Divinity: Original Sin - Enhanced Edition - Unterschätzte Perfektion.
Das Ende der Zeit vom 07.12.2018-27.01.2019 - Fortschritt: Stunde 32-118
Was lange währt, wird endlich gut.
Erst 4 Jahre bis ich Divinity: Original Sin in Form der Enhanced Edition eine zweite Chance gegeben habe, dann sieben Monate um diesen RPG-Brocken zu bewältigen und nochmal weitere 11 Monate um endlich darüber zu schreiben, wie sehr mir dieses CRPG denn nun gefallen hat.
Gut, der letzte Eintrag war am 07.12.18 und habe weitere 86 Stunden ins Spiel gesteckt, bevor der Abspann mich sehr zufrieden aus Rivellon verabschiedet hat.
In all den Stunden wurde meine Lachmuskulatur stark strapaziert, habe geflucht über manch fiese Fights, und wurde von Minute zu Minute aufs neue beeindruckt, welch Freiheit ein Larian hier lässt, wie gering der Abstand zum zweiten Teil tatsächlich ausfällt und habe einen Narren am OST & Grafik gefressen.
Aber die größte Überraschung war letztendlich die Handlung, die von
okay bis
mittelmäßig mich ab Mitte des Spiels aus heiterem Himmel mitgerissen hat und ein Finale + Enddungeon raushaute, woran selbst
Divinity: Original Sin 2 nicht heranreicht.
Doch der Reihe nach.
Die belanglose Handlung der 1000 Möglichkeiten.
Wie in einer meiner ersten Beiträge zum Spiel erwähnt, fängt man im Städtchen Cyseal an (alleine oder im Multiplayer), die der Dreh- und Angelpunkt im gesamten Spiel darstellt.
Man erstellt sich zwei Quelljäger, die im besagten Ort entsendet werden um eine Vielzahl von Problemen Herr zu werden.
Denn man soll einen Mord aufklären, es tummeln sich Kultisten im Norden, Untote im Osten, Orks im Süden und im Westen spuken irgendwelche Geister.
Die in Cyseal stationierten Soldaten können sich gerade so über Wasser halten und wird man direkt in kalte Wasser geschmissen.
Man hat jetzt die Wahl wohin die Reise gehen soll und lässt man den Spieler eine Menge Freiheiten, die durchaus erschlagen kann.
Die zahlreichen Möglichkeiten wie man ein Problem angehen kann sorgen gleich für weitere Verwirrung.
Schleicht euch im Norden bis zur Kirche durch und vielleicht findet ihr dort etwas, um im Osten weiterzukommen.
Oder ein Schlüssel im Süden steht in Verbindung mit einer Tür im Westen.
Alles ist irgendwie miteinander verbunden, die Tagebucheinträge werden immer wieder aufs neue aktualisiert und benötigt man einige Stunden, bis man sich zurechtfindet.
Zusätzlich kommen doppelt so viele spaßige - zum Teil sehr umfangreiche - Quests hinzu, die man angehen kann wie man möchte.
Eines sei gesagt.
Ja, die Handlung ist wirr und vermittelt in den ersten Stunden einen relativ belanglosen Eindruck, doch der Schein trügt.
Stunde um Stunde entwirrt sich dieses Netz, man sieht Verbindungen und ergibt alles ein Ganzes, bis etwa ab Mitte des Spiel die Handlung wesentlich stärker bis zum Ende durchgezogen wird.
Besonders dieser Ablauf hat mich im nachhinein etwas irritiert, weil in vielen Kommentaren
Divinity: Original Sin eine schwache Handlung nachgesagt wird.
Kann ich nach 118 Stunden so nicht bestätigen, selbst wenn ich durchaus verstehe, wie dieser Eindruck entstanden ist.
Gleichzeitig konnte mich die Handlung fesseln, weil ich zuvor die Fortsetzung gespielt habe und mich die Zusammenhänge interessiert haben.
Also ja, die Fortsetzung ist um einiges stärker, aber diese hier finde ich überraschend gut gelungen.
Wenn Freiheit groß geschrieben wird.
Mögt ihr RPGs? Besonders JRPGs? Da gibt es doch diese tollen Zaubersprüche wie Feuer, Eis oder Blitz nicht wahr?
Was wäre wenn man statt den Zauber Feuer zu erlernen, man sich direkt in Pyrokinetik weiterbildet?
Schon steht einen Magie wie Flächenbrand zur Verfügung.
Oder man levelt Hexerei hoch und greift auf Magie wie Vampirberührung zurück.
