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Thema: [Gestrandet] - Episode 2 - Verschwunden (Tag 2)

  1. #221
    Nachdem Zoe sie auf den Rollstuhl aufmerksam gemacht hatte, war die 19-Jährige Iker kurzerhand gefolgt, leicht versetzt hinter ihm gehend. Der junge Peruaner war ohnehin eine der Personen, in deren Nähe Brittney es noch am besten aushielt. In der Heimat gab sie sich in der Regel nur mit Älteren ab. Solchen, die das Leben genau so verstanden hatten, wie sie es von sich selbst glaubte. Der 15-Jährige lieferte aber zumindest in dieser Ausnahmesituation ordentlich ab.

    Nun stand er jedoch ziemlich ratlos vor dem Gerät, das nun so gar nicht in diese Szenerie passen wollte. Das beschrieb ihre Aussichtslosigkeit doch sehr gut, hatte er bislang doch wie ein Improvisationstalent gewirkt. Doch das hatte Rich auch - da gehörte also vielleicht nicht viel dazu. Ein inneres Grinsen, das irgendwie mehr ihrem Bandkollegen galt als der erneuten, gedanklichen Beleidigung seiner Person. Man konnte ja sagen, was man wollte - und sie tat das nur zu gerne -, aber er war hier ebenfalls nicht unnütz.

    Sie umkreiste Iker und das 'Gefährt', tief in Gedanken versunken, um irgendetwas auszumachen, das ihnen helfen konnte, die Klippen leichter zu erklimmen. Sie selbst sah sich dazu fast problemlos in der Lage - erst Recht, nachdem sie die hilfreichen Tipps des Footballstars eingefahren hatte und beim nächsten Versuch sicher auch Gebrauch von den Hilfsmitteln machen würde. Aber es gab einige hier, die schon auf den ersten Blick nicht fürs Klettern gemacht waren. Und natürlich mussten sie zusammen bleiben, auf dieser Insel auf der irgendetwas vor sich ging.

    Sie verlor gerade die Hoffnung, noch einen Einfall zu haben, da blieb ihr Blick an etwas hängen, für mehrere Sekunden, bis sie nach oben zur bereits erfolgreich Gekletterten blickte. "Ey, Venus. Sind da oben Bäume?" - "Ja, wieso?"

    Anstatt zu antworten trat sie nun näher an den Rollstuhl heran. Iker sah Brix dabei zu, wie sie sich vor ihn kniete und an den Greifreifen fasste, offenbar neugierig, auf was sie gekommen war. Wieder blickte sie nach oben, dieses Mal aus der Hocke. "Ist das Seil lang genug, um locker bis zum Baum zu kommen und trotzdem noch bis hier nach unten zu reichen?" Ein kurzer Moment Stille, vermutlich sah Zoe sich um. "Ich... denke nicht. Wieso?"

    Wieder verweigerte sie die Erklärung und blickte still den Jungen neben sich an, als würde sie ihm per Telepathie zu verstehen geben wollen, was ihre Idee war. Und tatsächlich; kaum waren einige Sekunden vergangen, weiteten sich seine Augen, als hätte er 1 und 1 zusammen gezählt - oder eher 40 durch 8 geteilt. "WIE-SO?", ertönte die Stimme der auf der Felswand stehenden Frau erneut, die sich wahrscheinlich reichlich verarscht vorkam.

    "Wir müssen das Greifding hier abschrauben", erwiderte Brittney so laut, dass die Schönheit und auch andere weiter weg Stehende es hören konnten."Dann nimmt der nächste der klettert es mit nach oben, meinetwegen ich. Da müssen wir das Teil dann über eine Baumkrone stülpen. Wenn das Seil lang genug ist, könnten wir das mit 'nem guten Knoten daran befestigen und bis hier herunterlassen. Und wer klettert, wickelt sich das sicher um. Dann kann keiner richtig abstürzen."

    Sie ließ den schnell gereiften Plan für einen Moment wirken, bevor sie fragend darauf einging: "Also... haben wir irgendeine Möglichkeit, das Seil... länger zu machen? Hat noch jemand sowas dabei? Und hat jemand genug Kraft, um das Greifding vom Reifen abzureißen? Sonst können wir auch einfach den Reifen ganz lösen und beides zusammen mitnehmen. Dann müssen wir nur die scheiß... Speichen hier durchtrennen."

    Geändert von MeTa (23.05.2016 um 18:10 Uhr)

  2. #222
    Langsam wurde es ihr echt zu bunt. Warum jetzt plötzlich alle so bestrebt waren, Zoe auf der Klippe Gesellschaft zu leisten, erschloss sich der schönen Frau nach wie vor nicht so richtig. Aber die hektische Betriebsamkeit unter ihr machte sie unruhig. Vor allem, weil sie sich echt nicht sicher war, wie die Leute alle hier hoch kommen sollten. Sie würde nur zu gerne mit anpacken, aber vorerst saß sie hier oben fest. Aber das hieß ja nicht, dass sie hier stehen bleiben musste, oder?

    "IHR MÜSST KURZ OHNE MICH AUSKOMMEN, ICH SCHAUE MICH NOCH EIN BISSCHEN UM!"
    "LASS DICH NICHT VON DEN ZOMBIEKANNIBALEN FRESSEN!"
    "KEINE SORGE!"
    "NEIN, EHRLICH. LASS DICH NICHT FRESSEN!"

    Rich grinste ihr zu und Zoe blickte noch einmal auf die kleine Gruppe unter ihr. Ihr Blick blieb - mal wieder - an Casey hängen. Fuck it. And fuck him. Bevorzugt, bevor einer von ihnen von der Klippe stürzte und die Sache mit dem Sex dann ungleich komplizierter werden würde.

    "CASEY?!"
    "...JA?"
    "...ähm...STIRB NICHT, SOLANGE ICH WEG BIN, KLAR?"
    "JA, KLAR!"

    Er schien ein bisschen irritiert von diesem doch recht offensichtlichen Wunsch.

    "DAS WÄRE... wäre..."

    Zoe schloss die Augen. Das letzte Wort flüsterte sie zu dich selbst.

    "...doof."

    Untertreibung des Jahrtausends, Zoe. Untertreibung des Jahrtausends.

    Sie hatte sich einiges vorgenommen - aber sie wollte auch nicht zulange wegbleiben, vor allem, weil sie ja in jedem Fall integraler Bestandteil des Plans war. Also, in die Hände gespuckt und losgelegt!

    1.) Zunächst wollte sie sich die Klippen noch einmal kurz genauer anschauen. Wuchs da irgendwo ein Baum oder stand da ein Stein, an dem man das Seil befestigen konnte?
    2.) Danach würde sie dem Flussverlauf folgen - nicht weit, maximal 10 Minuten in Richtung des Waldes.
    3.) Auf ihrer Wanderung würde sie nach verdächtigen Strukturen Ausschau halten - schließlich musste ja diese dämlich Lüftung aus dem Büro auch irgendwo wieder rauskommen.

  3. #223
    Ja, großartig. Erneut Zeit verschwendet.
    Nova hätte sich auf den Kopf stellen können, dieses Mistding war einfach nicht von dieser Seite aus zu öffnen. Es war einfach zum Haare ausraufen. Warum war diese Türe hier, wenn es keinen Weg gab sie zu öffnen? Es war, als wolle sie eine höhere Macht einfach nur in die Irre führen.
    Verärgert ließ die Schwedin von der Türe wieder ab und machte sich erneut auf den Weg nach draußen.


    Wieder am Ufer angekommen konnte Nova gleich mitbekommen, dass sich wirklich jeder versuchte aktiv zu beteiligen. Das war eine wirklich angenehme Überraschung. Vor allem von Brix hatte sie das nicht erwartet.

    "...wickelt sich das sicher um. Dann kann keiner richtig abstürzen. Also... haben wir irgendeine Möglichkeit, das Seil... länger zu machen? Hat noch jemand sowas dabei? Und hat jemand genug Kraft, um das Greifding vom Reifen abzureißen? Sonst können wir auch einfach den Reifen ganz lösen und beides zusammen mitnehmen. Dann müssen wir nur die scheiß... Speichen hier durchtrennen."

    Eine Verlängerung des Seiles... ja, das wäre eigentlich eine super Idee. Doch woher nehmen?
    Nova schaute noch einmal zu den Bäumen hin und fluchte innerlich leise, dass hier ein verdammter Laubwald war.

    "Wenn das hier alles ein wenig tropischer wäre, dann hätte man ja Lianen nehmen können, aber hier wächst ja wirklich nur ein Laubbaum am nächsten und lange Stränge von..."

    Moment. Lange Stränge? So wie... Kabelstränge? Nova konnte sich gerade wieder kristallklar an ihre Zeit bei ICTM erinnern. Wie viele Kabel sie da durch Rohrleitungen gelegt hatte. Kabel so dick wie ihre Finger.
    Das Flugzeug. All die Elektrik darin musste ja auch verkabelt werden und das möglichst platzsparend. Also wären die Kabel dort bestimmt schön zusammengefasst worden.

