Dipl. User mit summa cum laude
Die Nacht war hart gewesen, und obwohl er recht schnell durch seinen Rausch eingeschlafen war, war er in der Nacht aufgewacht, als er ein Rascheln und Kratzen an seiner Tuer hoerte. Halb Schlaftrunken war er an das Fenster getreten und hatte einen Blick hinaus riskiert, wo er eine dunkle Gestalt von seinem Haus wegschleichen sah. Dann allerdings fiel ein Strahl silbrigen Mondlichts auf ihr Gesicht und er erkannte Jimmothy, einen der unscheinbarsten Dorfbewohner ueberhaupt. Jimmothy wandte sich dem Mond zu und liess ein markerschuetterndes Wolfsheulen erklingen, dass aus weiteren Kehlen beantwortet wurde. Von Angst ergriffen, aber froh, dass er die Tuer wie immer verriegelt hatte, verkroch sich Ineluki erneut im Bett.
Am fruehen Morgen erwachte Ineluki mit hoellischen Kopfschmerzen. Allerdings sah er, dass man ihm etwas unter seiner Tuer durchgeschoben hatte. Einen Zettel ?
Ineluki stand hastig auf, entfaltete den Zettel und erbleichte sichtlich, was bei seiner ohnehin recht fahlen Haut ein Wunder war. Er las den Zettel immer und immer wieder durch.
In einer krakligen Handschrift und mit braunroter Tinte war folgendes zu lesen:
"Werter Hauptmann,
Mit unverholener Freude teilen wir Euch mit, dass wir diese Nacht Euere Liebste heimgesucht haben. Wir haben Euch bei Euerem kleinen zaertlichen Rendevous im Wald gesehen, wo Tisa Euch Ihre Liebe gestand. Das war sehr unvorsichtig von Euch, und nun werdet ihr den Preis dafuer zahlen, uns im Weg gestanden zu haben.
Falls es Euch interessiert, sie war geradezu koestlich und dieser Brief ist mit ihrem Herzblut geschrieben. Wie wollten Euch immerhin etwas uebrig lassen.
Mit besten Gruessen,
Eurere wohlverbliebenen Werwoelfe."
Ineluki rollte eine Traene die Wange hinab. Sie hatten also Tisa zerrissen, seine Tisa, die so unvorsichtig war, ihm ihre Liebe zu eroeffnen, wo sie doch beide wussten, dass sie niemals zusammen kommen durften, schliesslich war sie verheiratet ... So war es bei einer romantischen beidseitigen Schwaermerei geblieben, die ihr Kraft gab. Doch nun war sie tot, und das nur seinetwegen ...
Ineluki sackte auf dem Boden zusammen und weinte Traenen der Wut. Die Biester wuerden dafuer bezahlen. Er wusste nicht wie, noch wen, als ihm sein Traum von letzter Nacht einfiel, in dem er Jimmothy gesehen hatte. Doch das war kein Traum gewesen. Er war es, der diesen Brief unter seiner Tuer durchgeschoben hatte ... Er wuerde bezahlen, und zwar jetzt ...
Ineluki ging hinueber zu seinem Allzweckschrank und holte ein Seil heraus, an das er schnell eine Schlinge knuepfte. Der Kerl .. das Ungeheuer sollte bezahlen ...
Ineluki oeffnete die Tuer um in das Licht des Tages, des Tages seiner Rache zu treten, und erbleichte ein zweites Mal an diesem Morgen. Etwas glitzerte gleissend an seiner Tuer. Es war das silberne Kreuz, dass er Margerys zum Schutz gegeben hatte. Sie hatten die Werwoelfe also auch erwischt, die auf die er seine grosse Hoffnung gelegt hatte.
Alles war verloren ... die Bestien hatten so gut wie gewonnen ... die beiden Frauen im Dorf, die ihm am meisten bedeutet hatten, waren tot und die Werwoelfe mussten so zahlreich sein, dass sie sich derart sicher fuehlten, dass sie es ihn wissen lassen wollten. Vater Nerys war tot, Daen war tot und hatte ihn getaeuscht, den Quacksalber hatte es dahingerafft und die beiden Jaeger Eisceada und Yukari waren ebenfalls im Reich des Todes. Und gestern wohl auch noch Fyx, der liebenswerte Trottel des Dorf, der aber seiner Meinung nach das herz am rechten Fleck hatte.
Aber was war das ? Der Scheiterhaufen, den man gestern schon fuer Fyx aufgeschichtet hatte, war nicht abgebrannt ? Hatte man ihn laufen lassen ? Dann bestuende noch Hoffnung die menschliche Seele der Dorfbewohner zu retten ... aber nicht fuer ihn selbst ... Ineluki hatte eine Entscheidung getroffen.
Er griff seinen silbernen Dolch und begab sich auf den Friedhof an die Stelle, wo die knorrige Eiche stand. Das Seil schwang er ueber einen der starken Aeste, so dass die Schlaufe genau ueber einem der wackligen Grabsteine hing. Dann nahm er seinen Silberdolch und ritzte seine letzten Worte in die Rinde des Stammes.
"Jimmothy ist ein Werwolf. Ich habe ihn heute Nacht gesehen.
Die Werwoelfe haben Tisa und Margery gerissen. Sie haben es mir mitgeteilt.
Ich habe schrecklich versagt.
Mein Haus, meine Buecher und meinen gesamten Besitz sollen Tarrox Dieventhy und Fyx, so er noch lebt, bekommen, bis auf je 100 Goldtaler fuer Niniel fuer mein christliches Begraebnis, Mivey fuer den Ausbau seines Ladens und denjenigen, der Margerys Taverne weiterfuehrt.
Ich habe euch allesamt schrecklich enttauscht und tue es wieder, indem ich mich so davon stehle. Vielleicht werdet ihr eines Tages verstehen. Vielleicht werdet ihr mir auch verzeihen.
Falls Fyx noch leben sollte, soll er der neue Hauptmann werden, denn er hat mehr Herz und Verstand gezeigt, als die meisten anderen. Sollte er nicht mehr leben, gebe ich euch den Rat, lasst das Amt unbesetzt. Ihr habt gesehen, was meine Einmischung Vater Nerys und Yukari angetan haben.
Fuer meine Taten werde ich vor meinem Schoepfer Rechenschaft ablegen."
Dann schlug Ineluki den silbernen Dolch in den Baum, direkt neben seinen Text, stieg auf den Grabstein, zog die Schlinge ueber seinen Kopf, sprach ein letztes Gebet und stiess den Stein um.
[OOC] Damit stirbt das zweite Maedchen, getoetet durch Armors Pfeil und die Werwoelfe. Hat sehr viel Spass gemacht. [/OOC]
Geändert von Ineluki (15.03.2009 um 12:38 Uhr)