In der Hölle stinkt es nach Verderben. Genauso roch es in dieser Kirche.
__Der Duft von abgestandenem Weihwasser schoss mir in die Nase. Ich sah modrige Holzbänke, auf denen durchgesessene Sitzkissen lagen, und der Steinfußboden war zerfurcht wie schäbiges Kunstleder. Dicke Fundamentsäulen hielten dieses Gebäude aufrecht, hinderten es am längst fälligen Zusammenfall. An den Wänden waren Bilder aufgehängt. Bilder Jesu Christi auf dem beschwerlichen Weg in den Himmel. Diese Kirche leidet, dachte ich, zusammen mit ihm.
__Und diese Kälte. Sie ging einem durch Mark und Bein. Ich musste mich zusammenreißen, um nicht in Panik zu geraten. Die Dunkelheit aus den Ecken und Nischen schrie wie das Opfer einer Folterung. Sie setzte mir zu. Der einzige Gedanke, den ich fassen konnte, war Flucht.
__Aber ich konnte nicht fliehen.
__Ich hatte noch etwas zu erledigen.
__Ich schritt zwischen den Holzbänken dem Altar entgegen. In der Mitte blieb ich stehen. Es hat keinen Sinn, dachte ich. Ich zog meine Pistole heraus. Sie war kalt und baumelte an meiner Seite, direkt neben meinem Oberschenkel.
__Ich schrie: Nathaniel!, und meine Stimme prallte von den Wänden ab und schenkte mir das Echo meiner Seele.
__Nichts geschah.
__Ich wollte noch einmal schreien, noch kräftiger als zuvor, als seine Schritte auf dem grauen Boden der Kirche widerhallten. Das Geräusch wurde lauter und kam immer näher, bis ich seinen Schatten erblickte.
__Mein Atem wurde flach und ruhig. Ich stand da, mitten in der Kirche, und mein Herz bebte. Diesmal nicht vor Angst, sondern von der Gewissheit, dass am Ende eines Weges immer der Tod lauert.
__Sein Tod.
__Und die Kälte meiner Waffe schrie nach der Wärme seines Blutes.