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Thema: Reading Challenge 2018 – Zeit zum Lesen! [Abgeschlossen]

  1. #81
    Zitat Zitat von Itaju Beitrag anzeigen
    720 Seiten Moby Dick abgeschlossen (als Hörbuch).

    Was für eine Zeitverschwendung. Der Protagonist ist nach der Exposition praktisch nicht mehr vorhanden, ständig wird die Handlung durch Seitenlange Sachbeschreibungen über den Walfang unterbrochen. Dann kommt es ab und zu zu ner Begegnung mit nem anderen Schiff. Bis auf die letzten 20 Seiten absolut keine Spannung, gar nix, nur ewige Ödnis.
    Das ist genau meine Kritik an dem Buch und ich finde es unglaublich, dass diese Kritik nicht irgendwie gängig ist. ^^ Alle feiern das Buch und nennen es einen spannenden Abenteuerroman und betonen die Darstellung von Ahabs Wahnsinn usw.
    Das Buch ist stinklangweilig. Als Einblick in die Welt von damals nicht uninteressant, aber jede Beschreibung zieht sich unendlich lange hin und ist zu 90% eben eine Doku über Walfang, kein Abenteuer. Und der Hauptcharakter, den ich am Anfang wirklich interessant fand, verschwindet klammheimlich aus der Geschichte. Viel verschenktes Potential, meiner Meinung nach. Man kann ein Buch doch nicht mit "Call me Ishmael" beginnen und später dann nie wieder auf Ishmael als Charakter eingehen. ;(

    Goodreads verwende ich nur manchmal, um zu erfahren, worum es in einem Buch geht und was die Leute daran gut finden. (Da fast nur Leute etwas schreiben, die das Buch gut finden, muss man da meistens zwischen den Zeilen lesen, ob das Buch etwas für einen ist.)

    Mit meinem Buch komme ich gerade ganz gut voran, aber ich hätte Notizen machen sollen. So viele Kritikpunkte. :/

    Geändert von Schattenläufer (06.04.2018 um 09:45 Uhr)

  2. #82
    Ich mach mal einen Doppelpost draus, weil es sonst glaube ich untergeht:

    Ich bin durch mit Merlins Pentalogie, der zweiten Pentalogie in den Chroniken von Amber. Sehr enttäuschend, und Goodreads stimmt mir sogar teilweise zu.
    Der Mann hatte keinen Plan. Man merkt es an den Dutzenden von offenen Handlungssträngen nach dem Finale und an den dürftig zu Ende gebrachten anderen Handlungssträngen. Besonders schwerwiegend war, dass der Protagonist nie ersichtlich clever gehandelt hat und wenn er mal etwas "durchschaut" hat, dann waren seine Gründe dafür nicht verständlich. Also es passieren seltsame Dinge, die ihn überraschen, aber irgendwann später heißt es dann "ich dachte mir schon, dass es dieses und jenes magische Konzept war, dass der Autor sich gerade aus den Fingern saugt, deswegen hatte ich zu dem Zeitpunkt nicht direkt dagegen gekämpft sondern bin weggerannt". Wenn der Autor beabsichtigt hätte einen Möchtegern und Hochstapler darzustellen, hätte das ja lustig sein können, aber so war es nur anstrengend und das Gegenteil von Spannung, weil jedes Ereignis immer erstmal seltsam dargestellt wird, man aber irgendwann weiß, dass das Mysterium nicht investigativ und spannend aufgelöst wird, sondern irgendwann aus dem Nichts eine Erklärung kommen wird.
    Oder eben auch nicht. Vieles blieb dann einfach unerklärt, was ja AUCH okay wäre, wenn der Protagonist wenigstens erwähnen würde, dass er dieses und jenes Ereignis wohl nie verstehen wird. Es ist leider offensichtlich, dass der Autor viele wichtige Dinge einfach vergessen hat.
    Unter anderem auch einige seiner Charaktere und viele der wirklich groß angeteasten Veränderungen in seiner Welt. Nach dem Ende der ersten Pentalogie hatte ich generell eine ganz andere Richtung erwartet, die meiner Meinung nach viel offensichtlicher und spannender gewesen wäre als der halbgare Brei hier.

    Ich empfehle jedem Fantasyfan trotzdem die ersten 5 Bücher der Amber-Chroniken. Corwin und seine Geschichte sind großartig und haben zwar auch ein paar Mängel, aber es überwiegt der Ideenreichtum, die interessante Welt und die wirklich tollen Twists. All das fehlt in Merlins Geschichte (Twists gibt es zwar zuhauf, aber allesamt unbefriedigend).
    Man muss auch sagen, dass der Autor wohl schon während des Schreibens krank war und kurz danach starb. Es ist wahrscheinlich, dass er vorhatte, noch weitere Bücher zu schreiben, die vielleicht zumindest die lösen Handlungsstränge aufgegriffen hätten.

    Jetzt lese ich etwas Neues, was ich gar nicht auf meiner Liste hatte: The Worst Journey In The World von Apsley Cherry-Garrard. Es handelt sich um Memoiren des Autors, der als Zoologe bei der Antarktis-Expedition von Scott 1910-1913 dabei war. Die Reise muss wohl sehr tragisch verlaufen sein. Ich bin sehr gespannt, den Stil mag ich bisher schon einmal.
    Das dürfte vielleicht als "Literaturklassiker" für mich durchgehen.

  3. #83
    Hallo,

    ich habe heute, nachdem ich mir in den letzten Wochen mühe damit gegeben habe, the name of the wind beendet. Es war wie gesagt eine empfehlung und von den meisten menschen wird das buch als fantasyroman sehr gut bewertet. Ich kann das leider nicht unterstreichen. Mich haben die 720 seiten größtenteils furchtbar gelangweilt und angestrengt. Es war ein kampf das buch durchzulesen. Am anfang wird einem vom helden kvothe eine großartige und epische geschichte angekündigt, die alles übertrifft und drei tage dauert um erzählt zu werden, und dann... wartet man darauf, dass etwas passiert. Fast siebenhundert Seiten lang wartet man darauf vergebens. Der Anfang des buches und kvothes kindheit sind stellenweise ganz lesenswert. Die beziehung zu charakteren wie denna und auri sind lesenswert und interessant, aber statt sich darauf zu fokusieren bekommt man aller hundert seiten einen solchen dialog. Und es hat wenn ich mich recht erinnere etwa fünfhundert seiten gebraucht, ehe der erste richtige dialog mit der groß angekündigten liebe zustande kam. Dann wieder lange nichts. Statt sich auf die geschichte und die charaktere zu konzentrieren verliert sich das buch leider immer wieder noch und nöcher in belanglosigkeiten und uninteressanten anekdoten. Den ganzen rahmen der universität fand ich schrecklich uninteressant. Der Schreibstil gefällt mir auch gar nicht. Und man hätte das buch sicherlich um zweihundert bis dreihundert Seiten kürzen können, ohne dass nennenswert etwas verloren gehen würde. Es hat bestimmt auch nicht geholfen, dass ich das buch in englisch gelesen habe.

