Yolo. Swag. Kram.
Heute möchte ich mit euch über die allseits beliebte und in allen Medien und Geschichten gegenwärtige Weltherrschaft sprechen. Nichts ist so heiß begehrt, so hart umkämpft, so oft porträtiert wie die alleinige Herrschaft über das Erdenrund. Dabei kann es natürlich je nach Geschichte zu Variationen wie Herrschaft über das ganze Universum/Alle Welten/Region und so weiter kommen. Maßgebend ist nur, dass es hier um die Herrschaft über einen allumfassenden Weltenort gehen soll. Dabei sei gesagt, dass dies kein exklusives Maker-Thema ist; ich fand es nur am passendsten, diesen Thread ins Community-Forum zu setzen, weil gerade in Makerspielen Weltherrschaft omnipräsent ist. Es ist das urälteste Motiv klassischer Schurken, der größte und doch einfachste Wunsch, den ein Antagonist haben kann. Dabei frage ich persönlich mich dann doch jedes Mal: Warum eigentlich? Ja, warum? Was ist so toll an Weltherrschaft? Wie können wir uns die diabolische Faszination dieser Politikform gegenüber erklären? Denn Weltherrschaft ist, je länger man darüber nachdenkt, doch eine ziemlich schwierige Angelegenheit, und in einer annähernd perfekten Ausführung ein Job, den ich persönlich nicht machen möchte.
Um meine Gedanken dahingehend etwas verständlicher aufzuschlüsseln, stelle ich folgende Frage in den Raum:
Wie beherrsche ich die Welt?
Nehmen wir der Einfachheit halber Antagonisten als willige Welteneroberer. Was denken sich Antagonisten, wenn sie davon sprechen, die Welt beherrschen zu wollen? Wie geht das überhaupt? Klar, der Weg dahin ist denkbar simpel - Die zehn Kristalle der Verdammnis sammeln, den Helden und seine Gefährten abschlachten, die größten Widerstände der Menschen mal eben mit Allmacht zerbrettern. Okay. Aber wie geht es danach weiter? Hier muss man sich klar machen, dass es viele verschiedene Modelle von Weltherrschaft gibt; der klassische Bösewicht will die gesamte Menschheit versklaven und in einer Welt voll Chaos der Schreckensherrscher sein, der Andere will einfach alle Wesen abschlachten um die Erde mit seinen Monstern zu bevölkern und ein ewiges Utopia für alle Dämonen zu haben, wieder anderen liegt viel an der menschlichen Zivilisation, so dass diese zwar beherrscht, aber nicht nennenswert dezimiert und auch die Erde in ihrer Struktur nicht deformiert wird. Da kann man noch tausend weitere Beispiele heranziehen, nehmen wir der Einfachheit halber aber das 'Menscheit mit Allmacht und Armee des Schreckens versklaven und Tyrann sein'-Szenario, das Klassischste.
Oben habe ich geklärt, wie unser Oberdämon, im folgenden Morondit genannt, erstmal zu seiner Alleinherrschaft kommt. Aber wie geht es dann weiter? Wenn man erstmal alle bedeutsamen Feinde ausgelöscht hat und das mächtigste Wesen überhaupt ist, will man als Großkönig der Finsternis wahrscheinlich ein Leben in Saus und Braus führen. Aber hat man ein vages Interesse am Fortbestand der Menschensklaven, so muss man sich um das zweckdienliche Wohlbefinden von je nach Geschichte mindestens vielen Millionen bis sieben Milliarden Personen kümmern. Politiker, Könige und gesellschaftliche Strukturen gibt es in diesem Szenario in der Regel nicht mehr, so dass das quasi alles von Morondit gemanaged werden muss. Und natürlich dürfen unter so vielen Menschen keine Rebellionen entstehen - Nicht auszudenken, wie viele neue Heldenpartien da herauskommen könnten! Morondit muss seine Sklaven also nicht nur am Leben, sondern auch permanent unter Druck und an der kurzen Leine halten. Denn ein Szenario mit einer oder mehreren Rebellionen ist keine Alleinherrschaft, weil das Los der Welt hier noch umstritten ist. Außerdem müssen natürlich auch seine Legionen der Finsternis, vornehmlich bestehend aus sadistischen Dämonen, blutdurstigen Vampiren und nur so mittelintelligenten Trollen umsichtig kontrolliert werden, damit diese weder die Menschen zu stark dezimieren, noch sich gegenseitig an die Gurgel gehen oder gar anfangen selbst Pläne für eine Stürzung Morondits zu schmieden. Man kann sich natürlich etwa durch eine lange Kette aus vertrauenswürdigen Offizieren, Unterkönigen und weiteren Hilfsherrschern ein funktionierendes Regierungssystem zusammenbasteln, aber dann gibt man ja bereits wieder vielen Individuen eine gewisse Macht über die eigene Welt in die Hand, welche diese wunderbar missbrauchen könnten.
