacht, dass jemand im Kloster dazu fähig wäre, eine solche Kreatur zu beherrschen. Das andere, was ihr noch gesehen habt, erinnert sehr an einen Fleischatronarch, wie sie in den Beschreibungen zu Sheogoarths Reich vorkommen, aber das kann ich mir nicht vorstellen... sind wir lieber froh, dass das Schicksal dich wohlbehütet wieder zurückbrachte.'

    'Im Übrigen habe ich mir erlaubt, dir während du geschlafen hast, deine Rüstung auszu ziehen. Ich habe sie ausbessern und reinigen lassen. Allerdings muss ich dir sagen, dass deine linke Armschiene so kaputt war, dass nichts mehr zu machen war. Auch dein Umhang musste sehr leiden. Glück für dich, ist es, dass ich auch Rüstungsteile hier habe. Umhänge in modischen Grau- und Grüntönen müsste ich auch noch irgendwoe verstaut haben. Nur deine Waffe kann ich dir weder ersetzen, noch wiederbringen. Ich habe hier keine Waffen, da ich selbst keine nutze und die meiner Goblins wirst du wohl nicht benutzen wollen. Wo du dein Schwert vergessen hast, weiss ich nicht.' Noch während der Bretone sprach, schaute Arranges an sich herunter, er hatte tatsächlich bis auf seine Unterkleider nichts mehr an.

    'Eine Frage Marbell. Wie konntest du mich dort herausholen?'
    'Nun, das war nicht einfach. Du erinnerst dich vielleicht noch, dass ich dir eine Kopie eines Buchs anfertigen ließ, welche für deine eigennützige Studienzwecke dir sehr wichtig war. Darin fand ich eine Zauberformel für ein Portal, dass dem Obliviontor sehr ähnlich ist, nur viel viel kleiner und nicht dazu gedacht, verschiedene Dimensionen miteinander zu verbinden. Durch mentale Kraft, konnte ich deinen Geist aufspüren und dich zu mir rufen, aber wie gesagt, es ist etwas schief gelaufen und die Zielorte entglitten mir, während ich die Zeitschleuße öffnete.'
    'Ist die Kopie des Buches denn fertig?'
    Der Mönch musste lächeln: 'Du legst immer noch mehr Wert auf deinen Fortschritt, als auf das was andere sagen und denken was? Nun denn, ich kenne es ja nicht anders von dir.' Bruder Marbell erhob sich und ging weiter nach hinten zu einem großen Schreibpult in dem Raum und begann Pergamentstapel zur Seite zu räumen. Dann kam er zurück. In Händen einen ledergebundenen Folianten mittlerer Größe. 'Hier ist es. Ich habe mir erlaubt die böse Magie, welche dem Original innewohnt, heraus zu lassen.' Ein Lächeln umspielte Arranges Lippen. 'Ich glaube, dass es auch so schwierig genug sein wird, damit fertig zu werden. Aber jetzt muss ich mich einkleiden und dir leider auch schon in kürze wieder lebe wohl sagen.'
    'Du bist immer wieder gern willkommen als Gast.'

    Nachdem sie noch besprochen hatten, welchen Weg Arranges nehmen musste um wieder auf die Straße zu kommen, begab sich der Mönch nach draußen. Daraufhin stand auch der Kaiserliche vom Tisch auf, jetzt da sich sein Körper wieder an die Bewegungen gewöhnt hatten, mit merklich weniger Schmerzen. Er ließ sich seine Rüstung bringen und einen neuen Umhang. Nachdem er seine Ausrüstung wieder am Körper trug, trat er vor das Haus des Bretonen und staunte ersteinmal.
    'So, jetzt konnte ich deiner sonst so versteinerten Miene doch noch eine Bewegung abringen.' Sagte der Mönch, der auf den Magier zukam, sich neben ihn stellte und selbstgefällig in die gleiche Richtung wie der Kaiserliche schaute. Im Garten stand der Rotfuchs, Arranges Pferd. Das einzige Lebewesen, welches dem Kaiserlichen je mehr bedeutet hatte als nur Sachwert, da es mit ihm viele Gefahren überstanden hatte und stehts ein treuer Begleiter war...
    'Einer meiner Goblinschergen hat ihn nahe der Festung gefunden.'
    'Du bist einmalig Bruder Marbell! Ich wüsste nun nicht, wie ich dir danken kann.'
    'Das brauchst du nicht. Das einzige, was ich mir zum Dank wünsche, dass du außerhalb deiner Bemühungen zum Besten der Besten zu werden, wiedermal vorbeischaust.'
    'Darauf kannst du Gift nehmen!'
    'Lieber nicht, das mache ich hinterher um sonst.'

    Arranges saß auf und lachend winkte er dem Mönch zum Abschied.
    Geändert von KingPaddy (19.02.2012 um 13:41 Uhr)

  9. #209
    Fest, entschlossen und wütend setzte er einen Fuß vor den anderen, zog das Sax geräuschlos aus der Schwertscheide und öffnete, sanft und zärtlich wie er war, die Türe zu Aileens Zimmer mit einem kräftigen Tritt. Eigentlich wollte er direkt ausholen und Aileen das Sax zwischen die Augen werfen, doch ein helles Leuchten blendete ihn.
    Ein wirbelnder Strudel aus blauem Licht, durchzogen von goldenen und weißglühenden Fäden erfüllte den Raum. Gendrek hob instinktiv seine Hand und schützte seine Augen, trotzdem fühlte es sich so an als würden seine Augäpfel von dem Licht verbrannt.
    Von dem Wirbel ging ein seltsamer Impuls aus, immer wieder dröhnte er ohne einen Ton von sich zu geben. Das rhytmische Schlagen des Strudels verursachte Überlkeit, er hatte das Gefühl sich sofort übergeben zu müssen, „Wir sehen uns bald wieder…“. Instinktiv riss er sich die Hand von den Augen, er konnte nur die schwache Silhouette einer Person erkennen, Aileen, da war er sich sicher. Er holte weit aus und warf mit brachialer Geschwindigkeit das Sax in den Wirbel, es sah alles in Zeitlupe, die Klinge rotierte in der Luft und näherte sich unheimlich schnell der Person im Wirbel, ein lautes zischen ertönte und der Wirbel brach zusammen, das Sax flog und hämmerte ein paar Zehntelsekunden später mit einem dumpfen Ton in der Wand und bohrte sich tief in die Verkleidung.

    Das erste was er zu packen bekam war ein Stuhl, ein lautes schmettern ertönte in der Magiergilde. Gendrek zog sein Sax aus der Wand und trat beim verlassen des Zimmers nocheinmal in den Bretterhaufen der einmal ein Stuhl und ein Schreibtisch war.
    Er packte so schnell er konnte seine Dinge zusammen und lies jeden der ihm entgegenkam und fragte was das für ein Krach war merken, dass er so richtig miese Laune hatte.
    Ihm war klar, dass er schnell zurück zur Bruderschaft musste und während seine Reise ging er innerlich den Brief noch einmal durch, man hatte ihn immer gewarnt „Junge, lass dich nicht mit Weiber ein, die machen nur Ärger“, hätte er gewusst, dass diese eine Frau ihm solchen Ärger machen würde, hätte er sie noch in der ersten Nacht erdolcht.

  10. #210

    Solstheim, Höhle der verborgenen Melodie

    Das kühle Nass verhinderte zumindest, dass Thorin komplett die Besinnung verlor. Die eiskalte Temperatur weckte seine müden Geister wieder. Das änderte aber nichts daran, dass sich seine Rüstung und Kleidung darunter mit dem Wasser voll sogen und schwerer und schwerer wurden. Gleichzeitig konnte er seinen linken Arm nicht mehr bewegen. Unter höllischen Qualen drehte er seinen Kopf zur Seite und sah aus dem Augenwinkel, wie eine seltsame Beule noch vorne durch die Rüstung drückte. Es sah nicht aus, wie ein Bruch. Er hatte also Glück gehabt. Vielmehr war sein Arm ausgekugelt.
    Thorin holte tief Luft und hob den schweren, rechten Arm. Mit der Hand packte er seinen linken Arm am Handgelenk und zog so kraftvoll, wie er nur konnte. Es gab ein lautes Poppen und er schrie vor Schmerzen auf. Doch er konnte nun den Arm wieder bewegen. Schwer atmend und sehr steif stemmte sich Thorin dann auf die Ellbogen hoch. Allein diese Anstrengung ließ seine Sicht wieder verschwimmen und neuerliche Blitze des Schmerzes zuckten durch seinen Kopf. Einzig sein Wille, die Melodie im Stein und seine Wut trieben den Nord – der eigentlich schon längst hätte tot sein müssen – weiter an. Stöhnend und seine Schmerzen nun nicht weiter verhehlend richtete er sich auf. Seine Haare klebten ihm teilweise im Gesicht, Blut rann ihm aus der Nase und den Mundwinkeln. Seine Lippen waren aufgeplatzt und einige Zahnwurzeln fühlten sich durch übermäßigen Druck taub an.
    Seine Sicht drehte sich, aber er konnte ohne Probleme die verschwommenen Umrisse des weißen Werwolfs erkennen, der gerade zehn Schritte vor Thorin im Wasser landete. Höhnend knurrte er und die Arme waren weit von dem kräftigen, aber trotz der Größe gedrungen wirkenden Körper gestreckt. Thorin grinste nun gequält. Es würde bald enden. Hier in dieser Höhle. Für seine Eltern … und für seine Freunde. Ohne, dass er es eigentlich richtig merkte, umschloss seine Rechte den Griff des nordischen Stahllangschwertes und zog es mit dem typischen, schleifenden Geräusch aus der Scheide. Die Bewegungen ließen ihn husten und er spuckte Blut. „Komm, Bestie. Lass es uns beenden!“, forderte er mit kratzender, schleifender Stimme und der Wolf antwortete mit einem drohenden Knurren.
    Im nächsten Moment bewegte sich die verschwommene, weiße Gestalt auf Thorin zu. Dieser packte nun beinahe wie in Trance sein Schwert mit beiden Händen. Dann war der Werwolf heran. Thorins rechtes Knie knickte ein und er stach nach oben, als der Wolf ihn ansprang. Sowohl die Pranken, als auch seine Schneide verfehlten ihr jeweiliges Ziel. Thorin hatte kaum Kontrolle über seine zitternden, kalten Glieder und der Wolf hatte das doch recht schnelle Ausweichmanöver nicht kommen sehen. Somit standen sie am Ende wieder fünf Schritte auseinander.
    Thorins Sicht klärte sich etwas, als sich seine Sinne weiter verschärften. Es war, als ob sie sich mit Verzögerung der direkten Bedrohung anpassten. Der Werwolf hatte die Lefzen zurück gezogen und entblößte die langen Fangzähne. Der von ihnen Tropfende Speichel war blutrot, genauso wie das Fell um die Schnauze herum und an den Händen. Die Wolfsohren standen aufrecht hinter den zornigen Augen und zeigten mit der Öffnung der Muschel in Thorins Richtung.
    Dieser riss sich noch einmal zusammen, so gut es ging. Sein Zittern bekam er unter Kontrolle, konnte es aber nicht ganz vermeiden. Trotz seines wie wild schlagenden Herzens war ihm kalt. Nicht nur wegen dem eisigen Wasser um seine Füße. Ein weiterer Hinweis auf die große Menge an verlorenem Blut. Seine kräftigen Hände schlossen sich um den mit Leder eingewickelten Griff des nordischen Langschwertes. Die dicke, recht schwere Klinge hob er leicht nach rechts versetzt vor seinen Körper. „Angst?“, knurrte Thorin durch seine zusammen gebissenen Zähne hindurch. Der melodische, zweite Herzschlag, der ihn durchströmte, gab ihm immer wieder Kraft Dinge zu tun, die er sich eigentlich gar nicht zu getraut hätte. So zum Beispiel das Sprechen. Seine Lungen schmerzten und er glaubte sogar zu fühlen, wie Blut in sie hinein sickerte.
    Die weiße Bestie ließ sich diese schwere Anschuldigung natürlich nicht gefallen. Genau, wie Thorin es gehofft hatte. Wieder stürmte der Wolf auf ihn zu. Zwei Schritte, bevor er den Nord erreichte, sprang er hoch und riss die Kiefer weit auseinander und zum Biss bereit. Die Hände dabei von oben herab schlagend, um Thorin von Kopf bis Fuß auf zu schlitzen. Allerdings dachte dieser nicht daran, es dem Wolf so einfach zu machen. Er machte einen kleinen, schweren Schritt nach vorne, sodass der Biss und der Schlag an ihm vorbei gingen. Dummer Weise bemerkte er erst zu spät, dass ihn der Hinterleib seines verhassten Feindes dennoch erwischen würde.
    Im letzten Moment stach Thorin noch nach oben und versenkte die stählerne Klinge bis zum Heft in den Eingeweiden des lauthals vor Schmerz aufheulenden Werwolfs. Dann krachten jedoch die Oberschenkel und die Hüfte der Bestie mit mörderischer Wucht auf Thorin. Er wurde von den Füßen gerissen, Blitze des Schmerzes fuhren ihm neuerlich durch den Kopf und die Brust. Seine Schultern fühlten sich taub an und seine Arme wurden schwer. Dann fiel er rücklings ins Wasser, der Werwolf landete auf ihm, drückte noch einmal auf Thorins Brust und rollte denn durch den Schwung von ihm. Wieder verschwamm seine Sicht. Dennoch glaubte er zu erkennen, dass das Schwert noch immer tief in den Bauch seines Widersachers versenkt war. Dieser heulte noch immer auf und die großen Pranken grabschten nach dem kurzen Griff mit der schmalen, kantigen Parierstange. Aber sie bekamen ihn nicht richtig zu fassen. Der Geruch von Nassem Hund und immer mehr Blut krochen ihm alsbald in die Nase.
    Thorin griff derweil unter Qualen und mit dem letzten Aufgebot seiner Willenskraft unter seinen Fellharnich nach dem Silberdolch. Seine schwächelnden Finger bekamen den kleinen Griff erst gar nicht zu fangen, dann holte er aber einen silbrig glänzenden Dolch hervor und rollte sich dann auf die Seite. Danach stemmte er sich langsam, nach und nach, auf seine Knie hoch. Nur mit Mühen und mit einem schweren Schwindelanfall kam er dann wieder auf die Füße. Die undeutlichen Schemen des Werwolfs waren mittlerweile auch wieder ruhiger geworden, wenngleich das Schwert noch immer in dessen Bauch zu stecken schien. Offen sichtlich schien er zu ahnen, was Thorin da in seiner Hand hielt. Das Knurren wurde lauter und der Jäger hob den Dolch vor die Brust.
    Dann ging es schnell. Wieder sprang der Wolf, die Kiefer weit aufgerissen. Thorin knickte wieder ein und stieß zu. Die Zähne klackten direkt über seinem Kopf zusammen und der Dolch stach in die Kehle. Die Pranken der Bestie legten sich auf Thorins Rücken und die Krallen stachen in flachen Winkeln durch seine Rüstung, Kleidung und Haut. Zusammen, in einer tödlichen Umarmung, prallten sie wieder auf den harten Steinboden unter dem niedrigen Wasser. Ein paar mal wälzten sie sich über den Boden und blieben dann liegen. Thorin wurde freigegeben und blieb auf der Seite liegen. Blut rann aus seinen alten und neuen Wunden. Der Dolch steckte noch immer in der Kehle des Wolfes, der nun auch seitlich liegen geblieben war und Thorin anstarrte. Nichts passierte. Das Silber wirkte nicht. Das Fleisch des Werwolfs verbrannte und zischte nicht. Die Bestie schrie auch nicht, sondern schien selbst überrascht von der Gegebenheit. Ungläubig legte sich die linke Pranke auf den Hals.
    Wie ein Blitz durchfuhr ein kurzer Moment von vor einigen Tagen Thorins Kopf. Er stieß rücklings gegen den Tisch in seiner Hütte mit all seinen Waffen darauf. Laut klirrte es metallisch, dann drehte er sich um und griff sich einen silbrig glänzenden Dolch. Erst jetzt wurde er sich bewusst, dass es nicht sein Silberdolch war. Eigentlich hätte er die Unterschiede erkennen müssen. War sein Silberdolch doch mit feinen Linien und Runen verziert, so war dieser Dolch einfach und schlicht und nur auf Hochglanz poliert. Seine eigentliche Silberwaffe musste vom Tisch gefallen sein, als er dagegen gestoßen war und lag nun noch immer an derselben Stelle.
    Entsetzen, Wut und Angst ergriffen ihn. Wie sollte er einen Werwolf ohne Silber töten? Konnte er es überhaupt? Wenn ja, hatte er die Kraft dazu? Langsam und mit einem leisen Schmatzen zog der Wolf dann den Dolch aus seinem Hals. Dunkelrotes Blut rann aus der Wunde, bevor sie sich langsam zu schließen begann. Dabei kam Thorin eine Idee. Er hatte noch nicht davon gehört, dass einem Werwolf ein abgeschlagenes Glied nachgewachsen war. Eine Hand zum Beispiel. Wenn er ihm den Kopf abschlug …
    Die aufkommenden Schmerzen ausblendend rollte sich Thorin einmal um die eigene Achse auf den Wolf zu. So schnell er konnte packte er den bereits mit Blut besudelten Griff seines Schwertes und zog es heraus. Der unerwartete Zug ließ die Bestie kurz überrascht inne halten und dann aufheulen, als seine Eingeweide wieder beschnitten wurden. Im Liegen holte Thorin aus und zielte auf den Hals. Mit lautem Knacken traf die Klinge auf die Halswirbelsäule und blieb stecken. Dennoch rührte sich der Wolf schon jetzt nicht mehr. Wenn man einmal von der Atmung absah. Der Schlag hatte ihm das Genick gebrochen und es würde eine Weile dauern, bis diese Wunde heilte.
    Mit einem kräftigen Ruck und seinen allerletzten Kraftreserven zog Thorin das Schwert wieder heraus und schlug erneut zu. Widerlich knackend durchschlug die Klinge die Knochen, aber der Kopf hing noch immer an wenigen Muskelsträngen am Rumpf. Der letzte, verzweifelte Schlag durchtrennte auch sie. Sprudelnd plätscherte das Blut aus dem Halsstumpf und eine rote Lache breitete sich schnell um den Kadaver aus. Der Kopf rollte etwas zur Seite und durch das seichte Wasser.
    Knirschend, knackend und schmatzend geriet der Körper dann auf einmal von ihnen in Bewegung. Es schien, als ob die Knochen von alleine brachen und sich neu organisierten. Immer mehr Blut quoll aus dem Stummel. Die weißen Haare fielen aus. Die Pranken wurden zu Händen, der Schwanz verschwand. Ekelhafte Beulen wanderten unter der Haut entlang, verschwanden oder entstanden neu. Dann kehrte Ruhe ein. Der Leib war der eines kräftigen Nord geworden.
    Klirrend fiel Thorin das Schwert aus der Hand. Vollkommen fertig und zum Sterben bereit, rollte er auf den Rücken. Blut umgab ihn an allen Seiten. Es haftete auf ihm, er schmeckte es in seinem Mund, es brannte in den Lungen. Seine Atmung ging schwer, schleifend. Er spürte seine Gliedmaßen nicht mehr. Seine Sicht drehte sich. Das flackernde Licht verschwamm zu bizarren Formen mit den Schatten. Trotz allem war er von einem unbegreiflichen, inneren Frieden erfüllt. Er hatte seine Eltern und Freunde gerächt. Nun konnte er zu ihnen.
    Alle Anspannung wich von ihm, seine Muskeln lockerten sich, er wurde ruhiger und ruhiger. Sein Herzschlag wurde langsamer. Zurück blieb die mystische Melodie, die den Felsen um ihn inne wohnte. So blieb er nun liegend. Sich auf das Wiedersehen mit seinen Freunden freuend. Dann schloss er seine Augen und ein dunkler Schatten legte sich über ihn …

