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Drachentöter
Vvardenfell-Distrikt, Weidenländer
[Dreveni]
Dreveni wandte sich ab um aus ihrem Gepäck, dass sich immer noch auf dem Rücken ihres armen Guars befand, neue Kleidung zu holen, und sagte während dessen: "Bevor wir weitergehen, sollten wir vielleicht noch eine Runde...", weiter kam sie nicht, denn sie stieß sich die Zehen schmerzhaft an etwas, das im hohen Gras lag. Sie dachte erst, es wäre ein Stein, und setzte schon zu einem deftigen Fluch an, da sah sie, dass es die verdammte Statue war. Sie wandte sich kurz zu Tirian um, während sie überlegte, ob sie den Heiler noch einmal auf das Ding ansprechen sollte. Er würde schon nicht gleich wieder durchdrehen, oder?
Nachdem sie kurz mit sich gerungen hatte, hob sie die Figur schließlich doch auf, ging wieder zu Tirian, sah ihn lauernd an und hielt sie ihm vor das Gesicht: "Könntet ihr mir vielleicht jetzt endlich verraten, was bei den Ebenen Oblivions das hier ist?"
[Tirian]
Tirian war noch ein wenig im Anblick des Sternenhimmels versunken und bemerkte eher am Rande, dass sich Dreveni von ihm entfernte. "Bevor wir weitergehen, sollten wir vielleicht noch eine Runde...": setze sie an, brach dann aber plötzlich ab. Der Heiler drehte sich zu ihr um und sah, wie sie sich bückte, um etwas aufzuheben. Sie schaute kurz zu ihm hinüber, drehte sich dann aber wieder um. Er wartete noch einen Moment neugierig, wandte sich dann aber wieder dem Sternenhimmel zu, da die Assassine keine Anstalten machte, noch etwas zu sagen. Er merkte nicht wie sie wieder an ihn herantrat. Er zuckte zurück als sie ihm plötzlich irgendetwas Großes vor die Nase hielt und kippte nach hinten um. Er hatte leichte Panik, dass sie ihm mit irgendeinem Stein erschlagen würde. "Könntet ihr mir vielleicht jetzt endlich verraten, was bei den Ebenen Oblivions das hier ist?": wollte sie nachdrücklich wissen. "Ähm, öh, ein Stein?": war sich Tirian nicht sicher, was die Assassine von ihm wollte.
"Moment, war das?": fragte er sich und nahm sie in die Hand und drehte sie etwas in dem zwielichtigen Mondlicht. Der Stein war bearbeitet und hatte die Konturen einer Statue. Die Farbe konnte man jetzt im Mondlicht, dass nur noch helle oder dunkle Kontraste zuließ, nicht erkennen. "Ist das die Statue, von der ihr gesprochen habt?": fragte er. Er fuhr die Oberfläche mit der Hand entlang und stieß im oberen Bereich, der mit etwas Fantasie der Kopf sein mochte, auf Kerben im Stein. "Hier sind Kerben": teilte er ihr das Ergebnis seiner Betastungen mit.
[Dreveni]
"Ähm, öh, ein Stein?"
Bei dieser Antwort verengten sich Drevenis Augen. Wollte er sie auf den Arm nehmen? Das wäre in diesem Moment die schlechteste aller möglichen Ideen. Doch gerade als sie ihn anfahren wollte, schien es ihm wohl zu dämmern.
"Ja, das ist die Statue.", antwortete sie mit einem distanziertem Klang in der Stimme. "Und in den Kerben waren zwei rote Steinen, an denen ich mir vermutlich den Knauf meines Schwertes ruiniert habe." Der distanzierte Klang war inzwischen einem Vorwurfsvollem gewichen, welcher sich ebenfalls in ihrem Blick zeigte. Noch immer machte sie den Heiler für das ganze Elend mit verantwortlich, wenigstens zu einem Teil. "Jedenfalls schien es euch etwas auszumachen, dass ich die Steine herausgeschlagen habe, und dann seid ihr bewusstlos geworden."
[Tirian]
"Zwei rote Steine?": wiederholte er laut. Jetzt ging ihm auch ein Licht auf, woher er dieses Ding kannte. "Ich war in der Festung auf der Suche nach euch. Die Söldnerin hatte mir gesagt, dass ihr mich nicht mehr sehen wolltet und ich alleine weiterziehen sollte. Ihr hättet bei ihr bleiben wollen. Das kam mir reichlich merkwürdig vor, deshalb wollte ich heimlich die Festung nach euch durchsuchen. Es gab da diese zwei Räume im Schlosskeller, in denen Ilucaria etwas zu verstecken schien. Außerdem überkamen mich so seltsame Kopfschmerzen, wenn ich mich ihnen näherte. Ich schaffte es in eine der Kammern zu gelangen und dann...": er stoppte. Die Erinnerung wurde wieder schwammig und ein leichter Schmerz glomm in seinem Kopf auf. Er dachte nach. "In einer der Kammern entdeckte ich etwas. Die... Erinnerung... ist verschwommen. Ich erinnere mich aber an glühende roten Augen. Es war als würden sie tief in meinen Verstand schauen. Und danach... Dieser Alptraum! Ja ich hatte diese alptraumhafte Vision von euch... und...": er brach ab. Ihm war es unangenehm darüber zu sprechen. "Ihr habt dem Ding die Augen zerschlagen?": er rieb sich das Kinn. "Vielleicht enthielt die Skulptur einen Fluch und ihr habt ihn zerstört, in dem ihr sie beschädigt habt": versuchte er sich das zu erklären. Allerdings hatte er das Ding nur angesehen und nicht berührt. Von so etwas hatte er noch nie gehört und offenbar waren Andere nicht davon betroffen gewesen. Er zuckte mit den Schultern. "Ich habe keine Ahnung, was es mit diesem Ding auf sich hat, aber ich danke euch, dass ihr sie zerschlagen habt. Wer weiß, was ich sonst womöglich noch getan hätte": meinte er und warf das Ding angewidert von sich.
[Dreveni]
Ein Fluch? Und warum hatte es sie selbst dann nicht beeinflusst sondern nur Tirian? Dreveni hatte den Verdacht, dass an dieser komischen Statue noch weit mehr war, aber sie konnte beim besten Willen nicht sagen, was.
"Alptraumhafte Vision?", hakte sie statt dessen nach und sah den Heiler interessiert an. Sein Unbehagen war ihr nicht entgangen.
[Tirian]
Tirian seufzte. "Ich hatte seit wir der Festung näher kamen seltsame Träume von euch und meinem Vater. Ihr verwandeltet euch in Monster und versuchtet mich davon zu überzeugen, dass ich auch eines sei, weil ich euch gegenüber nicht die Abscheu empfinde, die ich empfinden müsste und von meinem Vater nun einmal abstamme. Der letzte Traum war der Schrecklichste...": Tirian brach wieder ab. "Ich verschone euch mit den Details. Es war schrecklich": sagte er bloß und schwieg eine Weile. "Allerdings sehe ich jetzt wieder klarer vor mir, wer ich eigentlich bin. Vielleicht auch dank euch": sagte er und meinte das Gespräch, das er mit ihr geführt hatte.
[Dreveni]
"Nicht die Abscheu empfinden, die ihr müsstet...", sagte Dreveni langsam und betrachtete Tirian lauernd, jetzt allerdings mit einem leichten Grinsen. "Haltet euch nur in Zukunft vielleicht von kleinen Steinstatuen mit roten Augen fern. Auch wenn mich euer letzter Alptraum brennend interessieren würde, sollten wir uns doch noch etwas ausruhen, bevor wir weitergehen. Einer von uns sollte Wache halten." Bei ihrem letzten Satz sah sie den Heiler herausfordernd an.
[Tirian]
"Legt ihr euch hin. Es war ein langer Tag und ich habe vorhin schon etwas geruht, nachdem ihr, dieses... Ding zerschlagen habt. Ich denke es ist nicht mehr weit bis zur Amur und dort wird es dann anstrengend werden. Wir sollten beide ausgeruht sein. Vor allem jetzt, wo wir diese Verrückte hinter uns haben": bot Tirian an. Ein Schauer lief ihm über den Rücken als er die Altmer zurückdachte. Für einen Moment kam ihm der schreckliche Gedanke, dass sie sie vielleicht verfolgen ließ. Aber womöglich fehlten ihr durch den überraschenden Angriff, der sie gerettet hatte, auch die Männer. Tirian legte den Kopf schief und wartete ab, was Dreveni zu sagen hatte.
[Dreveni]
Die Dunmer war tatsächlich ziemlich müde, war doch der Kampf vorher nicht einfach gewesen. Wer hätte auch ahnen können, dass der Heiler dermaßen außer sich geraten konnte? Inzwischen sah sie ihn wirklich mit anderen Augen, und sie hatte das Gefühl, dass sie immer noch nicht alle Facetten von ihm kannte.
"Es könnte tatsächlich sein, dass sie uns verfolgt, zumindest bis sie das Interesse verliert. Ich denke sie ist wirklich irre genug dazu, ihre Ressourcen auf uns zu verschwenden.", überlegte sie laut. Sie wurde mehr oder weniger regelmäßig von irgendwelchen Leuten bedroht, und bis jetzt war es auch meistens dabei geblieben. Auch sie selbst setzte bei weitem nicht alles in die Tat um, und doch war die Altmer ein anderes Kaliber als ihr sonstiger Umgang.
Dreveni sah Tirian noch einmal tief in die Augen und in das von den Schatten des Mondlichts geschärfte Gesicht und kam zu dem Schluss, dass von ihm wohl vorerst wirklich keine Gefahr mehr ausging.
"Weckt mich, wenn ihr aufbrechen wollt oder ebenfalls etwas schlafen.", sagte sie schließlich. "Und natürlich wenn die Verrückte doch auftaucht."
Damit drehte sie sich um, ging zu dem Baum und setzte sich mit dem Rücken an selbigen gelehnt. Innerhalb kürzester Zeit fiel sie in einen leichten Schlaf.
[Tirian]
Der Heiler wurde nachdenklich bei dem Seitenhieb auf die Rachegelüste der Altmer. Konnte sie wirklich so wahnsinnig sein? Ihn schauderte. Er hoffte, dass sie ihre Mission in Tel Uvirith nicht gefährden würde. Allerdings hielt er diesen Ort gerade wegen der Gefahr, die von Meradanz ausging, für absolut sicher was Ilucaria und ihre Bande anbelangte. Der Hexer würde wohl kaum eine andere bewaffnete Gruppierung in seiner Stadt dulden. Die Frage war nur, wie es von dort aus weitergehen sollte. Im Moment hatten sie vielleicht einen Vorsprung und mochten noch vor der Elfe die Amur durchqueren, aber wenn sie aus Tel Uvirith fliehen mussten, blieb kaum mehr als diese tote Aschewüste übrig, um aus dem Telvanni-Gebiet herauszukommen, in dem sie nirgendwo sicher waren. Und dort waren sie im Zweifel leichte Beute für die Schergen der Söldnerin. Es war vertrackt. Erst jetzt wurde ihm auch so bewusst, dass sie sich hier wirklich mit jedem anlegten. Als hätte der Hexer, den sie bald gegen sich aufbringen würden, nicht gereicht, war nun auch noch eine eindeutig verrückte, blutrünstige Söldneranführerin hinter ihnen her. "Und die Morag Tong": wie sich Tirian erinnerte. Die Aussichten waren von Anfang an nicht gerade auf ihrer Seite gewesen, aber so langsam war fast jeder hinter ihnen her, den man in diesem Teil Vvardenfells verärgern konnte.
Tirian wischte die Gedanken beiseite. Sie mussten Tarrior retten, koste es, was wolle. Er konzentrierte sich auf die Nachtwache und versank nun endgültig im Anblick der Sterne.
Geändert von KingPaddy (23.09.2013 um 21:54 Uhr)
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Legendwriter-Mod
Molag Amur, Tel Uvirith, Kerker
Die Kälte hielt ihn umklammert. Er schwebte im leeren Raum. Kein Gedanke, kein Gefühl erfasste ihn. So musste der Tod wohl sein. Ein weites Feld der Schwärze, ein Nichts weder Schmerz noch Leben. Kein Geist, kein Körper. Und doch eine Erwartung, dass es etwas sei, dass die Seele ganz unbewusst noch da war. Treibend. Harrend, vielleicht noch einmal mit der Welt des Lebens in Kontakt zugeraten und Bewusstsein, wie es nur in einer existenziellen Welt sein kann, zurückzugewinnen. So musste der Tod wohl tatsächlich sein. Die Abwesenheit von allem, was eine Welt des Lebens ausmacht. Wenn man von der Kälte oder kalten Hand des Todes sprach, meinte man doch hauptsächlich die Abwesenheit von Wärme, das schwindende Licht und Gefühl im Augenblick dahin scheidender vitaler Kraft und dem Ende eines irdischen Bewusstseins. So wurde der plötzliche Kontrast für ihn nur zu überdeutlich. Das Nichts auf das sich seine Welt reduziert hatte, füllte sich plötzlich mit Feuer. Ein wahnsinniges Brennen breitete sich tief in ihm aus. Ein tiefes, starkes, rhythmisches Vibrieren ging von ihm aus. Er spannte. Es schien ihn zu zerreißen, geradezu zu zersprengen und pumpte das Feuer vom Kern der Vibration nach außen, bis der Brand ihn schließlich ganz und gar verzehrte.
Nach Luft gierend röchelnd schoss Tarrior in die Höhe. Schwindel überkam ihn jedoch im gleichen Moment und er fiel zurück auf ein strohiges Lager. Sein Verstand war unfähig sich zu konzentrieren und die Gedanken zu fokussieren. Ihm wäre wohl unkontrolliert der Speichel aus dem Mund gelaufen, wäre dieser nicht ausgetrocknet gewesen, wie das Aschland von Vvardenfell, seine Zunge ein geschwollener Fremdkörper, wie von Corprus befallen und seine Lippen rissig wie die vulkanischen Schluchten des Roten Berges. Seine Augen zuckten umher, waren ebenso trocken, brannten, aber entdeckten nur wenige Handbreit entfernt einen Krug. Noch einmal strafften sich die mageren Muskeln, stemmten den widerspenstigen Leib in die Höhe. Der Kopf erhob sich in die Höhe, der Rumpf streckte sich hin, doch vermochten die Sehnen, die Spannung kaum zu halten. Der Dunmer brach wieder zusammen. Doch in seiner Hand spürte er die tönerne Oberfläche des Kruges, öffnete geschwächt noch einmal die Augen und erspähte die lebensspendende Flüssigkeit, wie sie über den Rand des Kruges schwappte. Die Finger krampften sich reflexartig um das Gefäß. Tarrior zog seinen Kopf heran, setzte die spröden Lippen an und hob mit letzter Kraft das Behältnis. In einem strömenden Bach ergoss sich das Wasser in sein Inneres. Der Dunmer trank und trank, bis der Krug leer war und er ihn achtlos fallen ließ, nur um sich auf eine ebenso bereitstehende Schüssel mit einem schleimartigen Brei zu stürzen, die er während des Trinkens entdeckt hatte. Mit beiden Händen schaufelte er den Haferschleim, um den es sich offenbar handelte, gierig in seinen Mund und vergaß sämtliche Manieren. Er fraß wie das hungrige Tier, dass er im Moment war. Schließlich viel auch die Schüssel zu Boden und Tarriors Körper dessen Ur-Bedürfnisse nun befriedigt waren, brachte nicht mehr die Kraft für eine aufrechte oder sitzende Position auf und brach wieder zusammen. Apathisch richtete sich der Blick des Dunmers gegen die Wand während er zitternd und von Krämpfen geschüttelt wieder im Stroh lag, auf dem er schließlich erwacht war. Kalter Schweiß brach ihm aus und sein Verstand kapitulierte schließlich davor, die Situation zu erfassen, zu verstehen oder gar sich dem eigenen Körper entgegenzustemmen. Stumpfsinnig stierte er vor sich hin und glitt mit der Zeit hinüber in seligen Schlaf.
Tarrior erwachte eine unbestimmte Zeit später. Das Erwachen selbst zog sich zu einem quälend langen Prozess. Die Augen hatten sich lange geöffnet, doch in ihnen war offenkundig kein Leben. Der Blick richtete sich in die Leere. Der Kopf des Dunmers war leer. Erst langsam begannen sich wieder Gedanken zu regen, in gleichem Maße wie Eindrücke der Umgebung die Nervenbahnen – von Ohren, Haut, Augen, Nase – wieder anregten und in Funktion setzten und aus den Resten des Schattenschleiers der vorangegangenen tiefen Bewusstlosigkeit rissen. Eine neue Zielstrebigkeit trat in Tarrior Gesicht. Langsam begann der Verstand wieder zu arbeiten und wollte die essentielle Frage klären, wo er sich befand. Ohne sich zu bewegen tastete er seine Umgebung optisch ab. Er lag nach wie vor auf einem Bett aus Stroh. Die Schüssel und der Krug, von denen er sich genährt hatte, lagen direkt neben ihm. Der Raum war recht dunkel. Das Licht rötlich, diffus. Es fiel durch Balken zerfasert von links herein. Die Luft war schwer, stickig, heiß und roch nach Schwefel. Der Raum selbst war offenbar aus dem nackten Fels geschlagen. Sowohl der Boden als auch die Wände zeugten davon. Offenbar war der Raum eine kleine Höhle im Gestein. Gestützt wurde es durch ein kompliziertes Wurzelgeflecht, das sowohl die Wände als auch die Decke in einem unregelmäßigen Muster überzog, aber zentral auf einen orange-roten Kristall zulief, der jedoch nur äußert schwach leuchtete, vielmehr nur leicht glimmte und gegen das rötliche Licht von links nicht antreten konnte. Eine große, auffällige Wurzel führte von dem Edelstein ausgehend nach links und entschwand dann aus seinem Blickfeld. Er verändert es nun, in dem er seinen Kopf drehte und die Ausrichtung seines Körpers etwas anpasste, um bequemer liegen zu können. Die offensichtliche Schwäche seines Leibes zeigte sich ihm darin, dass selbst die geringe Anstrengung unglaublich viel Kraft und Willenskraft erforderte. An Aufstehen war für ihn so gar nicht zu denken. So aber rückte nun die linke Seite seines Aufenthaltsortes in den Bereich seiner Aufmerksamkeit. Ein Blick nach rechts erübrigte sich mit dem Anblick. Die „Balken“ stellten sich als ein Gitter heraus, das ebenfalls aus einem grobmaschigen Wurzelgeflecht bestand. Der große Strunk lief zwischen den Gitterstäben hindurch und wand sich dann nach oben und verschwand schließlich. Tarrior befand sich offenbar in einer Zelle, weshalb ihm die Rückwand wohl auch nicht soviel zutragen würde. Er versuchte etwas aus der Zelle hinaus zu spähen. So weit er sehen konnte, war er wohl nicht der einzige Gefangene an diesem Ort.
Die Zelle selbst war wohl nur eine Nische von vielen und das in einer viel größeren Höhle. Soweit der Hlaalu von seiner Position aus sehen konnte, reihten sich mehrere dieser Nischen an der Höhlenwand entlang. Seine eigene war wohl eine hintere in dieser Reihe. Vorstellen konnte man sich die Höhle annähernd kreisförmig. Die Zellen waren um eine große Lavagrube in der Mitte herum gruppiert. Tarrior konnte auch eine Art Treppe oder Laufbahn erkennen. Sie bestand teils aus einem Wurzelgeflecht, dass sich um Felsen und Felsnadeln wickelte, die aus dem Boden, dem Lavabecken und den Wänden ragten und sich nach oben reckten, teils aus in die Seiten der Höhle geschlagenen Treppenstufen. Der Dunmer brachte noch einmal Kraft auf, um näher an das Gitter seines Gefängnisses heranzurobben, drehte den Kopf und schaute weiter nach oben. Tatsächlich musste er sich wohl an der Sohle eines großen Höhlentrichters befinden. Mit dem Blick nach oben sah er durch die dunstgeschwängerte Luft weitere Ebenen, wie die, auf der er sich befand und das obere Ende des Trichters entzog sich ganz der Reichweite seines Blickes. Auffallend waren jedoch auch hier weitere Wurzelstrukturen, die zum Gehen dienten, als auch dicke Wurzeln, wie die, die auch aus seiner Zelle ragte, offenbar auch aus alle anderen Zellen kamen, sich nach oben wanden und weiter verflochten, um sich dann immer höher schraubten und sich dann auch seinen Augen entzogen. Erst der Anblick der Lavagrube ließ ihn überhaupt bemerken, wie stickig, heiß und erschlagend die nach Schwefel stinkende Umgebung überhaupt war. Er befand sich offenbar an einem Ort tief unter der Erde Viel zu sehr waren seine Gedanken noch darauf gerichtet, seine Position festzustellen und überhaupt zu verstehen, warum er sich an diesem Ort befand. Doch noch bevor er sich auf seine Erinnerungen und seine Gedanken dazu konzentrieren konnte, spürte er wieder die Schwere seiner körperlichen Erschöpfung und er gab ihr, unfähig sich länger zu wehren, nach.
Mehrfach pendelte er in der kommenden Zeit zwischen den Zuständen – Wachsein und Bewusstlosigkeit, Übelkeit und Wohlsein, Erschöpfung und Ausgeruhtheit. Jedes Mal wenn er für längere Zeit in Schlaf fiel, fand er bei seinem nächsten Erwachen neues Wasser und frischen Brei vor und schlang beides schnellst gehend herunter und bemerkte bald, dass es ihm langsam wieder besser ging. Die Wachphasen wurden länger und sein Verstand kehrte in einem Normalzustand zurück, natürlich nur an Tarriors Norm gemessen. Ihm kehrten auch die Erinnerungen an die Höhle im Aschland zurück und er dachte mit Schrecken und Schaudern an das abscheuliche Gefühl zu „sterben“. Er hatte wirklich geglaubt, dass ihn dieser kleine bretonische Wicht Aytor dem Tod überantwortet hätte, hatte sich noch in den Qualen des Herzstillstandes bei dem Gedanken an den Triumph Meradanz' gewunden und nun war er doch noch am Leben. Er hatte zwar keine wirkliche Vorstellung vom Leben nach dem Tod. Man konnte ohnehin nie wissen, was danach kam, aber eine Gefängniszelle im Fels, gesperrt durch Wurzelgeflecht, mochte wohl in keiner der Jenseitsvorstellungen irgendeiner Religion, die denkbar war, vorkommen. Er konnte sich nicht erklären, wie diese nahe Todeserfahrung und sein Erwachen an diesem Ort zusammenhingen, aber er war sich doch recht sicher, dass er sich den Händen des Telvanni befand. Ob er nun durch eine falsche Dosierung oder reinen Zufall oder den bewussten Willen des Hexers noch am Leben war, brauchte ihn nicht zu interessieren. Die viel interessantere Frage war, wie er hier wieder hinaus kam. Zu diesem Zweck machte er sich, als er sich wieder kräftig genug fühlte, daran mehr über sein Gefängnis in Erfahrung zu bringen. Tarrior trat an das Wurzelgitter heran und versuchte diesmal gezielt in die Zellen hinein zu spähen und zu erkennen, ob noch jemand und wer außer ihm hier gefangen gehalten wurde. Allerdings musste er feststellen, dass er durch die Position seiner Zelle nur einen guten Blick auf die Felsnische ihm direkt gegenüber hatte. Da die Aussparungen im Gestein, wie sein eigener Haftort bewies, durchaus etwas nach innen ragten, konnte er bei den anderen Zellen nicht sehen, ob sich jemand im hinteren Teil aufhielt. Einen Gefangenen hätte er nur gesehen, wenn er sich direkt am Gitter aufgehalten hätte. Ihm gegenüber saß aber offenbar kein Insasse ein. Er versuchte es mit Lauschen. Auch wenn eine gewisse Grabesstille in dem Komplex vorherrschte, machten die natürlichen Geräusche der Umgebung – das allgegenwärtige Knirschen des Fels', das Brodeln der Lava und das Ächzen heißen Wasserdampfes, der aus Rissen im Gestein austrat – es für den Dunmer unmöglich zu erhören, ob sich außer ihm noch jemand hier unten befand.
Nach einiger Zeit gab er die Versuche auf allein durch Hören oder Sehen zu ermessen, ob er allein war oder nicht. Etwas entmutigt ließ er die Hand lustlos auf die Wurzelstreben sinken und sank selbst direkt vor dem Gitter zu Boden. Eine Idee kam ihm. Das Wurzelwerk musste magisch durchdrungen sein, wenn es die Temperaturen hier unten aushielt ohne auch nur die geringsten Spuren von Verbrennungen zu zeigen. Allerdings mochten die Strukturen nachgeben, wenn er sie direkt Feuermagie aussetzte. Bisher war er zu schwach gewesen, generell fühlte er sich hinsichtlich seiner magischen Fähigkeiten geradezu ausgesaugt gefühlt, aber der Schlaf und das Essen hatten ihn wieder Kraft schöpfen lassen. Vielleicht würde sie ausreichen die Stäbe seines Gefängnisses herauszubrennen. Er erhob sich mit neuem Elan und legte seine Hände auf das Gitter. Er konzentrierte sich. Er spürte schon wie seine Handflächen warm wurden. In dem Moment, in dem er den Feuerzauber auf die Wurzeln loslassen wollte, fuhr ihm stattdessen ein brennender Schmerz durch den Kopf. Er schrie, von der Qual völlig überrumpelt, auf. Ebenfalls machte sich ein Brennen an seinen Handgelenken bemerkbar und der Kristall an der Decke seine Zelle leuchtete für einen Moment stark auf, um dann aber wieder schnell zu einem schwächeren Leuchten zurückzukehren. Er schlug die Ärmel seines langen Leinenhemdes, in das man ihn gekleidet hatte, hoch und entdeckte, dass er Fesseln trug. Sie waren aus einem, ihm unbekannten, stoffartigen Material gefertigt. Auch jetzt, wo er sie vor sich sah, spürte er sie kaum an den Gelenken. Das Gewebe hatte einen eigenen Glanz, was auf Magie schließen ließ. Auffällig war auch der kleine Edelstein, der in die Schelle eingelassen war. Er sah aus wie eine verkleinerte Version des Deckenkristalls. Die Handschelle verfügte über keinerlei Schloss und saß offenbar auch nicht unverrückbar fest. Er versuchte das Band abzustreifen, doch musste er feststellen, dass es sich in Richtung Hand immer mehr verengte und sich schließlich gar nicht mehr bewegen ließ. Eine magische Fessel offenbar, die ihm auch seine magische Fähigkeiten verwehrte. Tarrior richtete seine Aufmerksamkeit zum Kristall an der Decke und erinnerte sich an die Propylon-Kammer in Andasreth. Langsam begann er zu begreifen, warum er sich magisch so ausgelaugt fühlte. Offenbar blockierte das Armband nicht nur seine Zauber sondern absorbierte auch seine ganze magische Kraft. Behram hatte ihn damit ruhig gestellt. Seine Möglichkeiten zu handeln, waren damit begrenzt. Die Wurzeln würde er mit reiner Muskelkraft nicht aufbiegen können. An Flucht war also nicht zu denken.
Er ließ sich mit einem dumpfen Geräusch auf den Boden plumpsen. „Erstaunlich. Andere brauchten länger für diese Einsicht“: vernahm er plötzlich eine rauchige Stimme. Reflexhaft drehte er den Kopf aber konnte natürlich niemanden entdecken. „Wer spricht da?“: fragte der Dunmer scharf. Ein kehliges Lachen erklang. „In der Zelle neben euch, Mer“: kam eine eher unbefriedigende Antwort. „Ich hatte schon erwartet, dass ihr nicht tot wart, als sie euch hier herunter brachten. Was sollte man sich auch die Mühe machen, einen toten Fleischsack die Windungen hinunterzutragen. Aber wichtig müsst ihr wohl schon sein, wenn er euch hier am tiefsten Punkt des Kerkers eine Zelle reserviert“: sprach die körperlose Stimme einfach ungefragt weiter. „Wenn ihr meint“: gab sich Tarrior redefaul. Ein Knurren war darauf die Reaktion. „Es kann sehr einsam hier unten werden. Die Wächter verirren sich nicht oft hier hernieder. Nur die Bemantelten kommen ab und an und bringen uns Essen und beseitigen dass, was unsere Körper davon übrig lassen. Wenn ihr nicht mit mir sprechen wollt, dann stellt euch darauf ein, sehr lange mit euren Gedanken allein zu sein“: gab ihm der Sprecher aus der Nachbarzelle zu bedenken. Tarrior seufzte. Er konnte im Zweifel hier Nichts und Niemandem trauen, aber möglicherweise konnte er so doch ein paar Informationen erhalten.
„Offenbar ist das Bedürfnis zu reden bei euch größer als bei mir. Aber wenn ihr unbedingt wollt, könnt ihr mir erzählen, wo wir uns hier überhaupt befinden“: schlug der Dunmer vor. Wieder erscholl das Lachen. Tarrior fiel auf, dass es eine gewisse unmenschliche, gar boshafte Note hatte. „Ich denke wir haben beide etwas davon, wenn wir uns unterhalten, ohne allgemein etwas von der Unterhaltung zu haben. Ihr müsst schon sehr verwirrt sein, wenn ihr nicht zumindest erahnen könnt, wo ihr euch befindet“: meinte der unbekannte Sprecher. „Ich wüsste nicht woher“: gab er sich unwissend. „Wenn ihr hier gelandet seid, habt ihr euch mit dem Hexenmeister angelegt und es gibt doch wohl nur einen sinnvollen Ort, wo ein Hexenmeister seine Gegner einkerkern würde. Oder wollt ihr mir ernsthaft weismachen, dass ihr keine Ahnung habt, wem ihr hier eure Haft zu verdanken habt“: klärte ihn sein Nachbar auf. „Wir befinden uns also in Tel Uvirith?“: fragte Tarrior, auch wenn er die Antwort schon erahnen konnte. Eigentlich hatte er ohnehin vermutet, dass Behram ihn in seiner Nähe behalten würde, um ihn besser kontrollieren zu können, aber man wusste ja auch nie, wo der Kerl nicht noch irgendwelche Verstecke haben mochte. „UNTER Tel Uvirith. Die Wurzeln dieses Pilzturmes reichen tief hinein in die Erde und auch in solche Kavernen wie diese. Perfekt um jemanden für alle Zeiten verschwinden zu lassen und natürlich auch, um ungestört Experimenten nachzugehen und die 'Ergebnisse' zu entsorgen“: klärte ihn der andere Häftling auf.
Tarrior stellte weitere Fragen über den Kerker, um sich ein Bild machen zu können. Offenbar saß sein Mitgefangener schon sehr lange hier unten fest und kannte sich daher recht gut aus. So brachte der Dunmer in Erfahrung das die Kristalle in den Zellen nicht nur dazu dienten die Gefangenen ihrer Magie zu berauben und so einen Ausbruch zu verhindern, sondern sie waren mit dem Wurzelsystem des Turms verbunden. Sozusagen nährte sich der Pilzturm auch von ihrer Magie und konnte deswegen weiter wachsen. Allerdings beschränkte Meradanz' Zauber das Wachstum hauptsächlich auf den Untergrund. Das Wurzelnetz reichte weit genug, um weitere Höhlen und Kammern entweder anzubinden oder selbst auszuheben. Außerdem war der Pilzturm wohl auch mit den anderen Pilzstrukturen in der Stadt vernetzt. Behram konnte also praktisch einen Großteil der umliegenden Stadt einfach von seinem Turm aus kontrollieren. Außerdem erfuhr der Hlaalu, dass auf den oberen Ebenen des Kerkers wohl nur niedere Gefangene untergebracht waren Verbrecher oder Leute, die entführt worden waren, um mit ihnen zu experimentieren, was der Hexer wohl auch gerne tat. Die unteren Ebenen und gerade die, auf der er sich befand, waren für gefährliche und wichtige Häftlinge reserviert. Hauptsächlich wohl mutierte oder magische Kreaturen wie Daedra. Diesem System nach musste er selbst wohl besonders wichtig sein und saß hier vermutlich mit reichlich gefährlichen Kreaturen ein, was wiederum sein Misstrauen gegenüber seinem Gesprächspartner wachsen ließ. Dieser berichtete zwar von den anderen Häftlingen hier unten, soweit er darüber etwas wusste, sparte sich selbst aber völlig aus. Die meisten Kammern waren wohl nicht belegt, aber in einer Zelle fristete wohl ein Ogrim sein Dasein in anderen zwei argonische Schamanen, die kaum mehr am Leben waren und in einem weiteren Käfig fand sich ein gebundener Lich, der wohl dereinst Herrscher eines Ayleid-Königreiches gewesen war. Die Stimme wusste auch noch von zwei Gestalten zu berichten, die man in die Zelle direkt neben der Wurzeltreppe gesperrt hatte, aber hatte sie nicht richtig sehen können und wusste eigentlich Nichts über sie.
Der Zellennachbar gab ihm auch noch ein paar Informationen über die seltsamen, schweigsamen Bemantelten, die sich um die Häftlinge kümmerte und die Wachen, die nur kamen, wenn jemand von Behram zum Verhör oder für die Experimente geholt wurde. Es gab Gerüchte darüber, dass der Kerkermeister bald ausgewechselt werden sollte gegen einen Spezialisten für Magie, der hinsichtlich der übernatürlichen Häftlingsklientel wohl auch besser geeignet war. Tarrior speicherte soviel ab, wie er konnte. Die Informationen selbst aber waren dann doch nicht so nützlich, wie er sich erhofft hatte. Die Zellen wurden praktisch nie wirklich geöffnet und wenn dann nur, um die Leute mit einer schwerbewaffneten Eskorte ihrem Schicksal entgegen zu führen. Und unter den Insassen gab es zwar einige starke Kreaturen, die man für einen Fluchtversuch hätte nutzen können, doch aufgrund der Deckenkristalle und der Sklavenbänder, die sie nicht abnehmen konnten, waren sie auch dafür nicht zu gebrauchen. Ihre Essenz floss unweigerlich dem Turm zu, dessen Wurzeln sie gefangen hielten. Schließlich jedoch stellte Tarrior dann noch eine Frage, die ihn schon länger beschäftigte: „Ihr meintet, dass wir beide von dem Gespräch profitieren würden. Ihr habt meine Neugier befriedigt, aber was habt ihr eigentlich von der ganzen Sache?“ Die Stimme schwieg. Tarrior gab es auf und legte sich ins Stroh. Auch wenn er nicht wollte, war sein Körper doch noch recht kraftlos, auch wenn es sich langsam besserte. Er einige Zeit später, als der Hlaalu schon nicht mehr damit gerechnet hatte, kam dann doch noch eine Antwort von Nebenan: „Beantwortet mir zunächst eine Frage, dann will ich euch auf eure antworten.“ Der Ton war fordernd. Sein Nachbar wollte offenbar unbedingt eine Antwort haben, ansonsten würde er wohl das Gespräch beenden. „Und die da wäre?“: fragte Tarrior lustlos. „Ihr habt mich viel gefragt und ich habe euch viel erzählt, doch möchte ich nicht wissen wer ihr seid, sondern nur, weshalb ihr hier seid“: verlangte die Stimme und der Dunmer kratzte sich nachdenklich am Kinn.
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Drachentöter
Vvardenfell-Distrikt, Weidenländer
[Dreveni]
Während Dreveni schlief, vermischten sich in ihren Träumen das Gesicht des Dunmers aus der Festung mit dem des Assassinen der Morag Tong und mit dem Feryns. Schließlich schälte sich aus dieser Mischung das Gesicht des Heilers, das im Gegensatz zu der sonstigen Gutmütigkeit etwas verschlagenes hatte, was ihm gleichzeitig einen gewissen fiesen Charme verlieh. Sie hatte die ganze Zeit das Gefühl, dass sie ihm etwas sagen mußte, wußte aber weder was, noch wem von diesen dreien. Schließlich ließ sie ein entferntes Geräusch aus dem ohnehin nur leichten Schlaf aufschrecken. Noch unfähig, das Geräusch richtig einordnen zu können, setzte sie sich mit einem Ruck auf und sah sich nach Tirian um.
[Tirian]
Der Heiler bemerkte die Bewegung am Rande seines Sichtfeldes. Er wandte sich halb zur erwachten Dreveni um und hielt den Finger vor die Lippen, um ihr zu bedeuten, ruhig zu sein. Dann deutete er in die Ferne. Lichtblitze zuckten dort. Knalle von feurigen Explosionen hallten über die Ebene. Es gab dort einen Kampf. Tirian hatte das Entstehen des Gefechts bereits beobachtet. Da es sich nur in einiger Entfernung abspielte und sie nicht in konkreternGefahr und auch nicht in der Gefahr entdeckt zu werden waren, wollte er die Dunmer nickt wecken. Sie hatte den Tag viel mitgemacht, auch seinetwegen uns sollte sich ausruhen. "Ich glaube es sind Ilucarias Leute. Sie suchen uns wohl. Allem Anschein aber nach sind sie auf Daedra gestoßen. Es ist noch etwas Zeit bis zum Morgengrauen. Tirian musste in diesem Moment gähnen. Er wollte es nicht aussprechen, aber er wäre froh, wenn Dreveni für die restliche Nacht die Wache übernehmen würde, damit er sich auch noch etwas ausruhen konnte. So aber schaute er sie nur noch einen Moment länger an und richtete seine Augen wieder auf das Gefecht in der Ferne.
[Dreveni]
Als sie endlich Tirian erblickte, war ihr auch aufgefallen, dass es immer noch dunkel war. Sie folgte seinem Fingerzeig mit den Augen, und sah nun ebenfalls was dort in der Ebene los war. "Verdammtes kleines Miststück. Begegne du mir nur alleine...", murmelte sie noch leicht schlaftrunken. Dann sah sie in das müde Gesicht des Heilers, das Gähnen hätte es zur verdeutlichung gar nicht mehr bedurft.
"Jetzt wo ich wach bin, könnt ihr den Rest der Nacht schlafen, wenn ihr wollt.", sagte sie nun schon etwas deutlicher, wenn auch immer noch leise, während sie sein Gesicht studierte. In dem aufblitzenden Lichtschein des Gefechts war eine gewisse Ähnlichkeit nicht von der Hand zu weisen. Ähnlichkeit mit wem? Andererseits konnte das auch einfach der Tatsache geschuldet sein, dass sie noch nicht richtig wach war, und so wandte sie den Blick schnell wieder ab, bevor Tirian merkte, wie sie ihn anstarrte.
[Tirian]
Der Heiler war der Dunmer sehr dankbar. Er fühlte sich ausgesprochen müde. Angestrengt in die Dunkelheit zu starren und sonst nichts zu tun, zehrten doch mehr an Konzentration und Kräften als man gemeinhin vermuten würden. "Nach dieser Schlacht bei Tel Vos vor ein oder zwei Wochen treiben sich viele Daedra in den Ebenen umher. In der Nacht sind lautstarke Suchmannschaften ein gefundenes Fressen für diese Dämonen. Wenn Illucaria nicht aufpasst, schickt sie all ihre Männer in den Tod": meinte Tirian. "Wir brauchen uns so aber erstmal keine Sorgen zu machen". war er sich sicher. Die Daedra wären abgelenkt und die Söldner hätten genug damit zu tun sich ihnen erwehren. Allerdings glaubte er auch, dass die Altmer ihre Drohung wahrmachen und sie selbst unter enormen persönlichen Kosten hetzen würde, wenn es sein musste. Die Zeit die Weidenländer zu verlassen war lang gekommen, wenn nicht wegen Tarrior, dann hatten sie jetzt endgültig allen Grund dazu. Die Molag Amur selbst mochte ein gefährlicher Ort sein und Mora Uvirith geradezu die Höhle des Löwen, aber das war ein Ort, an den die Altmer ihnen nicht folgen würde.
Er fühlte sich jetzt schon schuldig, dass er Dreveni da mit hineingezogen hatte. Als würde es nicht reichen, dass sie den Hexenmeister der Telvanni gegen sich aufbringen würde, wenn sie seinen Vater aus dessen Kerker entführten, sondern jetzt war hinter ihnen auch noch eine blutrünstige Söldnerin her. Tirian hoffte darauf, dass der Einfluss Tarriors, wenn er denn erst einmal wieder ein Freiheit wäre, dafür sorgen würde, dass die Assassine in Sicherheit zum Festland zurückkehren konnte. "Weckt mich am morgen. Wir sollten früh aufbrechen. Beim Wachbleiben hilft es übrigens den wilden Dochtweizen hier zu kauen. Das steigert auch etwas die Konzentration": gab er ihr noch einen Rat und legte sich dann ein paar Schritte entfernt ins Gras und schlief schon sehr bald ein.
[Dreveni]
Dreveni hörte dem Heiler mit ausdruckslosem Gesicht zu. Illucaria machte ihr nicht soviele Sorgen, wie diese offenslichtlich Tirian machte. Immerhin waren sie jetzt aus der Festung heraus, und hier im offenen Land oder auch in eine der Städte würde sie schon eine gute Chance gegen die Söldnerin haben.
Dochtweizen., dachte sich Dreveni. So weit würde es noch kommen, dass sie auf irgendwelchem Grünzeug herumkaute, nur um wach zu bleiben. Mit einem Schaudern erinnerte sie sich an das Zeug, was ihr Tirian gegeben hatte, als sie die Gruppe Aschländer verteidigt hatten. Weit mehr Sorgen als einzuschlafen oder das Illucaria auftachte machte ihr momentan mehr die Rückkehr nach Cyrodiil, oder vielmehr dem, was danach kam. Was sollte sie Mordan bloß erzählen? Was wußte er überhaupt über das, was sie hier trieb? Mordan hatte seine Augen und Ohren überall, dachte sie schuldbewußt. Sie hatte sich schon wieder weit über den professionellen Einsatz hinaus engagiert, wurde ihr bewußt als sie das friedliche Gesicht des schlafenden Heilers betrachtete.
Dumpf brütend starrte sie weiter in die Dunkelheit und wartete, dass es dämmern würde.
Nach einer Weile zeigte sich am Horizont der erste silberen Streifen Licht des neuen Tages, und während sie überlegte, ob sie Tirian schon wecken sollte, hörte sie das ein leises Gackern. Sie blieb ganz still sitzen, auch wenn es ilusorisch war zu glauben, dass ihr das helfen würde. Was immer dort herumlief, mußte sie schon bemerkt haben. Tatsächlich kam das Geräusch näher, und jetzt konnte sie es auch identifizieren.
Skampe.
Mit einem Satz war sie bei Tirian und schüttelte ihn heftig, während sie ihr Schwert zog. "Aufwachen, wir haben Gesellschaft!"
[Tirian]
Es gab deutlich angenehmere Wege um geweckt zu werden. Ein heftiges Schütteln gefolgt von einem nicht sehr freundlichen "Aufwachen, wir haben Gesellschaft" war nach dem viel zu kurzen Schlaf nicht gerade eine feine morgendliche Begrüßung. Der Heiler war dennoch hellwach. Er rechnete mit Illucarias Schergen, doch wurde er durch den Geruch und die tierischen Laute schnell eines besseren belehrt. "Daedra!": schoss es ihm durch den Kopf. Er schlug die Augen auf, sah noch wie Dreveni vor ihm kniete und ihn schüttelte, da erreichten sie auch schon ein paar Skampe von hinten. Er hob die Hand direkt an Dreveni vorbei und ließ einen Zauber los, der dem ersten Angreifer ins Gesicht schlug. Er hatte die Energie noch genau dosieren können und war nun überrascht, dass sich die Energie des Blitzes in sichtbaren Entladungen am Hinterkopf des widerwüchsigen Dämons wieder manifestiere, in dem sie sich in den Boden ableitete. Das Biest war tot, die Augen aufgeplatzt wie Mais bei zu großer Hitze. Die kurze Zeit nutzten er und die Assassine um wieder auf die Beine zu kommen und nun ihre Waffen gegen die Feinde in Stellung zu bringen.
Ein schneller Blick und der Heiler konnte die Zahl ihrer Gegner auf drei Weitere einschätzen. Zum Glück war es nur eine kleine Gruppe. In stillem Einverständnis teilten sich die beiden nach links und nach rechts auf und nahmen sich jeder eine der stinkenden Kreaturen vor. Der Schlaf war zwar kurz, da aber ohne Träume, ausreichend erholsam gewesen. In den Augen seines Gegenübers flackerte zwar eine gewisse boshafte Intelligenz, aber die vermochte ihm nicht mehr zu helfen, als das Geschöpf Oblivions auf einen Ausfallschritt und einen angetäuschten Hieb von schräg links unten reagierte. Der Schlag war kaum mit Ernst zu nehmendem Schwung geführt, sodass er die Waffe kaum mit Mühe in der Luft abbremsen und stattdessen von schräg rechts oben herabsausen lassen konnte, um sie dem Vieh direkt in den Schädel zu treiben. Tödlich getroffen sank es zu Boden. Tirian wandte sich im gleichen Moment seiner Gefährtin zu, die ihrerseits ihren Skamp erledigt hatte, aber nun von dem Dritten bedrängt wurde. Er zögerte nicht lange. Es wurde Zeit das Biest selbst von zwei Seiten anzugehen.
[Dreveni]
Die Skampe waren heran, kaum hatte Tirian die Augen aufgeschlagen. Dreveni schloss gleich darauf die ihren geblendet, als ein greller Blitz an ihr vorbeifuhr und direkt einen der stinkenden Kreaturen außer Gefecht setzte. Tirian, du hast wirklich deinen Beruf verfehlt., dachte sich die Assassine anerkennend, als sie mit Schwung wieder auf die Beine kam und mit einem schnellen Hieb nach dem nächsten Skamp schlug. Die Klinge streifte das Monster nur, das mit einem empörten Quieken zur Seite sprang, nur um gleich darauf erneut anzugreifen. Tirian war derweil ebenfalls beschäftigt, wo sich er dritte und letzte Skamp aufhielt, konnte sie bedauerlicherweise gerade nicht sehen. Nun gut, wenn er von hinten kommt, werde ich es schon merken., dachte sie grimmig.