Und lassen wir es an der Stelle mal gut sein. Ihr seht, für ein einziges, klassisches Weltherrschafts-Szenario gibt es bereits unzählige Faktoren zu beachten, damit man auch nur ansatzweise Chancen hat, länger als zwei Wochen an der Macht zu bleiben.
Weltherrschaft hat viele Modelle und variiert je nach Welt, Gegebenheiten und ausführender Person, doch gleich ist allen Szenarien, dass es ein scheißenschwerer Job ist, wirklich lange und stabil vollkommen allein über so eine gigantische Umgebung wie die Erde und viele milliarden Lebewesen zu herrschen. Ich glaube, vielen Antagonisten ist das gar nicht bewusst. Zudem würde mich interessieren, was abseits der vielen Schwierigkeiten so attraktiv an Weltherrschaft ist - Was bringt es einem? Gut, wenn Herr Dämonenkönig für sich und sein Volk ein Utopia erschaffen will, und deswegen die Menschheit von der Erde schmeißt, weil er nebst Gefolge sonst wieder in die hässliche Unterwelt zurückmüsste, verstehe ich die Motivation; der Wunsch nach einem Zuhause. Wenn Herr Elras einfach ein sadistisches, machtgeiles Arschloch ist, das die Menschheit nur zum Spaß abschlachtet, damit am Ende nichts weiter als er und seinesgleichen übrig sind und sie ein Leben in Faulheit und Völlerei verbringen können, verstehe ich das auch noch irgendwo. Wobei man sich im Falle dass der Weltherrscher Unsterblichkeit besitzt, auch fragen kann ob die Weltherrschaft nach einem kompletten Massengenozid aller freidenkenden Wesen nach... 500? 1000? Jahren nicht langweilig wird? Was macht man den lieben, langen Tag als sadistischer Weltherrscher, wenn man bereits 10.000 Jahrtausende über den Erdball geherrscht hat und nichts und niemand da ist, der einem nicht mit Freuden die Schuhsohlen ablutscht?
Die Frage ist letztendlich, was die Weltherrschaft so attraktiv macht und was dieser Attraktivität gegenüber steht. Pro und Kontra. Bevor ich als Letztes eine ganze Reihe von Beispielen in den Raum stelle, möchte ich noch die Frage einwerfen, wie eine perfekte Weltherrschaft denn aussehen muss. Was denkt ihr, muss Morondit tun um bis in alle Ewigkeit uneingeschränkt über die Welt herrschen zu können, ohne je auch nur das Anzeichen von Problemen oder Anarchie aufkeimen zu lassen? Was muss man tun, um seine (Zwangs-)Untertanen, welcher Umstände auch immer, permanent zu kontrollieren, zu tyrannisieren, und dennoch am Leben zu erhalten damit sie arbeiten/leiden/um Hilfe schreien können? Wie muss man seine Welt behandeln, damit sie durch die eigene Inbesitznahme nachhaltig geprägt, aber auf lange Sicht nicht ruiniert wird?