    Ich kann das buch nicht für fans von fantasy empfehlen, und auch sonst niemandem. Und erst spät habe ich realisiert, dass das nur der erste teil einer trilogie ist. Das nächste buch hat über 1000 seiten, haha. Oh gott nein. Lest lieber etwas anderes. Viele bücher schaffen es in dreihundert seiten fünfmal so viel zu erzählen.

    Als nächstes lese ich glaube ich den orient express oder I have no mouth and I must scream. Vielleicht das kürzere von beiden. Moby dick lasse ich glaube ich fallen. ich fand das bisher ja langweilig und eure meinungen dazu klingen nicht so als würde sich das ändern.

    Euch noch viel spaß beim lesen

  4. #84
    @Itaju/Schattenläufer:
    Wie habt ihr Moby Dick gelesen/gehört? Ich meine, welche Ausgabe? Englisches Original? Alte Übersetzung? Neue Übersetzung? Alte Abenteuerromane und ähnlich geartete folgen selten einem heute konventionellen Spannungsbogen. Das gilt für die göttliche Komödie, für Moby Dick, für Don Quijote, für Ivanhoe, für den Simplicissimus etc. pp. Und doch stecken spannende Geschichten darin, wenn sie ein Übersetzer herauskitzelt (vorausgesetzt, das entspricht seinem übersetzerischen Paradigma). Ich will euch nicht von Moby Dick überzeugen - zwar mag ich das Buch, aber eher aus akademischer Sicht -, aber mit einer zeitgenössischen Übersetzung, die nicht versucht, möglichst werkgetreu zu sein, gar einer Kinderbuchversion (die vom Arena-Verlag ist schön), kann man einen leichteren Zugang zu Moby Dick bekommen.
    Zitat Zitat von Schattenläufer
    Man kann ein Buch doch nicht mit "Call me Ishmael" beginnen und später dann nie wieder auf Ishmael als Charakter eingehen. ;(
    Wieso nicht? Ishmael ist ja in erster Linie Erzähler und nicht Erzählgegenstand.

  5. #85
    Eigentlich war der Plan ja, nun endlich mal Agatha Christies And then there were none zu beenden, aber… Ja, ich kann bisher dem hier zuvor gesagten leider nur zustimmen, es liest sich wirklich nicht gut. Es ist ziemlich hölzern geschrieben, aber vor allem ist es für Leute wie mich, die sich partout keine Namen merken können, furchtbar verwirrend: Man bekommt am Anfang diese 10+ Charaktere vorgesetzt aber, so richtig Tiefe haben die nicht (wofür vermutlich auch keine Zeit wäre bei dem dünnen Buch). Ergo bin ich quasi nur dran rauszufinden, wer jetzt denn nochmal wer ist.

    In der Zwischenzeit habe ich ziemlich spontan dafür zwei andere Bücher gelesen!




    Alan Bradley, Flavia De Luce – Mord ist nicht das letzte Wort (2017)
    Jedes Mal, wenn ich etwas Zeit an einem Bahnhof totzuschlagen habe, gehe ich in eine Buchhandlung. Und jedes Mal, wenn ich in eine Buchhandlung gehe, schaue ich, ob es einen neuen Flavia De Luce-Band gibt. Eine der Reihen, die ich mal auf deutsch angefangen habe und seither teils aus Gewohnheit, teils wegen der hübschen Covergestaltung auch auf deutsch weiterlese!

    Mord ist nicht das Letzte Wort ist der achte Band der Flavia De Luce-Reihe, deren 12-jährige Protagonistin Flavia De Luce (wer hätte es geahnt), wohnhaft in Bishop’s Lacey, einem kleinen Dorf nahe London um 1950 herum, einen Faible für Chemie (vor allem Gifte aller Art) und für’s Leichen-Entdecken hat. Ausgestattet mit viel britischem Humor, einer gehörigen Prise Eskapismus (Flavias treuester Gefährte ist ihr Fahrrad, welches Gladys heißt und in ihrer Fantasie lebendig ist) und vor allem Flavia als MacGyver der Chemie bietet die Reihe sehr humorvolle und leichtherzige, klassische Krimis – nur mit dem Twist, dass man sie aus Sicht einer 12-jährigen erlebt.
    Man sollte dazu sagen, dass die Reihe – für mich – eher weniger zum Rätseln geeignet ist: Die Mordfälle sind in der Regel nicht sonderlich kunstvoll inszeniert oder konzipiert und es kann schnell passieren, dass man entweder Zusammenhänge begreift, lange bevor Flavia auch nur in die Richtung denkt, aber auch, dass die Lösung sehr aus dem nichts kommt. Die Stärke der Reihe sind daher weniger die Verbrechen als vielmehr einfach die Charaktere: Bishop’s Lacey hat herrlich unterhaltsame Einwohner und vor allem Flavia und ihre Familie – ihre beiden älteren Schwestern, ihr Vater und dessen Bedienstete – ergeben ein tolles Zusammenspiel. Vor allem aber schafft Alan Bradley es, Flavia zwar als gewiefte Deketivin und Chemikerin darzustellen, aber stets auch als glaubhaftes Kind, welches mal albern ist, mal trotzig und gerade wenn es zur Gegenüberstellung mit dem Mörder kommt gerne auch mal einfach Angst hat oder erkennen muss, dass es sich übernommen hat.

    Band 6-8 der Reihe legen den Fokus dabei sehr auf die De Luces – mit ein paar Twists, die glaube ich nicht jedem Gefallen – gerade Band 7 und 8 bieten aber dabei großartige Trittbretter für eine gehörige Charakterentwicklung. Ich bin sehr auf Band 9 gespannt.

    Die Reihe insgesamt wäre bei mir eine 4/5 – Abzug für den, wie ich finde, oft zu kurz kommenden Puzzle-Aspekt, den ich doch bei Detektivromanen so liebe – Band 8 im speziellen bekommt 3/5, da ich die Aufklsung ehrlich gesagt wirklich etwas mau fand. Gut unterhalten wurde ich dennoch.