Als der Skamp auf sie zuwankte, hielt sie das Schwert mit dem Griff seitlich neben ihrem Körper, und stieß nun die Klinge blitzschnell nach vorn, den Schwung des Monsters ausnutzend und durchbohrte es so. Röchelnd fiel er zu Boden, als sie das Schwert wieder aus seinem Leib gezogen hatte, und einer bösen Ahnung folgend, drehte sie sich um. Keine Sekunde zu spät, denn gerade streifte sie die Klaue des letzten verbleibenden Skamps an der Schulter, die vor nicht allzu langer Zeit Bekanntschaft mit den Schockzaubern des Heilers gemacht hatte. Reichlich ungezielt hieb sie mit dem Schwert nach ihm, und anstatt auszuweichen, griff das dumme Vieh mitten in die scharfe Klinge und hielt sie fest. Dass dabei Blut aus seinen Klauen lief als Dreveni an der Waffe ruckte, schien ihn nicht zu kümmern. "Lass los du dummes Mistvieh.", keuchte sie und trat der Kreatur mit Schwung in den Bauch. Als auch das nichts half, löste sie die linke Hand von dem Schwertgriff und schleuderte einen Schockzauber auf den Skamp, was ihn immerhin dazu überredete, endlich die Klinge loszulassen, ihn aber nicht getötet hatte.
[Tirian]
Der Heiler erkannte, dass der Skamp nur Augen für die Assassine hatte. Eine perfekte Gelegenheit, um das Biest möglichst ohne Anstrengung zu erledigen. Er packte das Schwert fest an, ging leicht geduckt zu den Kämpfenden hinüber und holte aus, als er nah genug war. Er zielte auf die Kniekehlen des Dämons und mit einem kräftigen Hieb ließ er die Klinge direkt durch Fleisch und Muskeln fahren. Der Daedra klappte mit einem Kreischen zusammen. Der Schrei erstarb als Dreveni schließlich ausholte und mit ihrer Schneide durch die Gurgel ihres Gegners fuhr. Tirian atmete durch und steckte das Schwert weg. Sein Blick glitt Richtung Himmel. Die Dämmerung hatte eingesetzt. Es wurde Zeit aufzubrechen und die Weidenländer endgültig hinter sich zu lassen. "Seid ihr verletzt?": fragte er. Später würden sie keine Zeit haben, die Wunden zu versorgen. Er wollte am besten ohne weitere Pausen bis zwischen die Felsklippen kommen. "Wir sollten machen, dass wir von hier verschwinden. Vielleicht sind noch mehr Daedra in der Nähe und Illucarias Männer könnten noch in der Gegend sein. Wir müssen nach Süden zum Pass und halten uns dann Richtung Osten hin zum Meer. Wir sollten von der Amur kaum mehr weit entfernt sein": meinte Tirian und suchte ihre Sachen beisammen. Er entdeckte im Gras liegend die Reste der Statuette. Sie war aus rotem und schwarzem Gestein gemacht. Etwas das er so am vergangenen Abend ohne Licht nicht hatte feststellen können. Dennoch kam ihm weder die Form noch die Verarbeitung irgendwie bekannt vor. Er hob sie hoch, dachte noch einmal darüber nach, ob er so etwas schon einmal zuvor gesehen hatte und zuckte dann mit den Schultern. Er holte weit aus und warf das Ding weg. Was auch immer es war, es kümmerte ihn nicht länger.
[Dreveni]
Dreveni befühlte die Schulter, die der Skamp gestreift hatte. Es tat nicht sonderlich weh, und an ihren Fingern war darüber hinaus kein Blut. "Nein, nicht verletzt, nur eine Schramme.", antwortete sie und suchte ebenfalls ihre Sachen zusammen, während sie Tirian weiter zuhörte. Gleichgültig beobachtete sie, wie der Heiler die augenlose Steinfigur in hohem Bogen weg warf, dann lud sie ihre Sachen auf den Skamp und sagte: "Lasst uns aufbrechen."
Ohne noch einen Blick zurück zur Festung zu werfen, setzten die beiden ihren Weg fort.
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Legendwriter-Mod
Molag Amur, Tel Uvirith, Kerker
Tarrior hatte kurz nachgedacht. Er hätte sagen können, dass ihn das Schicksal von Vvardenfell besonders am Herzen lag und das Behram so etwas einfach nicht machen durfte. Das der Hexer ein Verbrecher war, den man zur Strecke bringen musste, aber Tarrior war das völlig alles egal. Der Grund warum er hinter dem Telvanni inzwischen her war, war nichts weiter als die nackte, kalte und vor allem süße Rache. Vieles hatte er dem Hlaalu mit der Erpressung aufgebürdet. Nicht nur, dass er ihn praktisch weiterhin mit einer Absicherung erpressen konnte, sondern auch das, was davor gewesen war, konnte und wollte er nicht vergessen und schon gar nicht vergeben. Tarrior war nie sonderlich nachsichtig gewesen und Meradanz hatte nun wirklich alles getan, um zu sterben. Zunächst hatte er vorgehabt Beweise gegen ihn sicherzustellen, aber die Möglichkeit war ihm mit dem Tod von Jonicus abhanden gekommen. Trotz der ungleichen Macht – als Magierfürst verfügte Meradanz über deutlich mehr Einfluss und Ressourcen als er – würde er ihn umbringen. Er würde ihn zerstören!
„Er hat mir Übles angetan. Ich will Rache und das um jeden Preis. Der Tod wäre zunächst noch zu gnädig. Er muss völlig zerstört werden“: geiferte Tarrior, dessen eigene Gedanken ihn in Rage versetzt hatten. Aus der Nachbarzelle dröhnte ein Lachen. „Ungewöhnlich. Ist ein Tod denn nicht ausreichend“: schloss sich daran eine Frage an. „Offenbar hattet ihr noch nie Gelegenheit mit Ordinatoren Bekanntschaft zu machen. Gibt es Hinweise für schlimme Ketzerei können sie unglaublich kreativ sein, was das Brechen einer Person angeht. Ich denke sie stehen da den Daedra in nichts nach“: kommentierte der Dunmer dies. Der Zellennachbar ließ sich wieder zu einem Lachen in unmenschlichem Ton hinreißen. „Das bezweifle ich“: meinte er, ließ aber offen, worauf er sich genau bezog. „Einen Hinweis sagt ihr…“: fuhr er deutlich ernster fort: „Für euch ist aber wohl hier ohnehin das Ende erreicht. Ihr seid seiner Ungnade ausgeliefert.“ Tarrior, der sich gerade etwas beruhigt hatte, wurde erneut wütend. Dass man ihn auf das offensichtliche hinwies, war nicht sonderlich hilfreich, vor allem wenn der Hinweis darin bestand, ihm noch einmal vor Augen zu führen, dass ihn dieser verfluchte Hexer in der Hand hatte. „ich werde hier herauskommen. Verlasst euch darauf. Diese Wände werden mich nicht halten!“: versicherte er trotzig und tat es auch, um sich selbst zu beruhigen, denn im Moment sah alles danach aus, als wäre die Sache wirklich verloren für ihn. Sein Zellennachbar brummte. „Hm. Ihr scheint…“: sprach er, doch da tönten Schritte auf dem Holz der Wurzeln. Der Schall wurde mehrfach im Schacht gebrochen, zurückgeworfen und drangen nach unten. Leute waren offenbar auf dem Weg. Da sich die Schritte immer näher kamen, schien er Ziel der Grund des Schachtes zu sein. Tarrior trat ans Gitter um besser sehen zu können. Die Wesen, die er von seiner Zelle aus sehen konnte, drängten sich in ihrem eigenen Gefängnis so weit vom Gitter weg wie möglich an die hintere Wand heran. Offenbar sollte jemand zum Verhör geholt werden.
Zuerst sah Tarrior drei Paar Stiefel auf der Treppe. Da er das bronzen-goldene Metall bereits kannte, war er auch nicht überrascht, als sich schließlich noch die Beinschienen und die massiven Plattenpanzer in sein Gesichtsfeld schoben. Überrascht war er eher, dass die Drei, die den Wandelgang heruntertraten nicht auch noch die eckigen Dwemer-Helme sondern stattdessen die für Telvanni-Wachen üblichen Kopffüßerhelme trugen, die im Endeffekt das Gesicht aber genauso verbargen. Tarrior fand den Effekt, den die Rüstung auslöste sehr erstaunlich. Die Massivität des Rüstzeuges löschte absolut jede Kontur des Körpers darin aus und auch die Vollhelme nahmen sämtliche Individualität. Man konnte den Eindruck gewinnen, es wären keine Lebewesen, die dort von der Treppe stiegen und auf ihn zukamen, sondern tatsächlich nur Maschinen, Animunculi, wie sie der Telvanni schätze und auch einsetzte, wie er wusste. Einzig und allein gewisse Eigenheiten und Abweichungen im Gang zeigten, dass es doch Individuen waren, die sich dort unter den Schichten von Metall verbargen. Schließlich blieben die Drei vor seiner Zelle stehen. „Zurück!“: bellte eine Stimme, die Dumpf unter dem Helm hervordrang. Er ließ es nicht drauf ankommen und trat einen Schritt zurück. Der Wächter, der links stand, zog einen seltsam gekrümmten metallenen Gegenstand von seinem Gürtel. Er hatte eine Form, die etwas an einen Tentakel erinnerte, der sich krümmte und an dessen Spitze ein oranger Edelstein angebracht war. Das rötliche Licht der Magma-Grube schimmerte auf daedrischen Schriftzeichen, die in die Oberfläche geritzt waren. Er hielt den Gegenstand gegen das Gitter. Der Edelstein begann zu leuchten und Tarrior staunte nicht schlecht, als sich die organischen Stangen des Gitters plötzlich zur Seite wölbten und einen Durchgang freimachten. Bevor er noch etwas tun konnte, traten die beiden anderen Wachen hervor und packten ihn mit ihren behandschuhten Händen grob an und zogen ihn unsanft aus der Zelle.
„Der Meister will euch sehen“: war die einzige dumpfe Erklärung, die er bekam und halb ziehend, halb stoßend, obwohl das gar nicht nötig war – offenbar waren die Wärter von den Daedra mehr Widerstand gewohnt – zogen sie ihn Richtung Treppe. Sie stoppten, als noch eine Person heruntergekommen war. Tarrior erkannte den jungen Betronen sofort. Das Gesicht dieses Wiesels hatte sich bei ihm eingebrannt. Das war wohl auch kein Wunder, wenn man dachte, dass man stirbt. „Aytor“: knirschte er. Er unterdrückte den Impuls sich nach vorne zu werfen und sich losreißen zu wollen, um dem Schüler Meradanz‘ an die Kehle zu gehen. Es war sinnlos und diese Blöße wollte er sich nicht geben, auch wenn ihn das leichte Lächeln doch geradezu dazu herausforderte. „Zurück von den Toten?“: fragte der junge Bretone. „Meister Meradanz erwartet euch. Wir bringen euch jetzt zu ihm“: erklärte der Novize noch einmal das Offensichtliche. Tarrior wandte den Blick gezielt ab. Augenkontakt erfordert Respekt, dem er dem Bretonen absolut nicht entgegenbrachte. Da sah er etwas in der Zelle, neben der er jetzt stand. Es dauerte einen langen Moment, bis er die langen, nunmehr zerschlissenen und dreckigen grauen Mäntel erkannte und wusste wer dort in der kleinen Nische zu zweit aneinander in einer Ecke kauerte. Aytor folgte seinem überraschten Blick. Sein Lächeln verschwand. „Sie haben ihre Schuldigkeit getan. Sie sind nutzlos geworden. Der Meister hat vielleicht noch Bedarf für einige Experimente an ihnen und dann werden wir sie entsorgen“: sagte er ernst nur um denn wieder zu lächeln: „Ihr müsst also keine Angst haben, dass wir sie noch einmal auf euch ansetzen.“
Sie begannen den Aufstieg. Unterwegs überlegte Tarrior, wie groß seine Chancen stünden allein aus den Verliesen und dem Turm entkommen zu können, würde er seine Bewacher mit ein paar gezielten Feuerstößen von der, ohne mit Brüstung versehenen, Wurzel herunter in die Lava zu stoßen. Sollte seine Flucht nicht bemerkt werden, standen seine Chancen, so das Kalkül seiner Überlegungen, nicht einmal so schlecht. Allerdings waren diese Gedanken müßig. Er spürte nach wie vor eine Schwäche, was seine magischen Kraftreserven anging und die Verantwortlichen saßen immer noch an seinen Handgelenken. So ließ er sich in einer nach oben hin breiter werdenden Spirale entlang der Schachtwand hinaufführen und passierte dabei einige der höheren Haftebenen in denen immer weniger Daedra dafür immer mehr normale Gefangene wie Menschen, Elfen oder Kajhiit saßen. Es gab praktisch keine Wachen. Als sie dem oberen Rand endlich so nahegekommen waren, dass er ihn und die aus Wurzelauswüchsen bestehende Brüstung darum gut erkennen konnte, wurde der Weg vor ihnen von einem Konstrukt aus mehreren, beulenartig aus der Wand wachsenden Pilzen blockiert, die so hintereinanderlagen, dass man eine Raume denken konnte. Es gab eine große Runde Tür, die nach außen aufschwang und Zutritt gewährte. War man unachtsam und stand zu dicht daran, hätte es durchaus passieren können, dass man von ihr von dem Wurzelweg gewischt wurde. Was zu Tarriors Ungemach mit seinen Wärtern leider nicht passierte. Die Räumlichkeiten im Innern der Pilze zeichneten sie als Wachstube aus. Ein Ein Stuhl hinter einem langen Thresen. Ein Regal mit Papieren und ein Waffenständer bildeten den Teil des Raumes in dem wohl der diensthabende Wächter arbeitete. In einem durch Holzstangen abgegrenzten Bereich hingen säuberlich aufgereiht Fesseln verschiedener Machart, auch welche in der Art von denen, die Tarrior trug, an der Wand. Einer der Gerüsteten, die ihn hier hinaufgetragen hatten, nämlich jener mit dem seltsamen Metallgegenstand verließ hier auch die Gruppe und nahm den Platz hinter dem Thresen ein. „Serjo Brasselin, wann kann ich endlich mit dem neuen Kerkermeister rechnen? Er muss noch eingewiesen werden, bevor ich den Dienst quittiere“: fragte der Mann, der jetzt seinen Helm abnahm und ein altes und zerfurchtes dunmerisches Gesicht ebenso enthüllte wie einen ergrauten Spitzbart.
„Meister Meradanz wird es euch wissen lassen, sobald es soweit ist“: antwortete Aytor ihm knapp aber nicht unfreundlich und die beiden Wächter zogen ihn, in dem sie dem Bretonen folgten, weiter. Er drehte sich um sah, wie der Kerkermeister mit dem Gegenstand dafür sorgte, dass ein dichtes Geflecht von Wurzeln sich vor der Rundtür schloss. Tarrior hörte ein leises Summen und schaute an die Decke. Auch hier waren Kristalle eingelassen, die deutlich heller leuchteten und auch Licht spendeten, aber er machte sich keine Illusion, dass auch dies eine magische Fesselungsanlage war. Bei den ganzen Kreaturen, die Behram dort unten einschloss, konnte er sogar die Vorsicht des Hexers verstehen. So auch die Wachen, die sie erwarteten, als sie das Konstrukt durch eine weitere Rundtür am anderen Ende verlassen hatten und die letzte Stiege zum Rand der Grube hinauf schafften. Mehrere schwer gerüstete Wächter und zwei Zenturio-Sphären flankierten den Durchgang zur Brüstung. Tarrior schaute zurück der Kerker war wirklich eine große, fast kreisrunde, sehr tiefe Grube. Selbst von hier oben waren die Lava und die spitzen Felszacken noch sehr gut zu erkennen. Nur von den Zellen war von hier aus kaum mehr etwas zu sehen. Hier oberhalb befand er sich in einer großen Höhle. Die Decke wölbte sich weit über ihm und mehrere auf dünne Felsnadeln gestützte Steinbahnen durchzogen den Raum. Daran schlängelten sich auch die dicken Wurzelstrünke des Pilzes entlang, bevor sie sich dann im Fels darüber verloren. An manchen waren Laternen angebracht. Im hinteren Teil sah er weitere kleine Durchgänge. Dem Geruch nach zu urteilen wurden dort wohl die Exkremente entsorgt und zugleich wohl auch in einer anderen Höhle auch das Essen für die Gefangenen zubereitet. Er konnte auch die gebückt laufenden, bemantelten Gestalten erkennen, die ihm sein Zellennachbar beschrieben hatte. Seine Aufmerksamkeit wurde jedoch zwangsweise auf einen großen Durchgang gegenüber der Brüstung gelenkt. Offenbar hielt Meradanz nicht soviel von Innenausbau oder Dekoration in diesen Höhlen. Der Durchgang wurde nämlich von einem Stollenwerk, ähnlich dem in einer Mine, gebildet. Hierauf hielten seine Wächter zusammen mit ihm zu.
Sie durchquerten auf ihrem Weg weitere Höhlen, Stollen und kamen auch an gemauerten Räumen vorbei, in die er beim Vorgehen kurz hineinsehen und alchemistische Ausrüstung und andere nicht identifizierbare Anlagen entdecken konnte. Schließlich standen sie in einem niedrigen Stollen vor einer riesigen den Durchgang völlig ausfüllenden, mit Intarsien geschmückten Rundtür. Aytor öffnete sie und sie traten in einen nunmehr hölzernen Gang. Tarrior kannte die Architektur aus den Beschreibungen anderer Hlaalu. Sie befanden sich nun im Inneren des Pilzturms. Sämtliche Wände waren Teil des großen Pilzes. Sah man von den Türen ab, befanden sie sich nun im Inneren eines geschlossenen Organismus‘. Entsprechend war die hölzerne Optik zu erklären, die einen hier wohl ständig umgab. Sie durchquerten einen mittelgroßen Raum auf der gleichen Ebene in dem jedoch eine große Zahl großer Kristalle in Einbuchtungen aufgestellt war. Umgeben war jeder Kristall von eigen Säulen, die wohl den oberen Teil des Turmes stützten. Die Wurzeln des Turmes, die direkt auf die Kristalle hinliefen, waren zahlreich und dick und schienen regelrecht zu pulsieren. Eine weitere Formation von Kristallen an einer hinteren Wand erregte sein Aufsehen. Offenbar war dieser Bereich der Kammer wesentlich jünger. Im Gegensatz zu den anderen Kristallen liefen hier auch die Wurzeln nicht direkt darauf zu, sondern schienen von dort aus hinweg zu laufen. Besonders auffällig waren in der Formation aus unterschiedlich großen Kristallen drei Säulen aus ineinander geflochtenen Wurzeln an deren Spitzen Schalen eingelassen waren. Ein Leuchten drang daraus hervor. Tarrior konnte auf die Entfernung natürlich nicht erkennen, was sich daran befand und das Licht ausstrahlte. Er hatte auch keine Zeit sich eingehender damit zu befassen, denn Aytor und die Wächter zogen ihn weiter, mehrere Rampen hinauf. Sie schienen sich weiter an die Oberfläche zu bewegen und kamen schließlich aus einem Seitengang heraus, der in eine große Eingangshalle mündete. Wie zuvor im Kristallraum gab es auch hier Wächter und Animunculi. Etliche Kristalle und Öllampen spendeten warmes Licht und enthüllten Wandteppicche und direkt aus den Wänden gewachsene Regale auf denen Schalen, Statuetten und andere feingearbeitete Güter ausgestellt waren. Gehalten von einigen Wurzeln prangte an der Hauptwand gegenüber der Eingangstür, die so nah aber für Tarrior so unglaublich fern war, ein großes braun-gelbes Banner mit einem Skarabäusemblem. Darunter stand eine kleinere Nachbildung einer Dwemerstatue, die in heroischer Pose einen Speer erhob.
Er spürte im nächsten Moment Aytors Hand auf seiner Schulter und plötzlich spürte er den Boden unter den Füßen nicht mehr. Er schaute nach unten und musste mit leichten Entsetzen feststellen, dass er in der Luft schwebte. Er schaute in das Gesicht des Bretonen, wo er wieder ein hämisches Grinsen fand. Er wagte es trotz der Nähe nicht, ihm eine mit der blanken Faust zu verpassen. Da sie schnell höher schwebten und bereits recht weit über dem Boden waren, wollte er lieber nicht riskieren, dass Meradanz‘ Schüler seine Konzentration verlor, die sie in der Luft hielt. Er richtete seinen Blick nach oben und sah über sich ein Geflecht aus mehreren sich verzweigenden Tunneln und erkannte auch mehrere verschiedene Räume, die von dem Hauptschacht offen abzweigten. Sie flogen so schnell in die Höhe, dass er sich kaum darauf konzentrieren konnte. Schließlich wurde der Bretone langsamer und sie setzen an einem organischen Bogen auf. Tarrior stolperte schnell einige Schritte in den Raum, um sich von der Kanten schnellstmöglich zu entfernen. Aytor war jedoch schnell bei ihm und pfeifend rollte eine Zenturio-Sphäre von der Seite heran. Es schien so, als hätte Behram etliche Dwemer-Ruinen geplündert, um sich seine Dienerschaft zusammenzustellen. Als er sich seiner Umgebung deutlicher bewusst wurde, ahnte er erst, wie richtig er wohl lag.
Offenbar durchquerten sie hier eine Art Sammlung. In Vitrinen und Regalen standen optisch schön aufgereiht Dwemer-Antiquitäten. Viele erkannte er nur der Machart nach. Denn neben den üblichen Schüsseln oder Kelchen, die er kannte, fanden sich hier auch Gerätschaften, die er überhaupt nicht zuordnen konnte. Der Mann war offenbar besessen von der alten Rasse. „Krankhaft besessen“: wie Tarrior seinen Gedanken noch einmal ergänzte. Schließlich stiegen sie einen kurze Wendeltreppe nach oben und kamen in eine kreisrunde Kammer. Auch hier standen Vitrinen aber viel mehr Regale mit Büchern, ein geräumiger Sekretär. Sein Blick wurde von einem größeren Ausstellungspodest gefesselt. Dort lagen neben zwei dicken, alten Büchern und einem kleineren im roten Einband ein Artefakt das er nur zu gut kannte. Da Aytor ihn inzwischen losgelassen hatte, trat er wie in Trance näher. Er trat nah heran und betrachtete ausgiebig den in roten Samt eingebetteten, silbernen Kriegshammer. „Vholendrung. Dank euch ist er endlich da, wo er hingehört“: erklang von rechts eine Stimme, die in seinem Gedächtnis brannte, seit er sie in Balmora zuletzt gehört hatte. Er richtete sich langsam auf und wandte seinen Blick in die Richtung, aus der man zu ihm gesprochen hatte. In einem hölzernen Sessel im kaiserlichen Stil, der mit einem roten Tuch ausgelegt war, sah er ihn sitzen. Das erste Mal seit ihrem Treffen in Balmora vor, wie Tarrior es vorkam, einer halben Ewigkeit. „Willkommen, Serjo Gildres“: begrüßte ihn der dort sitzende Dunmer in einer roten Robe mit goldenen Stickereien. „Setzt euch doch“: bat Behram Meradanz.
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Drachentöter
Weidenländer - > Molag Amur
[Tirian]
Seit sie von ihrem Nachtlager schließlich aufgebrochen waren, waren inzwischen auch schon wieder ein paar Stunden vergangen. Der Heiler konnte nicht sagen, wie lange sie schon wieder unterwegs waren, aber die Sonne hatte ihren Höhepunkt noch längst nicht erreicht. Doch trotzdessen türmten sich langsam vor ihnen die Berge auf, die im Süden der Weidenländer die Grenzen zum unfruchtbaren Ödland der Molag Amur im Südwesten Vvardenfells bildeten. Hier endete der fruchtbare Boden mit seinen endlosen Dochtweizen-Weiden und ging über ansteigenden Fels dann in die Asche- und Lavawüste der Amur über. Tirian kannte diese Gegend nur aus Beschreibungen von Tarrior. In dieser Region sollte mit Ausnahme des Roten Berges die Erde wohl noch am aktivsten sein. Lavabecken und -seen direkt an der Oberfläche, kochende, schlammige Tümpel, Geysire und löchrige Felsen aus denen langsam oder stoßweise heißer Dampf entwich. Da die Berge immer näher und immer höher vor ihnen und mit ihren Schatten auch langsam über sie hinwegragten, wurde Tirian um so klarer, dass hier nun der nächste Abschnitt ihres Weges beginnen würde. Sie würden den felsigen, verbrannten Schluchten folgen, die das Erdfeuer des Roten Berges vor Jahrhunderten in das Land gefressen hatte, hinein in das Herz der Ödnis, in dem der Telvanni seinen Sitz, den Pilzturm Tel Uvirith und seine Stadt Mora Uvirith hatte. Wenn er noch am Leben war, und Tirian verbot sich etwas anderes überhaupt in Betracht zu ziehen, so musste Tarrior dort sein.
Spitze Felsen, wie in die Luft greifende Krallen, türmten sich neben ihm und Dreveni auf, als sie endlich an die Berge herangekommen waren und die immer größer werdende Steigung überwunden hatten, die sie direkt zum Pass hinaufführte, der nun wie eine Rinne die Hügelkette durchschneidend vor ihnen lag. Die Krallenfelsen säumten den Durchgang und waren wie stumme Wächter, die Reisende mit ihrer gratigen, monolithischen Gegenwart vor dem Überqueren des kurzen Passes abhalten wollten. Tirian wusste aus den Berichten seines Vaters, dass das lebensfeindliche Klima der Molag Amur allerlei grausame Kreaturen hervorgebracht hatte, die nur dank ihrer Stärke dort überleben konnten und praktisch keine natürlichen Feinde hatten. Guars konnten ihnen ebenso zur Beute fallen wie einfache Händler oder ein unachtsamer Heiler und eine Assassinin. Umso glücklicher war er über den Umstand, dass sie ihr Weg auf der anderen Seite des Passes dann doch wieder in Richtung Meer führen würde, wo, so hoffte Tirian, die Zahl der Kreaturen nicht mehr so groß sein würde. Bevor sie die mächtigen Felsen passieren würden, hielt der Dunmer inne.
[Dreveni]
Dreveni war schweigend neben dem Heiler hergelaufen, der Guar ein paar Schritte hinter ihnen. Sie hatten wirklich Glück gehabt mit dem Tier, überlegte die Assassine, denn es folgte ihnen nun schon seit geraumer Zeit, und hatte dabei entweder Talent oder schier Glück, sich immer im rechten Moment zu entfernen. Jedenfalls hatte er bis jetzt keinen Pfeil abbekommen oder war das Opfer anderer wilder Kreaturen geworden.
Die Landschaft um sie herum hatte sich fast schlagartig verändert. Nichts war mehr zu sehen von der grünen, lebendigen und fruchtbaren Umgebung der Weideländer, und war verbranntem Grund gewichen. Selbst die wenigen, verkrüppelten Bäume die hier noch wuchsen, waren tot und verdorrt. Einmal mehr wunderte sich die Dunmer, warum sie hier überhaupt wachsen konnten, und wie es wohl hier ausgesehen hatte, als sie noch nicht tot gewesen waren.
Sie konnte nicht sagen, was sie hier erwartete, denn diese Gegend war ihr genauso fremd, wie der Rest von Morrowind. Was sie allerdings wusste, war, dass was immer hier lebte ein Meister des Überlebens sein musste, und das bedeutete selten etwas gutes für eventuelle Eindringlinge, wie es die beiden Dunmer waren.
Vor einer Art Pass blieb Tirian schließlich stehen, und Dreveni blieb nichts anderes übrig, als es ihm gleich zu tun. Sie ließ den Blick noch einmal über die von krallenartigen Felsen gesäumte Passage schweifen, und wandte sich dann an den Heiler: "Was ist?"
Das waren die ersten Worte, die seit ihrem Aufbruch gesprochen wurden, und in Drevenis Ohren klangen sie seltsam laut und unangebracht im Geräusch des trockenen Windes, der leise heulend über das Land und um die Felsen strich und mit sich den Geruch nach Feuer und Asche brachte.
[Tirian]
"Von hier an wird es besonders gefährlich werden": meinte Tirian. "Seid ihr schon einmal durch die Amur gereist?": fragte er. Er selbst kannte die Gegend nur aus den Beschreibungen seines Vaters und das hatte ihm schon gehörigen Respekt eingeflößt. "Wir haben einen Vorteil der in der weichen Asche besteht. Im Fall des Falles können wir so Tierspuren recht früh ausmachen": sagte er ohne die Antwort abzuwarten. Er drehte sich zu ihr um. "Es wäre gut, wenn ihr vorgehen könntet. Meine Fähigkeiten im Spurenlesen sind leider praktisch nicht vorhanden": bat er. Er schaute dann etwas gedankenverloren in das Aschland jenseits des Passes. Behram rechnete wahrscheinlich nicht mit einer Befreiungsaktion für Tarrior, aber dennoch mochten seine Leute durch die Amur patrouillieren und es wäre nicht gut, wenn er vorgewarnt würde. Er sprach seine Befürchtungen aber nicht aus
[Dreveni]
Oder wir haben Pech und der Wind verweht die Spuren, und wir laufen blind in die Falle., dachte sich die Assassine, sagte aber nichts. Es hatte keinen Sinn den Heiler zu beunruhigen, und es würde auch nichts daran ändern, dass sie diesen Weg nehmen mussten.
Die Gegend war wirklich mehr als unwirtlich, und das wurde umso deutlicher, je weiter sie ihr Weg in die Aschewüste führte. Nicht nur wehte ein Konstanter Wind, der ihnen Staub in die Augen blies, ihr Blick wurde außerdem immer wieder durch größere und kleinere Sanddünen behindert.
Trotz allem kamen sie relativ gut voran, bis Dreveni meinte, leise Stimmen ein Stück vor ihnen zu hören. Sie konnte die Quelle der Stimmen nicht sehen, da der Weg eine Kurve um eine besonders groß geratene Düne machte.
Sie blieb stehen, drehte sich zu Tirian um und sagte leise: "Ihr bleibt mit dem Guar hier. Ich werde nachsehen, was da vorn los ist."
Bevor er noch die Chance hatte, einen Einspruch anzubringen, war sie schon mit leichten Schritten davon. In diesem Fall war der weiche Untergrund überhaupt nicht hilfreich, denn auch mit einem Unsichtbarkeitszauber würde man immer noch ihre Schritte sehen können. Es sei denn, wer immer dort hinter der Düne war, war abgelenkt genug. Inzwischen konnte sie auch einzelne Stimmen unterscheiden, auch wenn sie die Worte nicht verstand, da Dunmeri gesprochen wurde. Doch es hörte sich an, als würden Befehle gerufen, und dazwischen konnte sie Schnauben hören. Es klang fast wie das Schnauben, dass die Guare von sich gegeben hatten, als sie von Erynn, Arranges und ihr durch den Fluss getrieben wurden...
Vorsichtig drückte sie sich um die Düne, um einen Blick auf das werfen zu können, was sich dahinter abspielte. Als ihr das gelang, wusste sie, dass ihre ganze Vorsicht übertrieben war. Die Quelle des Lärms hatte gerade ganz andere Probleme, als einen Späher der sich anschlich.
Hinter der Düne hatte sich eine ganze Karawane im weichen Sand festgefahren. Dreveni hatte schon in Cyrodiil Handelskolonnen gesehen, aber keine wie diese hier. Wagen mit breiten Holzrädern wurden von Guaren gezogen - wenn sie nicht gerade im Sand festhingen. Sie zähle mindestens vier dieser Wagen, deren Ladung mit großen Planen abgedeckt war, und vor den vordersten waren drei der Tiere gespannt. Dunmer, die offenbar die Begleiter der Karawane waren, trieben die Tiere an, und zwei davon schoben sogar den Wagen von hinten. All das führte aber nur dazu, dass der Wagen noch tiefer im Sand stecken blieb.
Die Dunmer sah sich weiter das Treiben an, und wunderte sich, dass sie nur vier Dunmer ausmachen konnte, außerdem einen Khajiit. Zu viert würden sie das wohl kaum schaffen, vermutlich mussten die Wagen einfach nur entladen werden.
Wie auch immer, das war nicht ihr Problem. Ebenso leise huschte sie zu Tirian zurück, und berichtete ihm von der Szene hinter der Kurve. Sie schloss mit den Worten: "Wir sollten außenrum gehen. Kostet uns weniger Zeit, als zu helfen, und wer weiß was das wirklich für eine Karawane ist."
Die Dunmer hatten auf sie zwar tatsächlich mehr wie Händler denn Wachen gewirkt, aber wenn man Ärger aus dem Weg gehen konnte, umso besser.
[Tirian]
Der Heiler wollte sie noch aufhalten, doch da war sie auch schon hinter der Düne verschwunden. Es war nicht gut sich in der Molag Amur von einander zu trennen. Allein war man eine noch leichtere Beute für die gefährlichen Raubtiere. Man reiste am sichersten, wenn man sich an die Gewohnheiten der Guars anpasste und in einer kleinen Herde reiste. Dies schreckte für gewöhnlich Kagouti und Alit ab, wie Tarrior meinte. Deshalb sah man einzelne Personen eher selten in diesem Teil von Vvardenfell. Selbst die Aschländer, wenn sein Vater die Wahrheit gesagt hatte, gingen niemals allein auf die Jagd. Nervös schaute sich Tirian um, aber konnte nichts entdecken. Das musste aber nichts heißen. Durch die Dünen und die vielen Felsen war das Gelände reichlich uneinsichtig, was auch die Gefahr barg, wenn man unachtsam war, in einer der vielen Lavagruben zu fallen, die sich hier und dort in der Landschaft auftaten. Es beruhigte ihn also nicht im geringsten, denn er rechnete in jedem Moment plötzlich über einer der Dünenkuppen ein riesiges, laufendes Mal auftauchen zu sehen.
Doch stattdessen war es zu seiner großen Freude Dreveni, die zuerst zu ihm zurückkam. Sie berichtete davon, was sie gesehen hatte. Tirian rieb sich das Kinn. "Wir sollten außenrum gehen. Kostet uns weniger Zeit, als zu helfen, und wer weiß was das wirklich für eine Karawane ist.": sagte sie schließlich. Der Dunmer schüttelte den Kopf. "Was soll das schon für eine Karawane sein? Wenn sie nicht gerade Sklaven dabei haben, würde ich nicht unbedingt davon ausgehen, dass wir es mit Räubern oder Banditen zu tun haben. Wir sollten den Leuten helfen hier weiter zu kommen. Besser verbringt man so wenig Zeit wie möglich hier in der freien Wildnis und am besten nicht unbedingt die Nacht. Je nachdem wo sie hinwollen, könnten wir uns ihnen auch anschließen. Zusammen ist es auch deutlich sicherer hier im Feuerland": teilte er der Assassine seine Gedanken mit und war entschlossen der Karawane zu helfen.
[Dreveni]
Dreveni sah Tirian zweifelnd an. Nicht nur, dass sie keine große Motivation hatte, beim Ent- und Beladen von Wagen zu helfen, darüber hinaus fand sie es auch wenig verlockend, den Rest des Weges mit Einheimischen zu verbringen, deren Sprache sie nicht verstand.
"Wie lange sind wir noch unterwegs, wenn wir nicht helfen und nur einen kurzen Bogen schlagen? Die sind so laut, die hören uns nie.", erwiderte sie, alles andere als von Tirians Argumenten überzeugt. "Wenn wir denen helfen, brauchen wir alleine bis heute Abend, bis die Wagen wieder frei sind."
[Tirian]
Der Heiler überlegte. "Wir sind vielleicht noch ein paar Stunden unterwegs, bis wir die Küste erreichen. Ich denke bis es gänzlich dunkel geworden ist, könnten wir es schaffen, wenn wir uns beeilen": schätzte er. Er konnte auch nur von der Karte ausgehen, die er im Kopf hatte, aber so in etwa musste es hinkommen. Allerdings gefiel ihm Drevenis Vorschlag gar nicht. "Lassen wir sie hier, fällt in der Nacht womöglich sonst etwas über sie her, vor allem wenn sie bis dahin noch nicht wieder mobil sind. Wir können sie nicht einfach hier draußen lassen. Wir werden ihnen helfen und den Weg nach Osten gemeinsam fortsetzen. Außerdem umso schneller wir beim Ent- und Beladen der Wagen helfen, umso schneller kommen wir hier auch weiter": lehnte Tirian entschlossen ab. Er wandte sich bereits in Richtung der Kurve hinter denen die Karawane laut Dreveni feststeckte.
[Dreveni]
Dreveni stand mit verschränkten Armen vor Tirian und musterte ihn mit einem undurchdringlichem Blick. Die Karawane kümmerte sie nicht im Geringsten, und wenn der Heiler wirklich glaubte, dass sie auch nur einen Finger krumm machen würde, um sie zu verteidigen, hatte er sich geschnitten. Söldnertätigkeiten waren nichts für sie, das hatte sie in Falensarano gemerkt.
"Wer zahlt schafft an.", sagte sie schließlich übertrieben freundlich und bedeutete ihm genauso übertrieben mit einer leichten Verbeugung, vorzugehen, wozu er ohnehin schon angesetzt hatte. Hatte der Heiler nicht in der Festung noch vorgeschlagen, ihre ganze Beziehung wieder mehr auf eine geschäftliche Ebene zu heben? Nun gut, das konnte er haben.
[Tirian]
Tirian verzog das Gesicht ob der übertriebenen Gesten. Er ahnte schon worauf seine Begleiterin hinaus wollte, auch wenn eine irre Flucht mittlerweile dazwischen lag, war aber weniger missgestimmt. Er verspürte eher eine gewisse Trauer. Aber so war es besser für sie beide. Er bedachte sie mit einem Seitenblick, drehte sich dann endgültig um und ging auf die Kurve zu. "Wir langen auch so noch früher an dem Turm an, als uns lieb sein kann und da werden verrückte Söldner womöglich unser kleinstes Problem sein": sagte er nach einem Moment quälenden Schweigens. Tatsächlich zerriss es ihn innerlich. Einerseits wollte er so schnell wie möglich seinen Vater befreien, auf der anderen Seite schreckte ihn alles davon ab, sich mit dem Telvanni anzulegen, sich gar in dessen Turm hineinzuschleichen. Er war den Göttern dankbar dafür, dass er Dreveni an seiner Seite hatte. Bei diesem Gedanken waren sie um die Kurve herum und nun konnte Tirian auch selbst die steckengebliebene Karawane sehen. Er verlangsamte seine Schritte und blieb in Entfernung stehen, um die Szenerie selbst noch einmal zu mustern. "Das sind auf keinen Fall Banditen": stellte er nach einer kurzen Weile des Beobachtens fest. Die Leute hatten wirklich ein Problem und noch ein größeres, wenn es dunkel würde. Tirian straffte sich, ging vor und machte den ersten Schritt. "Seid gegrüßt, Sera. Braucht ihr Hilfe?": rief er, um die Leute nicht zu überraschen oder viel mehr zu erschrecken.
[Dreveni]
Die Begleiter der Karawane unternahmen gerade einen neuen Versuch, den vordersten der vier Wagen zu befreien. Inzwischen schoben drei der Dunmer und der Khajiit den Wagen, während der vierte Dunmer versuchte, die Guare mehr oder weniger erfolgreich zu motivieren, sich noch stärker in ihr Geschirr zu legen. Dreveni konnte jetzt auch den Guar sehen, der wohl zu dem vierten Wagen gehörte, aber er hatte anscheinend keinen Platz mehr bei den anderen dreien gehabt, und stand etwas abseits.
Gerade als Tirian die Leute ansprach, machte der Wagen einen Satz, dann blockierten die Räder und drei Dunmer und ein Khajiit fielen unsanft in den Sand. Der Vordere stieß nur einen Fluch aus, dann drehte er sich zu Tirian und Dreveni. Letztere stand seitlich hinter Tirian, die Arme verschränkt und demonstrativ desinteressiert zur Seite schauend.
"Hilfe?", sprach der Dunmer, der die Guare angetrieben hatte und kam näher. Sein Tonfall klang nicht gerade erfreut, aber immerhin schien er nicht nur Dunmeri zu sprechen. "Nicht doch, wir haben alles im Griff.", fügter er noch an, und fuhr sich mit der Hand über die dunkelroten Haare, die ihm wirr ins Gesicht hingen. Seine Kleidung wirkte teuer, stellte Dreveni fest, als sie ihn unauffällig aus dem Augenwinkel musterte, und dachte sogleich an ihre eigene, abgerissene Erscheinung.
Der Dunmer unterdess seufzte, als würde er seine harschen Worte schon bedauern, und blieb vor Tirian stehen.
"Entschuldigt.", setzte er wieder an, wobei er die Beiden abschätzend musterte. Schließlich kam er wohl zu dem Schluß, dass sie keine Banditen waren und fuhr fort: "Die Wagen haben sich festgefahren. Wie ihr seht, sind wir nur noch zu fünft... ", wobei er den Kopf drehte und den Blick kurz über die Wagen schweifen ließ, bevor er seinen Blick wieder auf den Heiler richtete. Er wirkte noch recht jung, stellte Dreveni fest, nicht viel älter als sie oder Tirian.
[Tirian]
"Die Wagen haben sich festgefahren. Wir ihr seht, sind wir nur noch zu fünft...": sprach der Dunmer, der ihn begrüßen kam. "Was meint ihr mit nur noch?": wollte Tirian wissen und versuchte sich derweil einen Überblick über die Wagen zu verschaffen. Dreveni hatte recht. Die Wagen waren einfach zu schwer, sie waren viel zu tief in den Schlamm eingesunken, um sie einfach so herauszubekommen. Tirian fragte sich zwar, wie hier mitten in dieses tote Gebiet Wasser kam, kam aber Sekunden später drauf, dass es vermutlich aufgeheiztes Grundwasser war, dass hier an die Oberfläche stieg und den Boden verschlammen ließ. "Ich bin übrigens Tirian und meine Begleiterin hier heißt... Lyviani": stellte er sie beide vor.
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Legendwriter-Mod
Molag Amur, Tel Uvirith, Artefakt-Salon
Ein Seitenblick auf die Zenturionen und Aytor verrieten ihm, dass Behrams Bitte wohl keine zwanglose Aufforderung war. Außerdem was brächte es schon, sich unnötig die Beine in den Bauch zu stehen. Er zuckte mit den Schultern und setzte sich auf einen freien Stuhl, der ebenfalls an dem kleinen Tisch stand, an dem auch Behram saß. Sie waren kaum zwei Meter auseinander. Die Gelegenheit war so günstig wie nie und doch musste er sie verstreichen lassen. Tarrior sagte kein Wort aber fixierte den Telvanni mit einem überaus eindeutigen Blick. Behram setzte zu seinem Ärger nur ein Lächeln auf. „Ihr seid so leicht zu durchschauen, Serjo Gildres. Schlag euch solche Gedanken lieber aus dem Kopf. Solche Überlegungen haben euch schließlich überhaupt erst in diese Lage gebracht“: meinte der Hexer. Jetzt war es an Tarrior zu lächeln. „Wenn ich mich recht erinnere, wolltet ihr mich töten, wenn ich mich gegen euch wenden sollte. Und doch sitze ich hier vor euch“: entgegnete der Dunmer selbstbewusst, obwohl er innerlich nur zu gut wusste, dass er dem Tod wohl sehr nahe gekommen war. In eben diese Kerbe schlug nun auch Behram: „Das Gift, das euch Aytor verabreicht hat, war quasi tödlich. Es ist eine teure und komplizierte Mischung, die mich viel Geld gekostet hat. Ich denke aber, der Preis hat sich gelohnt, um euch einen Eindruck davon zu vermitteln, wie erbärmlich sich der Griff des Todes anfühlt.“ Tarrior erbleichte unmerklich. „Dieses Gefühl…“: ging es ihm durch den Kopf und es war ihm als könnte er diesen kalten Griff an seinem Herzen in diesem Moment wieder spüren. Er versuchte sein Gegenüber weiterhin ungerührt anzuschauen, aber das Zucken seiner Augen musste ihn wohl verraten haben. Mehr als zufrieden lehnte sich der Tevlanni zurück, was Tarrior jedoch seine Fassung zurückgewinnen ließ, da ihm der Ärger sauer im Magen aufstieg. „Dann war ich euch offenbar wichtig genug, um mich nicht zu töten“: meinte der Hlaalu.
„Wer sagt, dass ihr schon gerettet seid?“: meinte der Bretone dann von der Seite: „Ihr werdet schneller wieder in dem Sarg landen, in dem wir euch hergebracht haben, aber diesmal würdet ihr darin verrotten.“ Behram wandte sich von ihm ab und fixierte nun seinen Schüler. „Genug Aytor. Es sind noch Vorbereitungen zu treffen. Wir haben einen straffen Zeitplan. Lass uns also allein und kümmere dich um deine Aufgaben“: schickte Behram den Novizen davon. Der junge Bretone erhob nicht den geringsten Widerspruch und zog ab. „Beeindruckend“: meinte Tarrior und ließ mehr als deutlich durchblicken, dass er Aytor einzig für einen besseren Schoßhund hielt. „Schweigt“: fuhr ihm Behram mit erhobener Stimme über den Mund. „Aytor hat euch schon darauf hingewiesen, was euer derzeitiger Status tatsächlich ist. Ihr seid nur noch am Leben, weil ich eure Courage bewundert habe oder vielmehr eure unvernünftige Hartnäckigkeit. Ihr seid das Risiko eingegangen, dass ich euch an die Ordinatoren verrate oder euch einfach töten lasse und habt euch dennoch unter Widrigkeiten bis ins Aschland durchgeschlagen. Ich bin beeindruckt und ich muss auch sagen dankbar, dass ihr mich direkt zu diesem verfluchten Nord geführt habt. Seinen Schüler aufzuspüren und in die Fänge der Nekromanten zu schicken war nicht schwer, aber sein Meister hatte sich gut verborgen gehalten. Ich habe alle Hebel in Bewegung gesetzt aber natürlich hatte niemand seinen Verwandten in Mar Gaan auf dem Plan. Welch Ironie, dass gerade ihr mir geholfen habt diese letzte Verfänglichkeit zu beseitigen“: erklärte der Hexer. Tarrior beugte sich vor. „Ich frage mich immer noch wie ihr mich überhaupt verfolgen konntet. Eure Späher sitzen ja offenbar als Zeichen eures großen Dankes für ihre Dienste in eurem Kerker“: fragte sich der Dunmer laut.