    "Wir müssen zum Flugzeug. Wenn noch etwas davon übrig ist. In dem Schrotthaufen können wir bestimmt noch lange Kabelstränge finden. Wer kommt mit und hilft mir?"

    Geändert von Gendrek (23.05.2016 um 19:26 Uhr)

  4. #224
    Fabian war immernoch überrascht von der Wendung welche die Dinge gerade nahmen. Hilfe würden sie offensichtlich keine bekommen, ganz im Gegenteil, jemand brauchte ihre Hilfe. So schade es auch war, dass ihre Rettung doch nicht unmittelbar bevorstand, so hatten sie doch nun die Pflicht zu helfen. Zumindest aber würden sie dann sicher erfahren wo sie hier waren, denn offensichtlich war das hier nicht nur eine einfache, verlassene Insel, irgendetwas war hier doch im Busch? 4A... sprach er halb zu sich und halb zu den anderen... Das klingt wie der Abschnitt eines Gebäudes beziehungsweise Gebäudekomplexes. Ich tippe auf eine Art Bunker oder etwas ähnliches unterirdisches, wenn wir schon auf einer Insel sind, die auf keiner Karte die ich kenne ist. Auch wenn er versuchte es nicht zu zeigen, ärgerte er sich innerlich tierisch darüber, dass er so kopflos nach oben geklettert und sich dabei verletzt hatte. Jetzt wollte er mehr nach oben denn je, allerdings konnte er das vergessen. Mit dem jetzigen Zustand seiner Schulter würde er keinen Meter weit kommen. Es behagte ihm aber auch nicht hier einfach nur herumzustehen und den anderen dabei zuzusehen wie sie etwas unternahmen. Er war ein Mann der tat, eine Art Voraussetzung in seinem Beruf.
    "Wir müssen zum Flugzeug. Wenn noch etwas davon übrig ist. In dem Schrotthaufen können wir bestimmt noch lange Kabelstränge finden. Wer kommt mit und hilft mir?"
    Das war eindeutig ein Vorschlag ganz nach Fabians Geschmack. Er mochte vorerst nicht mehr klettern können, allerdings funktionierten seine Muskeln nach wie vor Einwandfrei. Er sah nichts, das ihn rein körperlich daran hindern konnte Nova, der Militäringenieurin, zu helfen. So würde er seine gewünschte SInnvolle Aufgabe haben und auch wenn er nicht selbst nach oben konnte, konnte er zumindest seinen Teil dazu beitragen, den Aufstieg etwas leichter und somit auch ungefährlicher zu machen. Ich bin dabei Nova. Wenn ich schon nicht nach oben kann, möchte ich zumindest von hier unten aus helfen. sagte Fabian gut vernehmbar und hob den Arm mit der unverletzten Schulter in die Höhe, um zu signalisieren, dass er ihr dabei helfen wollte, Vorbereitungen für das Klettern zu treffen.

    Geändert von wusch (23.05.2016 um 19:58 Uhr)

  5. #225
    Zoe ging noch einmal eilig die Klippe auf und ab. Vielleicht hatte sie eine Stelle übersehen, an der man das Seil vernünftig festbinden konnte, vielleicht ein Baum mit einem dünneren Stamm oder ein Stein, der die passende Form hatte. Allerdings fand sie nichts wirklich passendes - in Klippennähe standen nur wenige Bäume, und wenn, dann hatten sie zu dicke Stämme, sodass das verbleibende Seil deutlich kürzer wäre. Naja, falls sie im Wald nichts hilfreiches finden würde, konnte man das ja immer noch versuchen, bis ein paar der Anderen nach oben geklettert waren.

    Schnaubend drehte sie sich weg und machte sich wieder auf den Weg zum Bach - oder besser gesagt der Stelle, an der der Bach gewesen war. Sie folgte also nun dem Flussbett. Zunächst noch auf offenem Feld, dann legte sich der Schatten des Waldes über sie wie ein grüner Schleier. Es waren auf den Seiten des Baches häufiger Spuren zu sehen als es noch im Tal der Fall gewesen waren, alle sahen aber tierisch aus. Offenbar war das hier normalerweise, wenn denn Wasser da war, eine Trinkstelle der Tiere, ob klein oder groß. Eine beruhigende Stille hatte sich über den Wald gelegt, nur hin und wieder durchbrochen vom Gesang einiger Vögel.
    Das Bachbett führte mit leichten Windungen durch den Wald, langsam aber stetig aufwärts. Was natürlich Sinn ergab - Wasser fließt bergab. Die Vegetation wurde mal dichter und dann wieder lichter, aber alles in allem schien sie sich kaum von den Pflanzen im Tal zu unterscheiden. Bis auf eine Sache, die Zoe seltsamerweise erst nach einiger Zeit auffiel: Es gab hier keine Kiwanos. Woran auch immer das liegen mochte, aber das störte sie jetzt auch nicht. Sie hatte genug von diesen Früchten gehabt und mit dem Buch, das sie in der Höhle gefunden hatten, war es bestimmt auch kein Problem andere essbare (und vielleicht schmackhaftere) Pflanzen zu finden.

    Sie war nun soweit, dass sie beschloss, noch um die nächste Bachwindung herumzulaufen und dann wieder umzudrehen. Sie hatte nichts gefunden, keinerlei verdächtige Strukturen. Die gesamte Situation begann sie mehr und mehr zu frustrieren. So eine Scheiße. Warum musste das ausgerechnet ihr passieren? Um die nächste Windung herum - und wie angewurzelt blieb sie stehen. Vor ihr stand eine Frau, die sie ebenfalls überrascht anblickte. In der Hand hielt diese einen gefährlich aussehenden Speer, trug verdreckt aussehende braune Kleidung und trug die leicht verwilderten Haare offen. Um die Schulter hatte sie ein Seil gewickelt.



    Einen Moment lang sahen sich die beiden schweigend an. In Zoe stieg Panik auf, die andere Frau sah gefährlich aus. Sie überlegte, wie sie am besten davon käme - wäre sie doch nur nicht alleine in den Wald gegangen!

    Die Fremde stellte den Speer mit der Spitze nach oben auf dem Boden ab. Ruhig blickte sie Zoe an: "Du scheinst noch normal zu sein. Gehörst du zu den Abgestürzten?"

    Mehr als ein kleinlautes "Ja" brachte Zoe nicht heraus.

    "Ich bin Sarah, ich dachte mir, ihr braucht vielleicht Hilfe. Wir müssen uns beeilen, bevor es dunkel wird."

    Geändert von DSA-Zocker (23.05.2016 um 20:33 Uhr)

  6. #226
    Nach den kurzen Besprechungen machte sich Richard noch einmal in die Höhle auf. Nass war er ja so oder so schon und er rechnete auch nicht damit, noch einmal trocken zu werden.
    Dort angekommen und Nova ein unverwechselbares Grinsen zuwerfend, die gerade wieder aus der Höhle kam, wollte er sich besagte Lüftung einmal genauer ansehen, die in der Höhle zu finden war.


    Geschickt und agil wie er war, würde er sich das Lüftungsgitter genauer ansehen und überprüfen wollen, ob sich dieses abnehmen lassen würde und im aller-, ja wirklich, allerbesten Fall sogar über einen Lüftungsschacht verfügte der via Leiter begehbar war.
    Sollte dies nicht der Fall sein, würde er direkt bei der Lüftung mit einem Schulterzucken versuchen die Elektrik zu zerstören. Also Kabel durchschneiden, rausrupfen, mit nicht leitenden Materalien wie einem Ast drin rumstochern.

  7. #227
    "Du scheinst noch normal zu sein. Gehörst du zu den Abgestürzten?"

    Zoe blickte an sich nach unten. Ja, sie war definitiv noch halbnackt. Normal.

    "Ich bin Sarah, ich dachte mir, ihr braucht vielleicht Hilfe. Wir müssen uns beeilen, bevor es dunkel wird."
    "Woher...?"
    "Naja, ihr habt doch gefunkt, oder? Oder sind noch mehr Flugzeuge...?"
    "Ach DAS haben die da unten getrieben! Die anderen scheitern an dieser einen Steilwand, die ich hochgeklettert bin."
    "Deswegen bin ich hier"

    Die ältere Frau deutet auf das schwere Seil und machte Anstalten loszugehen. Zoe blieb noch ein paar Sekunden wie vom Donner gerührt stehen, bevor sie sich auch umdrehte und der älteren Frau folgte. Sie marschierte schnurstracks und mit militärischer Sturheit los, die zur Abwechslung einmal sprachlose Zoe im Schlepptau.

    "Ähm, was meinst du mit...normal?"
    "Hattet ihr noch keine Auffälligkeiten?"

    Ähm...? Doch...? Aber Zoe war sich recht sicher, wenn sie davon erzählte, dann würden sie heute Abend Sam- und Casey-Schaschlik verspeisen.

    "Nein, naja, mal davon abgesehen, dass wir natürlich alle ein bisschen durch sind wegen dem Absturz und so..."
    "Wie viele?"
    "Was? Ähm...wir sind so um die 20 Personen?"

    Sarah machte ein Geräusch, dass Zoe nicht so richtig deuten konnte.