Ich selbst habe bei dem Thema authentische Weltherrschaft immer recht hohe Ansprüche, weswegen ich die Idee und Umsetzung in den meisten Medien belächle. Meiner Meinung nach muss Weltherrscher erstmal unsterblich sein. Das ist unabdingbar dafür, dass er auch was davon hat und Sorge tragen kann, dass das Erdenrund nie wieder seinen Händen entrissen wird. Die Menschheit sollte komplett am Leben gelassen werden, denn es bringt auf lange Sicht einfach nichts, sie systematisch abzuschlachten. Gnadenloses, aber bedächtiges Versklaven, Zwangsarbeiten und minimale Freiheiten lassen ist dahingegen profitabel, zudem hier wieder neue Generationen gezeugt und somit die nächsten Schichten Arbeiter bereitgestellt werden können. Dringend notwendig ist selbstverständlich auch eine gigantische Armee aus Soldaten. Es sollten keine willenlosen Monster, sondern schon eher so Skelettkrieger, Vampire etc. wie z.b. aus Unterwegs in Düsterburg bekannt sein. Letzteres ist deswegen wichtig, weil willenlose Diener einfach keine gute Gesellschaft sind. Soldaten mit eigener Persönlichkeit und Intelligenz aber geben dem Alleinherrscher das Gefühl, er sei geschätztes Oberhaupt einer funktionierenden Gesellschaft und kann auch abseits vom Menschenquälen und Rum••••n mit anderen Personen interagieren. Ansich ist es klar, warum eine solche Armee Grundvoraussetzung ist: Kontrolle der Menschen, Niederschlagung jedes noch so kleinen Aufbegehrens, ständige militärische Präsenz der Herrschaft, Machtdemonstration.
Gehen wir davon aus, es gibt 7 Milliarden Sklaven, so sollte ein solches Heer mindestens aus 3 Milliarden Soldaten bestehen. Allerdmindestens, eher mehr. Gesund ist imo ein Verhältnis von Soldaten 2 <-> 3 Sklaven. Aber wichtig ist, dass diese Soldaten zwar intelligent und selbstständig, aber dem Alleinherrscher vollkommen ausgeliefert sind. Sonst hat man ganz schnell einen Dolch im Rücken. Eine gute Lösung wäre hierfür ein Zauber, der sämtliche erschaffenen Wesen auch mit einem einzigen Fingerschnippen wieder auslöschen kann. Und der sich auch automatisch aktiviert, sollte Alleinherrscher dazu in einer notwendigen Situation nicht in der Lage sein. (Schlaf, Attentat, ...) Hilfreich wäre auch absolute Unverwundbarkeit, wobei ich das im Gegensatz zu Unsterblichkeit eher selten gesehen habe. Bedeutsam ist natürlich auch der Hauptstützpunkt. Alleinherrschaft hin oder her, was den eigenen Palast angeht, müssen höchste und strengste Sicherheitsvorkehrungen getroffen werden, falls einem doch mal jemand an die Gurgel will oder Irgendetwas schief geht und man sich verschanzen muss. Unzählige tödliche Fallen, ein privates Heer an Leibwächtern, hohe, dicke Mauern ohne Lücke, viele viele viele viele Räume bzw. ein langer Weg mit verschiedensten Hindernissen bis zum Thronsaal und so weiter sind Pflicht für den gesunden Alleinherrscher. Schlussendlich ist es auch von enormer Bedeutung, mit seiner Armee ein weltumspannendes Netz zu haben, damit es keine toten Winkel gibt. Die Soldaten und Augen des Alleinherrschers müssen überall sein, immer. Noch effektiver wäre ein Zauber, der permanent Gedanken und Seele jedes Lebewesens der Welt überwacht und beim kleinsten aufrührerischen Zeichen den Tod des Individuums auslöst. Das wäre fast perfekt. 
Soweit zu meinen groben und doch wortlastigen Vorstellungen, wie so eine Weltherrschaft im klassischen Setting als Beispiel aussehen müsste, um von Dauer zu sein. Und nach diesem laaaaaaaaaaaaaaangen Thread, man verzeihe mir die furchtbare Geschwätzigkeit, will ich noch kurz(Haha) einige Beispiele näher betrachten, welche Weltherrschaft auf die ein oder andere Weise behandelten:
Vamires Dawn/Vampires Dawn 2:
Srsly, ein Klassiker. Die Bad-Endings aus VD sind doch mit Abstand die Besten. 
