Divinity II: The Dragon Knight Saga - Das schlüpfrige Rollenspiel.
Titel |
System |
Start |
Finish |
Playtime |
Erwartung |
Wertung |
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Xbox 360 |
21.09.2021 |
19.01.2022 |
78:20 Std. |
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Ich spiele gerne Reihen rückwärts.
The Witcher, Uncharted oder
The Surge, egal, Hauptsache rückwärts.
Divinity ist da keine Ausnahme.
Denn während die meisten womöglich erst mit der eierlegende Wollmilchsau
Original Sin 1 oder 2 gestartet haben - und bin da selber keine Ausnahme - reicht die Reihe mittlerweile 20 Jahre zurück.
Nur sind die Vorgänger nicht so bekannt, rund, meist ziemlich sperrig, verbuggt und hässlich.
Trotzdem gibt es sie, die Spiele die damals von BioWare's Schatten verschlungen wurden und welches Beispiel wäre hier nicht treffender als
Divinity II: The Dragon Knight Saga?
Damals 2009 erschienen und wenige Monate später erschien
Dragon Age: Origins.
Zwar war die ursprüngliche Version
Ego Draconis sogar eine Zeitlang ausverkauft, dennoch erreichte man hinsichtlich der Wertungen bloß ein befriedigendes Ergebnis.
Mir war das Spiel ewig kein Begriff und kenne niemanden persönlich der das je gespielt hat, denn 2009 war man mit einem anderen WRPG beschäftigt und zwar
Dragon Age: Origins.
Aber damit will ich dieses Werk hier nicht in seiner Leistung schmälern und da mich die Maus + Tastatur Steuerung auf den PC regelrecht frustriert hat, musste letztes Jahr eine Xbox 360 Slim her.
Gekauft habe ich mir dann die vollständige Version
The Dragon Knight Saga, welches das Hauptspiel
Ego Draconis und das Add-on
Flames of Vengeance beinhaltet.
Das Abenteuer fängt schonmal sehr klassisch an.
Man gehört einen Orden von Drachentötern an und steht kurz vor seiner Abschlussprüfung.
Vorher kann man Geschlecht und Aussehen selber entscheiden, wobei die Möglichkeiten lächerlich sind und bloß wenige Minuten dauern dürfte.
Als angehender Geselle begibt man sich daraufhin mit weiteren Mitgliedern des Ordens in das Dorf Trümmertal, wo zuvor ein Drache gesichtet wurde.
Dieser wird natürlich wie in jeder guten Fantasiewelt gejagt mit nur einen kleinen Unterschied.
Man wird selber durch einige unglückliche Umstände zum Drachenritter und wird fortan vom eigenen Orden gejagt.
Als wäre das nicht schon schlimm genug, wird man von der Stimme des gejagten Drachenritters heimgesucht, die nichts unkommentiert lässt und mit bissigen Humor ein die Reise angenehm versüßt.
Dazu gesellen sich weitere Feinde, man erhält seinen eigenen Turm und kann sich später in einen Drachen verwandeln.
Dennoch gewinnt die Handlung keinen Preis und lässt zwar auf ein interessantes Universum blicken, was man gerade in den Fortsetzungen gut zu nutzen weiß, nur darüber hinaus bekommt man Standardkost.
Dafür hat man diese Kost mit
schlüpfrigen Humor garniert und vielen coolen Quests, die ein für Stunden fesseln können, worauf ich später genauer eingehen werde.
Mit
Flames of Vengeance übertrumpft man sogar die Questdichte des Hauptspiels und schafft man sogar eine Wendung, die ich nicht erwartet habe.
Wer nur das Hauptspiel kennt dürfte am Ende bestimmt enttäuscht werden, denn ist die Geschichte bis dahin nicht abgeschlossen und hat damals für viel Kritik gesorgt.
Dank der vollständigen
The Dragon Knight Saga Version, geht das Spiel in eins durch und kann ich diese Version nur dringend empfehlen, wenn man sich das Spiel nicht ruinieren möchte.