Behram begann zu lachen. „Ich hatte euch nicht für derart naiv gehalten. Ich habe ein Netz von Informanten über ganz Vvardenfell verteilt. Ich hätte gedacht, gerade ihr Hlaalu wüsstet den Wert eines Spionagenetzes sehr zu schätzen. Außerdem selbst mit nur einer Handvoll Informanten war es ein Leichtes euch zu verfolgen und natürlich sich zusammenzureimen, was ihr vorhattet. Jemand, der den Anführer einer magischen Liga zum Zweikampf herausfordert, um eine Reise per Teleportation zu erzwingen… Glaubt ihr so jemand würde nicht sofort auffallen? Es war nicht nötig euch zu überwachen. Ihr selbst habt mehr als deutlich dafür gesorgt, dass man euch findet“: betonte Behram und Tarrior musste zugeben, dass er seinen Gegner wirklich unterschätzt hatte. Doch er begann sich immer mehr zu fragen, worum es hier eigentlich ging. Wenn der Telvanni ein großes Spionagenetz vorhielt, musste es etwas Großes sein.
„Wenn ihr so gut Bescheid wisst, warum habt ihr mich nicht gleich getötet, anstatt mich jetzt verhören zu wollen“: wandte er trotzig ein. Behram antwortete, diesmal aber mit deutlich ernsteres und geschäftiger Stimme: „Ich brauche euch nicht verhören. Ihr werdet wohl kaum jemandem von unseren Geschäften erzählt haben. Da stände zu viel für euch selbst auf dem Spiel. Die Magiergilde habt ihr auch nicht informiert. Ihr wolltet diese Angelegenheit allein lösen, doch sind der Magier und der Beweis nun vernichtet. Es wäre sinnlos euch zu verhören und im Gegensatz zu euch neige ich nicht dazu, meine Gefangenen aus der reinen Freude an der Sache selbst zu foltern, auch wenn ihr mir noch so lästig wart“: korrigierte ihn der Hexer. Tarrior änderte seine Frage: „Was wollt ihr dann von mir. Oder bin ich euch so ein seltenes Tier mit meiner Courage, dass ihr mich in eurem Zoo halten wollt?“ Der Telvanni stand nun auf und ging etwas im Raum auf und ab. „Wisst ihr, ich strebe nach Großem. Und…“: doch weiter kam er nicht, da fiel ihm diesmal Tarrior ins Wort: „Das Einzige wonach ihr strebt ist es eure eigene Macht zu mehren. Nicht mehr und nicht weniger. Ihr intrigiert gegen euer eigenes Haus und unterstützt sogar die Daedra, wenn es euch opportun erscheint eure Konkurrenten auszuschalten. Eure Machtgelüste sind es, die euch antreiben.“
„Als würdet ihr euch für irgendeine Moral interessieren. Ihr habt, um eure Ziele zu erreichen seinerzeit doch auch die Mittel benutzt, die euch am ehesten verfügbar erschienen. Ihr habt keinen Moment gezögert um Fremdländer zu töten und ich weiß, dass ihr es auch genossen habt. Eure Aufzeichnungen, die ich studieren durfte, sprachen da eine mehr als deutliche Sprache. Wir sind uns nicht unähnlich. Alles was ich tat, tat ich…“: warf er dem Hlaalu Heuchelei vor. Tarrior widersprach heftig: „Alles was ich tat, tat ich um meinem Haus, meinem Blut zu dienen. Haus Dagoth sollte wiederauferstehen. Gewiss profitierte ich auch davon, aber stets stand das Sechste Haus an erster Stelle. Wagt es also nicht, mich mit euch gleichzusetzen.“ Inzwischen war er selbst aufgesprungen und konnte sich nur mühsam beherrschen. „Dieser verfluchte telvannische Leichenschänder weiß rein gar nichts“: schoss es ihm durch den Kopf und in seinem Hinterkopf vernahm er eine Stimme, die ihn dazu aufforderte, dem „anmaßenden Hund“ an die Gurgel zu gehen, doch die Zenturio-Sphären, die Aytor zurückgelassen hatte, waren inzwischen in Bereitschaft übergegangen. Die Vernunft obsiegte und hielt ihn zurück. Behram selbst schaute selbst reichlich verärgert zu ihm hinüber. „Ihr habt überhaupt keine Ahnung, wovon ihr redet“: zischte der Telvanni.
„Aber das ist typisch für euch Dagoths. Euer hochverehrter Dagoth Ur selbst hat den Krieg des Ersten Rates maßgeblich mitentfacht, weil er die angeblichen Gefahren der hochentwickelten dwemerischen Technologie, die er nicht einmal in Ansätzen verstand, als Begründung vorschob. Und dann waren er es und das Tribunal, die sich als Erste dieser angeblich so schändlichen Technologie bedienten, um ihre eigene Macht zu mehren. Euer Haus war es doch wohl, das wirklich machtgierig war. Also schweigt“: fuhr ihn der Telvanni heftig an. Behrams aschfarbenes Gesicht war dunkel angelaufen und seine Züge und die zusammengekniffenen Augen spiegelten blanke Wut. Tarrior war vor lauter Überraschung sprachlos. „Verwirrt? Scheinbar kenne ich die alten Schriften besser, als ihr. Und ihr seid genauso, wie es euer Fürst Voryn Dagoth vor Jahrhunderten war. Ohne auch nur ansatzweise zu begreifen, worüber ihr redet, maßt ihr euch einen Kommentar an. Nein ich suche nur nach Macht, um auch meinem Haus zu Größe zu verhelfen und es wieder auferstehen zu lassen!“: enthüllte der Telvanni seine vermeintlich eigentlichen Absichten. Tarrior ließ sich zu einem zynischen Lächeln herab. „Wo das Haus Telvanni doch auch so danieder liegt. Wobei ihr selbst habt es ja mit euren Aktionen gegen den Rat erst in diese Position gebracht“: giftete er. Die Gesichtszüge des Telvanni glätteten sich etwas, er wandte sich ab und blickte nun aus einem kleinen Fenster des Turms nach draußen. „Ihr müsstet es eigentlich am besten wissen. Haus Telvanni ist so wenig mein wahres Haus, wie eures das Haus Hlaalu ist, Dagoth Gildres“: sprach Behram in einem deutlich ruhigeren Tonfall.
Tarrior wurde nachdenklich. Er rieb sich über die Stirn. „Was soll denn das für ein ominöses Haus sein? Ihr werdet doch wohl kaum Indoriil meinen“: war Tarrior reichlich ahnungslos. Das belustigte seinen Gesprächspartner offenbar, denn er lachte, doch klang es kalt, freudlos. „Indoriil. Indoriil! Weder dieses noch ein anderes heruntergekommenes Dunmer-Haus. Seht euch die Aschländer doch an. Wie bessere Tiere leben sie in der Wüste und das Einzige, was uns von ihnen unterscheidet ist nur ein Hauch von mehr Kultur. Keine Zelte dafür ebenso rückständige Architektur. Wir sind immer noch Jäger und Bauern und glauben an einen Tempel, in dem, wie ihr wisst, drei Betrüger, Diebe und Mörder als Götter verehrt werden. Wir sind abergläubisch, barbarisch und rückständig. Doch was sage ich wir? Ihr. Dieser Körper ist nur eine Hülle für Blut und Seele einer höheren Rasse. Die Dunmer sind nichts wert, genauso diese aufrecht gehenden Affen von Menschen oder diese dreckigen Tiere aus den Sümpfen und Wüsten“: ließ sich Behram zu einem längeren Monolog hinreißen. Zusammen mit der verzerrten Spiegelung seines Gesichtes im Fenster und dem dennoch mehr als deutlich erkennbaren unheimlichen Ausdruck in seinen Augen jagten die Worte des Hexers Tarrior einen Schauer über den Rücken. Er schluckte. Behram drehte sich nun zu ihm um.
„Es ist der Wiederaufstieg des Hauses Dwemer, das mich antreibt. Ich werde die Dwemer wiederauferstehen lassen!“: rief er aus und fixierte dann Tarrior mit einem völlig fanatischen Blick. Er hielt den Augen stand. „Ihr seid völlig verrückt. Die Dwemer sind vernichtet. Sie haben sich mit ihrer eigenen Technologie ein Ende gesetzt. Es gibt keine Dwemer mehr. Und selbst wenn, was ist dann mit so einem dreckigen Dunmer wie euch?“: meinte er dem Telvanni gegenüber. Inzwischen hielt ihr den Hexer für völlig verrückt. Umso erstaunter war er, als sich Behram scheinbar wieder völlig beruhigte. „Zur Zeit kurz vor dem Krieg des Ersten Rates lebte eine Vorfahrin von mir in einer gemischten Beziehung zusammen mit einem Dwemer namens Meradanz. Sie war schwanger. Die Dwemer verschwanden am Ende des Krieges, doch sie brachte das Kind dann zur Welt. Auf dieses Kind führt meine Abstammung zurück. Auch wenn ich wohl deutlich mehr Dunmer bin, so ist es doch mein Blut, das von dwemerischer Herkunft ist. Haus Dwemer ist mein Haus. Und mein Ziel ist es, es wiederauferstehen zu lassen. Wir reden von einer Zivilisation, die jeder auch heutigen Zivilisation auf Tamriel technologisch weit überlegen war“: erklärte sich der Telvanni.
Anstatt eines naheliegenden Kommentars, warum die Dwemer den Krieg des Ersten Rates trotz ihrer Überlegenheit verloren hatten, verlegte sich der Dunmer lieber auf eine weitere grundsätzliche Frage: „Und dennoch sind die Dwemer tot. Wie wollt ihr ein totes Volk wieder auferstehen lassen? Ihr sagt ja selbst, dass euer Blut wohl nur noch wenig eines Dwemers hat und es wäre sicher auch nicht so gut, wenn das ganze Volk von einer einzigen Person abstammt.“ „Das müsstet ihr doch am besten wissen. Euer Fürst Dagoth selbst hat das Mittel dazu geschaffen. Und was ist das Herz von Lorkhan mehr gewesen als eine besonders starke magische Energiequelle. So wird es auch ohne das Herz möglich sein mit genug Magie den Prozess wieder in Gang zu setzen. Es gibt jemanden der das Geheimnis der Erschaffung neuen Lebens dank seiner unermüdlichen Forschung an der Geißel, die euer Kult über Vvardenfell brachte, entdeckt hat. Jetzt da die Daedra unser Gebiet bedrohen und das Haus auch so intern gelähmt ist und im Chaos versinkt, bereitet Aytor alles vor, dass wir uns in den Besitz der nötigen Werkzeuge bringen. Schlussendlich wird es nicht mehr brauchen als ein wenig Materie des Wesens. Und auch wenn die letzte Generation der Dwemer verschwunden ist, so gibt es doch noch etliche Gräber angefüllt mit Dwemer-Gebeinen, die genug Material für eine Wiederauferstehung hergeben.“: weihte er Tarrior in seine Pläne ein.
„Geheimnis neues Lebens? Werkzeuge? Dwemer-Gebeine? Wiederauferstehung?“: langsam begann ihm das Hirn zu brennen. „Ihr seid völlig verrückt“: konnte Tarrior nur noch einmal wiederholen. Das was Meradanz vorhatte, klang wirklich nach absolutem Wahnsinn. Der Mann war offenkundig von den Dwemern besessen und das so schwer, dass er sich selbst für einen Nachfahren dieser Tiefelfen hielt und noch schlimmer bereit war ganz Vvardenfell zu opfern, nur um seinem wahnwitzigen Plan nachzugehen. „Nicht wahnsinniger als ihr, würde ich meinen. Euer Akulakhan-Kult scheint mir nicht weniger verrückt zu sein, zumal es sich dabei um genau die gleiche Idee handelte, die Kagrenac seinerzeit bereits hatte, die euer Fürst Dagoth auch wieder nur erstohlen hat“: entgegnete Behram und trat nun ganz nah an ihn heran. Anstatt sich über die unverhoffte Gelegenheit zu freuen den Hexer in den Würgegriff zu nehmen und als Geisel zu benutzen, wich Tarrior regelrecht abgestoßen vor dem Telvanni einen Schritt zurück. „Tarrior der Grund warum ich euch verschont habe, war eure Hartnäckigkeit. Ich weiß aus euren Aufzeichnungen, dass ihr, so wie ich, damals bereit wart alles für euer Haus Dagoth zu opfern. Und ihr habt mir euer Durchhaltevermögen schließlich dann auch bewiesen. Ich will euch das Angebot machen, mir bei meinem Plan zu helfen und für euch könnte die Reanimierung des Hauses Dagoth unter dem Schutz meiner neuen dwemerischen Armee dabei herausspringen“: bot ihm Meradanz an.
Etwas in seiner Seele rührte sich… etwas, dass ihm – er erschreckte sich, in dem Moment als ihm das klar wurde, vor sich selbst – zuriet das Angebot Behrams anzunehmen. „Niemals“: antwortete er, aber es klang bei weitem nicht so entschieden, wie er es sich gewünscht hätte. „Tarrior. Wir sind uns gleich. Wir streben doch beide nach dem gleichen Ziel. Unsere beiden Häuser wurden durch das Tribunal verraten und in Kriegen zerschlagen. Eurem Fürst Dagoth haben sie die Werkzeuge gestohlen, die er für Nerevar verwahren sollte, gegen uns haben sie Krieg geführt und sich dann selbst die Macht genommen, die sie zuvor verdammt hatten. Unsere Häuser wurden zerschlagen, deines fast und meines ganz und gar vernichtet. Wir teilen ein Schicksal und teilen ein Ziel unserem Blut die Wiederauferstehung zu ermöglichen und ihnen wieder einen Platz in dieser Welt zu erobern. Und wir sind beide bereit dafür auch alles zu tun, was nötig ist. Ihr seid unter Dagoth Ur an diesem Land gescheitert. Jetzt unterstütze mich und wir werden, da die Daedra dieses Land des Tempels in Brand stecken, Haus Dwemer und Haus Dagoth wieder aus der Asche heben. Tarrior. Wir sind uns gleich. Wir sind die letzten kämpfenden Nachkommen. Tarrior, du und ich, wir sind die Erben der Häuser“: flüsterte ihm Behram Meradanz, Erbe des Hauses Dwemer, ein. Und Tarrior Gildres, Erbe des Hauses Dagoth, war geneigt ihm zu helfen.
Geändert von KingPaddy (08.02.2015 um 12:57 Uhr)
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Drachentöter
Weidenländer - > Molag Amur
[Dreveni]
Der rothaarige Dunmer ließ seinen Blick ein paar Mal zwischen den Wagen - seine Begleiter hatten sich derweil wieder aufgerappelt - und Tirian und Dreveni hin und her schweifen. Dann, als hätte er im Geiste einen Entschluß gefasst, straffte sich seine Haltung und er antwortete: "Was ich damit sagen möchte, ist: Wir waren noch deutlich mehr Leute, als wir aufgebrochen sind. Uns haben noch fünf Söldner als Schutz begleitet. Leider sind drei von ihnen einem Angriff von Kagouti zum Opfer gefallen. Ebenso unser fünfter Guar, auf dem wir abwechselnd geritten sind. Dann haben zwei Banditen wohl ihre Chance gewittert, wenn man so will, kann man sagen, der Kampf ist unentschieden ausgegangen, weder die Banditen noch die zwei Söldner haben überlegt. Einen haben wir nicht weit von hier beerdigt, seine Wunden waren zu schwer...". Er sah betreten zu Boden, nur um dann seinen Kopf fast ruckartig wieder zu haben: "Mein Name ist übrigens Garan. Das da drüben sind Lloras, Ravin und Odres, meine Brüder, und J'Zarha, unser Knecht."
Als der Dunmer das Wort Knecht erwähnte, sah Dreveni misstrauisch zu dem Khajiit, aber sie konnte weder ausmachen, dass er in einem schlechten Zustand war, noch sah sie irgendwelche Fesseln oder Handschellen an ihm.
Die anderen drei Dunmer konnten tatsächlich seine Brüder sein, zwei von ihnen hatten exakt die gleiche Haarfarbe, während das Haar des dritten eher einen dunklen, fast schwarzen Braunton hatte. Langsam näherten sie sich nun auch der kleinen Gruppe um den Heiler.
[Tirian]
Tirian verzog betrübt das Gesicht. "Tut mir leid, das zu hören": sagte er. Ein kurzer Moment Schweigen trat ein. "Nunja wir können versuchen euch bei den Wagen zu helfen, aber meine Begleiterin meinte schon, dass es wohl besser wäre, wenn wir sie vorher etwas entladen würden, damit wir sie aus dem Schlamm gewuchtet kriegen": bot Tirian dann schließlich an und blickte einen Moment zum Himmel. "Wenn wir uns beeilen schaffen wir es vielleicht bis zum Sonnenuntergang": meinte er.
[Dreveni]
Dreveni, die immer noch in Tirians Rücken stand, warf diesem bitterböse Blick zu, als er auf das Thema "Entladen" zu sprechen kam, was wiederum der Dunmer vor Tirian mit einem reichlich irritiertem Gesichtsausdruck quittierte, der dem Heiler unmöglich entgehen konnte. Garan beließ es allerdings bei dem Gesichtsausdruck und kommentierte die Szene nicht weiter. Statt dessen sah er kurz zu den Wagen, und dann wieder zu Tirian: "Ihr habt recht. Wir hätten es gleich von Anfang an mit Entladen versuchen sollen, aber wir haben befürchtet, dass die Zeit zu knapp wird. Außerdem haben wir gehofft, dass es doch noch irgendwie geht... Wie dem auch sei. Wir wäre für Eure Hilfe mehr als dankbar."
Inzwischen hatten die anderen Dunmer die Gruppe erreicht, der Khajiit hielt sich im Hintergrund und schien sich noch Staub aus dem Fell zu schütteln, was dezent komisch wirkte.
"Natürlich werden wir euch auch angemessen entlohnen.", ergriff nun der Dunmer mit den dunkelbraunen Haaren Wort, Worauf sich Dreveni eine Augenbraue hob. Der giftige Ausdruck in ihren Augen war inzwischen wieder einem neutral-gelangweiltem gewichen. "Wir haben noch mehr als genug Proviant, ebenso können wir euch natürlich in Draken bezahlen, oder in...", er zögerte unmerklich, als fürchtete er, in ein Fettnäpfchen zu treten, ".. Gebrauchsgegenständen."
Danke., dachte sich die Assassine nur. Ich weiß wie abgerissen ich aussehe. Ihre Augen verengten sich, und es trat ein dumpf-brütender Ausdruck in ihr Gesicht, aber noch hielt sie sich zurück und ließ, wie vereinbart, den Heiler reden. Auch wenn es ihr einiges an Beherrschung abverlangte.
[Tirian]
"Das ist sehr freundlich, aber wir benötigen nichts davon": schlug Tirian eine Belohnung aus. "Uns wäre lieb, wenn wir gemeinsam zur Küste weiterreisen könnten. In einer größeren Gruppe ist man ja deutlich sicherer unterwegs": bat der Heiler im Gegenzug. "Wir wollen nämlich am Meer entlang nach Molag Mar weiter. Das erschien uns besser als durch die Amur direkt hindurch zu gehen": log er dann. "Wir müssen die Karren auch nicht ganz entladen. Ich denke ich kriege das hin, wenn die Wagen genug Last los sind, dass sie sich wieder einigermaßen bewegen können. Zusammen packen wir das. Ich bin etwas stärker als man vermuten würde": meinte der Heiler dann und zeigte den Anflug eines Lächelns und streckte dem Dunmer dann seine Hand hin.
[Dreveni]
"Das ist sehr freundlich, aber wir benötigen nichts davon."
Dreveni glaubte, sich verhört zu haben. Nichts brauchen? Er vielleicht nicht. Sie schon. Und wer wusste schon, ob er sie wirklich so entlohnen konnte, wie er behauptet hatte. So sprach sie den Dunmer an, als Tirian fertig gesprochen hatte, noch bevor dieser die Chance zu einer Antwort hatte: "Der Größte Fehler meines Begleiters ist leider seine Bescheidenheit. Wir würden euch wirklich gerne ohne Gegenleistung helfen, aber wie ihr vermutlich schon gesehen hat, zu uns war die lange Reise nicht gerade gnädig."
Während sie gesprochen hatte, war sie ein paar Schritte nach vorn getreten und stand nun neben Tirian, der gerade die Hand des anderen wieder losließ. Dreveni hielt sich nicht damit auf, ihm ebenfalls ihre Hand anzubieten, sondern starrte den Heiler nur bestimmend von der Seite an.
[Tirian]
"Der Größte Fehler meines Begleiters ist leider seine Bescheidenheit. Wir würden euch wirklich gerne ohne Gegenleistung helfen, aber wie ihr vermutlich schon gesehen hat, zu uns war die lange Reise nicht gerade gnädig." Tirian zuckte zusammen als er Drevenis Worte hörte. Er schaute zur ihr hinüber und sah das auch sie ihn taxierte. Er fühlte sich plötzlich sehr unwohl. Tatsächlich waren sie ziemlich heruntergekommen. Die Ereignisse in der Gruft und dazu kam noch ihre überstürzte Flucht aus der Festung. Auch seine Kleidung hatte nicht unwesentlich darunter gelitten. Dennoch wollte er jetzt nicht hinter seine Zusicherung zurück. Er fand es unredlich in so einer Notlage Geld für seine Hilfe zu nehmen. Außerdem war er sich nicht sicher, ob Dreveni hier nicht einfach eine schnelle Drake machen wollte. Er nahm sie kurz zur Seite und flüsterte ihr zu: "Wenn es nur um das Geld geht: Nach Mora Uvirith ist es nicht mehr weit und sobald mein Freund frei ist werden wir euch gebührend für eure Hilfe entlohnen. Wir brauchen das nicht."
[Dreveni]
Dreveni warf einen schnellen Blick zu Garan, der sie inzwischen doch schon mehr als nur leicht irritiert ansah, bevor sie Tirian ebenso leise antwortete: "Was heißt hier brauchen? Er hat es von sich aus angeboten. Und ich bin sicher, er stürzt sich damit nicht in den Ruin. Habt ihr ihn mal näher angesehen? ER läuft nicht in Fetzen durch die Gegend.", während sie leicht in Richtung des rothaarigen Dunmers nickte, der inzwischen immerhin mit seinen Brüdern und dem Khajiit begonnen hatte, einen Teil der Güter von den Wagen zu laden. Mit verschränkten Armen stand sie vor Tirian und sah ihm fest und leicht bockig in die Augen. Wenn er darauf bestand, würden sie eben helfen, diese verfluchten Wagen zu entladen. Aber sicher nicht ohne Gegenleistung.
[Tirian]
Der Heiler musste zugeben, dass sie an der Stelle einen guten Punkt erwischt hatte. Sie sahen nach der bisherigen Reise wirklich nicht mehr allzu frisch aus und das konnte sogar bei den Wachen von Mora Uvirith zu Problemen führen, denn schließlich hatte er sich ja vor in die Stadt einzuschleichen. Tirian rieb sich die Stirn. Er war hin- und her gerissen, ob er entgegen seinem eigentlichen Willen eine Belohnung für die Hilfe in solch einer tendenziellen Notlage nehmen sollte oder nicht. Sie befanden sich schließlich auch nicht in einer sonderlich exponierten Lage. Schließlich seufzte er. "Wie ihr wünscht": meinte der Dunmer und sprach dann wieder Garan an: "Meine Begleiterin hat leider Recht. Wir haben ja noch einen gewissen Weg vor uns und es wäre wohl nicht gerade die feine Art, wenn wir nackend, weil uns die Kleidung am Körper zerfallen ist, in Molag Mar ankommen. Wenn ihr also ein wenig frische Kleidung unter euren Handelswaren führt, wären wir dafür doch sehr dankbar."
[Dreveni]
Dreveni sah Tirian überrascht an, als dieser so schnell einlenkte, während Garan auf die Worte des Heilers nur freundlich nickte und sagte: "Da wird sich sicher etwas finden."
Schließlich gesellten sie sich zu den anderen und halfen, die Wagen zu entladen. Mit inzwischen sechs Leuten ging die Arbeit überraschend schnell voran, und bald lagen nur noch leichte Dinge auf den Wagen. Dreveni hatte die ganze Zeit lautlos vor sich hingeflucht, auch wenn sie jetzt die berechtigte Hoffnung hatte, bald wieder halbwegs gesellschaftsfähig auszusehen, ging es ihr doch immer noch gehörig gegen den Strich. Was war sie, ein dahergelaufener Tagelöhner? Schließlich stand sie mit verschränkten Armen neben dem vordersten Wagen und sah Tirian herausfordernd an. Wer hatte vorher noch so groß getönt, dass er stärker war, als er aussehen würde? Natürlich hatte sie schon gesehen, wie er in der Gruft einfach mit der Steinbank eine Tür blockiert hatte, aber den ganzen Wagen anzuschieben, war doch noch etwas anderes.
[Tirian]
Der Heiler warf während der Arbeit immer wieder Blicke zu Dreveni hinüber. Die Assassine machte, obwohl er bei der Frage der Belohnung nachgegeben hatte, noch immer einer sauertöpfisches Gesicht. Er ließ sich davon nicht irritieren. Sie hatte ja schon klar gemacht, dass sie hiervon nicht soviel hielt. Für ihn war das hier aber eine gute Gelegenheit in der Gruppe sicher bis ans Meer zu kommen. Als sie schließlich die Wagen zum Teil entladen hatten, prüfte er per Augenschein das Gewicht. Die Wagen drückten sich jetzt weniger tief in den Grund und mochten sich jetzt auch wieder bewegen lassen. "Das müsste reichen": entschied er und trat heran. Noch bevor er sich auf die Befreiung des Gefährtes konzentrieren konnte, streifte sein Blick das Gesicht der Dunmer ein weiteres Mal. Eine Herausforderung lag in ihren Augen. Er seufzte und konzentrierte sich stattdessen auf seine Aufgabe.
Tirian wurde reglos, schloss die Augen und konzentrierte sich auf seine Magie. Das Ausladen hatte ihn zwar angestrengt und auch so steckte die Wanderung in seinen Knochen, aber sein Geist war ausgeruht. Seit sie die Festung hinter sich gelassen hatten, ging es ihm auch wieder erstaunlich gut in dieser Hinsicht. So war es ein leichtes für ihn auf die Kraft in seinem Innern zurückzugreifen. Er ließ die Kraft fließen und lenkte sie in seine Arme, einen Teil aber auch in die Beine, denn diese sollten ihm den nötigen Halt geben. Die feinen Härchen auf seiner Haut stellten sich auf und einem Kundigen musste auffallen, wie schwer und geladen die Luft um ihn herum plötzlich war. Dann als der Zauber seine Wirkung tat traten die Adern an seinen Gliedmaßen deutlich hervor und die Muskeln zuckten leicht als stünden sie unter Spannung.
Er öffnete die Augen wieder und packte nun den Karren. Mit seiner magisch verstärkten Kraft legte er sich nun dagegen, rammte die Füße in den Boden um sich damit abzustützen und drückte nun nach vorne. Als er merkte, dass sich der Wagen zu bewegen begann. Ließ er zwischendurch immer wieder etwas mit dem Druck nach, sodass die Räder in der Kuhle vor und zurück pendelten. Als es sich flüssig zurückbewegte legte er noch einmal alle Kraft hinein und schob das Gefährt in einer einzigen Bewegung aus dem Dreck heraus.
Das wiederholte er mehrfach bis schließlich alle festgefahrenen Karren befreit waren. Danach sank er verschwitzt und schwer atmend neben dem Rad eines Wagens zu Boden. Er war erschöpft.
[Dreveni]
Dreveni kam nicht umhin, leichte Bewunderung für Tirian und seine magischen Fähigkeiten zu empfinden, die sich sogar - im Ansatz - in ihrem Gesicht zeigte. Immerhin waren die Wagen, obwohl inzwischen entladen, immer noch schwer und steckten tief im weichen Sand. Die vier Brüder und der Khajiit waren nicht weniger sichtlich beeindruckt. Garan flüsterte dem Khajiit etwas zu, der daraufhin dem sichtlich erschöpften Heiler einen Krug mit Wasser brachte. Während Tirian sich erholte, half Dreveni dabei, die Wagen wieder zu beladen, und nebenbei ihre Vorräte zu ergänzen. Sie musste Garan fast etwas dämpfen, denn sie waren zwar mit einem Guar unterwegs, aber soviel konnten sie auch nicht mit sich führen. So blieb es bei Lebensmitteln, Wasser und Kleidung. Was Dreveni von der Ware beim entladen der Wagen gesehen hatte, mussten es tatsächlich Tuchhändler sein. Es waren überwiegend Stoffballen, sowie Bündel mit fertig genähter Kleidung gewesen. Hatte sie bis eben noch gedacht, Stoffballen konnten ja nicht so schwer sein, war sie nun eines besseren belehrt. Schließlich war sie mit zwei zweckmäßigen Tuniken und einer neuen Hose ausgestattet, als ihr Garan noch ein Bündel aus smaragdgrüner, feiner Wolle in die Hand drückte. Als sie es vorsichtig entfaltete, entpuppte es sich als langes Kleid, dessen Säume mit Stickerei verziert waren. Man brauchte kein Schneider oder Tuchhändler sein um zu sehen, dass es ziemlich teuer war.
"Aber..."
"Nichts aber. Nehmt es, bitte. Ich denke ihr werdet sicher Gelegenheiten haben, das zu tragen, nach eurer Reise.", sagte Garan mit einem feinen Lächeln.
"Danke."
Die Assassine lächelte zurück, und beschloss, nicht weiter zu protestieren. Der Höflichkeit war genüge getan, und sie hätte lügen müssen, würde sie behaupten, es gefiele ihr nicht.
In der Zwischenzeit hatte Ravin Tirian ebenfalls einige der Bündel mit Kleidung gezeigt, und auch der Heiler musste nun nicht mehr in Fetzen herumlaufen, stellte Dreveni mit einem kurzen Blick in dessen Richtung fest.
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Legendwriter-Mod
Molag Amur, Tel Uvirith, Kerkergrube
Wenig später brachten die Wachen ihn in den Kerker zurück. Tarrior war versunken in seinen Gedanken, sodass er an seine Umgebung kaum mehr einen Blick verschwendete, sondern seinen Augen sich stur auf den gepanzerten Rücken des Wächters richteten, der vor ihm ging. Die Welt außen nahm er nicht mehr wahr, sein Sein war nach innen gerichtet. Er dachte über die Worte des Telvannis nach und darüber wie viel Recht er wohl damit gehabt haben mochte. Behram war nach wie vor ein anmaßender Hund, den er am liebsten sofort töten würde, schließlich hatten sie noch eine Rechnung miteinander offen, aber was sein Angebot anging, war sich der Dunmer unschlüssig. „Hat er nicht Recht?“: überlegte der Hlaalu: „Ich wäre für das Sechste Haus ebenso über Leichen gegangen. Der Meister hat die Cammona Tong zur Verbreitung der Aschestatuen genutzt, hat Corprus und die Pest geschaffen und verbreitet, hat Träumer wie mich geschaffen. Und ich selbst hatte das alles für nötig und gut befunden und meinen Teil dazu beigetragen, in dem ich Fremdländer tötete. Ich habe die Kolonisten von Herzen verabscheut. Ihr Tod war nicht nur ein kleines Übel, sondern geradezu Befriedigung. Ist Behram da wirklich anders?“ Diese Überlegungen kreisten in seinem Schädel. Nach wie vor hielt er den Plan des Telvannis, oder besser des Dwemers, für absoluten Wahnsinn. Er konnte auch nicht sagen, ob Meradanz einer Wahnvorstellung anhing, wenn er davon sprach, selbst ein Nachfahre der alten Tiefelfen zu sein und doch stand die Frage im Raum, ob das überhaupt eine Rolle spielte. Behram war von der Richtigkeit seines Tuns ebenso überzeugt, wie Tarrior seinerzeit von seinen Handlungen. Was wäre, wenn er sich darauf einließ. Er würde diesem Kerker entfliehen können und hätte womöglich eine Chance sein Haus Dagoth doch noch aufzubauen.
So gefährlich die Pläne des Hexers für Nirn auch waren, so hatten sie doch einen vernünftigen Kern. Die Umsetzung solcher Pläne war nur möglich, wenn die Gegner dieser Pläne anderweitig bedrängt wurden, zum Beispiel durch eine daedrische Invasion. So konnten sie sich nicht gegen die Mühen wenden. Nach dem Tod des Meisters hatte der Dunmer zwar den Plan aufgegeben eine erneute Reaktivierung des Hauses Dagoth zu versuchen, aber er fühlte sich ihm weiterhin sehr verbunden und wollte seine Identität auch nicht unbedingt vor der Welt verstecken. Während er so dahin schritt und weiter sinnierte, kamen ihm jedoch Erinnerungen an seine Zeit in Cyrodiil in den Kopf, an die vielen Fremdländer mit denen er… Freundschaft geschlossen hatte oder mit denen er viel erlebt hatte. Fremdländer waren sie nur hier. Er hatte sie nie grundsätzlich verabscheut, nur wo sie die Kultur der Dunmer und die Häuser untergruben, wo sie sich das Land, das eigentlich seinem Volk und seinem Haus zustand, untertan machen wollten. So wurde es nötig den Krieg gegen die Besatzer aufzunehmen und durch Morde und Anschläge Terror zu säen um die Besatzer und ihre Unterstützer zu schwächen. Er war da nach wie vor mit sich im Reinen. Es waren notwendige Opfer, er hatte sie dargebracht und hatte ihre Tode für ihre gerechte Sache auch genossen. Doch, so war er sich inzwischen sicher, die Fremdländer wurden auch von den anderen Häusern nur angenommen, wo sie sich den Regeln Morrowinds beugten und im äußerten toleriert aber abgelehnt, wo sie der Selbstbestimmung der Dunmer schadeten. Hier bei dieser Invasion aus dem Reich des Vergessens kämpften auch Truppen aus anderen Teilen des Kaiserreiches um Vvardenfell zu halten und zu schützen. So wollte es die Ironie, dass der Nerevarine, der die Häuser erstmals seit langem vereint hatte, sie mehr noch als die Pläne seines Hauses als Dunmer wieder zusammenschweißte. Auch wenn Vvardenfell seit seinem Verschwinden wieder im Bürgerkrieg versank bis die Daedra einen Burgfrieden erzwangen, so konnte man sich wohl darauf verlassen, dass man zusammenstehen würde, sollte sich ein anmaßender Eindringling das Recht nehmen wollen ohne Rücksicht über Dunmereth zu gebieten. Die Fremdländer waren nicht mehr das große Problem und Haus Dagoth hatte in zwei aggressiven Wiederaufstiegsversuchen bezeugt, dass sie so niemals in den Kreis der Häuser zurückkehren konnten. Tarrior hielt Gewalt inzwischen auch für den falschen Weg und die Pläne dafür waren mit Dagoth Ur ohnehin gestorben. Gleichwohl Meradanz‘ Verheißung unglaublich süß klang sein Haus Dagoth so bald wieder zu seiner alten Stärke zu verhelfen.
Inzwischen war der Tross bei den untersten Zellen des Kerkers von Tel Uvirith wieder angekommen und jäh wurde der Hlaalu aus seinen Gedanken gerissen, als man ihn unsanft in die Zelle stieß. Gerade als er noch nach vorne auf die Zelle zu stolperte, aus der man ihn zuvor geholt hatte, sah er mit einem Seitenblick endlich auch seinen Zellennachbar, der sich nun neugierig bis vor an das Gitter gewagt hatte und sich nun als Dremora herausstellte. Tarrior war einen Moment lang erschrocken, bis ihn die Tatsache, dass er beinahe gestürzt wäre im nächsten Augenblick davon freimachte und er mit rudernden Armen das Gleichgewicht zurückfand und dann vor der Kollision mit der hinteren Zellenwand noch rechtzeitig abbremste. Hinter ihm verschloss sich sein Gefängnis mit dem bekannten Wurzelgeflecht. Er wollte sich seinen Gedanken, gerade unter dem Eindruck des erneuten Eingesperrtseins, wieder hingeben und seinem Traum von einem wiederhergestellten Haus Dagoth, da ließ ihm die bekannte Stimme aus der Nachbarzelle keine Gelegenheit dazu. „Wir wurden unterbrochen“: erklang die Stimme, die er schon zuvor einem Daedra hätte zuordnen können, wie ihm jetzt auffiel. Er versuchte ihn zu ignorieren. Die Dremoa waren in der Regel Diener Mehrunes Dagons und Tarrior war sich recht sicher, dass sich Meradanz nicht einfach irgendeinen Dremora hier hielt, sondern jemanden der durchaus dem Tross des Daedra-Prinzen entstammte. Auch nach mehreren Versuchen seines Zellennachbars wollte sich der Dunmer zu keinem Gespräch überreden lassen. Mit Geschöpfen aus Oblivion musste er sich nun wirklich nicht auch noch einlassen. Ein wahnsinniger Hexer war schon genug der Probleme. Tarrior legte sich auf das Strohlager und versuchte den Kopf freizubekommen. Doch offenbar wollte der Daedroth nicht aufgeben. „Wir hatten eine Abmachung“: sagte er. Es klang weder wütend noch empört. Es war nur eine Feststellung. Sicher hätte sich der Hlaalu darauf zurückziehen können, dass es keinen Vertrag, keinen Handschlag sondern nur die nebulöse Feststellung gegenseitiger Behilflichkeit gab, Tarrior erwog es sogar, aber er ließ sich doch auf die Diskussion ein. Fühlte sich quasi an seiner Ehre gepackt, aber vor allem sah er sich eher seinerseits selbst getäuscht.
„Wir haben Nichts vereinbart. Außerdem habt ihr mich getäuscht“: entgegnete er und drehte sich im Stroh auf die Seite, wandte sich genau der entgegengesetzten Zellenwand zu. Das ihr nicht erkennt, mit welchen Wesen ihr hier unten eingesperrt seid, ist nicht meine Schuld. Ich habe nichts gesagt, aber auch nichts geleugnet, Mer“: traf der Dremora einen entscheidenden Punkt. Der Dunmer schnaufte missbilligend ins Stroh und schwieg. „Lasst euch nicht von euren Befindlichkeiten blenden, Mer. Hört mir zu. Ich biete euch noch eine Vereinbarung an, eine fruchtbringende Vereinbarung und diesmal wisst ihr, mit wem ihr sprecht“: bot der Daedra. Tarrior traute ihm kein Stück weit. Entsprechend lustlos fiel auch seine Reaktion aus: „Was habt ihr mir schon anzubieten.“ Er war nicht sonderlich erpicht darauf auf die Seite der Dagon-Verehrer zu wechseln und ohne Intervention des Daedra-Prinzen würden sie hier auch weiterhin festsitzen. Der Dremora konnte nichts für ihn tun. Die Informationen waren zwar zunächst nützlich gewesen, aber jetzt hatte er sich selbst ein Bild vom Turm machen können. Was also konnte ihm diese Kreatur schon noch anbieten. Und was für eine Gegenleistung wollte sie hier außer seiner Seele von ihm verlangen können.
„Ihr sucht Belastendes, um den Hexer zugrundezurichten. Ich kann euch das liefern, was ihr sucht“: meinte der Daedroth und augenblicklich wurde Tarrior hellhörig. Er war interessiert, sogar sehr interessiert, war aber vorsichtig. Der Diener Dagons konnte ihm alles Mögliche versprechen, ob er es hielt, stand auf einem anderen Blatt. „Und was soll ich für euch im Gegensatz tun? Das Blut eines Unschuldigen vergießen? Eurem Fürst Dagon die Treue schwören? Ihm gar meine Seele verkaufen?“: wollte er nun wissen. Der Dremora lachte laut und schallend. Als er sich beruhigt hatte, antwortete er: „Was euer Verstand für feine Ideen ausbrütet! Aber ich verlange nicht mehr und nicht weniger von euch als nur meinen eigenen Tod durch eure Hand.“ Tarrior war mehr als überrascht und hatte sich im Stroh aufgerichtet. „Ich soll euch töten?!“: fragte er erstaunt noch einmal nach. „Ihr zerstört nur meinen Körper. Mein Geist kehrt dadurch endlich in das Reich des Vergessens zurück und ich bin frei von diesen Fesseln“: erklärte sich der Dremora. Tarrior rieb sich das Kinn. „Bringt euch doch um“: schlug er vor, ihm schien das noch nicht wirklich einleuchtend. „Die Zerstörung des eigenen Körpers ist unehrenhaft. Wir vom Clan der Dremora folgen den Gesetzen des Kriegers. Nicht wir richten uns sondern ausschließlich die Gewalt einer fremden Waffe“: berief sich der Daedroth auf eine Art Ehrenkodex. Tarrior glaubte nicht richtig zu hören, dass diese Kreatur sich auf ein Modell von Ehre berief, wo doch seinesgleichen in Cyrodiil eine ganze Stadt niedergemacht hatte. Er zuckte mit den Schultern. Er musste das nicht verstehen. „Ihr wollt also, dass ich euch töte? Habt ihr die Hoffnung darauf aufgegeben, dass die Truppen eures Meisters es mit den Streitkräften der Telvanni-Magier aufnehmen und dieses Land erobern könnten?“: stellte er eine spitze Frage. Der Dremora ließ nur wieder sein unmenschliches Gelächter vernehmen. „Ihr erkennt offenbar die großen Zusammenhänge noch nicht. Ich hätte geglaubt, dass ihr besser über die Pläne eures ‚Erzfeindes‘ Bescheid wisst. Aber umso mehr, werdet ihr sicher von dem angetan sein, was ich euch verschaffen kann“: sprach sein Zellennachbar in Rätseln.
„Spuckt es aus Daedroth!“: forderte der Dunmer. Tarrior war nach wie vor misstrauisch und ihm behagte nicht, dass diese Kreatur nebenan womöglich sogar mehr über Behram wissen konnte, als er selbst. Nur wieder Gelächter. Es ebbte nur langsam ab: „Niemand wird mich hier herausholen, weil unsere Armee diese Stadt und diesen Turm nicht angreifen wird, ganz gleich wen wir hier sonst vernichten.“ Im Hinterkopf des Hlaalu begann sich ein Verdacht zu formen, aber noch war er zu unwirklich, womöglich auch zu schrecklich, um ihn direkt zu fassen. „Ihr meint, weil sich Meradanz euch nicht in den Weg stellt, wäre es kontraproduktiv ihn anzugreifen?“: fragte er, aber kannte innerlich die wahre Antwort schon. „Nein. Fürst Dagon wird ihn nicht angreifen, weil es die Abmachung gewiss vorsieht, wird ihn nicht angreifen, weil er sich offenbar als nützliches Werkzeug erweist. Dieser Turm würde gewiss schon lange brennen, denn das Feuerland ist bereits unser“: offenbarte der Dremora. Tarrior wurde für einen Augenblick schwindlig. „Ihr wollt also sagen, dass Behram Meradanz und euer Fürst Mehrunes Dagon zusammenarbeiten? Woher wollt ihr das denn wissen? Und vor allem, warum sollte Behram einen Diener Dagons dann gefangen halten“: fasste sich der Dunmer wieder. Noch immer hatte er den Verdacht, dass sein Gesprächspartner versuchte, ihn zu manipulieren. Zwar hatte Jonicus ihm mit dem Brief bereits einen Beleg für die Zusammenarbeit des Telvanni mit der Mythischen Morgenröte präsentiert, doch war er bisher davon ausgegangen, dass er damit nur seinen eigenen Zielen diente, die Kontrolle in seinem Fürstenhaus zu übernehmen und wie er zuletzt erfahren hatte, um den Widerstand gegen seinen Plan zu verringern. Das hatte sein Sechstes Haus auch mit der Cammona Tong seinerzeit praktiziert. Ein Pakt mit Dagon passte nicht so ganz ins Bild. Er machte nicht den Eindruck als hätte er viel für die Daedra übrig. Was sollte sich Behram davon versprechen?