Worauf ich hinaus möchte: Man hat eine umfangreiche Auswahl an Fähigkeiten, die alle ihre Berechtigung haben, je nach Situation angepasst werden können und nicht ausgelutscht in zig andere RPGs bereits Verwendung finden.
Denn das rundenbasierte Kampfsystem ist vielseitig und oft bockschwer.
Da laufen Punkte zusammen wie in etwa die Anzahl, Position, Stärke und Stufe der Gegner und regnet es gerade oder liegt irgendwo ein Ölfass rum?
Falls ja und der Gegner ist mechanisch, könnte man den Regen oder Pfützen (vielleicht sogar selbst verursacht) unter Strom setzten und sich so einen Vorteil verschaffen.
Oder jage ich alles in die Luft? Doch was ist, wenn man sich damit selber schadet und man z.B. auf seine zugefrorene Pfütze ausrutscht oder vom Strom gelähmt wird?
Es verlangt einen halt alles ab, man muss auf vieles achten und kommen unzählige Möglichkeiten hinzu, wie man sich Schritt für Schritt den Sieg sichern kann.
Das kann dann sehr zeitaufwendig werden, ist aber äußerst fesselnd, sofern man Zeit mitbringt.
Da man aber selbst innerhalb der Gefechte speichern kann, ist eine Niederlange oft nicht so tragisch.
Doch diese Freiheit findet sich nicht nur beim Kampfsystem, sondern im gesamten Spiel, wieder.
Neben den beiden Protagonisten könnt ihr euer Team um vier Mitglieder erweitern, wovon euch jeweils zwei begleiten dürfen.
Diese Gefährten haben eine eigene Hauptquest die mal mehr, mal weniger spannend ausfällt.
Wer jetzt aber seine Fähigkeiten gleichmäßig auf sein Team aufteilt, hat im restlichen Spiel mehr Möglichkeiten.
Kombiniert einen Hydrosophist mit der Fähigkeit Lehrmeister und schon ist man für den nächsten Flächenbrand oder das identifizieren von Gegenständen bestens gerüstet.
Wenn die nötigen Fähigkeiten nicht vorliegen, kann man zur Not beim nächsten Händler seinen Kauf von Ausrüstung, das erwerben und erlernen von Schriftrollen oder das Schmieden neuer Waffen, tätigen.
Natürlich sind die Händler nicht gerade günstig, aber wenigstens kann man sich ohne Probleme in den nächsten Ort teleportieren, selbst wenn bloß einer aus dem Team die letzte Schlacht überlebt hat, während man in anderen RPGs ein Gebiet nur verlassen kann, wenn alle beisammen stehen.
Nachteil an der ganzen Geschichte, ihr müsst später wieder zurück und alle wiederbeleben.
Gut das man dafür Teleporterpyramiden hat und das gleich in mehreren Farben.
Steckt die blaue Pyramide euren toten Kameraden in die Tasche, kauft euch im nächsten Dorf Wiederbelebungsrollen und aktiviert eure rote Pyramide und zack, ihr steht wieder vor eurem toten Begleiter.
So, ich könnte diesen Rattenschwanz jetzt immer weiter fortsetzen aber belasse es hiermit mal.
Wollte halt vermitteln was für Freiheiten auf den Spieler warten und diese Freiheiten erstrecken sich auch über die optionalen Quests, was man antworten kann anhand seiner Fähigkeiten usw. usf..
Über Musik & Konsorten.
Ja ja, der schnelle Abschnitt der leidigen Punkte, die man schnell hinter sich bringen möchte.

Viel gibt es meistens nichts zu berichten, aber weil diesmal alles so schön rund ausgefallen ist, möchte ich diverse Punkte gerne positiv hervorheben.
Denn im Gegensatz zu viele andere Games hat man mit der Enhanced Edition ein schönes Gesamtpaket geschnürt, welches in keiner CRPG-Sammlung fehlen darf.
Das komplette Spiel wurde 1A vertont, hatte keinen einzigen Bug und hat man die ohnehin schon gute Grafik ordentlich aufgebohrt.
Rivellon sah bis 2015 nie besser aus und wird man gleichzeitig nicht mit nervigen Ladezeiten torpediert.
Ein großes Gebiet lädt und Punkt.
Zusammen mit der Grafik und insbesondere der tollen Atmosphäre wird hier ein Abenteuer erschaffen, welches sich flüssig spielen lässt und die Nerven des Spielers nicht ständig aufs neue herausfordert.
Für mich sind das so Punkte, die ich mir gerne für viele andere Games wünschen würde.
Nicht das ich eine Divinity-Kopie erwarte, schließlich funktionieren z.B.
Pillars of Eternity oder
Torment: Tides of Numenera auf eigene Art und Weise, aber dieser Luxus ist leider eine Rarität.