    Nach einiger Zeit waren sie dann auch wieder an der Steilwand angekommen. Zoe joggte ein wenig voraus, damit die Leute da unten keinen Schock bekamen.

    "HEY!"
    "ZOE IST WIEDER DA!"
    "ICH...ÄHM...ICH HABE HILFE GEHOLT?"

    Dann blickte die junge Frau zu Sarah und war gespannt, was diese jetzt tun würde.

  8. #228
    Rich stieg nun also auch auf den selben Tisch, auf den Ross bereits vorhin gestiegen war und betrachtete das selbe Lüftungsgitter, dass Ross bereits vorhin betrachtet hatte. Und auch er stellte fest - ohne Werkzeug ließ sich das Gitter eindeutig nicht entfernen. Zudem war es ohnehin recht schmal und wies auch keinerlei Elektronik auf - zumindest nicht dort, wo er es sehen konnte. Der Schacht, aus dem die Luft kam, war recht dunkel, aber es sah so aus, als würde der Schacht bereits nach einem kurzen Weg nach rechts abknicken - vermutlich lag dort irgendwo das Gebläse, aber mehr konnte er von hier nicht wahrnehmen.


    "ICH...ÄHM...ICH HABE HILFE GEHOLT?"

    Sarah nahm das Seil von ihrer Schulter herunter und lief zu einem der dicken Bäume auf der anderen Seite des Baches, der etwa zwei Meter vom Rand der Klippe entfernt stand. Sie begann es langsam auszurollen und lief einmal um Stamm herum, verknotete es mit einem kompliziert wirkenden Knoten und warf dann den Rest des Seils über den Rand der Klippe herab. Das Seil war deutlich länger als das, das sie in der Höhle gefunden hatten.

    "ZU ZWEIT KÖNNEN WIR EUCH NICHT SO GUT SICHERN, WIR SOLLTEN HIER OBEN MINDESTENS ZU FÜNFT SEIN, DAMIT WIR EINEN STURZ ABFANGEN KÖNNEN!", brüllte sie von oben herab. "UND KÖNNTET IHR DEN SCHALTER FÜRS WASSER WIEDER UMLEGEN? DANN HABEN WIR IM DORF AUCH TRINKWASSER."

    Episodenendaufgabe angepasst:

    Für die Teilaufgabe Klettern werden nur noch 3 Teilnehmer gebraucht, der Rest kann dann mit dem Seil gesichert ohne Risiko nach oben klettern

    Geändert von DSA-Zocker (24.05.2016 um 01:05 Uhr)

  9. #229
    Irgendeine seltsame Form von gemischten Gefühlen war in Ross aufgestiegen als es hieß, sie müssten alle irgendwie über die Klippe kommen. Diese scheiß Klippe. Er beschloss, dass sie für dieses Szenario hier seine Nemesis sein musste - erst kletterten alle wie verrückt rauf und purzelten nach der Reihe wieder herunter, und er hatte sich immer im Recht gesehen, dass das Risiko zu hoch war. Und dann stellte sich heraus, dass dieser Weg anscheinend nicht nur sicherer war, als hier zu bleiben, sondern er selbst den Aufstieg auch noch wagen musste. Nur über meine Leiche, hatte er gedacht, aber im Anbetracht seiner eigenen Vermutungen und dem, was diese Frau gesagt hatte - Seid vorsichtig und beeilt euch, bevor es euch auch noch erwischt! - war das offenbar nicht mal nur ein Spruch.
    Also mischte sich eben eine Art von Genugtuung, dass er nicht völlig auf der falschen Fährte gewesen war mit Panik und dem erdrückenden Gefühl von Unfähigkeit.
    Als Nova Ross das Funkgerät in die Hand drückte, hätte er am liebsten ihre Hand gepackt und ihr gesagt, dass er es nicht schaffen würde. Dass er niemals diese Klippe erklimmen konnte. Dass sie ihn alleine zurücklassen mussten.
    Aber er war beherrscht genug, oder vielleicht auch nur gelähmt von dieser Erkenntnis, dass er einfach stumm blieb und ihr zusah, wie sie noch einmal in der Höhle verschwand.

    Auch die anderen hatten sich nützlich gemacht, oder versuchten es wenigstens. Sie schienen einen Antrieb aus der bevorstehenden Aufgabe zu ziehen und es wurden unterschiedlichste Ideen vorgebracht. Reiß dich doch zusammen, Mann, ärgerte sich der Geschäftsmann über sich selbst. Lösungen für Probleme zu finden war immerhin Teil seines Jobs, das konnte doch hier auch nicht so schwierig sein.

    "Wir müssen zum Flugzeug. Wenn noch etwas davon übrig ist. In dem Schrotthaufen können wir bestimmt noch lange Kabelstränge finden. Wer kommt mit und hilft mir?" Nova war offenbar an der Tür gescheitert, hatte aber nichts von ihrem Tatendrang verloren.
    Ich bin dabei Nova. Wenn ich schon nicht nach oben kann, möchte ich zumindest von hier unten aus helfen.
    Die beiden nickten sich zu und wollten sich scheinbar auf den Weg machen. Sie waren fast am Waldrand angekommen, als oben auf den Klippen eine bekannte Gestalt erschien.
    "HEY!"
    Dass er diese Stimme jemals mit Erleichterung empfangen würde, überraschte Ross selbst. Aber seine größte Hoffnung klebte quasi an Zoe, die es schon nach oben geschafft hatte und einen besseren Überblick haben musste.
    "ZOE IST WIEDER DA!"
    "ICH...ÄHM...ICH HABE HILFE GEHOLT?"

    Hilfe?
    "ZU ZWEIT KÖNNEN WIR EUCH NICHT SO GUT SICHERN, WIR SOLLTEN HIER OBEN MINDESTENS ZU FÜNFT SEIN, DAMIT WIR EINEN STURZ ABFANGEN KÖNNEN! UND KÖNNTET IHR DEN SCHALTER FÜRS WASSER WIEDER UMLEGEN? DANN HABEN WIR IM DORF AUCH TRINKWASSER."
    Hilfe!
    Der Geschäftsmann merkte, wie augenblicklich Leben in seine Gliedmaßen zurückkehrte und sein Kopf wieder bereit war, zu denken.
    Was für eine lächerliche und ärgerliche Sache, dass er sich von der mistigen Klippe so aus dem Konzept bringen hatte lassen. Fast peinlich.

    "HEY RICH!", rief er nun in Richtung der Höhle. Er wusste, dass der Junge hineingegangen war und kein Problem haben würde, durch den Wasserfall wieder zurückzukommen. Er selbst hatte aber immer noch Funkgerät und Pistole und wollte nicht riskieren, dass diese Sachen nass werden würden. "HINTER DEM BÜCHERREGAL IST EIN SCHALTER! DRÜCK DA DOCH BITTE MAL DRAUF BEVOR DU WIEDER RAUS KOMMST, JA?"

    Geändert von Lynx (24.05.2016 um 10:30 Uhr)

  10. #230
    Richard, über und über mit Staub seiner letzten Exkursion bedeckt, streckte den Kopf aus der Höhle und rief ein halb grantiges, halb amüsiertes "WAS IS'?" über den See.

    Ross fasste sich an den Kopf und brüllte zurück: "DU SOLLST DEN SCHALTER AM BÜCHERREGAL UMLEGEN!"

    "GEHT NICHT!"
    "Was...? Wieso...? WIESO?", kam es wieder von Ross, der schon wieder eine erneute Katastrophe befürchtete.
    "KRIEG AUSSCHLAG, WENN ICH ZU NAH AN BÜCHER GEHE, ISSO!", schallte es über den See und Ross konnte sehen, wie sich der junge Sportler augenscheinlich über seinen eigenen Witz köstlich amüsierte.
    "Dieser Junge...", sagte der Manager halblaut zu den Umstehenden und schüttelte den Kopf, als Richard schon wieder in den Eingeweiden der Steilklippe verschwunden war und gar nicht gemerkt haben schien, wie genau über ihm, gut 25 Meter über seinen Kopf, das Szenario mit dem Erscheinen von Sarah grundlegend verändert hatte.

    Drinnen angekommen suchte der Schüler den Knopf am Bücherregal und betätigte ihn mit einem Schulterzucken ohne recht zu wissen was er tat - aber das war er gewohnt. Sorgen machen würde er sich später noch können - sofern er es nicht vergessen oder abgelenkt werden würde.

    Draußen wieder angekommen, starrte Richard zur Gruppe, blieb in Siegerpose stehen und rief:
    "ERLEDIGT! WAS MACHT DER SCHALTER EIGENTLICH?"
    Ross wollte gerade antworten, als Mutter Natur mit Hilfe von Cousin Technik das Antworten übernahm.
    Ein riesiger Schwall Wasser krachte von oben herab als der Wasserfall wieder seinen Betrieb aufnahm und spülte den völlig überraschten Richard vom Eingang der Höhle in den See, wo er sich unter Wasser mehrfach überschlug und dann prustend und schnaubend wieder auftauchte und verdutzt Richtung Ufer schwomm.

