Irgendwo im hohen eisigen Norden, wo unheilvolle rote Schwaden eine Spur durch den Himmel ziehen, trifft ein Fuchs auf einen geisterhaften Artgenossen. Dieser führt ihn durch eine verlassene, tote Welt, in der nicht nur die Menschen von einer merkwürdigen - mit den Himmelserscheinungen in Verbindung stehenden – Seuche dahingerafft wurden, sondern auch jegliches Leben in Form von anderen Tieren spurlos verschwunden ist.
Als der Fuchs nach Kontakt mit den finsteren Mächten und einem Sturz aus großer Höhe dem Tode geweiht scheint, opfert sein Lotse seine äußere Form und befähigt ihn auf diese Weise Kräfte aus der Geisterwelt nutzen zu können. Doch auch auf die Gestalt einer Lichtkugel reduziert, leitet der Geisterfuchs seinen Begleiter unermüdlich weiter zur Ursache des Verfalls hin, um diesen mit seiner Hilfe zu stoppen...
Spirit of the North ist ein als Adventure deklariertes Spiel, wobei sich das Abenteuer vorrangig aus einem großen Teil Erkundung und das des Öfteren notwendige Lösen von Rätseln zusammensetzt – zu Feindbegegnungen kommt es nicht ein einziges Mal.
Zu diesem Zweck erlernt der Fuchs an von der Handlung vorgeschriebenen Stellen eine Reihe von Fähigkeiten, die zum Voranschreiten essenziell wichtig sind. Während ihm ein rudimentärer Sprung und ein schneller Sprint bereits früh zur Verfügung stehen, verhilft ihm erst das Opfer des Geisterfuchses zur Absorption von Licht (aka spritueller Macht) aus auffälligen, oft strategisch platzierten blauen Blumen. Dieser Vorgang geht dem Spieler bereits nach kurzer Zeit in Fleisch und Blut über, da nahezu alles, was sich in der Welt von Spirit of the North auslösen lässt, einen zuvor ‚aufgeladenen’ Protagonisten erfordert (und ihn nach vollendeter Tat wieder ‚entlädt’): ein leuchtendes Schwanzwedeln wird zum Aktivieren von auffälligen Steinen und Wandbildern benötigt, ein kraftvolles Bellen zum Neutralisieren gruseliger Pflanzen, das temporäre Erzeugen eines Doppelgängers zum Erreichen unzugänglicher Orte sowie ein verstärkter Sprint zur Überwindung größerer Entfernungen.
Als (optionale) Nebenaufgabe kann man sich auf die Suche nach den Leichen von Schamanen und ihren ebenfalls in der Gegend verstreuten Stäben machen. Trägt man einen Stab zu einem Schamanen, bedankt sich dessen Seele beim Spieler und entschwindet in die Geisterwelt.
Das Ganze scheint in keinster Weise handlungsrelevant zu sein und dient vermutlich nur dem Erhalt unterschiedlicher Fellfarben und anderer Achievements, die man aus Spaß an der Freude freischalten kann. Da meine Schwester und ich allerdings während des Spielens anders darüber dachten (und dementsprechend am Ende aufgrund einer mangelnden Belohnung leicht enttäuscht waren), investierten wir die nötige Zeit und holten sogar verpasste Schamanen ab.
In dieser Hinsicht gestaltet sich das Spiel als angenehm benutzerfreundlich, denn über den Startbildschirm kann man ohne größeren Aufwand in bereits absolvierte Kapitelabschnitte zurückkehren und diese erneut durchlaufen, um etwaige vermisste Schäfchen einzusammeln. Dabei gilt es jedoch zu beachten, dass Spirit of the North eigenständig an markanten Punkten speichert und man von daher unter Umständen längere Passagen wiederholen muss, als man eigentlich wollte.
Im Zuge dessen stolperten wir über einen seltsamen Bug: Als wir im dritten Kapitel einen gefundenen Stab, den wir schon minutenlang mit uns herumgeschleppt hatten, zwischenzeitlich ablegten und ihn danach wieder aufnehmen wollten, hatte er sich von jetzt auf gleich unerklärlicherweise in Luft aufgelöst! Ab da an gewöhnten wir uns an erst sowohl den Stab als auch den Schamanen aufzustöbern, ehe wir uns an eine Zusammenführung machten.