„Bei meiner Ehre. Ich sage die Wahrheit, doch wenn ihr sie nicht glauben wollt, so glaubt sie eben nicht. Ihr seid schließlich derjenige, der hier unten verrottet und nach einem Mittel sucht euren Gegner zugrunde zu richten. Aber falls ihr mir doch Glauben schenken wollt: Ich bin sein Gefangener. Das ist korrekt. Dieser ehrlose Hund schickte seine Krieger ins Aschland. Sie sollten uns jagen, wenigstens einen von uns gefangen nehmen. Doch er schickte sie nicht alleine. Im Zweikampf war sein Pack mir und meinen ehrbaren Brüdern unterlegen. Doch sie kamen mit Maschinen. Seelenlose Wesen aus bronzenem Metall, widerstandsfähig und resistent gegen Magie. Kalt. Nur mit ihrer Hilfe gelang es ihnen uns niederzuwerfen. Doch während meinen Brüdern ein ehrenhafter Tod beschert war und sie als Krieger an die Seite von Fürst Dagon zurückkehren konnten, legte man mich und zwei Andere einer niedrigeren Kaste in Fesseln und brachte uns hierher“: erklärte sich der Daedroth und wurde beim Erzählen schließlich immer wütender, dann pausierte er und schien durchzuatmen. Etwas beruhigter fuhr er fort: „Wir sollten verhört werden und der Meister, der zuvor einzig seine stumpfen Schergen geschickt hatte, kam persönlich. Er versuchte durch Folter unsere Zungen zu lösen“: Dremora stoppte und begann wieder zu lachen: „Er hatte keine Ahnung vom Reich des Vergessens. Schmerzen sind bedeutungslos. Unsere Körper sind bedeutungslos. Einer von uns Dreien erhielt durch diese Dummheit seine Freiheit zurück und konnte in das Reich des Meisters zurückkehren. Leider lernte der Telvanni schnell. Unsere Körper sind wohl nicht verwundbar, doch unser Animus ist es. Ihr kennt diesen Menschen, der stets um ihn herum ist? Er mag jung sein, aber hinter der Fassade eines Kindes verbirgt sich eine gefährliche Stärke. Er hat eine besondere Fähigkeit mit Seelen umzugehen. Er konnte unseren Animus foltern, ihn verstümmeln, ihn gar zerstören. So geschah es mit meinem niederen Bruder. Er wusste gar nicht, wie ihm geschah als sie ihn zerstörten und nur eine Hülle zurückließen.“ Wieder hielt er, doch diesmal schwieg er einige Zeit. Tarrior wünschte sich da nicht nur, dass er endlich fortfahren sondern auch endlich zum Punkt kommen sollte. Was interessierten ihn die Beschwernisse dieser Kreatur. „Ich verriet meine Ehre. Der Mensch brauchte nur in meinen Animus zu greifen und ich war bereit dem Hexer alles zu sagen, was er wissen wollte. Die mir bekannten Pläne für die Invasion, die Kultisten, die uns hierher die Tore öffnen. Ich fürchtete ich würde dadurch die Ungnade des Meisters erlangen, in dem ich seinen glorreichen Sieg durch meine Schwäche behindern würde, doch dann wurden die Fragen ungewöhnlicher. Der Hexer wollte wissen, wie er meinen Meister anrufen müsste, wie es möglich wäre ein Abkommen zu treffen, einen Pakt zu schließen. Und ich verriet ihm auch dies. Ich war überzeugt er würde mir jetzt, da er mich nicht mehr brauchte, die Freiheit schenken, doch er kerkerte mich in diese Zelle ein. Er wollte die Wahrheit meiner Worte prüfen und ich sah ihn erst Wochen später wieder“: brach er wiederum in seinen Ausführungen ab.
„Und was geschah dann? Kommt endlich zum Punkt!“: verlangte Tarrior. Er wollte endlich wissen, woran er war. „Ich sehe, ich habe nun doch eure Aufmerksamkeit“: freute sich der Deadroth: „Er kam zu mir hier herunter. Ich befürchtete schon, dass er mich noch einmal foltern würde, aber das blieb aus. Er sagte, dass er von mir bekommen habe, was er brauchte und ich in der Form nicht mehr nützlich aber ‚verwertbar‘ sei. Ich sagte ihm, dass er mich töten solle, da er nun hätte, weswegen er mich gefangen gesetzt hatte, doch er lachte nun und ließ mich über diese verfluchten Fesseln, fast völlig aussaugen. Und das geschieht jetzt immer wieder. Wir sind die Kraftquelle für dieses jämmerliche Gewächs, das er seinen Turm nennt.“ Zum Ende hin wurde er wieder wütend. Doch Tarrior wurde nachdenklich. Wenn der Dremora die Wahrheit sprach, dann hatte Behram den Pakt mit Dagon offenbar geschlossen und die Lage war sehr viel ernster, als er geglaubt hatte. Das er die Telvanni ins Chaos stürzte, um den Widerstand gegen die Daedra zu schwächen, um so seine Konkurrenten ausschalten und seine Pläne ungestört vorantreiben zu können, war schon nicht ganz ungefährlich, aber wenn er als Ratsherr eines Fürstenhauses aktiv mit den Daedra zusammenarbeitete, war ganz Vvardenfell womöglich sogar ganz Morrowind in Gefahr. Übernahmen das Reich des Vergessens in Nirn das Ruder dann gab es keine Zukunft mehr für niemanden, vor allem aber für ihn selbst… und Tirian, seinen Sohn. Er musste das nachprüfen. Eventuell hatte nämlich Behram ihn belogen und der verrückte Plan für den Aufstieg des Hauses Dwemer war nur eine Erfindung um ihn an seinen Gefühlen für sein eigenes Haus zu packen und ihn auf seine Seite zu ziehen. Das war allerdings etwas, dass Tarrior auch nicht so ganz verstand, was ihm aber jetzt auch erst so wirklich bewusst wurde. „Wozu braucht er eigentlich meine Hilfe“: überlegte er. Es machte wenig Sinn. Leute mit einem festen Willen konnte er sicher auch leichter finden, als sich einen Todfeind mit ins Boot zu holen. Für irgendetwas Bestimmtes musste ihn der Telvanni wohl auch noch brauchen. Es gab noch viele offene Fragen und es hatten sich auch etliche neue aufgetan und sie verlangten alle nach einer Antwort.
„Seid ihr nun also an meinen Angebot interes..“: wollte der Dremora wohl auf die Beweise zurückkommen, die er beschaffen könnte, da wurden sie jedoch vom Geräusch schneller, trippelnder Schritte unterbrochen. Tarrior richtete seinen Blick zwischen den Gitterstäben nach draußen. Die sogenannten Bemantelten näherten sich. Die Gefangenen wichen offenbar wieder weit in ihre Zellen zurück. Die Wesen waren klein und gedrungen. Von ihren Körpern war unter den einfachen, dreckigen, dicken, braunen Kutten nichts zu erkennen. Offenbar gingen sie stark zusammengekrümmt, als wären sie verkrüppelt und sonst wie beschädigt. Der Duft von Essen geriet in seine Nase. Er sah zwei von ihnen einen großen Kessel an zwei Holzstangen hängend tragen aus der ein anderer eine breiige Suppe schöpfte, die er dann in die Schalen tat, die ein oder ihm hinhielt und gefüllt an jemanden weitergab, der sie zusammen mit einem Stück kargem Brot durch das Gitter reichte, während noch ein anderer dazu einen Becher Wasser hineinschob. Zuvor aber verlangten sie von den Gefangenen die Eimer mit den Exkrementen und gegebenenfalls gebrauchtes Geschirr durch die Gitter, die sich automatisch etwas ausdehnten, zu reichen. So gingen sie die Zellen ab und wichen nur beim Ogrim von der Prozedur ab, an dem sie ihm anstelle einer Schale einen Metalleimer mit dem Eintopf füllten. So kamen sie zuletzt auch an seine Zelle. Die seltsamen Wesen, Tarrior bezweifelte eigentlich, dass es sich um Menschen oder Mer handeln konnte, schienen zu Boden zu schauen und auch keinen wirklichen Blick auf die Gefangenen zu verschwenden. So waren sie überrascht, nachdem sie ihr Werk bei ihm verrichtet hatten, von ihm angesprochen wurden. Sie zuckten wie bei einem Donnerschlag zusammen. „Euer Meister Meradanz erwartet noch eine Antwort von mir. Ich möchte, dass ich zu ihm gebracht werde, damit er sie erfährt. Ich möchte mit ihm sprechen“: verlangte der Dunmer. Die Wesen zunächst überrascht, kamen nun ganz schnell näher und drängten sich um seine Zelle zusammen. Sie streckten ihre Hände, die völlig bandagiert waren aus. Er wich sofort an die Rückwand seines Kerkers zurück. Ein unverständliches Gemurmel und Gebrabbel setzte ein und Tarrior spürte, auch wenn er es wegen der weitgeschnittenen und tiefgezogenen Kutten nicht sehen konnte, dass sämtliche Augen darunter auf ihn gerichtet waren und das ganze Interesse ihm galt. Dieser für den Hlaalu doch reichlich surreale Augenblick währte aber nicht allzu lang. Die herrische Stimme des Mannes, den Tarrior zuletzt als Kerkerwächter identifiziert hatte, schnitt durch die Luft: „Weg da und zurück an die Arbeit, Pack!“ Mehr als dieses Befehls bedurfte es nicht und die Bemantelten kuschten sich und flohen die Wendeltreppe am Kerkermeister vorbei hinauf. „Ich werde Meister Meradanz euer Begehr mitteilen“: rief der Mann in seine Richtung und ging dann auch.
„So haben sie noch bei keinem reagiert“: kommentierte der Dremora lachend. „Schweigt! Ich muss nachdenken“: reagierte er wütend darauf, was mit weiterem Lachen quittiert wurde. Tarrior ignorierte es, denn es hörte auch recht bald wieder auf und widmete sich dann der Suppe. Er hatte wirklich Hunger und hoffte, dass Behram ihn nicht zu sich holen würde, bevor er fertig mit Essen war.
Geändert von KingPaddy (08.02.2015 um 12:56 Uhr)
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Legendwriter-Mod
Molag Amur, Tel Uvirith, Kerkergrube
„Wacht auf, Gildres!“: erreichte ihn eine Stimme in seinen Träumen und sofort schreckte Tarrior aus der Seligkeit heraus auf. Er schlug blinzelnd die Augen auf. Offenbar war er nach dem Genuss des Eintopfes eingeschlafen, nachdem er noch einige Zeit auf die Rückkehr des Kerkermeisters gewartet hatte. Doch es war nicht der Wächter der ihn wachgerufen hatte. Als er sich aus dem Stroh erhob und seinen Blick auf die Höhle jenseits des Wurzelgitters richtete sah er nur Aytor und wieder zwei vollständig gerüstete Wachen in ihren golden glänzenden Dwemer-Rüstungen. „Na endlich. Und ihr wolltet gestern Abend noch mit Meister Meradanz sprechen! Da wäret ihr doch mittendrin weggenickt“: kommentierte Aytor seine verschlafene Gestalt. Tarrior kümmerte es wenig. „Wo ist denn eure Höflichkeit hin verschwunden, Bretone?“: wollte er stattdessen wissen und trat aus der Zelle, die diesmal Aytor selbst mit dem seltsamen Schlüssel, den am Tag zuvor noch der Kerkerherr benutzt hatte, geöffnet hatte. „Meister Meradanz täte gut daran, endlich Nägel mit Köpfen zu machen. Der Ärger den ihr mir beschert habt, sollte endlich vergolten werden“: schnaufte Aytor und war offenbar genervt davon, ihn schon wieder nach oben zu begleiten. Tarrior lächelte in sich hinein. „Offenbar trägt er mir nach, dass ich ihm damals in der Höhle noch gefährlich nahe kam“: freute er sich. Wären die Wachen nicht, die ihn jetzt wieder zwischen sich nahmen, hätte er mit Sicherheit versucht Meradanz‘ Novizen mit bloßen Händen in die Lavagrube zu stoßen, oder ihn zu erwürgen, oder ihm den Schädel an den Felsen zu zerschlagen, oder … Er schweifte gedanklich ab, während sie den gewundenen Pfad am Grubenrand entlang nach oben liefen, wie schon am Tag zuvor.
Erst als sie wieder die knollenartigen Räumlichkeiten unterhalb des Grubenrandes erreichten, kehrte er von seinen Wunschträumen, wie er dem jungen Bretonen einen möglichst schmerzhaften Tod bereiten konnte, zur Wirklichkeit zurück. Der Kerkermeister war auch hier nicht zu sehen. Aytor hinterlegte den magischen Schlüssel einfach auf der Theke. „Ihr bringt ihn nachher alleine herunter und legt den Schlüssel dort wieder hin. Ich habe nicht die Muße diesen Weg noch einmal für diesen verrückten Dunmer auf mich zu nehmen. Der neue Kerkermeister dürfte noch heute Abend seinen Dienst aufnehmen, sobald ihm der Kerker in Gänze gezeigt wurde. Sollte er bis nachher noch nicht zurück sein, will ich sicher sein, dass er den Schlüsse hier vorfindet“: schärfte Aytor den Wachen ein. Unter den Vollhelmen waren nur dumpfe Schnauflaute zu vernehmen, die auf eine Art von Verständnis hindeuteten. Behrams Schüler gab sich damit aber offenbar zufrieden und sie ließen dann sowohl diese Wachstube als auch die Grube schließlich hinter sich und traten den Tarrior bereits bekannten Weg durch die Wurzelgänge unter dem Turm in Richtung Oberfläche an. Sie kamen auch dieses Mal wieder an den großen Kristallen und dem seltsamen Konstrukt aus Wurzeln, dessen Bedeutung der Dunmer noch immer nicht entschlüsselt hatte, vorbei und erreichten bald darauf die große Eingangshalle des Pilzturms. Die Wachen, die ihn bisher fest zwischen sich eingeschlossen hatten, lockerten ihren Kokon und traten zurück. Dafür kam der Bretone, der bisher Abstand zu ihm gehalten hatte, näher und berührte ihn an der Schulter. Der Dagoth wusste schon, was auf ihn zukommen würde und war diesmal besser gefasst darauf, vom Boden abzuheben, als beim Mal zuvor. Er hielt sich bei Aytor, der ihn erneut an einigen Kammern vorbei nach oben lenkte und auf dem bekannten Absatz halt machte. Tarrior setzte seine Füße auf und war froh um den Boden. „Meister Meradanz möchte allein mit euch sprechen. Ihr kennt den Weg. Ich muss noch eine Expedition vorbereiten. Versucht gar nicht erst an Flucht zu denken. Das einzige, was ihr bei diesem Versuch finden könnt, ist euer sicherer Tod“: sagte Aytor grimmig und schwebte wieder nachten unten.
Tarrior riskierte einen letzten Blick über die Kante, der ihn schwindeln machte und zog sich dann in den Raum zurück. Auch wenn er sich bemühte, konnte er auch diesmal, obwohl er den Anblick schon einmal genossen hatte, nicht umhin beeindruckt zu sein und den manischen Sammeltrieb des Telvanni, was die Dwemer anging, anzuerkennen. Jetzt wo er weder von Aytor noch von Mechanoiden mit gefährlichen Klingen bedroht wurde, nahm er sich Zeit für einen ausführlicheren Blick über die große Sammlung an Artefakten, die Behram hier in seinem Turm angehäuft hatte. Für einen Forscher wäre das hier das reinste Paradies gewesen, wie er feststellte. Neben Alltagsgegenständen wie Bechern, Tabletts, Karaffen und ähnlichem, die Tarrior selbst kannte und die zu guten Preisen quer durch Tamriel in die Häuser reicher Händler oder die Schlösser von Adligen geschmuggelt wurden, fanden sich auch jede Menge Stücke, die eindeutig Teile von Maschinen seien mussten. Einige kannte er noch aus seiner Zeit in den Zitadellen am Roten Berg, die ja ehemals von den Dwemern bewohnt gewesen waren. Die Zahnräder und auch die verschiedenen metallenen Federn oder gläserne Zylinder waren ihm nicht fremd, doch türmten sich hier noch etliche Bauteile, die zu viel kleineren oder auch viel größeren Maschinen gehörten, wie Tarrior sie selbst in Dagoth Ur nicht gesehen hatte. Werkezugspuren an einigen der Stücke verriet ihm außerdem, dass Behram wohl offenbar damit experimentiert hatte, etwas dadurch bestätigt wurde, dass es ein Bücherregal gab, in dem ausschließlich dicke, unhandliche Folianten standen, die mit Skizzen und Texten in Dwemerschrift überzogen waren und die sich anhand der Bilder wohl um technische Themen drehten. Etliche Anmerkungen auf eingelegten Zetteln zeugten von Behrams Arbeit an der Dwemer-Technologie. So langsam wunderte er sich nicht mehr, wie es der Telvanni geschafft hatte, dieses Luftschiff zu bauen, das ihn seinerzeit nach Cyrodiil gebracht hatte. Auch wenn Tarrior immer noch nicht glaubte, dass Behram wirklich ein Nachkomme der Tiefelfen war, so war aber offensichtlich, dass er mehr von Kultur und Technik der Dwemer verstehen musste, als wohl fast jeder andere Dwemer-Experte, den es auf Nirn geben mochte. Tarior war nun sicher, dass Behram wirklich ernsthaft daran glaubte, das Volk der Dwemer wiederauferstehen lassen zu können. „Das macht ihn umso gefährlicher“: überlegte der Dunmer: „Dann wird er kein Risiko scheuen, um seine Pläne zu verwirklichen… auch einen Pakt mit den Daedra nicht.“ Der Dremora mochte Recht haben, was Behram anbelangte. Er hoffte, dass er dem Hexer weitere Informationen entlocken konnte.
Er dachte noch einmal darüber nach, was er sagen würde, wenn sie sich gleich in dem Salon am oberen Ende der Wendeltreppe gegenüberstanden. Nach einigen Momenten schüttelte er den Kopf. „Unter Umständen ist es vielleicht besser, ihn direkt zu konfrontieren und seine Reakion abzuschätzen“: überlegte er und betrat dann die Stufen. Er ging die Stiege hinauf und kam wieder in den Raum mit der Vitrine, in der Vholendrung lag, heraus. Ihm fiel sofort auf, dass einer der großen Folianten herausgenommen worden war. Er runzelte die Stirn und hörte plötzlich das Umblättern von steifem Papier. Sein Blick viel auf Behram, der über den Wälzer gebeugt an dem Tisch saß. „Du hast dir unten die Sammlung angesehen, nicht wahr?“: fragte der Telvanni. Tarrior antworte nicht. „Weist du, diese Bücher sind fast die wertvollsten Stücke meiner Sammlung. Dieses Buch hier wird ‚Die Göttliche Metapyhsik‘ genannt und stammt aus der Feder von Kagrenac persönlich. Es beschreibt seine Theorien zum Herzen von Lorkhan“: erzählte der Hexer. Tarrior schluckte. „Ihr könnt das Lesen?!“: fragte er. Er kannte Kagrenacs Notizbücher aus den Zitadellen am Roten Berg. Weder Fürst Dagoth noch die gelehrten Aschevampire konnten viel mit der Dwemer-Schrift anfangen. Er hatte die Versuche diese fremden Runen und die Sprache zu verstehen, auch schnell aufgegeben. Ihr Verständnis des Herzens rührte von ihrer intuitiven Verbindung mit ihm her. Behram machte eine seltsame Kopfbewegung, die scheinbar sowohl Nicken als auch Kopfschütteln gleichzeitig abbilden sollte. „Ich kann es lesen, doch kann ich es nur in Ansätzen verstehen. Es ist nicht nur, weil Kagrenac ein brillanter Techniker war und daher der Text vor Idiomen, Neuschöpfungen und exotischen Begriffen strotzt, sondern auch weil ein derart komplexer Text von einem intuitiven Verständnis der Dwemer-Sprache lebt, die ich zu meinem großen Bedauern nicht besitze, um ihn gänzlich begreifen und erfassen zu können. Nur ein lebender Dwemer könnte dies tun… nur ein lebender…“: Behram versank für einen Moment in Gedanken aber zog sich unglaublich schnell, was die plötzliche Re-Fokussierung seines Blickes andeutete, daraus zurück.
„Kagrenac beschreibt in diesem Buch aber nicht nur platt seine Erkenntnisse im Bezug auf die Macht der Herzens und seine Theorien zur Kontrolle dieser Macht sondern versucht sich an einer Philosophie der göttlichen Metapyhsik, dem Zusammenspiel unserer Welt und den Kräften der Götter und wie die Wechselwirkungen und Phänomene im Innern sind und in welcher besonderen Verbindungen die Sterblichen mit den Göttlichen stehen. Man mag es kaum glauben, aber er zitiert aus Werken der Altmer und Ayleiden. Man kann nicht sagen die Dwemer wären der Welt gegenüber abgekehrt gewesen. Viel mehr suchten sie in ihrer Abgeschiedenheit eigene Blickwinkel. Ihr kennt vielleicht die Geschichte von Azura und der Kiste? Kagrenac greift sie in diesem Werk auf, um das Sein göttlicher Wesen zu skizzieren. Was ihm vorschwebte war nicht etwa eine reine Herausforderung der Götter, eine Anmaßung durch die Dwemer. Keine Ketzerei, wie der Tempel wohl sagen würde. Vielmehr stellten die göttlichen Wesen aus Sicht Kagrenacs eine höhere Existenzform dar, die die Dwemer auf ihrem Weg zur Perfektion selbst irgendwann erreichen sollten. Transzendenz. Der Weg dahin wäre es den Dwemern, die keine eigenen Götter kannten, einen eigenen, einen technischen, maschinellen Gott nach ihrem eigenen Wesen und Ebenbild zu schaffen, der ihnen diese Transzendenz und Aufstieg ermöglichen sollte und dessen Erschaffung selbst nicht nur metaphysisch-notwendiger Natur wäre sondern auch eine Art wissenschaftlicher Prototyp für den Aufstieg des ganzen Volkes“: erklärte er und schlug das Buch zu, um es vorsichtig, geradezu ehrerbietig anzuheben und zu ihm hinüber zu tragen und wieder in die Vitrine zu legen. „Du willst nicht wissen, was ich alles getan habe, um an diese Bücher zu kommen“: sagte er dann und bat Tarrior sich zu setzen. Diesmal kam der Hlaalu dieser Bitte nach und setze sich gemeinsam mit Behram an den Tisch. „Es ist wohl besser, wenn ich ihn erst einmal reden lasse“: entschied Tarrior.
„Ich lese in letzter Zeit wieder häufiger darin, um zu begreifen, wie diese Kultur ihr Ende finden konnte. Ich suche nach Spuren, nach Hinweisen, auch danach wer ich bin. Die Dwemer waren nicht anders als die vielen anderen Völker hier auf Tamriel, die auch nach ihrem Platz, ihrer Bestimmung, nach Wissen und nach Wahrheit suchen – nach Erkenntnis, was das Leben ist und was es noch für sie bereithalten kann. Aus dieser Triebfeder schmiedeten die Menschen ihr Kaiserreich, die Ayleiden ihre Stadtstaaten, die Altmer in der zweiten Ära ihren Bund und die Dwemer erschufen technische Meisterwerke fast gänzlich ohne Magie vor denen selbst die weisesten Gelehrten unserer Zeit mit Erstaunen und Unverständnis stehen, wie auch ich. Und gewiss unterschieden sie sich auch nicht so sehr von dem, was dein Fürst Dagoth noch für Pläne für euer Haus hatte. So finster seine Machenschaften auch waren, strebten deine Leute ja auch nach einem neuen Ideal, einer Wiedergeburt von Morrowind und einer Transzendenz der Dunmer. Zumindest hast du das in deinen Notizen geglaubt“: fabulierte Meradanz weiter. Tarrior interessierte sich nicht wirklich dafür, was der Hexer dachte. Der Vereinnahmungsversuch blieb ihm jedoch nicht verborgen. „Jugendsünden“: antwortete er knapp. Und tatsächlich war es keine ausweichende Antwort. Die Jahre ohne das Haus und ohne das Herz waren Zeit des Nachdenkens für ihn gewesen. So edel Fürst Dagoths Motive auch gewesen sein mochten und wie nötig die Opfer, stand für ihn inzwischen in Frage ob diese Utopie tatsächlich auf einem Berg aus Leichen hätte aufgerichtet werden können. Es ging nicht um die paar Fremdländer, die er selbst gemeuchelt hatte. Der gesamte Tempel hätte in einem Krieg umgeworfen werden müssen. Im Endeffekt war die Vision zu groß für diese Welt. Sowohl Fürst Dagoth, das Haus als auch er hatten sich davon, wie er jetzt in der Nachschau hellsichtig zugeben konnte, blenden lassen. Inzwischen wusste er auch genauer, das es nicht die Vision sondern das Haus hätte sein müssen, um das gekämpft hätte werden müssen. Haus Dagoth hätte seinen Platz unter den anderen Fürstenhäusern zurückerhalten sollen, denn nur hier konnten die entwurzelten Kinder des Hauses, wie auch er eines war, wirklich sie selbst sein und zu sich selbst finden. Doch das war nun mit dem Sieg des Nerevarinen endgültig vergiftet. Sie waren die Dämonen, die Pestbringer, Monster die in der Geschichte zu verschwinden hatten. Er bewahrte sich das Haus im Herzen, doch mit dem anderen Herzen starben ihm auch Ziel und Glaube. Er war müde und wollte nicht mehr. Auf einer gewissen Ebene verstand er Behram aber verstand dann doch soviel mehr als er, doch es kam ihm nicht so recht zu Bewusstsein.
„Und die Gründe?“: schloss er selbst eine Frage an, als eine kurze Pause eingetreten war. Der Telvanni schaute überrascht, bevor er begriff, dass Tarrior nach dem Untergang dieser ach so hohen Zivilisation gefragt hatte. Der Telvnanni war sich des leicht spöttischen Untertons offenbar bewusst, denn er verzog etwas missgestimmt den Mund. „Der andere Foliant da vorne trägt den poetischen Titel ‚Das Ei der Zeit‘. Die Dwemer waren kein blindes Kollektiv. Kagrenac war unter seinesgleichen nicht unumstritten, ganz im Gegenteil. Diese Schrift führt die Gefahren einer Benutzung des Herzens von Lorkhans aus und beschreibt die möglichen Konsequenzen. Zwar ist der wahre Grund für das Verschwinden meines Volkes nach wie vor nicht absolut geklärt, aber ich fürchte das die Erklärungen des Eis der plausibelste Grund sind, was die völlige Vernichtung der lebenden Dwemer bedeuten würde, weil die Energie nicht richtig kontrolliert werden konnte“: er machte eine Kunstpause und winkte ab. „Technische Details. Hybris oder nicht? Eine schwierige Frage, weil das Herz womöglich im allerletzten Augenblick benutzt wurde als Fürst Nerevar zusammen mit deinem geliebten Fürst Dagoth bereits in der Heimstatt am Roten Berg standen und ihre einstigen Freunde aufgrund ihres Aberglaubens hinschlachteten. Es wäre eine überstürzte Handlung gewesen. Da kann man keinen Erfolg werten. Schließlich ist es egal. Der Titel den das Buch gibt, gibt uns bei der Frage viel mehr. Es ist die Zeit und mit ihr ist es das Schicksal“: eröffnete Behram ihm.
Geändert von KingPaddy (08.02.2015 um 12:56 Uhr)
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Drachentöter
Molag Amur
[Tirian]
Sein Herz raste noch immer und der Schwindel machte sich stetig mehr in seinem Schädel bemerkbar. Umso froher war er darüber, dass ihm jemand einen Krug mit Wasser anbot. Er nahm es danken an. Kaum konzentrierte sich sein erschöpfter Geist auf das Schlucken der wohltuenden Flüssigkeit, klärte sich auch sein Kopf. "Ich muss mit der Magie vorsichtiger sein": stellte er fest. Eine derartige Überbeanspruchung des Stärke-Zaubers konnte auch enorm nach hinten losgehen. Die Magie verstärkte nicht nur die Kraft der Muskeln sondern lähmte auch den Schmerz, der unweigerlich die Folge einer solchen Überbeanspruchung sein musste. Man verlor das Gefühl dafür, was der eigene Körper überhaupt noch aushielt und was nicht, weshalb er nach Möglichkeit auf diesen Teil seiner Wiederherstellungsmagie verzichtete oder ihn nur restriktiv einsetzte. Manchmal erforderte es die Situation aber diesmal hatte er es doch überspannt. Er wischte sich den Schweiß aus dem Gesicht und suchte mit seinen Blicken Dreveni. Seine Begleiterin war offenbar schon dabei sich die vereinbarte Belohnung einzusacken - ein paar Vorräte praktische Kleidung und vor allem ein grünes Kleid. Das es gut gearbeitet und wahrscheinlich sehr wertvoll war, konnte man leicht erkennen. Noch bevor der Heiler aber Gelegenheit hatte sich vorzustellen, wie die Assassine wohl darin aussehen mochte, bot man ihm selbst Kleidungsstücke als Belohnung an.
Er wählte einfache braune Leinensachen um die verschmutzten Unterkleider zu ersetzen und interessierte sich ansonsten für die Roben, die die Händler dabei hatten. Ein Stück in einer Mischung aus grau und dunkelgrün erschien ihm gut genug. Der Stoff war rau und offenbar auch strapazierfähig. Als man auch ihm zusätzlich noch ein fein gearbeitetes Modell aus teureren Stoffen antrug, lehnte er es ab und bat stattdessen um eine weitere Robe aus dem gleichen Stoff. Er fand dann Gefallen an einem hellblauen Stück das dezent mit einigen eingestickten Sternen verziert wurde. "Ein guter Ersatz": befand er mit Blick auf seine zerschlissene, geflickte und erneut zerschlissene Reiserobe. Eine weitere Prachtrobe brauchte er auch nicht unbedingt. Er hatte für offizielle Anlässe eine solche zwar im Gepäck, aber für das, was sie in Tel Uvirith vorhatten, war die nicht zu gebrauchen.
Erwartungsgemäß verlief das Wiederbeladen der Karren deutlich schneller als das Entladen und die Karawane konnte sich, mit ihnen als Begleitung, wieder in Bewegung setzen. Tirian prüfte mit einem ausgedehnten Blick den Stand der Sonne. Wenn sie das Tempo hielten und nichts dazwischen kam, konnten sie das sichere Gebiet am Meer, noch bevor es gänzlich dunkel werden würde, erreichen. Dann erst begann, trotz der Ereignisse in der Gruft und der Festung in den Weidenländer, der komplizierte Teil der Reise. Sie mussten zusammen mit Meister Aryons Ring in die abgeriegelte Stadt und dann auch noch in den Turm und die Kerker gelangen. Der Heiler war sich mehr als unsicher, ob er sich auf die Zusage, die er in Vivec abgemacht hatte, tatsächlich zählen konnte. Er murmelte ein stummes Gebet, ohne spezifisch eine Gottheit und damit direkt alle anzusprechen, dass alles nach Plan lief.
[Dreveni]
Die weitere Reise verlief ereignislos. Dreveni hatte die Gelegenheit genutzt, als sich Tirian kurz ausgeruht hatte, und hatte sich die neue Kleidung angezogen, ihr Haar gekämmt und geflochten und nun fühlte sie sich fast wieder wie eine Dunmer und nicht wie eine unzivilisierte Wilde. Nur ein Zuber mit Wasser hätte jetzt noch gefehlt. Aber auch das hielt sie nicht davon ab, unterwegs mit den vier Brüdern zu flirten. Sie entstammten einer reichen Kaufmannsfamilie, und wenn Dreveni jemals vorgehabt hätte zu heiraten, wäre das wohl die Gelegenheit gewesen. Immerhin hätte sie dann für alle Zeiten ausgesorgt, und wenigstens Garan war noch Junggeselle.
Es dämmerte bereits, als sie schließlich die Küste erreichten. Die Assassine hatte das Meer schon riechen können, lange bevor sie es sehen konnte. Der sachte Ostwind brachte Salzgeruch mit sich, und hatte außerdem die allgegenwärtige Asche und den Sand aus der Luft verdrängt. Der Strand an sich war relativ flach, trostlos und schlammig. Auch der Blick aufs Meer hinaus war nicht ganz das, was Dreveni erwartet hatte. Der Weg zum Horizont führte nicht über eine spiegelnde Wasserfläche, die irgendwann mit dem Himmel verschmolz, sondern war unterbrochen von lauter kleinen und kleinsten Inseln.
Die Verabschiedung war kurz, aber herzlich, und nachdem man sich gegenseitig alles Gute für die weitere Reise gewünscht hatten, verschwand die Karawane schon bald aus Tirians und Drevenis Blickfeld.
Sie ließ den Blick über die Landschaft streifen, die von der untergehenden Sonne in hellrotes Licht getaucht war. Masser zeigte sich schon als leichte Silhouette am Himmel, und auch Sekunda würde bald zu sehen sein. Schließlich blieb ihr Blick an Tirian hängen, genauer gesagt an dessen Augen, deren tiefrote Farbe durch das Licht fast zu leuchten schien.
"Und nun?", fragte sie, während sie die linke Hand auf den Griff ihres Schwertes stützte und sich mit der anderen eine kurze Haarsträhne aus dem Gesicht strich, die sich aus ihrem Zopf gelöst hatte.
[Tirian]
Die Händler verließen sie schließlich, als sie endlich am Geistermeer angekommen waren. Die Zafirbel-Bucht mit den vielen kleinen Scherbeninsel lag vor ihnen. Der Dunmer wusste, dass sich hier einst noch ein weiterer Teil von Vvardenfell erstreckt hatte, der aber schon vor ewigen Zeiten durch Eruptionen des Roten Berges untergegangen war. Nur noch die höheren, felsigen Hügelkuppen ragten aus dem dem trüben schwarz-blau des Wassers. Einige der Telvanni-Fürsten hatten Türme in der Bucht errichtet. Sadrith Mora, die Ratsstadt der Magier, lag auf größeren dieser Inseln. Tatsächlich schienen die Telvanni Inseln für ihre Türme und Städte zu bevorzugen. Wie er durch Tarrior wusste, waren Meister Aryon und Behram Meradanz die einzigen Fürsten, deren Sitze auf dem Festland Vvardenfells lagen. Und soweit er von Aryon erfahren hatte, hatte Meradanz seinerzeit Tel Uvirith auch nur übernommen, nachdem der früher dort ansässige Magier, ein gewisser Draven, einem Vampir zum Opfer gefallen und der Turm damit freigeworden war. Danach hatte aber wohl schnell der Aufstieg des kleinen Mora Uvirith zu einer größeren Siedlung mit Ausdehnung bis ans Meer und eigenem Hafen begonnen und der Ausbau der Ansiedlung zu einer Festung, in die seit der Krise ohne peinliche Kontrollen nicht mehr hinein zu kommen war.
Aryon hatte ihm zwar Hilfe und Unterstützung gegen seinen Ratskollegen zugesichert, da er ihm misstraute und die beiden sich auf mehreren Ebenen verabscheuten, aber einen Weg in die Stadt hatte er ihm nicht beschaffen können, ohne das er allzu sehr aufgefallen wäre. Mit dem Vorhaben sich in den Turm einzuschleichen, war das genau das letzte, was er wollte. Aus diesem Grund waren sie nun hier, während die Monde hinter dem Horizont aufgingen und sich immer weiter in die Höhe schoben. Er und Dreveni, die... ihn so seltsam anschaute. Er runzelte die Stirn und wollte schon fragen, ob etwas nicht stimme, als die Dunmer von sich aus sprach: "Und nun?" Der Heiler überlegte. "Mora Uvirith ist nicht weit weg, nachdem, was ich gehört habe. Wir müssen eigentlich nur der Küste in Richtung Süden folgen und sollten dann zwangsläufig auf die Stadt treffen. Anders als in früheren Zeiten soll sie jedoch stark befestigt worden sein, sodass man, wenn man nicht hinein schwimmt, was auffallen würde, nur durch eines der wenigen Tore hinein kann. Die werden scharf kontrolliert und es kommen nur Leute mit entsprechender Berechtigung in die Stadt. Die Reisenden und Fahrenden Händler, sofern sie sich nicht angekündigt haben, müssen wohl außerhalb der Mauern ihre Geschäfte abwickeln": antwortete er. Das war ein Problem, denn sie besaßen einen solchen Wisch nicht. Und genau aus diesem Grund standen sie auch an diesem Strand, während die Monde noch höher stiegen.
[Dreveni]
Sie hörte Tirian schweigend zu, während ihr Blick weiterhin auf seinen Augen ruhte. Das klang alles nicht gut, aber nun waren sie schon so weit gekommen, da würde sie sich nicht von einer Stadtmauer aufhalten lassen.
"Schwimmen ist vermutlich tatsächlich keine gute Idee.", sagte sie leise und nachdenklich, als der Heiler nicht mehr weitersprach. "Aber vielleicht findet sich irgendwo ein kleineres Tor. Eines das nur durch ein oder zwei Mann bewacht wird? Die wir... Die ich dann im Dunklen einfach aus dem Weg räumen könnte. Das würde uns natürlich etwas Zeit kosten, die Wachen und ihre Wachablösungen zu beobachten, zu welchen Zeiten mehr und weniger Betrieb herrscht und ähnliches... Oder wir nehmen uns jemanden vor, der so eine Berechtigung hat. Eine Zweiergruppe, deren Identität wir annehmen können, nachdem..." Sie ließ den letzten Teil des Satzes offen, und ihr war auch bewußt, dass der Heiler davon nicht viel halten würde, so schickte sie noch hinterher: "Es sei denn, ihr habt einen besseren Plan. Die Berechtigungen lassen sich sicher auch fälschen, oder? Wenn man die richtigen Leute kennt."
[Tirian]
Der Heiler schüttelte innerlich den Kopf. Er hatte auch solche Methoden erwogen, wie Dreveni sie vorschlug. Nicht nur aus moralischen Gründen hatte er sie verworfen, sondern auch weil sie ihnen höchstens im Turm nutzen konnten. Verschwänden die Wachen von den Toren wäre die ganze Stadt in Alarmbereitschaft und Schwimmen kam nicht in Frage. Kaum etwas mochte mehr auffallen, als zwei klatschnasse Dunmer, die aus dem Hafenbecken stiegen. Er versuchte den Blicken seiner Begleiterin auszuweichen, auch wenn es ihm nicht so recht ohne Verrenkungen gelang. "Wenn man die richtigen Leute kennt, kommt man unter Umständen auch an ein Original heran": sagte er und schaute sich aufmerksam aber auch misstrauisch um, als könnten sie belauscht werden. "Mein... Freund kennt jemanden, der ihm noch etwas schuldet. Der wird uns voraussichtlich in die Stadt bringen können. Ich sollte ihn am Strand hier treffen. Und der Magierfürst des Gebietes aus dem wir gerade gekommen sind, also diesen Weidenländern, der sollte uns dann schließlich aus der Stadt herausholen, wenn alles geschafft ist.
Das das um den Preis geschah, dass sie Beweise gegen Meradanz fanden, war ein Detail, dass er dabei ganz vergaß. Vielmehr waren seine Gedanken immer noch auf den Passierschein gerichtet. Die Sonne versank immer mehr hinterm Horizont und es würde bald Nacht werden. "Hier an der Küste soll es ein Aschländerzelt geben, dort sollen wir uns hinbegeben, ein Feuer entzünden und warten": erklärte er den Plan. Vielmehr wusste er allerdings auch nicht und Vieles hing davon ab, dass der Kerl aus Vivec sein Wort hielt.
[Dreveni]
Dreveni entging nicht, wie sich Tirian wand, um ihrem Blick auszuweichen. Innerlich grinsend vertiefte sie ihren Blick noch, doch leider verlor sie den Augenkontakt zu ihm gleich darauf endgültig, als er sich suchend umblickte.
Alles in allem klang es nach einem Plan was der Heiler erzählte, auch wenn die große Unbekannte die Zeit war, die sie zu warten hatten.
"Dann sollten wir wohl zu den Neun beten, dass der Bekannte Eures Freundes hier tatsächlich auftaucht." Und zu den Daedra.
Etwa zweihundert Meter weiter den Strand hinauf konnte man tatsächlich im Dämmerlicht die Umrisse von etwas ausmachen, das ein Zelt sein konnte. Auf dem Weg dorthin sammelten sie totes Holz, und als sie vorsichtig die letzten Meter zu dem Zelt überwanden, bestätigte sich glücklicherweise ihre Hoffnung, dass es von niemandem anderen okkupiert war.
Kurz darauf hatten sie das Gepäck von ihrem Guar geladen und ein Feuer entfacht, neben dem sie jetzt saßen, und sich über einen Teil der vorräte hermachten.
[Tirian]
Der Heiler kam nicht umhin die Wegfindungsfähigkeiten seiner Gefährtin zu bewundern. Sie hatten das Aschländerzelt ohne große Umschweife etwas weiter die Küste entlang gefunden. Es lag am Strand aber mit einer Felswand im Rücken, sodass es gut geschützt war. Die einzige Gefahr hätten unter Umständen Klippenläufer dargestellt, aber wie jeder wusste, waren diese durch den Heiligen Jiub längst aus Morrowind vertrieben worden. Auch in seiner Heimat waren diese Flugechsen eine wahre Plage gewesen, doch laut Tarrior war Vvardenfell in der Vergangenheit wohl eine wahre Brutstätte dieser Biester, "Den Göttern sei Dank, dass wir uns mit diesem Problem nicht auch noch befassen müssen": befand Tirian gedanklich.
Während Dreveni das Holz, das sie unterwegs gesammelt hatten, langsam für ein Feuer aufschichte, warf der Heiler einen Blick in das Zelt. Die Feuerstelle darin war erloschen und schon lange verwaist, wenn gleich sie so aussah, als würde sie von Zeit zu Zeit noch benutzt. Doch das restliche Inventar - zerbrochene Tonkrüge und löcherige, angegammelte Körbe und nach Feuchtigkeit und Muff riechende Teppiche - ließ keinen Zweifel daran, dass hier lange niemand mehr regelmäßig wohnte. Vermutlich hatte man ihm deshalb genau diesen Ort als Treffpunkt genannt. Er wandte sich wieder ab. Es glommen bereits kleine Flammen in der Feuerstelle, die die Assassine hergerichtet hatte. Noch während er hinüber ging und sich ebenso wie die Dunmer hinsetzte, begannen die Flammen das alte Holz richtig in Besitz zu nehmen und schlugen immer höher, bis das Feuer mit einer beachtlichen Größe in die Luft züngelte. Tirian unternahm keinen Versuch es zu zügeln. Wenn das das Signal sein sollte, war es das beste, wenn es gut sichtbar brannte.
Er hing seinen Gedanken nach und ließ ab und an Entladungen von einem Finger zum anderen springen, während er ins Feuer starrte. Der schwere Rauch des alten kohleartigen Holzes, das sie verbrannten, stieg ihm in die Nase. Es war als atmete er die erstickende Schwere von Jahrzehnten oder gar Jahrhunderten. Die Flammen in ihrem chaotischen Rauschen schienen plötzlich Formen anzunehmen. Er presste die Augen zusammen. Er sah zwei Elfen gemacht aus Feuer umhüllt von Rauch. Rauchige Körper, Augen und Haare aus Flammen. Ein Fiepen schwoll in seinen Ohren an und wurde immer lauter. Sie umarmten sich, küssten sich, berührten sich. Die Gewänder aus Rauch schwanden und gaben den Blick auf brennende Körper frei. Tirians Augen wurden glasig und leer. Das Geräusch löste sich langsam in harmonischere Töne auf, blieb fordernd, nahm aber langsam die Gestalt einer nicht zu beschreibenen Melodie an, die ihm wie das Rauschen eines Baches und zugleich wie das Knistern einer Feuerstelle durch den Kopf drang. Der Rauch war inzwischen gänzlich geschwunden. Die beiden Flammen-Mer, bisher nur durch den grauen Mantel in zwei Subjekte getrennt, vereinigten sich nun zu einem Wesen. Die Melodie in Tirians Kopf wurde zu einem leichten Gesang der sowohl fremdartig, alt aber zugleich unheimlich vertraut klang. Ein tiefes Flüstern lag darin. Eine Geschichte. Ohne sein Zutun bewegten sich seine Lippen, formten ein fast tonloses Flüstern, während sich die Feuerbilder weiter lustvoll vereinigten, die Konturen ekstatisch zuckten und langsam zu einer einzigen Flamme verschwammen: "ald card de mer. Bruder und Schwester eine Liebe, ein Schicksal. molag molagae." Die vereinte Flamme, nun mehr gänzlich zu einem Wesen geworden, explodierte vor seinen Augen, in seinem Schädel dröhnte der Gesang. Er war vertraut, doch spürte er eine Bosheit darin. Er begann sich zu wehren. Er versuchte zu erwachen. Verdrehte die Augen. Die Flammenleiber gingen nun in Szenen blutiger Massaker, in denen feuriges Blut aus erschlagenen rauchenden Leibern quoll, auf. "molag molagae. tython ae acra. Eine Liebe ein Schicksal. Der süße Tod. Tod. tod. tod. tot. to-th.": kamen die Worte unter hörbaren Zwang aus seinem Mund.
Ein scharfes Brennen durchzog sein Gesicht. Er riss die Augen auf. Die Flammen waren verschwunden ebenso die Melodie in seinem Verstand. Er schaute gegen den Widerschein des Feuers in die Augen der Assassine. Dreveni stand mit besorgtem Gesicht über ihm. Er schaute sie an, verlor sich einen Moment im Spiel der Flammen auf ihrer Haut und dachte an die Vision zurück und errötete. "Ihr seid eingeschlafen und habt geträumt. Jedenfalls sah es so aus, und ich hoffe es für euch. Oder seid ihr wieder kurz vorm Freidrehen wie bei der Festung?": fragte sie. Er hielt sich den Kopf. Sein Schädel schmerzte schlimmer als seine Wange. "Ich... eingeschlafen?": er konnte sich beim besten Willen nicht daran erinnern eingenickt zu sein. Er stand auf und wandte sich zum Wasser. Er spürte den noch immer besorgten Blick der Dunmerin in seinem Rücken. "Ich dachte ich...": wollte er ansetzen doch da sah er in der äußersten Reflexion des Lichtscheins draußen auf dem Wasser, wie sich es sich an kräuselnden Wellen brach. Kaum einen Augenblick später schob sich der Ansatz eines Bootes in sein Sichtfeld.