  11. #211

    Kaiserstadt, Geheime Universität

    Vor sich hin grübelnd starrte Kamahl auf den Verband an seinem Arm. Naasira hatte zwar eine Salbe aufgetragen, die die Heilung der Wunde am Arm beschleunigen und die Schwellungen der Hand abklingen lassen sollte, allerdings hatte sie ihm trotzdem verordnet sich drei Wochen nicht zu überanstrengen. Drei ganze Wochen!!!
    Naja, immerhin waren die ersten zwei Wochen bereits vorbei. Allerdings hatte er in dieser Zeit Tar-Meena mit seinen ständigen Anfragen bezüglich Literatur über Vampire an den Rande des Wahnsinns getrieben und die Möglichkeiten der Bibliothek der Magiergilde ausgeschöpft. Abgesehen von Büchern die eher der Unterhaltung dienlich waren, wie etwa das Werk 'Unsterbliches Blut', oder sich nur mit den unterschiedlichen Arten der Vampire beschäftigen hatte er kaum etwas gefunden.
    Mit Ausnahme einer kleinen Randbemerkung, die er in einem Buch gefunden hatte:
    Der Autor hatte behauptet, mit einem ehemaligen Kriegswappenträger geredet zu haben, der von Molag Bal vom Vampirismus geheilt worden war. Und jetzt war er am grübeln was er tun sollte. Sollte er darauf warten, das Naasira eine Möglichkeit fand, die Nebenwirkung des Heiltrankes auszuschalten oder sollte er nach Morrowind zurückkehren und hoffen, das die wagen Andeutungen aus dem Buch der Wahrheit entsprachen? Mit dieser Frage schlug er sich nun schon herum, seitdem er die letzten Bücher zurückgegeben hatte.

    In seinem Grübeln wurde er von einem Mann gestört, der die in die Empfangshalle der Gilde trat. Er hatte den Dunmer noch nie in der Magiergilde gesehen und er machte auch nicht den Eindruck eines Mannes, der viel Zeit in irgendeiner Gildenhalle verbrachte. Über der mitgenommen aussehenden Magierrobe trug er einen blank polierten Stahlharnisch, das Schwert an seiner Seite schien schon einige Kämpfe erlebt zu haben und die Stiefel waren mit verkrustetem Schlamm überzogen. Er reichte Raminus Polus einen versiegten Brief, den dieser öffnete. Was in dem Brief stand konnte er nicht lesen, allerdings waren die Antworten des Kaiserlichen kaum zu überhören.
    'Es tut mir leid, das die Gilde beim Fall von Ald'ruhn viele der Kampfmagier in der Stadt verloren hat, allerdings kann ich keine Kampfmagier nach Morrowind abstellen. Wir haben hier selbst genug Probleme.' Anschließend schrieb er auf ein Stück Pergament eine kurze Nachricht, unterzeichnete diese und versiegelte sie anschließend mit dem Sigel der Gilde.
    In diesem Moment wusste Kamahl was er tun würde. Er musste nach Morrowind zurückkehren. Das die Daedra auch dort eingefallen sind war schon schlimm genug, das die Stadt, die ihm für einige Jahre aber eine Heimat gewesen war zerstört hatten machte das Ganze zu einer persönlichen Angelegenheit.

    Als die Kutsche des Botschafters, der sich bereit erklärt hatte ihn mit nach Morrowind zu nehmen, den Pass erklomm blickte er ein letztes Mal zurück auf Cyrodil. Er hatte dort Freunde getroffen und eine wundervolle Frau kennen gelernt, in die er sich vielleicht verliebt hatte. Nachdem die Invasion der Daedra beendet war würde er zurückkehren. Jetzt musste er allerdings zurück in seine erste Heimat und sich dort gegen die Horden der Daedra stellen, die diese zu verwüsten drohten.
    Geändert von eissceda (31.10.2009 um 11:57 Uhr) Grund: Titel hinzugefügt

  12. #212

    Vvardenfell-Distrikt, Westspalte, Shulk-Eiermine

    Das Blut rauschte noch immer durch seine Adern und sein Herz schlug mit einer Intensität, dass er glaubte es würde zerspringen. Schleier roten Zornes vernebelten seine Gedanken. Er starrte auf seinen bewusstlosen Gegner. Doch Tarrior riss sich mit aller Gewalt zusammen und unterdrückte den quälenden Wunsch, dem kampfunfähigen Söldnerhauptmann seine Klinge in das Fremdländerherz zu rammen. Er atmete mehrfach tief durch und langsam lösten sich die Schleier auf. „Wir brauchen ihn noch. Wenn einer etwas über das alles hier weis, dann er“: redete in Gedanken immer wieder beruhigend auf sich selbst ein. Als sich sein Puls langsam beruhigt hatte, schloss er die Augen und lauschte in sich selbst hinein. Er empfand immer noch Hass und Verachtung für diesen erbärmlichen rothwardonischen Hund zu seinen Füßen, aber der gefährliche Moment war inzwischen vorüber. Er schob das Schwert, das er bisher immer noch in der Hand gehalten hatte, zurück in die Scheide. Tarrior wandte sich dann wieder der Höhlenmitte und somit den Minenarbeitern und verschnürten Söldner zu. „Ihr da“: rief er zwei Arbeitern zu. Sie drehten sich um und sahen ihn fragend an. „Bindet diesem hier Hände und Füße mit dem festesten Strick den ihr finden könnt und benutzt zur Sicherheit einen doppelten Knoten“: wies er sie an. Die Männer waren erschöpft, man konnte es ihnen ansehen und entsprechend lust- und kraftlos setzten sie sich auch in Bewegung. Als sie sich jedoch einen scharfen Blick Tarriors einfingen, rannten sie schnell zu einigen Kisten hinüber um nach einem geeigneten Seil Ausschau zu halten. Er seufzte und ging zu den anderen Arbeitern hinüber. Auf halber Strecke kamen sie ihm jedoch entgegen. Ihre hageren, eingefallenen und von Dreck und stellenweise mit Blut bedeckten Gesichter spiegelten neben der Erschöpfung auch Freude wieder. Tarrior zwang sich zu einem Lächeln und stellte unnötigerweise fest, was alle sowieso wussten. „Es ist vorbei“: sagte er. Doch trotzdessen war es das, was die Leute von ihm hören wollte. Dieses Signal das sie zu einem Jubelschrei veranlasste und dazu ihm für seine Hilfe zu danken. Er selbst interessierte sich jedoch nicht so sehr dafür. Es waren ein paar gute Männer gefallen und man durfte auch nicht die vergessen, die getötet worden waren, als die Söldner die Mine überfallen hatten. Tarrior schüttelte innerlich den Kopf.

    „Es ist noch nicht vorbei“: dachte er und achtete darauf seine Gedanken nicht unbedacht laut auszusprechen. Ihm kam nämlich in diesem Moment das Bild von dem unbekannten Besucher in den Sinn, der sich mit den Söldnern um den Sold gestritten hatte. „Irgendwer hat den Angriff auf die Mine befohlen“: schlussfolgerte er. Die großen Fragen, zu dessen Klärung er hierher gekommen war, standen somit weiterhin im Raum: Wer und wozu? Und dieses Rätsel war Tarrior gewillt aufzuklären. Die Mine war zwar jetzt befreit, aber wer sagte, dass derjenige, der den Angriff angeordnet hatte, nicht noch einmal zuschlagen würde. Balmora war auf die Versorgung durch die Eierminen angewiesen, jetzt wo die Bauern den Aufstand probten. Da konnten sie sich so etwas nicht leisten. „Womöglich steckt tatsächlich der Kult der Mythischen Morgenröte dahinter“: überlegte Tarrior schaudern. Dann schüttelte er den Kopf, denn diese Mutmaßungen brachten ihn kein Stück weiter. Er brauchte Antworten und er wusste, wo er sie bekommen würde. Sein Blick fiel dabei auf den bewusstlosen Rothwardonen, der gerade dabei war von den zwei Arbeitern verschnürt zu werden. „Was machen wir jetzt mit ihnen“: fragte ein Arbeiter und riss ihn damit aus seinen Gedanken. „Was mit wem?“: Tarrior war noch nicht ganz bei sich. Er hatte gerade über Methoden sinniert, mit denen er die Rothwardonen zum Sprechen bringen könnte, wenn sie ihm die Informationen nicht freiwillig geben würden. „Die Gefangen Serjo“: erklärte der Mann und zeigte zur Bestätigung auf das Netz, aber es war eindeutig das er Tarrior in diesem Moment für schwer von Begriff hielt. „Wir können sie nicht alle mit nach Balmora nehmen und wenn wir sie hier lassen, schaffen sie es womöglich noch sich zu befreien“: führte der Arbeiter aus, als Tarrior immer noch keine Antwort von sich gab. „Dann werden wir wohl hier bleiben“: traf er eine Aussage, die eigentlich schon eine Entscheidung war. Der Mann schien unzufrieden, aber gab außer einem mürrischen Brummen nichts weiter von sich. Er konnte die Männer auch gut verstehen. Nach dieser langen Gefangenschaft wollten sie sicherlich zurück nach Hause, aber sie konnten die Gefangenen weder mitnehmen, noch alleine hier lassen und Tarrior hatte nicht vor sie zu töten, was der Arbeiter wahrscheinlich gehofft hatte. „Hergehört!“: rief er und baute sich zu seiner vollen Größe auf, damit ihn alle sehen konnten. „Wir werden hier bleiben, die Mine absichern und die gefangen gesetzten Söldner bewachen. Ich brauche zwei Freiwillige, die nach Balmora gehen, den Verwalter informieren und die Stadtwache herholen. Also wer meldet sich?“: erklärte er den Anwesenden. Es dauerte eine kleine Weile, aber dann reckten sich zaghaft die Hände zwei der vier jungen Männer in die Höhe, die Tarrior vorhin sofort bei seinem Vorhaben hatten unterstützen wollen. Sofort suchten seine Augen den Höhlenraum ab und schauten nach den anderen beiden. Doch er fand nur noch einen. Der Dritte der Jugendlichen war der, dem der Hauptmann der Söldner die Hand abgeschlagen hatte, wie er erst jetzt feststellte. Den Vierten fand er, als er nach dem Ausschlussprinzip alle anderen Anwesenden abgehakt hatte. Es war derjenige, der nun tot mit einem gespalteten Schädel auf dem Höhlenboden lag. Ein kurzer Schmerz durchzuckte Tarrior.

    Die beiden jungen Männer waren inzwischen zu ihm heran gekommen. „Vor der Mine an einem Baum ist ein Guar angebunden. Er gehört mir. Mit ihm seid ihr schneller in Balmora. Ich denke er wird euch Drei tragen können“: erzählte er ihnen von Fryrr. „Drei?“: fragten die Beiden gleichzeitig. „Ihr werdet euren Freund mitnehmen. Die Wunde habt ihr zwar verbunden, aber er wird schnellstmöglich einen Heiler brauchen, sonst wird er es womöglich nicht überleben. Also müsst ihr euch beeilen. Also geht schon und das ihr mir ja gut auf den Guar aufpasst“: beschwor er die beiden gut auf Fryrr und ihren Kameraden acht zu geben. Sie nickten, nahmen den Verletzten mit und machten sich schnellstens auf den Weg. Inzwischen war auch Geschäftigkeit in die anderen ehemaligen Gefangenen gekommen. Der Alte schien jetzt, wo sie frei waren und keine Gefahr mehr drohte, seine Lethargie vollkommen abgeschüttelt zu haben. Geschäftig gab er Anweisungen und verteilte Aufgaben. Soweit Tarrior das mitbekam, sollten Einige die Schäden in der Mine prüfen, andere ein Ersatznetz für die Höhlendecke besorgen und Weitere darauf achten, das die gefangenen Söldner auch Gefangene blieben. Er selbst war recht erstaunt über die Autorität, die der Mann unter den Arbeitern genoss. Als der Alte alles geregelt hatte, kam er zu ihm hinüber. „Ihr könnt von Glück reden das alles gut gegangen ist“: sagte dieser frei heraus. Er fragte sich was sein Gegenüber meinte und sprach es auch laut aus. „Als dieses sinnfreie Muskelpaket seine Axt in die Wand geschlagen hat, konnte man schon den Rissen dabei zu sehen, wie sie anfingen die Decke zu durchziehen. Ihr könnt also von Glück reden, dass wir noch nicht alle erschlagen worden sind“: erklärte er sich und Tarrior richtete eilig seinen Blick nach oben und erkannte jetzt auch, wie viel Glück sie wirklich gehabt haben mussten. „Ich habe bereits ein paar Männer angewiesen das Ersatznetz zu holen. Keine Sorge, wenn es hätte runter brechen wollen, dann wäre das schon längst passiert. Wir sollten aber schwere Erschütterungen vermeiden, bis das Netz hängt“: beruhigte er ihn jedoch wieder. „Ähm ja ich habe es mitbekommen. Ich war erstaunt, wie euch die Leute gehorchen“: gab Tarrior unumwunden zu. „Das möchte auch so sein. Ich bin Zorum Urithy, Vorarbeiter dieser Mine“: stellte er sich vor. In diesem Moment konnte er sein Erstaunen nicht verbergen der Mann lachte. „Ich wollte mich noch bei euch entschuldigen, dass ich vorhin euren Plan so sabotiert habe, aber ich dachte wirklich wir hätten keine Chance. Es war wohl die Angst und die lange Gefangenschaft“: entschuldigte er sich für sein vorangegangenes Verhalten. Doch Tarrior winkte ab: „Es gibt nichts wofür ihr euch rechtfertigen müsst. Es war gut, dass ihr mich auf die Schwächen der Männer hingewiesen hattet. Außerdem habt ihr ja auch dabei geholfen, den Leuten ihre Lethargie zu nehmen. Sonst wäre das vielleicht nie etwas geworden.“ Der Mann schien glücklich darüber. Tarrior meinte es sogar ernst. „Dann würde ich sagen wir können stolz auf uns sein. Die Hlaalu kriegt niemand so leicht unter. Mit etwas Glück haben diese Banditen meinen geheimen Vorrat nicht gefunden. Den besten Schnaps, den ihr diesseits des Aschlandes findet“: bot Zorum ihm an. In diesem Moment schien alles was vorher gewesen war, wie wegblasen und Tarrior fühlte sich dem Alten irgendwie nahe.

    „Höchstens Wasser. Es gibt da noch einige Dinge zu klären – mit diesen rothwardonischen Hunden. Denn ich glaube zwar das wir aus dem Gröbsten raus sind, aber vorbei ist es noch nicht“: gestand er ihm gegenüber ein. Der Mann sah ihn erst verwirrt dann alarmiert an. „Wie meint ihr das?“: fragte er. „Es gibt da einige Dinge, die mich glauben machen, dass diese Rothwardonen-Söldner auf einen Auftrag hin diese Mine hier überfallen haben“: erklärte er sich und berichtete ihm von dem was er gesehen und gehört hatte. „Ich will versuchen herauszufinden, wer als Drahtzieher hinter dem Ganzen steckt und ihn zur Rechenschaft ziehen. Womöglich wird er es noch einmal versuchen, wenn er erfährt das seine gedungene Mörderbande versagt hat“: erzählte Tarrior von dem was er vor hatte. „Ich habe den Söldnerhauptmann verbinden lassen. Wir könnten ihn aufwecken, wenn er ihn befragen wollt“: bot Zorum ihm an. „Nein soll er noch etwas Schlaf bekommen. Ich knöpfe mir zuerst einmal seine Leute vor. Womöglich knicken die leichter ein, als er oder sind sogar bereit freiwillig etwas preiszugeben. Und wenn nicht… nun ja ich kann sehr überzeugend sein. Ihr könntet mir aber in einer Sache behilflich sein. Holt die Söldner aus dem Netz heraus und fesselt sie separat, damit ich sie einzeln verhören kann. Ich mache es dann in der kleinen Kammer. Danach können wir sie dort meinetwegen einsperren, bis die Stadtwache hier ist“: legte Tarrior den Ablauf fest und der Vorarbeiter nickte. „Ich werde mich darum kümmern“: versprach er, doch in diesem Moment wurde dem Dunmer schwindlig. Vor Tarriors Augen begann sich alles zu drehen und er schwankte einen Moment. „Geht es euch nicht gut?“: fragte Zorum besorgt und stützte ihn. „Es ist nichts. Ich bin wohl bloß erschöpft“: sagte er und setzte ein schiefes Lächeln auf, das seine beruhigende Wirkung aber um Meilen verfehlte. „Wann habt ihr das letzte Mal etwas gegessen oder getrunken“: wollte der Mann wissen, der sich um ihn kümmerte. „Heute Morgen. Ich war seitdem darauf aus, so schnell wie möglich her zu kommen. Da blieb keine Zeit mehr“: antworte er. Der Vorarbeiter rief irgendetwas das Tarrior schon nicht mehr verstand. „Ich lasse euch etwas bringen. Ich kenne diese Symptome. Manchmal haben Frischlinge hier unten in der Mine so etwas. Die stickige Luft und die harte Arbeit, wenn die Leute sich nicht ausreichend ernähren, kippen sie einfach um. In eurem Fall war es wohl der Kampf. Keine Sorge wenn ihr etwas gegessen habt, geht es euch sicher besser“: erklärte ihm Zorum und half ihm dabei sich auf einen Stein zu setzen. „Ruht euch aus und esst etwas. Ich hoffe ihr mögt Kwama-Eier. Von denen haben wir hier mehr als genug. Ich rufe euch, wenn die Gefangenen zum Verhör bereitstehen. Bis dahin dürfte es auch wieder gut gehen“: sagte der Mann und bei dem Satz mit den Eiern musste sie beide grinsen. Der Alte entblößte dabei einige schwarze Zähne und etliche Zahnlücken. Erst jetzt fiel Tarrior auf, dass das faltige Gesicht viel mehr etwas von dem eines gütigen Großvaters, als von dem eines rauen Bergmannes hatte. Und tatsächlich kamen wie er versprochen hatte bald zwei Leute und hatten auf einem einfachen Tonteller ein paar gebratene Kwama-Eimer aufgetan.