Was Spirit of the North neben der erzwungenen Entschleunigung interessant macht, ist die Tatsache, dass es sich um ein Spiel handelt, dessen Handlung komplett ohne Sprache und Text erzählt wird und man so ein wenig zum freien Interpretieren animiert wird. (Sieht man einmal von den spärlichen Einblendungen beim Erlernen einer Fähigkeit ab, die aber im Grunde genommen nur aus dem jeweiligen Namen besteht).
Dafür entwickelten meine Schwester und ich beim Spielen völlig unbeabsichtigt unser eigenes Vokabular. Seien es die Steine, die durch ein knappes Bellen entfacht wurden („Da hinten steht ’n Bellstein.“), die Standardformulierung „Ich muss mal Licht aufladen.“ bzw. ihre Erweiterung in dunklen Ecken „Mach doch mal einer Licht an! Ich seh nichts! ...Ach Mensch, ich bin ja meine eigene Taschenlampe.“ oder die Einführung von „Egon“. Letzteres rutschte mir im Affekt raus, als ich einem lange gesuchten Schamanen endlich seinen Stab übergeben konnte („Da haste, Egon! Und wehe, das ist nicht deiner!“), was dazu führte, dass wir von da an jeden Schamanen so nannten. Aussagen wie „Den Stab haben wir. Wo liegt ’n Egon jetzt wieder rum?“ oder „Egon! Bitte melde dich!“ begleiteten uns das ganze restliche Spiel hindurch. Bekloppt, ich weiß, aber ein bisschen Spaß muss sein.
Von gelegentlichen, allzu finsteren Fleckchen abgesehen hatten wir graphisch nichts zu beanstanden, auch wenn der Fuchs in der Nahaufnahme dermaßen flauschig aussah, als hätte man ihn zu einem Vollwaschgang gezwungen.
Möglicherweise hätte man allerdings die Grenzen der Areale ein wenig deutlicher gestalten können, da ich beim Herumstreunern und In-alle-Ecken-gucken ein ums andere Mal nicht richtig abschätzen konnte, welche Passagen betretbar waren bzw. welche nicht und öfter mal regelrecht festhing.
Wie ich es bereits vermutet habe, zeigt einem die PS4 von Haus aus nicht die Spielzeit an. Dazu muss man sich erst irgendetwas aus dem Netz runterladen, worauf ich allerdings partout keinen Bock habe. (Meine Konsolen laufen naturgemäß ohne Internetzugang.)
Von daher habe ich mir meine Zeiten wieder manuell aufgeschrieben und würde Pi mal Daumen davon ausgehen, dass ich ungefähr 13 Stunden und 15 Minuten mit Spirit of the North verbracht habe (Etwas mehr als 14 Stunden, wenn man die Zeit einberechnet, in der meine Schwester ohne mich einen zuvor verschollenen Schamanen gesucht hat). Macht also summa summarum erneut 4 Punkte für mein Abschlusskonto.
Als Fazit lässt sich sagen, dass Spirit of the North durch das gemächliche Spieltempo eine nicht unwillkommene Erfahrung war. Dennoch muss ich gestehen, dass mich das Fehlen einer reellen Bedrohung auf eine merkwürdige Art und Weise irgendwie kribbelig gemacht hat, möglicherweise weil ich unbewusst davon ausgegangen bin, dass jeden Moment etwas passieren MÜSSTE. Aber selbst die Auflösung des ganzen Unheils war – und das meine ich nicht mal wirklich negativ – ziemlich unspektakulär, was man vermutlich einfach nicht gewohnt ist.
Für ein einmaliges Erlebnis war die Reise mit den beiden (oder eher anderthalb?) Füchsen ganz solide, aber ich glaube nicht, dass ich mir den Nachfolger zulegen werde.
Bingo-Kandidaten
C3 Joker
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Stand:
Gesamtanzahl der Spiele 4/??? Anzahl der (J)RPGs 2/??? Anzahl der Nicht-(J)RPGs 2/??? Erreichte Punkte 11/???