    ★★★★☆ (3/5)




    Becky Albertalli, Love, Simon bzw. Simon Vs. The Homo Sapiens Agenda (2015)

    Vielleicht hat der ein oder andere davon gehört – der Film dazu (“Love, Simon”) lief die Tage in England an. Ich war per Zufall darauf gestoßen, hatte mal in die Leseprobe geschaut und dann gestern zugeschlagen – und das Buch in einem Stück durchgelese. Erste bis letzte Seite. Ohne Essens-, Tee- oder Toilettenpause. Man ahnt eventuell schon, wie ich das Buch finde, aber erstmal zum groben Inhalt:

    Simon ist 17 und ein insgesamt sehr durchschnittlicher, normaler Teenager der mit seiner recht überdrehten Familie und seinen Freunden in einen relativ konservativem Städtchen in Georgia lebt. Eines Tages entdeckt er auf dem Schul-Tumblr, wo alle Schüler Blödsinnsposts oder Gerüchte reinstellen können, einen anonymen Post von jemandem namens Blue, in dem dieser sich als schwul outet. Und Simon antwortet, ebenfalls anonym – denn auch Simon ist schwul, und hat sich nie getraut, mit jemandem darüber zu reden. So entsteht eine anonyme Emailfreundschaft zwischen den beiden, die, auf eine sehr weirde aber auch typische Teenie-Art zur (anonymen) Quasi-Beziehung wird, in der die zwei sich einander immer mehr annähern. Dann vergisst Simon, sich am Schul-PC auszuloggen, sodass ein Mitschüler seine Emails findet. Der Screenshots macht.

    Das mag jetzt sehr nach Drama klingen, tatsächlich ist das Bich aber vor allem eine sehr ausgewogene Mischung aus Romance und Comedy, die in vielen Punkten ganz typische Teenie-Sorgen und Probleme behandelt – dabei bloß halt einen schwulen Elftklässler als tragende Figur wählt. An keiner Stelle wird irgendwem dabei der moralische Spiegel vorgehalten, an keiner Stelle irgendjemand ausgegrenzt. Love, Simon ist generell vor allem eins: Wahnsinnig inklusiv, damit jeder die Möglichkeit hat, sich mit Simon und/oder seinen Freunden zu identifizieren, wobei für jede Sexualität, Hautfarbe, Geschlecht oder selbst Hobby etwas dabei ist. Das Buch bekommt diesen Spagat aus Wohlfühl-Faktor (eine inklusive Geschichte mit verständnissvollen Eltern, tollen Lehrern, sympathische Freunden) und einer Welt, in der aber trotzdem Streit, Mobbing und Vorurteile existieren, gut hin. Es ist ein Wohlfühlbuch, aber nie unglaubwürdig, da alle Charaktere ihre guten und schlechten Seiten haben – heck, selbst der erpresserische Mitschüler hatte am Ende ein gutes Stück Sympathie bei mir gepachtet, und das will was heißen.

    Vor allem aber stimmt mich das Buch in mehrerlei Hinsicht sehr positiv: Es ist einfach ein super-gut gelungenes Positivbeispiel dafür, wie man es schaffen kann, eine Geschichte zu erzählen, wo auch queere Teenager die Möglichkeit bekommt, sich wiederzufinden, ohne, dass sich der Rest der Welt damit ausgeschlossen und zwischen den Zeilen gerügt fühlen muss. Dazu ist die Verfilmung einer der ersten richtig großen LGBT-Filme, die von Hollywood gemacht werden und damit wirklich das Zeug haben, im Mainstream anzukommen und auch zukünftig zu mehr Repräsentanz zu führen. Und, auch wenn ich weiß, dass das in anderen Bereichen hier ein wundes Thema ist – das ist so, so wichtig für so viele Teenager.

    Buch und Film schreiben sich „Everyone deserves a love story“ auf die Fahne, und exakt das setzen sie auch um.

    That being said – es ist ein Jugendbuch und es wird sehr wahrscheinlich eine üblich-grandios-unsubtile 20th Century Fox-Romcom werden und wer eine ausgeklügelte, erwachsene Geschichte erwartet… nun, für den wird das absolut nichts. Aber wer eine leichte aber wirkungsvolle Romcom möchte, die ihn an seine oder ihre Teenie-Zeit (und vor allem die awkwarden Versuche hinsichtlich Beziehungen) erinnert, der kann eigentlich nichts verkehrt machen – egal, welches Geschlecht, Hautfarbe, Sexualität oder wasweißich man hat.

    ★★★★★ (5/5)

    Zu guter Letzt hier noch ein Link zur Guardian-Rezension: Klick!




    So, und jetzt wohl oder übel zurück zu Frau Christie <_<

    Geändert von BDraw (08.04.2018 um 14:45 Uhr)

  6. #86
    Zitat Zitat von BDraw Beitrag anzeigen
    Man bekommt am Anfang diese 10+ Charaktere vorgesetzt aber, so richtig Tiefe haben die nicht (wofür vermutlich auch keine Zeit wäre bei dem dünnen Buch). Ergo bin ich quasi nur dran rauszufinden, wer jetzt denn nochmal wer ist.
    Noch ein Grund warum ich Umineko bevorzuge. Der Anfang mag zwar richtig langsam sein, aber dafür lernt man die Charaktere auch erst mal etwas kennen bevor überhaupt der erste Mord geschieht. Und aufgrund des Konzeptes gibt es ja noch mehr als genug Zeit sie später besser kennenzulernen. In And Then There Were None existieren die Charaktere dafür hauptsächlich um umgebracht zu werden, weswegen mir eigentlich nur ein Charaktere im Gedächtnis geblieben ist, und das auch nur wegen der Aufklärung der Story.

    Ich habe außerdem endlich Collection Fiction - H.P. Lovecraft - A Variorum Edition: Volume 1: 1905 - 1925 beendet. Hat für 530 Seiten eigentlich viel zu lange gedauert, aber die Stories haben mich auch nicht wirklich motiviert weiterzulesen. Die mögen zwar über einen Zeitraum von 20 Jahren entstanden sein, aber so wirklich genial fand ich keine davon. Hier und da gab es mal interessante Ideen, aber in einigen Fällen hat es schlichtweg zu lange gedauert bis die Story endlich interessant wurde. Und häufig waren sie kurz darauf auch schon vorbei. Einige seiner Geschichten, vor allem die richtig kurzen, fand ich außerdem einfach nur langweilig, wenn nicht sogar komplett sinnlos. Allein davon ausgehend würde ich H.P. Lovecrafts Werke also als komplett überbewertet bezeichnen. Er kann zwar größtenteils gut schreiben (wenn er nicht gerade darauf besteht einen Charakter in einem fürchterlichen Akkzent reden zu lassen der mich dazu gebracht hat dessen Dialoge nur zu überfliegen), aber wirklich interessant (und vielleicht auch gruselig) ist nur ein Bruchteil dessen was ich gelesen habe.