    Sie fragten ihn ob er sich nicht zu ihnen an die Feuerstelle setzen wolle, die die Söldner eingerichtet hatten, aber jetzt mit neuem Holz nochmals angefacht wurde. Tarrior hatte zugesagt und war etwas wacklig auf den Knien mit zu den Anderen hinüber gegangen. Er wunderte sich noch immer über den plötzlichen Schwächeanfall, aber vermutlich hätte sein Körper schon eher protestiert, aber der Rest Adrenalin hatte ihn wohl noch auf den Beinen gehalten und jetzt wo dieser auch gewichen war, brach alles über ihn herein. Auch jetzt merkte er, wie hungrig er eigentlich gewesen sein musste. Kaum hatte er den Teller vor sich gehabt und ordentlich mit einem Messer Teile von dem großen Spiegelei abgetrennt und gegessen hatte, hatte er sich nicht einmal mehr diese Mühe gemacht. Das Messer hatte er nämlich bald zur Seite gelegt und schaufelte das Ei allein mit der Gabel in seinem Mund und schlang es nur mit minimalen Kauen herunter. Und tatsächlich ging es ihm in gleichem Maße besser, wie sich sein Magen füllte. Erst als er sein Ei aufgegessen und mit einem Schluck Wasser aus einem einfachen staubigen Tonbecher nachspült hatte, fiel ihm auf das die anderen ihr Essen kaum angerührt, sondern ihre Blicke auf ihn gerichtet hatten. Sein Blick begegnete den ihren und peinlich berührt senkte er ihn dann. „Ich hätte nie gedacht, dass die feinen Ratsherrenschaften so essen können“: sagte ein bärtiger Mann mit mattroten Augen um die Situation aufzuklären und schlug Tarrior kräftig auf den Rücken. Diese Situation kam ihm mit einem Mal verflucht bekannt vor. Er sagte nichts dazu und lächelte leicht. Die Männer lachten nun ebenfalls und wandten sich dann wieder ihrem Essen zu. „Sie sind soweit. Wir haben den Ersten schon in die Kammer geschickt“: kam plötzlich eine Stimme aus dem Hintergrund. Es dauerte einen Moment, bevor er sie dem Vorarbeiter zuordnen konnte. Zorum kam mit langsamen Schritten auf ihn zu. „Ich hoffe es geht euch schon besser“: fügte er im Näherkommen noch an. Er stand auf. Seine Beine fühlten sich zwar noch etwas wacklig an, aber der Schwindel und dergleichen waren weg. „Ja ich fühle mich wieder fit. Und ich werde mich noch besser fühlen, wenn ich erst einmal die Informationen bekommen habe, die ich brauche“: antworte er. „Sagt dann Bescheid, wenn wir euch den nächsten von diesem Lumpenpack rein schicken sollen“: sagte der Mann und Tarrior nickte zur Bestätigung. Während sich Zorum zu seinen Männern an die Feuerstelle setzte, hatte er inzwischen die Tür erreicht.

    Er musste über die Ironie grinsen. Die Männer die er dort nun dort verhören würde, hatten zuvor noch die Minenarbeiter eingekerkert, welche sie schlussendlich besiegt hatten. Er trat in den Raum ein. Der Rothwardone saß auf einem windschiefen Stuhl und hob den Kopf. Anhand der schweren Brandwunden erkannte Tarrior ihn als den Söldner, mit dem er zuerst gekämpft hatte. „Traut sich einer von euch Bastarden vor? Traut ihr euch nur alleine hier herein zu mir, wenn ich gefesselt bin? Antwortet ihr mir Feiglinge“: provozierte er Tarrior. Dieser erkannte, dass der Mann wohl kaum noch etwas sehen konnte. Das Gesicht wies ebenfalls Brandverletzungen auf. Das eine Auge war geöffnet und der Augapfel nicht mehr als eine verschrumpelte Masse. Das andere Auge konnte der Rothwardone wegen der Wunde nur einen Spalt weit öffnen. Vermutlich war Tarrior nicht mehr als ein Schemen für ihn. Mit langsamen, kräftigen Schritten ging er auf den Mann zu. Er achtete sorgsam darauf mit dem Hacken kräftig aufzutreten um das typische Geräusch zu erhalten. Es wirkte autoritär und auf jemanden in der Position des Söldners auch einschüchternd. Als er neben dem Mann zum Stehen kam, wurde dieser langsam nervös. „Was wollt ihr von mir. So sagt doch etwas ihr Feiglinge“: schrie er. Tarrior beugte sich dem dunkelhäutigen verheerten Gesicht entgegen. „IHR!“: stieß der Gefangene hervor und sein Gesicht spiegelte gleichzeitig Erkennen und Erschrecken wieder. Auf diese Entfernung konnte er ihn also erkennen. Aufgrund dieser Erkenntnis setzte er ein höhnisches Grinsen auf. „Wäre ich nicht gefesselt, würde ich…“: setzte er an, doch Tarrior kam ihm mit der Vollendung des Satzes zuvor: „… herum stolpern wie ein unbeholfenes Kind, dem man das Augenlicht genommen hat.“ „Ich habe ein paar Fragen. Wenn ihr sie beantwortet, werde ich dafür sorgen, dass man euer jämmerliches Leben verschont. Denn angesichts der vielen Toten ist die einzige Alternative wohl der Strick“: fügte er noch an. Er sprach die Worte zwar in einer Ruhe aus, die seine Überlegenheit demonstrieren sollte, aber innerlich kochte er vor Wut, wenn er an die Opfer dachte. „Ich habe euch gar nichts zu sagen. Es ist gleich was ihr von mir hören wollt. Niemals“: schloss es der Rothwardone kategorisch aus. „So haben schon viele gesprochen“: sprach Tarrior und ließ bewusst offen, was mit denen passiert war.

    Mit einem gelangweilten Seitenblick zog er sich einen der Handschuhe seiner Chitin-Rüstung aus. Ohne Vorwarnung drehte er sich blitzschnell um und zog ihm das Rüstungsteil mitten durch das Gesicht. Unter dem Aufprall platzten Brandblasen und innerhalb der übel anzuschauenden Brandnarben brachen Blutrinnsale auf. Der Söldner schrie lauthals. Die Brandwunden gingen tief. Tarrior konnte die höllischen Schmerzen nur erahnen. Er beugte sich wieder in das eingeschränkte Sichtfeld des Mannes und grinste schadenfroh. „Seid ihr euch wirklich sicher, dass ihr mir nichts erzählen wollt?“: fragte er rhetorisch. Die Antwort kannte er bereits, denn der Mann würde noch mehr Schmerzen brauchen um zur Vernunft zu kommen. „Ich sagte euch doch, ich sage nichts!“: antwortete er pflichtschuldig. Gekünstelt verzog Tarrior das Gesicht zu einem Schmollmund. Eigentlich war er sogar glücklich darüber. Das gleiche Gefühl, das ihn vorhin dazu angehalten hatte, den Söldnerhauptmann aus Rache zu töten, kam wieder in ihm hoch. Doch diesmal würde es sich allein schon mit dem größtmöglichen Leid der Söldnerbande begnügen. Tarrior freute sich schon richtig auf die Folter. Er ließ den Handschuh zu Boden fallen und besah sich seine Nägel. Er hatte sie schon seit einer gewissen Weile nicht mehr geschnitten. Sie waren lang geworden. „Perfekt“: dachte er und legte Hand an den verkohlten Harnisch des Söldners. Er riss ihn mit einigem Rucken herunter. Der Rothwardone stöhnte vor Schmerz. Er hätte auch das Schwert benutzen können, aber das Leder war durch den Brand so brüchig geworden, da wollte er es nicht sinnloserweise bemühen. Von dem Hemd, das der Gefangene offensichtlich unter dem Harnisch getragen hatte, war nicht mehr viel übrig. Scheinbar hatte das Feuer noch eine Weile unter dem Rüstzeug geschwelt. Auch die Brust des Mannes war nicht weniger schlimm gezeichnet, als sein Gesicht. „Deine letzte Chance“: sagte Tarrior. Er glaubte nicht daran, dass der Mann plötzlich vernünftig werden würde und insgeheim hoffte er auch auf die Weigerung. Diese trat in Form eines energischen Kopfschüttelns auch zu Tage. „Wenn du an irgendwelche Götter glaubst, bete dafür das sie dir eine rasche Ohnmacht schenken“: sagte er kühl und mit einem gehörigen Anteil an sadistischer Boshaftigkeit in der Stimme. Im nächsten Moment rammte er die Nägel seiner Hand mit aller Wucht in die Brandwunden und begann diese wie einen Acker zu bearbeiten.

  13. #213

    Jerallberge -> Bruma -> Kaiserstadt

    Arranges war schon eine Ewigkeit in der Wildnis unterwegs... wie lange, das konnte er nicht sagen. Nachdem er von der Einsiedelei seines Freundes losgeritten war, hatte er sich in der darauffolgenden Nach verirrt. Höchst peinlich war ihm das, war er doch fast mit einem Waldläufer zu vergleichen, nur nicht ganz so verdreckt. Aber hier oben an der Grenze zu Hammerfell kannte er sich nicht ganz so gut aus, lediglich die Straße zu dem Kloster, in welchem er studiert hatte, hatte er sich eingeprägt, aber der Heiler hatte ihn ja mitten in die Wildnis gezaubert.

    Wie viele Meilen der Kasierliche geritten war konnte man nicht mehr bestimmen, jedoch konnte Arranges mit Sicherheit sagen, dass er mindestens 4 Tage unterwegs war, ohne auch nur in die Nähe einer Straße geschweige denn eines Weges zu kommen. Den Anweisungen des Pretonen folgend, war er stehts nach Norden geritten, hatte dabei aber unbeabsichtigt einen weiten Bogen nach Westen beschrieben, also immer weiter auf die Grenze zu Hammerfell und so hoch im Norden auch an die Grenzzüge Skyrims heranrückend, wurde auch die Landschaft immer trister. Der Kaiserliche hatte auch völlig die Orientierung verloren, da er so tief in den Bergen war, inzwischen war er sich auch sicher, dass er das Colovianische Hochland verlassen hatte, konnte er doch den Weißgoldturm der Kaiserstadt nicht mehr sehen, der wurde durch höhere Gipfel verdeckt.

    Wieder musste der Magier Rasten, weil er im unwegsamen Gelände bei Nacht nicht reiten konnte um einen Absturz in den Bergen zu vermeiden. So langsam, dürfte ich nichteinmal mehr in Cyrodiil sein, die Vegetation hier oben ist schon gar nicht mehr vorhanden, mal sehen, wie ich die Nacht überstehe. Soll verdammt kalt werden in solchen Höhenlagen... Arranges stieg ab und befreite seinen Rotfuchs von Sattel und Zaumzeug. Danach spannte er eine etwas größere Decke, die ihm der Mönch mitgegeben hatte, zwischen zwei Findlingen, so dass sie einen profisorischen Wetterschutz abgab. Zwar nicht das Beste, aber besser als nichts. Ich hoffe, dass ich jetzt zusätzlich zu dem verdammt unbehaglichen Nachtlager nicht auch noch irgendwelches wildes Getier ertragen muss... Dann, die Sonne tauchte gerade hinter der Welt unter und schickte ihre letzten Strahlen für diesen Tag über den Rand des Horizonts, schichtete Arranges ein paar verkrüppelte, morsche Holzprügel auf und entfachte sie mit einem Schnippen. Erst war es eine kleine Flamme, deren Zungen sich gierig an dem wenigen Holz hochwanden. Nach nur kurzem Warten hatte Arranges ein zwar kleines aber dafür warmes und lichtspendendes Feurchen. Er holte seinen Proviant aus den Satteltaschen und machte sich daran, seinen leeren Magen zu vüllen.

    Er war an diesem wie auch während den letzten 3 Tagen viel und lange geritten. Noch bevor an dem vergangenen Morgen die Sonne zu sehen war, hatte er aufgesattelt. Der Weg wurde hier oben auch immer beschwerlicher. War er im Wald, als er losritt, noch gemütlich im Schritttempo des Pferdes geritten, so musste er hier oben aufpassen wo er sein Müdes Pferd hinlenkte. Ein falscher Schritt und er wäre Geschichte. In Tälern, die für Pferde trittsicherer wären, konnte er schlecht reiten, die gab es nämlich nicht, nur tiefe schluchten, hier und da mal eine Klamm, aber alle gleichermaßen mit rasiermesserscharfen Felsen gespickt. Nur einen Vorteil hatten die extreme Witterung und die nicht vorhandene Vegetation in solchen Höhenlagen: Man hatte Ruhe vor Wegelagerern und Räubern und musste auch nicht acht geben, irgendeinem dämlichen Berglöwen, der sich falschherum ins Gebüsch gelegt hatte, auf den Schwanz zu treten.

    Nachdem Arranges sich sattgegessen hatte, packte er die restlichen Lebensmittel wieder zurück in die Satteltaschen, penibel darauf bedacht, die leicht verderblichen Dinge von den Haltbaren zu trennen. Ich muss zu einer Siedlung gelangen, mir gehen langsam aber sicher die Vorräte aus... naja, morgen werde ich nach osten reiten, dort muss ich früher oder später auf die orangene Straße im großen Forst treffen, die Handelsstraße zwischen Bruma und Chorrol. Wie zur Bestätigung, dass man endlich mal einen vernünftigen Weg einschlagen sollte, schnaubte der Rotfuchs und scharrte mit den Hufen... 'Ja ich weiss, das Gras, sofern man die paar Hälmchen hier überhaupt noch so bezeichnen kann, würde ich mir auch schenken, wäre ich ein Pferd.' Sagte der Beschwörer und tätschelte das Tier auf der Blässe, während er sich wieder an den Satteltaschen zu schaffen machte. Er kramte die Kopie von dem Buch hervor, welche er von dem Mönch bekommen hatte. Er fing an darin zu blättern. Bis er wieder zu der Stelle kam, die ihm der Heiler gezeigt hatte. Auf der rechten Seite prankte das Gesicht eines abgrundhässlichen Dämons, auf der anderen Seite stand in schwungvoller Handschrift etwas über die gesteigerte magische Konzentration. Wie sie gestaut und in einem mächtigen Impuls entladen werden konnte. So haben schon viele mächtige Zauberer die Vollkommenheit erlangt. Nur gibt es einen Kritikpunkt den man dazu erfüllen sollte und welchen alle Magier abhaken konnten, die diese Kunst der gesteigerten magischen Energie beherrschten. Es handelt sich darum, dem Dämonen zu wiederstehen, der sich gegenüber befindet. Ihm zu wiederstehen und zu gebieten. Es sei an sich kein mächtiger Dämon und eigentlich auch nicht gefährlich. Man konnte ihn in Waffen und Seelensteine Bannen ohne sich dafür groß anstrengen zu müssen. Forderte man den Geist jedoch mit mentaler Kraft heraus, so erkannte man die Macht die der Dämon innehielt, die er zum Glück jedoch nicht von sich aus nutzen konnte. Man musste ihn durch Gedankenkraft dazu anregen, sie auszuspielen, diese eine Trumpfkarte, die er hatte. Hatte man ihn dann unterdrückt, war man so klar im Verstand und eine Barriere wurde gebrochen, die den Geist öffnete wie eine Überdosis Skooma. Das finde ich jetzt aber sehr interessant... diese Kopie hier bringt mir in dem Fall überhaupt nichts. Hier fehlt die Kraft des Dämons... verdammt, ich brauche das Original. Fragt sich nur wie ich da rankomme, jetzt wo die halbe Festung des Klosters von irgendwelchen anführerlosen Gestalten bewohnt wird, die hauptsächlich darauf aus sind, alles und jeden zu töten, der sich der Festung nähert. Ein Meisterdieb müsste man sein... na mal sehen, ob ich da nicht jemanden auftreibe, der mir da helfen könnte... aber für heute werde ich mich schlafen legen. Damit legte er das Buch weg und rollte sich in seinen Umhang ein, einen Beutel als Kissen nutzend schlief er auf dem harten und kalten Felsboden ein.

    Arranges öffnete leicht die Augen und gleißendes Licht fuhr im in den Kopf und schmerzte für den Bruchteil einer Sekunde, bis der Reflex die Lieder wieder zufallen ließ. Dann spürte der Kaiserliche die Kälte, sie war überall und irgendwie war auch alles nass und feucht. Seine ganze Kleidung klebte am Körper, als hätte er stark geschwitzt. Aber schwitzen und Kälte, das kann nicht passen. Um sich tastend setzte sich der Magier auf und öffnete nochmals, diesmal vorsichtiger, die Augen. Alles um ihn herum war weiß. Weiß? Weiß! Es hatte in der Nacht geschneit. Zwar war Arranges nicht eingeschneit, aber der schneident kalte wind, den er jetzt auch auf dem Gesicht spürte, hatte kleinere Mengen zu ihm hereingeweht. Das hat gerade noch gefehlt... jetzt aber schnell weg hier! Der Kasierliche stand auf, zog den nasskalten Umhang enger um den Leib und stapfte durch den fast kniehoch liegenden Schnee zu seiner Satteltasche. Wild wühlte er darin, bis er gefunden hatte, was ihm der Mönch noch mitgegeben hatte. Ein dickes wollenes Unterhemd und ein Paar Fäustlinge. Schnell zog der Kaiserliche die nassen Sachen aus und tat sich mit den trockenen und wärmeren Kleidern an, die er noch dabei hatte, er legte auch die Rüstung bis auf seinen Mithrilpanzer ab... eine der ersten Lektionen, die er gelernt hatte, als er beschloss seinen Studien zuspielend umher zu wandern: Immer Ersatzkleider dabei zu haben und vor allem auch noch etwas warmes, falls man in einen Sturm oder ähnliches geraten sollte... Arranges rollte die Dekce zusammen, klaubte das Buch aus dem Schnee auf und schob es zurück in die Ledertasche. Danach sattelte er seinen Rotfuchs und legte die nassen Kleider darüber, wo sie als eine Art Pferdedecke fungierten. Dann saß Arranges auf und suchte einen Weg aus den Bergen, stehts darauf achtend, dass er irgendwie nach osten kam.