[Dreveni]
Die Assassine beobachtete Tirian skeptisch. Sie hatte noch immer nicht die geringste Idee, was mit ihm los sein konnte, und was das Gefasel von Liebe und Tod nun wieder sollte. Sie hoffte nur, dass er in entscheidenden Momenten seine fünf Sinne bei sich behalten würde. Ihre Grübeleien wurden jedoch von dem Auftauchen des Bootes unterbrochen, und mit zwei schnellen Schritten stand sie so hinter dem Zelt, dass sie zwar den Strand im Blick hatte, selbst aber vom Wasser aus nur schwer zu sehen war. Als sie sah, dass das Boot noch nicht angelegt hatte, huschte sie schnell in das Zelt wo ihr Gepäck lag, bekam ihren Bogen und die Pfeile zu fassen und spannte ihn, als sie sich wieder auf ihre vorherige Position zurück gezogen hatte. Wer konnte schon sagen, wer da über das Wasser kam.
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Legendwriter-Mod
Molag Amur, Tel Uvirith, Artefakt-Salon
Tarrior runzelte überrascht die Stirn. Der Telvanni bemerkte seine Überraschung und kicherte etwas. Tarrior konnte sich nur schwer vorstellen, dass jemand, der die technisch-rationale Welt der Dwemer für sich selbst erklärte, an so etwas wie Schicksal glauben konnte. Behram setzte, nach dem er sich beruhigt hatte, zu einer Erklärung an: „Ihr habt den Begriff sicher auch schon gebraucht ohne das ihr damit sagen wolltet, dass ihr euch wie ein Puppe an Fäden auf ein Ziel zubewegt, dass ein anderer euch bereits gesteckt hat.“ Tarrior nickte. Er verstand worauf der Hexer hinaus wollte. Er glaubte nicht an Vorbestimmung, aber er glaubte schon, dass jedes Wesen seinen eigenen Pfad des Lebens hatte, dass es schicksalshafte Verbindungen gab, die man aber stets selbst schmiedete und umschmiedete. „Kagrenac sah es als Schicksal der Dwemer nach immer größerer Perfektion zu streben, weil es in ihrer Art und ihrer Persönlichkeit lag. Es war etwas das ihnen eigen ist. Alles was der Zeit unterliegt ist einem Pfad des Lebens unterworfen. Wir können uns nicht entscheiden den Weg nicht zu gehen, wie wir uns entscheiden können, wie wir ihn gehen wollen. Das was das Schicksal der Zeit ausmacht ist der Umbruch und der Zusammenbruch irgendwann und mit ihm stets die Entstehung von etwas Neuem. Die Reiche der Ayleiden gingen unter, das Kaiserreich zerfällt nun unter den Hammerschlägen der Daedra - Ordnungen von denen man dachte, sie währten ewig. Es ist nur eine Zeitfrage. Wir Nachgeborenen oder Überlebenden dieser Zusammenbrüche können aber am Wegesrand die Trümmer der alten Zeit finden. Es liegt an unserer Entscheidung die Brocken aufzuheben und der alten Zeit eine neue Chance zu geben. Das Schicksal der Dwemer kann zwar nicht umgeschrieben aber neu geschaffen werden und das ist mein Schicksal. Es ist das was ich bin“: philosophierte Behram und Tarrior fühlte den Stich. Er wusste nur allzugut was geschah, wenn man sein Schicksal verlor – die Leere, die Müdigkeit. Er hatte den Blick gesenkt nun hob er ihn wieder und fixierte den Telvanni.
„Kagrenacs Artefakte sind verschollen. Vielleicht hat sie der Nerevarine noch, vielleicht auch nicht. Aber das wird alles bald keine Rolle mehr spielen“: wechselte Behram das Thema, stand auf und ging zu einem der schmalen Fenster hinüber: „Tarrior du wolltest mir deine Entscheidung mitteilen.“ Der Hlaalu lehnte sich auf dem Stuhl etwas zurück, um die verkrampfte Haltung loszuwerden, in der sich befand. Nach Meradanz‘ Einlassungen fiel es ihm ausgesprochen schwer, ihm allzu sehr zu widersprechen, doch drängte sich der Verdacht, den der Dremora aufgemacht hatte, mit neuer Macht in seinen Geist. „Der Dwemer und die Daedra – ein Treppenwitz der Geschichte mochte man nach dem langen Gefasel über die göttliche Metaphysik meinen. Wie passt das in eure Weltordnung mit den Dwemern? Seit wann verehrt ein Dwemer die Herren des Reichs des Vergessens“: machte er ihn auf diesen Widerspruch aufmerksam, um mehr über die Beziehungen zwischen ihm, der mythischen Morgenröte und ihrem Meister herauszufinden. Meradanz lachte wieder, aber es klang kalt. „Niemand verehrt die Daedra. Mit der Mythischen Morgenröte habe ich paktiert um den Rat ruhig zu stellen und Chaos zu säen, wie du weißt. Sie sind mir nicht mehr als Mittel zum Zweck“: widersprach der Telvanni. „Und eure Liaison mit Dagon?“: hakte Tarrior weiter nach. Behram schwieg einen Moment. „Das könnt ihr unmöglich von Jonicus wissen“: sagte er nach einer gemessenen Pause, doch dann als hätte ihn ein Geistesblitz im wahrsten Sinne getroffen, stellte er fest: „Dieser Wurm unten in den Kerkern hat geplaudert, nicht wahr?“
Tarrior verschränkte die Arme vor der Brust. „Es ist also wahr?“: fragte er. „Und wenn es so wäre?“: forderte ihn Behram heraus. Tarrior ging nur zu gerne darauf ein: „Dann sehe ich einen jämmerlichen Heuchler vor mir. Ein Möchtegern-Erbe der Dwemer, der Abkommen mit Daedra-Prinzen schließt und sich an sie verhurt. Wenn ihr wirklich vom Geblüt der Tiefelfen seid, würden sich eure Vorfahren gewiss für euch schämen.“ Behram stürzte, noch bevor Tarrior seinen Satz ganz beendet hatte, vom Fenster zu ihm herüber und krallte die Hand in seine Schulter. Augenblicklich fühlte er ein unmenschliches Brennen an seinen Handgelenken. Die Sklavenfesseln schienen aus flüssigem Eisen zu bestehen. Er spürte wie das Fleisch unter den Bändern aufplatzte. Er war vom Schmerz so betäubt, dass er nicht einmal schreien konnte. „Haltet den Mund bei Dingen, von den ihr nicht die leiseste Ahnung habt“: brüllte Behram ihn an, dann ließ er seine Schulter wieder los und der Schmerz ebbte von der einen Sekunde auf die andere völlig ab. Ruhiger sprach Meradanz weiter, während sich Tarrior noch erholte: „Es ist notwendig. Es muss leider sein. Mehrunes Dagon ist die einzige Macht, die in dieser Situation helfen kann.“ Er klang selbst sehr bitter darüber. „Und der Preis? Was ist mit dem Preis, Meradanz? Dagon wird euch ja wohl kaum einfach so helfen“: wollte Tarrior wissen. „Das Kaiserreich verliert diesen Krieg ohnehin. Warum das Unausweichliche nicht beschleunigen und seinen Vorteil daraus ziehen?“: gab der Hexer ganz offen zu. „Das Kaiserreich mag einerlei sein, aber ihr weiht damit das Volk von Morrowind der Sklaverei und dem Tod!“: warf ihm Tarrior vor. Der Telvanni zuckte nur mit den Schultern.
„Es ist nicht mein Volk da draußen. Ein kleines Opfer für die Rettung eines größeren Volkes, einer größeren Kultur aus dem Dunkel der Geschichte. Ein Volk gegen ein anderes Volk, wer mag das ermessen? Ich tue was getan werden muss. Die Anderen können sich in den Dienst der Sache und damit unter meinen Schutz stellen“: trug sich Meradanz ganz offensichtlich nicht mit dem mindesten moralischen Problem. Eine Haltung die Tarrior, das erschreckte ihn ein wenig, nicht selten selbst an den Tag legte. Aber selbst zu Zeiten des Sechsten Hauses stand es nie zur Debatte die ganze Welt dem Daedra-Prinzen der Zerstörung auszuliefern! „Außerdem endet meine Rolle in dieser Geschichte hier auf Vvardenfell. Wenn das Kaiserreich zerfällt dann nicht wegen des Verlustes einer Insel in einer östlichen Provinz, sondern durch die Niederlage, die ihm die Mythische Morgenröte im Herz zugefügt hat mit der Ermordung der Septime“: fügte er dann noch ebenso kühl an. „Dennoch tut ihr euren Teil für den Fall das Reiches und vor allem für den Untergang unseres - wenn ihr euch auch einbilden mögt es sei nicht eures – Volkes. Sind es diese Kreaturen, die ihr – nur die Götter wissen wie - heranzüchten wollt, wert die Dunmer dieser Insel zu opfern? Ihr erschafft vielleicht Dinger, die aussehen wie Dwemer, aber ihr selbst versteht nicht einmal die Sprache der Dwemer in Gänze, wie sollen diese Wesen echte Dwemer werden, wenn die Kultur, die sie irgendwie annehmen sollen, seit Jahrhunderten verloren ist und nur noch relikthaft existiert? Sind diese Kunstwesen ein ganzes Volk, vielleicht eine ganze Welt wert?“: hielt Tarrior dagegen und war von sich selbst überrascht, dass er sich so für Vvardenfell einsetzte und schob es darauf, dass er ja genauso unter der Knechtschaft der Daedra enden würde und sich deshalb so wehrte. Ja das musste es sein.
„Ihr erkennt den Kern meines Problems und habt euch damit die Antwort zur Hälfte schon selbst gegeben. Verlasst euch darauf. Ich werde schon sehr bald, Aytor bereitet im Moment alles vor, im Besitz der Mittel sein, die ich brauche um die Rasse physisch auferstehen zu lassen. Doch ihr Geist bleibt vage. Aus diesem Grund brauche ich die Hilfe der Daedra“: erklärte sich Behram. „Wollt ihr sagen, dass sie dieses Wesen etwa beseelen sollen?“: spottete Tarrior. „Nein. Was sie brauchen werden, ist der dwemerische Geist. Die Kultur, die Kunst, die Wissenschaften. Der Ertrag der Generationen des Volkes – das Wissen, die Geschichte, quasi die Essenz des Volkes. Sie sollen nahtlos anknüpfen können. So sind sie vollständig physisch wie psychisch, körperlich wie identitär“: widersprach Behram, doch Tarrior schüttelte deutlich sichtbar den Kopf. „Es ist aber auch nicht so, dass so etwas wie der ‚dwemerische Geist‘ einfach so auf der Straße herumliegt“: kam sein nächster Einwand. Meradanz schaute ihn mit einem wissenden Lächeln an. „Auf der Straße wohl nicht, aber was sind uns Bibliotheken anderes als Speicher von Wissen und Kultur. Woher lernt ein Kaiserlicher was Kaiserliche Kultur ausmacht? Zuvorderst von seinen Eltern? Aber bringen die ihm die jahrhundertealte Geschichte seines Reiches näher? Unwahrscheinlich. Er wird, wenn er dafür geeignet ist, auf eine Schule geschickt und erlernt dort dieses Wissen von einem Lehrer, der es sich wiederum aus dem erlesen hat, was die vorderen Generationen tradierten. Ebenso tun es die Eltern, wenn sie das Wissen, dass sie von ihren Vorfahren erworben hatten, an ihre Kinder weitergeben“: erklärte er auch dies.
„Ich kann auch die Schriften der Altmer studieren, werde aber wohl nie Altmer werden“: erhob Tarrior die nächste Gegenrede, doch Behram antwortete schnell: „Freilich nicht, weil ihr eure Identität als Dunmer bereits anerzogen bekommen habt. Ihr wäret bereits ein Dunmer. Die neuen Tiefelfen wären wie Rohlinge, die frei geformt und geschmiedet werden können. Sie sind unbeeinflusst und entwickeln ihre Identität nicht anders als neugeborene Kinder und werden somit zu Dwemern werden.“ Doch noch immer war der Dunmer nicht überzeugt: „Ihr werdet es ihnen einpauken wie ein Lehrer seinen Schülern. Ihr schafft damit nicht mehr als Pseudo-Dwemer.“ Der Hexer jedoch winkte ab.
„Wisst ihr, auch schon bevor ich erfuhr, dass es eine Möglichkeit gibt die Dwemer physisch neu zu schaffen, habe ich überlegt, wie es wohl zu bewerkstelligen wäre dieses Volk zumindest geistig auferstehen zu lassen. Ich hatte gar die Idee mit ein paar Gleichgesinnten eine alte Dwemer-Stadt zu beziehen und quasi nach Art der Dwemer dort zu leben, sodass unsere Kinder dann womöglich zu Dwemern mit dunmerischen Aussehen würden. Ich bin lange, bevor ich hier in Tel Uvirith Stellung bezog, für meine Forschungen über die Dwemer durch ganz Tamriel gereist und habe gleichwohl auf meinen Reisen die Menschen und Mer ausgiebig beobachtet und studiert, wie sie sich entwickeln, wie sie ihre Geschichte und altes Wissen, wie sie Normen und Umgangsformen tradieren. Kinder sind wie ungeprägte Münzen. Erst der Druck der Zeit und der Umgebung prägen die Muster in sie ein. Kleine Kinder kennen zum Beispiel keine bestimmten Grußformeln. Sie schauen sie sich von ihren Eltern ab und lernen sie, doch sie vergessen, dass sie es dereinst aktiv gelernt haben. Irgendwann ist es so in Fleisch und Blut übergegangen, dass es ihnen so ist, als wäre es etwas, dass ihnen von Natur aus bereits eigen ist. So verhält es sich mit allem, was zur Ausprägung der eigenen kulturellen Identität dient. Es kommt also maßgeblich darauf an, dass das Wissen der Dwemer so umfangreich wie möglich vermittelt wird, damit sich das Wesen so nah wie möglich ausprägen kann. Natürlich lässt sich das Wesen und Wissen der Dwemer, vor allem all das viele informelle, nicht bis ins Detail kopieren. So einiges wird unter dem Schleier des Nichtwissens auch auf Dauer verborgen bleiben. Die Lücken werden sich improvisatorisch lösen und ja es wird nicht völlig korrekt sein, aber darauf kommt es schlussendlich nicht an, denn wie wir wissen, können sich auch Sitten und Gebräuche im Laufe der Zeit ändern. Selbst das Haus Dres soll seine sehr traditionell verankerte Einstellung zur Sklaverei inzwischen überdenken. Das dies Dinge sind, die sich ohnehin im steten Umbruch befinden, ist es also unschädlich für uns, wenn die neuen Dwemer sich darin unterscheiden. Es ist der Geist auf den es hier ankommt. Ah ich sehe in euren Augen, wie sich erneut Widerspruch regt. Es ist selbstverständlich, dass sich diese Natürlichkeit, die sich im Lauf der Geschichte erst über Generationen hinweg einschleift, bei der ersten Generation von Dwemern, die ich schaffen werde, nicht einstellen wird. Mit eurem Schülervergleich habt ihr da nicht so ganz unrecht. Sie werden sich unter Umständen noch etwas fremd darin vorkommen, weil selbst ich diese Natürlichkeit eben nicht vermitteln kann, weil ich auch nur ein Dunmer bin. Aber sie selbst werden diesen Geist an ihre Kinder und diese wiederum an ihre Kinder weitergeben und dies schließlich mit wachsender Selbstverständlichkeit“: gab er dazu eine lange Erklärung.
Tarrior schüttelte ein weiteres Mal den Kopf – innerlich wie äußerlich. Offenbar war der Hexer schon lange wahnhaft vom alten Volk der Tiefelfen besessen. Es hatte wohl keinen Sinn noch großartig mit ihm darüber zu diskutieren. Der Plan war gereift und er würde ihn umsetzen… und dafür alles opfern, wenn es nötig war, wenn man ihn nicht aufhielt. Er fühlte plötzlich so etwas Verantwortung. „Er muss gestoppt werden“: ging es ihm durch den Kopf und dachte dabei nicht zuerst an sich sondern zuvorderst an Morrowind und Tamriel. „Ein seltsames Gefühl“: befand er und verzog dabei das Gesicht. Das wiederum nahm der Hexer offenbar falsch auf. „Ihr glaubt mir nicht, aber das macht rein gar nichts. Euer Verständnis der gesamten Zusammenhänge ist ohnehin nur reichlich begrenzt“: reagierte der Hexer darauf, forderte damit aber doch noch einen Kommentar von Tarrior heraus: „Nur sind von eurem dwemerischen Geist kaum mehr als ein paar verschimmelte Bücher oder kryptische Skizzen und ein Haufen rostiger Artefakte in verfallenen Städten übrig. Genauso gut könntet ihr etwas guten Weingeist hernehmen.“ Behram schlug in diesem Moment voller Elan auf den Tisch. „Und genau das ist der Grund, wofür und warum die Daedra ins Spiel kommen. Ich sagte ja schon vorhin, dass ihr das Problem erkennt, doch ich habe auch die Lösung dafür gefunden! Es gibt einen Ort an dem alles Wissen der Dwemer gespeichert ist – ihre Kultur, ihre technischen Fortschritte, die Geschichte ihrer Staaten. Es war das letzte und das wohl grandioseste ihrer gemeinsamen Großprojekte über die Zwistigkeiten ihrer einzelnen Stadtstaaten hinweg“: schwärmte Meradanz und präsentierte auf einen fragenden Blick Tarriors hin auch die Lösung: „Ich spreche natürlich vom legendären Omnicon.“
Der Hlaalu stutzte. Legendär traf wirklich zu, wenn man bedachte, dass es diesen Ort nicht gab. Er war ein wildes Gerücht unter Dwemer-Forschern. Es war so wildwuchernd, dass sich selbst einige Aschevampire seinerzeit in ihrem Bestreben Kagrenacs Artefakte noch besser zu verstehen, damit beschäftigt hatten, ob es dieses Omnicon gab und wo man es finden könnte. Und Tarrior wusste noch sehr gut, dass die Meister diesen Wahnwitz irgendwann aufgegeben hatten. Es gab kein Omnicon und das sprach er auch aus. Behram schüttelte mitleidsvoll den Kopf als wäre sein Gegenüber ein Narr, der die Wahrheit nicht erkennen konnte. „Es stimmt schon, dass das Omnicon in all den Jahren nicht gefunden wurde, aber diese Idioten wussten auch nicht, wonach sie suchten. Das tat ich zugegebenermaßen auch nicht, aber ich war dann zumindest in der Lage die Hinweise zu erkennen und richtig zu deuten, die verstreuten, überlieferten Berichte und den Austausch über das Projekt. Es gab Listen an Beiträgen einzelner Kolonien, den Beitrag von Schmieden und Ingenieuren aus dem gesamten Bereich des Rates von Bamz-Amschend verteilt über unzählige Fundstellen und immer wieder tauchte der Name einer Dwemer-Stadt namens Alezxardanz auf. Alle Hinweisen deuten daraufhin, dass sich dort das Omnicon befindet, der große Wissensspeicher der Dwemer“: erklärte Meradanz und bezeichnete in einem kurzen Atemzug sämtliche anderen Koryphäen auf dem Gebiet der Dwemer-Forschung als Idioten. Tarrior interessierte sich zwar nur am Rande für die Tiefelfen aber unter den Forschern, die er kannte, gab es nicht einen, der das Omnicon für mehr hielt als eine Spinnerei. Von dieser Dwemer-Stadt hatte er zudem noch nie gehört, aber das musste nichts heißen. Er kannte kaum alle Ruinen auf Vvardenfell denn geschweige von ganz Tamriel.
„Wenn es das Omnicon wirklich gäbe, warum wurde es dann noch nicht gefunden? Und wenn es in Alezxardanz liegen soll, warum ist dann bisher keine Expedition dahin aufgebrochen? Wenn es diesen Ort gibt, heißt das natürlich“: fragte der Dunmer kritisch nach. Behram ließ sich davon nicht aus der Ruhe bringen, sondern lächelte nur allzu überlegen. „Meine geschätzten Kollegen glauben nicht an das Omnicon oder Alezxardanz, weil sie auch meinen, dass es keine Stadt dieses Namens geben würde. Sie irren. Es gab diese Stadt dereinst. Morrowind war zur Zeit der Dwemer-Staaten noch größer. Heute fehlt ein nicht unwesentlicher Teil des Landes“: gab der Telvanni zu bedenken und deutete mit seiner Hand aus dem Fenster… auf das Meer. Tarrior fiel es wie Schuppen von den Augen: „Das innere Meer! Morrowind wurde seinerzeit durch das Tribunal geflutet, wodurch das innere Meer entstand!“ Der Hexer nickte nun. „Ob durch das Tribunal oder durch eine Erdverschiebung aber gesichert ist, dass einige Teile Morrowinds damals versanken und dazu eben auch viele Dwemer-Ruinen, die sich auf dem heutigen Gebiet der Inneren See befunden hatten. Ihr seht endlich das Problem?“: wollte der Telvanni wissen. „Dann liegt eure Bibliothek tief unter Wasser, aber warum benutzt ihr nicht…“: antwortete er, doch Behram vollendete seine Frage: „Wasseratmung? Ich habe alte Dwemer-Berichte studiert und musste mich schließlich quer durch uralte Privatarchive auf den Summerset-Inseln wühlen um an alte altmerische Reiseberichte zu kommen, um den Standort Alezxardanz‘ zu ermitteln. Ich war dort mit einer kleinen Expedition und doch reichte die Wasseratmung nicht aus. Die Leute, die ich angeheuert hatte, starben beim Tauchversuch an inneren Blutungen. Die Stadt ist weit abgerutscht. Sie liegt tief im Meer, zu tief“: stellte Behram das Problem dar. Tarrior zog die Augenbrauen zusammen. So langsam begriff er endlich, worum es hier eigentlich ging: „Mehrunes Dagon soll die Stadt für euch anheben, damit ihr in den Besitz der Bibliothek gelangen könnt.“ Es war offensichtlich, dass nur ein Gott in der Lage wäre eine solche Verschiebung in die Wege zu leiten.
Der Telvanni ging zu seinem Schreibtisch hinüber und wühlte etwas in seinen Unterlagen. „Was glaubt ihr, was ihr nach all den Jahrhunderten dort unten noch für Wissen bergen könnt? Das wird alles zerfallen sein! Dafür wollt ihr das Schicksal Morrowinds und Tamriels aufs Spiel setzen?! Dafür wollt ihr den Daedra den Weg ebnen? Um als Belohnung Matsch zwischen zwei Buchdeckeln in Besitz zu nehmen?“: ereiferte sich Tarrior. Behram kam nun wieder zu ihm hinüber und legte ein schmutziges, eingerissenes und offensichtlich sehr altes Pergament auf den Tisch vor ihn. Zu sehen war die technische Skizze eines in einem verzierten Würfel befindlichen Dodekaeders in dessen Inneren sich wiederum ein überaus großer Diamant, wenn Tarrior die Skizze in Originalgröße deutete, befand. Es gab mehrere Löcher in dem Konstrukt und Einplanungen für speziell geschliffene Linsen. Komplexe Formeln und einige Notizen an den Rändern bedeckten die Skizze. „Ein weiterer großer Fehler, den meine nicht sonderlich geschätzten Kollegen machen, ist in ihrer beschränkten Kleingeistigkeit von der Technik auszugehen, die sie kennen. Das Omnicon ist keine Bibliothek, wie wir sie kennen. Das, Tarrior, hier vor euch ist das Omnicon. Das ist eine der wenigen Zeichnungen davon, die ich auf den vielen, vielen Reisen entdecken konnte, die ich unternahm. Es ist auch die beste, die ich habe, weil sie zeigt, wie diese ‚Bibliothek‘ funktioniert. Kennt ihr die alten Observatorien der Dwemer?“: fragte der Hexer. Tarrior konnte nur nicken. Er war von der Wucht der Enthüllungen in diesem Moment erschlagen.
„Die Dwemer experimentierten lange vor ihrem Sturz mit Licht, Linsen und Projektionen. Das Omnicon sollte die Krönung dieser Technik werden. Es war, soviel konnte ich aus den wenigen erhaltenen Dokumenten rekonstruieren, die Krone dieser Technologie. Man hatte bereits Erfolge damit erzielt Informationen – Bilder und Texte – in Kristalle zu gravieren und sie über bestimmten Lichteinfall an Wände projizieren zu können. Je kleiner und ausgefallener die Gravuren, umso mehr Informationen konnte man somit quasi speichern. Stellt euch nun einen Diamanten vor: Ein Material, das unglaublich widerstandsfähig ist. Was wäre besser geeignet, um das Wissen eines ganzen Volkes aufzunehmen? Dieser etwas mehr als faustgroße Diamant hier auf der Skizze war wohl eine Gabe der Kolonien am Roten Berg, Die besten Dwemer-Schmiede fertigten aus den hochwertigsten der stabilen, bronzenen Legierungen das Gehäuse, die besten Linsenschleifer, die auch die Teleskope für die Observatorien bestückt hatten, sollten die Linsen auch für das Omnicon erstellen und die besten Feinarbeiter waren Tag und Nacht damit beschäftigt Muster und Schriftzeichen dicht an dicht in den Diamanten zu gravieren – den gesamten Geist der Dwemer. In Alezxardanz dann entstand wohl das Observatorium, mit dem man das Omnicon mittels Licht lesen konnte. Das ist nicht irgendein Haufen schimmliger Bücher sondern das Wissen einer ganzen Zivilisation, seine Kultur, seine Geschichte konzentriert auf die Größe einer Schatulle“: erläuterte der Hexer.
Zum ersten Mal empfand Tarrior tatsächlich so etwas wie Anerkennung, in gewisser Weise auch Ehrfurcht vor der Arbeit seines Feindes. Der Telvanni mochte diese Informationen jetzt sehr strukturiert zum Besten gegeben haben, aber er konnte sich kaum vorstellen, wie lange und mit welcher fanatischen Besessenheit Behram nach jedem noch so kleinen Fitzel an Informationen gesucht haben musste, um sie zu diesem Gesamtbild zusammenfügen zu können. Er hatte es wahrlich nicht einfach mit einem Verrückten zu tun, sondern mit jemanden der wusste was er tat und in seinem Fanatismus bereit war, alles für seine Ziele zu opfern. Inzwischen hatte der Hexer die Skizze fein säuberlich wieder weggelegt und goss sich und ihm ein Glas Wein ein, bevor er sich nun wieder mit der zuvor fallengelassenen falschen Freundlichkeit zurück zu ihm an den Tisch setzte. „Du siehst, dass es hier nicht um Kleinigkeiten geht, sonder tatsächlich um die Rettung und Wiederauferstehung eines untergegangenen Volkes. Das es mehr als nur möglich ist, die Dwemer, mein angestammtes Haus zurückzubringen. Ich bin ihr Erbe und es ist daher nicht nur mein Wille sondern auch meine Pflicht es zu tun. Wer könnte das besser verstehen als du? Welcher Preis wäre zu hoch, um das zurückzubringen, dem wir uns zugehörig fühlen? Die Daedra etwa? Verflucht seien die Daedra. Hätten euer Kult und der Nerevarine nicht dazwischen gefunkt, hätte ich die Macht des Herzen von Lorkhan nutzen können, doch das ist mir nun nicht mehr vergönnt. So müssen es leider die Daedra sein. Doch es ist ein Opfer für einen höheren Zweck. Haus Dwemer und Haus Dagoth, Tarrior. Wir sind die Erben der Häuser. Mein Angebot steht noch. Du hilfst mir und ich werde auch dir helfen. Du musst dich nur entscheiden meine Hand zu nehmen, statt sie zurückweisen und deine eigene verdorren zu lassen“: erneuerte Behram noch einmal sein Angebot.
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Legendwriter-Mod
Molag Amur, Tel Uvirith, Artefakt-Salon
Tarrior rutschte auf dem Stuhl in eine bequemere Position, griff nach dem Wein aber nippte nur leicht daran. Er brauchte einen klaren Verstand und der Wein, den Behram auf den Tisch gestellt hatte, war eine schwere, reife Sorte, die ihm schnell zu Kopf steigen würde, wenn er mehr davon trank. Er überlegte kurz, bevor er auf Behrams großzügiges Angebot reagierte: „Selbst wenn ich den Plan nicht für völlig wahnsinnig halten würde, bleiben immer noch die Daedra. Euch mögen sie vielleicht egal sein, aber Mehrunes Dagon wird wohl kaum in einer Welt, die er dann beherrscht, ein Volk akzeptieren, dass ihm nicht Untertan ist. Ihr mögt ihm jetzt helfen, aber wer sagt, dass er sich an die Abmachung halten und für euch Alezxardanz tatsächlich aus der Tiefe heben wird?“ Behram war der ständigen Widersprüche offenbar müde und ließ einen tiefen Seufzer vernehmen. „Wir haben eine magisch verbindliche Übereinkunft getroffen. Auch ein Daedra-Prinz kann dies nicht so einfach ignorieren. Aber natürlich habe ich die Angelegenheit derart gestaltet, dass mir mein Lohn geradezu zwangsläufig zufällt, wenn ich meinen Teil der Vereinbarung schließlich erfülle. Die ganze Sache ist also völlig sicher“: versicherte Behram. Dies entlockte Tarrior nur ein kaltes Lachen. „Und was hält den Prinzen der Zerstörung davon ab, euch nach Erfüllung des Kontraktes zu zerquetschen wie einen Kwama-Kundschafter?“: warf er ein. Behram nahm sein eigenes Weinglas zur Hand, schwenkte den dunkelroten Inhalt kurz und trank es in einem Zug aus. „Halte mich nicht für naiv, Tarrior. Das wäre ein Fehler. Wir befinden uns hier in der Molag Amur. Du weist es ja selbst. Hier wimmelte es auch schon vor der Invasion aus dem Reich des Vergessens vor dessen Kreaturen. Die Fähigkeiten meiner Wachen und vor allem meiner Animunculi sind mehr als ausreichend, um den Horden Oblivions Paroli zu bieten. Sowohl mit ihrer Kraft und Härte als auch ihrer Resistenz gegen die chaotischen, magischen Kräfte sind meine Apparate bestens gewappnet. Vvardenfell und tendenziell Morrowind sind mir als eigener Herrschaftsbereich zugesichert und wenn Dagon es wagen sollte, sich nicht mehr an die Absprache halten zu wollen, werden seine Armeen erleben wie es ist gegen die bronzenen Horden anzutreten“: gab sich Behram kampffertig.
„Ihr wart nicht in Kvatch, Meradanz, wie ich. Ich traue euren Maschinen durchaus zu ernsthafte Gegner für die Dämonen Oblivions zu sein, doch glaube ich nicht, dass ihr bereits eine Armee von ihnen habt. Dagon könnte euch direkt überrennen, sobald ihr eure Schuldigkeit getan habt. Kvatch wurde von etwas… stärkerem angegriffen, als Dremoren, Skampen und Daedroths allein. Die Stadtmauer und die Innenstadt sahen so aus, als wäre eine Walze aus Feuer darüber hinweg gerollt. Irgendetwas Monströses muss die Stadt seinerzeit attackiert haben. Ich glaube nicht das Uvirith Mora dem standhalten kann. Euer Plan ist wahnsinnig. Sich mit einem Daedra-Prinzen anzulegen mag zwar in Geschichten wie der von Azura und der Kiste funktionieren, aber nicht wenn es darum geht sich auf einen Krieg mit dem Daedra-Fürsten einzulassen dessen Sphäre die Zerstörung an sich ist“: äußerte Tarrior weitere Zweifel.
Behram wandte sich zur Treppe, die in den Artefakt-Salon hinunterführte. Er blieb dort stehen und sah ihn erwartungsvoll an. „Komm mit und überzeuge dich selbst davon, dass alles in bester Ordnung ist“: bot der Telvanni an. Der Hlaalu war sich nicht sicher, was der Hexer ihm zeigen konnte, was ihn umstimmen könnte, aber er beschloss mitzuspielen. Wenn er mehr über Meradanz‘ Pläne erfuhr, konnte er sich darauf auch besser vorbereiten, vorausgesetzt es würde sich ein Weg offenbaren, wie er fliehen konnte. Möglicherweise würde sich die Gelegenheit dann jetzt gleich offenbaren. Er erhob sich dann schließlich. Sein Gesicht zierten ein genervt verzogener Mund und desinteressierte dreinblickende Augen. Einerseits zeigte es, dass er wirklich der stetigen Diskussion müde war – und er verstand immer noch nicht, warum sich der Hexer derart um ihn bemühte – andererseits verbarg es sein tatsächliches Interesse an allem, was er womöglich gegen ihn verwenden konnte. Betont langsam, folgte er dem Hexer, der jedoch einen raschen Schritt zulegte, ebenso rasch die Treppen hinunter war und den Raum gequert hatte, sodass sie sich bald wieder am großen Hauptschacht des Turms wiederfanden, in den etliche weitere Kammern ober- und unterhalb mündete und die allesamt nur per Levitation zu erreichen waren. Ohne einen Schwebezauber war man hier wirklich aufgeschmissen und Tarrior realisierte erst jetzt, dass es womöglich schwierig werden würde den Turm nach Beweisen zu durchsuchen, wenn er nicht über den Keller und die Bodenebene hinauskam. „Ich denke du kennst das Prozedere zur Genüge von Aytor“: meinte Meradanz und Tarrior schlang mit einem seufzen seine Arme um den Körper des Telvanni. Sie standen jetzt so nahe am Rand, doch Tarrior widerstand dem unheimlich starken Wunsch sich mit dem Hexer einfach über die Kante zu stürzen. Einerseits hing er an seinem Leben, zudem hatte er nichts für solch heroische Abgänge übrig, andererseits hätte der Magier den Sturz womöglich ohnehin mit einem Levitationszauber abgefangen. Er sah es mit Humor: „Man soll sich ja seine Freunde nahe halten und seine Feinde noch näher.“ Er verdrehte die Augen und schloss sie dann, als sie kurz darauf vom Boden abhoben.
„Manchmal muss man nur einen Schritt ins Ungewisse wagen“: meinte Behram als sie zu Boden schwebten. Wieder ließ Tarrior die Augen rollen. „Ein Schritt ins Unbekannte ist ja auch etwas anderes als einer dämonischen Armee die eigene Heimatwelt auf einem Silbertablett zu präsentieren“: dachte er bei sich, sagte aber nichts. Dieser kurze Gedanke und die zweifelhafte Genugtuung, die die Vorstellung brachte, Behram von seinen eigenen Daedra-Verbündeten an den verbrannten Stumpf seines Zaubererturms genagelt zu sehen, überbrückten die letzten Meter, sodass seine Füße in genau dem Moment aufsetzten, als ein Dremora-Folterknecht begann dem Telvanni die Haut abzuziehen. Statt imaginärer Schmerzensschreie war es nun die gönnerhafte Bitte, ihn doch zu begleiten, die Meradanz‘ Mund verließ. Er deutete auf die Treppe, die wieder in Richtung Kerker führte. „Wollt ihr mir die Überzeugungskraft eurer Folterkommen angedeihen lassen?“: fragte Tarrior direkt ironisch. Der Hexer verzog den Mund. „Wenn du weiter so ein dummes Geschwätz von dir gibst, vielleicht. Wir müssen nicht gar so tief und weit gehen“: erklärte er. Tarrior schloss sich ihm notgedrungen auf dem Weg zurück nach unten an. Ganz automatisch wollte er den Kristallraum am Kopf des Gangs am Fuß der Treppe direkt durchqueren, doch der Telvanni hielt ihn zurück und wies mit der rechten Hand auf die eine Längsseite, die durch Bögen von dem restlichen Raum abgegrenzt waren und die er schon zuvor als deutlich jünger als den Rest dieser Wurzelhalle eingeschätzt hatte. Die merkwürdige Kristall- und Wurzelformation mit den drei Säulen und den Schalen fesselte sofort wieder seine Aufmerksamkeit als sein Blick darauf fiel. Die vielen Animunculi die den Ort umstanden, machten ihn etwas nervös, doch als sie auseinander rollten, als sich ihr Meister näherte, wagte auch der Hlaalu näher zu treten. Die Kraft, die von der Formation ausströmte, war atemberaubend. In seinem Rücken fühlte er immer noch das anregende, warme, geradezu sanfte Pulsieren der Energien der großen Kristalle von denen, so vermutete er inzwischen, der Turm seine Lebenskraft bezog, ebenso wie von den unglückseligen Gefangenen tief unter sich. Diese Energie jedoch war nichts im Vergleich zu dem, was ihm von vorne entgegenschlug. War dies hinter ihm die erregende Wärme eines milden Sommers, glich die andere Kraft der sengenden Wüstensonne.
Er brauchte einen Moment um sich daran zu gewöhnen, dann jedoch zog sie ihn noch mehr in seinen Bann. Diese Nähe konzentrierter Macht war geradezu berauschend. Ein kleines Podest aus steinernen Stufen am Fuße der Kristallformation erlaubte es an die drei die Schalen tragenden Säulen heranzutreten, sodass man die Gefäße in bequemer Höhe vor sich hätte. Erst jetzt, wo er direkt davor stand, erkannte das die wahre Kraft nicht von den Kristallen ausging, sondern von den Schalen selbst, die noch immer ein Leuchten einer schmierenden Emulsion aus geisterhaft-blassem grünem, weißem und blauem Licht abstrahlten. Er kannte die Farben von irgendwoher und bei diesem Fetzen einer Erinnerung lief ihm auch ein eiskalter Schauer den Rücken herunter. „War da ein Lachen gewesen?“: fragte sich Tarrior, als er in seinen Geist horchte. Er schüttelte den Kopf. Sein Blick fokussierte sich wieder auf das Leuchten und langsam trat er die Stufen hinauf. Behram hielt ihn mit der Hand zurück. „Tarrior du wirst erkennen, dass du bereits mehr zu meinem Plan beigetragen hast, als dir im Moment bewusst ist“: sagte der Telvanni und gab seine Schulter frei. Der Hlaalu schluckte. Behram ließ seine Hand durch die Luft gleiten und ein Wust aus dornenbewehrten Ranken, der den Weg fest versperrt gehalten hatte, schob sich geradezu einladend zur Seite, sodass der Dunmer auch die weiteren Stufen erklimmen konnte und nicht schlecht staunte, was er erblickte, als er in die Schale vor ihm blickte. Dort lag tatsächlich Geistkerker in einer unnatürlich klaren Flüssigkeit, wie zu Wasser gewordenem Kristallglas.
„Geistkerker!“: keuchte er inner- und äußerlich. Diesem besonderen Seelenstein wohnte die mächtige und böse Seele eines Großlichs inne. Tarrior wusste das nur zu gut. Er, sein Sohn Tirian und ein Kaiserlicher namens Joran waren damals in Cyrodiil dabei, als diese Kreatur ausbrach und er war es, der den Zauber gewoben hatte, um den Lich in diesen besonders gearbeiteten Seelenstein zu sperren. „Die Früchte deiner Arbeit in Cyrodiil“: bestätigte Behram. Der Hlaalu ließ seine Augen zu den anderen Schalen wandern. Erstaunlicherweise lagen dort ähnliche Seelnsteine. Er runzelte verwirrt die Stirn. Der Hexer schien seine unausgesprochene Frage zu erahnen: „Ihr solltet mir nicht umsonst alle Artefakte schicken, die ihr damals in der Ayleid-Ruine den Nekromanten abnehmen konntet. Der Seelenstein, den ihr mir gebracht habt, war eine gute Starthilfe, aber viel wichtiger noch waren die Texte. Sie waren sehr aufschlussreich.“ „Ihr habt doch nicht etwa noch mehr von diesen Kreaturen erschaffen?!“: wollte er wissen. „Unter streng kontrollierten Bedingungen. Es ist erstaunlich welche Macht nicht alleine Seelen sondern auch schon die Gebeine und Körper der Verstorbenen freisetzen. Aber das mag dich sicher kaum überraschen. Schließlich benutze der Tempel selbiges jahrhundertelang um dein Haus auf dem Roten Berg einzusperren. Umso leichter gestaltete sich auch die Anwendung der Anleitung der Ayleiden. Das Vorwissen des Tribunal-Tempels über die Nutzbarmachung der Energie von Gebeinen hat mir nämlich einen direkten Zugang ermöglicht. Schließlich war es ein leichtes aus den ganzen Energien eine besonders mächtige Seele zu formen und sie dann in einen weiteren Seelenstein zu bannen“: erklärte der Telvanni.
Tarrior gefiel gar nicht, dass sich der Hexer nun auch in dieser Form der Nekromantie befleißigte. Offenbar war er mit dem Risiko allerdings vertrauter und vorsichtiger als die Ayleiden, die alle Warnungen seinerzeit in den Wind geschlagen hatten und von ihrer Schöpfung vernichtet wurden. Er spürte die enorme Macht. Die Seelensteine waren Quellen magischer Energie. Er konnte sich aber kaum vorstellen, wofür Behram die ganze Energie in seinem Turm brauchen sollte, schließlich wurde der schon durch die Kristalle und die außerweltlichen Gefangenen genährt. „Inwiefern soll es euch gegen die Daedra helfen, wenn ihr noch mehr Kraft in euren Turm leitet“: stellte er eine entsprechende Frage. „Das würde es tatsächlich nicht, aber es hilft gegen die Daedra, wenn ich die Energie in die Stadt leite“: antwortete er. Tarrior zog die Augenbrauen hoch und Behram lächelte, bevor er weitersprach: „Dieses Kristallpodest ist eine Steuereinheit für das Pilzwachstum in der Stadt – zumindest für alle Pilze und Wurzeln, die daran angeschlossen sind. Dies betrifft hier in Mora Uvirith vor allem unsere Stadtmauer und andere Gebäude, die meinen Zwecken dienen. Die Mauer selbst ist noch einmal mit großen Kristallen durchsetzt. Die Macht mit denen diese Seelensteine hier ausgestattet sind, ermöglicht eine Aktivierung dieser Kristalle. Sie verstärken die Energie noch einmal und können einen andauernden magischen Impuls abstrahlen, der sich zu einer Schildkuppel über die Stadt hinweg wölben kann. Die Mauer selbst besteht nicht nur aus Felsen sondern auch als Wurzeln. Mithilfe dieser Steuerung können die Wurzeln angesteuert werden, die Mauern verändert werden. Im Süden habe ich einen Landeplatz für das Luftschiff errichten lassen. Dort kann ich die Wurzeln sogar dazu benutzen, um den Landeplatz zu überwölben und somit eine Halle zu bilden.“ Tarriors Augen weiteten sich. Es war unglaublich was sich der Telvanni hier im Stillen aufgebaut hatte in den Jahren seit er hier das Sagen hatte. Tarrior kannte Mora Uvirith noch als kleines verschlafenes Städtchen mit Turm am Rande des Aschlands. Ein Außenposten des Fürstenhauses Telvanni, den seine Hausgenossen sehr bald zu überfallen und auszulöschen gedachten. Etwas das dann nicht mehr passierte, weil der Nerevarine ihnen in die Quere kam. Danach hatte Tarrior sich sehr zurückgezogen und die ganze Entwicklung hier, war offenbar an ihm vorrüber gegangen. Behram hatte die Stadt mit den Jahren tatsächlich zu einer Festung ausgebaut.
„Dank der Dokumente und einem regelmäßigen Nachschub an Gebeinen vom Festland und wildlebenden Daedra aus dem Aschland können wir quasi unbegrenzt weitere Seelensteine herstellen und den Schutz noch ausweiten, auch auf andere Orte. Du siehst, Tarrior, wenn Mehrunes Dagon mich hinter gehen will, dann bin ich darauf vorbereitet. Meine Maschinen und meine magischen Abwehranlagen können von diesen Dämonen nicht überwunden werden. Ich fürchte die Daedra nicht“: versuchte er ihn zu überzeugen, fügte dann noch hinzu: „Die Sache ist für uns völlig unschädlich. Diese Stadt, deine Plantage, ein Dagoth-Balmora unter deiner Herrschaft – mit Hilfe der Seelensteine und den magischen Pilzen der Telvanni mögen die Daedra diese Welt verwüsten, doch wir werden ein Paradies für unsere Häuser erschaffen!“ Tarrior schwieg. „Es ist der Größenwahn, der ihn geküsst hat“: befand er. Behram missdeutete sein Schweigen offenbar: „Du glaubst mir immer noch nicht? Du spürst doch auch die Energie. Natürlich lässt sich hiermit nicht nur die Stadt selbst unter einen Schirm legen sondern auch der Turm und die Steuereinheit selbst.“ Er demonstrierte es, in dem er ihn etwas zurücktreten ließ, sich konzentrierte und dabei seine Hand auf den Kristall legte. Umgehend baute sich ein Schild um ihn herum auf, der das Podest vollständig einhüllte. Tarrior konnte seine Hände auf den Schild legen. Da drang tatsächlich so leicht nichts durch. Und es war gut, dass er das nun wusste. Wenn er den Turm und sogar die Stadt damit schützen konnte, dann mussten die Steine weg, wenn man ihn angreifen wollte. Wenn er hier herauskam, musste er das bedenken. Behram durfte keinesfalls über so eine Macht gebieten.
Ein herrischer Wink und der Schirm brach zusammen. Behram kam in ausgreifenden Schritten die Stufen zu ihm hinunter. „Es wird Zeit für den Schwur, Tarrior. Wirst du mir helfen, sodass wir unsere Häuser gemeinsam aus der Asche und den Fluten heben können? Oder willst du das Schicksal des Kaiserreichs teilen und untergehen?“: forderte ihn der Hexer nun zu einem Bekenntnis auf. Man hörte inzwischen, dass er ungeduldig wurde. Tarrior kratzte sich am Kinn. Etwas das ihm schon zuvor merkwürdig vorgekommen war, drängte sich jetzt wieder in sein Bewusstsein. Wenn der Telvanni sich so gut vorbereitet hatte, wie er sagte, war es verwunderlich, dass er ihn überhaupt brauchte und sich jetzt so um ihn bemühte. Im Zentrum von Meradanz‘ Vision standen eindeutig seine Dwemer. Wie sollte Haus Dagoth darin überhaupt Platz finden? „Irgendetwas steckt dahinter“: überlegte Tarrior und stellte nun eine direkte Frage dazu: „Wenn ihr so gut aufgestellt seid, mit euren Plänen, Animunculi und nun auch euren Schutzschilden, wozu braucht ihr mich dann eigentlich noch?“ Behram verdrehte die Augen und seufzte. Sein Gesicht zeigte zwar weiter ein leichtes Lächeln, doch das Zucken seiner Mundwinkel sprach Bände.
