Henry trat in die kalte Nachtluft hinaus. Das knirschende Geräusch, die seine Schuhe auf dem frischgefallenen Schnee erzeugten, erfüllte ihn mit Zielstrebigkeit. Der helle Vollmond schwebte wie ein Augapfel im sternenklaren Himmel und beobachtete jeden seiner Schritte. Der Weg zu den Ställen war nicht weit und so entging ihm die unnatürliche Stille, die sich schwer über den Ort gelegt hatte.

Sein Pferd hatte sich wieder aufgerichtet. Im Gegensatz zu den anderen Tieren, die völlig den Verstand verloren haben, wartete es ruhig an seinem Platz. Pflichtbewusst ließ es sich von Henry nach draußen ziehen, vorbei an dem ohrenbetäubenden Lärm der anderen Pferde, vorbei an dem panischen Wiehern aus schäumenden Mäulern, den um sich tretenden Beinen und einander quetschenden Körpern. In dieser Stadt gab es nichts mehr für ihn. Was blieb war nur der wiederkehrende Tod.

Nach und nach verschwand die Stadt hinter makellos weißen Schneehügeln. Langsam ritt er den zugeschneiten Pfad entlang Richtung Fluss. Dort, wo die Ufern sich am nächsten waren, würde er sein Glück versuchen. Die Eisschicht war zu dünn, das wusste Henry. Seine Überlebenschancen, sollte er hier bleiben, jedoch auch.

Vorsichtig stellte er einen Fuß auf das glatte Eis und erhöhte prüfend den Druck. Das Eis protestierte geräuschvoll, hielt jedoch stand. Sein Pferd ließ Henry zurück am Ufer, wo es unruhig auf dem Platz trat, und begann den langsamen Gang über den schlafenden Clearwater River. Unter seinen Füßen knackte es immer lauter, je weiter er sich vorwagte. Wie durch ein Wunder gelang es ihm, die gefährliche Mitte zu passieren, das andere Ufer nur noch wenige Meter entfernt. Gerade wollte er freudig seinen alten Kumpanen wissen lassen, dass er gleich an der Reihe sein würde, als ein ohrenzerreißender Aufschrei sich ihm tief bis ins Mark grub. Zitternd wandte er sich um. Die Hinterbeine seines Pferdes waren unnatürlich eingeknickt und es klopfte wild mit den Vorderhufen auf das Eis, im verzweifelten Versuch sich vorwärts zu bewegen. Henry zog seinen Colt aus dem Gürtel hervor und zielte in die Dunkelheit. Aus dem Augenwinkel merkte er eine Bewegung. Dunkle Schemen glitten durch die Nacht, rubinrote Augen blitzten auf und verschwanden wieder hinter Bäumen.

„Lasst uns in Ruhe, ihr gottverdammten Teufel!“, schrie er und gab einen lauten Schuss ab. Davon unbeeindruckt stürzte sich im nächsten Augenblick eines der Biester erneut auf das verletzte Tier. Mit unfassbarer Schnelligkeit flog es förmlich durch die Luft und fügte eine Wunde zu, die dem Pferd die letzte Kraft für seinen Todeskampf nahm. Die unkontrollierten Bewegungen erstarben und eine schwarze Blutlache breitete sich aus.
„Nein! Gottverdammt!“, schrie Henry aus vollem Hals und schoss ohne zu zielen ins Nichts, bis die Waffe nur noch klickte. In diesem Augenblick gab das Eis unter Henrys Füßen nach. Das letzte was er sah, bevor ihn die unentrinnbare Kälte des Flusses umschloss, waren zwei rote Augenpaare, die ihn triumphierend aus der Finsternis anstarrten.