    Wieder war Arranges eine Ewigkeit unterwegs. Er bemerkte die Erkältung schon früh, die ihn im Griff hatte. Kein Wunder. Erst war er eine ganze Nacht in nassen Kleidern in der Kälte gelegen und dann musste er nochmals fast 2 Tage in dieser Schneehölle umherirren, bis sich das Gelände endlich vor ihm auftat und er sogar den schemenhaften Riss des Weißgoldturms zu seiner rechten erkennen konnte, bevor sich wieder ettliche Erhebungen davor schoben. Aber wnigstens war die Landschaft hier jetzt nicht mehr so lebensfeindlich, wie in den Bergen. Die letzten beiden Tage hatte Arranges komplett im Sattel verbracht, da er wusste, dass er die einfache Erkältung nicht überleben würde, wenn er sich nochmals einem solchen Risiko wie in der ersten Nach in den Höhenlagen der Jerallberge aussetzte. Nun war er totmüde und geschwächt. Dann endlich, am Abend des zweiten Tages erblickte der Kaiserliche, wie sich weit vorraus ein dunkler breiter Streifen in Serpentinen einen Hang hochwandt. Na also, ich glaubte schon gar nicht mehr daran, die Straße nochmal wieder zu finden... Obwohl es schon dunkel war, ritt der Kaiserliche weiter. Erst am Straßenrand suchte er sich eine geschützte Stelle in einem Dickicht, wo er sein Nachtlager aufschlug.

    Am nächsten Tag ritt er weiter in Richtung Bruma, also osten. Seine Vorräte waren beinahe aufgebraucht. Nach knapp 2 weiteren Tagen erreichte er die verhältnismäßig kleine Stadt. Müde stieg er vor den Toren ab und führte sein Pferd die letzten Meter. 'Halt, wer da zu so später Stunde?' Rief ihn der Wachmann an und kam näher.
    'Ich bin ein Wanderer, Arranges... mein Name.' Aus seinem Waffengürtel zog er ein kleines Stück Pergament, welches einen älteren und abgenutzten Eindruck machte. Es war als Pass kaum noch zu erkennen.
    'Ach ihr seid es! Nun, ihr braucht mir den Pass nicht zu zeigen, ein Blick auf euer Pferd und eure Rüstung genügt mir. Ihr kennt das ja, Das Pferd komm in die Stallungen und so weiter... ich wünsche einen angenehmen Aufenthalt in Bruma.' Mit diesen Worten ging der Wachmann wieder zurück auf seinen Posten. Ein Assasine, der es sich leicht machen wollte in die Stadt zu kommen könnte es so am besten... ein Mithrielhemd und einen Rotfusch mit einer schiefen Blässe und der Weg wäre frei... vorrausgesetzt der richtige Soldat hat Wachdienst. Grinste Arranges in sich hinein. Dann führte er sein Pferd zu den öffentlichen Ställen der Stadt und nahm sich ein Zimmer.

    Am nächsten Tag ergänzte er seine Vorräte und kaufte sich ein neues Schwert. Das ist zwar nicht wie das Alte, aber immerhin wieder eine Waffe an der Seite, das macht das Reisen doch gleich viel sicherer, vor allem auf der Straße, die ich jetzt entlangreiten werde. Nachdem der Magier Bruma verlassen hatte, schlug er die Straße direkt nach süden ein, welche zur Kaiserstadt führte. Es passierte nichts aufregendes auf dem Weg zum Weissgoldturm. Nach weiteren 2 Tagen vor den Toren der mächtigen Stadt angekommen, führte er seinen Rotfuchs zu den Ställen und ging zum Tor.
    'HALT!' Donnerte ihm der Wachmann in Legionsrüstung entgegen. Zwei breitschultrige baumgroße Gestalten kamen auf Arranges zu, der eine die Hand am Schwertknauf, der andere forderte mit der ausgestrekcten Hand einen Persönlichkeitsnachweis.
    'NAME UND HERKUNFT!' Sagte der Wachmann laut genug, dass es die Knechte in den Stallungen auch noch deutlich hören konnten, obwohl er knapp 2 Meter vor dem Kaiserlichen stand.
    'Gibt es einen bestimmten Anlass, dass die Leute von der Legion neuerdings so bestimmt sind?' fragte der Kaiserliche, während er der Wache den Pass reichte.
    'Halt den Rand, sonst kannst du deinen Pass gleich mit dem Mund zurück nehmen, deine Arme werden bis dahin auf dem Boden liegen!' Sagte der andere, welcher etwas abseits stand. 'Es gab eine Reihe von Morden, nachdem hier die Nachricht eintraf, dass 3 Irre ein ganzes Kloster außeinander genommen haben...' Setzte er nach.
    'So?!' Sagte Arranges und bemühte sich noch ein kleinwenig unauffälliger zu wirken. Zum Glück sah er mit der Mithrilrüstung nicht unbedingt aus wie ein marodierender Räuber. Er wirkte eher vornem und wichtig auf die Wachen, was sie allerdings nicht immer zeigten oder zugaben.
    'ARRANGES HÄÄ... DEN NAMEN HAB ICH DOCH SCHON GEHÖRT!'
    Verdammt...
    'ACHJA, EIN KOLLEGE UND GUTER KUMPEL VON MIR HAT MIR MAL WAS VON DIR ERZÄHLT! ER MEINTE DU WÄRST EIN HARMLOSER WALDLÄUFER!'
    Puhhh...
    'ABER NICHTS DESTOTROTZ MÜSSEN WIR EINE GEPÄCKKONTROLLE MACHEN!'
    Dreck...
    Arranges ließ die Kontrolle über sich ergehen und wurde dann eingelassen.

    Nachdem sich das große schwere Tor hinter ihm geschlossen hatte, machte sich der Kasierliche sofort auf zum Marktviertel. Dort angekommen schaute er eine weile umher und lief einige Male auf und ab, bevor er von einer mächtige Gestalt in eine Seitengasse gewunken wurde. In der Gasse war es dunkel und eng... und es stank nach Fäkalien. am Ende der Gasse wartete ein großer Schatten auf den Magier. Und kaum hatte sich selbiger vor ihm aufgestellt, da begann die massige Erscheinung auch schon mit brodelnder kratzender Stimme zu reden: 'Hast du etwas gelernt aus der Schriftrolle?'
    'Nein, ich musste sie zur Notwehr einsetzten.' Antwortete Arranges voller Demut.
    'Das ist gut, ich weiss über alles bestens bescheid, ich wollte nur wissen, ob du mich nicht anlügst... ich würde sagen, dass du einen großen Fortschritt gemacht hast, indem du diesen Dömonen vernichtet hast, welcher dir allein druch Gedankenkraft sehr zu schaffen machte... Wo ist das Buch?'
    'Welches Buch?'
    'Pass auf! ... Schüler... ich meine das Buch von dem du eine Kopie bekommen hast!'
    'Es liegt immer noch in den Ruinen des Klosters.'
    'Hmmm... dann müssen wir es da herausholen, du brauchst es für deinen weiteren Werdegang.'
    'Ich weiss, die Abschrift bringt mir eigentlich nichts ohne...'
    'So ist es! Dich werde ich dort aber nicht mehr hinschicken, das wird ein Dieb für uns erledigen.'
    Unheimlich...
    'Hier, ich gebe dir nochmal eine Schriftrolle des Lichs, aber dieses Mal achte auf sie, es ist immer sehr mühsam einen Lich in einen Seelenstein zu bannen und dann in Pergament zu prägen...'
    'Jawohl Meister.'
    'Gut, in Skingrad wirst du auf unseren Dieb treffen, sage ihm alles was du weisst und beschreibe das Buch so gut du kannst. Bis zu unserem nächsten Treffen!'
    Und ehe sich Arranges versah, war der Hühne verschwunden, er war einfach weg...

    Mit der neuen Schriftrolle und den Informationen machte sich der Kaiserliche auf nach Skingrad.

  14. #214
    Es regnete. Alexian blickte gen Himmel. Es hatte wieder angefangen zu regnen. Im laufe der letzten zwei Wochen hatte es ungewöhnlich oft geregnet. Andererseits spiegelte der leichte, leise Regen die Stimmung wieder, die im Fort herrschte. Die Legionäre waren angespannt und der Ältestenrat hat die geplante Verstärkung nach Hammerfell verschoben. Außer einigen kleinen Skamp-Angriffen war nicht sonderlich viel passiert. Jedoch konnte keiner den ersten großen Daedra-Ansturm vergessen, bei dem fast die Hälfte der Legionäre getötet wurde.

    Jetzt jedoch schickte der Hauptmann sie auf ein großes Feld vor dem Fort. Er wollte die Daedra zu einem Feldkrieg provozieren. In einer geschlossenen Kolonne marschierten sie aus dem Lager. Neben Alexian stand Ardor, der im Gegensatz zu den anderen Legionären nicht wirklich Nervös wirkte. In den letzten Tagen schien er, als ob er ahnte, dass der Hauptmann vorhatte, sie auf das Feld zu schicken und somit all ihre Vorteile wegzuwerfen. Allerdings fiel ihnen auf, dass die Kavallerie und einige Kohorten fehlten. Sie waren bereits am Vorabend aus dem Lager ausmarschiert. Es hatte zwar eine kleine Unruhe unter den übrigen Legionären ausgelöst, die sich jedoch auf Grund eines hart eingreifenden Leutnants wieder beruhigt hatte. Jetzt stapften sie durch den Matsch auf eine kleine Lichtung zu. Vorne standen Legionäre, die eine leichte Rüstung im Stil der östlichen Provinzen trugen. Sie hatten einige Wurfspeere, kurze Stahlschwerter und Turmschilder, die ihren ganzen Körper verdeckten. Hinter ihnen standen die gewöhnlichen Legionäre, darunter Alexian und Ardor. Hinter ihnen standen kleine Söldnertruppen, die der Hauptmann gekauft hatte. Es waren grimmige Nords und Rodwardonen in verschiedenen schweren Rüstungen mit hoher Qualität, die ihre Äxte, Keulen und Schwerter ungeduldig hin und her schwangen. An den Flanken ritten der Hauptmann, sein Stellvertreter und einige Leutnants hin und her.

    Elijah und die anderen Kampfmagier standen weit hinten vor den Bogenschützen. Sie hatten mittlerweile den Hügel passiert, den sie vor ihrer Ankunft runtermarschiert sind und hinter dem die abgelösten Legionäre verschwunden waren. „Sie wussten, wovon sie sprachen“ ging es Alexian durch den Kopf. Jetzt hatten sie die Lichtung erreicht und die Sergeant gaben den Befehl zum halten. Die Legionäre dröhnten ein kurzes „HA!“ und hielten an. Der Hauptmann ritt mit seinem Gefolge an die Spitze der Kolonne und fing an zu reden: „Legionäre! Ich weis dass im Laufe unseres Aufenthaltes viele von uns ihr Leben lassen mussten! Und ich weis auch, dass ihr verunsichert seid, weil wir gegen einen Feind kämpfen müssen, der uns an Ausrüstung und an Zahlen hoch überlegen ist! Und ich weis, dass der Ältestenrat uns weder anhört, noch Verstärkung schickt! Aber merkt euch: Wir … Kämpfen für unser Land: Für Cyrodiil! Und wir kämpfen für die Provinzen! Für ganz Tamriel! Ich gebe zu, die Daedra sind ein mächtiger Feind, doch wir dürfen keine Angst zeigen! Wir haben uns einmal überrennen lassen, last uns diesen Fehler nicht wiederholen! Oder wollt ihr, dass sie unsere Häuser, unsere Dörfer und unsere Städte niederbrennen? Wollt ihr zulassen, dass sie unsere Familien und auch die der anderen abschlachten? Wollen wir, dass unsere ganze Welt ein zweites, gigantisches Kvatch wird? Ihr kennt die Antwort: NEIN!!! Also, last uns diesem Abschaum auf Nirn begrüßen und zeigen, dass wir keine Furcht haben, und denkt daran: Mut ist Zahlen überlegen!!!

  15. #215

    Vvardenfell-Distrikt, Westspalte, Shulk-Eiermine

    Der Rothwardone schien nicht ausgiebig gebetet zu haben, zumindest schienen die Götter kein Einsehen mit ihm zu haben und ließen ihn die Prozedur bei vollem Bewusstsein miterleben. Erst nach dem Tarrior mit der „Befragung“ fertig war, fiel der Kopf des Mannes auf seine Brust und rührte sich nicht mehr. Die verspätete Bewusstlosigkeit ersparte diesem damit aber zumindest die bestimmt grauenvollen Folgeschmerzen. Der Dunmer besah sich seine Hände. Unter den Nägeln hatten sich verkohlte Hautreste festgesetzt, die langsam mit dem trocknenden Blut zu einer schwarzen Masse erstarten. Frisches Blut war über seine Finger und Teile seiner Hand gelaufen und begann ebenso zu trocknen. Wäre diese angenehme Befriedigung, die er dieser gerechten Bestrafung dem Söldner gegenüber empfand, nicht, so würde er sich jetzt vor sich selbst ekeln, doch so tat er es nicht. Er atmete schnell. Sein Puls hatte sich beschleunigt. Glückshormone waren durch seinen Körper gerauscht und hatten seine Erregung mit jedem Schrei wachsen lassen. Oft passierte es, dass sich sein Leib damit der Kontrolle seines Verstandes entzog. Er gab sich nicht gerne so hin, er liebte die Kontrolle, aber irgendwie konnte und wollte er sich auch nicht gegen diese Gefühle wehren. Er war gewiss niemand der viel für Ehre oder etwa gute Taten übrig hatte, aber er wollte sich auch nicht unbedingt als böse oder grausam bezeichnen. Manchmal überkam es ihn einfach und diesmal, wie auch in anderen Momenten, hatte er es durchaus genossen. Doch schämen tat er sich auch nicht. Er schüttelte den Kopf und streifte diese Gedanken ab.

    Schließlich hatte die vorgenommene „Befragung“ ja dem Zweck dienen sollen, Informationen zu erhalten. Leider war der Rothwardone zwar gesprächig gewesen, aber leider nicht im Bezug auf das gefragte Thema. Er wusste kaum etwas zu berichtigen, nur Dinge die Tarrior entweder kannte oder sich zumindest schon selbst hatte zusammen reimen können. Zum Einen berichtete er, dass er nur mit dem Diener ihres wahren Auftraggebers, den er nicht kannte, zu tun gehabt hatte und zum Anderen schilderte er dann im Einzelnen den Überfall. „Welch Verschwendung von kostbarer Zeit“: dachte er und wusch sich die Hände in einem Fass mit Wasser. Ein paar der Minenarbeiter brachten den Bewusstlosen nach draußen. Als sie jedoch einen anderen Söldner herbeischaffen wollten, hielt der Dunmer sie zurück. „Vermutlich hätte es keinen Sinn einen dieser einfältigen Rothwardonen zu befragen. Ich muss mit diesem Abschaum von einem Söldnerhauptmann sprechen“: überlegte Tarrior. Er schritt die gefesselten Söldner ab und in den Blicken mancher, die sich wohl das erste Mal in einer unterlegenen Situation befanden, glaubte er Angst zu erkennen. Die Schreie des Mannes, den er gefoltert hatte, mussten wahrscheinlich auch hier in der großen Höhle zu hören gewesen sein. Innerlich lachte Tarrior. Die Männer taten ihm kein Stückchen leid. Sie hatten gemordet und zwar für Gold. Dazu kam noch, dass ihre Opfer nur einfache Bergleute ohne jede Chance gewesen waren. Und nachdem, was er in der Befragung erfahren hatte, hatte der Überfall zu Anfang einem Schlachtfest geglichen, bis sie sich dann endlich gesammelt und die Überlebenden zusammen getrieben hatten. Für ihre Taten würde man sie in Balmora hängen, da war er sich ziemlich sicher. Doch was nützte das schon, ohne den wahren Drahtzieher gefasst zu haben. Er blieb vor dem Anführer der Söldner stehen. Dieser war immer noch bewusstlos und atmete recht unregelmäßig. Die Wunde war zwar versorgt, aber sie war alles andere als harmlos gewesen. Eigentlich war es sowieso ein Wunder, dass der Rothwardone noch lebte. „Der wird mir so schnell wohl nichts erzählen“: dachte Tarrior resignierend. Er wandte sich ab und lenkte seine Aufmerksamkeit stattdessen auf das Zelt, dass der Söldnerhauptmann sich hier in der Höhle hatte aufstellen lassen. Womöglich fand er ja dort ein paar erste Hinweise auf die Identität des mysteriösen Strippenziehers. „Ruft mich sofort, wenn er aufwacht“: befahl er einem der Bergleute und zeigte auf den bewusstlosen Anführer. Der Mann nickte kurz und fuhr damit fort, Ordnung in das Chaos zu bringen, das die Söldner in der großen Aufenthaltshöhle angerichtet hatten. Er selbst betrat währenddessen das Zelt.

    Es bestand aus groben einfachem braunen Zeltstoff ohne besondere Musterung, sah man mal von etlichen Flecken ab. Tarrior wollte lieber nicht wissen, woher diese stammten. Der Eingang wurde durch eine Art Vorhangtuch verdeckt. Als er es zur Seite geschoben hatte, begrüßte ihn das warme Licht dreier Laternen. Zwei hingen an einigen Holzstreben, die die Dachkonstruktion des Zeltes hielten und die Dritte stand auf einem kleinen Tischchen, aus grob zusammen gezimmerten Brettern. Ein kleiner Schemel diente neben einem fein geschnitzten kaiserlichen Stuhl als Sitzgelegenheit. Das Zelt war geräumiger, als es von außen den Anschein gehabt hatte, denn es bot ebenso noch Platz für ein Feldbett und eine Holzkiste mit Schloss. Doch dieses würde kein besonderes Problem darstellen, denn den Schlüssel hatte Tarrior auf dem Tisch ausgemacht. Ebenso wie etwas Anderes, das seine Aufmerksamkeit besonders erregte. In der ungefähren Mitte, zwischen dem Schlüssel, einem kleinen Haufen Draken, einer Schreibfeder und einem umgekippten Tintenfass, befand sich ein in grobes Leder eingeschlagenes Buch. Tarrior strich mit der Hand darüber. Es konnte nicht wertvoll sein, denn das Leder war bloß von geringer Qualität und schlechter Verarbeitung und sollte wohl allein das Papier vor schädlicher Witterung schützen. „Perfekt für ein Tagebuch“: dachte er. Mit etwas Glück fand er darin schon die meisten Antworten auf seine Fragen und wäre damit nicht auf die „Hilfsbereitschaft“ des Söldnerhauptmannes angewiesen. Ein Grinsen stahl sich auf seine Lippen. Er nahm das Buch zur Hand und schlug es auf und blätterte ein paar Seiten vor. Der Eintrag, den er zufällig aufschlug, war von vor drei Jahren. Scheinbar hatte der Söldner konsequent Buch geführt. Nebst einigen persönlichen Gedanken, über Selbstverherrlichung betreffs einer Vielzahl an ••••n und Liebschaften, fanden sich detaillierte Aufzeichnungen über Aufträge, Art und Menge der Belohnung und natürlich der getöteten Gegner, einschließlich erbeuteter Ausrüstung. Und so wie Tarrior es einschätzte, hätte man zwischen dem Tagebuch dieses Söldners und dem eines Räubers kaum einen Unterschied gesehen, sah man mal von ein paar legalen Aufträgen ab, ging es in den meisten Fällen um Raub, Mord, Entführung, Überfall oder Kampf und Gemetzel. „Ein wahrer Sonnenschein“: befand der Dunmer zynisch. Besonders fiel ihm auch die Schrift ins Auge. Sie wirkte zwar kräftig und gefestigt, aber die Buchstaben sahen irgendwie gezwungen aus. Der Mann schien so seine Probleme mit dem Schreiben zu haben. Doch dann erinnerte sich Tarrior an die prankengleichen Hände des Rothwardonen mit denen es eigentlich ein Wunder war, dass er die Schreibfeder überhaupt richtig halten konnte. Er blätterte weiter.