Die
Larian Studios haben begriffen was es heißt Freiheiten & Komfort neu zu definieren, woran sich viele Entwickler bitte was von abschauen sollten.
Kirill Pokrovsky.
Ja, diesen Herren muss ich hier einen kleinen extra Abschnitt widmen.
Denn ich zähle den Soundtrack von
Divinity: Original Sin 2 mit zum besten, was das Genre zu bieten hat.
Dafür verantwortlich zeigt sich allerdings
Borislav Slavov.
Davor hat
Kirill Pokrovsky für die Difinity-Reihe die Soundtracks kreiert.
Original Sin war soweit ich weiß sogar sein letztes Werk und habe mich mittlerweile durch die gesamte Reihe gehört.
Sein letztes Werk war für mich seine stärkste Arbeit und wurde dieses Erbe hervorragend von Borislav Slavov fortgeführt.
Also, Spiel hin oder her, jeder der mit Soundtrack etwas anfangen kann sollte mal in beide Teile reinhören.
Was der kleine Bruder besser macht.
Divinity: Original Sin 2 ist schöner, größer, besser.
Ja, da werden viele zustimmen und bin da selber keine Ausnahme.
In Zahlen wären das bei mir ca. 40 Stunden mehr Spielzeit, ein umfangreicherer Charakter-Editor, der mehr Rassen zur Auswahl hat, während man im ersten Teil bloß das Aussehen seiner beiden Menschen anpassen kann und das Kampfsystem ist eine konsequente Verbesserung.
Also im allen besser? Nicht ganz!
Einige Punkte rechne ich den Vorgänger hoch an und darf man gerne im dritten Teil wieder mit einbringen.
- So sind die Ortschaften - trotz kleinerer Karte - abwechslungsreicher.
Auf Sandstürme folgt eine Eiswüste, gleich darauf stolpert man in einen verwunschenen Wald und erkundet wenig später dunkle Verliese voller Rätsel.
Abwechslungsreich ist zwar die Fortsetzung allemal, bloß hat man hier mehr auf kleinen Raum rausgehauen.
- Man darf sich intensiver mit Imps & Orks auseinandersetzen.
Davon gibt es in D: OS2 leider maximal 1-2 und empfand das sehr erfrischend, da gerade die Imps schon sehr schrullig daher kommen.
Leider muss man dafür im Vorgänger ohne Echsenwesen auskommen.
Einen Charakter-Editor für die nächste Fortsetzung, wo man auch als Imp oder Ork spielen darf und diese im Spiel trifft wäre ein Traum.
- Es wirkt fantasievoller.
Ein Wunschbrunnen mit Bruder, mechanische Killermäuse (oder waren das Ratten?) oder sprechende Pilze die ein Fragen, ob man schon den Schlafanzug eines Drachen gesehen hat.
Sicherlich spielt der spezielle Humor für meinen Eindruck eine nicht unwichtige Rolle, dennoch war ich über diesen Ideenreichtum ein kleines bisschen empfänglicher.
Doch wurde der besagte Humor in der Fortsetzung leicht entschärft, was der Handlung zugute kommt.
- Der gesamte Enddungeon.
Das war ein einziger epischer Moment.
Habe lange dafür gebraucht, vieles kommt erst kurz vor knapp ans Licht und hat man einzelne Abschnitte mit stimmigen Ideen abgerundet.
Das Finale inklusive Endboss ist seinen Vorgänger einige Schritte voraus und war der Kampf an sich bemerkenswert knackig.
Fazit: Ich liebe es!
Und das obwohl ich mich bei CRPGs oft ablenken lasse, den Faden verliere und anderes Zeugs zocke.
Diese RPGs sind genau mein Ding und die Larian Studios sind mir hier einer der liebsten Entwickler.
Der Humor ist
besonders, die Freiheiten enorm, den OST habe ich rauf und runter gehört und ist bis heute
Divinity: Original Sin mein
Game of the Year 2019.
Glaube kaum das mich in den nächsten paar Tagen bis 2020 ein Spiel mehr begeistern wird, was ich irgendwie ein wenig schade finde, denn das hier habe ich im Januar gespielt.
Also das Beste direkt zum Anfang des Jahres und doch schwächer als die Fortsetzung.
Dafür stärker als erwartet und ein gehöriger Motivationsschub für weitere RPGs dieser Art und insbesondere für die restlichen
Divinity-RPGs.
Denn wenn ich was bereue, dann den Rückzieher vor Jahren vor diesem umfangreichen Monster von einem CRPG, dabei hat sich jede Sekunde gelohnt.
Playtime: 118:20 Std.
Gesamtwertung: 