    Nichtsdestotrotz werde ich mir den zweiten Band dieser Sammlung irgendwann vermutlich auch noch holen. Weil der ist zwar etwa genau so lang, enthält dafür aber nur 13 statt 45 Geschichten. Und da diese offensichtlich länger sind als die meisten Stories im ersten Band, könnten sie eventuell auch interessanter sein. Wenn nicht, dann werde ich mir den dritten Band aber nicht mehr holen.

  7. #87
    Zitat Zitat
    Wieso nicht? Ishmael ist ja in erster Linie Erzähler und nicht Erzählgegenstand.
    Ishmael ist für 2/3 des Buches ein Geist. er hat keinen Körper, niemand reagiert mit ihm, er reagiert mit niemandem. er ist einfach anwesend. Es gibt die wildesten philosophischen Ergüsse darüber, wie die Spannung zwischen Ahab und diesem unsichtbaren Ishmael zu deuten ist, aber ich finde es einfach Mumpitz. Ich hätte einfach gerne die Geschichte von Ahab gehabt, oder die des kleinen Bootsjungen, der noch grün hinter den Ohren ist und die Erlebnisse Ahabs miterlebt. aber bitte nicht diese schnarchige Chimäre. Die Exposition ist ja auch so wie letzteres gemacht, aber sobald das Schiff in Bewegung geht ist nichts mehr davon geblieben.

    Ich hab eine Geschichte erwartet mit Meutereien, mit einsamen Inseln, mit Gewittern an denen geliebte Figuren sterben, an diverse Begegnungen mit dem Wal, halt irgend etwas in der Richtung Fluch der Karibik oder so. Aber es gab so gut wie gar nix spannendes außer ein paar Begegnungen mit anderen Booten.

    Die Bücher da oben hab ich außer Ivanhoe alle gelesen. Don Quijote ist großartig, die anderen beiden sind für mich einfach zu alt, um sprachlich darauf abzugehen. Die Komödie fühlt sich ja auch eher an wie ein RPG mit mehreren Levels als wie ein Buch. Würd ich trotzdem noch dem Dick vorziehen.

    Gehört hab ich den hier: http://www.argon-verlag.de/2016/03/m...-oder-der-wal/ am Sprecher liegts nicht, der hat mir gut gefallen.

    Geändert von Itaju (08.04.2018 um 20:35 Uhr)

  8. #88
    Zitat Zitat von Owly Beitrag anzeigen
    @Itaju/Schattenläufer:
    Wie habt ihr Moby Dick gelesen/gehört? Ich meine, welche Ausgabe? Englisches Original? Alte Übersetzung? Neue Übersetzung? Alte Abenteuerromane und ähnlich geartete folgen selten einem heute konventionellen Spannungsbogen. Das gilt für die göttliche Komödie, für Moby Dick, für Don Quijote, für Ivanhoe, für den Simplicissimus etc. pp. Und doch stecken spannende Geschichten darin, wenn sie ein Übersetzer herauskitzelt
    Ich hab das englische Original gelesen. Ich finde nicht, dass dein Argument zieht - es ist längst nicht das einzige Buch, das ich aus der Zeit (oder früher) gelesen habe, trotzdem ist es mir nur hier so unangenehm aufgefallen.
    Und die spannende Geschichte, die sich in dem Text versteckt, habe ich ja durchaus gesehen, deswegen rede ich von verschenktem Potential. Ich finde es halt schlimm, dass man dafür wirklich mindestens 50% der letzten beiden Drittel des Buches wegstreichen könnte. Er schreibt ein riesiges Kapitel darüber, dass Wale ganz eindeutig Fische sein müssen. Er schreibt ein ganzes Kapitel darüber, dass weiß zu sein erstmal natürlich besser ist als alles andere und generell weiße Dinge näher an göttlicher Perfektion sind - weil er erklären will, wieso ein weißer grausamer Wal nochmal schlimmer als ein normaler grausamer Wal ist, denn ersterer pervertiert die göttliche Idee seiner Hautfarbe. Er schreibt über künstlerische Darstellungen von Walen und so weiter. Das kann man alles in der Geschiche unterbringen, aber es hat wahnsinnig von der Handlung abgelenkt und war viel zu sperrig eingebracht.
    Es gibt noch ein paar andere Punkte, die ich problematisch fand. Beispielsweise fängt Ishmael irgendwann an, sich selbst als Walfänger zu bezeichnen, aber bis dahin hatte man nicht den Eindruck, dass er daraus einen Beruf machen wollte, und man erfährt auch später nie, warum er nach DER Erfahrung (war immerhin sein erstes Mal) jemals wieder Fuß auf ein Walfängerschiff setzen sollte. Man erfährt ja generell nichts mehr über ihn. In manchen seiner Ausschweifungen ist er aber eben ein vollkommener Walfänger, kein Lehrer mehr wie am Anfang. Mich hätte interessiert, was ihn dazu bewegt, im Buch las es sich eher so, als hätte der Autor nach all der Zeit vergessen, wie er den Roman begonnen hatte.

    Zitat Zitat
    Wieso nicht? Ishmael ist ja in erster Linie Erzähler und nicht Erzählgegenstand.
    "Call me Ishmael" ist ein berühmter erster Satz, der ziemlich gefeiert wird dafür, wie viel er in drei Worten sagt. Ishmael ist ein biblischer Charakter, ein Ausgestoßener meines Wissens. "Nennt mich" impliziert, dass er vielleicht gar nicht so heißt, was Spannung erzeugt (warum will er seinen Namen nicht sagen?) und den symbolischen (d.h. biblischen) Charakter des Namens hervorhebt. Der Satz wirft also sofort Fragen auf und erzeugt Interesse und Spannung - in Bezug auf den CHARAKTER Ishmael. Zudem sagt der gesamte Anfang, dass es sich hier um eine Geschichte aus seinem Leben handelt, er ist ganz klar kein reiner Erzähler und ist das auch gut für ein Drittel des Buches nicht, sondern aktiver und zuweilen sehr unterhaltsamer Protagonist.