    Seine Einschätzung bestätigte sich. Nebst einer überschwänglichen Selbstbeweihräucherung war es vor allem eine fast schon peinlich genaue Statistik über Schandtaten oder Blutdurst des Hauptmannes oder der Truppe im Allgemeinen. Ab und an hatte es zwar auch Stellen eines Reiseberichts, aber großteilig drängte sich einem das Wort „Todesstatistik“ regelrecht auf. Daher überblätterte er die meisten Seiten oder überflog sie nur kurz, denn schließlich hatte es für ihn keinen Sinn, sich länger damit zu beschäftigen. Erst als er die letzten beschriebenen Seiten erreichte, begann er wieder genauer nachzulesen. Vor allem ein Eintrag der auf Balmora vor ein paar Wochen datiert war, ließ ihn innehalten und er begann zu lesen.

    Wir sind gerade in Balmora angekommen. Nebel liegt über der Stadt und die Luft ist noch sehr kalt, dennoch ist alles friedlich. Die daedrische Bedrohung scheint im Bewusstsein der Bevölkerung noch nicht ganz angekommen zu sein, obwohl der Rat die Stadt bereits befestigen lässt. Ich werde diesen feinen Ratsherren unsere Dienste anbieten. Wer, wenn nicht wir, könnte diese Stadt besser sichern. Für einen entsprechenden Goldpreis versteht sich.

    Ich kann es nicht fassen. Diese Ratsherren besaßen doch tatsächlich die Frechheit uns wieder wegzuschicken. Wir sollten uns doch bitte an der deadrischen Front am Zugang zu den Aschländern melden, wenn wir helfen wollten. Ihre Krieger würden Balmora verteidigen. Gerade deren Krieger sollen diese Stadt sichern, dass ich nicht lache. Mögen die Deadra diese dummen Dunkelelfen und ihre Stadt brennen lassen. Ich weis noch nicht was wir machen. Ich werde erstmal mit den Männern einen oder zweidutzend trinken gehen.

    Ein Lichtblick am Horizont gerade war ein Mann hier in die Südwall-Taverne gekommen. Er war gewiss keiner von diesem Gesindel, das sich hier sonst rum treibt. Dazu trug er schon allein zu feine Kleidung. Und mit seinem höflichen Herumgehampel machte er sich auch noch zur Lachnummer der ganzen Taverne. Tatsächlich war er jedoch auf der Suche nach uns. Er erzählte, dass er eine Gruppe Söldner suche, die hier abgestiegen sei. Ich nahm ihn mir zur Seite und er erklärte mir, dass er für jemanden arbeite, der einen Auftrag für uns hätte. Nach seiner Aussage wäre ne Menge Gold drin, wir dürften nur keine Skrupel haben. Skrupel sind was für Schwächlinge, also schlug ich ein. Der Mann verschwand daraufhin. Ich soll ihn in einer Stunde bei einer der Anlegestellen unten am Fluss treffen. Am besten mache ich mich jetzt auch los, nicht das ich mich noch verspäte.

    Jetzt bin ich schlauer. Dieses Dunkelelfengesindel hat nur bestätigt, was ich sowieso schon wusste. Sie sind wohl doch alle hinterhältige Halsabschneider. Der Auftrag würde doch tatsächlich darin bestehen, eine Mine im Süden von Balmora zu überfallen und die Stadt von der Versorgung abzuschneiden. Scheinbar hatte sein Arbeitgeber vor, sich dadurch politische Vorteile zu verschaffen. Man bedenke mitten während dieser Krise. Aber es sollte mir Recht sein. Warum sollte man einer legalen aber gefährlichen und nur mittelmäßig bezahlten Aufgabe nachgehen, wie die Deadra auf offenem Feld zu bekämpfen, wenn man eine wirklich einfache Aufgabe haben konnte, die dazu noch fürstlich bezahlt werden würde. Skrupel sind etwas für Schwächlinge. Ich habe zugesagt. Ich werde mich Morgen dann mit unserem eigentlichen Auftraggeber treffen um die Einzelheiten zu besprechen. Jetzt werde ich erstmal noch ordentlich zechen und mich dann aufs Ohr hauen.

    Der Tag ist gekommen. Ich werde mich gleich mit diesem Diener treffen. Er wird mich dann zu seinem Meister bringen. Wenn ich mal von der Kleidung des Dieners auf das Vermögen seines Herren schließe, dann muss dieser gut begütert sein. Und wenn er uns nun doch keinen Auftrag geben will, können wir ja immer noch ihn ausplündern und dann zu den Redoranern weiterziehen. Wir werden sehen. Ich treffe mich wieder mit ihm an der Anlegestelle.

    Man glaubt es kaum, aber mit meiner Einschätzung hatte ich Recht. Dieser Kerl ist wirklich sehr begütert. Scheinbar ist er ein Adliger und besitzt zudem noch ein kleines Anwesen. Zudem unterhält er sich gewisses Personal. Zumindest wird er wohl seine Lohnversprechen auch wahr machen können. Ich war mit dem Diener, in einer dieser kleinen Nussschalen der Dunmer, den Odai hinunter gefahren und irgendwann am Meer heraus gekommen. Dann hat er das Boot zu so einem schmuddeligen Pfahldorf in den Sümpfen gesteuert. Im Anschluss mussten wir noch ungefähr eine Stunde durch den ekelhaften Morast laufen, als plötzlich zwischen zwei Hügelkämmen ein Torbogen auftauchte. Dahinter lag das Anwesen. Ich hatte da schon ganz die Orientierung verloren. Auf jeden Fall bewirtete der Hausherr mich sehr großzügig, als wir die Einzelheiten des Überfalls besprachen. Das Ziel trug den Namen Shulk, war eine Eiermine und war südlich von Balmora in der Nähe des Odai zu finden. Ziel war es die Produktion zu stoppen, also die Minenarbeiter von der Arbeit abzuhalten und die Eierlieferungen nach Balmora zu stoppen. Und das Beste, es gab keine Wachen und mit diesem Wühlrattenpack würden ich und die Männer schon den Boden wischen. Und ich konnte es gar nicht glauben, aber dieser reiche Sack taxierte die angebotene Belohnung wirklich großzügig. Fünfhundert Goldstücke für mich und je vierhundert für jeden der Männer. Und natürlich steht mir als Anführer bei jedem Pro-Kopfbetrag noch einmal ein Viertel zu. Nur dafür die Produktion eine Weile zu unterbrechen, ein wirklich großzügiger Preis, aber ich habe natürlich nicht widersprochen. Ich werde gleich die Männer informieren gehen. Ich bin gerade erst wieder angekommen. Denn den Rückweg musste ich doch tatsächlich laufen – eine Frechheit. Das Gold bügelt sie aber schon irgendwie aus.


    Tarrior verfolgte die Eintragungen mit großem Interesse. Manches hatte er schon zuvor gewusst, obwohl die Hintergründe nun langsam etwas klarer wurden. Scheinbar intrigierte einer der Adligen gegen den Rat von Haus Hlaalu. Er musste gedanklich den Kopf schütteln. Wie konnte man in einer Situation, wie der in der sich das Haus gerade befand, nur an politische Macht- und Intrigenspielchen denken. Es war ihm unbegreiflich. Er selbst genoss seinen Reichtum und hatte auch nicht unbedingt etwas gegen Ausbeutung, aber hier versuchte sich jemand während einer Krise wohl noch mehr Reichtum zu sichern, als er ohnehin schon besaß und das alles auf Kosten ihrer Sicherheit. Waren die Vorräte erst einmal aufgebraucht, wären sie insbesondere auf die in Vielzahl vorhandenen und nahrhaften Eier zur Versorgung der Bevölkerung angewiesen, ansonsten würde sie keine Belagerung durchstehen. Hier wurde ganz eindeutig mit dem Leben der ganzen Stadt gespielt. Und das gefiel Tarrior gar nicht. „Leider hatte der Söldnerhauptmann den Namen des Adligen nicht vermerkt“: stellte der Dunmer unzufrieden fest, als er weiter las. In den nächsten Eintragungen erging sich der Rothwardone ausschließlich in fast schon ekelerregend genauen Beschreibungen des Überfalls. Über das Töten von Minenarbeiter, das Quälen und Töten von hilflosen Kwama-Arbeitern, das Zerstören von Eierkolonien und das schlussendliche aufschichten und stellenweise Verbrennen der Kadaver. Der Anführer schien bei allen Gelegenheiten zu gegen gewesen zu sein. Es stand sogar etwas über die Späher, die Junai der Minenverwalter losgeschickt hatte, darin. Alles schien gut gelaufen zu sein, wie Tarrior das beurteilte, bloß vor zwei Wochen fingen scheinbar die Probleme an.

    Es ist doch nicht zu fassen. Schon drei Wochen sind seit unserem geglückten Überfall vergangen und dieser aufgeblasene Dunkelelf hat uns immer noch nicht das versprochene Gold überbracht. Die Männer werden langsam unruhig. Sie langweilen sich, weil sie nichts zu tun haben und wollen endlich ihr Gold haben. Ich kann es ihnen nicht verdenken, denn mir geht es genauso. Ich möchte auch endlich diese wunderschönen, glitzernden Münzen in meinen Händen halten und natürlich endlich mal wieder einem ebenbürtigem Gegner den Schädel mit meiner Axt spalten.

    Seltsame scharrende Geräusche im Halbdunkel. Die Männer sind nervös. Sie befürchten die Strafe eines Gottes für den Mord an den Minenarbeitern. Abergläubisches Gesindel. Das ist nur der Fels der sich im Berg verschiebt. Die gefangenen Minenarbeiter sind ruhig, aber werden wohl bald verhungern, wenn wir die Mine noch etwas länger besetzen. Aber das ist nicht mein Problem. Ansonsten keine Vorkommnisse.

    Sie kamen heute Nacht. Ich hatte mich getäuscht. Nicht der Fels, sondern die Kwama verursachten die Geräusche. Eine Flut von Gewürm und Kriegern brandete durch die Wände in die Höhle. Wir kämpften sie nieder und trieben die Verbliebenen in die Tiefen der Mine zurück. Ihre Kadaver und ekelhafte Sekrete und Insektenblut bedecken den Höhlenboden. Man kann kaum gehen ohne gleich zu rutschen und sich den Hals zu brechen.

    Die Dunkelheit und Ruhe machen uns mürbe. Die Kwama wären eine nette Abwechslung gewesen, doch nach dem Angriff konnte kaum einer mehr schlafen. Die Meisten verbrachten die Nacht wach. Ich fühle mich noch zerschlagener als vorher. Ich lasse die Männer sich jetzt beim Wachdienst draußen abwechseln, sonst drehen sie mir hier noch durch. Ich würde unseren Auftraggeber umgehend zur Rede stellen, doch ich kann hier nicht weg. Ich habe Angst, dass sie sich noch gegenseitig die Schädel einschlagen. Auch ich brauche endlich mal wieder einen richtigen Kampf... und Schlaf. So müssen wir wohl auf den Abgesandten warten.

    Ich habe ein paar der Minenarbeiter raus gelassen und sie angewiesen den Höhlenboden zu säubern. Der Gestank treibt mich langsam in den Wahnsinn. Eine dieser frechen dunkelelfischen Wühlratten hat doch tatsächlich die Dreistigkeit mich zu warnen, dass dies nicht der einzige Angriff der Kwama bleiben würde. Die Kreaturen wären nur mit den Minenarbeitern vertraut und würden sie deshalb nicht angreifen, aber wir wären Fremdkörper, die sie aus ihrem Nest entfernen würden. Lächerlich. Diese dummen Tiere werden zuviel Angst haben um nochmals anzugreifen. Schließlich wer fürchtet sich nicht vor uns. Ich hoffe jedoch, dass der Diener bald mit dem Gold kommt. Einige Männer protestieren bereits. Zwar hinter meinem Rücken, aber ich bin mir sicher, dass sie darüber nachdenken mich abzusetzen, doch das werde ich nicht zulassen.

    Es kann doch nicht die Möglichkeit sein. Dieser verfluchte Dunkelelfenhund hatte doch tatsächlich Recht. Jetzt haben uns die Kwama schon zwei weitere Male überfallen und immer nachts. Das kann kein Zufall mehr sein. Ich wittere eine Verschwörung. Die Männer haben sich inzwischen daran gewöhnt und können danach weiterschlafen. Aber warum ich nicht? Sicherlich gibt es einen unter ihnen, der meine Führung anzweifelt. Ich bin mir sicher. Er muss die Angriffe verursachen um mich mürbe zu machen. Doch das wird ihm nicht gelingen! Wann kommt endlich der verfluchte Diener mit dem Gold?

    Ich habe aufgehört zu schlafen. Ich kann niemand mehr trauen. Ich wittere Verrat hinter meinem Rücken. Die Angriffe der Kwama haben zwar nachgelassen, finden aber immer noch stetig statt. Langsam macht es auch keinen Spaß mehr diese dreckigen Kreaturen mit meiner Axt zu zerschlagen. Die Angriffe müssen endlich aufhören. Am besten töten wir die Königin. Das wird die sicherste Lösung sein. Am liebsten würde ich unseren Auftraggeber aufsuchen und das Gold aus ihm heraus prügeln, aber das ist bestimmt ihr Plan. Ja sie warten nur darauf, dass ich die Mine deswegen verlasse und schon übernehmen sie die Kontrolle über die Truppe. Das werde ich nicht zulassen. Am Besten ist, ich schicke einen der Aufrührer. Bestimmt sind es die, die am meisten tuscheln. Denn ganz sicher reden sie über mich!

    Endlich! Ich habe seit langem wieder geschlafen. Wir haben die Königinnenkammer verriegelt und die hinteren Teile der Mine zum Einsturz gebracht. Das sollte diese Brut aufhalten, aber wenn wir hier nicht bald rauskommen, werde ich dieses verfluchte Biest wirklich noch töten lassen. Mir ist egal ob unser Auftraggeber sie lebend haben will. Ich habe bald genug von diesen ständigen Angriffen. Außerdem will ich endlich wieder einem anständigen Gegner gegenüberstehen. Oh ich erfahre gerade, dass der Diener unseres Auftraggebers eingetroffen ist. Hoffentlich hat er gute Nachrichten, ansonsten wird er es bereuen.

    Dieser verfluchte Hund von einem arroganten Dunkelelfen. Was fällt diesem Pack einfach ein? Schließlich sind wir nicht irgendwelche schwächlichen Kaiserlichen oder Bretonen mit denen man umspringen kann, wie man will. Wir sind Rothwardonen. Die stärksten und wildesten Krieger von ganz Tamriel! Doch was erdreistet sich dieser Kerl. Wir sollen weitere Wochen hier in dieser verfluchten Mine ausharren, da der Rat den Minenverwalter immer noch nicht abgesetzt hat. Und natürlich sollen wir das Gold erst bekommen, wenn das geschehen ist. Natürlich habe ich mehr Gold für die längere Wartezeit verlangt, aber dieser kleine aristokratische Speichellecker hat das ausgeschlossen. Aber ich kann jetzt auch all jenen sagen, die meinen ich hätte keine Selbstbeherrschung, dass ich diesen frechen Kerl dafür nicht gleich erschlagen habe. Wir werden noch die geforderten Wochen ausharren, aber keinen Tag länger! Und wenn sie dann das Gold nicht herausrücken wollen, dann werden wir es uns holen. Seine Leibwächter können diesem Fürst R….


    An dieser Stelle endeten die Aufzeichnungen. Tarrior war sich sicher, dass der Rothwardone davor stand, den Namen seines Auftraggebers aufzuschreiben und im selben Moment war er fast schon soweit sich gedanklich selbst zu verfluchen. „Natürlich! Wahrscheinlich haben ich und die Arbeiter genau in dem Moment angegriffen, als er gerade bei den Eintragungen war“: dachte er und musste den Kopf schütteln. Es hätte alles so einfach sein können, hätte der verfluchte Söldner, den noch verfluchteren Namen einfach aufgeschrieben. Doch noch bevor er sich oder das Schicksal oder das langsame Schreiben des Söldnerhauptmannes verantwortlich machen konnte, trat jemand in das Zelt ein. Tarrior erschrak kurz und wandte sich dann um, um mit hochrotem Kopf und bösem Blick in das Gesicht eines der jungen Minenarbeiter zu schauen. „Verzeiht die Störung Serjo. Ihr wolltet doch erfahren, wenn der Gefangene wieder ansprechbar ist“: berichtete der Mann, schluckte schwer und wandt sich unter den Blicken, scheinbar wie ein gequälter Hund. Tarrior beeilte sich einen friedlicheren Ausdruck aufzusetzen, schließlich war er nicht auf den jungen Mann oder die Störung böse. Augenblicklich entspannte sich der Arbeiter unter dem sanfteren Ausdruck. Tarrior seufzte. „Es wird mir wohl nichts anderes übrigbleiben, als den Namen aus diesem Söldnerschwein herauszukriegen“: murmelte Tarrior, als sie das Zelt verließen und auf die Gefangenen zu hielten.