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Drachentöter
Molag Amur
[Tirian]
Dreveni reagierte mit größerer Geistesgegenwart als er selbst und sprang hinter das Zelt, um sich auf alles, was da kommen möge, vorzubereiten. Tirian verspürte den Reflex ihr dabei zu folgen und sich selbst ebenfalls auf das schlimmste einzurichten, doch sein Verstand beruhigte ihn. Auf dieses Boot mussten sie gewartet haben. Ein Boot ohne Licht tauchte schließlich nicht einfach so mitten in der Nacht in der Zafirbel-Bucht auf. Sie mussten auf das Feuer reagiert haben, dass hinter seinem Rücken loderte. Der Heiler glättete seine Gewänder so weit es ging, sie waren durch den "Traum", den er hatte, etwas in Ordnung geraten und trat dann ans Wasser heran. Mit kräftigen Ruderschlägen schob sich das Boot immer mehr in den Feuerschein und auf den Strand zu. Er ruderte mit beiden Armen, um die Neuankömmlinge heranzuwinken.
Tirian kniff die Augen zusammen und konnte dann in der Dunkelheit vier Personen in dem Boot ausmachen. Offenbar lag vor der Küste irgendwo ein größeres Schiff, von dem aus die Leute ins Wasser gegangen waren. Zwei Dunmer, die hochgekrempelte Hemden trugen ruderten. Im Bug saß ein Schwergerüsteter und hielt eine Lanze mit breitem Stichblatt in der Hand. Sein Kopf und auch die Lanzenspitze waren jedoch nicht auf den Strand oder ihn gerichtet, sondern bereit ins Wasser zu stechen, sollte sich dort eine Kreatur zeigen, um die Nussschale anzugreifen. Noch hinter den Ruderern im Heck, auf einer schmalen Sitzback offensichtlich, entdeckte er die vierte Person an Bord. Sie lag noch halb im Dunkel und wurde von den Männern vor ihr auch verdeckt, doch Tirian meinte ein Kleid und weibliche Rundungen erkennen zu können. Das überraschte ihn. Eine Frau erwartete er nicht.
[Dreveni]
Dreveni hatte den Bogen gespannt und einen Pfeil auf der Sehne, als Tirian plötzlich aus der Deckung sprang und anfing, wie ein Geisteskranker zu winken.
"Tirian, seid ihr endgültig übergeschnappt?", zischte ihm Dreveni zu. Da kam ein Boot mitten in der Nacht, dessen Besatzung man im Dunkeln nicht wirklich erkennen konnte, und der Heiler spielte lebende Zielscheibe. Bewegte, lebende Zielscheibe.
[Tirian]
Der Heiler wartete noch bis das Boot sich unter einem letzten kräftigen Ruderschlag in den Sand des Strandes gesetzt hatte und ging dann hinunter zum Wasser. Der Wächter mit der Lanze stieg aus und baute sich vor ihm auf. Zunächst wehrte er ihn ab, dann half er der Frau, die von hinten nach vorne in den Bug geklettert war, elegant aufs Trockene, sodass die ganz offensichtlich teuren Schuhe und das blaue Samtkleid, die sie trug, nicht nass wurden. "Ich hatte jemand anderen erwartet": richtete Tirian direkt das Wort an die Eingetroffene. Offenbar war sie hier diejenige, die hier etwa zu sagen hatte. Sie schaute ihn durchdringend an und lächelte dann etwas nachsichtig. "Ich bin Raylasa Rethan. Ich bin seine Frau”: stellte sie sich vor. Tirian erinnerte sich.
Damals als er mit den Jungs auf dem Weg zu Tarriors Plantage war, war er durch Balmora gekommen und hatte von den Verdiensten um die Shulk-Eiermine gehört. Er hatte es direkt seltsam gefunden, dass dieser Rethan ihm entkommen war. Noch seltsamer fand er damals allerdings die Überlegung, dass er ihn womöglich entkommen lassen hatte. Mehrfach hatte sein Vater bekannt, dass er der Familie alles Schlechte wünschte, weil sie ihm damals seinen Besitz auf dem Odai-Plateau gestohlen hatten. Als er selbst aber, nachdem er festgestellt hatte, dass Tarrior dem Hexer Behram Meradanz in die Hände gefallen sein musste, nach einer Möglichkeit suchte, wie er ihn befreien konnte, kam ihm der ganz Vorfall wieder ins Gedächtnis. Eventuell hatte sich sein Vater von der Aktion eine spätere Gefälligkeit versprochen. Da Tirian sonst niemanden wusste, den er hätte um Hilfe bitten können, führte ich sein erster Weg von Khuul im Norden von Vvardenfell wieder zurück nach Vivec, wo die Rethans einen weiteren Wohnsitz unterhielten. Inzwischen war Fürst Rethan untergetaucht, nachdem man ihn in Abwesenheit vom Fürstenhaus suspendiert, seine Titel aberkannt und ihn zur Fahndung ausgeschrieben hatte. Ein strafrechtliches Urteil sollte nicht in seiner Abwesenheit gefällt werden, da als vermutliches Urteil wo nur der Strang blieb. Da sollte sich ein ehemaliger Ratsherr wenigstens noch selbst verteidigen können. Man ging davon aus, dass seine Frau ihn versteckte, aber das konnte nicht nachgewiesen werden. Auch das Odai-Plateau wollte man der Familie ingesamt nicht aberkennen. Ein Zeichen über welchen Einfluss zumindest seine Frau, die ohnehin als Familienoberhaupt galt, im Haus hatte, zumindest hatte ihm das Gilluk zugetragen, als er noch auf Plantage weilte.
Der Besuch in Vivec führte ihn zu einer Villa auf der Hlaalu-Wohninsel, wo ihn ein Türwächter mit dem Hinweis abweisen wollte, dass der Hausherr sich schon längst nicht mehr auf Vvardenfell aufhalte und er sich lieber verziehen sollte, bevor er ihm den Schädel einschlagen würde. „Ich komme um die Schuld an Hlaalu Tarrior Gildres einzufordern“: hatte der Heiler damals gesagt und war innerlich zusammengezuckt, da er schon den angekündigten Schlag erwartete. Der Türwächter beriet sich mit seinem Kollegen und verschwand dann nach drinnen. Der Hinweis schien gefruchtet zu haben, sodass er hereingebeten wurde. Der angeblich flüchtige Ratsherr lümmelte in der Villa auf einer Liege. „Ihr kommt von Tarrior?“: war seine erste Frage. Tirian nahm damals allen Mut zusammen, bevor er antwortete: „Er hat euch damals auf dem Odai-Plateau entkommen lassen und nun erwartet er eine Gegenleistung.“ Das Gesicht des suspendierten Ratsherren blieb ausdrucklos. „So tut er das? Und was sollte mich dazu veranlassen diese ‚Schuld‘ zu begleichen?“: fragte er und ließ keinen Zweifel daran, dass er sie als nicht gegeben ansah. „Der Anstand und die Ehre“: sagte Tirian und eignete sich den gleichen unaufgeregten Ton seines Gesprächspartners an. Im nächsten Augenblick hätte er sich am liebsten gegen die Stirn geschlagen, wegen dieses naiven Arguments. Um die Unsicherheit zu überspielen, wartete er gar nicht ab, sondern stellte einfach seine Forderung in den Raum. Tarrior hatte ihm einmal erzählt, dass man auf diese Art und Weise Verhandlungen führte. Man forderte, man bat nicht. Auch wenn er diese Einstellung nicht teilte, musste er zugeben, dass es in diesem Moment Wirkung zeigte: „Ich brauche Zugang nach Mora Uvirith und ich bin mir sicher, dass ihr und eure Familie mir helfen können.“ Anstatt weiter zu diskutieren erhob sich der Ratsherr mit einem gedehnten und genervtem Seufzen und verschwand in einen Korridor. Zwar fühlte sich Tirian vor den Kopf gestoßen, aber er widerstand der Versuchung sich hinzusetzen oder sich auch nur irgendetwas anmerken zu lassen. Nach etlichen Minuten kam Rethan wieder. „Mora Uvirith gehört Behram Meradanz. Tarrior spielt ein gefährliches Spiel, wenn er sich mit ihm anlegt, daher frage ich besser nicht, was er dort vor hat. Dieser Hexer hat seit Monaten seine Finger überall drin – Handel, Politik, Militär. Das fällt schon auf, wenn man sich unter der Oberfläche bewegt. Aber soll mir egal sein. Wenn Tarrior draufgeht, ist das seine Sache. Und ich will weder ihn noch einen Diener wie euch hier jemals wieder sehen. Die Schuld ist hiermit beglichen“: machte er sein Zugeständnis und teilte ihm den Treffpunkt mit und was er dort zu tun hatte. Danach wurde er freundlich aber bestimmt hinaus geworfen und Tirian suchte nach einer Möglichkeit, sich nach Tel Vos einzuschiffen.
Nun stand er vor Raylasa Rethan, der Frau des in Ungnade gefallenen Ratsherren, die ebenfalls eine Ratsherrin war, die Familie Rethan beherrschte und damit noch mächtiger als ihr Mann war. Ihm kam die Episode in Vivec zu Bewusstsein. Offenbar hatte ihr Mann mit ihr gesprochen, als er aufgestanden war. Tirian setzte wie die geschäftige Miene auf, die er auch bei dem Treffen damals gehabt hatte. Der Wächter der noch immer mit der Lanze neben seiner Herrin stand, sah sich aufmerksam um und flüsterte der Hlaalu dann etwas ins Ohr. Sie zog die Augenbrauen zusammen. Der Heiler wusste, was los war. Er rief Dreveni zu, dass sie herauskommen sollte.
[Dreveni]
Tirian ließ sich durch ihrer Warnung nicht aufhalten, nein, er ging nun auch noch direkt auf die Frau zu, der von dem Wächter aus dem Boot geholfen wurde. Dreveni traute dem Frieden nicht, auch dann noch nicht, als der Heiler das Wort an die Ankömmlinge richtete, und so hielt sie sich nach wie vor im Hintergrund, den Bogen mehr oder weniger Schußbereit in der Hand.
Schließlich mußte sie aber doch bemerkt worden ein, denn der Wächter flüsterte der Frau etwas ins Ohr, und Tirian rief ihr schließlich zu, dass sie aus ihrem Versteck kommen sollte.
Mit einem seufzen lehnte sie den Bogen an die Wand der Hütte, den Pfeil daneben, straffte ihre Haltung - immerhin war sie nun auch wieder ordentlich gekleidet und lief nicht mehr in Lumpen herum - und trat auf die kleine Gruppe zu. An ihrem Gürtel trug sie den daedrischen Dolch, somit war sie, obwohl ihr Schwert bei dem Bogen lag, alles andere als unbewaffnet. Auch an ihrem Gesicht konnte man ablesen, dass ihr die ganze Situation noch nicht so ganz geheuer war.
[Tirian]
"Ah ihr habt euch eine Kriegerin zugelegt, wie ich sehe. Da tatet ihr gut dran. Ich denke ihr könnt sie gebrauchen, wenn ihr euch mit dem Magierfürsten anlegen wollt. Aber ich denke das wollt ihr, ansonsten wären wir ja nicht hier": sagte sie.
"Ich hatte nur nicht damit gerechnet, dass ihr das Ganze unterstützen würdet und wirklich kommt": sagte Tirian dann.
Die Dunmer lachte: "Ihr seid also auf gut Glück hierher gekommen?" Sie machte eine kurze Pause. "Wenn Tarrior sich mit dem Haus Telvanni anlegen will, ist das seine Sache. Ich werde ihn nicht zurückhalten": meinte sie.
"Ich meinte eher, dass euer Gatte nicht gerade bereit schien uns zu helfen": führte Tirian dies aus.
Die Ratsherrin setzte ein ernstes Gesicht auf. "Gebt euch keinen falschen Vorstellungen hin. Am liebsten würde ich Tarrior dafür tot sehen, dass er uns die Sache mit der Mine ruiniert hat. Verständlicherweise ist mein Mann wütend. Ihn hat die ganze Angelegenheit seine Reputation gekostet. Wenn es nach ihm gegangen wäre, wäret ihr als Leiche in einem der Kanäle von Vivec geendet... als Botschaft an Gildres. Haus Rethan aber bezahlt seine Schulden immer! Wir sind schließlich nicht irgendwer, dass muss auch mein Mann einsehen": mit den letzten Worten ließ sie sich von ihrem Wächter ein gesiegeltes Stück Papier reichen und hielt es Tirian dann schließlich hin. "Hiermit sind wir quitt. Magierfürst Meradanz hat den Handel auf dem Gebiet seiner Stadt eingeschränkt, was es möglich machte sehr lukrative Handelskonzessionen auszuhandeln. Wir wurden mit einer solchen bedacht. Dieses Stück Papier weist euch und eure als Händler in unserem Auftrag aus. Damit kommt ihr in die Stadt. Nicht mehr und nicht weniger": erklärte sie. Der Heiler griff danach und wollte es zu sich ziehen, doch sie hielt es fest. Er hob seinen Blick und wurde von ihren rotglühenden Augen fixiert. "Solltet ihr erwischt werden, werden wir behaupten der Schein wäre einem unserer Händler gestohlen worden. Rechnet also nicht mit unserer Hilfe, um dort wieder rauszukommen. Tarrior weis hoffentlich mit wem er sich anlegt": warnte sie ihn. Tirian nickt und erst dann gab Rethan das Schreiben frei. Tirian wollte sich bereits abwenden, doch sie hielt ihn kurz zurück. "Ihr seid ein netter Junge. Was auch immer Tarrior euch bezahlt, solltet ihr euch im Klaren darüber sein, dass es das sicher nicht wert ist. Dieser Telvanni hat seine Finger in Geschäften von denen selbst wir die Finger lassen würden. Also passt auf euch auf": warnte sie ihn noch einmal. Die zuvor eher harte Stimme wurde dabei etwas weicher. Dann wandte sie sich herrisch wieder an ihre Männer: "Zurück zum Schiff. Ich will noch vor dem Morgengrauen aus der Bucht und der Sichtweite der Magierstädte raus sein." Sie wandten sich ab und bestiegen wieder das kleine Ruderboot. Tirian drehte sich zu Dreveni um, schaute ihr in die Augen und wandte sich dann ab. "Was konnte mehr Wert sein als das Leben des eigenen Vaters": fragte er sich selbst.
[Dreveni]
Dreveni hatte dem Gespräch zwischen Tirian und der Frau schweigend zugehört. Viel hatte sie nicht verstanden, nur ihr Gesicht hatte sich zusehends verdüstert. Wenn ihr doch etwas klar geworden war, dann das: Die ganze Sache schien weit mehr Tragweite zu haben, als sie Anfangs gedacht hatte. Das, zusammen mit dem seltsamen Verhalten welches der Heiler seit der Festung immer wieder an den Tag legte, löste ihre Freude über die Papiere, die sie in die Stadt bringen würden, geradewegs in Luft auf. Dazu trug auch bei, dass Tirian ihr nur kurz in die Augen sah, und dann seinen Blick abwandte. Schuldbewußt?
"Tirian.", setzte sie an, wartete aber nicht auf eine Erwiederung, sondern sprach einfach weiter. "Wenn da noch etwas ist, was ich wissen sollte, wäre wohl jetzt der geeignete Zeitpunkt. Wir können uns keine weiteren Überaschungen leisten. Und auch nicht, unvorbereitet zu sein."
[Tirian]
"Wenn da noch etwas ist, was ich wissen sollte, wäre wohl jetzt der geeignete Zeitpunkt. Wir können uns keine weiteren Überaschungen leisten. Und auch nicht, unvorbereitet zu sein": sprach Dreveni ihn von der Seite an. Tirian drehte sich verwirrt zu ihr um und überlegte einen Moment. "Ihr wisst doch, worum es gehen soll. Wir legen uns mit einem Hexenmeister an, in dem wir uns in seine Stadt und seinen Turm schleichen, um einen Freund zu befreien": wiederholte der Heiler das, was er ihr aber bereits in Vos erzählt hatte. Vielmehr konnte er dem auch nicht hinzufügen. Er hatte schon die Warnung vorhin unnötig gefunden. Das sie sich nicht mit einem trunkenen Goblin anlegten, war ihm schon klar, ebenso wie die Tatsache, dass jemand, der vor Erpressung und Mord nicht zurückschreckte, sicher auch noch anderen zwielichtigen Geschäften nachging.
[Dreveni]
Dreveni bedachte Tirian noch mit einem langen, nachdenklichen Blick. Irgendetwas verschwieg ihr der Heiler, das glaubte sie zu wissen. Und normalerweise konnte sie sich auf ihre Instinkte bei solchen Sachen voll verlassen, und diese hatten ihr mehr als einmal das Leben gerettet. Nun ja, sie würde es schon noch herausfinden, so oder so.
Sie einigten sich darauf, den Rest der Nacht zu nutzen um sich auszuruhen, und übernahmen abwechselnd die Nachtwache.
Am nächsten Morgen aßen sie etwas der Vorräte, die ihnen von der Karawane als Ausgleich für ihre Hilfe überlassen worden waren, räumten ihre Sachen zusammen und machten sich auf den Weg nach Mora Uvirith. Sie sprachen nur das nötigste, die Atmosphäre wurde immer noch von Tirians seltsamen Verhalten am gestrigen Abend sowie dem Treffen geprägt. Dreveni glaubte dem Heiler nicht, dass sonst nichts mehr dahinter war, als nur einen Freund zu befreien. Er steckte tiefer in der Sache, als er zugeben wollte. Wobei Dreveni nicht einmal wußte, um was genau es bei dieser "Sache" überhaupt ging.
Gleichzeitig fragte sie sich, wie weit ihre eigene Loyalität Tirian gegenüber ging. Was würde sie tun, wenn sie in Schwierigkeiten gerieten, wegen etwas, das er ihr verschwiegen hatte? Sie kannte die Antwort, denn es konnte darauf nur eine geben. Und doch war sie sich nicht so sicher, wie sie es normalerweise hätte sein müssen. Und das lag sicher nicht nur an Tirians glutroten Augen, die sie immer wieder an Feryn erinnerten.
Während sie durch die karge Landschaft gingen, versuchte sie sich das Gespräch in der Festung in Erinnerung zu rufen. Ihre Beziehung zu dem Heiler war rein geschäftlich, sonst nichts. Und das bedeutete, dass im Zweifelsfalle ihr eigenes Leben absolute Priorität hatte, immerhin war sie keine Leibwächterin.
Als sie schließlich eine weitere Biegung um graue Felsen nahmen, tauchten in der Entfernung Umrisse auf, die in scharfem Kontrast zum Rest der Umgebung standen, wirkten sie doch organisch und seltsam lebendig in der toten, schroffen Landschaft. Fast sah es aus wie Wurzeln, und sie meinte darin auch künstliche Gebilde wie Tore zu sehen.
Dreveni blieb stehen und wandte sich an Tirian: "Ist es das?"
Geändert von Andromeda (30.11.2014 um 03:50 Uhr)
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Legendwriter-Mod
Molag Amur, Tel Uvirith, Fundament
„Ich habe doch schon gesagt, dass ich beeindruckt war von…“: wollte er das wiederholen, was Tarrior ohnehin schon wusste. „Das erklärt überhaupt nichts, es sei denn eure Technik ist doch nicht so genial, wie ihr immer behauptet und ihr braucht doch ein paar fähige Dunmer, wie mich“: stichelte Tarrior. Behram zog die Augenbrauen zusammen. Es schien als hätten sich Gewitterwolken über den Augen gebildet. „Wäret ihr nicht so nützlich, dann würdet ihr dort unten in den Kerkern verfaulen! Niemand braucht eure Kampfkraft oder hinterhältige Verschlagenheit, Dagoth. Ohnehin sind eure besonderen Fähigkeiten nur erstohlen!“: fuhr Behram ihn an. Tarrior trat instinktiv einen Schritt zurück und entging damit einem rüden Schubser. „Besondere Fähigkeiten? Erstohlen?“: überlegte der Hlaalu. Als er es in Verbindung mit „Dagoth“ setze, begriff er langsam. Er lächelte, denn endlich hatte er verstanden. „Euch fehlt etwas wichtiges, nicht wahr? Dafür braucht ihr mich“: fragte er. Behram sah ihn missbilligend an. „Was sollte mir schon fehlen?! Ihr überschätzt eure Rolle. Es war ein gut gemeintes Angebot von meiner Seite aus, ein Gefallen…“: doch weiter kam er nicht, denn Gildres fiel ihm ins Wort: „Ihr braucht einen Dagoth, ihr braucht jemanden der sich mit den Träumen und Visionen auskennt. Ist es nicht so?“ Behram wurde totenstill. Seine Lippen verengten sich zu einem Strich. „Die Dwemer besaßen eine Art übergeistige Kräfte der Legende nach. Ich habe davon von meinen Meistern am Roten Berg erfahren, die sich mit den Nebenwirkungen des Herzens von Lorkhan befassten. Dir fehlt das Wissen darum, ist es nicht so?“ Tarrior sah mit einer gewissen Befriedigung wie Behram pikiert zur Seite schaute und seine Augen hin- und her zuckten. In seinem Kopf arbeitete es ganz offensichtlich gerade heftig. Doch der Moment hielt nicht lange an. Als er sich wieder zum hindrehte, war ein neuer, harter Ausdruck in seine roten Augen getreten.
„Sehr scharfsinnig, kleiner Dagoth. Ich hatte seinerzeit gehofft in euren Basen das nötige Wissen darum zu finden, wie Dagoth Ur es geschafft hatte noch über riesige Entfernungen mit euch Träumern zu kommunizieren und wie ihr das anwenden konntet. Visionen, Träume, Dinge allein mit der Kraft des Geistes beeinflussen und auch aus dem Körper heraustreten. Nicht nur das einige Dwemer seinerzeit diese Fähigkeiten ganz offenbar beherrschten, sondern sie wären mehr als nur geeignet für eine neues Herrenvolk dieser Welt. Diese Fähigkeit würde es auch erlauben es den Daedra gleich zu tun: der Animus unsterblich, der Körper unwichtig. Es wäre vielleicht auch eine Möglichkeit mit den Geistern der Verstorbenen in Kontakt zu treten. Ihr werdet sicherlich verstehen, dass ich diese Fähigkeit unbedingt haben muss. Doch leider fand ich in den Überresten eurer Lager nichts. Keine Aufzeichnungen, keine Überleben, gar nichts. Die Aschevampire waren zu Staub zerfallen oder erschlagen und alle Träumer, die ich fand, waren wahnsinnig geworden oder konnten sich an nichts erinnern. Was glaubst du wie überrascht ich war, als ich eine kleine unscheinbare Höhle entdeckte, als ich mich wieder in das verheerte Gebiet um den Roten Berg wagte und dort tatsächlich Aufzeichnungen und Reliquien des Hauses fand? Eure Aufzeichnungen. Ein sehr gutes Versteck. Kaum jemand hätte so ein großes Interesse gehabt, dass er sich in diese enge Kluft gewagt hätte. Doch ich fand das Versteck und mir war klar, dass ich euch finden musste und das ich euch benutzen konnte, um unauffällig die Sache in Cyrodiil für mich zu regeln“: erzählte Behram.
„Ihr selbst interessiert mich nicht. Nichts weiter als eure Fähigkeiten möchte ich mir aneignen“: setzte der Hexer noch hinzu. „Und ich gebe euch, was ihr wollt und bin dann nutzlos für euch? Das habt ihr euch schlau ausgedacht. Von wegen Erben der Häuser. Ihr wolltet, dass ich mich euch anschließe, mein Wissen mit euch teile und ihr hättet mich fallen lassen, sobald ich meine Schuldigkeit getan hätte“: warf Tarrior ihm vor. Meradanz zuckte mit den Schultern. „Ich meinte es durchaus ernst. Wir sind die Erben unserer Häuser. Ihre einzige Zukunft“: meinte der Telvanni. „Eine Zukunft unter euch und der Knechtschaft der Daedra!“: warf der Hlaalu ein. „Die einzige, die ihr habt. Oder die Vernichtung“: drohte Behram und zog einen spitzen Dolch hervor, den er Tarrior an die Kehle hielt. „Das letzte Mal war es Gift. Diesmal wäre es allein der nackte Stahl, der dein Fleisch aufreißen und dich ausbluten lassen wird wie ein Schaf“: machte er ihm die Alternative klar. „Ihr könnt mich nicht töten. Ihr braucht mich, sonst bleiben eure ‚Dwemer‘ unvollständig“: wies ihn Tarrior auf ein Problem hin. Das hätte er besser nicht getan, denn im nächsten Moment packte ihn der Hexer an der Schulter und er spürte wieder das unmenschliche Brennen an seinen Handgelenken. Tarrior Gesicht verzerrte sich zu einer gequälten zusammengezurrten Grimasse, bevor er anfing zu schreien. Erst in diesem Moment ließ der Hexer los. Tarrior fiel auf die Knie und musste sich einen Moment erholen.
„Ihr könnt entscheiden, ob ihr euer Wissen freiwillig mit mir teilen und euch einen Platz unter dem Schutz der Dwemer sichern wollt oder ob ihr es mir schwer machen wollt. Ihr habt Recht. Ich brauche euch noch. Aber euer Wissen werde ich bekommen, ob ihr mir helfen wollt oder nicht. Ihr seid nicht der Einzige, der sich mit Folter auskennt“: zeigte ihm Behram seine Möglichkeiten auf. „Also?“: war die abschließende Frage des Telvanni. Tarrior versuchte sich aufzurichten und schaute von unten in das Gesicht des Hexers. Es musste sein gekränkter Stolz gewesen sein, der ihm das nächste eingab, denn statt einer Antwort, spuckte er Meradanz ins Gesicht. „Versucht es. Ihr seid größenwahnsinnig, völlig verrückt. Dagon wird euch und all eure Pläne zerstören. Ihr werdet diese Welt zugrunde richten und dann hoffentlich selbst in ihren Ruinen verbrennen. Niemals werde ich euch helfen!“: war Tarriors begleitender Ausruf. Behrams Gesicht war unbewegt, als er sich den Speichel mit dem Ärmel seiner Robe wegwischte. „Es tut mir leid, dass ihr das so seht. Ich werde euch im Kerker verrotten lassen. Leider werdet ihr keinen Logen-Platz haben, wenn wir dies Land in den Hochofen werfen mit dessen Hilfe ich ein neues Dwemer-Reich schmieden werde. Doch ihr werdet noch einen Blick auf die neue Ordnung werfen können, bevor ich eure Geheimnisse und euer Leben aus euch herausfoltern lassen werde“: beurteilte der Telvanni diese Entscheidung kopfschüttelnd. Ein Fingerschnippen von ihm ließ dann zwei gepanzerte Wächter auf den Plan treten, die ihn sofort in ihre Mitte nahmen. „Bringt ihn weg!“: befahl Meradanz.
Wenig später fand sich Tarrior in seiner Zelle wieder. Er setzte sich im Schneidersitz ins Stroh und wartete eine Weile bis die Wächter ganz sicher weg waren. „Na habt ihr erfahren, wonach es euch gelüstet hat?“: hörte er die sonore Stimme des Dremoren von nebenan. „Ich habe genug erfahren um zu wissen, dass ich hier unbedingt heraus muss“: gab Tarrior nur eine knappe Antwort, bevor er zu seinem eigentlichen Interesse überging: „Die Beweise, von denen ihr gesprochen habt, was sind dies für welche? Und wo sind sie? Wenn ich hier herauskomme, müssen Herzog Dren und die Häuser davon erfahren und etwas unternehmen. Ich brauche sie, damit sie mir glauben. Ich fürchte die Ordinatoren werden nicht genug sein, um diesen Saustall hier aufzuräumen.“ Der Dremora lachte: „Ihr habt euch also selbst davon überzeugt. Es ist schade, dass eure Welt so oder so brennen wird, auch wenn ihr euch noch so anstrengt, aber ihr Sterblichen braucht eure Hoffnung.“ „Spart euch den Spott. Noch ist das letzte Kapitel dieser Geschichte nicht geschrieben. Noch gehört eurem Meister Nirn nicht. Doch jetzt sagt schon, was habt ihr, was mir weiterhelfen kann“: drängte der Dunmer den Daedroth. „Die Kinder des Drachens sind tot. Es ist bald vorbei, aber wie gesagt, klammert euch ruhig an eure Hoffnung. Mir ist es gleich. Mir ist nur wichtig, dass ihr an den Preis denkt, den ihr zu zahlen habt. Leistet den Schwur, dass ihr meinen Körper im Austausch für die Informationen, die ich euch geben kann, zerstören werdet!“: verlangte sein dämonischer Gesprächspartner. Zwar behagte es Tarrior nicht dieser Kreatur dadurch die Freiheit zu schenken, aber er konnte den Telvanni damit ein doppeltes Schnippchen schlagen. Einerseits nahm er ihm einen wichtigen Gefangenen, den er als magische Energiequelle missbrauchen konnte, andererseits konnte er sich so in den Besitz der notwendigen Beweise bringen, um dessen Machenschaften offen zu legen. „Ich schwöre auf mein hochgeschätztes Haus und alle Aedra und Daedra, die diesen Schwur bezeugen wollen, dass ich eure Seele freisetzen werden, wenn ihr mir im Gegenzug die Beweise gegen Behram Meradanz verschafft“: schwor Tarrior.
„Also gut, Mer. Ich verlasse mich auf euer Wort.“
„ Das, was ihr sucht ist ein Kontrakt. Wenn der Dunmer schlau gewesen ist, das gestehe ich ihm zu, wird er sich die Übereinkunft mit Fürst Dagon absichern lassen haben, was beide bindet. Ihr müsst also nach einem Vertrag suchen. Euer Gegner wird ihn gewiss bei sich hier im Turm verwahren. Er ist viel zu kostbar, um ihn einfach so herumliegen zu lassen“: offenbarte der Dremora. „War das die magische Übereinkunft gewesen, von der Behram gesprochen hatte?“: fragte sich Tarrior. Zumindest deckte es sich und das befand er als das Entscheidende. „Ein…. Kontrakt erscheint mir ein wenig profan zu sein. Woran soll ich ihn erkennen? Der Hexer hat sicher mehr als nur dieses eine Stück Papier hier im Turm?“: wollte der Dunmer wissen. „Ihr werdet es schon erkennen, wenn ihr es seht, denn es ist für einen Sterblichen schwerlich, es nicht zu erkennen. Ein solcher Vertrag ist eine Übereinkunft mit dem Reich des Vergessens. Aufgesetzt auf einem Stück Pergament gefertigt aus der Haut eines Skampen, wird der Kontrakt einerseits mit der Seele des betreffenden Skamps durchtränkt und mit dem feurigen Fingerzeig meines Meisters signiert, andererseits mit dessen Blut in den Zeichen und Sprache unserer Welt formuliert. So sollte ein unkundiger daedrischer Sprache auch Vorsicht walten lassen einen Pakt zu schließen, wer weiß, wem und wofür er seine Seele tatsächlich hergibt. Der Dunmer selbst wird dem Kontrakt dann mit eigenem Blut – und somit einem Teil seiner Seele – sein Signum gegeben haben“: erklärte der Daedroth das Aussehen und die Wirkweise des Kontrakts. Der Hlaalu verzog daraufhin das Gesicht und schwieg für einen Moment. „Ein mit Blut unterschriebener Vertrag? Es scheint, als bezöget ihr euer Wissen aus eher zweifelhaften Geschichten, die man vielleicht erzählt um sich zu unterhalten oder Kinder Angst zu machen, aber mit der Beschwörung soviel zu tun haben, wie Himmelsrand und Elsweyr“: zweifelte Tarrior. Ihm erschien ein Kontrakt unterschrieben mit Blut doch recht lächerlich.
„Auch eure beiden Provinzen haben gemeinsam, dass sie zu diesem Kontinent und eurem Kaiserreich gehören. Man sollte selbst noch so profan gewordenen Erzählungen nie den Kern verbliebener Wahrheit absprechen. Blut ist ein ganz besondrer Saft. Es pulst durch eure, wie auch durch unsere physischen Körper beherbergt zugleich aber die Kraft unseres Lebens. Immer wenn wir Blut geben, geben wir auch einen Teil unseres eigenen Lebens. Dem Blut hängen wir alle an, unser Wesen und unsere Seele finden wir dort gelöst, konzentriert. Ob wir es nun in Menge bei einem Ritual vergießen, damit beschwören, wir es mischen oder eben damit einen Kontrakt unterzeichnen, geben wir immer etwas von uns selbst her, dass wiederum in seiner Bedeutung weit über das hinausreicht, was damit greifbar getan ist. Zweifelt also nicht die bindende Macht dieses Kontraktes an, das würde dem nicht gerecht“: philosophierte der Dämon in einer Tonlage, die ihn fröstelnd machte.
„Wenn es also wirklich eine Übereinkunft von Geben und Nehmen ist, würde ich eurem Meister mit eurer Hilfe nicht schaden, in dem ich seinen Diener aus dem Spiel nehme?“: fragte Tarrior. „Das Ende eurer Welt, Fleischsack, ist bereits beschlossen und nur eine Frage des Wann. Euer Kaiserreich steht in Flammen. Ob nun dieser Magier, der meinte er könne sich die größten Kräfte zunutze machen, an einem weiteren Pfeiler rüttelt, ist völlig unerheblich. Seine Schuldigkeit wäre danach ohnehin getan gewesen. Er mag mich hier gefangen gesetzt haben, doch im Vergleich zur flammenden Macht von Fürst Dagon ist er nicht einmal ein Insekt. Was wäre der Meister auch für ein jämmerlicher Fürst des Vergessens, wenn er auf die Hilfe eines solchen Sterblichen angewiesen wäre?“: wischte der Dremora die Frage einfach beiseite. „Ihr wisst nun, was ihr wissen müsst und auch was euch als Preis dafür auferlegt ist. Danach zu handeln, liegt nun an euch“: bekräftigte der Dremora noch einmal und schwieg nun, denn auch Tarrior schwieg.
Er hatte jetzt wieder etwas in der Hand, zumindest in greifbarer Nähe, um sich ein für alle Mal des Telvanni zu entledigen, um seiner selbst willen und tatsächlich auch zum Wohle seines Volkes, des Reiches und vielleicht sogar der ganzen Welt. Nun musste er – und das mochte sich vielleicht noch als das größte Problem erweisen – hier irgendwie herauskommen. Für den Moment blieb ihm aber zunächst nichts anderes übrig, als zu warten, dass sich eine günstige Gelegenheit zur Flucht auftun würde.
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Drachentöter
Molag Amur
[Tirian]
"Ist es das": vernahm er Drevenis Frage. Er kniff die Augen zusammen und musterte das Bild, das sich vor ihm auftat. So weit sein Blick reichte waren sämtliche Freiräume, die es zwischen den Felsklippen und schroffen Felsen gab gestopft worden mit etwas, dass ganz offensichtlich eine Mauer zu sein schien, auch wenn sie auf den zweiten, dritten und weiteren Blicke einen wirklich sonderbaren Eindruck machte. Die Verbindungsstücke der ganzen Konstruktion bildeten große, scheinbar natürliche Monolithen, um das sich das eigentliche Netzwerk der Mauer herumwickelte, denn die Abwehranlage war offensichtlich völlig organisch. Gewaltige holzige Wurzeln umschlangen die Felsen und verknoteten und verflochten sich und bildeten damit einen kunstvoll geflochtenen, lebendigen Wall. Wenn er von der Dicke der einzelnen Strünke ausging, die er erkennen konnte, mochte ein ausgewachsener Ork mit seiner Kriegsaxt wohl einen halben Tag brauchen, um auch nur eine der Wurzeln durchzuhacken, von dem ganzen Geflecht ganz zu schweigen. Zunächst glaubte der Heiler auch seinen Augen nicht ganz trauen zu können, wenn er leichte Zuckungen oder Verschiebungen wahrnahm, dann war er sich aber sicher, dass sich die Wurzeln sogar leicht bewegten. Ihm fielen in diesem Moment Geschichten aus seiner Matrosenzeit ein. Da sie mit dem Schiff vor allem die Handelsrouten entlang von Tamriels Südküste befuhren, kamen sie nicht sehr selten in Berührung mit Argoniern und den wilden Geschichte, die diese über ihre sumpfige Heimat Schwarzmarsch zu erzählen hatten. Die dortigen Sümpfe mochten alles mögliche ausbrüten, doch ihm standen in diesem Moment die Erzählungen von gefräßigen Riesenpflanzen vor Augen, die ihre Beute mit wildpeitschenden, kräftigen Ranken zu packen und dann in ihre zersetzenden Blütenkelche zu zerren wussten. Er schluckte. Oberhalb dieser organischen Wand wanden sich weitere Wurzeln und bildeten eine Art überdachten Wehrgang, wobei die Überdachung von großzügig gewachsenen Schirmpilzen gebildet wurde und große in halbwegs regelmäßigen Abständen hervortretende Geschwulste, die ebenfalls eine Art Pilz waren, sollten wohl eine Art Wachtürme imitieren. Aus diesem Gemisch aus Erd- und Grüntönen, in dem die Wurzeln und Pilze gehalten waren und dem Grau der vulkanischen Felsen stachen die großen lila-bläulich leuchtenden Kristalle auffallend heraus.
Auch sie waren wie die Türme in halbwegs regelmäßigen Abständen in die Mauer eingelassen. Wenn er sich konzentrierte, konnte er einen Hauch ihrer Aura spüren. Die Kristalle waren magisch und vermutlich aus Seelensteinen gezogen. Er hatte davon gehört. Angeblich bekamen die Telvanni damit ihre Pilze so groß, um sie zu bewohnen. Es schien aber auch so, als würden die Wurzeln sich um die Kristalle herum sogar etwas heftiger bewegen, als wären sie an Fäden aufgehängt. Patrouillierende Wachen auf dem Wehrgang in den typischen Knochenrüstungen und den typischen Kopffüßerhelmen der Telvanni verriet zusätzlich, in wessen Herrschaftsbereich sie sich aufhielten. Die Tatsache, dass es einige offenbar höhergestellte Wächter gab, die statt der Knochenrüstung Rüstzeug aus seltsamen bronzenen Metall trugen, gab ihm die letzte Gewissheit. "Die Wächter tragen Dwemer-Rüstungen. Wir sind hier richtig. Das muss Uvirith Mora sein. Die Stadt zu der wir wollten. Der Magierturm - Tel Uvirith - müsste sich in der Mitte der Siedlung auf einer Anhöhe befinden, wenn ich richtig informiert bin": gab Tirian Dreveni nun nach einer ganzen Weile endlich eine Antwort. Dann wandte er seinen Blick dem Tor zu.
Es war ein gewaltiges kreisrundes Portal, in das das Strudel-Wappen der Telvanni eingraviert war, welches selbst allerdings von einem riesigen Skarabäus dominiert wurde, war passgenau in die Mauer eingelassen. Zwei mächtige sich nach oben hin verjüngende Monolithen mit Inschriften in daedrischen Runen flankierten es. Kleinere Kristalle wuchsen zudem aus dem Fels hinaus. Ähnlich einem aufgerollten Teppich kauerten sich dicke Wurzelstrünke an die Steinsäulen. Tirian brachte das Bild mit dem der Mauer in Einklang. "Vermutlich können die Wurzeln im Falle eines Angriffs vor dem Tor verflochten werden": überlegte er. Für das übliche Gesindel würden sie die Sicherung allerdings nicht brauchen ein großes, bronzenes, metallenes Ungetüm, das unregelmäßige Dampf ausstieß und seine mit Stacheln bewehrte Faust bereit hielt, flankierte mit kleineren metallenen Geschöpfen, die zur Hälfte aus einer Kugel bestanden und sich rollend fortbewegten, das Tor und gemahnten jeden potenziellen Unruhestifter zur Ruhe. Tirian schluckte erneut. Die Sicherheit ging hier eindeutig vor und es war vermutlich davon auszugehen, dass die Straßen der Stadt und der Turm ebenso gut bewacht sein würden, wie das Tor hier. Zwei Dunmer die nur knöcherne Brustpanzer dafür geschwärztes Lederzeug trugen und zusammen mit einem Altmer in feinen Kleidern die Karren, Wagen und Packtiere der einströmenden eben wie diese selbst kontrollierten, waren wohl das Empfangskomitee. Offenbar wurde das großen Rundttor, das sich in die Mauer selbst hinein verschieben ließ, wie sie inzwischen schon mehrfach beobachten konnten, für jeden Besucher einzeln geöffnet und direkt wieder verschlossen.
"Offenbar möchte man keinen ungebetenen Besuch": meinte Tirian zu Dreveni. "Mit dem Passierschein sollten wir vorbeikommen. Es sieht aber so aus, als würden den Leuten noch einige Fragen gestellt werden, bevor man sie hinein lässt. Vielleicht sollten wir vorher abstimmen, was wir in der Stadt erledigen wollen": schlug Tirian vor.
[Dreveni]
Dreveni verschränkte die Arme und bedachte Tirian mit einem kritischen Blick. Wie Händler sahen sie nicht gerade aus, trotz des Packguars und dem ganzen Krempel, den dieser transportierte. "Hm... Da drinnen wird es sicher einen Alchemisten geben? Ich denke den Magier nimmt man uns noch am ehesten ab." Immerhin entsprach das ja auch so ziemlich der Wahrheit. "Ihr braucht irgendwelches Zubehör und Zutaten, und ich bin euer Begleitschutz. Und natürlich schadet es auch nicht, wenn wir bei einem Schmied vorbeisehen, und was man nach einer längeren Reise sonst noch so erledigt. Was unseren Hintergrund angeht, wo wir herkommen und ähnliches, da seit ihr sicher hier auf Vvardenfell besser bewandert als ich."
[Tirian]
"Ein wenig. Zwangsweise. Ich stamme aus Tränenstadt weit im Süden. Aber der Vorschlag ist gut. Wir kaufen für die Rethans Tränke und Zutaten beim örtlichen Alchemisten. Am besten sagen wir, dass wir aus Vivec kommen. Da kenne ich mich wenigstens etwas aus, falls er uns ausfragen sollte. Wir sprechen beide nicht gerade den Dialekt von Vvardenfell. Das dürfte sicher auffallen"; meinte er und ließ seinen Blick noch einmal schweifen. Vor dem Tor gab es noch eine recht große Schlange an Reisenden, die abgefertigt werden wollten. Es waren, wenn er das recht überblickte, wohl an die vier Reisegruppen und -grüppchen, drei Fuhrwerke und vier Einzelreisende. Allerdings war die Mulde hier vor dem Tor auch mit einigen Zelten und Lagerfeuern gefüllt. Zusätzlich dazu noch einige Stände. Offenbar besaß nicht jeder, der sich hier aufhielt auch den Zugang zur Stadt. Einige Händler nahmen wohl damit Vorlieb ihre Waren vor der Stadt feilzubieten. Eine Rechnung, die wohl aufzugehen schien, denn nach der feinen Kleidung mancher der umstehenden Leute zu urteilen, mochten diese nicht erst eine lange Reise hinter sich haben, sondern nur einen Einkaufsbummel außerhalb der schützenden Mauern ihrer Siedlung unternommen haben. Ob die Karawane, die sie begleitet hatten, hier schon durchgekommen war, vermochte er nicht zu sagen. Zumindest lagerte sie nicht hier draußen. "Dafür das im Zentrum der Insel Krieg herrscht, läuft der Handelsverkehr erstaunlich gut": dachte Tirian laut, bevor er sich an Dreveni wandte: "Wir sollten uns einreihen. Ich habe das Gefühl, dass es noch etwas dauert, bis wir an die Reihe kommen. Und noch ein Händler mit Gespann vor uns, würde diese Zeit sicherlich noch wesentlich verlängern."
[Dreveni]
Dreveni hörte Tirian aufmerksam zu. Fehler konnten sie sich jetzt keinen erlauben, das war ihr klar. Das mit dem Dialekt war nicht zu ändern, also war oberste Priorität nun nicht weiter aufzufallen - im positiven wie im negativen.
Sie taten, wie es Tirian vorgeschlagen hatten und reiten sich mit ihrem Guar zügig in die Schlange ein, und kaum hatten sie das getan, kam hinter ihnen auch schon das nächste Fuhrwerk in Sicht.
Die Zeit schien kaum zu vergehen, und die Wachen am Tor waren extrem gründlich bei der Überprüfung der Händler. Dreveni gab sich Mühe eine wachsamen Eindruck zu machen, wobei sie ein paar Mal ein Gähnen unterdrücken mußte.
Schließlich war nur noch die Gruppe der vier Reisenden vor ihnen.