  9. #89
    @Itaju: Die Übersetzung habe ich nicht gelesen, aber der Wiki-Artikel zu Moby Dick dokumentiert, dass sie in der Übersetzerszene wohl einen richtigen Catfight ausgelöst hat. :P
    Den Don Quijote finde ich in seinen alten Übersetzungen echt, echt anstrengend. Hat mich erst in der Neuübersetzung von Susanne Lange gepackt. Simplicissimus ist unheimlich weitschweifend, so sehr, dass Grimmelshausen stellenweise einfach das Feldtagebuch eines Soldaten im Dreißigjährigen Krieg kopiert hat, aber die Kulisse ist schön und die Hauptfigur interessant. Eine "Übersetzung" in modernes Deutsch von Reinhard Kaiser macht ihn zugänglicher. Ivanhoe habe ich noch nicht in spannend gelesen und die göttliche Komödie, gut. Ich will nicht sagen, dass Moby Dick genauso spannend ist wie diese Bücher, sondern dass man vielleicht enttäuscht sein muss, wenn man Spannung erhofft.

    Zitat Zitat von Schattenläufer
    Ich finde nicht, dass dein Argument zieht - es ist längst nicht das einzige Buch, das ich aus der Zeit (oder früher) gelesen habe, trotzdem ist es mir nur hier so unangenehm aufgefallen.
    Das Argument ist unabhängig von Leseerfahrung. Ich sage nicht: "Würdest du mehr lesen, wüsstest du ..." Das wäre anmaßend. Ich meine, Moby Dick ist wahrscheinlich nicht als Abenteuergeschichte angelegt, aber so reichhaltig oder wild durchmischt, dass eine drinsteckt. Vielleicht hätte Melville sie ähnlich spannend wie R. L. Stevenson schreiben können, wer weiß.
    Zitat Zitat
    er ist ganz klar kein reiner Erzähler und ist das auch gut für ein Drittel des Buches nicht, sondern aktiver und zuweilen sehr unterhaltsamer Protagonist.
    Ja, er ist kein Erzähler, der nicht auch Teil der Handlung ist. Solche finde ich in vormodernen Zeiten spannend, weil die Subjektivität des Individuums noch nicht so durchsetzungsfähig war. Moby Dick gehört nicht zu meinen Lieblingen, aber gerade diese ... Inkonsequenz Ishmaels oder seiner Darstellung hat mir gefallen. Davon ist in vielen Übersetzungen und Überarbeitungen nichts mehr geblieben, die von mir erwähnte Kinderbuchausgabe des Arena-Verlags erzählt eine Abenteuergeschichte und reduziert den thematischen Überbau auf die Frage, ob Besessenheit zum Untergang führt. Wahrscheinlich gibt es auch Ausgaben, die sich ganz und gar auf Ishmael konzentrieren. (Wieviel Melville noch da drinsteckt, wäre eine interessante Frage.)

  10. #90
    Vor 2 Wochen hab ich dann auch Julius Winsome von Gerard Donovan durchgelesen. Das Buch hatte mir mal jemand vor gut 10 Jahren empfohlen und endlich bin ich mal dazu gekommen, es zu lesen.
    Worum es geht, ist recht schnell erzählt: Julius Winsome, 52 Jahre alt, lebt alleine in einer Waldhütte in Maine mit seinem Hund und über 3000 Büchern, wirklichen Außenweltkontakt hat er nicht. Eines Tages erschießt jemand seinen Hund und er beginnt einen Rachefeldzug.

    Julius Winsome ist ein interessanter Charakter mit dem man durchaus sympathisieren kann, ihn gleichzeitig aber stark verurteilt. Das, was das Buch interessant macht, ist der Umgang mit den Themen Gewalt und Einsamkeit. Der berichtähnliche Schreibstil lässt auch das Gefühl erwecken, Julius Winsome sei selbst etwas distanziert von den Erlebnissen, was sehr vorteilhaft für das Buch ist. Trotzdem konnte mich das Buch nicht vollends begeistern und ich hatte nicht mehr das Bedürfnis, mich gedanklich nochmal damit auseinanderzusetzen, auch wenn man da bestimmt noch mehr rausholen könnte als ich es getan hab.

    Das Buch kann man definitiv lesen und ich könnte verstehen, wenn es jemand für großartig empfinden würde, aber ich fands dann doch leider "nur" gut.

    200 Seiten, Cipo!

    The Invisible Man hab ich auch schon zur Hälfte durch. Uff. Das ist schon nicht ohne.

  11. #91
    Ich habe Geschichte Japans (522 Seiten) gestern durchgelesen und bin somit bei 1/5 Büchern.

    Zu meinem vorherigen Kommentar habe ich nicht mehr viel hinzuzufügen. Das Buch bieten einen exzellenten Überblick über die japanische Geschichte insbesondere für diejenigen, die schon ein paar Vorkenntnisse haben. Dabei werden auch Aspekte beleuchtet, die man im Alltag weniger aufschnappt, wenn man sich nicht konkret damit beschäftigt. Beispielsweise wusste ich nicht, dass Japan nach dem Weltkrieg einer sehr lange Zeit von einer einzelnen Partei regiert wurde, was politisch sehr problematisch war (und zu ’ner Menge Bestechungen und Lobbyismus geführt hat), aber die Premierminister trotzdem über große Zeiträume hinweg im Jahrestakt oder öfter wechselten.

    Der Schreibstil des Buchs ist klar und verständlich, aber nicht anspruchslos – ein gehobenes Sprachniveau und Verständnis wissenschaftlicher und politischer Begriffe wird vorausgesetzt.

    Für jemanden, der nur grobes Interesse an der Geschichte des Landes hat, ist das Buch eher nicht geeignet – dafür geht es doch zu sehr ins Detail. Aber wer sich ein tieferes Verständnis der japanischen Geschichte aneignen will, für den eignet sich dieses Buch als erster Anlaufpunkt allemal. Von mir gibt es ein klares .

  12. #92
    H.G. Wells - The Invisible Man (200 Seiten)

    Das Buch erzählt die Geschichte eines jähzornigen jungen Mannes, der nach einem Experiment unsichtbar wurde und sich nun in einem Inn irgendwo in England einquartiert. Damit nicht auffällt, dass er unsichtbar ist, trägt er Bandagen und gibt den Anwohnern damit ein ziemliches Rätsel auf (zusätzlich zu seinem wunderlichen Verhalten). Die ganze Sache fliegt allerdings auf und er sieht sich gezwungen, zu fliehen.