  16. #216
    Jeren wachte am frühen Morgen auf. Es war noch dämmrig und regnete. Er hasste Regen, denn bei Regen verkrochen sich die meisten Tiere. Für diese Jahreszeit war es erstaunlich kalt, doch zum Glück hatte er seine Rüstung von innen mit Fellen ausgepolstert. Jeren nieste. "Nicht das ich jetzt noch krank werde, das kann ich grad gar nicht gebrauchen". Da der Regen das Feuer bereits ausgemacht hatte, verzichtete er auf ein ausgiebiges Frühstück, packte sogleich sein Lager und brach auf. Stattdessen kramte er ein bisschen in seinem Rucksack rum bis er einen Apfel fand und biss genussvoll rein. Dann holte er seine Karte aus dem Gürtel und schaute was heute zu tun war. Er entdeckte ein kleines Dorf in der Nähe. Wolfsheim hieß es. "Passt ja", dachte sich Jeren, dann nahm er seinen Rucksack ab und überprüfte seinen Vorrat."Ich hab zu wenig Felle. Und Fleisch muss ich auch noch besorgen. Und mir gehen langsam die Pfeile aus. Und warum fällt mir das eigentlich jetzt erst auf?", dachte sich Jeren noch, dann biss er noch einmal in seinen Apfel und ging los.
    Nach einem kurzem Marsch entdeckte Jeren einen hohen Baum und machte sich auf den Weg diesen sogleich zu besteigen. Dafür verwendete er ein Seil, das er sich kürzlich aus Tiersehnen und Pflanzen gemacht hatte. Da das einmal schief ging, er vom Baum fiel und sich das Bein brach, ging Jeren aüßerst vorsichtig zu Werk. Er schlang das Seil einmal um den Baum und seine Taile, stemmte sich mit beiden Beinen so gegen den Baum, dass das Seil vollends gespannt war und begann mit dem Aufstieg. Weiter oben entdeckte er einen jungen Wolf. Er war alleine, was eigentlich ziemlich ungewöhnlich war, deshalb konnte Jeren es riskieren ihn vom Baum aus anzugreifen. Er versicherte sich, dass das Seil nicht reißen würde, dann nahm er seinen Bogen vom Rücken einen Pfeil, der zufällig einen Wolfszahn als Spitze hatte, spannte den Bogen, zielte kurz und ließ los. Die Luft sirrte und kaum eine Sekunde später lag der Wolf tot auf dem Boden. Jeren wartete noch einen Moment, falls doch noch andere Wölfe ankommen würden, dann machte er sich an den Abstieg. Beim Wolf angekommen machte er die übliche Prozedur: Er zog ihm das Fell ab, schnitt sein Fleisch ind Stücke und wickelte es in Stoffstreifen, dann entfernte er Zähne und Krallen. Am Ende blieben kaum mehr als Knochen mit nicht verwertbarem Fleisch.
    "Wird kaum reichen", dachte Jeren noch, als er plötzlich Unterholz brechen hörte. Seine schnellen Reflexe, die er in den 9 Jahren im Wald entwickelt hatte, waren seine Rettung, denn kaum hatte er das Geräusch gehört, lag ein gespannter Bogen in seiner linken Hand. Es war ein Braunbär, eher selten in dieser Region, doch das interessierte Jeren im Moment recht wenig. Er hatte keine Zeit zum Zielen, da der Bär recht nah war, so traff er statt Kopf nur den Arm des Bären. Das änderte nichts daran, dass der Bär schmerzerfüllt aufbrüllte und seinen Lauf verlangsamte. Jeren reagierte schnell: Er musste Distanz gewinnnen, im Nahkampf wäre der Bär trotz verletztem Arm überlegen. So lief er auf einen Baum zu und wagte ein riskantes Manöver. Er zog das Seil, warf das eine Ende mit Schwung um den Baum, fing es wieder auf und versuchte hochzukommen. Er musste sich beinnahe waagerecht legen, damit das Seil gespannt genug war, um ihm beim Aufstieg zu helfen. Dann "rannte" Jeren den Baum hoch. Der Bär war am Baum angekommen, doch konnte er Jeren nicht folgen, so versuchte er nur den Baum unzustoßen, für Jeren's Glück, mit wenig Erfolg. Jeren, der mitlerweile auf dem höchsten Punkt angekommen war, dachte nur daran, dass der Tag mit einem Apfel begonnen hatte und es deshalb klappen musste. Er ließ das Seil los und zog im Fall einen Pfeil und spannte den Bogen, den er immernoch in der Hand hielt. Er hatte gerade noch genug Zeit zum Zielen und Los lassen, da kam er mit den Beinen auf dem Kopf des Bären auf, der mit einem Pfeil im Kopf bereits tot war, und sprang ,sein Kurzschwert ziehend, auf den Boden . Als der Bär umfiel, wusste Jeren, dass er mehr Glück als Verstand hatte(was bei einem Bretonen zugegebener Maßen sehr schwer zu erreichen war).
    Geändert von Dark Brother 94 (10.01.2010 um 21:54 Uhr)

  17. #217

    Vvardenfell-Distrikt, Westspalte, Shulk-Eiermine

    „Ich spucke auf euch Dunkelelfenpack. Ihr seid ehrlose Feiglinge. Ich reiße euch eure kleinen schmalen Köpfe ab!“: war das erste das Tarrior hörte, als er näher kam. Der Söldnerhauptmann erging sich scheinbar schon seit er erwacht war, in einer Tirade von Flüchen und Beschimpfungen. Tarrior kümmerte das wenig. „Sagt der Feigling der einen Überfall gestartet und dutzende wehrlose Minenarbeiter erschlagen hat, ohne das das nötig gewesen wäre“: stellte der Dunkelelf provokativ gegenüber dem Mann fest. Als dieser begriff WER ihm gegenüberstand, begann er sich zu winden und mit den Armen die Fesseln zu strecken. Einen Augenblick lang hatte der Dunmer die Befürchtung dem Muskel bepackten Rothwardonen würde das Wunder gelingen, die Fesseln zu zerreißen. Glücklicherweise blieb es bei dem Versuch. Er versuchte sich seine kurz aufgekommene Verunsicherung nicht anmerken zu lassen. „Ich an deiner Stelle würde mich nicht allzu heftig bewegen. Unter dieser Belastung könnte die große Wunde wieder aufbrechen. Es grenzt überhaupt schon an ein Wunder oder an ziemliches Glück, das wir die Blutung hatten stillen können. Das Glück sollte man nicht herausfordern, womöglich stirbst du, wenn sich die Verletzung erneut öffnet“: gab er mit kalt klingender Stimme zu bedenken. Tatsächlich aber machte er sich wirklich Sorgen. Das letzte was er gebrauchen konnte, wäre das der Söldner ihm unter den Händen wegstarb, denn dann würde er den Strippenzieher im Hintergrund nie entlarven. Seine Warnung schien Erfolg gehabt zu haben und der Mann verlegte sich darauf, ihn böse und vernichtend anzustarren. Tarrior konnte die Mordlust in den Augen des Mannes sehen und die von ihm verströmte Wut und den Zorn fast schon körperlich spüren. Er hatte ihn besiegt und gedemütigt. Der Rothwardone reduzierte seinen Lebenssinn auf den Sieg im Kampf, den ihm entgegengebrachten Respekt bzw. die Furcht und natürlich die Dominanz über Andere. Tarrior musste im Moment alles verkörpern, das er vernichteten wollte. Der Dunmer zuckte instinktiv die Schultern über diese Gedanken. Die Geste schien auf die Beobachter jedoch nur verwirrend zu wirken.

    „Hör auf mich anzustarren! Sag mir was du willst, du dunmerischer Hund!“: schrie der Rothwardone ihn an. Erst jetzt wurde ihm bewusst, dass er den Söldner angestarrt haben musste. „Wisst ihr es gibt da einige offene Fragen, die ich habe und die ich auch geklärt haben möchte. Ich habe bereits mit einem eurer Männer gesprochen, in der Hoffnung er könne mir etwas erzählen. Zunächst war er nicht sehr kooperativ gewesen, aber ich konnte ihn „überzeugen“ (das überzeugen betonte er besonders stark) und danach sang er wie ein Vögelchen. Bloß schien er nicht die gewünschten Antworten auf meine Fragen zu besitzen. Und ich nehme an, dass auch die Anderen diese Antworten nicht haben werden. Und genau aus diesem Grund möchte ich nun mit dir sprechen...“: erklärte er dem Söldner ruhig, aber nicht ohne eine Spur von Überheblichkeit mitschwingen zu lassen, doch dieser unterbrach ihn urplötzlich. „Natürlich wollt ihr das!“: rief er aus und lachte lauthals. „Glaubt ihr ich würde euch etwas erzählen? Dann seid ihr noch dümmer, als wofür ich euch sowieso schon hielt. Und wenn ihr glaubt meine Zunge mit Folter lösen zu können, seid ihr noch arroganter, als ich euch sowieso schon einschätzte. Ihr wisst nicht was Schmerz ist“: spottete der Söldnerhauptmann, doch der letzte Satz war erfüllt von einem äußerst bitteren Ernst. Angestachelt durch den Widerstand ihres Anführers begannen auch die anderen Gefangenen langsam aufmüpfig zu werden. „Ja ihr brecht uns nicht“: sagte der, der direkt neben dem Anführer saß.

    Ohne auch nur einen Moment zu zögern, riss Tarrior einen seiner Handschuhe vom Gürtel, wo er sie seit der Folter aufgehängt hatte und zog ihn dem Mann quer durch das Gesicht. Doch anstatt sich wie ein kleiner Köter klein beizugeben und dem neuen Herrn gehorsam zu sein, biss er im übertragenen Sinne zu. Er spuckte dem Dunmer blutigen Speichel mitten ins Gesicht. Einer der Bergarbeiter wollte dem Söldner dafür einen Fausthieb verpassen, doch Tarrior packte ihn noch rechtzeitig am Arm. Er war kurz davor seine, auf Furcht begründete, Autorität zu verlieren. Es war das einzige was er gegen die Söldner ausspielen konnte um sie zum Reden zu bringen und sie bei der Stange zu halten. Er hatte rot gesehen und dieser eine kleine Ausrutscher mit dem Handschuh hatte ihn wirklich fast seine Macht über die Gefangenen gekostet. Vor allem einer war besonders zufrieden. Der Anführer der Söldner setzte ein selbstgefälliges Grinsen auf. „Sieh her! Schlussendlich gewinne ich“: schien sein Blick zu sagen. „Das wird dir noch vergehen“: dachte Tarrior zähneknirschend. Er wischte sich mit der Hand durchs Gesicht um die Spucke zu entfernen und presste dem Anführer dann die Spitze seines Stiefels in die Bauchwunde. Dieser verzog das Gesicht, gab aber keinen Laut von sich. Langsam begann er daran zu zweifeln, ob Folter wirklich ein Ergebnis hervorbringen würde. Er konnte ihm Schmerzen zufügen, doch um an die Informationen zu gelangen, würden wohl extremste Mittel nötig werden und die konnten für den Rothwardonen möglicherweise den Tod bedeuten und das auch bevor Tarrior seine Antworten bekam. „Wir werden euch nach Balmora bringen. Man wird euch dort für eure Taten aufknüpfen. Doch wenn ihr mir euren Auftraggeber verratet, dann werde ich dafür sorgen, dass ihr nur euer restliches Leben im Kerker verbringen werdet. Ihr seid zwar gefangen aber am Leben“: bot er dem Söldner nun an. Womöglich ließ er sich ja bestechen. „Ein Leben in Gefangenschaft, wie ein Tier. Was für eine Aussicht. Langsam hinter Gittern dahinsiechen oder einen schnellen, aber aufrechten Tod sterben. Die Alternativen sind beide nicht besonders gut, aber welche besser ist, ist wohl klar“: entgegnete der Söldnerhauptmann. „Nunja ihr könnt mir den Namen verraten und trotzdem per Strick schnell in den Tod gehen“: erweiterte Tarrior sein Angebot. Der Mann lachte wieder.

    „Ihr wisst nichts. Ich bin vielleicht skrupellos, aber ich würde meine Ehre über Bord werfen, würde ich als Söldner meinen Auftraggeber verraten. Außerdem werde ich es euch allein schon aus dem Grund nicht verraten, damit ihr in eurem Auftrag versagt. Von mir erfahrt ihr nichts. Rein gar nichts!“: schloss der Mann kategorisch aus. Der Dunmer war sich bei den Worten 100%-ig sicher, dass der Rothwardone zu seinem Wort stehen würde. „Außerdem was würde euch davon abhalten mich zu töten, wenn ihr wüsstet für wen ich arbeite?“: warf er noch hinterher. Tarrior schäumte vor Wut. Der Söldner hatte absolut Recht. Wollte er den Drahtzieher fassen, brauchte er den Söldner. Er konnte nicht das Risiko eingehen, dass er unter der Folter verstarb, aber genauso wenig konnte er diesem Mörder die Freiheit als Gegenleistung anbieten. Ihn laufen zu lassen, damit wäre selbst er bis zu seinem Lebensende belastet. „Sollen wir ihn für eine Befragung bereit machen?“: fragte der junge Minenarbeiter ihn hilfsbereit. „Nein!“: entfuhr es ihm wieder in nicht beabsichtigter Schärfe und der junge Mann zog sich geduckt zurück. „Bei Dagoth irgendwie muss ich ihn doch zum Reden bringen“: stöhnte er innerlich auf. Doch als wäre dieser Gedanke einem Startschuss gleich gekommen, blitzte sofort eine Idee durch seine Gedanken. Ihm fiel das Tagebuch des Söldners wieder ein und schnell hatte er einen Plan. Um ihn umzusetzen musste er nur das tun, was er am besten konnte – manipulieren. „Das ist eure letzte Möglichkeit mir alles zu erzählen. Ich schwöre euch vor diesen Männern bei meiner Ehre, dass ihr nicht hingerichtet werdet, solltet ihr kooperieren. Ich werde persönlich dafür sorgen, oder Kraft dieser Zeugen meine Ehre und Glaubwürdigkeit verlieren. Überlegt es euch. Eine einfache Aussage für euer Leben“: verkündete er laut und feierlich. Die Arbeiter hatten sich alle zu ihm umgedreht und wirkten ob dieser Formalien von ziemlich erstaunt bis ziemlich verwirrt. Pflichtschuldig nickten aber einige.

    Der Rothwardone musterte ihn. Es schien als würde er ergründen, was er von seinem Gegenüber zu erwarten hatte. Gewiss witterte er eine Falle dahinter. Tarrior war inzwischen klar geworden das er es nicht nur mit einer dumpfen, rohen und einfach gestrickten Mordmaschine zu tun hatte. Der Mann vor ihm war intelligent, oder zumindest bauernschlau. Der blutrünstige Berserker schien wie weggeblasen. „Vermutlich ermöglicht der Kampfrausch den Verstand zu verdrängen und so seine Kräfte ausschließlich darauf zu konzentrieren“: vermutete der Dunmer. Und genau das war es auch, was ihn den Söldner hatte unterschätzen lassen. Tarrior hatte geglaubt leichtes Spiel zu haben und die Antwort einfach aus ihm herausholen zu können, aber hier trafen Willenskraft, Sturheit und eine verschlagene Intelligenz aufeinander. Und da er zu allem Übel, genau das nicht erwartet hatte, hatte ihn der Rothwardone so vorführen können, aber alles schien jetzt danach auszusehen, dass er das Ruder noch herumwerfen konnte. Die Falle mochte er vermuten, aber auf die Art der Falle würde er nicht kommen und genau aus diesem Grund hinein tappen. „Überlegt es euch gut“: redete Tarrior eindringlich auf ihn ein, denn der Söldner hatte noch immer nichts gesagt. Doch dieser lehnte sich zurück, lächelte und zeigte offen seine Überheblichkeit. Für ihn musste der Dunmer den Eindruck eines Mannes machen, der ansonsten keine Möglichkeiten mehr sah. Und genau dieser Effekt war von Tarrior beabsichtigt. Gleich würde er die Selbstsicherheit des Söldners hoffentlich ins Wanken bringen. „Ich spucke auf eure Ehre. Was ist die Ehre denn bei euch Dunkelelfenpack überhaupt wert? Vor allem bei euch verfluchten Halsabschneidern von Haus Hlaalu. Ihr würdet doch eure eigene Mutter für ein Stück Gold verkaufen. Ihr erfahrt von mir nichts! Und glaubt mir. Bevor diese schwächlichen Stadtwachen mich hängen können, werde ich entkommen und euch euren kleinen schmalen Elfenhals zusammendrücken“: verneinte der Mann erneut und stieß eine weitere Drohung aus.

    Tarriors Gesicht setzte ein zufriedenes Lächeln auf, welches den Mann zu verwirren schien. Noch verwirrender musste auf ihn gewirkt haben, dass sich sein Kerkermeister nun zu ihm hinunter beugte und den Mund ganz nah an sein Ohr legte. „Ihr habt hervorragend mitgespielt. Und ich hatte schon befürchtet, ich müsste einen Unfall inszenieren. Am besten wäre es noch, wenn ihr sämtliche Schuld öffentlich bei eurer Anhörung in Balmora auf euch nehmen würdet. Dann stirbt die Wahrheit über den Überfall mit euch und es wird keine weiteren Untersuchungen geben“: bedankte sich Tarrior scheinbar bei dem Söldner. Dieser zog, nun hochgradig verwirrt, die Augenbrauen zusammen und starrte ihn an. Der Dunmer begann sich scheinbar desinteressiert zu entfernen. Innerlich grinste er jedoch und musste sich Mühe geben, es zu verbergen. „Wartet!“: rief der Rothwardone ihm nach. Er ging noch zwei Schritte weiter, drehte sich dann langsam um und setzte einen genervten Gesichtsausdruck auf. „Wovon habt ihr gerade gesprochen“: fragte der Rothwardone sichtlich aufgeregt. Tarrior setzte ein kühles Lächeln auf und lenkte seine Schritte zurück zu dem Gefangenen. Er ging in die Hocke und schaute dem Mann in das dunkelhäutige Gesicht. „Redet schon! Was meintet ihr gerade eben?“: wollt er wissen. „Wisst ihr das wirklich nicht?“: flüsterte Dunmer und lachte dann leise. Der Söldner schien wütend zu werden. „Jetzt spiele ich mal mit dir“: dachte der Dunmer da nur mitleidlos. „Nein ich weis nicht wovon ihr überhaupt redet“: antworte sein Gegenüber nun verspätet auf seine Frage, aber flüsterte inzwischen ebenfalls. Tarrior kicherte leise, als hätte der Mann einen guten Witz erzählt.