Divinity II macht es den Spieler nicht leicht geliebt zu werden, weswegen ich mir jetzt zig Punkte raussuchen werde um dieses Werk zu kritisieren.

Möchte nämlich direkt am Anfang klarstellen, worauf sich Interessenten einlassen, bevor der positivere Abschnitt folgt:
- Gefühlte 1.000 Bugs, 13 Jahre nach Release.
- Viele Ladezeiten.
- Grottiger Character Creator.
- 0815-Story.
- Antagonist ein einziger Witz, denn er ist halt böse, weil er böse Dinge macht.
- Kampfsystem artet schnell in Button Mashing aus.
- Menü gleicht einer Katastrophe.
- Deutsche Synchro ist manchmal zum fremdschämen.
- Festungen wirken wie Fillers.
- Steuerung ist Mist.
- Es gibt kaum Tiere im Trümmertal, da man diese entfernt hat (Xbox 360).
- 1x nicht aufgepasst und man ist tot.
- Szenen sind gelegentlich nicht aufeinander abgestimmt und sorgen für Verwirrung.
- Mimik & Gestikulation erinnern mehr an Epilepsie.
Und dennoch macht es unheimlich viel Spaß.
Als Drache kann man sich wie als Mensch mit eigener Ausrüstung ausrüsten und sein eigenes kleines Inferno auf seine Gegner loslassen.
Dabei muss man zwischen den Gegnertypen unterscheiden.
Denn als Drache kann kein Gegner, den man als Mensch bekämpft, angreifen und umgekehrt.
Stattdessen spuckt man Feuer auf Geschütztürme einer Festung oder geflügelte Dämonen, bevor man dann als Mensch die restliche gegnerische Festung einnimmt.
In menschlicher Form hat man dann die üblichen Fähigkeiten eines Kriegers, Magiers und Schütze, die sich durch Training gegen Geld erweitern lassen.
Ein umfangreicher Skilltree bietet hier ausreichend Möglichkeiten sich zu entwickeln und kommen separate Fähigkeiten für den Drachen oder Fähigkeiten außerhalb der Kämpfe, wie Schlösser knacken, hinzu.
Nach Levelaufstieg kann man Punkte auf Attribute und Fähigkeiten verteilen und je höher der Wert, desto netter die Umschreibung von Stärke und Co. denn sonst macht ein die Erläuterung fertig, was für ein Weichei man doch sei.

Und selbst wenn das Kampfsystem einige Möglichkeiten bietet, es kommt nie an
Original Sin ran.
Denn hier kloppt man direkt auf seine Gegner ein, während die Fortsetzungen eines der besten Rundenkämpfe überhaupt abliefern.
Dieses Dauergekloppe macht Spaß, kann aber schnell frustrieren.
Wer nämlich plötzlich in eine Gegnerhorde reinstolpert ist innerhalb von Sekunden tot.
Hier lohnt sich oft das Beschwören von Kreaturen und Geistern, die ein heilen und unterstützen.
Selbst dann bringt das manchmal nicht viel und entweder man investiert Unsummen in bessere Ausrüstung, die man zudem veredeln kann, dessen Unterschied man sofort merkt oder man wird hinterlistig.
Einen töten und weglaufen oder aus der Entfernung seine Gegner mit Pfeil und Bogen bearbeiten sind zwei Lösungen.
Das ist finde ich oft nicht optimal gelöst, da so manchmal kein Flow aufkommt, der das eigene Können verdeutlicht.
Ich habe meinen Charakter irgendwann voll auf Lebenskraft & Stärke getrimmt und habe dann ab der Erweiterung auf Level 43 alles und jeden innerhalb von Sekunden (Endgegner in Minuten) niedergemäht.
Dafür benötigen einige Endgegner die richtige Strategie.
Mal nutzt einer ein Gerät zum heilen und der nächste schützt sich durch seine Untergebenen.
Dann muss man nämlich erst herausfinden wie man deren Eigenart umgeht, bevor man überhaupt an einen Sieg denken kann, was mir das Kampfsystem gut aufgewertet hat.