In Teil eins haben wir hier Valnar als ambitionierten und blutrünstigen Weltherrscher, der mit einer Armee von Skeletten und Zombies sämtliche Städte niederbrennt, die gesamte Menschheit in Käfige sperrt und auch sonst in jeder Hinsicht auf Mutter Erde pisst. Dass Menschen zusammengepfercht in Käfigen auf Dauer nicht überleben können und deswegen nach und nach abkratzen, was zum unweigerlichen Folgetod Valnars wegen Blutmangel führt, macht aus diesem Beispiel ein klassisches "How-to-not"-Weltherrschaftsszenario.
Der zweite Teil hat es da deutlich geschickter und konsequenter mit den Elras als Schreckensherrscher durchgezogen. Die besaßen durch ihre Körper Unsterblichkeit, hatten riesige magische Kräfte und durch den Steintafelzauber milliarden Elras-Magier. Dann wurde die gesamte Menschheit abgeschlachtet und anschließend alle Tiere, bis nur noch die Bösen selbst übrig waren. Klares Ewiges Utopia-Modell also, welches konsequent funktionierte, nicht viele Stolperfallen aufwies und eines der besseren Schreckensherrschaft-Settings darstellt, imo.
Vorallem kannst du in so einem Fall eben nicht davon ausgehen, dass sich am Status Quo noch was ändert, wenn niemand Gutes mehr auf der Welt existiert. Effektiv.
Death Note
Was ich bei dem Thema auch interessant finde, ist der Manga/Anime Death Note, in dem es um Light/Kira geht, der das naive Ziel hat, mit einem Mördernotizbuch alle bösen Menschen von der Welt zu kicken und so ein Paradies daraus zu machen und dieses als Gott zu beherrschen.
Das ist ein schwieriges Modell, weil die große Stärke und Notwendigkeit hier ja in der Anonymität liegt; die ganze Geschichte baut darauf auf, dass niemand weiß, wer Kira ist, weil er sonst sofort von der Polizei/Wemauchimmer niedergeballert werden würde. Ein Mordnotizbuch, für das man Gesicht und Name kennen muss, ist nunmal keine flexible oder konflikttaugliche Macht. Mit den Shinigami-Augen, welche einen Namen lesen lassen, ist das nochmal etwas Anderes, aber selbst dann ist man ein leichtes Ziel, sollte man sich offenbaren. Zudem ist man als normaler Mensch auch sterblich, was einer Weltherrschaft abträglich ist. Es ist also anzunehmen, dass die begehrte Weltherrschaft in diesem Fall auf der Präsenz aus dem Verborgenem und/oder langsamem Suggerieren der Menschen, so dass diese einen tatsächlich von sich aus anbeten, beruht. Dennoch, in jedem Fall ein sehr wackeliges Vorhaben.
So, dann bin ich auch endlich fertig mit dem Startpost. Tut mir leid, wenn nun viel Blaba und wenig Inhalt rübergekommen ist, bei mir ist es leider so, dass je mehr ich schreibe und mich ins Plappern verliere, ich umso schlechter ausdrücken kann, was ich eigentlich sagen will. Aber die Thematik dürfte denke ich klar sein. 
Was sind eure Gedanken zum Thema Weltherrschaft in Spielen, Büchern, Filmen, was auch immer? Kennt ihr interessante Beispiele und verschiedene Modelle? Wie sieht für euch die 'Perfekte Weltherrschaft' aus? Was gibt es alles zu beachten, und was sind die Pro's und Kontra's?
Freue mich schon sehr auf Antworten, das ist ein interessantes Thema und sicher können interessante Diskussionen darüber entstehen. 
Edit: Ich finde das Game-Design-Forum ziemlich deplatziert für diesen Thread. Würde bitte ein freundlicher Moderator den Thread zurück ins Community-Forum stecken? Sonst wäre mir die Lounge tatsächlich noch lieber, aber Gamedesign ist nicht wirklich passend, es soll ja vorallem auf philosophischer und Gedankenspiel-Basis diskutiert werden, und das nicht nur im Maker-Rahmen, sondern auch bezogen auf kommerziele Spiele, Bücher, Filme, etc. Es geht mehr um die Idee ansich als das Spielelement. Danke!