    Zu seiner Überraschung ging Brix halb in die Knie und reichte ihm die Hand, um ihn an dieser etwas höheren Uferstelle schnell herauszuhelfen.
    Mit einem spöttischen Grinsen fixierte sie ihn dann, als er wie ein begossener, klatschnasser Pudel neben ihr stand und meinte: "Musst du dich wirklich vor jedem Eingeborenen den wir hier treffen zum Affen machen?"
    "Hier gibt es keine Affen und keine Eingeborenen,", kam maulig zurück und Brix' Grinsen wurde noch breiter: "Doch, doch, ich denke, ich sehe von jeder Sorte Einen."
    Damit legte sie ihm die Hand auf die Schulter und zeigte nach oben.
    "Holy Shit... es gibt heiße Höhlenbabes auf der Insel?"
    "Das ist Sarah. Vom Funkgerät. Sie wird uns helfen die Klippe zu erklimmen."
    "Coole Sache. Wenigstens ist sie keine von den Leichenfressern.", grinste Richard und die anderen sahen ihn an.
    "Ehm... ihr habt sie doch gefragt was mit den Leichen ist, oder?", kam es verdattert von Rich zurück, während die Anderen unbehagliche Blicke tauschten.
    "Echt jetzt? Wir vermissen 412 Leichen die gestern über Nacht von einem unsichtbaren Bagger weggeschafft wurden und Niemand fragt die keulenschwingene SnuSnu-Frau wo unsere Leichen sind? Die Eltern von Ikerchu und von Low-Ping?"
    "Dazu haben wir später noch Zeit.", sprach Ross eindringlich als Stimme der Vernunft. "Im Moment sollten wir zu Zoe aufschließen. Sarah ist der Meinung, dass wir hier unten nicht sicher sind."
    "Wenn wir drei weitere Helfer nach oben schaffen, sollten wir zu fünft das Seil problemlos halten können.", warf nun auch Fabian ein der als Feuerwehrmann solche Szenarien natürlich kannte und gedanklich wohl schon durchgespielt hatte. "Nachteil ist jedoch, dass die drei Freiwilligen zuerst alleine und ohne Schutz hochklettern müssen."
    "Also, gibt es Freiwillige?", übernahm Ross wieder Wort und Initiative.

    "Pfff, Piece of cake.", lachte Richard und warf sich in Heldenpose.
    "Wieso du, Richard?", fragte Bree, augenscheinlich noch immer in Sorge von seinem letzten Absturz.
    "Weil ich klettern kann wie ein Affe.", grinste der Sportler überheblich und streckte Brix die Zunge raus.
    "Außerdem ist bei mir die Chance abzustürzen deutlich geringer, weil ich schonmal abgestürzt bin. Statistik, BITCHES!", lachte er laut.
    "Thats not... how it works...", kam leise von Amy, doch da hatte Rich die Entscheidung schon gefällt und sich freiwillig dazu gemeldet nach oben zu klettern!

    Geändert von Daen vom Clan (24.05.2016 um 11:13 Uhr)

  11. #231
    Im Laufe des Gesprächs war es um sie herum etwas ruhiger geworden. Doch während Bree immer noch das Bild betrachtete erscholl plötzlich eine laute und völlig unbekannte Stimme über ihren Köpfen. Bree scheinbar zu eingenommen von dem Anblick auf dem Foto merkte davon nichts, doch Sam schaute sich kurz um und sah die beiden Frauen oben auf der Klippe, das Seil, dass von einem Baum gehalten von einer der beiden hinab geworfen wurde und die kleine Schaar, die sich unterhalb davon versammelt hatte.
    Nach einigen Momenten realisierte er, was er da sah und was es zu bedeuten hatte.

    "Klettern...
    Ich... ich denke... ich kann helfen..
    "

    Murmelte er halblaut mehr zu sich selber, doch schaute er kurz darauf Bree fragend an. Die noch immer etwas verblüfft wirkende Teenagerin schaute ihn nur an, nickte dann aber leicht. Sam war nicht sicher, ob sie ihn verstanden hatte oder ob es eher ein Reflex war, also schaute er sie noch eine weile wartend an, ob da noch mehr kommen würde. Als nichts weiter geschah nahm er das Foto sanft aus ihren Händen, verstaute es wieder an seinem angestammten Platz und erhob sich ächzend.

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    Gemeinsam mit seiner treuen Krücke humpelte er langsam zu der Traube an Menschen hinüber. Er kannte die anderen nicht genug um das zu wissen, aber er vermutete stark, dass hier wohl keiner dabei war, der so viel Ahnung vom Klettern, Sichern und von Knoten hatte wie er.
    Das im Hinterkopf fasste er genug Mut um erneut seine Stimme zu erheben und sprach die anderen an, bemüht weder Rich noch Brix direkt anzuschauen.

    "Darf... darf ich etwas... sagen?"

    Wieder das verhasste aber verständliche misstrauen. Die Blicke wanderten erst zu Sam und dann - teilweise etwas besorgt und bei manchen sogar schuldbewusst - dorthin, wo er herkam und damit zwangsläufig zu Bree, die immer noch im Lager hockte und ihre Hände anstarrte, wo zuvor das Bild gewesen war. Erleichterte und gleichzeitig noch besorgtere Blicke zurück zu Sam. Ob sie sich Gedanken darüber machten, was mit Bree los war und warum Sam alleine herumlief?
    Zumindest erhob keiner Einwände. Also fuhr Sam etwas sicherer fort.

    "Ich klettere schon seit Jahren quasi professionell. Ich kenn mich mit Seilen und Knoten aus. Ich könnte euch zeigen, wie ihr das Seil binden müsst, damit es euch beim Klettern unterstützt. Mit den richtigen Techniken ist es sogar relativ leicht, selbst für ungeübte Kletterer. Ein paar Tipps beim Aufstieg könnte ich euch auch geben.
    Wenn die da oben noch ein zweites Seil haben, dann könnte ich damit sogar eine Art Sicherheitsgurt basteln, der Abstürze praktisch unmöglich macht.
    "
    "..."
    "Ihr könnt die Knoten ja alle überprüfen. Und wenn ihr wollt, dann kletter ich zuerst damit. Wobei ich lieber als letztes hoch sollte, um die Knoten jedesmal neu anzupassen. Wegen unterschiedlicher Körpergröße, mein ich."

    Damit erschöpfte sich sein Mut fürs Erste und er schaute die umherstehenden fragend an. Wobei es eher ihre Füße als ihre Köpfe waren, was er anfixierte.

    "Was ist mit Bree?"
    "Bree?" irritierter Blick zurück.
    "Nichts. Wir haben nur geredet."
    "Und deshalb lässt sie dich alleine hier herumlaufen?"
    "Ich hab gesagt, dass ich euch helfen kann. Und sie hat genickt."

    Etwas irritiert blickte er wieder in die Runde.

    Geändert von Eddy131 (24.05.2016 um 13:09 Uhr)

  12. #232
    Kaum hatte der Deutsche zu Ende gesprochen, schloss Bree lächelnd auf und stellte sich in ihrer sonnenscheinigen Art neben ihn, als wollte sie seinen Worten nur mit einem Lächeln mehr Wucht verleihen. Sie hatte wirklich ein Talent dafür, mit jedem klar zu kommen, egal um was für einen Idioten es sich auch handelte. Neben Rich war nun auch Sam ein Beispiel dafür.

    Brix vertraute ihm nicht. Sie konnte sich sogar vorstellen, dass er nur behauptete, professionell geklettert zu sein, um auf andere interessanter zu wirken. Vielleicht wollte er sich auf diese Weise rehabilitieren. Trotzdem würde sie sein Angebot nicht ausschlagen. Er könnte ruhig als erster klettern. Oder als letzter. Wenn er mit dem Knoten Mist anstellen würde, hätte ihre neue Freundin Sarah sicherlich genug Ahnung, um seine Fehler spätestens nach dem ersten Kletterer zu korrigieren. Jedenfalls sah sie in so ziemlich jeder Hinsicht fähiger aus. Vielleicht war es eine Anmaßung, ihr so blind zu vertrauen, doch die Alternative wäre gewesen, weiter hier im Tal zu versauern oder beim Aufstieg sicher ein halbes Dutzend ihrer Mitstreiter abstürzen zu sehen.

    "Okay, also Rich, ich und wer?", resümierte sie fragend und teilte damit auch ihre Entscheidung mit, ebenfalls als eine der drei Ersten die Klippen hinauf zu klettern und damit den zweiten Anlauf zu wagen, nachdem der erste wenig erfolgreich geendet ist. Dieses Mal würde sie sich einfach zwingen, nicht an Vergangenes zu denken und mit ihrer ganzen Konzentration bei der Aufgabe zu bleiben. Die Hilfsmittel, auf die sie bei Versuch eins verzichtete, würden ihr Übriges leisten. "Mir egal, wer anfängt. Aber beeilt euch bitte. Ich hab keinen Bock mehr auf Kiwanos. Ich hoffe, ihr habt im Dorf geilere Sachen." Bei den letzten Worten sah sie nach oben zu Sarah, schüttelte dann jedoch mit dem Kopf. "Nicht antworten! Ich will das einfach glauben, bis ich oben bin."

    [Brix klettert als eine der ersten 3.]