    „Ich hätte wirklich gedacht ihr könntet eins und eins zusammenzählen. Aber da habe ich mich wohl getäuscht. Euer Auftraggeber ist auch gleichzeitig mein Auftraggeber. Versteht uns nicht falsch. Ihr habt eine tolle Arbeit gemacht, aber leider kann mein Meister Zeugen und Mitwisser nicht gebrauchen. Abgesehen davon, dass er keine besondere Lust verspürt euch sein Gold zu übergeben. Aber ihr habt mir natürlich ne Menge Arbeit abgenommen, da ihr ja nicht gestehen wollt. So muss ich nicht noch einen Transportunfall nach Balmora vortäuschen um euch zum Schweigen zu bringen“: erklärte Tarrior dem Rothwardonen. Zwar war alles, was er sagte erstunken und erlogen, aber der Söldner konnte das ja nicht wissen. Und der Plan schien wirklich zu funktionieren. Er hatte sich an das Tagebuch und den latenten Verfolgungswahn erinnert und inszenierte nun diese kleine Verschwörung. „Das ist eine Lüge. Wir hatten eine Abmachung. Er würde mich und meine Männer aus der Gefangenschaft holen, sollten wir geschnappt werden. Dafür sollte ich den Mund halten“: entgegnete er dem Dunmer. „Und du hast natürlich wunderbar mitgespielt. Ich habe hier dutzende Zeugen, die euch als Schuldige nennen werden. Ihr habt doch nicht wirklich geglaubt wir würden euch mit eurem Wissen am Leben lassen. Meinem Meister ist nur gedient, wenn jede Gefahr für seinen Einfluss, Ruf und Reichtum beseitigt ist. Und mit eurem Tod schließt sich der Kreis. Und falls ihr mir nicht glaubt, wer sonst hätte mich vor den Meuchelmördern draußen in den Büschen gewarnt, wer hat euch abgelenkt, während ich mich eingeschlichen und die Gefangenen befreit habe und überhaupt wer wusste denn von diesem Überfall, wenn nicht euer Auftraggeber?“: behauptete Tarrior. Die Wandlung im Gesicht des Rothwardonen war blitzschnell. Es verzerrte sich vor Wut und war wieder das des Berserkers. Der Söldner warf sich nach vorne, die Seile spannten und mussten schmerzhaft in die Haut schneiden und dennoch versuchte er die Fesseln zu sprengen, um ihn zu töten. Belustigt lachte der Dunmer auf. „Versucht doch mich hinrichten zu lassen. Ich werde ihnen alles erzählen!“: drohte der Söldnerhauptmman.

    Tarrior setzte einen gelangweilten Gesichtsausdruck auf und zog eine kleine Flasche von seinem Gürtel. Es war nur ein einfacher Heiltrank, aber das wusste ja schließlich der Rothwardone nicht. Er hielt sie ihm vors Gesicht und der Mann hielt einen Moment inne. „Damit genau das nicht passiert, habe ich das hier mitgebracht. Dieser kleine Trunk hier, wird euch zu einem Schwachsinnigen machen. Ihr könnt dann froh sein, wenn ihr dann noch euren Namen wisst und euren Sabber bei euch behalten könnt. Ihr werdet dem Rat gar nichts erzählen“: bluffte er. Er zog ganz langsam den Korken aus der Flasche und die Augen des Gefangenen weiteten sich. Das war jetzt die letzte Chance. Wenn der Hauptmann jetzt nicht reden würde, dann wäre sein Plan gescheitert. Die Augen des Mannes zuckten wild umher. Er schien wie wild nachzudenken. „Wahrscheinlich lässt sein Puls gerade fast die Adern fast platzen“: vermutete er und schnippte mit den Fingern zwei Arbeiter herbei. „Haltet ihm den Mund auf“: befahl er und die Beiden taten wie einen geheißen ward. Sie wussten zwar nicht, was Tarrior damit bezwecken wollte, aber seine Anweisung stellten sie glücklicherweise nicht in Frage. Er kam mit der Flasche näher und war bereits dabei, sie dem Söldner an die Lippen zu setzen, der sich aber stark gegen den Zwang wehrte. „Nein. Nein!: brüllte er. „Wir sind nur einfache Handlanger. Die wahre Schuldige ist Fürst Hlaalu Raylan Rethan. Er hat uns den Überfall befohlen. Er wollte, dass die Mine die Stadt nicht mehr beliefern kann. Daraufhin sollte der Rat den bisherigen Minenverwalter absetzen und ihm die Mine übertragen. Er hätte dann die Versorgung der Stadt zu einem Teil in seiner Hand, seinen Besitz gemehrt und hätte die Eier bei der derzeitigen Versorgungslage zu Wucherpreisen verkaufen können“: gestand er und erzählte alles, in Erwartung hintergangen worden zu sein und den Verräter nicht noch selbst bestrafen zu können. In diesem Moment war Tarrior außerordentlich zufrieden mit sich. „Habt ihr das alle gehört?“: fragte er laut in die Runde und die Arbeiter nickten heftig und waren scheinbar entsetzt. Vermutlich konnten sie nicht fassen, dass jemand wie Fürst Rethan dafür verantwortlich sein konnte.

    Er selbst hatte diesem Mistkerl schon immer alles zugetraut. Seit dieser sich damals von Tarrior das Odai-Plateau unter den Nagel gerissen hatte, konnte er ihn schon nicht leiden. „Moment. Das ist ja wunderbar. Nicht nur das jetzt feststeht, wer für diesen Überfall verantwortlich ist. Im besten Fall verliert er zur Strafe alles, was er besitzt“: überlegte er freudig. Das wäre die perfekte Gelegenheit sich seinen alten Besitz zurückzuholen. „Euer Plan ist gescheitert, Dunkelelfenhund! Niemand hintergeht mich. Ich ahnte schon die ganze Zeit diese Verschwörung. Ihr konntet mich nicht überraschen“: fühlte sich der Söldner siegesgewiss. Diesen Moment wollte er noch voll auskosten. Er schürzte die Lippen. „Dann hat es wohl keinen Sinn mehr, euch dies hier zu geben“: sagte er, zeigte auf die Flasche und trank sie selbst in einem Zug aus. Die Augen seines Gegenübers weiteten sich. „Wirklich hervorragend dieser Heiltrank. Ich fühle mich wie neugeboren“: sagte er und setze ein wirklich unverschämt schadenfreudiges Grinsen auf. „Ihr habt mich reingelegt!“: stellte der Söldnerhauptmann entsetzt fest. „Ihr seid ja ein richtiger Schnellmerker“: sagte er zynisch, lachte erneut und wandte sich ab, als der Gefangene einen erneuten Tobsuchtsanfall erlitt. „Und da ich natürlich euer Bild von uns unehrenhaften Dunmern nicht zerstören will, werde ich dafür sorgen das ihr aufgeknüpft werdet“: rief er noch über seine Schulter. In diesem Moment kam Zorum auf ihn zu.

    „Wie habt ihr diesen Barbaren bloß dazu gebracht freiwillig zu gestehen?“: fragte der Vorarbeiter ihn. Seine Stimme verriet eine gewisse Bewunderung. „Folter hätte keinen Sinn gehabt. So wie ich ihn einschätze, hätte er ihr widerstanden oder wäre daran gestorben. Glücklicherweise hat meine Manipulation Erfolg gehabt und wir wissen jetzt, wer dahinter steckt“: erklärte er kurz seine Beweggründe. „Ja ich kann es immer noch nicht fassen, dass Fürst Rethan dafür verantwortlich sein soll. Was habt ihr jetzt vor?“: fragte Zorum. „Ich werde selbst zum Odai-Plateau gehen. Wenn die Wachen eintreffen, dann schickt sie dorthin. Wenn ich eines über Haus Hlaalu weiß, dann das Intriganten wie er über all ihre Informanten haben. Wenn wir noch länger warten, dann wird er sich womöglich absetzen“: offenbarte Tarrior dem Vorarbeiter. Noch bevor dieser etwas sagen konnte, war der Dunmer bereits auf dem Weg nach draußen.

  18. #218

    Colovianisches Hochland--->Wolfsheim

    Am späten Abend war Jeren in Wolfsheim angekommen. Er war ziemlich erschöpft und steuerte deshalb auch gleich die nächste Taverne an. Ohne ein Wort zu sagen warf er dem Wirt eine Geldsumme entgegen, die für einen 1 wöchigen Aufenthalt gereicht hätte, und streckte ihm die Hand entgegen, um den Schlüssel für das Zimmer entgegen zu nehmen. Der Wirt beäugte Jeren ein paar Sekunden misstrauisch, schaute leicht verduzt in den Geldbeutel und gab ihm etwas irritiert und ebenso wortlos einen Schlüssel. Kaum den Schlüssel in der Hand, verschwand Jeren in sein Zimmer.
    Am nächsten Morgen stand Jeren früh auf, da er nicht lange verweilen wollte. Er legte dem Wirt noch ein paar Münzen auf den Tresen, schnappte sich ein Stück Brot und einen Apfel und verließ die Taverne. Die Sonne schien schwach hinter den Hügeln und Bäumen des Colovianischen Hochlands hervor. Jeren suchte den Dorfladen und machte sich daran seine Ware loszuwerden."So ein Idiot", dachte er noch beim Verlassen des Ladens, dann machte er sich auch schon auf den Weg.
    Plötzlich bemerkte er pechschwarzen Rauch über den Bäumen aufsteigen. Er vermutete Räuberbanden, deren Bekanntschaft er vorallem in Hammerfell oft machen durfte. Vielleicht war es auch ein brenendes Dorf, auf jeden Fall war seine Neugier geweckt und er machte sich auf den Weg Richtung Rauch. Doch als er dort ankam, erwartete ihn weder das eine, noch das andere. Was er dort sah war....unbeschreiblich. Es sah aus wie riesiges Tor, doch aus einem Material und einem Baustil den Jeren nie zuvor gesehen hatte. Es wirkte recht obskur und primitiv. Doch das wahrhaftig ungewöhnliche war, dass aus dem gesamten Tor Flammen schlugen. Gefesselt starrte er es an. Jeren konnte sich kaum von dem Anblick lösen. "Ist das das Tor zur Hölle?", fragte er sich. Dann bemerkte er zwei seltsame Wesen aus der Ferne. Das eine hatte den Oberkörper einer Frau, doch....es hatte anstelle eines weiblichen Unterleibs einen Spinnenkörper. Das andere sah aus wie 2-3 Meter großes Krokodil, das aufrecht auf zwei Beinen stand, mit großen Klauen und einem noch größerem Maul. Jeren legte einen Pfeil an seinen Bogen und versuchte sich schleichend zu nähern, um die seltsamen Wesen genauer zu betrachten. Sein Versuch wurde jedoch von einem Zweig vereitelt, der mit einem lauten Knacken und seinen Füßen zusammenbrach. Sofort bemerkten die mysteriösen Gestalten ihn. Das Krokodil schüttelte sich und Jeren konnte beobachten wie sich ein magischer Schild um das Krokodil aufbaute. Zwar kannte Jeren nicht die Traditionen der Wesen, doch war er sich sicher, dass Schildzauber nicht verwendet wurden, um freundlich "Hallo" zu sagen. Und so suchte er sich die Spinenfrau als erstes Ziel aus, da sie keinen Schildzauber um sich hatte. Bevor Jeren den Pfeil abschoß, bemerkte er wie etwas kleines durch die Büsche von der Spinnenfrau aus auf ihn zukam. Ohne weiter darüber nachzudenken schoß er. Zu seinem Erstaunen wich die Frau dem Pfeil sehr geschickt aus. Dann konnte er sich auf einmal nicht mehr bewegen. Er bemerkte nur das kleine Ding um seine Füße, das von der Spinnenfrau aus auf ihn zugekrabbelt war. Es war eine exakte Miniaturausgabe von ihr. "Ein lähmendes Gift!", dachte Jeren noch da konnte er sich schon wieder bewegen. Wütend hollte er aus und trat die Miniaturspinnefrau eine beachtliche Entfernung weit weg von ihm. Währendessen war das Krokodil unerwartet nah an ihn herangekommen. Jeren konnte sich nur ganz knapp unter seinem Schlag hinwegducken. Dann zog er sein Kurzschwert und stach auf das Krokodil ein. Die einzige Wirkung war, dass das Schwert abprallte und die Wucht des Aufpralls ihm das Schwert aus der Hand riss."Oh Nein", dachte Jeren, dann machte er sich daran einer ganzen Serie von Schlägen auszuweichen. Als ein Schlag des Krokodils einen ein Meter dicken Baum zerfetzte und ihn zum Fallen brachte, sah Jeren ein, dass er so langsam an Distanz gewinnen sollte. Er bemerkte die Miniaturspinne wieder auf ihn zukrabbeln, deshalb wich er ein paar Schritte zurück und spannte, auf die Gefahr hin vom Krokodil getroffen zu werden, den Bogen. "Wenn mich dieses Mistviech nochmal lähmt, wars das." Er hatte noch genug Zeit die kleine Spinne zu töten, da durfte er auch schon wieder den Schlägen des Krokodils ausweichen. In einem günstigem Moment rannte er los und spannte während dessen den Bogen. Als er sich umdrehte um seinen physisch deutlich überlegendem Wiedersacher seine letzte Ruhe zu bringen, beobachtete er wie sich im geöffnetem Maul des Krokodils ein Feuerball bildete."Verdammt". Er ließ den Pfeil los und spang auf den Boden. Gerade noch rechtzeitig denn die Spinnenfrau verfügte wohl auch über zerstörerische Fähigkeiten und schleuderte einen Blitz. Der Feuerball des Krokodils und der Blitz der Spinnenfrau traffen da, wo Jeren gerade noch stand aufeinander und erzeugte eine ohrenbetäubende Explosion. Jeren nutzte die Gelegenheit und versteckte sich hinter einem nahegelegendem Baum. Während sich seine Wiedersacher noch verwirrt nach ihm umsahen, nutzte Jeren den Überaschungseffekt und traf die Spinnefrau am Unterleib. Nachdem sie zusammenbrach, setzte er noch einen Schuß nach und tötete sie entgültig. Da spürte er einen enormen Druck, der ihn 2 Meter vorwärts zu Boden riss: Das Krokodil hatte den Baum hinter dem sich Jeren versteckte mit einem Feuerball zerfetzt. Schmerzerfüllt versuchte Jeren sich aufzurichten, da traff ein weiterer Feuerball einen Baum vor ihm und schleuderte ihn Richtung Krokodil.
    Geändert von Dark Brother 94 (10.01.2010 um 21:57 Uhr)

  19. #219

    Morrowind, Vvardenfell-Distrikt, Westspalte/ Odai-Plateau

    Im ersten Moment vermochte Tarrior die Dunkelheit der Mine nicht von der Dunkelheit draußen zu unterscheiden. Erst die funkelnden Sterne, die er nach und nach am Himmel wahr nahm, verrieten ihm, dass er die finsteren Kavernen hinter sich gelassen hatte. Im nächsten Moment nahm er mit einem kurzen Atemzug den ersten Stoß frischer Luft seit Stunden auf. Diese kleine Menge tat ihm unglaublich gut. Daraufhin begann er tief ein- und auszuatmen um noch mehr von der kühlen Nachtluft inhalieren zu können. Nach dieser ganzen Zeit in der stickigen Atmosphäre unter der Erde, schmeckte sie wie der erste Tag. Tarrior nahm sich eine halbe Ewigkeit, wie es ihm selbst erschien, um dieses wunderbare Gefühl auszukosten. Das letzte Mal als er ein so schönes Gefühl hatte, da hatte er einen Skooma-Rausch. „Selbst die einfachsten Dinge können einen regelrecht berauschen, wenn man ersteinmal feststellt, wie sehr man sie doch gebraucht und dann schmerzlich vermisst hat“: dachte er, doch er zwang sich im Anschluss selbst zu Ordnung. Es gab noch viel zu tun in dieser Nacht. Es war wichtig, dass er sich wieder darauf konzentrierte. Jeden Moment konnte es womöglich schon zu spät sein. Die zwei Arbeiter, die er losgeschickt hatte, mussten Balmora längst erreicht und Meldung gemacht haben. Und dann konnte es natürlich nicht mehr lange gedauert haben, bis jemand davon erfahren hatte, zu dem Fürst Rethan Kontakte pflegte. Informationen und Kontakte waren für die Hlaalu, neben Reichtum und Besitz, die Basis ihrer Macht.

    Gewiss war bereits jemand unterwegs um Rethan darüber zu informieren, dass man ihn durchschaut hatte und festnehmen würde. Eine Flucht wäre dann bloß die logische Folge und dann wäre alles zu spät. Bei der Krise in der Morrowind steckte, würde niemand einen flüchtigen Adligen, wegen dieser relativ belanglosen Sache, verfolgen. Es war ein Krieg gegen die Daedra zu gewinnen, im Vergleich dazu war dieses Minen-Massaker eher ein Kavalliersdelikt. Doch Tarrior wollte und konnte diesen Dreckskerl nicht entkommen lassen. Nicht weil er Angst um seine Belohnung hatte, die würde er nämlich schon für die Befreiung der Mine erhalten. Auch irgendwelche moralischen Bedenken trieben ihn nicht, denn die waren für ihn schon immer von geringerem Belang. Nein er hatte andere, persönlichere Gründe. Er hatte mit der Familie Rethan noch eine Rechnung offen. Damals hatten sie Tarrior vom Rat für tot erklären lassen und hatten günstig sein Anwesen auf dem Odai-Plateau kaufen können. Von dem Erlös hatte er natürlich nichts gesehen. Bloß eine schäbige Abfindung hatte er im Nachhinein erhalten, die ausgereicht hatte um das Stück Land zu kaufen, das er jetzt besaß und den Grundstein für die Plantage zu legen. Den Rest hatte er mit einem satten Teil seines ersparten Vermögens bezahlen müssen. Und wäre es nach den Rethans gegangen, hätte er nicht einmal mehr das gehabt. Sie hatten die Vorschriften des Schatzhauses umgehen wollen um Tarriors Besitz ins allgemeine Vermögen des Hauses zu überführen und sich, damals waren Fürst und Fürstin Rethan noch in leitenden Ratspositionen, einen Großteil daran dann für eigene Projekte zu sichern. Glücklicherweise war der Verwalter des Schatzhauses ein alter Mann, der Wert auf Prinzipien und Traditionen legte, was in Haus Hlaalu eher eine Minderheitseinstellung war, und sich gegen die Enteignung sperrte. „Die Rethans hätten mich ansonsten ruiniert“: dachte Tarrior wütend, als er sich an die damaligen Ereignisse erinnerte. Jetzt konnte er es dieser verfluchten Familie zurückzahlen und womöglich bekam er dann auch eine Chance das Plateau zurückzubekommen. Zumindest wenn die Daedra Morrowind bis dahin nicht in Brand gesteckt hatten, hieß das.