    Inhaltlich ist das Buch schon recht interessant gewesen, aber über den Schreibstil und die Präsentation bin ich etwas zwiegespalten. Die Geschichte wird nämlich eher episodenhaft erzählt und liest sich meist eher wie ein Tatsachenbericht eines auktorialen Erzählers, der bewusst desöfteren vermeidet, gewisse Handlungen einem unsichtbaren zuzuschreiben. Beispiel: Anstatt zu schreiben, dass Person XY vom Unsichtbaren gerade eine Faust ins Gesicht bekommen hat, wird es so beschrieben, dass XY plötzlich mit dem Kopf voran nachhinten fliegt und über jemand anderen stolpert. Das gibt dem Buch zwar einen besonderen Charakter, ich fands jedoch meist eher anstrengend und unverständlich. Der archaische Gebrauch der englischen Sprache hat das auch nur schlimmer gemacht. Nach ungefähr der Hälfte wird das Buch aber viel angenehmer zu lesen, da dann der Unsichtbare davon erzählt, wie es dazu gekommen ist, dass er so geworden ist und was dann geschah.

    Jedem könnte ich das Buch nicht empfehlen, da es sich imho für nicht-Muttersprachler nicht besonders gut liest und es inhaltlich nicht so belohnend ist, als dass man unbedingt drüber hinweg sehen kann, aber ich würde es dennoch als positive Leseerfahrung einstufen.


    Hab jetzt noch paar Bücher außerhalb meiner Planung gelesen, da ich ganz gut in der Zeit liege.

    Henrik Ibsen - Nora oder Ein Puppenheim (100 Seiten)

    Nora ist ein interessantes Drama, welches sich nicht nur gut liest, sondern auch inhaltlich glänzen kann. Die Handlung und die Charaktere sind nachvollziehbar und das Ende regt definitiv zum Nachdenken an. Ich war sogar überrascht, welche moderne Wendung das Drama sogar nimmt und wie es endet. Ist wirklich zu empfehlen, da es sich auch sehr aufwandslos liest.

    Henrik Ibsen - Hedda Gabler (100 Seiten)

    Fand ich nicht gut. Die Handlung nimmt nie wirklich an Fahrt auf und an den Charakteren hatte ich kaum Interesse. Als wirkliches Drama kann ich es nicht bezeichnen, da die Protagonistin unsympathisch und böse ist und sie sich ihre Umstände selbst zuzuschreiben hat, bis vielleicht auf ein paar gesellschaftliche Faktoren (Die aber nur am Rande beleuchtet werden und für die man Vorwissen benötigt). Als gesellschaftliche Kritik kann ich das Werk daher auch nicht wirklich sehen. Das Ende wirkt für mich noch ziemlich roh und ich weiß nicht, welches Gefühl die Geschichte bei einem eigentlich auslösen soll. Absolut keine Empfehlung.

    Fjodor Dostojewski - Die Sanfte (70 Seiten)
    Die Sanfte erzählt die Geschichte eines einst in Ungnade gefallenen Leihpfänders, der sich einem verarmten jungen Mädchen (16 Jahre alt) annimmt und zur Frau nimmt. Er selbst zeichnet sich durch eine gewisse Strenge und vermeintliche Kaltherzigkeit aus, sie ist eher zurückhaltend und von milder Natur. Dostojewski zeichnet hier einen interessanen Hauptcharakter und stellt eine spannende zwischenmenschliche Beziehung dar, die für beide undurchsichtig ist und aus der beide unglücklich hervorgehen.

    Das Buch hat in seiner Präsentation meiner Meinung nach einige Schwächen und so ganz ist der Funke bei mir nie übergesprungen. Ich schätze mal, dass eine doppelte Länge bei dieser Thematik besser funktioniert hätte, zumindest wenn es um Dostojewski geht. Dadurch bleibt das Buch zwar empfehlenswert, aber nicht nennenswert und wer sich mal mit Dostojewski beschäftigen möchte (was ich jedem empfehlen kann!), der sollte mal Arme Leute, Der Spieler oder Aufzeichnungen aus einem Kellerloch lesen.

    Kannst du das dann beim Eingangspost mit einem +270 versehen, Cipo?

    Geändert von Byder (24.04.2018 um 17:11 Uhr)

  13. #93
    Ich habe vorgestern angefangen, Kemono no Souja (獣の奏者) von Nahoko Uehashi zu lesen. (Die Frau hat übrigens vor ein paar Jahren den Hans-Christian-Andersen-Preis für Kinderliteratur gewonnen.) Das Buch hatte ich schon zweimal angefangen und bis ca. Seite 100 (von 350) gelesen, aber bin letztlich nicht drangeblieben, obwohl es mir unheimlich gut gefallen hat. Mittlerweile fällt mir das Lesen aber deutlich leichter als noch vor einem Jahr und ich komme recht zügig voran. Ich hoffe, ich kann das Tempo beibehalten und schaffe jeden Tag ca. 20 Seiten. Ich spiele auch schon mit dem Gedanken, im Anschluss den zweiten Teil zu lesen.

    In jedem Fall eine wunderschöne Geschichte und ich bin immer noch fasziniert von der Darstellung der Beziehung zwischen Mensch und Natur bzw. Mensch und Tier. Die Art von Fantasy, die Nahoko Uehashi schreibt, ist auch eindeutig sehr asiatisch und im Grunde genommen ist es eine Schade, dass ihre Hauptwerke im Westen nie vollständig erschienen sind. Das sind Bücher, die ich als Kind abgöttisch geliebt hätte, die aber zugleich so viele aufmerksame Beobachtungen und Weisheiten enthalten, dass man sie auch als Erwachsener noch wunderbar genießen kann.

  14. #94
    Gerade Stephen King's Joyland beendet, eine Coming of Age Story über einen 21-jährigen Kerl der den Sommer über in einem Vergnügungspark arbeitet um unter anderem über seine erste große Liebe hinwegzukommen. Wird zwar teilweise auch als Mystery Thriller bezeichnet, da das Horror Haus des Parks angeblich vom Geist einer ermordeten Frau heimgesucht wird, aber dieser Aspekt der Story ist im Großen und Ganzen eher nebensächlich. Ansonsten hätte mich das Ende vermutlich mehr gestört als es tatsächlich der Fall war. Ist zwar nicht unbedingt eine Deus Ex Machina, aber es wirkt halt viel zu einfach. Der Rest des Buchs ist aber ganz nett und auch ein klein wenig dramatisch. Ich würde aber empfehlen den Klappentext nicht zu lesen weil der schon ein bisschen was vorwegnimmt. Ist zwar nicht unbedingt ein Spoiler da man sich eine dieser Entwicklungen schnell denken kann, aber komplett blind ranzugehen wäre vermutlich besser.