    Geändert von MeTa (24.05.2016 um 17:41 Uhr)

  13. #233
    Brix schaute hoch zur Klippe.

    "ZOE!"

    Ein Kopf schaute herunter, deutlich ungeduldig.

    "WAS?! KOMMT IHR NUN HOCH ODER WAS IST LOS?"
    "SCHMEIß MAL RICHS EI WIEDER RUNTER! ER BRAUCHT WOHL DOCH ZWEI!"

    Ein Grinsen von oben und ein Grinsen von Rich.

    "Kannst ruhig zugeben, wenn du neidisch bist. Ich leih's dir auch mal aus."

    Da landete ein Bündel an Kleidungsstücken das mit einem Seil zusammengebunden war zwischen ihnen.

    "IST IHM DAS GROß GENUG?"

    Sam humpelte zum Seil und mit ein paar gezielten Bewegungen hatte er aus dem Seil ein durchaus Stabil wirkendes Geflecht geknotet, in das er hineinstieg und es wie eine Hose anzog.

    "Geiler String, steht dir echt gut."
    "Wer ist den jetzt neidisch?"

    Davon ließ Sam sich nicht irritieren, konzentriert und mit flinken Fingern machte er einen aufwendig aussehenden Knoten in die Vorderseite, dann drehte er sich zu den anderen um und hielt den eben vollendeten Knoten in die Höhe.

    "Hier vorne, diese Stelle müsst ihr lösen, dann könnt ihr die Breite anpassen. Danach nur noch diese Schlaufe hier durch und es festziehen, dann sitzt es bombenfest.
    Die Herren besonders, aber auch die Damen sollten darauf achten, dass diese Stränge hier druckfest verlaufen, also vor dem Klettern durchaus einmal Kräftig am Seil nach oben ziehen und prüfen, dass nichts schmerzt.
    "

    Damit zeigte er auf die beiden parallel zwischen seinen Beinen verlaufenden Stränge und zog einmal Kräftig an einer Schlaufe vor seinem Körper nach oben. Man merkte, dass er hier in seinem Element war und er es schon häufiger erklären musste. Und trotz der improvisierten Ausrüstung wirkte alles professionell und so, als ob man sich darin sicher fühlen könnte.

    "Durch diese Schlaufe hier kommt dann das Kletterseil und rutscht darin entlang. Der Knoten hier wird euch aufhalten, wenn ihr runterfallt. Bei normalem Klettern gleitet das Seil da einfach hindurch, solltet ihr aber Fallen wird sich der Knoten durch den Ruck und die größere Reibung zusammenziehen und euch oben halten. Daher als Tipp: Fallt nicht direkt nach einem Meter runter, dann hat der Knoten noch nicht genug Zeit um sich festzuziehen. Beim Fallen packt niemals an den Knoten hier, sonst besteht die Gefahr, dass ihr eure Finger darin einquetscht oder ihr euch Reibungsverbrennungen zuzieht. Am besten Zieht sich jeder Handschuhe oder ein Stoffstück über die Hände. Und haltet euren Schwerpunkt möglichst nah an der Wand, so lässt es sich einfacher klettern."

    Während der Erklärung führte er jede Handlung einmal vor und griff sich aus dem Kleidungsbündel, in dem das Seil eingewickelt war, ein Stoffteil um sich die Hände damit zu umwickeln.
    Besonders wie der Knoten des Gurtes festgemacht und wo das Seil durch die Schlaufe gezogen werden musste, erklärte er mehrmals, um sicher zu gehen, dass die Nachfolgenden keine Probleme damit hatten. Nach ein paar weiteren Tipps humpelte er dann zur Wand, knotete seine Krücke an einen schnell angebrachten Schmetterlingsknoten und wollte gerade anfangen die Klippe emporzusteigen.

    "Wird das mit deinem Bein überhaupt funktionieren? Ich meine, du brauchst ja schon zum laufen eine Krücke..."

    So, als ob er es gerade erst gemerkt hatte schaute er sein verletztes Bein an.

    "Ach das. Das ist kein Problem. Das Bein brauch ich nicht."

    Bei seinen Touren hatte er immer wieder Schulungen gemacht, in denen auch einbeiniges oder sogar nahezu einarmiges Klettern Teil des Programms war. Immerhin konnte man auch am Berghang einen Krampf bekommen oder sich irgendwie verletzen. Und an einer Steilwand klebend war es schon etwas schwierig einfach mal ne Pause zu machen und sein Bein zu versorgen. Außerdem hatten sie sich öfter mal einen Spaß daraus gemacht und Ein-Bein-Wettrennen veranstaltet. Nicht ganz reif und auch nicht ganz ungefährlich, aber Spaß hatten er und seine Gefährten dabei allemal. Und hey, man ist nur einmal jung.
    Nach einem eingehenden Blick die ganze Felswand hinauf zog Sam sich also an einem Vorsprung hoch und stieg geschickt und erstaunlich schnell und ohne sein linkes Bein auch nur in die Nähe der Steinwand zu bringen, einige Meter hoch, bis er sich plötzlich und mit Schwung von der Wand abstieß und der Menge entgegen fiel. Aufschreie und Keuchen waren zu hören, doch der Knoten hielt und Sam hing freihändig über ihnen.

    "Ich denke, das sollte als Beweis reichen, dass der Knoten sicher ist?"

    Dabei blickte er ernst und dann sogar leicht verschmitzt zu der überraschten Gruppe hinab, bis er sich wieder an der Wand festhielt.

    "Der Knoten hält euch so lange fest, bis ihr den Druck von ihm nehmt. Also könnt ihr einfach wieder zur Felswand rüberschwingen und weiterklettern, der Knoten lockert sich dann und gleitet wie zuvor durch die Schlaufe."

    rief er noch hinab und ging dann den Aufstieg in ähnlichem Tempo wie zuvor an.

    Geändert von Eddy131 (24.05.2016 um 23:24 Uhr)

  14. #234
    Während Sarah neben ihr ungeduldig von Links nach Rechts trippelte und das Geschehen zu ihren Füßen mit einem abschätzenden Blick begutachtete, schossen Zoe tausende Fragen durch den Kopf. Wer war diese Frau? Gibts da noch mehr? Und warum die Eile? Was für Gefahr? Warum bin ich eigentlich halbnackt? Was ist das für eine Insel? Stehe ich wirklich auf Casey oder ist das nur diese wahnwitzige Situation? Unten begab sich Sam anscheinend als erster in Kletterposition und Zoe warf noch einmal einen Blick auf Sarah. Würde sie sofort merken, dass irgendwas mit ihm nicht stimmt?

    Außerdem redete Sam anscheinend. Viel. Sarah mumelte leichte Flüche und warf immer mal wieder einen Blick zum Horizont, um den Stand der Sonne zu checken.

    Zeit, die Dinge zu beschleunigen.

    "EY RICH!"
    "WAS?!"
    "WENN DU DIESMAL HOCHKOMMST, BEKOMMST DU EINE BELOHNUNG VON MIR!"
    "MUSS ICH MICH DANN NICHT MIT SPACEY PRÜGELN?!"

    Dieser Typ...


    "EY, KAKTUS?"

    "WAS?"
    "KOMM MA ZU POTTE! ICH MUSS DA HOCH!"
    "JETZT HÖRT AUF ZU SHAKERN, WIR MÜSSEN UNS BEEILEN!"

    Das fing ja schon einmal grandios an. Die Möchtegern-Diktatorin im angesagten Ethno-Kannibalen-Look stemmte sich gegen das Seil und auch Zoe stand auf und begab sich in Position. Sie hatte seit gestern schon Bleche von Flugzeugen gerissen, Türen fast aufgebrochen, Pistolen gefunden und einen ganzen Haufen anderer Sachen gemacht, die einfach komplett wahnsinnig waren. Da war es ja wohl zu schaffen, drei Leute hier hoch zu ziehen.

    Oder?

    Geändert von Caro (25.05.2016 um 00:07 Uhr)

  15. #235
    Er wusste nicht, was es war. Die Ermüdung? Oder sein schlechter psychischer Zustand? Lag es an dem auf und ab seiner Gefühle? Hätte er sich doch aufwärmen sollen, bevor er sich an den Aufstieg machte?
    Vielleicht war er aber auch einfach nur zu überheblich gewesen zu denken, die Wand mit nur einem Bein erklimmen zu können. Mit schlechter Ausrüstung. Und sich einem Seil anvertrauend, dass er nicht selber befestigt und auf Sicherheit überprüft hatte.
    Vielleicht war es aber auch einfach Schicksal? Pech? Vorherbestimmung? Zufall? Ein Aliengott?
    Vielleicht war es etwas davon. Oder auch alles zusammen. Es machte keinen Unterschied. Er sah die Gesichter von oben immer kleiner werden. Bald würde es passieren...