    Er schüttelte den Kopf. Diese Gedanken hatten ihn noch mehr Zeit gekostet. Er nahm auch einen tiefen Zug der frischen Luft und machte sich dann auf den Weg. Er lenkte seine Schritte nach rechts in Richtung Süden. In dieser Richtung würde er den Verantwortlichen für den Minenüberfall und seine alte Heimstatt finden. Es dauerte nicht besonders lange, da konnte er schon spüren, wie das Gelände erst sanft und dann immer steiler werdend anstieg. Bis sich der Fluss, der sich vor kurzem noch uferhoch links neben ihm befunden hatte, plötzlich durch eine Steilwand getrennt unter ihm seinen Weg suchte. Auch der Weg war etwas schmaler geworden, die kleinen Berge rückten von rechts schon etwas näher. Er beachtete die Veränderung des Geländes aber kaum. Seine Aufmerksamkeit lenkte die Flora auf sich. Verschiedenste farbenfrohe Gewächse wie Goldkanet oder die noch prachtvolleren Steinblumen mit ihren schweren herunterhängenen Blüten, versüßten ihm den Weg. Selbst bei Nacht waren die kräftigen Farben noch im spärlichen Licht zu erkennen. Irgendwie wirkten sie in der Dunkelheit seltsam strahlend. Wieder einmal wurde ihm klar, wie weit weg der Kampf gegen die Daedra hier eigentlich schien. Sie konzentrierten sich auf das Zentrum der Insel. Außerhalb gab es nur hin und wieder diese verfluchten Tore, aber dort strömten keine Massen an Dämonen, sondern nur vereinzelten Clanbanne oder Skampe und dergleichen heraus. Er mochte sich garnicht vorstellen, was passieren würde, wenn die Redoraner bei Mar Gaan besiegt würden und die daedrische Armee dann ungehindert in die dichtbesiedelten Küstenstreifen einfallen konnte. Ihm schauderte es, wenn er an die riesigen Rauchsäulen zurückdachte, die er gesehen hatte. Er verdrängte die aufkommenden düsteren Gedanken. In der Dunkelheit schob sich etwas in sein Sichtfeld. Er hatte die Hängebrücke über den Fluss erreicht. Auf der anderen Seite war das verbrannte Land der Foyada Mamaca mit einigen Höhlen und Minen. In einer hatte das Sechste Haus damals eine Basis unterhalten. Bevor er für seine vollständige Ausbildung zum Roten Berg gegangen war, hatte er dort zum Schluss fast täglich die Kultisten besucht und sich mit dem Leben und den Lehren vertraut gemacht, bevor er schlussendlich eingetreten war.

    Die Basis und der dortige Erleuchtete waren Opfer des Nerevarine geworden. Als er von dem Vorfall erfahren hatte, hatte er geschworen den „Auserwählten“ eigenhändig zu töten, ihm das Herz herauszureißen und es Fürst Dagoth als Geschenk darzubieten, aber dazu kam es dann leider nie. Inzwischen hatte er sich von diesem Schwur auch frei gemacht. Was nützte er jetzt schon noch? Das Sechste Haus gab es nicht mehr. Außer ihm und ein paar Hand voll anderer überlebender Anhänger, Mitläufer und Kultisten war auch nichts mehr übrig. Alles was er selbst nicht in Sicherheit hatte bringen und dann zusammen mit seiner Vergangenheit in einer Höhle verstecken können, war dem Tempel in die Hände gefallen und der hatte sofort alles vernichten lassen. Und das was er gerettet hatte, war jetzt Behram Meradanz in die Hände gefallen und diente dem Telvanni als Mittel zu Tarriors Erpressung. Zwar hatte der Hexer fast alles in Caldera hinterlegen lassen, wenn denn das der Wahrheit entsprach, aber Tarrior hatte sich noch garnicht überlegt, wo er es denn nun lassen sollte. Doch auch solche Gedanken verschob er auf später. Inzwischen waren die Außenmauern des Anwesens in Sicht gekommen und sein Herz begann, in freudiger Erwartung der Möglichkeit zur endlich möglichen Rache, schneller zu schlagen. Langsam und bedacht begann er den Aufstieg, auf dem plötzlich nochmals steiler werdenden Weg. Das Plateau trug seinen Namen nicht umsonst. Es war eine Hochebene, die sich in das südliche Ende der Hügelkette, die die Westspalte von der Bitterküste trennte, schmiegte und lag oben über dem Odai. Von dem Turm des Anwesens hatte man einen wunderbaren Blick über die weite Landschaft und auch freie Sicht auf den großen Fluss, der sich wie ein blaues Band vom Norden her bis hinein ins Meer schob. Tarrior hatte oft und gerne auf dem Dach des Wachturms gestanden und einfach in die Ferne geblickt. Zu der Zeit damals gab es neben den kleinen Problemen des Alltags keine besonders großen Sorgen. Irgendwie schien alles schief gelaufen zu sein, seitdem er sich Haus Dagoth angeschlossen hatte. Plötzlich schoss ihm der Gedanke durch den Kopf, dass er lieber in Cyrodiil hätte bleiben sollen. Er schüttelte den Kopf. So durfte er nicht denken. Er war Dunmer, liebte seine Heimat über alles und die anderen Provinzen konnten ihm gestohlen bleiben.

    Langsam näherte er sich dem Torbogen. Im Licht zweier Feuerkörbe, die den Zugang zum Anwesen flankierten, erkannte er die gelangweilten Gesichter zweier Menschen. Der eine schien ein Kaiserlicher zu sein. Den anderen identifizierte er an der hohen Statur und dem feingeschnittenen Gesicht als Bretonen. Dieser schien besonders viel Elfenblut abbekommen zu haben, denn die Ohren schienen, neben den anderen typisch altmerischen Merkmalen, auch wesentlich länger und spitzer zu sein. Scheinbar hatten sie nicht damit gerechnet, dass jemals jemand das Anwesen aufsuchen würde. Der Großteil ihres Rüstzeugs – Handschuhe, Beinschienen, Schulterplatten, Helme und sogar die Waffen – lag auf einem Haufen neben dem linken Feuerkorb. Als sie den Fremden bemerkten, kam chaotische Geschäftigkeit in die Beiden. Mit fast schon lächerlichen Versuchen wollten sie ihre Waffen, die unter den Rüstungsteilen regelrecht begraben waren, aus dem Haufen ziehen. Tarrior hatte den Torbogen längst erreicht und hätte ebenso schon zehnmal eintreten können, da hatten die beiden Menschen ihre Mordwerkzeuge zur Hand. Doch wie er schnell feststellen musste, hatte wohl jeder die Waffe des Anderen geschnappt. Der Bretone hielt die einhändige Streitaxt wie ein Schwert, was Tarrior ein leichtes Schmunzelen entlockte und der Kaiserliche hielt das Kurzschwert entsprechend wie eine Axt, obwohl die Beschaffenheit es als eine Stichwaffe auswies. Die beiden schauten sich verdutzt an und tauschten blitzschnell ihre Klingen. „Waaass wollt ih-ih-ihr hier?“: stotterte der Bretone. „Besser ist wer seid ihr“: fiel ihm der Kaiserliche ins Wort. „Rethan scheint an seinen Wachen gespart zu haben“: dachte Tarrior und verdrehte die Augen, was die beiden scheinbar nicht zur Kenntnis nahmen. „Ich bin Ratsheer Hlaalu Tarrior Gildres“: stellte er sich vor. „Ich möchte zu Fürst oder Fürstin Hlaalu Rethan. Es geht um wichtige Angelegenheiten des Rates“: beantwortete er auch noch die andere Frage. „Da-da-das gee-htt a-a-aber nicht. De-de-der Fürst schlä-schlä-schläft bereits“: sagte der Bretone. Tarrior warf einen prüfenden Blick durch den Torbogen. Die Nebengebäude waren tatsächlich dunkel. Die Außenfackeln warfen flackerndes Licht und tanzende Schatten auf den Hof. Jedoch war das Haupthaus hell erleuchtet. Die Fenster aus Vulkanglas ließen das erkennen. Er wandte sich wieder den Beiden zu und zog eine Augenbraue hoch. Auch sie mussten begreifen, dass er ihnen nicht glaubte.

    „Tut uns Leid. Aber der Meister wollte nicht gestört werden“: sagte der Kaiserliche nun. „Genug von diesem Unsinn. Ihr scheint nicht zu wissen, wen ihr vor euch habt. Wenn ich sage, dass ich wichtige Ratsangelegenheiten mit eurem Herrn zu besprechen habe, dann ist es eure Aufgabe mich zu ihm zu bringen und mir am besten noch die Tür aufzuhalten. Und jetzt geht mir aus dem Weg bevor ich ungemütlich werde“: sagte er betont, abfällig und wichtig klingend. Er war zwar nur einfaches Ratsmitglied, aber wenn das jemand wusste, dann bestimmt nicht diese beiden Hinterwäldler hier vor ihm. Der Bretone trat einen Schritt zur Seite und wollte schon Anstalten machen den Weg ganz zu räumen, aber der Kaiserliche packte ihn am Arm. Der Mann schüttelte den Kopf. „Woher sollen wir wissen, dass ihr wirklich ein Ratsherr seid und nicht ein gedungener Mörder“: wollte der Wächter wissen. „Hmm zumindest der eine ist nicht so dumm, wie sie beide aussehen“: dachte er zähneknirschend. „Weil der Kaiser und seine neunundneunzig Brüder das sagen“: antworte er, zog einen kleinen Lederbeutel von seinem Gürtel und steckte ihn dem Mann zu. Dieser fühlte das Gewicht und ließ die Münzen klimpern, dann nickte er. „Wenn der Kaiser für euch bürgt, dann kann ich euch den Zutritt natürlich nicht verwehren“: stimmte er Tarrior zu und trat aus dem Weg. Den verdutzten Bretonen zog er hinter sich her. „Er scheint eine Menge von den Altmern zu haben. Der Verstand gehört aber scheinbar nicht dazu“: überlegte der Dunmer abwertend und trat durch den Torbogen auf den Innenhof des Anwesens hinaus. Hinter dem Herrenhaus gab es einen weiteren Torbogen. Dort begann der Weg nach Hla Oad. In diesem Moment ohrfeigte er sich gedanklich selbst dafür, dass ihm nicht schon vorher klar geworden war, wer hinter den Söldnern gestanden hatte. Eigentlich hätte es ihm bei dem Tagebucheintrag schon klar sein müssen. Eigentlich hätte er wirklich drauf kommen können, dass die Wegbeschreibung zum Odai-Plateau führte. Er schüttelte den Kopf. Er hatte ja auch so die Informationen bekommen, die er gebraucht hatte, wenn auch nicht ganz so einfach.

    Er schaute sich um. Tatsächlich schienen die anderen Bediensteten und die Leibwächter bereits zu schlafen. Zumindest brannte in den Nebengebäuden nicht ein Licht. Das würde ihm die Sache erheblich erleichtern, wenn sich das Fürstenpaar nicht so einfach würde festnehmen lassen. Er hatte keine Lust sich einer Übermacht von muskelbepackten Wächtern in dicken Rüstungen zu stellen, währenddessen sich die eigentlich Schuldigen aus dem Staub machten. So konnte er aber die Aristokraten festsetzen, abwarten bis die Stadtwächter aus Balmora eintreffen würden, zusehen wie sie dann abgeführt werden und das alles, während die Dienerschaft selig nebenan schläft. Rechtlich gesehen hatte er nämlich keine Befugnis den Fürst zu verhaften, so gesehen wäre es eher eine Geiselnahme. Er konnte aber nicht riskieren, dass sich diese Verbrecher absetzten. Er roch den würzigen Duft der Korkwurzelpflanzen, die um den großen Baum herum wuchsen, als er daran vorbeiging. Hier auf dem Odai-Plateau wuchsen diese Pflanzen gut. Die Gewächse gab es schon, bevor er das Anwesen hatte bauen lassen. Er hatte sich zudem persönlich darum gekümmert. Aber jetzt schien man sie wild wuchern zu lassen. Wenn sich das Anwesen erstmal wieder in seinem Besitz befand, würde hier wieder ein anderer Wind wehen. So viel sei mal sicher. Er schenkte dem Nachthimmel noch einen letzten Blick, dann klopfte er an die Tür des Herrenhauses. Zu seiner Überraschung öffnete jedoch nicht Fürst Rethan oder seine Frau, sondern der Diener, den er schon damals bei den Söldnern in der Höhle gesehen hatte. Sie guckten sich erstaunt, verblüfft und total überrascht an. „Wer ist da? Ich wollte doch nicht gestört werden!“: brüllte im Hintergrund fürst Raylan Rethan. „Sie wünschen?“: fragte der Diener höflich. „Ich bin Tarrior Gildres. Ich möchte etwas mit Fürst Rethan bereden“: teilte er sein Anliegen mit. „Was ist denn bitte schön so wichtig, dass es zu dieser Zeit einer Klärung bedarf?“: wollte sein Gegenüber wissen und zog fragend eine Augenbraue hoch. „Eigentlich ist es nichts Wichtiges. Ich wollte dem Fürst nur mitteilen, dass seine Söldner außer Dienst gestellt worden sind und ich jetzt die Regie in Shulk übernommen habe“: offenbarrte er sich frei heraus. Mit einem breiter werdenen Lächeln sah er zu, wie die Gesichtszüge des Bediensteten entgleisten. Doch bevor dieser noch eine Warnung rufen oder die Tür zumachen konnte, rammte Tarrior ihm bereits seine Faust ohne Vorwarnung ins Gesicht. Japsend stürzte der Mann nicht hinten um, fiel in einen Schrank und ließ damit mehrere Stücke aus Keramik zu Bruch gehen. Er betrat derweil das Herrenhaus und schloss die Tür. Dem Diener lief das Blut von den Lippen und aus der Nase und eine üble Kopfwunde hatte er sich beim Sturz zugezogen. „Perfekt der ist vorerst hinüber“: dachte er erfreut, als er sich vergewissert hatte, ob der Dunmer wirklich bewusstlos war. „Was war das für ein Lärm? Was ist da unten los?“: tönte es von oben. Tarrior setzte ein vorfreudiges Grinsen auf und schlich langsam die Treppe hinauf. „Jetzt kommt die Abrechnung Rethan“: ging es ihm dabei durch den Kopf.

  20. #220
    Der Hauptmann ritt wieder an die rechte Flanke und rief den Sergeanten Befehle zu: „Doppelreihen! Kampfmagier vor die schweren Legionäre! Leichte Legionäre Schilder hoch! Söldner hinter die Bogenschützen!“ Sie begannen sich zu formieren. Jetzt wo es ernst wurde, schien die Angst verflogen. Jahrelanges Drillen zeigte seine Wirkung. Alexian stand in der zweiten Reihe der gewöhnlichen Legionäre. Er konnte Ardor nicht sehen, doch er wusste, dass er weiter Rechts in der ersten Reihe stand. Alle zogen ihre Waffen und es herrschte Schweigen. Jeder wollte die Daedra anstürmen hören.

    Nach einiger Zeit kamen sie: Die ersten Skampe. Die Dremora marschierten hinter ihnen. Sie schienen keine richtige Formation zu haben, trotzdem flösste der große Auflauf aus dunklen Rüstungen und Tiermenschen Furcht ein. Sie blieben in einiger Entfernung stehen und fingen in schaurigen und blutrünstigen Geräuschen zu Brüllen an. Alexian konnte sie durch die Kampfmagier und Legionäre vor ihm nicht vollständig sehen, aber er erschauderte vor der Anzahl. Der Hauptmann rief einige Befehle und die Bogenschützen weiter hinter ihm fingen an, die Bögen zu spannen.

    Die erste Pfeilsalve schien nichts anzurichten: Die Prozession aus Daedra bewegte sich weiter auf sie zu. Dann blieb sie plötzlich wieder stehen. Die Skampe trennten sich von der Menge und strömten nach vorne. Für Alexian war das ein Rätsel. „Wieso überrollen sie uns nicht einfach?“ Die Skampe formten eine Reihe, die fast genauso lang war wie die der leichten Legionäre. „Was haben sie vor?“ Plötzlich schossen die Skampe wie auf ein geheimes Zeichen hin alle gleichzeitig Feuerbälle ab. Einige Schilder fingen an zu brennen und die leichten Legionäre antworteten mit einer Salve aus Wurflanzen. Die Skampe schossen weiter und auf beiden Seiten gab es Verluste. Nach der dritten Lanzensalve gaben die Skampe nach und flohen wieder in die Menge, doch die meisten der leichten Legionäre hatten keine Schilder mehr und hatten damit ihren größten Vorteil verloren. Ohne Schutz standen sie an der Spitze.

    Wie man es erwahrten konnte stürmten die Daedra auf die Legionäre los, jedoch schien der Hauptmann keineswegs überrascht. „Er hat es erwahrtet!“ Neben Alexian stand ein Rotwardone. Er schien nicht überrascht. „Arme Schweine! Sie sind so gut wie Tot! Er benutzt sie, um diese verfluchten Bestien müde zu machen!“ Der Hauptmann gab den Kampfmagiern den Befehl zu feuern. Nach kurzer Sprachlosigkeit feuerten sie Kugeln aus verschiedenen Elementen ab. Die leichten Legionäre wurden jetzt von zwei Seiten beschossen und eingeengt. Als der Großteil gefallen war, rief der Hauptmann die Kampfmagier zurück. „Jetzt sind wir an der Reihe!“ Alexian machte sich bereit. Gleich würde er gegen den mächtigsten Feind kämpfen, den er je gesehen hat.

    Die erste Reihe aus Legionären wich zurück, als die Daedra mit voller Stärke auf sie eindrang. Der Legionär vor Alexian war sofort tot und nun musste er gegen einen Dremora mit einem klumpigen, einschneidigen Schwert kämpfen. Der Dremora machte einen Hieb gegen Alexians Kopf, der jedoch leicht zu parieren war. Dann kam er schnell von der Seite. Alexian hob sein Schild um den Hieb abzuwehren. Die Klinge drang durch den Schild und nur die Unterseite blieb zurück. Jedoch blieb das Schwert des Dremora kurz hängen und gab ihm damit eine Blöße. Schnell stach Alexian in den Oberkörper seines Gegners und lies ihn sterbend zu Boden gleiten. Diesmal hatte er Glück gehabt.

    Ihm blieb keine Zeit diesen kleinen Sieg auszukosten, als sich der nächste Dremora auf ihn stürzte. Er traf ihn an der linken Schulter und Alexian verkrampfte kurz. Der Dremora führte einen weiteren Hieb gegen Alexians linke Schulter. Er parierte schnell, führte eine Finte gegen das rechte Bein seines Gegners und einen Hieb gegen die Schulter. Seine Klinge glitt an der Rüstung ab und der Dremora griff ihn mit einem erneuten Hieb gegen seinen Kopf an. Alexian schaffte es noch zu parieren und seinen Gegner mit dem Rest seines Schildes fort zudrücken. Der Dremora wich zurück, nur um noch mehr Schwung zu holen. Knapp wich Alexian nach Links aus und versetzte dem Dremora einen Hieb gegen den Hals. Er hatte einen Zweiten der gefürchteten Dremora getötet, doch etwas stimmte nicht. Sie kämpften nicht sonderlich gut und hatten keine guten Waffen und Alexian wurde bewusst, dass dies nur die Spitze des rot-schwarzen Eisbergs war.

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