    Ist sicher nicht Stephen King's bestes Werk, aber es hat mich von Anfang bis Ende gut unterhalten, zumal es Stephen King wunderbar gelungen ist den Alltag auf einem Vergnügungspark zu veranschaulichen (auch wenn es laut seiner Notiz am Ende vielleicht nicht 100%ig akkurat ist). Und mit knapp 300 Seiten kann man das auch nebenbei gut lesen.

  15. #95
    Mein Bericht-Backlog staut sich momentan etwas, darum werde ich auch den Report zum Buch nachreichen, dennoch habe ich mit .hack//Another Birth 1 inzwischen 3/12 Büchern gelesen.

  16. #96
    Halbzeit bei Kemono no Souja (獣の奏者) – habe nun Kapitel 10 (von 20) gelesen, bin nun auf Seite 185 und komme besser voran als erhofft! Die Geschichte verläuft seit dem sehr dramatischen Ende des Prologs sehr ruhig, aber legt unheimlich viel Wert darauf, Erins Persönlichkeit, vor allem ihre Neugier an allen Lebewesen, darzustellen. So haben sich beispielsweise zwei Kapitel mit dem Leben von Honigbienen beschäftigt – und keineswegs nur in trockenen Beschreibungen. So langsam steuert die Geschichte auf den Teil zu, den ich im Anime mit am liebsten mochte. Und da heute Feiertag ist, gedanke ich, noch so einige Seiten zu lesen.

  17. #97
    Unendlicher Spaß mit 1552 Seiten.

    Ziemlich, ziemlich seltsames Werk. Sprachlich teilweise interessant, teilweise einfach nur ein Overkill und man hat ein Eindruck hier nem Autor bei der Masturbation auf seinen eigenen Wortschatz zugucken zu müssen (wie bei Joyce).

    Ich hab es wie die meisten anderen Titel oben als Hörbuch konsumiert. In diesem Fall eher als Hörspiel, das man kostenlos herunterladen kann. http://unendlichesspiel.de/

    Einige Szenen sind in Erinnerung geblieben. Beispielsweise der ausführliche sexuelle Missbrauch eines Vaters an seiner behinderten Tochter oder ein Tennisspieler, der Turniere gewinnt, weil er seinen Gegnern droht sich selbst zuerschießen, wenn er verlieren sollte. Am liebsten mochte ich das Beziehungsfünfeck um Joelle, ihren Vater, Jim, Orin und Gately.
    Es ist ein bisschen (mittlerweile überholte, da auch schon 20 Jahre alt) Sozialsatire drin.

    Die Chronolgie des Werkes ist total konfus am Anfang. Sobald man sich dann darauf eingelassen hat, die Szenen in den Kontext zu bringen ist das Buch dann leider ab der Hälfte ungefähr ziemlich linear.

    Das Hörbuch war echt schräg, teilenweise umwerfend an Qualität der Laiensprecher, teilweise abgrundtief nervtötend ob der schlechten Klangqualität. Ich hab einige Leser mehrfach gehört. Einen sogar mindestens zehn Mal. Dass jede Seite von einem anderen Sprecher vorgelesen wurde, kann also nicht stimmen.


    Im Übrigen habe ich dann auch der Mann ohne Eigenschaften gehört, was mich sehr gelangweilt hat, weil ich zu niemandem in der Handlung irgendwie connecten konnte. Da ich wegen der konfusen Werkbearbeitung keine Schriftliche Version gefunden habe, die meiner Audioversion entspricht, also geh ich mal von einer geringeren Seitenzahl von ca. 1100 aus.

  18. #98

    Margarete Stokowski - Untenrum frei

    Es ist noch gar nicht so lange her, da wurde mir gesagt, ich sei die giftigste Art von Feministin. Diejenige, die ohne Sinn und Verstand mit Schaum vor dem Mund Denk- und Sprachverbote erteilt. Die andere Menschen gegeneinander aufhetzt und im Stillen Männer hasst. Die ihre eigenen Fehler nicht sieht und lieber mit Doppelmoral anderen Vorhaltungen macht. Die zu viel Margarete Stokowski gelesen hat.

    Ich hatte bis zu diesem Zeitpunkt nur ein oder zwei Kommentare von der SPIEGELOnline-Kolumnistin gelesen. Tatsache ist, ich habe seit meinem Studienabschluss kaum noch feministische Texte gelesen oder mich groß mit der Netzfeministinnen-Szene beschäftigt. Allerdings schreibt die Autorin über Sex, Feminismus, Liebe und Macht. Mein fucking Jam! Im Zuge dieser Vorwürfe dachte ich mir, ich könnte das Buch ja endlich einmal kaufen. Und es war eine sehr gute Entscheidung, das zu tun.

    SEX. MACHT. SPASS. UND PROBLEME.
    Stokowski erzählt von dem frühen Wunsch, unbedingt als Mädchen wahrgenommen zu werden, von unzulänglichem Aufklärungsunterricht, von Haaren und Enthaarung, von Gewalterlebnissen, von Sex, von Liebe und vom Feminismus. Und sie verbindet ihre wunderbar erzählten persönlichen Erlebnisse mit philosophischen, politischen und wissenschaftlichen Analysen und zeigt damit: Sie ist mit ihren Erfahrungen nicht alleine. Wir fühlen uns als freie, aufgeklärte Individuen, aber erst wenn wir Geschichte um Geschichte zusammentragen, wird die kollektive Schieflage, die strukturelle Ungleichheit sichtbar. Dennoch: «Wenn ich Geschichten aus meinem Leben erzähle, dann nicht, um langsam, aber sicher ein Bild von mir als Vollopfer aufzubauen», schreibt Stokowski – im Gegenteil. Ihr geht es um eine «Ent-Opferung». Humorvoll und klug geht sie damit der Frage nach, wie politisch das Private noch immer ist.
    «Der Feminismus erklärt mir nicht, warum der Bus nicht auf mich wartet. Aber er erklärt mir, warum ich mich für mein Zuspätkommen entschuldigen werde, auch wenn ich nicht schuld war, sondern der Bus zu früh gefahren ist. Er erklärt mir, warum viele der Frauen, die ich kenne, sich auch noch entschuldigen würden, wenn sie von einem Meteoriten getroffen werden.»