[Tirian]
Der Heiler versuchte möglichst unbeteiligt und gelangweilt dreinzuschauen, wie die meisten anderen Händler auch. Sein Blick fiel auf Dreveni. Sie schaffte das schon sehr gut. Er zollte ihr still seinen Respekt. Er konnte sich kaum beherrschen und davon abbringen die Wachen ständig anzustarren. Sein Herz klopfte wie wild als die Schlange immer weiter vorrückte. Die Tatsache, dass sie sich beim Durchsuchen der Last Zeit ließen und gründlich vorgingen, ließ ihn nur noch unruhiger werden und leichter von einem Fuß auf den anderen wippen. Sie dehnten damit den Moment, in dem sie selbst dran wären zu einer Ewigkeit. Er hatte während seiner Heiler-Laufbahn auch das "Vergnügen" gehabt in einem Lazarett zu arbeiten. Die Krieger, die er dort versorgt hatte, waren entweder sehr verschlossen oder konnten nicht umhin den lindernden Händen alles mögliche zu erzählen. Sie hatten von den zu Ewigkeiten gezerrten Augenblicken vor einer Schlacht gesprochen, in denen die Anspannung derart anwuchs, dass sie ihre Muskelfasern wie eine Bogensehne zum zerreißen gespannt fühlten und fürchteten mit jedem Schritt und jedem Atemzug einen Knochen brechen zu lassen. Er schluckte. Ihm ging es gerade mehr als ähnlich. Gerade das die Männer in den Knochenharnischen so gründlich waren, verstärkte seine Nervosität noch etwas mehr. Er biss sich unbewusst auf die Lippe. Was war das. Sein Arm bewegte sich. Sein Blick fiel nach unten. Tatsächlich zitterten seine Hände. Er zog die Brauen zusammen und krallte die Finger ein. Er sah noch einmal zu Dreveni. Sie gähnte ganz ungeniert. "Wie einfach das Verstellen bei ihr aussieht. Es scheint als wäre sie wirklich gelangweilt": überlegte er und traf eine Entscheidung. Wie um sie zu bekräftigen trat er kurz etwas energisch auf und wandte sich dann dem Gepäck zu. Wer er seine Hände beschäftigte, musste es gehen. Und tatsächlich als er noch einmal prüfte das alles an Ort und Stelle war und auch noch einmal die Riemen festzurrte, merkte er wie die Anspannung ein Stück abfiel, die Tatsache, dass sie gleich dran sein würden aus seinem Geist verschwand. Seine Hand glitt gerade noch einmal in den Stapel mit Kleidern, um einen Knick, der ihm sonst egal gewesen wäre, ihm aber jetzt eine willkommene Beschäftigung für die unruhigen Glieder bot, glatt zu streichen. Er verhakte sich dabei und fühlte plötzlich eine Ausbuchtung mit etwas hartem darin. Er überlegte und tastete weiter. Das war sein etwas besseres Gewand und das harte Etwas steckte offenbar in einer der Taschen. In dem Moment ging ihm ein Licht auf. Das Objekt, dass seine Finger gerade befühlten, würden sie innerhalb der Mauern auch noch einmal brauchen. Er schob die Hand schließlich in die Tasche und da spürte er das kalte Metall des Trumms an seiner Hand. Er schloss die darum und zog die langsam wieder hervor. Dann strich er die Kleidung glatt, so als hätte er nichts anderes getan als nur jeden Zipfel zu richten. Er trat kurz zurück, nickte zufrieden und zurrte den ganzen Wäschestapel wieder fest.
Als er sich umwandte, warf er einen Blick in Drevenis Gesicht, die eine Augenbraue hochgezogen hatte. Er setzte ein Lächeln auf und drehte sich dann nach vorne. Die Gruppe vor ihnen war fertig mit ihrer Durchsuchung und sie wurden endlich herangewunken. Den kantigen Goldring mit dem Wappen von Meister Aryon von Tel Vos hatte er sich inzwischen auf den Finger geschoben und wie beiläufig hob er die Hand, wie um zu prüfen ob der Ring noch saß und rückte ihn ganz ungeniert zurecht. Ohen zu fragen traten zwei der drei Kerle an ihnen vorbei und machten sich ohne weitere Aufforderung an dem Guar und ihrem Gepäck zu schaffen. Nur de dritte wandte sich mit ein paar Worten an sie. "Die Papiere": verlangte er. Tirian zog aus seiner Robe das Schreiben, das er von Serja Rethan erhalten hatte. Der Mann überflog es nur kurz und reichte es dann zurück. "Ihr seht nicht aus wie Händler. Außerdem kenne ich einige Händler der Rethans, doch eure Gesichter kenne ich nicht. Außerdem sind die für gewöhnlich mit etwas mehr unterwegs als einem Guar": ließ sich der Mann vernehmen. Hinter ihm rief einer der anderen Gerüsteten: "Magier sind das. Zumindest der Eine. Hast du nicht gesehen, wie er vorhin seine Seidenhemden zurechtgerückt hat? Könnte ja passieren, dass eine Falte in den wertvollen Stoff kommt. Oder dieser dicke Klunker am Finger und dann immer schön zeigen. Der hält sich für was besseres. Ist garantiert einer dieser Gildenmagier." Begleitet wurde diese Einschätzung von einem abwertenden Lachen. Tirian verzog das Gesicht nicht. "Wir kommen aus Vivec und sollen hier einkaufen. Wir haben unterwegs bei den Aschländern halt machen müssen, deswegen fiel eine Schiffreise aus und im Aschland ist man besser ohne schwere Karren unterwegs, wenn man nicht gerade in einer Karawane reist": erklärte Tirian. Er spürte wie sein Gesicht langsam warm wurde.
"Und das können nicht die üblichen Laufburschen machen, sodass man einen Magier schicken muss?": fragte der Dritte und notierte sich etwas auf einem Stückpapier das er mit einem Nagel an einem Stück Holz befestigt hatte, das ihm als Schreibunterlage dienen musste. Tirian wollte gerade etwas sagen, da rief er den beiden anderen auf Dunmeri zu, dass sie ihm gefälligst durchgeben sollten ob etwas zu versteuern oder etwas verdächtiges in den Satteltaschen sei. Dann blickte er ihn wieder ungeduldig an, als ob er längst hätte antworten sollen. "Ich bin Alchemist, kein Magier. Wir sind hier um bei einem örtlichen Kollegen regionale Zutaten zu erwerben. Ich werde gut dafür bezahlt die Qualität zu prüfen und ob das, was man uns da andrehen will auch das ist, was wir haben wollen, dass man uns getrocknete Rosenblätter also nicht etwa als Feuerblüten teuer verkauft": antwortete er, wie sie es zuvor ausgemacht hatten. Er spürte eine Schweißperle seinen nacken hinunter laufen und in seinem Kragen verschwinden. Wieder notierte sich der Wächter etwas auf seinem Klemmbrett. Währenddessen gaben die beiden anderen durch, dass sie bisher nichts außer einem verdächtigen Kasten mit merkwürdigen Gerätschaften, Fläschchen und Kräutern nichts gefunden hatten. "Ich hoffe ihr wollt kein Gift in die Stadt einführen?": wollte der Befrager wissen. Tirian schüttelte den Kopf. Glücklicherweise ließ er sich die 'Gerätschaften' nicht zeigen, denn es handelte sich dabei nicht allein um alchemistisches Gerät sondern auch um seine Heilerwerkzeuge. "Ich stelle natürlich auch unterwegs Toniken her. Aber nichts gefährliches. Heiltränke, ein Serum für Regeneration und Mittel, die die Wahrnehmung etwas erweitern. Natürlich kann auch all das in den entsprechenden Mengen toxisch sein": meinte er dann. Der Mann nickte. "Darauf wird dennoch eine Gebühr fällig werden und ich muss euch untersagen eure Kunst innerhalb der Stadtmauern auszuüben und weitere Produkte zu verfertigen. Es ist euch aber freigestellt, dass zu verkaufen, was ihr mit euch führt": erklärte der Wachmann. "Können wir jetzt hinein?": wollte der Heiler nun wissen.
"Ihr habt mir immer noch nicht verraten wer ihr seid": blieb sein Gegenüber streng. "Ich heiße... Joran... Athram": dachte sich Tirian einen Namen aus. Er bemerkte den Blick des Dunmers. "Mit den Kragenmoor-Athrams weder verwandt noch verschwägert": fügte er dann noch schnell hinzu. Der Wächter wirkte wieder desinteressiert. "Und eure stille Begleiterin?" Er deutete auf Dreveni. "Das ist...": wollte Tirian antworten, doch er schnitt ihm das Wort ab: "Sie kann sicher für sich selbst sprechen." "Wächterin": zischte sie. Der Mann rieb sich das Kinn. "Ihr sagt ihr arbeitet für Rethan, aber ihr beide klingt nicht so als kämt ihr von der Insel": deutete er sein Misstrauen direkt an Dreveni gewandt an und wartete offenbar auf eine Erklärung. Tirian fiel erst jetzt auf, dass der Mann selbst fast akzentfreie Gemeinsprache verwendete.
[Dreveni]
Dreveni war Tirians Nervosität nicht entgangen. Immerhin befand sie sich fast in ihrem Element, und wenn sie in Situationen wie diesen etwas konnte, dann war es beobachten. Es hatte ihr mehr als einmal das Leben gerettet.
Alles in allem schlug sich Tirian noch erstaunlich gut, und wenn Dreveni jetzt keinen Fehler machte, waren sie so gut wie in der Stadt.
"Offenbar hat Rethan ein Auge für gute Arbeit.", antwortete sie schließlich. "Egal, woher diese kommt." Sie hatte die Arme verschränkt und den Kopf leicht in den Nacken gelegt, so dass sie die Wache von oben herab ansehen konnte, auch wenn er größer war als sie selbst. "Und wenn die Bezahlung stimmt, ist es mir ebenfalls egal, wo in Tamriel ich diese Arbeit finde. Wenn ihr es aber genau wissen müsst: Ich wurde hier gebohren, habe aber lange Zeit in der Kämpfergilde in Cyrodiil gedient. Eine der besten Ausbildungen die man bekommen kann, wenn man nicht zu einer der Stadtwachen geht."
Was ihren Akzent anging, konnte und sollte sie wohl auch besser nicht für Tirian sprechen. Sollten die Wachen weiter nachbohren, würde ihm hoffentlich noch etwas einfallen. Es wäre jedenfalls mehr als ungewöhnlich gewesen, wenn sie in ihrer Position als Leibwache seine Herkunft erklärt hätte. Immerhin hatte sie ihm jetzt eine Vorlage geliefert.
"Mein Name ist übrigens Lyviani Uvara.", fügte sie noch an.
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Legendwriter-Mod
Vvardenfell-Distrikt, Molag Amur, Mora Uvirith
[Tirian]
Der Wächter notierte sich beide Namen. Tirian wollte sich gerade wieder entspannen, doch da richtete der Dunmer erneut das Wort an ihn: "So wir ihr sprecht, kommt ihr aus Morrowind, dafür beherrscht ihr die Gemeinsprache aber ziemlich gut. Ihr sprecht fast so gut Cyrodiilisch wie eure Begleiterin. Und es mag richtig sein, dass sich die Rethans gute Leute anheuern, aber wie kommen zwei ortsfremde zu dieser Position?" Der Heiler schluckte. Die Frage war wieder an ihn gerichtet. "Sind die denn völlig paranoid hier?": fragte er sich und hielt kurz den Atem an, um seinen Herzschlag zu beruhigen. Unter seinen Haaren musste es glühen, so heiß kam ihm sein eigener Kopf vor. "Meine Familie stammt aus Tränenstadt. Wir bekamen Probleme mit dem Tempel und sind nach Cyrodiil emigriert. Dort lernte ich auch meine Begleiterin kennen. ich schätze ihre Zuverlässigkeit. Wegen der Daedra hatten wir beschlossen uns soweit abzusetzen wie möglich. Die Insel schien uns passend. Es konnte ja keiner ahnen, dass sie auch hier schon so breitflächig ihr Unwesen treiben. In Vivec kamen wir zunächst an. Da hieß es, dass die Familie Rethan Bedarf an einem Sachverständigen hätten. Und jetzt sind wir hier": bastelte sich Tirian eine Erklärung zurecht. Tarrior hätte vermutlich, so überlegte er, noch darauf hingewiesen, dass ihn diese Befragung Zeit und damit Geld kosten würde und hätte sich noch entsprechend beschwert, aber das wagte der Heiler nicht. Sein Mund wurde langsam sehr trocken und der Schweiß bildete inzwischen schon merkliche Tropfen auf der Stirn. Glücklicherweise konnte er
das notfalls auf die sonstige Wärme im Aschland schieben. "Emigriert also. Dann seid ihr ja sicher nach Bruma gegangen, denn dort gibt es ja die größte Exilgemeinde von Dunmern, wie man hört": erkundigte sich der Wächter. Tirian überlegte. "Nein wir kamen in einer Stadt namens Chorrol unter. Dort gibt es nicht soviele Dunmer. Meine Eltern wollten sich lieber von anderen Exilanten fernhalten. Man weis ja nie": behauptete Tirian und hielt sich damit an einen Ort, den er von seiner Reise mit Tarrior kannte. "Ah Chorrol. Steht da nicht diese große Kiefer?": wollte der Wächter nun wissen. Die Fragen kamen dem Heiler immer merkwürdiger vor. Er zog die Augenbrauen zusammen. "Nein. Eine große Eiche": er erinnerte sich noch sehr gut an diesen riesigen Baum: "große Kiefern findet man allerdings im Großen Forst." Das zuvor misstrauische Gesicht des Wachmanns hellte sich auf. "Ich komme aus Cheydinhal": sagte er dann und fuhr fort: "Hab mich als Söldner durchgeschlagen. Jetzt arbeite ich hier für den Magierfürsten. Freut mich hier noch ein paar Fremdländer zu treffen." Er notierte noch etwas auf dem Klemmbrett. Die beiden anderen kamen inzwischen auch wieder. "Nur Reiseplunder, nichts weiter ungewöhnliches, nichts zu verkaufen": meldeten sie. Der Wächter nickte. "Siegel oder Stempel?": fragte er auf Dummeri. Die Männer schüttelten den Kopf. "Gut. Wie es aussieht könnt ihr passieren. Allerdings werden noch 60 Draken Gebühr fällig für eure Alchemie": entschied sein Gegenüber.
Tirian bezahlte ohne Diskussionen. Im selben Moment gab einer der beiden anderen ein Zeichen und die riesige Rundtür rollte sich zur Seite und gab den Weg in die Stadt frei. Der Wächter zählte noch einmal nach, ließ die Münzen dann in eine etwas abseits auf einem Tisch stehende Truhe klimpern, setze einen Stempelabdruck auf die Notiz und riss sie dann von dem Nagel, um sie zu falten und in ein kleines Kästchen daneben zu legen. Als er wiederkam deutete er mit einer Geste auf das Tor. "Willkommen in Mora Uvirith." Dreveni und er und ihr Guar konnten nun endlich passieren. Als sie unter dem Wurzelwerk hindurch waren, schloss sich das Rundtor mit schleifendem Ton hinter ihnen wieder. Vor ihnen breitete sich der exotische Anblick einer Stadt fast ausschließlich aus großen bauchigen Wohnpilzen mit allerlei Auswüchsen aus. Die Straßen waren belebt aber nicht überlaufen. Das hier war keine Großstadt aber es war hier dennoch deutlich geschäftiger als im beschaulichen Vos. Es gab in dem losen Asche-Sand keine direkten Straßen außer den größeren Lücken zwischen den Häusern. Aber diese Wege waren mehr oder weniger großen Steinen an den Ränden flankiert und einige große Findlinge mit daedrischen Runen mussten wohl Orientierungsangaben beinhalten. Der riesige Turm im Zentrum der Stadt, der gar nicht so weit weg war, war kaum zu übersehen. Tirian wollte am besten noch heute mit dem Kontaktmann von Meister Aryon sprechen. Sie mussten sich dazu orientieren. Aber viel wichtiger war ihm im Moment eine andere Frage. "Hast du eine Ahnung, was diese komischen Fragen zum Schluss sollten?": wandte er sich an Dreveni.
[Dreveni]
Dreveni wären fast die Gesichtszüge entgleist, als der Wächter meinte, er komme aus Cheydinhal. Beinahe hätte sie ebenfalls angegeben, aus der Kämpfergilde in Cheydinhal zu sein, was hätte eng werden können, je nachdem wann der andere sich in der Stadt aufgehalten hatte.
Aber es wäre nicht Dreveni gewesen, wenn sie sich nicht nach außen hin meisterlich beherrscht hätte.
Auf Tirians Frage antwortete sie schulterzuckend: "Vermutlich wollte der einfach unsere Geschichte überprüfen. Es war purer Zufall, dass der aus Cheydinhal stammt, und sich in Cyrodiil auskennt. Wenn wir ihm jetzt was völlig falsches erzählt hätten, dann wären wir dran gewesen. Die Gemeinde der Dunmer ist übrigens nicht in Bruma, gut dass ihr davon abgelenkt habt. Die meisten sind in Cheydinhal untergekommen." Ihr Ton klang etwas abwesend, da sie von dem fremdartigen Anblick der Stadt auf der Stelle gefesselt war. Sie hatte nie etwas gesehen, dass dem Panorama auch nur im entferntesten ähnelte.
"Ich hoffe wir haben uns alles in allem ganz gut geschlagen."
[Tirian]
Dem Heiler wurde es blass um die Nase herum, als er Drevenis Antwort hörte. Wäre er darauf hereingefallen, dann säßen sie wohl jetzt im nächstbesten Kerker. Ihn erstaunte zudem, dass seine Begleiterin dabei so ruhig bleiben konnte. Nach allem, was er wusste, war das letzte, was er wollte, im Kerker genau dieses Magierfürsten zu sitzen. "Ja ich denke. Er hat uns durchgelassen. Bei dem Wachpersonal da draußen hätte man uns wohl eher direkt in die Mangel genommen": meinte er und dachte mit einem überdeutlichen Schaudern an diesen riesigen bronzenen Golem zurück. Er wollte ihm keinesfalls in die übergroßen Pranken geraten. Er war froh, dass Dreveni bei ihm war. Er hatte noch keinen Plan wie er in den Turm kommen, dort Tarrior finden und wieder herauskommen sollte. Aber es erschien Tirian von Vorteil, wenn sie es taten ohne dabei erwischt zu werden und eine Assassine, was auch immer so sonst noch für abscheuliche Sachen tat, konnte man zumindest nicht vorwerfen, sich leichtfertig entdecken zu lassen. Auf eine für ihn erschreckende Weise, wurde ihm klar, dass er sich sogar wünschte, dass seine Begleiterin, sehr gut in ihrem Beruf war, weil es ihre Erfolgsaussichten erhöhte. Ihn nahm mit, dass ihn die Opfer, an denen sie ihre Kunst in den letzten Jahren verbessert und bewiesen haben mochte, kaum mehr als solche wahrnahm. Stille trat ein, sodass die gedämpften Geräusche der Stadt - es war kein geschäftiges Toben und daher nur das übliche Gemurmel aus der Ferne - Stimmen, Knarzen und das Geräusch des Windes der durch die engen Schluchten des Landes und Gassen der Stadt strich zu ihnen durchdrangen. Tirian war einen Moment allein mit seinen Gedanken und bemerkte dabei auch nicht, dass Dreveni im Anblick von Mora Uvirith gefangen war. Erst als er sich mit einen leichten Kopfschütteln davon freigemacht hatte, folgte er ihrem Blick.
Er hatte Vos gesehen und das dortige Handelshaus. Dort hatte man noch die vertraute Velothi-Architektur schauen können, die nur durchwuchert worden war. Hier allerdings bestand die Stadt ausschließlich aus Pilzen, die mit der Landschaft verwuchsen, sich an Anhöhen schmiegten oder an großen Findlingsformationen abstützten oder daran weiter hochrankten. Kein Haus sah aus wie das andere. Sie waren ähnlich geformt. Es waren große auf Wurzeln gestützte bauchige Pilze in der Regel in derem hohlen, holzigen Innenräumen die Räume der Häuser untergebracht waren und die durch Rundtüren am Ende kleiner Sprossenleitern oder Sprossentreppen, die von Wurzeln gestützt wurden, betreten werden konnten. Nur die größeren und prächtigeren hatte eigne aus breiten, abgeflachten oder sogar abgeschabten Wurzeln bestehende Laufstege. So klar sich dieses verbindende Element durch die ganze Stadt zog, zeigten die Pilze trotz ihrer bauchigen Grundform eine enorme Gestaltvielfalt. So wie kein Baum dem anderen aus Blatt genau einem anderen gleicht, sahen auch hier alle diese, wie er sich immer wieder in Erinnerung rufen musste, nicht gebauten sondern gewachsenen, Häuser hochgradig individuell aus. Manche waren sich sehr ähnlich in Form und Farbe andere aber wären länglicher und enthielten wohl noch mehr Etagen, andere waren nur kugelig und gedrängt und waren wohl eher klein im Innern. Andere hatten die Form vom Flaschenkürbissen und wieder anderen entwuchsen aus einem kugeligen Grundkörper wie kleine Geschwüre entweder weitere ganze Räumlichkeiten oder mit kleinen Rundfenstern verzierte Erker. Manche wurden sogar von muschelförmig verdrehten 'Hütchen' oder 'Käppchen' gekrönt, die wohl ein organisches Äquivalent zu besonders opulent gestalteten Dächern sein sollten.
Scheibenartige Auswüchse, wie Brettpilze an einem Baum, bildeten dann aus den Häusern herauswachsend Terassen oder Balkone und konnten entweder vom Haus aus selbst betreten werden durch kleinere Türen oder waren über Leitern erreichbar. So gebildete niedrige Plattformen schienen vor allem von Händler genutzt zu werden, um ihre Waren fern von Erdboden zu lagern. Die Händlerhütten konnte man gut an den Bannern und Schilder erkennen, die an kecken direkt aus der Wand neben der Tür wachsenden kurzen Wurzelstrünken hingen und abbildeten was angeboten wurde und in daedrischen Zeichen Namen des Ladens und auch des Besitzers verrieten oder sogar anpriesen. Einige der Läden hatten zudem an die Bäuche der Pilze angelehnte aus Holz zusammengezimmerte Konstruktionen, die wohl Markstände sein sollten und die von, von Wurzeln aufgespannten und mit gefärbten Stoff oder robusten Guar-Häuten bespannten, Baldachinen überdacht und geschützt wurden. Über den Türen ebenfalls an kleinen Ranken hingen zumeist einfache oder auch geschmackvoll gearbeitere Papierlaternen, die in sanften gelb, grün oder blau - wohl je nach alchemistischen Stoffen in den Kerzen - leuchteten. Rote Laternen suchte man allerdings vergeblich. Die Kerzen in den Laternen brannten auch tagsüber und tauchten die Eingangstüren einladend oder werbend in sanftes Farbenspiel, dass sich auf den dort eingeritzten Mustern brach.
Ließ man den Blick schweifen, sah man das an senkrecht in bestimmten Abständen aus dem Boden ragenden Wurzeln, die sich oberhalb krümmten, Kristalle angebracht waren. Tirian konnte sich vorstellen, dass diese in der Nacht leuchten ebenfalls leuchten würden. Klassische Fackeln, wie man sie aus 'normalen' Siedlungen kannte, fand er gar nicht. Nur ab und an gab es erloschene Kohlenpfannen, die wohl Markierungen für die Patrouillenwege der Stadtwachen waren. Zumindest schloss er das daraus, dass sie regelmäßig von den marschierenden Leuten in den Knochenrüstungen mit den Kopffüßerhelmen passiert wurden. Tirian richtete seinen Blick noch einmal auf den Weit in die Höhe strebenden und von etlichen Ranken umgebenen Turm in der Mitte. Von diesem Tor führte offenbar kein direkter weg dahin. Er befand sich offenbar etwa in der Mitte der Siedlung auf einer Anhöhe aber war ringsum, soweit er sehen konnte, mit weiteren Häusern umstellt. Vermutlich gab es in einer anderen Richtung eine Straße zum Turm hinauf, die sich von hier aus nicht sahen. "Oder sie fliegen einfach direkt hinaus": sprach Tirian seine Gedanken laut aus, was Dreveni scheinbar zurück riss. Sie schaute ihn an. "Wie geht es nun weiter?": fragte sie. Tirian zuckte mit den Schultern.
„Wir sollten vielleicht zuerst den Marktplatz aufsuchen. Ein Waffenhändler dort soll der Kontaktmann von Meister Aryon sein. Und wir wollten ja angeblich ohnehin noch zum Alchemisten. Es wäre unserer Tarnung sicherlich zuträglich, wenn wir das dann auch tatsächlich tun würden. Und wenn ihr in eurer Funktion als meine Leibwächterin zu einem Waffenhändler möchtet, dürfte das dann nicht weiter auffallen“: schlug Tirian vor.
[Dreveni]
Dreveni stimmte Tirians Vorschlag zu. Der Marktplatz war nicht schwer zu finden, man mußte sich nur mit der Menge treiben lassen. Die Stadt war belebt, und so fielen die beiden mit dem Guar nicht weiter auf.
"Solange uns niemand anspricht.", korrigierte sich Dreveni in Gedanken. Dem Augenschein nach mochten sie hierher gehören, doch nach einem kurzen Gespräch musste es jedem klar sein. Sie selbst sprach ja nicht einmal Dunmeri, selbst wenn man von ihrem akzentfreien Cyrodiil absah.
Als sie den Marktplatz erreichten, staunte Dreveni nicht schlecht. Es war tatsächlich ein relativ freier Platz, etwas mit dem sie hier nicht gerechnet hatte. Natürlich gab es auch hier die obligatorischen Wurzeln, doch nahmen diese nicht zuviel des freien Raumes ein. Stattdessen wurde dieser durch verschiedene Stände gefüllt, und am Rand des Platzes waren die Läden angeordnet.
"Da hinten.", sagte sie schließlich und deutete auf ein Schild dass dem Schmied-Symbol in Cyrodiil glich. Es hing an der Fassade eines Geschäftes, dass sich am anderen Ende des Platzes befand. Praktischerweise direkt neben einer Tarvene.
[Tirian]
Nachdem sie sich durch die Straßen von Mora Uvirith geschlagen hatten, schafften sie es endlich zum Marktplatz. Tirian hätte mehrfach die Orientierung verloren, aber Dreveni schien sich mit der Wegfindung leichter zu tun und zog ihn einfach mit. Tirian ließ seinen Blick schweifen. Der Turm lag nun nicht mehr allzuweit entfernt. Offenbar hatten man den Weg begradigt. Der Platz schien planmäßig angelegt zu sein. Sie lagen auf einer direkten Achse zwischen dem Turm und den in der Ferne zu sehenden Docks. Der Weg wurde von Wurzelmasten flankiert, an denen magische Kristalle hingen und Licht spendeten. An filigraneren Strünken zwischen den Masten waren Banner angebracht, die das gleiche Wappen, wie das am Tor zeigten. der Platz selbst war mit Ständen gefüllt. Wachen in Knochenrüstungen schienen allgegenwärtig zu sein. "Da hinten": hörte er Drevenis Stimme und folgte ihrem ausgestreckten Finger.
Das Schild, das in seinen Blick fiel, konnte er aufgrund des Symbols leicht als eine Schmiede deuten. Er fragte sich, ob das das der Laden war, den sie suchten. Daneben erhob sich ein noch viel größeres Gebäude, das wie eine fette Raupe an der einen Ecke des ovalgeformten Marktplatzes direkt neben der Straße zum Hafen lag. Tatsächlich ähnelte das Gebäude mit seinen verschiedenen Segmenten wirklich auffallend einem Insekt. Der Heiler ließ seinen Blick aber nur kurz darüber gleiten, bevor er sich Dreveni wieder zuwandte, denn er hatte in der Nähe einen weiteren Laden entdeckt. Mörsel und Stößel auf einem hölzernen Schild verrieten einen Alchemisten. Er zog sie zur Seite, weil sie inzwischen einigen anderen Passanten im Weg standen, worauf sie mehr als deutlich hingewiesen wurden. "Ich würde vorschlagen, dass wir uns kurz aufteilen. Ich werde beim örtlichen Alchemisten vorbeischauen und schauen, ob ich meine Vorräte etwas ergänzen kann und ihr nehmt den hier..": schlug er vor und zog dann den Siegelring vom Finger und drückte ihn der Assassine in die Hand.
"Geh damit zum Schmied. Vergewisser dich, dass das dieser Nord-Schmied ist, nach dem wir suchen. Er müsste vor allem Nord-Waffen im Sortiment haben und heißt Vingald. Wenn er das nicht ist, finde heraus, wo er ist. Dann zeig diesen Ring vor und sag ihm, dass wir gerne mit ihm sprechen würden. Am besten treffen wir uns dann an der Taverne wieder. Das Ding ist ja nur schwer zu übersehen": fuhr er fort. Er hielt es für besser, wenn Dreveni den Schmied aufsuchte. Das war weniger verdächtig und womöglich hatte sie auch mehr Erfahrung darin konspirative Treffen zu veranlassen. "Was hältst du davon?": wollte Tirian wissen.
Geändert von KingPaddy (11.03.2015 um 00:11 Uhr)
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Drachentöter
Dreveni stimmte Tirians Plan zu, auch war es wohl wirklich am wenigsten auffällig wenn sie sich trennten, statt immer zusammenzukleben.
Die Assassine ging, ohne sich noch einmal nach Tirian umzusehen auf zu der Schmiede. Den Guar hatte sie in seiner Obhut gelassen, vor dem Alchemiegeschäft war mehr Platz.
Wir sollten uns dringend nach einem Stall umsehen, schoss ihr durch den Kopf, als sie die Tür zur Schmiede aufstieß. Sie wurde von Dämmerlicht empfangen, und sie brauchte ein paar Augenblicke um sich daran zu gewöhnen. Dann konnte sie die Umrisse einer großen, massiven Verkaufstheke sehen, außerdem einige ausgestellte Waffen. Ob es Nordwaffen waren, konnte sie in dem Zwielicht, das nur von dem Schein glühender Kohlebecken erhellt wurde, noch nicht erkennen.
"Kann ich euch behilflich sein?", wurde sie auf einmal angesprochen. Sie stand immer noch nur ein paar Schritte von der Tür entfernt, und drehte den Kopf jetzt zu der Theke, von woher die Stimme gekommen war. Sie klang jung und als wäre der Besitzer mitten im Stimmbruch.
Man brauchte keine sonderlich gute Menschenkenntnis - oder vermutlich eher Nordkenntnis, auch wenn das hier schwer zu sagen war - um zu merken, dass das nicht Vingald war. Höchstens noch sein Sohn oder Geselle. Eher Sohn, korrigierte sie sich in Gedanken, denn inzwischen hatten sich ihre Augen an das Dunkel gewöhnt und sie sah, dass das Bürschchen wohl nicht einmal einen Hammer heben konnte.
Dreveni trat zu dem Tresen, baute sich davor auf und strich wie zufällig den Mantel zurück, so dass er freien Blick auf den daedrischen Dolch und ihr gläsernes Langschwert hatte. Sie musterte ihn von oben herab und wie gewünscht schien er entsprechend eingeschüchtert zu sein, als er die nicht gerade billige Ausrüstung zu Gesicht bekam.
"Ich habe einen Auftrag zu vergeben.", sagte sie, und schon zog der Junge ein dickes Buch unter der Theke hervor.
"Aber nur an Vingald persönlich. Der arbeitet doch noch hier, oder?"
"Ja, aber..."
Dreveni sah ihn nur an, eine Augenbraue in die Höhe gezogen. Immerhin war nun auch geklärt, dass das tatsächlich Vingalds Schmiede war.
Der Junge schwieg und man konnte förmlich sehen, wie es in seinem Gehirn arbeitete. "Aber..."
"Nun hol ihn schon, oder soll ich den ganzen Tag hier stehen?"
Der Bursche sah noch ein paar Mal zwischen Dreveni und einer Treppe die im hinteren Teil des Verkaufsraumes lag, hin und her, bis er schließlich wortlos und mit hängendem Kopf nach oben verschwand. Kurz darauf war lautes Schimpfen zu hören, offenbar hatte der Meister nicht gestört werden wollen. Dreveni war das eins, das musste dieser schon mit seinem Lehrling, Sohn oder was auch immer ausmachen.
Schließlich kam ein ältlicher Nord die Treppe hinunter gestampft. Das Gesicht wurde von einem unglaublich dichten, grauen Bart bedeckt, bei seinem Haupthaar hatte er allerdings weniger Glück gehabt - davon war schlicht nichts mehr vorhanden. Er war groß und seiner Statur sah man die lange Arbeit als Schmied an. Leicht ungehalten trat er schließlich vor die Dunmer und knurrte: "Was kann ich für euch tun?"
"Vingald?"
"In höchsteigener Person."
Statt einer Antwort zog sie den Siegelring aus einem kleinen Beutel an ihrem Gürtel und hielt diesen dem Schmied hin. "Schöne Goldschmiedearbeit, nicht?"
Vingalds Augen wurden erst groß, dann zogen sie sich zu schmalen Schlitzen zusammen, als er die Assassine wieder ansah.
"Mein Begleiter und ich würden uns gerne mit euch unterhalten."
"Kommt heute Abend, wenn es dunkel ist. Die Schmiede hat einen Hintereingang. Aber seid vorsichtig.", sagte er schließlich langsam. "Das dürfte euch aber nicht weiter schwer fallen, habe ich recht?"
Dreveni erwiderte nichts, sondern löste nur das Stilett vom Arm und legte es dem Schmied auf den Tisch. "Könntet ihr das bitte schleifen bis dahin? Besonders die Spitze..." Sie erinnerte sich noch zu genau, wie es Tirian in den Boden gestoßen hatte. In Erdboden. Mit Steinen.
Nachdem sie sich verabschiedet hatten, begab sich die Dunmer in die Taverne um dort auf Tirian zu warten.
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Legendwriter-Mod
Molag Amur, Mora Uvirith, Alchemist
Ohne größere Worte ließ sie ihn stehen und zog ab. Er schaute ihr einen Augenblick nach und stellte fest, dass der Guar neben ihm stand und ihn aus seinen runzeligen Augen treudoof anschaute. Vermutlich konnte er ihn einfach hier stehen lassen und das Tier würde sich ohne Aufforderung keinen Meter weit bewegen. Allerdings machte es auch nicht den Eindruck auf ihn, als würde es potentielle Diebe davon abhalten sich am Gepäck zu schaffen zu machen. Er seufzte. Er nahm die Zügel und führte das Lasttier mit sich in Richtung des Alchemisten. Zum Glück gab es neben dem rundlichen Haus, das aussah als hätte man einer aufgeblasenen Schweinsblase eine Zipfelmütze aufgesetzt, einen kleinen Zwischenraum, wo sich das Wurzelwerk entlangschlängelte und wo wegen der rundlichen Form auch so noch relativ bequem Platz zum ähnlich geformten Nachbarhaus war. Hier stand der Guar zumindest nicht mehr gar so offensichtlich herum. Tirian band das Tier an eine große Wurzel und ließ es allein. Er selbst erklomm die steile Stiege zur Tür hinauf und trat, da es ja schließlich ein Laden war, ohne Anklopfen oder weitere Aufforderung ein.
Sofort umfingen ihn die exotischsten Gerüchte verschiedenster Kräuter. Viele empfanden dies zunächst als überwältigend. Jemand der desöfteren mit den verschiedenen Stoffen arbeitete, verspürte darin eher Anregung. Es waren eher die strengen Gerüche, die einen zurückschrecken ließen und leider waren auch diese im Geschäft sehr stark, wie der Heiler feststellte. Als er auf große Fässer voller daedrischer Innereien und Körperteile stieß, als er sich zum Ladentisch vorarbeitete, wusste er auch warum sie sie überhand nahmen. Normalerweise waren daedrische Zutaten eher selten, teuer und schwer zu beschaffen. Hier gab es sie in deutlich größerer Menge. Er überlegte. "Womöglich wegen der Krise gibt es jetzt so ein großer Angebot. Daedra-Jagd betreibt ja heute faktisch jeder": vermutete er und nahm an, dass die Preise entsprechend gefallen sein mochten. Allerdings hielt er sich von solchen Zutaten lieber fern. Er war Heiler und keiner ausgebildeter Alchemist entsprechend lagen ihm weder das Experimentieren noch gingen seine Kenntnisse der alchemistischen Verwendbarkeit über das hinaus, was deutlich leichter und günstiger zu bekommen war. Nur Scholaren oder königliche oder kaiserliche Ärzte hatten praktisch die Mittel regelmäßig solch exotische Zutaten einzusetzen. Das war allerdings nichts für die regelmäßige Behandlung der Massen. Ein einfacher Heiler wie er, konnte einfach nicht für jeden Patienten Daedra-Herz oder Clannbann-Klauen bekommen. Entsprechend hatte Tirian sich auch kaum bis gar nicht damit beschäftigt. Würde ein spezieller Fall ein ganz besonderes Elixier benötigen, dann müsste er das ohnehin nachschlagen.
In diesem Moment lächelte er etwas selbst vergessen. Er mochte die Scholaren eigentlich nicht, denn während Leute wie er Tag für Tag ihre Künste einsetzten um Krankheiten zu heilen, Wunden zu versorgen und Leben zu retten, vergeudeten diese Leute manchmal zehn Jahre allein dafür einen Trank zu entwickeln, der zuverlässig Warzen von königlichen Hintern entfernt. Allerdings ohne das auch von Scholaren in hunderten Versuchen zusammengetragene Wissen um wirksame, nützliche Tränke wäre auch Tirian das ein oder andere Mal aufgeschmissen gewesen, hätte ein Vorgänger nicht bereits das Rezept für einen wirksamen Trank entwickelt gehabt. Gerade Schwarzmarsch als Pfuhl von Pest und Krankheit hält so manches Miasma bereit, für das nur ein eifriger Scholar in ferner Vergangenheit ein Tonikum ersonnen hatte, weil für ihn Zeit und Material keine Rolle spielten.
Er schüttelte den Kopf und wandte sich von den daedrischen Teilen ab. Er blieb lieber bei Zutaten an die er mehr oder weniger immer herankommen konnte. Endlich war er beim hölzernen Ladentisch angekommen. Allerdings war der Besitzer nicht zu sehen. So ließ Tirian seinen Blick ein weiteres Mal durch den Laden schweifen. Erst jetzt schaute er auch noch oben. An Haken hingen etliche Körbe von der Decke. Die wenigen Regale waren aufgefüllt mir Gläsern und Fläschchen. Einmal waren es Lebendingredenzien. Der Rest mochten verschiedene Tinkturen oder Proto-Tränke sein. Glühkäfer in Gefäßen aus verschieden farbigem Glas spendeten ein eher dunkles Licht im Raum. Auf dem Ladentisch stand ein winziger Triolith in einer Schalle voll schwarzem Sand. Dort steckten auch zwei Räucherstäbchen die dünne Fäden in die Luft zauberten. Hinter dem Ladentisch gab es eine Tür, die mit einer schweren Stoffbahn verhangen war. Erst als Tirian noch eine Weile wartete fiel ihm eine kleine Glocke auf, die etwas über Kopfhöhe hinter der Theke von der Decke hing. "Vielleicht eine Kundenglocke": dachte er und streckte sich hinüber. Für einen Kunden war sie ziemlich schwar zu erreichen. Er musste sich schon abstürzen um nicht vornüber zu kippen, dann allerdings fand die Hand endlich ihr Ziel. Er zog daran und ein schriller Ping hallte durch den Raum. Tirian zog noch einmal allerdings weil er fast den Halt verloren hätte. Er ließ los und lag einen Moment quer hingestreckt über den Verkaufstisch. Plötzlich spürte er eine Veränderung im Raum. Etwas materialisierte sich. Er schoss umgehend in die Höhe sah sich den Resten einer roten Kaskade und vor allem dem grässlichen Gesicht eines Skampen gegenüber.
Die Kreatur blickte ihn aus tückischen Augen an. "Wer beim Vergessen, seid Ihr?": keifte das Biest. Tirian prallte zurück. Der Daedroth sprach! "Erklärt euch oder ich reiße euch die Zunge raus": drohte der Kobold. Doch dann tönte hinter ihm eine andere Stimme: "Hinfort Vire. Ich habe dich nicht gerufen!" Der Skamp schaute zu jemanden hinauf, der hinter Tirian stehen musste und verengte die kleinen Äuglein noch etwas mehr und ließ Zähne blitzen. "Bäh. Ich muss euren Laden für euch in Ordnung halten, schickt nach mir wie einem Sklaven und nun dies": empörte sich das Biest. "Du bist mein Sklave. Und nun hinfort": befahl die Stimme noch etwas heftiger und der Skamp löste sich wieder auf. Tirian erhob sich auf wackelige Beine und blickte dann als er sich am Ladentisch wieder nach oben gezogen hatte in das Gesicht eines Altmers mit zerzaustem, grauen Haar und einem ganz offenkundig blindem Auge. Eine Lederkappe unter die Strähnen hervorquollen bedeckte den Großteil des Kopfes. "Armandil Ignatz de Ruvio. Alchemist": stellte sich der Mann schnarrend vor und ließ keinen Zweifel daran, dass er missgestimmt war. Bei der Vorstellung schaute Tirian zunächst verwundert drein. Erst als Armandil den Kopf aus dem roten Schein einer der Käferlampen zog, sah man, dass ihm der leicht-goldene Hautton der Altmer fast völlig fehlte. "Ein Halbelf": urteilte Tirian. "Was wollt ihr?": fuhr der Halbelf nicht minder unfreundlich fort. "Das hier ist ein Laden": antwortete der Heiler genauso patzig. "Mein Laden": stellte der Elf klar um dann noch hinzuzufügen: "Im Übrigen auch meine Glocke." Tirian verdrehte die Augen. "Ich bin gekommen um etwas zu kaufen": wollte er das hinter sich bringen. "Das hier ist schließlich ein Laden. Das konnte ich mir schon denken": ließ sich der Elf noch einmal vernehmen, um dann übergangslos fortzufahren: "Ich nehme an ein unbedarfter Reisender, wie ihr, sucht einen Heiltrank. Irgendeinen. Ist ja auch dasselbe. Der beste Schutz gegen plötzlichen Tod ist es seine Neugier zu bezähmen. Nicht in irgendwelche Grüfte zu steigen oder unwissend irgendwelche Glocken zu läuten." Langsam hatte Tirian genug. Er behielt sich aber soweit unter Kontrolle um zu verhindern, dass er einfach ginge, obwohl seine Füße ihn fast dazu zwingen wollten. "Im Prinzip sind Heiltränke das auch, wenn ihr diejenigen meint, die das Blut andicken. Sie unterscheiden sich dann primär in ihrer Intensität. Natürlich könntet ihr auch einen Trank zur Heilung von Krankheiten gemeint haben, wobei man die verschiedenen Pesterkrankungen lieber mit einer stärkeren Variante behandeln sollte oder einer potenziell aggressiveren Tinktur direkt für diesen Zweck": ließ der Heiler etwas Fachwissen fallen. Der Alchemist zog die Brauen nur noch weiter zusammen. "Ich suche Zutaten. Keine Tränke": fuhr Tirian dann mit ernster Miene fort. Er kramte in seinem Gedächtnis. "Schwarze- und Rote Flechten jeweils ein Päckchen, 6 Läuferfedern und entsprechende Menge Ascadia-Heidekraut": nannte er dann. Beim Anblick des Turms war ihm eingefallen, dass vielleicht ein paar Tränke nützlich sein könnten. Tramawurzeln hatte er auf dem Weg sammeln können. Die Flechten waren für seinen persönlichen Vorrat bestimmt.
Unter Theke holte der Armandil direkt zwei würfelförmige Stoffpäckchen hervor. "Flechten. Sie sind schon granuliert und verbrauchsfertig": sagte er und trat dann hinter Theke hervor und schlenderte zu einem Korb in der hinteren Ecke. Er hob den Deckel an und sofort verbreitete sich ein frischer, krautiger Geruch. Er griff sich zwei volle Hände, die er zurück am Ladentisch in Papier einschlug und ebenfalls hinüber schob. Für die großen Läuferfedern brauchte er länger. Dazu verschwand er nach hinten und kam mit abgezählten sechs Stück zurück. "Das macht dann": schien der Halbelf einen Moment im Kopf zu rechnen, um dann allerdings eine Summe zu nennen, die Tirian den Mund offen stehen ließ. So viele Draken hatte er bei Almsivi nicht dabei. "Die Läuferfedern sind sehr teuer geworden. Seit St. Jiub die Klippenläufer vertrieben hat, kommt man hierzulande nur noch schwer heran. Entsprechend halte ich meine Vorräte zusammen. Und der Rest kostet eben was er kostet": erklärte der Alchemist. Das mit den Federn glaubte ihm Tirian sogar, doch das schmierige Lächeln verriet ihm, dass der Rest der Ware vor allem einen besonderen Preis für ihn hatte. Schweren Herzens musste er die Läuferfedern sein lassen. So konnte er sich wenigstens den Rest leisten. Er hoffte, dass er mit den Tramawurzeln allein einen wirksamen Trank erstellen würde können. Er bezahlte die restlichen Zutaten mit knirschenden Zähnen und begab sich schnell nach draußen. Er wollte den Kerl nicht noch länger als nötig um sich haben.