    Mit geübter Bewegung Griff Sam nach oben an eine kleine Felsenkante, die einem weniger geübten Kletterer nicht einmal aufgefallen wäre, ihm aber einen guten Halt bot um sich zum nächsten sicheren Haltegriff hochzustoßen. Nur Mühsam konnte er seine Vision - ein treuer Begleiter jeder seiner Klettertouren - abschütteln.
    Obwohl er bisher nie abgestürzt war und alles eher zu oft als zu selten überprüfte, hatte er zu Beginn jedes Aufstiegs eine Vision vom Fallen. Jedesmal machte er sich dabei Vorwürfe, was er alles falsch gemacht hatte, sah den Himmel über sich und die Felsen links und rechts an sich vorbeischießen. Seltsam war, dass er beim Fallen nie nach unten schaute und er immer wieder zu sich kam, bevor er den Boden erreicht hätte. Und auch wenn die Vision Minuten zu dauern schien, verging in der realen Welt kein Augenblick und hinterließ seine Sinne geschärfter als zuvor und ließ das Adrenalin durch seine Adern pulsieren.
    Nicht zum ersten mal dachte er, dass gerade diese Eingebungen ihn bisher vor einem Unfall bewahrt hatten. Aber das konnte sich heute ändern. Denn praktisch alle seiner Vorwürfe erwiesen sich diesmal als wahr. Das Seil sah zwar stabil aus, aber wusste er, wie es oben befestigt war? Würde es halten? Oder sein Gurt. Er wusste durchaus, was er tat, als er ihn zusammenknotete, aber das Seil sah schon recht alt und verwittert aus.
    Und über seinen Körperlichen und besonders seinen Psychischen Zustand hatte er sich die letzten Tage und Wochen mehr als genug Gedanken gemacht.
    Ein Fehler reichte. Nur ein einziger und es wäre vorbei. Zumindest würde es schnell gehen.

    Und Sam hoffte, dass er dabei den Himmel sehen könnte.

    -------------------------------------------------------------------------------

    Ein Ruf von unten. Rich. Sam hörte nicht wirklich zu, rief einfach ein "WAS?" nach unten und ging davon aus, dass Rich das schon reichen würde. Der Ruf von oben als Antwort auf Rich ließ ihn erstmals realisieren, wie weit oben er schon war.
    Scheint heute wohl nicht der eine Tag zu sein.
    Aber bis er nicht oben war, blieb alles offen. Das wusste Sam, also lenkte er seine Konzentration wieder auf die Erhebungen, Vorsprünge und Haltegriffe vor ihm. Seine Welt, wie er sie am liebsten hatte. Hier konnte er abschalten und fühlte sich frei.

    Ein weiterer Griff. Ein Schwung nach oben und dann stand Sam aufrecht und blickte 2 Frauen entgegen, die das Seil festhielten, an dem er kurz zuvor noch gehangen hatte. Überrascht dachte er Die haben das erstaunlich bewegungslos gehalten... Dann erblickte er den Baum hinter den beiden und wie das Seil mehrfach darum gewickelt war. Nun ja, guter Wille und so.
    Das war viel zu schnell gegangen. Er überlegte ernsthaft wieder hinab zu steigen um den Leuten unten zu helfen und nochmal klettern zu können.
    Stattdessen ging er zu dem Baum hinüber und überprüfte im Hinblick auf das Vertrauen, dass die beiden anscheinend in ihre Knotentechnik hatten, das Seil. Nach einer kurzen Inspektion blickt er die beiden erstaunt an.

    "Der Knoten ist doch perfekt. Sogar mit doppelter Sicherung. Warum haltet ihr das Seil fest?"

    Während er auf eine Antwort wartete zog er sich den Gurt aus, öffnete die Schlaufe, in der das Seil entlang lief und bereitete es vor, damit es unten direkt wieder benutzt werden konnte.

    "HIER KOMMT DER GURT! DENKT DARAN, WAS ICH EUCH GESAGT HABE!"

    Damit warf er ihn hinunter und griff symbolisch auch an das Seil und grinste.

    "Na, dann wollen wir mal!"

    Zumindest hatte ihn die ganze Sache aufgeheitert, was momentan wohl das Beste war, was ihm passieren konnte.


    Geändert von Eddy131 (25.05.2016 um 18:13 Uhr)

  16. #236
    Sam warf das Seil hinab. Rich fing es, da er schon bereit stand und es wohl gar nicht abwarten konnte, endlich seinerseits den Aufstieg zu wagen. Der begeisterte - und manche würden sagen begnadete - Footballspieler grinste und warf einen Blick zu Brix.



    "Schön hingucken und lernen, Brittaney", wies er sie schmunzelnd an, mit einer natürlichen Arroganz ausgestattet. Sie kannte ihn aber gut genug, um zu wissen, dass er das auf seine eigene, komische Art auch sagte, weil er tatsächlich glaubte, dass sie sich dadurch etwas von seinen vermeintlichen Fähigkeiten aneignen könnte. Mal sehen, ob er Recht behalten würde. Oder überhaupt gut genug war, um als positives Beispiel gelten zu können.

    Die 19-Jährige entschied sich dazu, nicht zu protestieren, um den Fokus nicht auf den 'falschen' Namen zu lenken. Mit etwas Glück würden die Anwesenden vielleicht sogar denken, dass es sich um Brees vollen Namen handelte?!

    "BRITTANEY! DU SOLLST GUCKEN!"

    Dieses Mal sah er definitiv sie an. Er hing dort, ganz entspannt, gute fünf Meter an der Klippe, hielt sich locker mit einer Hand fest und hatte sich mit dem Oberkörper von der Wand weggedreht, fuchtelte nun mit dem Kletterwerkzeug, um ihre Aufmerksamkeit zu erlangen. "IST JA GUUUT!", erwiderte sie, halb zischend, halb fauchend und sah nun auf zu ihrem Bandkollegen. "Wir haben noch einen weiten Weg vor uns", sagte sie mehr zu sich selbst.

    "SOLL ICH SCHNELLER KLETTERN ALS KAKTUS?" Natürlich. Rich war wieder drauf und dran, einen Wettbewerb daraus zu machen. Sie wollte ihm gerade zurufen, dass er sich doch beeilen solle, da protestierte Bree schon lauthals. "KLETTER VORSICHTIG!" So einen Befehlston war man von ihr wirklich nicht gewöhnt. Aber es war selbstverständlich auch mehr Besorgnis als Einschüchterung, die aus ihrem Gesicht sprach.

    In jedem Fall unterbrach es das Schauspiel des Sportlers, der sich nun wieder ganz der Wand widmete. Die kleine Herde an Leuten, die hier mit Brittney standen, sahen allesamt zum Kletterer auf, als wäre es ein Großevent. Hier sollte es weniger darum gehen, einen Athleten bei seinem Tun zu bewundern, sondern mehr darum, zu hoffen, dass er es irgendwie schafft und sicher oben ankommt. Mit jedem Meter nahm die Nervosität, doch auch das Vertrauen in ihn, zu.

    Brix kannte diesen Kerl jetzt schon eine Weile. Und auch, wenn sie versuchte, ihm aus dem Weg zu gehen, wo es nur ging, war sie sich doch ziemlich sicher, zu wissen, dass er nicht regelmäßig klettern ging. Er war prinzipiell sportbegeistert, ja - aber das Klettern oder ein Sport, der ein ähnliches Skillset erforderte, war nicht unbedingt, was man mit ihm assoziierte. Gerade deswegen war es erstaunlich, wie - dachte sie in Zusammenhang mit Dick wirklich an dieses Wort? - grazil er sich die Wand hochzog. Kleine Pausen - und die waren nicht länger als zwei Sekunden - gab es nur dann, wenn er an eine wirklich fiese Stelle in der Steilwand kam, wie die 'gepiercte Klitoris', die er über das 'eingewachsene Haar' bestieg. Zumindest hätte er das selbst wohl so ausgedrückt. Auch der von ihm selbst als 'Erdbatzen' ausgewiesene Teil des Hindernisses rang ihm sichtbar nur einen winzigen Moment der Konzentration ab, bevor er sich davon kein zweites Mal bezwingen ließ.

    Doch mit dem Bewältigen eben dieser Hürde stieß er so langsam in den gefährlicheren Bereich vor. Der Bereich, der weiter oben war und bei dem ein Sturz kaum so sanft werden würde, wie sie es fast alle bislang erlebt haben. Lediglich Fabian war schon etwas böser von der Wand gefallen, was wohl auch das Einzige war, das den ansonsten mutigen und pflichtbewussten Kerl davon abhielt, es an Stelle von ihnen noch mal zu versuchen. Das Kuriose war, dass Brittney nicht ein einziges Mal daran dachte, wie viel Respekt - oder sogar Angst - sie vor ihrem Aufstieg hatte, so hypnotisiert war sie vom Anblick eines wohl viel besseren Kletterers, der bis dato keinerlei Probleme hatte.

    Doch es kam, wie es kommen musste. Sie selbst sah in einem Moment gar nicht zur Felswand, doch bemerkte das schreckhafte Zusammenzucken der nah bei ihr Stehenden. Als ihre Augen sich dann blitzschnell in Richtung der Felsen warfen, erblickte sie erst schemenhaft den fallenden Körper. Während nicht mal eine Sekunde verging, schlug ihr Herz bis in den Hals. Sie wollte rennen und sich noch irgendwie zwischen den Fallenden und seinen Tod werfen, doch jede Hilfe wäre zu spät gekommen. Zudem hing sie wie angewurzelt fest, schaffte es keinen Fuß vom Fleck und konnte nur dabei zusehen, wie Rich sich... wieder in der Wand festhakte?