Sonst gibt es an jeder Ecke was zu entdecken und da man sich in einen Drachen verwandeln kann, gibt es bedeutend mehr Orte zu erkunden als ohnehin schon.
Durch vier ziemlich große Gebiete kann man so viele Stunden damit verbringen jeden Stein umzudrehen, was ich natürlich direkt gemacht habe und so (mal wieder) eine viel höhere Spielzeit vorweisen kann, als der Durchschnitt.
Gleichzeitig verdeutlicht dieser Punkt nur umso mehr, was man alles erleben kann.
Mein ganz persönliches Highlight waren die vielen Rätsel pro Dungeon.
Ich werde nicht müde zu erwähnen wie selten das in einem RPG ist und hier gibt es ausreichend viele von.
Wem das nicht reicht kann in seinem eigenen Turm sich von seinem Team unterstützen lassen.
Dieses Team kann man in mehreren Quests selber zusammenstellen und übernimmt jeder einen Bereich wie Nekromantie oder Verzauberungen, die man auch weiter ausbauen kann.
Das ist nicht so umfangreich wie es vielleicht klingen mag, doch hat mich immer leicht an
Suikoden erinnert.
Tja, wer bis hierhin gehofft hat der typischen Larian-Humor hätte
Divinity II größtenteils verschont, der irrt sich gewaltig.
Denn hier kommt dieser eine Punkt, der die bereits erwähnte 0815-Story aufwertet.
Kein Dialog kommt ohne Wortwitz oder bissigen Bemerkungen aus (wenn man es darauf anlegt) was Spieler abschrecken kann, die damit nichts anfangen können oder eben ein ernstes WRPG erwarten.
Ich mag den Larian-Humor und bin hier voll auf meine Kosten gekommen.
Man zieht von Terminator über Power Rangers alles in Dreck.
Es gibt so viele In Your Face-Momente, göttlich:
Ihr rettet eine Frau weil der Mann euch darum gebeten hat? Sagt ihr der Mann sei ein Feigling.
Ein Dorf mit Drachensympathisanten? Die sollen dich gefälligst anbeten.
Huhn oder Mann? Verzauberungen können unglücklich sein
oder man macht sich darüber lustig.
Und wenn ihr nicht das Arschloch seid, eure innere Stimme die euch begleitet ist es garantiert.

Schlüpfrig wird der Humor auch an sehr vielen Stellen, z.B. wenn eine Truhe
geöffnet werden möchte oder ein Bauer seine Schweine mehr liebt als seine Frau.
Das man zudem Gedanken lesen kann dient nicht nur der Geldbörse oder einigen Quests, sondern auch den Lachmuskeln.
Fazit: Ob ein 13 Jahre altes WRPG, mit damals durchschnittlichen Wertungen 2022 noch überzeugen kann, war die eigentliche Frage die ich mir vor
Divinity II gestellt habe.
Am Ende sind es satte 78 Stunden Spielzeit geworden und ja, irgendwie kann ich die Kritik von damals nachvollziehen.
Es hat viel zu viele Baustellen, die Grafik dürfte 2009 bestenfalls okay gewesen sein und ist für mich trotzdem eines dieser Titel die mir richtig gut gefallen haben, obwohl es das meistens nicht verdient hat.
Man merkt sogar einen spürbaren Qualitätsunterschied zwischen
Ego Draconis und das Add-on
Flames of Vengeance, welches einzig und alleine in einer Stadt spielt.
Nur wirkt es viel runder und merkt man in welche Richtung die Reihe darauf die Jahre zusteuerte.
Divinity II hat dafür andere Qualitäten, wie eine abwechslungsreiche Welt voller Witz, Möglichkeiten und Ideen, wie in etwa die Verwandlung in einen Drachen.
Auch der Soundtrack hat einige sehr schöne Tracks, wofür der bereits verstorbene Komponist Kirill Pokrovsky zuständig war.
Mir hat
Divinity II jedenfalls trotz all seinen Macken sehr viel Spaß bereitet und stellt für mich einen echten Geheimtipp da.