Godfrey nickte stumm und er schritt voran zur kleine Kapelle, dessen alte Holztür er dem Mädchen ungewollt galant offenhielt.
Er hielt dann direkt auf den unscheinbaren Altar zu und kniete dort nieder, lange in sich gekehrt, schweigend, die Augen geschlossen, bis er schließlich zu sprechen begann, das Holzkreuz an seine Lippen gepresst.
"Wir bitten den Erzengel Michael 'Princeps militiae coelestis quem honorificant angelorum cives' an unsere Seite, sei du, himmlischer Fürst der Heerscharen mit unserem Hauptmann heute und auf immerdar. Möge in deinem Gefolge der heilige Sergius die rechte Hand Lesters, der heilige Georg die linke Hand Lesters sein.
Möge der Erzengel Gabriel die Weiber beschützen und sie schirmen vom Fluch und der Verfehlung Luzifers, seine Himmlischen sollen über unsere Träume wachen. HERR, gib, das dein Engel uns den Mut schenkt, den Verzagten unter uns, den Frauen unter uns.
Errette und bringe Tapferkeit und Wut in die Seele von Nadja und Nadeschka, in die Seele von Lilith und Isabella, schenke ihnen Glauben und ein rechtschaffenes Leben voll Keuschheit und Züchtigkeit.
Ich rufe Euch, Erzengel Gabriel, an unsere Seite, heile unsere Wunden an Leib und Seele und lindere die Schmerzen in unseren Eingeweiden, richtet unsere Knochen, wenn wir wund darniederliegen. Lasst Eure Kraft in Euren Diener Ralf fahren, denn seine starken Hände werden im Kampf ein Fanal für den Feind sein.
Heiliger Erzengel Uriel, erleuchte uns mit deiner Macht und lasse deine feurigen Sendboten den Feind verbrenne. Erleuchte den ungewissen Weg von Nadja und Nadeschka und führe auf deine erhellten Pfade und leite sie an, Licht zu finden und Mut zu schöpfen."
Dann küsste er das Holzamulett und sprach heiser:
"Lass' uns den Psalm 144 beten, der vor Antiochia den Soldaten des Herrn das Leben gerettet hat. Lass uns den Versen Respekt zollen, die mich aufgerichtet haben, als ich am Boden lag. Lass der Worte Öl in das Feuer deines Hasses und brenne mit der lodernden Fackel rechtschaffener Vergeltung. Sprich mir nach...
Gelobt sei der HERR, mein Fels, der meine Hände geschickt macht zum Streit, meine Finger zum Krieg; / meine gnädige und sichere Zuflucht, meine Burg und mein Erretter, mein Schild, der mich schützt, der mir auch mein Volk unterwirft! /
HERR, was ist der Mensch, dass du ihn berücksichtigst, des Menschen Sohn, dass du auf ihn achtest? /
Der Mensch gleicht einem Hauch, seine Tage sind wie ein Schatten, der vorüberhuscht! /
HERR, neige deinen Himmel und fahre herab!
Rühre die Berge an, daß sie rauchen! /
Lass blitzen und zerstreue sie, schieße deine Pfeile ab und schrecke sie!
/ Strecke deine Hand aus von der Höhe; rette mich und reiße mich heraus aus großen Wassern, aus der Hand der Söhne des fremden Landes, / deren Mund Lügen redet und deren Rechte eine betrügliche Rechte ist. /
O Gott, ein neues Lied will ich dir singen, auf der zehnsaitigen Harfe will ich dir spielen, / der du den Königen Sieg gibst und deinen Knecht David errettest von dem gefährlichen Schwert!
Dass unsere Söhne wie Pflanzen aufwachsen in ihrer Jugend, unsre Töchter wie Ecksäulen seien, gemeißelt nach Bauart eines Palastes; / unsre Speicher gefüllt, Vorräte darzureichen aller Art; dass unserer Schafe tausend und abertausend werden auf unsern Weiden; / dass unsere Rinder trächtig seien, ohne Unfall noch Verlust, dass man nicht zu klagen habe auf unsern Straßen!
/ Wohl dem Volk, dem es also geht; wohl dem Volk, dessen Gott der HERR ist!"