    "HEHE, ICH WOLLTE MAL WAS AUSPROBIEREN", grinste er den unten Verbleibenden über seine eigene, rechte Schulter hinweg zu. "KEINE ANGST! Ich stürze schon n-" - "ICH HASSE DICH!" Das dürfte ungefähr das erste Mal gewesen sein, dass Bree diese Art von Worten verwendet hatte. Doch Brittney konnte die Gedanken der Drummerin nachvollziehen. "WENN WIR NACHKOMMEN, MACHEN WIR DICH FERTIG, DU PIMMEL!", rief sie hinterher, konnte jedoch nicht anders als dabei zu grinsen. Vor dem Ärger über das dumme Experiment des Klettergenies stand wohl die Freude, dass ihm doch nichts passiert war.

    Die letzten Meter brachte er dann mindestens mit der selben Leichtigkeit hinter sich - vielleicht auch angespornt dadurch, schnell möglichst viele Meter zwischen sich und die vor Angstwut schäumende Bree zu bringen, der man dennoch eine Menge Erleichterung anmerkte, als er über die Klippe zu Sam, Zoe und Sarah stieg. Es vergingen einige Momente. Anscheinend akklimatisierte sich der Klettermeister oben mit den anderen und warf das Seil erst dann wieder zurück, die Klippe nach unten sehend und erwartungsvoll in ihre Richtung blickend.

    "KOMMST DU JETZT?"


    Geändert von MeTa (25.05.2016 um 16:26 Uhr)

  17. #237
    Kaum das Rich oben angekommen war und sich die Sekunde Zeit gegönnt hatte, Zoe ein grinsendes Nicken und Sarah ein neugieriges Zwinkern zuzuwerfen, legte er sich flach auch den Boden, so dass er den kletternden Aufstieg von Brix würde beobachten können.

    Er selbst hatte damit gerechnet, dass die Kletterpartie kein Ding der Unmöglichkeit sein würde, nicht bei seiner Sportlichkeit und vor allem nicht unter den Augen der geneigten Zuschauerschaft. Aber bei Brix machte er sich etwas größere Sorgen. Doch sie konnte stur und entschlossen sein und hatte immer einen klaren, fest definierten Willen vor Augen. Den würde sie auch brauchen.
    Er selbst hatte beim Klettern gemerkt, wie es durch die lose bröckelnde Erde immer schwerer geworden war, die Klippe zu erklimmen und er war froh, dass der Rest der Überlebenden den Komfort eines Seiles genießen konnten, das sie oben halten würden.

    Brix, die 25 Meter unter dem Sportler war und nach oben blickte, warf diesem einen undeutbaren Blick zu, er revanchierte sich mit einem zuversichtlichen Grinsen und einem Daumen nach oben. Er konnte fast spüren, wie sie schmunzelnd die Augen verdrehte, als würde sie sagen wollen, dass sie weder seine Erlaubnis, noch seine Unterstützung brauchen würde und dann machte sie sich daran, ebenfalls die massive Klippe zu überwinden.

    Während Richard als geborener Sportfanatiker jeden einzelnen Schritt seines Aufstiegs noch einmal in Gedanken durchging und neu erlebte und natürlich mit dem Vorgehen seiner Kindheitsfreundin verglich, merkte er die enorme Anspannung, als er das schwarzhaarige Mädchen an der Wand klettern und kleben sah. Jedes Mal wenn sie ein bisschen Wurzelwerk abriss, setzte sein Herz aus, wann immer sich kleine Staublawinen in erdigen Krümeln nach unten senkten, wünschte er, er könnte einfach runterklettern und ihr helfen. Doch dazu war die Wand zu gefährlich und auch ihr Kletterstil zu verschieden. Er würde sie eher in Gefahr bringen als ihr helfen, soviel war ihm klar.

    Sie hatte gut die Hälfte geschafft, als Rich das erste Mal ein Zittern in ihren Armen und Muskeln wahrnehmen konnte. Sie war nicht die kräftigste Person, schien normalerweise aber viel mit ihrer Gewandtheit und Agilität ausgleichen können.
    Doch an eine Wand geschmiegt, verloren auf einer götterverlassenen Insel schien ihr das relativ wenig zu helfen.
    Mit zusammengebissenen Zähnen blickte sie nach oben. Direkt in Rich‘ Gesicht und er sah sofort, dass sie Probleme hatte.
    Es wirkte, als wäre sie gegen eine unsichtbare Barriere geklettert.

    Etwas schien nicht zu stimmen, die Anspannung und der Schock drückten schwer auf seine Schultern, sein Mund wurde trocken.
    Die Finger der Schülerin krallten sich nun in den Felsen, die Arme und Beine zitterten aufgrund der nicht ungewohnten, doch extrem anstrengenden Haltung beim Klettern. Sie konnte weder vor, noch zurück, nicht nach links und nicht nach rechts. Sie war buchstäblich zwischen den Felsen gefangen durch das Nichtvorhandensein weiterer Alternativen.

    Für Richard war klar – sie hatte sich im Kletterpfad verschätzt und nun war – absolut unerreichbar für sie – genau ein Meter zu viel zu überwinden, um auf die nächste Plattform zu kommen.
    Sie war in Lebensgefahr.

    Plötzlich schien sich für den Sportler alles in Zeitlupe abzuspielen. Das vor Anstrengung verzerrte Gesicht von Brix, ihre Augen bohrten sich in die Seinen und obschon er in Sicherheit war, schien es, als würde SEIN Leben vor dem inneren Auge Revue passieren, ganz so, wie man es kannte, wie man es sich erzählte, wenn Jemand dabei war zu sterben und sein Leben vorüberziehen sah…



    Es war ein hochsommerlicher Tag und Richard schwitzte so stark, dass er das Gefühl hatte als würde Jemand warmes Wasser seinen Rücken entlangfließen lassen. Aber das war okay, Taylor neben ihm schwitzte genauso und sein freundliches Gesicht wirkte klatschnass noch aufgedunsener als sonst. Coach Breckenrigde hatte sie Beide zu Straftraining verdonnert. Nicht weil sie schlecht waren, ganz im Gegenteil, sondern weil sie – wie er es nannte - „Schande über das Team“ gebracht hatten. Vielleicht war es wirklich nicht die beste Idee gewesen, dem überlebensgroßen Plüsch-Maskottchen der Paloma-High einen riesigen, schwarzen Strap-On umzubinden und ihn in den Flur der Freshman zu stellen, aber was sollte man machen? Sportliche Rivalität musste gepflegt werden…

    Plötzlich unterbrach Taylor seinen locker tausendsten Wurf des Footballs und starrte an Rich vorbei Richtung Schulgebäude, Naturwissenschaftlicher Trakt.
    Dort sollte die Außenfassade erneuert werden und aus diesem Grunde waren dort halb aufgebaute und noch nicht wirklich gesicherte Gerüste zu finden.
    Und in den spinnennetzartigen Eingeweiden kletterte in dieser Sekunde eine Gestalt herum.
    Richard erkannte sie sofort – Brittaney, die er seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen oder gesprochen hatte seitdem sie nun in der High School waren.

    Geschickt schlang sie ihren Griff ein ums andere Mal um die Stahlstreben und kam damit ihrem Ziel – augenscheinlich ein offenes Fenster im dritten Stock immer näher.
    Soweit sich die beiden Sportler erinnerten, war es ein Lagerraum für irgendwas vom langweiligen Fach Biologie.
    Die beiden sahen sich verwundert an und starrten dann wieder Richtung Brix. Sie hatte das Fenster fast erreicht und stieß sich in diesem Moment vom Gerüst ab, um direkt auf dem Fenstersims zu landen, was ihr mit katzenhafter Anmut auch gelang. Wahrscheinlich grinste Brix, so vermutete Rich, doch viel wahrscheinlicher nicht für lang, denn durch den Tritt des Abstoßens war das Gerüst ins Schwanken geraten und verlor in diesem Moment die hölzernen Trittflächen, die krachend nach unten stürzten und einen Rückweg auf diesem Pfade so gut wie ausgeschlossen machten.

    Wieder sahen sich die Beiden an und setzten sich wie automatisch in Bewegung, um zum Ort des Geschehens zu kommen, während Brix sich durch das offene Fenster in den Bio-Raum gleiten ließ.
    Sie hatten vielleicht die Hälfte des Weges zurückgelegt, als sie wieder am Fenster erschien, nun eine Umhängetasche um die Schultern und augenscheinlich in großer Eile, sie wirkte fast gehetzt.
    Und ihr schien klar zu werden, dass sie sich ihren Rückweg verbaut hatte.
    Richards Herz machte einen Sprung als er erkannte, dass Brix trotzdem weiter am Fenstersims herum kletterte. Sie schien nachzudenken, es wirkte, als würde sie einfach nicht an Sackgassen glauben.
    Sie streckte den Fuß aus – zu kurz.
    Sie fingerte mit der Hand an der Wand herum, suchte wohl einen Griff zum Halten, doch keine Chance.
    Es war im Grunde unmöglich, auf diese Entfernung zum Gerüst zu gelangen, es sei denn…
    Selbst auf diese Entfernung konnte er ihre Entschlossenheit sehen, als sie mit einem irrsinnigen Sprung vom Sims in Richtung Gerüst jagte und für eine Ewigkeit in der Luft zu schweben schien.
    Ein Absturz aus dieser Höhe war tödlich, keine Frage.

