Was mir an "Divinity - Original Sin" so gut gefallen hat, war die kreative Unrast, mit der die Entwickler nicht einfach nur die Formelhaftigkeit der alten Iso-Rollenspiele wiederaufleben ließen, in der das zeitgleich erschienene "Pillars of Eternity" so geschmackvoll wie träge dahinplätscherte, sondern mit der sie der Erkundungsfreude eine neue interaktive Ebene verschafften. Narrativ war noch Luft nach oben, aber die haben sie mit dem zweiten Teil gefüllt. Ich bin sehr optimistisch, was "Baldur's Gate 3" (gewiss ein aufmerksamkeitseffizienterer Titel als "Schwertküste" oder "D&D") von diesem Studio anbelangt.
Das größte Risiko werden sicher die alten Fans sein. Bestimmt erwarten auch die nicht, Larian mache alles wie vor zwei Jahrzehnten. Aber wie viel Änderung billigen sie dem Entwickler zu? Das durchaus solide "Sword Coast Legends" wurde vor ein paar Jahren verschmäht, weil es sich zu weit von den Erwartungen der Puristen entfernte - und andere Leute hatten sich nicht für jenes Spiel interessiert, was in einer hässlichen Firmenpleite mündete. Ich vermute, Larian darf mehr wagen, weil sie sich gerade eine den harten D&D-Kern weit überragende Interessentenbasis geschaffen haben. Ich vermute weiter, gerade das ist ein Umstand, der dem harten D&D-Kern just den Schlaf raubt.