    Ich habe das Buch in mehr oder weniger zwei Tagen komplett verschlungen. Es liest sich sehr angenehm und persönlich, witzig und unkompliziert, und bringt dabei dennoch die Geschichte herüber, die sich mit jedem Kapitel klarer zeigt. Sie erzählt, wie kleine und große Mädchen die härtesten Verfechterinnen von Geschlechterrollen sind, wie Sozialisierung funktioniert und warum Frauen nichts sagen, wenn ihnen Sexismus widerfährt. Es geht nicht um Angst, sondern um Gewohnheit. Um Machtfragen. Das Buch führt von der Sozialisiation schon vor der Geburt ("Was wird es denn?") über Mädchenzeitschriften bis hin zu den ganz großen Fragen von Politik und Gesellschaft. und es geht in vielen Instanzen um Sex und Erotik, un darüber, wie unser Umgang damit die Gesellschaft formt.

    Sexismus ist ein System von zahlreichen Kleinigkeiten. Nichts davon groß genug, um deswegen ein Fass aufzumachen. Aber in der Masse ein Problem.

    "Zwischen all den ironisch, halb ironisch und ernst gemeinten Varianten von Sexismus ist es schwierig geworden zu sagen, was genau das Problem sein soll, wenn eine Fünfzehnjährige sich Playboy-Bettwäsche zu Weihnachten wünscht. Können wir Vermarktlichung annehmen und trotzdem die feinen Differenzen sehen zwischen dem, was es heißt, wenn eine Frau eine Handyhülle mit der Aufschrift 'Bitch' benutzt und wenn ihr Exfreund sie so nennt?"

    Untenrum Frei hat für mich die Welt des Feminismus nicht neu erfunden. Aber das Buch hat mich bestärkt und gestärkt. Zum einen mag ich den Schreibstil wirklich sehr gerne. Die Autorin arbeitet mit vielen Quellen, Studien und Zitaten, aber trotzdem fühlt sich das Buch nie wie eine wissenschaftliche Abhandlung an. Es ist eine persönliche Geschichte, die aufzeigt, wo die Knackpunkte liegen, die das Verhältnis von Geschlecht und Macht prägen. Ich hätte fast jede Seite instagrammen können, weil ich die Texte und Kapitel so geil finde. Auf fast jeder Seite gibt es einen Satz, den ich so wichtig finde, dass ich ihn hier zitieren möchte.
    Außerdem ist Frauen- und Mädchenzeitschriften (und Männerzeitschriften) ein ganzes Kapitel gewidmet, und damit kann mich ja immer begeistern.

    Vor der Lektüre wollte ich am liebten nie wieder etwas zum Thema Feminismus sagen. Jetzt weiß ich auch, warum. Und warum das genau der falsche Weg ist.


    "Um Selbstbestimmung wird es viel gehen. Denn Feminismus ist keine Bewegung, die alte Zwänge durch neue Zwänge ersetzen will oder alte Tabus durch neue. Es ist ein Kampf gegen Zwänge und für mehr freie, eigene Entscheidungen [...] Was für ein Mensch willst du sein? Das klingt nach viel, und ja, verdammt, es ist viel. "




    Wem empfehle ich das Buch: Jedem, der mir je gesagt hat "Du als Feministin, was denkst Du über Thema X?". Und allen, die das Thema Feminismus zu groß und gruselig finden, und es lieber erst einmal nur mit spitzen Fingern anfassen wollen. Und Menschen, die es generell spannend finden, wie Rollen entstehen und warum unsere Gesellschaft so ist, wie sie ist. Kurzum: Jedem.

  19. #99
    So, endlich mal alles aktualisiert. Guckt bitte bei Gelegenheit, ob ich richtig mitzähle, oder noch besser: Packt eine Zahl in eure Posts ("3/12"), damit ich es selbst vergleichen kann! ^^''

    @Schattenläufer: Ich hab jetzt "4/8" in den ersten Post geschrieben ... richtig interpretiert?
    @Byder: Du hast im letzten Post nach 270 Seiten gefragt, ich zähle aber 470. Was stimmt? Sag mir in Zukunft einfach immer direkt den Gesamtstand. =P

    Zitat Zitat von Itaju
    Unendlicher Spaß mit 1552 Seiten
    Ich war mir einen Moment lang sicher, dass genau das der Titel des Buchs ist. Was ein guter Titel wäre. *macht sich eine geistige Notiz*
    Bitte die Seiten nächstes Mal selbst zusammenrechnen, gerade bei den genauen Angaben muss ich immer den Taschenrechner zücken. =.=''


    ___

    Ich habe zwei Bücher durch, beide von Douglas Adams:

    The Restaurant at the End of the Universe
    Life, the Universe and Everything



    Ich mach's kurz: Wer den Hitchhiker's Guide mag, wird auch die Nachfolger mögen. Dieselbe wahnsinnige Kreativität, dasselbe Gefühl für Zukunft und Science Fiction, derselbe Humor und derselbe Tiefgang. Es ist krass, wie sehr mich die Bücher immer wieder zum Innehalten bringen. Und eigentlich fühlt sich die Reihe bisher sowieso wie ein einziges gigantisches Buch an.
    Was tatsächlich passiert ... puh. Ich habe die Hälfte schon wieder vergessen, ehrlich gesagt. Gerade das zweite Buch ist ein absolutes Chaos, das dritte hat da einen eeeetwas "klassischeren" Aufbau. Ich wünschte, ich könnte mir aktuelle Verfilmungen ansehen, um den Inhalt etwas langfristiger zu verinnerlichen. Aber imho ist das alles auch nicht wirklich der Punkt bzw. die Bücher funktionieren auch ohne die Handlung einigermaßen. Ich habe mich gerade trotzdem nochmal durch Wikipedia gelesen, um nicht sofort wieder ALLES zu vergessen.

    Ich werde die nächsten Bücher definitiv auch noch lesen, aber ich glaube, jetzt brauche ich erstmal eine Pause, zumal das Ende des dritten einigermaßen rund ist.

    Aktueller Stand: 7/12! o/

  20. #100
    Der Titel ist tasächlich "Unendlicher Spaß", englisch "Infinite Jest" und ist ein direktes Zitat von Yorik aus Shakespears Hamlet (nein, ich bin nicht so schlau, das wird im Buch sogar direkt gesagt).

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