    Der Football, der achtlos aus den Händen des starrenden Taylors zu Boden fiel macht ein ploppendes Geräusch, als Brix den Todessprung absolvierte und mit beiden Händen eine Querstange des Stahlgerüstes erwischte und behände nach unten kletterte. Nun grinste sie wirklich und die beiden Sportler starrten einander fassungslos an und dann sprinteten sie los.

    Als sie angekommen waren, war Brix verschwunden und nicht mehr zu sehen.
    Aber die nächsten zwei Tage sollte der Biologie-Unterricht ausfallen, denn sämtliche Lebendfrösche, die hätten seziert werden sollen, waren auf wundersame Weise verschwunden.
    Sehr zum Verdruss von Miss Levensworth, die erst vorgestern noch energisch im Streit mit einer gewissen Schülerin davon gesprochen hatte, dass „das Tier dem Menschen untertan ist und locker seziert werden kann weil es eh keinen ‚echten‘ Schmerz spürt.“




    Richard hatte sich die Lippe blutig gebissen, während er an diesen Tag zurückdachte, der nun drei Jahre in der Vergangenheit lag.
    Nur das Brix jetzt noch höher hing und noch weniger Überlebenschance hatte.
    „Fuck …“, knurrte er und starrte Sam und Zoe an. „Bindet mir das Seil um, ich springe von der Klippe und helfe ihr!“, zischte er und Beide rannten sofort los, um das Seil nach oben zu ziehen.
    Doch dazu sollte es nicht mehr kommen.


    Es war zu spät.
    Von Brix war ein letztes, gequältes, ächzendes Stöhnen zu hören und dann verließen ihre Finger die Kante, in die sie sich hineingekrallt hatte…


    Rich hätte sich vor Schreck fast übergeben.


    Er sah Brix ein weiteres Mal in seinem Leben in der Luft schweben. Lebensgefahr im Verzug.

    Und wieder passierte das Wunder!
    Mit letzter Kraft und all ihrer Erfahrung hatte sich Brix gegen den Stein gepresst und sich mit einem entschlossenen Sprung nach oben katapultiert.
    Sie hatte alles auf eine Karte gesetzt und wurde belohnt, als sich ihre Finger in den eigentlich fast unerreichbaren Felsvorsprung über ihr krallten.
    Ihre Arme zitterten, als sie sich hochzog, doch in ihren Augen war ein Funkeln, eine Stärke, eine Selbstsicherheit, die Richard schwer erstaunte.

    Ihm wurde klar…
    Er hatte Stärke, doch sie hatte Kraft. Willenskraft – gespeist aus Idealen und einer unerschütterlichen idealistischen Weltanschauung.
    Solange Brix Ziele hatte, konnte Nichts und Niemand sie aufhalten.
    Er wusste nicht wann sie so geworden war. Seit wann sie so war. Er wusste nur, er hatte sie irgendwie aus den Augen verloren und irgendwie, irgendetwas daran machte ihn für eine Sekunde traurig.

    Und dann war sie fast ganz oben, routiniert hatte sie die letzten Meter geklettert.
    Erst grinste Rich und dann lachte er als er Brix auf den letzten halben Meter die Wand hoch half, so wie sie ihm vorhin beim Ufer geholfen hatte.
    „Na, hast du dir die Hosen vollgeschissen, Dickey?“
    Richard winkte ab und blies die Backen auf.
    „Bullshit, ich wusste sofort, dass du es schaffst.“
    Sie grinsten einander an, einen Augenblick länger als Fremde, grade so, als würden sie einander zum ersten Mal wieder erkennen.
    Und dann kam Sam dazu und vernichtete den Augenblick, als er Beiden erleichtert auf die Schulter klopfte.



    Geändert von Daen vom Clan (25.05.2016 um 16:26 Uhr)

  18. #238


    Es wirkte alles so unwirklich, beinahe wie in Zeitlupe. Sam war als erster oben angekommen, hatte noch das Seil inspiziert und dann sein okay gegeben. Dann war Rich hinterhergeklettert, der alle mit seinem Experiment kurz den Atem anhalten hatte lassen. Und zuletzt Brix, bei der es erst so ausgesehen hatte, als würde sie es nicht schaffen. Aber es war doch noch alles gut gegangen.

    Jetzt standen die drei gemeinsam mit Zoe und Sarah am Rand der Klippen und während neben ihnen der Bach leise plätscherte und sich dann im Wasserfall tösend auf den Weg in den See nach unten machte, die Vögel im Wald sangen und die Sonne immer tiefer sank, sie beinahe blendete, begannen sie nun damit die verbleibenden Passagiere des Flugs nach oben zu befördern, teils selbst kletternd und gesichert, teilweise mit leichtem Zug am Seil unterstützend und teilweise auch ganz nach oben ziehend. Es war eine anstrengende Stunde, bis sie schließlich alle mit ihrem Gepäck, völlig verschwitzt oben standen, kurz die Aussicht über das Tal genossen und vergessen wollten, dass sie gestern erst hier auf der Insel abgestürzt waren. Vergessen wollten, dass sie mitten im Atlantik gestrandet waren, verschwunden aus ihrem Leben, völlig verloren. Es war ein schöner, ruhiger Moment, bevor Sarah schließlich verkündete, dass sie sich nun auf den Weg machen sollten. Dass sie im Wald still sein sollten, dass es gefährlich wäre, Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen und dass sie sich beeilen mussten. Die Dunkelheit brächte neue Gefahren.

    Das schien der Startschuss für die Überlebenden zu sein, auf einmal schossen die Fragen nur so auf Sarah ein: "Warum bist du hier?", "Wo sind die Toten?", "Was sind das denn für Gefahren?", "Was hat es mit der Türe auf sich?", "Können wir gerettet werden?". Es schien kein Ende zu nehmen, die ganze Frustration, die sich angestaut hatte, entlud sich, nun da es eine Außenstehende gab, jemanden, der die Fragen vielleicht beantworten konnte.

    "Ich werde später eure Fragen beantworten, so gut ich es kann. Aber wie gesagt, wir müssen uns beeilen. Und um Gottes Willen, seid still im Wald.", fügte sie scharf an und blickte dabei vor allem Rich und Sam scharf an.

    Endlich machten sie sich auf den Weg, folgten dem Bach durch den Wald, während es um sie herum immer dunkler wurde. Schweigend marschierten sie, es war eine bedrückende Stille. Die Ereignisse der vergangenen Tage schwebten über ihnen, drückten auf sie nieder.

    Ein Büro, es sieht edel aus. Holzvertäfelte Wand, ein großer Schreibtisch. Der rote Ledersessel dahinter leer. An der Wand hängen Portraits von Generälen. Die Fenster sind groß, beeindruckend. Draußen ein Garten, offensichtlich gut gepflegt. An der Decke hängt ein teurer Kronleuchter. Casey dreht sich um. Vor ihm steht ein kleiner Kaffeetisch, eine Teekanne und zwei gefüllte Tassen. In den gemütlichen Stühlen sitzen zwei Männer, beide militärisch gekleidet. Aber nicht wie normale Soldaten, nein das sind Anführer, das sind die mächtigen Befehlshaber, die entscheiden, wie es in der Welt weitergeht. Die beiden sehen so aus, als bedrücke sie etwas. In einem Aschenbecher vor ihnen liegen Überreste eines Nachmittags voller Diskussionen, voller schwieriger Entscheidungen. Dann fällt Caseys Auge auf die Zeitung, die neben ihnen liegt. Sie ist vom 8. Dezember 1941. Auf der Titelseite eine Schlagzeile über die Angriffe auf Pearl Harbour. Es ist eine amerikanische Zeitung. Die beiden Männer stehen auf und reichen sich die Hände. Der jüngere wendet sich zur Türe und sagt: "Ich werde die Einrichtung eines Spähpostens auf Middle Island veranlassen.". Das ist nicht alles was er sagt, aber alles was Casey hört. Dann war er plötzlich wieder im Wald, lief am Bach entlang, hinter Susanne. Die Müdigkeit, die Anstrengung und die Strapazen mussten ihm wohl einen Streich gespielt haben.

    Dann öffnete sich der Wald wieder und sie standen auf einer offenen Fläche, einer großen Lichtung. Und in der Mitte eine Palisade, die gleichzeitig improvisiert und doch komplex und futuristisch wirkte. Der Bach führte rechts daran vorbei, führte dann wieder in den Wald. Und direkt vor ihnen lag das Tor, das offen stand. Dahinter einige kleine Häuser, die recht heruntergekommen wirkten. Und während sie dort hineinmarschierten und Sarah das Tor schloss und verriegelte ging die Sonne langsam unter.

    Geändert von DSA-Zocker (26.05.2016 um 15:20 Uhr)

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