Der Guar war immer noch da, wo Tirian ihn zurückgelassen hatte und es machte auch nicht den Eindruck als wenn jemand an ihren Taschen gewesen wäre. Er wusste gar nicht, wie lange er gebraucht hatte, deswegen band er das Tier los und machte sich direkt auf den Weg zur Taverne. Womöglich war Dreveni schon fertig. Es war ja auch kein weiter Weg über den ovalen Platz und schnell stand er vor dem raupenartigen Gebilde. Anders als er es aus den Erzählungen von Tarrior über Ald'rhun kannte, war das hier jedoch nicht die Hülle eines riesigen Insektes sondern eine Art merkwürdig-segmentierter Pilz. Vielleicht waren es auch mehrere Pilze oder Pflanzen, die sich ineinander geschoben hatten. Der Wurzelteppich, der sich drum herum aufbäumte, sprach dafür. Mehrere Kugelförmige Segmente, die sich ineinander geschoben hatten, ergaben zumindest auch beim direkt davorstehen den Eindruck eines fetten Insektes. Ein überdimensionaler aus der Seite herauswuchernder Brettpilz bildete hingegen mit hölzernen Säulen, die aber offenbar nur zur Dekoration denn aus statischen Gründen dort standen, eine Arkade. Durch die Krümmung, die das Gebäude hatte, bildete es eine Art vom Marktplatz abgetrennten Innenhof. Zu seiner linken Hand schmiegten sich erstaunlicherweise gebaute (also nicht gewachsene) Stallungen an das Gebäude heran. In der Mitte dieses Innenhofs gab es einen Brunnen. Ein zentrales etwas prachtvoller gestaltetes Brunnenbecken aus denen Wasser in drei kleinere steinerne Tröge etwas tiefer geleitet wurde und die als Tränke für Tiere dienen konnten, während sich Reisende aus dem oberen Segment erfrischten. Inmitten des Brunnens stand eine ziemlich angelaufene Statue. Ein Mann in zerschlissenen Lumpen arrangierte zu Füßen der Skulptur, die seltsamerweise einen Menschen darzustellen schien, ein paar Feuerblüten und versuchte den Stein notdürftig mit einem Lappen und etwas Brunnenwasser zu säubern. Die Zeit hatte dem Denkmal nicht sonderlich gut getan, dass erkannte man sofort. Offenbar kümmerte man sich nicht so sehr darum.
Tirian führte den Guar an den Trog und ließ das Tier erst einmal gierig seinen Durst stillen. Er selbst trat neugierig zu der Statue hin. Unterhalb der Statue war eine Platte angebracht. Halb verblichene daedrische Zeichen waren darauf eingraviert. Er fuhr mit der Hand darüber, um sie zu fühlen "D-r-a-v-e-n": buchstabierte er flüsternd, fuhr eine Zeile tiefer. "E-r-z-m-a..": wurde es schwieriger. Der Dunmer in der zerschlissenen Kluft, der eben noch das Denkmal zu reinigen versucht hatte, wandte sich ihm zu. "Erzmagister. Das steht dort. Oder stand. Oder wird gestanden haben": sagte er dann. "Der Erzmagister ist ein Mensch?": wunderte sich Tirian. Der andere Dunmer lachte. "Er war es. Meister Draven war ein Bretone." "War? Also ist er?": bemerkte Tirian. Der Dunmer nickte. Sein Gesicht wirkte plötzlich traurig. "Er und ein Erzmagier der Kaiserlichen jagten vor einigen Jahren einen gefährlichen Vampir. Sie konnten diese unheilige Bestie stellen und töten. Leider fand Meister Draven dabei auch den Tod": erzählte der Alte. "Also haben sie ihn dafür mit einer Statue geehrt": stellte Tirian fest, doch der Mann schüttelte energisch den Kopf. "Als Meister Draven in dieses Land hier kam war Tel Uvirith nur ein kleiner Außenposten hier in der Amur. Er machte daraus erst ein Dorf, eine kleine Stadt. Ohne ihn würde es Mora Uvirith wohl nicht geben. Daher hat die Stadt ihrem wahren Gründer dieses Denkmal gestiftet. "Ich dachte die Stadt gehöre Meister Meradanz": wunderte sich Tirian. "Meradanz. Ja. Selbst für die, die schon lange hier sind, ist es beinah so geworden, als hätte es nie einen anderen Herrn des Turms gegeben als ihn. Nach Meister Dravens Tod war der Sitz in Tel Uvirith vakant. Meradanz kam und nahm ihn sich. Ich weis nicht, ob er vom Festland stammte oder von den Inseln, zumindest gehörte er keiner der hiesigen Familien an. Dieser Ort war schon immer ein Ort an den die Fremden abgeschoben wurden, die es wider Erwarten im Haus zu etwas gebracht hatten. Er schien sich nicht daran zu stören und bald krempelte er die Stadt um. Ihre jetzige Größe, diese martialische Mauer, die Ordnung, die Wachen und auch diese teuflischen Apparaturen hat die Stadt ihm zu verdanken. Auch die großen Komplexe jenseits der Hügel. Sie alle jubeln ihm zu. Niemand denkt mehr an die alten Zeiten": erzählte der Alte und Tirian hörte ihm dabei interessiert zu.
"Aber es gibt wenigstens noch das Denkmal": warf der Heiler ein. Der Alte lächelte, doch es war ein freudloses Lächeln, ein mitleidiges. "Seht sie euch an. Die Reisenden und auch unsere Bürger gehen völlig achtlos daran vorüber. Sie trinken aus dem Brunnen sitzen hier, aber würdigen die Statue nicht eines Blickes. Der Brunnen hier ist jünger als die Skulptur. Im Untergrund arbeitet eine Maschine und treibt eine große Schraube an, die das Wasser tief aus dem Boden nach oben befördert. Gottlose Dwemer-Technologie. Meradanz hat sie errichtet. Die Bürger nehmen sein Wasser. Für die Statue interessiert sich niemand. Als der Marktplatz vergrößert wurde, sollte sie weggerissen werden. Die Händler setzen sich für ihren Verbleib ein, aber auch nur weil sie damals dem Künstler eine große Summe gezahlt hatten. Tatsächlich lassen sie sie nun verrotten. Ich bin der Einzige, der sich von Zeit zu Zeit darum kümmert. Dabei bräuchte der Stein viel mehr Pflege. Die Sandstürme, die die Amur plagen setzen selbst diesem festen Gestein sehr zu. Es wird nur eine Frage der Zeit sein, bis Meister Draven zu einem undeutlichen Monolith verschwindert, wie er offenbar auch schon aus der Erinnerung all jener geschwunden ist, für die die Skulptur nur noch die Dekoration des Brunnens ist": meinte er resignierend. Eine kurze Weile blickte Tirian zu der Statue hinauf. "Aber habt dank für eure aufbauenden Worte. Ich war dereinst Diener im Turm, bevor Meradanz kam und sich nur noch mit seinem Schüler und diesen Maschinen umgab und alle anderen entließ": bedankte sich der alte Dunmer dennoch. Tirian erhob sich nun. Dreveni wartete sicherlich schon auf ihn.
Er gab den Guar schließlich in den Stallungen ab. Das Gepäck überließ er zunächst dem Stallknecht. Der Heiler würde nachher noch einmal zusammen mit Dreveni die Utensilien nach drinnen bringen. Mit etwas schnellerem Schritt ging es hinüber zum Eingang. Er trat unter die Arkade und durchschritt dann die große Rundtür der Taverne. Sofort umfing ihn den vertraute Geruch von gekochtem Essen. Nach der langen Zeit im Aschland und den Weidenländern hatte er Lust auf einen Krug Mazte Er ließ seinen Blick schweifen. Wo war nun die Assassine?
Geändert von KingPaddy (31.03.2015 um 22:50 Uhr)
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Drachentöter
Molag Amur, Mora Uvirith, Taverne
[Dreveni]
Dreveni hatte einen freien Tisch im hinteren Bereich des eigenartigen Gasthauses gefunden. Die Decke war hier schon etwas niedriger durch die Krümmung der Wände, und der Tisch selbst wurde nur spärlich von einer kleinen Öllampe erhellt. Als sie noch dabei war das Schwert abzulegen erschien schon die Bedienung, ein junges Dunmermädchen, dem sie erst einmal klar machen musste, dass sie selbst kein Dunmeri sprach - schließlich schaffte sie es, einen Krug Mazte zu bestellen. Es war nicht sonderlich voll, und die meisten Gäste hielten sich vorn am Tresen auf, so dass es hier hinten noch angenehm leer war.
Als sie jedoch auf den Heiler wartete und das Mädchen ihr Getränk gebracht hatte, füllte sich die Taverne langsam aber sicher.
[Tirian]
Sein Blick fuhr mehrfach durch den Raum bis er Dreveni endlich an einem spärlich beleuchteten Tisch entdeckte. "Wie in Vos": dachte er. Der Heiler wollte gerade zu ihr hinüber gehen, da entdeckte er, dass sie gerade einen Schluck aus einem Krug nahm. Er blieb kurz stehen und ging dann zum Tresen hinüber und bestellte sich selbst Mazte. Mit dem Krug in der Hand steuerte seine Begleiterin am Tisch an. Nachdem er sich zu ihr gesetzt und einen Zug aus dem Krug genommen hatte, stellte er die nahe liegende Frage: "Hast du Vingald gefunden?"
[Dreveni]
"Gefunden und ein Treffen vereinbart.", antwortete die Dunmer, als der Heiler sich schließlich zu ihr gesetzt hatte. Sie hatte Tirian schon beobachtet seit er durch die Tür getreten war. "Heute wenn es dunkel ist in seiner Schmiede. Aber wir sollen den Hintereingang benutzen und vorsichtig sein.", führte sie weiter aus und sah Tirian durchdringend an. Falls sie ihren Instinkten trauen konnte - und das konnte sie für gewöhnlich - war hinter der ganzen Sache mehr, als Tirian gewillt war zu sagen. Was war das für ein Freund, für den er das alles auf sich nahm? Und was hatte dieser getan, um in einer derart misslichen Lage zu sein? Die komischen Aussetzer, die der Heiler seit der Festung an den Tag legte, trugen ebenfalls nicht dazu bei, ihre Bedenken zu zerstreuen.
[Tirian]
Der Heiler nahm noch einen Schluck und rieb sich das Kinn. "Zum Glück ist die Schmiede fast nebenan. Wenn ich mir ansehe wie die Stadt beleuchtet ist und wie viele Wachen hier patrouillieren scheint es mir recht problematisch sein, sich hier sonst ungesehen zu bewegen": sagte er und legte die Stirn in Falten. "Das könnte noch ein Problem werden, wenn wir zum Turm wollen": überlegte Tirian. "Ich habe unser Gepäck draußen gelassen. Am besten helft ihr mir es nachher noch hereinzutragen. Wobei ich mir nicht so sicher bin, was wir machen, wenn wir schnell flüchten müssen": sagte er dann. Er nippte an seinem Mazte und schaute in die Flamme der Öllampe.
[Dreveni]
"Schwierig, aber nicht unmöglich.", antwortete Dreveni auf Tirians Bedenken. "Ihr scheint euch halbwegs umsichtig bewegen zu können. Ich kannte jemanden, der hätte es vorgezogen die komplette Stadtwache auszulöschen als auch nur in Erwägung zu ziehen, etwas subtiler vorzugehen.", sprach sie weiter und verzog in Erinnerung an Arranges das Gesicht. "Nun ja, Menschen, was will man auch anderes erwarten." Sie nippte ebenfalls an ihrem Krug. "Was das Thema Flucht angeht: Da sollten wir Vingald drauf ansprechen. Davon ab gibt es in jeder größeren Stadt Ecken, wo die Wache nicht so genau hinsieht. Meistens ist es besser, dann erst einmal unterzutauchen, da erfahrungsgemäß die Tore und sämtliche Fluchtwege am stärksten kontrolliert werden. Das Problem ist nur, dass ich hier - im Gegensatz zu Cyrodiil - keinerlei Verbindung in entsprechende Kreise habe."
[Tirian]
Der Heiler zog die Augenbraue hoch. "Die Stadtwache auslöschen?": überlegte er und sah den armen Trottel schon aufgespießt von Zenturio-Sphären oder zerschmettert von der Kugel dieses riesigen Ungetüms, das sie am Tor gesehen hatten. Im nächsten Augenblick sah er sich selbst mit zerdrücktem Rücken am Boden liegen. Schnell nahm er noch einen Schluck. "Ja, Meister Aryon meinte, dass Vingald uns helfen könne. Allerdings ließ er wenig Zweifel daran, dass er an einer militärischen Lösung interessiert sei, wenn wir ihm Grund dazu geben könnten": erzählte er dann. Er hoffte wirklich, dass der Nord ihnen helfen konnte. Allerdings wäre Tirian wohl zum ersten Mal froh darüber gewesen, wenn seine Begleiterin auch unter den hiesigen Mördern gut vernetzt gewesen wäre, wobei die Mörder dieser Stadt vermutlich gerade im Turm saßen und ihre nächsten Verbrechen planten. "Mir ist zumindest ein Gedanke gekommen, wie wir uns im Turm fortbewegen können. Ich habe dafür etwas beim Alchemisten eingekauft": sagte er und rückte noch etwas näher an den Tisch.
[Dreveni]
Dreveni hatte Tirian aufmerksam beobachtet, aber wenigstens momentan war sein Verhalten normal. Sie hoffte inständig, dass es so bleiben würde, rechnete aber gleichzeitig mit dem Schlimmsten. Eine Taktik, die sich bewährt hatte. Dabei standen die Chancen für das Schlimmste nicht einmal schlecht. Sie waren in einem fremden Land, ohne jegliche Verbindungen oder Kontakte - sah man von Vingald ab - mit einem gutmütigen Heiler, der in den unpassensten Momenten unverständliche bis gefährliche Verhaltensweisen an den Tag legte. Sie war dabei einen Auftrag auszuführen, bei dem sie sich sicher war, dass sie maximal die Hälfte aller relevanten Dinge wußte. Für einen kurzen Moment türmten sich die Probleme wie ein riesiger, übelriechender Haufen vor ihr auf. Zum ersten Mal fragte sie sich ernsthaft, ob sie sich nicht übernommen hatte. Natürlich war es ihr immer schon gewagt erschienen, aber das Zögern dass sie jetzt verspürte, war fast neu für sie. Wie war sie noch einmal in diese Lage gekommen? Was hatte sie nur geritten? Es konnten nicht alleine die glutroten Augen sein, deren Blick jetzt direkt auf ihr ruhte, als sich der Heiler noch etwas näher an den Tisch gesetzt hatte. Kurz durchfuhr sie die Ahnung, fast schon Gewissheit, dass das hier leicht ihr Untergang sein mochte. Sie hatte schon häufig viel gewagt, und irgendwann musste ohne Zweifel der Augenblick kommen, in dem sie verloren hatte.
Sie blinzelte ein paar Mal um diese Gedanken zu vertreiben. Zweifel in dieser Situation waren mindestens so gefährlich wie der Auftrag selbst, und nur ein klarer Kopf konnte ihnen beiden jetzt helfen.
"Und was?", fragte sie schließlich und rückte ebenfalls etwas näher.
[Tirian]
Tirian bemerkte ein Zögern. Dreveni schien kurz abwesend gewesen zu sein. "Wir fliegen": flüsterte er mit einem Lächeln. "Bei Meister Aryon war es sehr schwierig zu Fuß überhaupt voranzukommen. Ich nehme an, dass dieser Turm nicht unbedingt zugänglicher sein wird": vermutete der Heiler. Ein dumpfes Grummeln entrang sich seinem Magen. Seine Wangen färbten sich etwas dunkler. "Mein Körper erinnert mich daran, dass ich schon eine Weile nichts gegessen habe": meinte er. "Wir wollen ein Zimmer nehmen und unser Gepäck hereinholen und dann etwas essen? Was meint ihr?": fragte Tirian. Irgendwo mussten sie das Zeug ja lassen und er brauchte einen ruhigen Ort um die gewünschten Tränke herzustellen. Ein Ort, an dem man sie nicht beobachten würde, denn die Wache am Tor hatte ihm ja die Trankherstellung untersagt.
[Dreveni]
"Fliegen?", flüsterte sie ebenso leise wie der Heiler während ihre Gesichtsfarbe um eine Nuance heller wurde. Dreveni hoffte noch, sich verhört zu haben, aber Tirian schien es ernst zu meinen. Schon der Gedanke daran gefiel ihr nicht. Fliegen war etwas für Vögel, nichts für Elfen, und schon gar nicht unter zuhilfenahme von irgendwelchen fehleranfälligen Zaubern oder Tränken. Was genau sie an dieser Idee so schockierte, wusste sie nicht einmal, denn Höhenangst hatte sie keine. Sie überlegte für ein paar Sekunden und wollte schon widersprechen, aber Tirian hatte recht. Sie sollten sich langsam ein Zimmer nehmen, und der Schankraum war ohnehin nicht der geeignete Ort für derartige Planungen.
"Klingt nach einem Plan. Also das mit dem Zimmer.", sagte sie, stand auf und griff nach ihren Sachen.
[Tirian]
Sie ließen das Bier auf dem Tisch und verließen kurz die Taverne. Der Stallknecht war mehr als froh, als er ihr Gepäck herausgeben konnte und somit eine Last los war, um die zu kümmern eigentlich nicht seine Aufgabe war. Zumindest vermittelte sein Gesicht genau diesen Eindruck. Tirian sparte sich ein Trinkgeld. Die Zutaten war teurer, viel teurer als gedacht gewesen und er musste seine Börse zusammenhalten. Gilluk hatte ihm zwar eine gute Menge mitgegeben, doch da war inzwischen fast erschöpft. Er hätte nicht einmal Dreveni auszahlen können, wenn sie gewollt hätte. Was ihn für einen Moment nachdenklich stimmte. Wenn sie jetzt plötzlich doch nicht noch in den Turm hätte kommen wollen, hätte er ihr nicht einmal eine Anzahlung für die bisherigen Mühen und die hätte sie durchaus verdient.
Es brachte jedoch auch nichts, darüber nachzudenken. Tarrior besaß eine Plantage. Er war der mit dem Geld. Das brachte hier draußen in der Einöde nicht das Geringste, da sich die Münzen auf der anderen Seite der Insel befanden, aber wenigstens war er in der Lage der Assassine ihren Anteil zu geben, wenn sie es aus dem Turm herausschafften.Es war ja auch absolut nicht geplant gewesen, dass er noch jemanden in diese Angelegenheit hinein zog. Allerdings so überlegte er, während Dreveni inzwischen ein Zimmer orderte, wusste er auch nicht, wie er allein hätte in den Turm kommen sollen. Er war doch recht froh, dass sie dabei war und etwas Ahnung davon besaß, wie man ein Gebäude infiltrierte.
[Dreveni]
Die Zimmerpreise konnten gut mit denen in der Kaiserstadt mithalten, inzwischen hatte Dreveni ein Gefühl für die fremde Währung bekommen. Auch konnte sie sich nicht des Gedankens erwehren, dass es wieder einmal ein Spezialpreis für Fremdländer war.
Dafür war das Zimmer wenigstens komfortabel und sauber. Es lag im Untergeschoss, besaß deswegen auch kein Fenster. Die Wände schienen aus dem Boden geschlagen zu sein und nur hinter dem Bett hing ein Teppich mit einem abstrakten Muster in Erdtönen an der Wand. Die restliche Einrichtung bestand aus dunklem Holz. Doppelbett, Schrank, ein Schreibtisch, zwei Stühle und Truhen - nichts ungewöhnliches. Der Boden war ebenfalls von einem Teppich bedeckt, der schon etwas abgewetzt war.
Beleuchtet wurde der Raum von Öllampen an den Wänden und auf den Nachttischen rechts und links des Bettes. Als sie die Sachen vertaut hatten und die Türe fest hinter ihnen geschlossen war, wandte sich Dreveni schließlich mit in die Hüfte gestützten Händen an Tirian: "Fliegen? Wirklich? Sollten wir uns nicht lieber auf ein paar gute Seile verlassen anstatt auf... " Sie hatte noch immer keine Ahnung, was Tirian genau bei dem Alchemisten gekaut hatte und fuchtelte jetzt mit der rechten Hand überlegend in der Luft herum. "... komische... alchemistische Dinge?" Sie gab sich alle Mühe, rational zu wirken, aber einem aufmerksamen Beobachter konnte nicht entgehen, dass ihre Vorbehalte alles andere als das waren.
[Tirian]
Ein langgezogenes "Hmmmm" ging vom Heiler aus, als er mit in den Nacken gelegten Kopf kurz nachdachte. "Komische Dinge?": fragte er sich laut. "Naja wir müssen jetzt nicht mit Vampirstaub oder Graubesstab oder etwas Ähnlichem arbeiten. Leviation ist ja kein Hexenwerk. Wir mischen schließlich keinen Trank der ewigen Jugend und brauchen dafür Neugeborenen- und Monatsblut": sagte er dann. Er konnte jetzt daran nichts komisches finden. Als er Dreveni allerdings anschaute, fiel ihm eher etwas anderes auf. Sie schaute aus, wie er sich am Stadttor gefühlt hatte. "Levitation ist auch nicht meine bevorzugte Fortbewegungsmethode. Nach den vielen Jahren auf See und den Wochen und Monaten, die die Gewöhnung daran gedauert hat, ziehe ich festen Boden auch vor. Allerdings hat das Kaiserreich die Nutzung der Levitation nicht verboten, weil sie so gefährlich wäre. Soweit ich bei Meister Aryon festgestellt habe, ignorieren die Telvanni das Verbot auch geflissentlich. Todesstürze scheinen allerdings kaum vorzukommen": versuchte er die Dunmer zu beruhigen. Auch wenn er sich nicht so sicher war, ob der Trank ohne Läuferfedern auch so grandios wirken würde. Allerdings fehlten ihm die Alternativen: "Seile können wir freilich nutzen, allerdings fällt ein in der Gegend hängendes Seil eher auf, als wenn wir einfach dem Boden entschweben, zudem geht es schneller. Ich muss zugeben ich bin jetzt auch leider nicht in bester Form und der Turm ist ziemlich hoch."
[Dreveni]
"Kaum Abstürze? Kaum?" Sie sah ihn entgeistert an. "Und mit Seefahrt ist das ja wohl überhaupt nicht zu vergleichen. Nicht dass man überhaupt noch Boden unter den Füßen hätte, ob festen oder wackeligen." Sie nahm den Heiler noch einmal in Augenschein; so sehr aus der Form wirkte er nicht. Schließlich seufzte sie, ließ sich auf das Bett fallen wo sie sich lang ausstreckte, die Arme unter dem Kopf verschränkte und zur Decke starrte. "Wenn es denn sein muß. Wenn wir aber abstürzen sollten, solltet ihr beten, dass ihr schon durch den Sturz sterbt. Und bitte keine Details über die Zutaten." Ihr war selber klar, dass sie keine große Wahl hatten, wenn der Turm wirklich so hoch und unzugänglich war. Sie würde sich schon irgendwie zusammenreißen können. Hoffentlich.
[Tirian]
"Ich sagte doch, dass es eigentlich keinen Grund zur Sorge gibt. Man kann natürlich nie ausschließen, dass der Trank seine Wirkung nicht richtig entfaltet, aber das ist in etwa so, als würde das Seil reißen, während ihr mehrere Meter über dem Erdboden hängt": erklärte er, während er sie auf dem Bett liegend betrachtete. "Aber wenn ihr wollt, verschone ich euch mit den Zutaten, wobei ich euch versichern kann, dass keine Körperflüssigkeiten darin enthalten sein werden": er lächelte. Der Trank der ewigen Jugend war auch nur ein wildes Gerücht. Er hatte noch nie gehört, dass ein solcher tatsächlich entdeckt worden wäre. Das hatte allerdings andere Alchemisten nicht davon abgehalten mit den genannten Zutaten zu experimentieren um ihn zu entdecken. "Ich wollte uns etwas zu essen holen, wollt ihr hier essen? Dann hole ich es her": bot Tirian an, da Dreveni nicht den Eindruck machte, also wolle sie sich gerne vom Bett entfernen.
[Dreveni]
Eigentlich. Man kann nie ausschließen. Für einen Heiler war er erschreckend schlecht darin, anderen Mut zuzusprechen, stellte sie fest während sich ein leichtes Lächeln um ihre Lippen stahl. Ihre Bedenken wurden dadurch tatsächlich nicht zerstreut, aber andererseits erhöhte das den Haufen an Problemen vor dem sie beide standen nur noch unwesentlich.
"Wenn ihr das machen würdet...", antwortete sie auf seinen Vorschlag und streckte sich ausgiebig. Sie hatte in der Tat nicht vor, so bald wieder aufzustehen, das Bett war überraschend bequem.
[Tirian]
Ihn wunderte das Lächeln, das plötzlich über das Gesicht seiner Begleiterin huschte, Als sie sich jedoch streckte und ihre Zustimmung gab, waren die Gedanken daran direkt weg. Sein Magen verlangte sein Recht. Der Heiler verließ das Zimmer und wandte sich dem Gastraum wieder zu. Am Thresen erkundigte er sich nach dem Tagesgericht. "Reife, gekochte Kwama-Eier auf Skribkohl, dazu Schlachterfischsuppe mit Kräutern und Aschekartoffeln": nannte der Wirt. Das klang für ihn gut. "Zwei Portionen. Dazu bitte noch eine große Schale mit Skattel": bestellte er. "Dazu Brot?" "Nein, einrollen wäre gut": antwortete Tirian. Der Wirt nickte. Sein Blick glitt zu dem Tisch, an dem er zuvor mit Dreveni gesessen hatte. Die Krüge waren abgeräumt. Er seufzte. "Zwei halbe Krüge Mazte": fügte er noch hinzu. Der Wirt rief die Bestellung auf Dunmeri in die Küche, ließ sich vom Heiler bezahlen und verschwand dann selbst hinter einem Vorhang. Weniger später tauchte eine Dunmerin auf und stellte ihm ein Tablett mit dem Essen hin. Er hatte nicht einmal Zeit sich zu bedanken, da verschwand sie auch schon wieder. Bei dem Betrieb, der inzwischen eingekehrt war, war das kaum ein Wunder. Weitere Gäste traten ein. Durch die offene Tür sah er, dass die Sonne bald hinter dem Horizont verschwinden würde. Bald würden sie sich dann wohl mit Vingald treffen. Er hoffte, dass der Nord ihnen weiterhelfen konnte.
Mit dem Essen in beiden Händen, trat er den Rückweg zum Zimmer an und fand Dreveni dort genauso auf dem Bett liegend vor, wie er sie zurückgelassen hatte. Er nahm sich sein Essen und stellte es auf den etwas größeren Tisch im Raum. Dann stellte er das Tablett auf das Bett. Sein Blick fiel kurz auf die Tonschale mit den in Cohnbeeren-Blätter eingerollten Skattel-Klößen. "Esst nicht soviel vom Skattel. Ich brauche einen Teil davon als Zutat für die Tränke": sagte er dann und ging zum Tisch hinüber, um sich über seine Mahlzeit herzumachen.
[Dreveni]
Nur kurze Zeit später kam Tirian mit dem Essen und stellte ein Tablett auf das Bett, das zweite stellte er sich auf den Schreibtisch. Den Hinweis nicht zuviel von dem Skattel hätte es nicht gebraucht, nachdem sie ein Stück probiert hatte verzog sie das Gesicht und schüttelte sich unwillkürlich. Der Rest des Essens, der sich auf dem Tablett befand, war im Gegensatz dazu nicht nur genießbar, sondern ausgesprochen gut. Oder besser gesagt: Solide Kochkunst.
"Wie lange braucht ihr für die Tränke?", fragte sie Tirian zwischen zwei Bissen Aschekartoffeln. "Wir sollten Vingald nicht zu lange warten lassen."
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Legendwriter-Mod
Molag Amur, Mora Uvirith, Taverne
[Tirian]
Tirian kicherte leicht, als er sah, wie Dreveni den Skattel angewidert nicht mehr anrührte. "Ich wollte mich daran setzen, wenn wir zurück sind. Die Zutaten müssen lange kochen und der Sud muss dann filtriert werden, um den Brei vom eigentlichen Tonikum zu trennen. Auch wenn viel Skattel drin ist, ist der Brei leider nicht sonderlich nahrhaft oder überhaupt in einer Form wohlschmeckend": beantwortete der Heiler ihre Frage, während er sich die Tonschale mit den Skattel-Klößen hinüber holte. Er nahm sich einen von ihnen und biss herzhaft in die käseartige Fettmasse. Die Cohmbeerenblätter waren leider schon halb welk und knackten nicht mehr frisch. Darüber wunderte er sich allerdings nicht. Von den Ascadia-Inseln war es weit. Es war eigentlich ein Wunder, dass sie überhaupt noch so frisch waren. Der Skattel hatte einen leicht nussigen Geschmack, zusammen mit dem bitteren Geschmack der Blätter konnte er durchaus verstehen, warum Dreveni zurückgeschreckt war.
"Skattel ist sehr nahrhaft. Es ist ein Brei der aus dem Körper verschiedener einheimischer Insekten gewonnen wird. Manche rühren auch noch rohes Kwama-Ei mit unter. Wenn man die Masse vorher noch süßt ist sie sogar richtig lecker": sagte der Heiler, während er sich noch einen Kloß genehmigte. "Wegen dem hohen Fettanteil und anderen Stoffen ist das Zeug ein guter Proviant. Außerdem gehört es zu unserer traditionellen Küche, wenn gleich regional andere Insekten dafür verwendet werden. Die Skattel-Klöße meiner Mutter...": er schweifte ab und dachte an den Geschmack. Im nächsten Augenblick kamen ihm leichte Schuldgefühle, dass er sie auf Tarriors Plantage einfach stehen lassen hatte. "Ob sie wohl noch da ist?": fragte er sich, wobei er sich ziemlich sicher war, dass sie die Insel wohl kaum ohne ihn verlassen würde.
[Dreveni]
"... waren sicher die Besten der Welt.", vollendete Dreveni beiläufig Tirians Satz. Insekten. Ihr war gar nicht bewußt gewesen, dass ihre Landsleute dermaßen widerwärtige Vorlieben hatten, was das Essen anging. In Cyrodiil war doch eigentlich alles mehr oder weniger genießbar und man erlebte nicht ständig zweifelhafte Überraschungen was Herkunft oder Geschmack der Speisen anging.
"Wie auch immer. Wie wollt ihr hier drinnen das Zeug lange genug kochen? Ich hoffe außerdem dass es nicht stinkt, sonst fliegen wir schneller auf als es uns lieb sein kann."
[Tirian]
"... waren sicher die Besten der Welt." Der Heiler merkte auf, als die Assassine ihn aus seinen Gedanken riss. Sein Gesicht wurde wieder etwas dunkler und er räusperte sich verlegen. "Wie auch immer. Wie wollt ihr hier drinnen das Zeug lange genug kochen? Ich hoffe außerdem dass es nicht stinkt, sonst fliegen wir schneller auf als es uns lieb sein kann": wollte sie wissen. Das hatte Tirian zunächst nicht bedacht. Seine alchemistischen Gerätschaften hatte er dabei. Das war kein Problem. Aber über eine Geruchsentwicklung, hatte er sich kaum Gedanken gemacht. Er lehnte sich auf dem Stuhl zurück und schloss die Augen und ging die Komponenten im Kopf noch einmal durch: "Der Skattel dürfte kaum ins Gewicht fallen, denn es riecht hier überall nach Essen. Das Heidekraut wird man kaum bis nach draußen riechen. Um die Läuferfeder brauch ich mir ja keine Gedanken zu machen, da ich von diesem Halsabschneider keine bekommen konnte... Die Tramawurzeln allerdings müssen zuvor kalziniert werden!" Als er die Augen wieder öffnete, hatte er eine Idee. "Problematische könnten die Tramawurzeln werden, ich muss sie vorher zu Asche machen und das könnte recht unangenehm, weil verbrannt, riechen. Allerdings könnte ich sie mitnehmen und wir erledigen das in der Schmiede": schlug er vor. Dann nahm er einen großen Schluck Mazte.
[Dreveni]
"Klingt nach einem Plan.", stimmte die Assassine zu. Ein Raum mit Fenster wäre zwar trotz allem besser gewesen, aber Tirian würde schon nicht das ganze Zimmer abfackeln. Hoffentlich. "Wollen wir beide gleich zu Vingald gehen oder soll ich zuerst einmal den ungefähren Zeitplan der Wachen herausfinden und wieviele sich bei der Schmiede aufhalten? Natürlich vorausgesetzt, sie halten sich bei ihrer Patrouille an einen halbwegs festen Zeitplan." Alleine war sich Dreveni ziemlich sicher, dass sie ohne weiteres untertauchen und somit unsichtbar werden konnte. Entweder im Strom der Passanten oder in den Schatten der kommenden Dunkelheit.
[Tirian]
"Ihr seid die Expertin. Wenn ihr das für nötig haltet, nur zu": stimmte der Heiler dem zu. Er nahm einen weiteren Schluck aus dem Krug. Langsam fühlte er auch die Wirkung. Er trank lieber nur noch den Krug aus und ließ es dann bleiben. Wenn man nicht gerade Schnaps brennen wollte, war ein klarer Kopf bei der Alchimie von Vorteil. "Der Markt wird bestimmt stark von Wachen frequentiert sein. Passt also auf euch": er kam nicht dazu, denn es lag plötzlich etwas in der Luft. Er kannte dieses Gefühl, das ihm die Haare aufstellte. Nur wenige Augenblicke später materialisierte sich mitten im Raum ein Skamp. Ohne die betäubenden Gerüche des Alchemistenladens war der Eigengeruch des Daedroth mehr als deutlich. "Vire!": keuchte Tirian.
[Dreveni]
Drevenis Reflexe arbeiteten weit schneller als ihr bewußtes Denken. Noch bevor sie wirklich realisierte was gerade passierte, war sie seitlich vom Bett gerollt, und hatte den Dolch in der Hand, der sich noch an ihrem Gürtel befunden hatte. Das Schwert war zusammen mit dem Bogen in einer der Truhen verstaut. Mit erhobenem Dolch stand sie vor der Kreatur, bereit sich auf den Skamp zu stürzen. Nur Tirians Ausruf ließ sie noch zögern...
[Tirian]
Pah, Stammler. Das Wesen klopfte sich imaginären Staub ab, verbreitete weiter seinen Geruch im Raum. Und strecke die Schnauze in die Luft um zu schnüffeln. Tirian hatte inzwischen die Fassung zurückgewonnen, allerdings gerade als er den Mund aufgemacht hatte, fuhr ihm der Skamp darüber: "Er hatte also recht, dass ihr hier seid. Glücklicherweise haftet der Geruch aus dem Laden an. Wäre schade gewesen, wenn ich nebenan gelandet wäre, wo ihr so schon genug Arbeit macht": schnatterte das Wesen und schnippte dann mit den Klauen. Darin erschien plötzlich ein Korb, der mit einem blau-karierten Tuch abgedeckt war. Säße ihm die Überraschung nicht in den Knochen, Tirian hätte wohl gelacht. Der Skamp mit dem kleinen Weidenkorb bot einen nur allzu komischen Anblick. "Das Mischblut hat mich geschickt, um euch das zu geben": schnarrte der Daedroth und ließ den Korb achtlos auf den Boden fallen, als er schnüffelnd die Schale mit Skattel entdeckte und mit einer Klaue einfach einen Kloß aufspießte und sich in einem Stück in das breite mit spitzen Zähnen bewehrte Maul schob, um die Masse gut sichtbar durchzukauen, als wäre es ein rohes Stück Fleisch und dabei seinen ekelhaften Geifer auf den Boden tropfen ließ.
"Verschwinde, Vire!": hatte sich Tirian inzwischen weit genug gesammelt. Der Skamp schaute ihn nur verächtlich an. "Zum zweiten Mal muss ich euretwegen heute schon materialisieren. Was fällt euch ein, Fleischsack?": meckerte die Kreatur. "Lyviana, wärt ihr so freundlich": bat Tirian und seine Begleiterin schien zu verstehen und kam mit gezücktem Dolch näher. Die Ohren der Kreatur stellten sich auf. Vire schnaufte. Er grabschte noch nach einem weiteren Skattel-Kloß und löste sich in Luft auf, als er sich auch diesen ins Maul geschoben hatte. Tirian brauchte auf den Schock erst einmal einen weiteren großen Schluck Mazte.
[Dreveni]
"Soviel zum Thema Gestank.", sagte Dreveni trocken. Mehr um den Schreck und die Überraschung zu überspielen die ihr in die Glieder gefahren waren, als dass sie wirklich so unbeeindruckt war. Sie steckte den Dolch weg und ging auf den Korb zu, vorsichtig die Spuckeflecken des Skamps meidend. Als sie diesen erreicht hatte, ging sie in die Hocke und musterte ihn, allerdings ohne das Tuch zu heben. "Seltsame Bekannte habt ihr da. Ich wußte gar nicht dass diese Viecher sprechen können."
[Tirian]
Der Heiler verzog missmutig das Gesicht. "Ich auch nicht, bevor ich vorhin aus Versehen einen gerufen hatte": sagte er und ging ebenfalls in die Hocke. Der Alchemist musste den Skamp geschickt haben. Was er wohl vorhatte? Tirian bat Dreveni das Tuch vorsichtig mit dem Dolch anzuheben, was sie auch tat. Kaum lüftete es sich, drang ein blaues Leuchten darunter hervor. "Was zum...?": der Dunmer runzelte die Stirn. Unter dem Tuch war er gefüllt mit eigentümlich geformten halbtransparenten Blüten, von denen ein sanftes Leuchten ausging. Dazwischen klemmte ein zusammengefaltetes Stück Papier. Er fischte es heraus und faltete es auseinander.
Laut begann er es vorzulesen: "Ihr wundert euch sicher." Tirian stoppte. Das tat er tatsächlich. "Ich habe Vire zu euch geschickt, weil mir die Stadtwache kurz nach eurem Einkauf einen Besuch abgestattet hat. Ich kann diese Schranzen nicht leiden und wegen euch, musste ich mich mit ihnen befassen. Sie haben mich nach euch ausgefragt, Fremdländer. Wollten wissen, was ihr wolltet und was ihr gekauft habt. Sie wollten wissen, ob ihr eine Großbestellung aufgegeben habt. Ich habe ihnen mitgeteilt, was sie hören wollten bzw. sollten. Habe ihnen gesagt, dass ich ein bis zwei Tage brauche, um eure Wünsche zu erfüllen. Ihr könnt froh sein, dass ich den Turmherren und sein Gesindel noch weniger leiden kann, als neugierige Möchtegern-Alchemisten, die nicht einmal wissen, wie man richtig einen Trank der Levitation braut, um in die Türme von Hexenmeistern einzubrechen. Das nächste Mal solltet ihr dafür sorgen, dass eure Legende auch tatsächlich stimmt!": Tirian stoppte wieder und schluckte. "Grämt euch nicht, man sah euch nicht unbedingt an, was ihr vorhabt. Wie ein Dieb seht ihr auch wahrlich nicht aus. Allerdings ist es für einen bescheidenen Meister der Alchemie, wie mich, ein leichtes aus den Zutaten zu schlussfolgern, was für einen Trank man daraus brauen will und wer in einer Telvanni-Stadt Levitation braucht, aber nicht auf der Gästeliste des Magierfürsten steht, kann damit wohl nur eines wollen": der Heiler stoppte wieder, denn da war ein größerer Absatz. "PS: Damit ihr euch mit eurem schwachen Gebräu nicht umbringt, habe ich mir erlaubt euch Naseweiß einige Codablüten zukommen zu lassen. Da ihr es offenbar nicht wisst: Sie besitzt ebenfalls versteckte levitierende Eigenschaften in Kombination mit anderen Ingredienzien. Schneidet sie auf und drückt den Leuchtsaft in den Sud aus, dann zerkleinert sie und kocht den Rest aus dem Gewebe. Ich hoffe ich muss euch nicht noch bei der Hand nehmen und erklären, wie ihr den Rest des Tranks verfertigt": las er den Rest. Der Brief war nicht unterzeichnet.
Sein Mund hatte sich zu einem Strich verdünnt. Da er immer noch in der Hocke war und seine Beine etwas schmerzten, ließ er sich zu allererst auf seinen Stuhl fallen, als er sich wieder erhoben hatte und griff nach dem Krug. Ein Schluck und dann war er schließlich leer.
[Dreveni]
Die Dunmer setzte sich an Ort und Stelle auf den Boden, zog die Knie an, legte die Arme darum und schloss kurz die Augen, als Tirian fertig vorgelesen hatte. Die Stadtwache auf ihren Fersen, jetzt schon. Tirian war drauf und dran gewesen, sie beide umzubringen. Noch darüber hinaus waren sie von dem Alchemisten für Diebe gehalten worden. Diebe. Was für eine Beleidigung.
Immerhin schien der Alchemist auf ihrer Seite zu sein, denn warum sonst hätte er ihnen die Blüten schicken sollen zusammen mit der Warnung? War sein Hass auf die Turmherren so groß, dass er ein Verbrechen decken würde? Vielleicht auch ein größeres als Diebstahl? In Drevenis Kopf arbeitete es. Sie waren erledigt, wenn jetzt schon die Stadtwache auf sie aufmerksam geworden war. Entweder sie setzten sich jetzt ab, und zwar noch in der nächsten Stunde, oder sie zogen es richtig durch und holten sich mit ins Boot, wen auch immer sie bekommen konnten. Alchemisten waren da sicher nicht die schlechtesten Verbündeten. Vielleicht sollte sie ihm einen Besuch abstatten...
Sie sah zu Tirian auf, der immer noch den leeren Krug in Händen hielt.
"Ich hoffe dieser Freund von euch ist es wert. Wenn wir jetzt schon die Stadtwache auf den Fersen haben, aus Gründen über die ich nur spekulieren kann, dann haben sich unsere Chancen gerade rapide verschlechtert.", sagte sie ruhig. Sie setzte schon an, den zweiten Teil ihrer Überlegungen mitzuteilen, wollte dann aber erst abwarten, was der Heiler zu der neuen Entwicklung zu sagen hatte. Auch den Seitenhieb auf seine mangehalften Kenntnisse der Alchemie sparte sie sich vorerst.
[Tirian]
"Er ist es absolut wert. mehr als das. Er würde dasselbe gewiss auch für mich tun": sagte Tirian. Er musste dabei an die Nekromantenruine in Cyrodiil denken. Der Heiler legte seinen Finger an die Lippen während er überlegte. "Das Wort Fremdländer hat er in dem Brief so seltsam betont. Womöglich haben sich die Wachen nach uns als Fremdländern erkundigt. Wenn ich davon ausgehe, wie wir schon am Tor behandelt wurden, scheinen mir die Leute hier einer leichten Paranoia ergeben zu sein. Vielleicht hat die Stadtwache nur überprüft, ob unsere Geschichte auch stimmt. Mich würde interessieren, warum Meradanz so nervös ist. Ob er die Mythische Morgenröte fürchtet?": fragte sich Tirian laut. "Zur Sicherheit solltet ihr aber wirklich überprüfen, ob es sicher ist zu Vingald zu gehen. Ich kann mir aber überhaupt nicht vorstellen, dass sie auf uns gewartet haben sollen. Wer weiß schon, weshalb wir hier sind?": meinte er.
[Dreveni]
"Ich hab keine Ahnung ob und warum das jemand wissen könnte. Wie gesprächig ist denn euer Freund?", fragte Dreveni und sah Tirian abschätzend an. "Früher oder später bekommt man jeden zum sprechen. Eine eilig ausgesprochene Drohung dass er Freunde hat die unterwegs sind...?" Inzwischen war sie aufgestanden und hatte sich den dunklen Mantel umgehängt. Es war sicher inzwischen kühl draußen. Das Schwert ließ sie in der Truhe, sie hatte nicht vor sich in Kämpfe verwickeln zu lassen und wenn dann würde der Dolch reichen. Sie ließ den Blick durch das Zimmer schweifen bis er schließlich auf der Sanduhr zu ruhen kam, die auf dem Schreibtisch stand. Dreveni drehte die Uhr in der Hand und beobachtete den Sand. "Wenn das Ding zweimal durchgelaufen ist und ich bin nicht wieder da, rettet eure eigene Haut und verschwindet.", sagte sie schließlich und stellte das Stundenglas auf den Tisch zurück. Es würde eine gute Stunde dauern, länger wollte sie sich auch nicht aufhalten. Sie konnten nicht erst nach Mitternacht bei Vingald auflaufen, nach Einbruch der Dunkelheit war nicht mitten in der Nacht.
[Tirian]
Er ließ ihre Worte wirken. Er hatte nicht in Betracht gezogen, dass sie ihn foltern könnten. "In was für einem Zustand werden wir ihn vielleicht antreffen?": fragte sich der Heiler besorgt. Dann schüttelte er den Kopf. Solche Gedanken brachten ihn nicht weiter. Die Dunmer hatte sich inzwischen angekleidet. "Wenn das Ding zweimal durchgelaufen ist und ich bin nicht wieder da, rettet eure eigene Haut und verschwindet": wies sie ihn an. Er vermied es instinktiv mit dem Kopf zu schütteln. Er hatte soviel auf sich genommen, um hierher und in die Stadt zu gelangen. Er würde Tarrior jetzt nicht im Stich lassen. "Niemand weis, das ich hier bin, um ihn zu retten. Nicht einmal er selbst. Er denkt, ich wäre noch in Cyrodiil. Er hat mir befohlen, ihn nicht zu begleiten. Er weis nicht, dass ich ihn retten komme. Er will es nicht einmal. Er weis nicht einmal, das ich weis, das er in Schwierigkeiten ist. Ich bin ihm heimlich mit dem Schiff gefolgt, als er hierher nach Morrowind zurückkehrte. Er kann nichts verraten. Wer würde auch schon damit rechnen, dass ein schwacher Heiler so etwas überhaupt wagen würde? Und sonst hat Tarrior nicht viele Freunde, zumindest keine von denen ich weis. Niemand da, der ihn vermissen würde": sagte er und ihm wurde schmerzlich bewusst, dass er ohne Dreveni aufge'schmissen wäre. Er hatte sich diesen netten Plan zurechtgelegt, doch schlussendlich hätte er keine Ahnung gehabt, wie er unbemerkt in den Turm kommen oder wieder heraus kommen sollte.
"Dreveni seid vorsichtig. Ohne euch wird es nicht gehen": bat Tirian und drehte die Sanduhr um.
[Dreveni]
Sie hoffte wirklich dass Tirian recht hatte und sie einfach nur als Fremdländer auffielen.
"Eure Sorge ehrt mich.", antwortete sie nur leicht spöttisch auf Tirians Bedenken ob seines Planes, deutete eine Verbeugung an und machte sich auf den Weg.
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