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Thema: L.U.C.A.S.A.R.T.S. - Neu: Toonstruck, Return to Monkey Island

  1. #21
    Return to Monkey Island [PC]
    Gestartet: 27.03.2024
    Durchgespielt: 27.03.2024
    Spielzeit: Knapp 10h

    Return to Monkey Island
    Damals
    Ich hatte es in früheren Artikeln schon erwähnt. Als Kind wäre ich außer mir gewesen, wenn ich erfahren hätte, dass Ron Gilbert "sein" Monkey-Island-Sequel machen darf. Heute war ich wesentlich skeptischer. Swashbuckle up, kiddos, it's gonna be a doozy.

    Heute
    Man sieht Return to Monkey Island an, dass es ein Budget-Spiel ist. Damit ist mitnichten die fantastische Grafik gemeint (die von Leuten im Internet völlig zu Unrecht verrissen wurde). Auch die Sprachausgabe ist top notch - neben einigen alten Bekannten wie Dominic Armato haben wir auch aktuelle VO-Größen wie Liam O'Brian und Matt Mercer mit an Bord. Dafür sieht man das Budget des Spiels an anderer Stelle: Es ist kurz. Es ist nach Secret of Monkey Island vielleicht sogar das kürzeste aller Monkey-Island-Spiele. Keine 10 Stunden habe ich für meinen Playthrough gebraucht, das ist wesentlich weniger als z.B. für Tales, selbst wenn man das unsägliche Backtracking in Tales' letzten Kapitel rausrechnet. Das wohlgemerkt trotz "mehr Puzzles"-Modus und aktiviertem "Writer's Cut".

    Viele Probleme, die Return hat, sind in Ron Gilbert begründet. Exemplarisch zeigt sich das sehr früh in einer Szene, in der angeteasert wird, dass ein Monkey-Island-Staple ins Spiel kommt, nämlich ein altes Puzzle, dass man nun unter erschwerten Bedingungen - nämlich mit improvisierten Zutaten - noch einmal absolvieren darf. Doch Return zieht älteren Spielern hier den Teppich unter den Füßen weg und macht sich gerade zu darüber lustig, dass der Spieler diese liebgewonnenene Serientradition erwartet. Die Botschaft ist hier, dass man Vergangenes Vergangen sein lassen sollte und sich doch auch auf etwas neues einlassen soll.

    Was folgt, ist ein Szenario, in der es gilt, eine bestimmte Anzahl an Leuten von etwas zu überzeugen, indem man ihnen einen Gefallen erfüllt. Das ist nicht nur nichts neues für Monkey-Island-Spiele, nein, daraus wird auch für das restliche Spiel ein Schema gestrickt, das so häufig wiederholt wird, dass es einem zu den Ohren wieder rauskommt: Finde fünf Schlüssel! Finde drei Flaggen einer legendären Piratin! Bestehe drei Herausforderungen der Eiskönigin! Und so weiter und so fort. Dieses Streamlining sorgt zwar dafür, dass der Überblick nicht flöten geht, lässt aber Baukasten-Feeling aufkommen.

    Die Lieblosigkeit merkt man auch am World Building. Interessante neue Charaktere gibt es einige, aber das Spiel macht nichts aus ihnen. Charaktere wie Otis, Stan, Wally, Carla und die Crew aus der Scumm Bar sind genau so verschwendet wie der zurückkehrende Cast um Guybrush, Elaine und LeChuck.

    Fairerweise muss man sagen, dass Ron Gilbert offen damit umgegangen ist, dass er den restlichen Seriencanon ab 2 zwar nicht umschreiben wird, er aber keine große Rolle spielen wird. Allerdings ist es dann wenig hilfreich, wenn Ereignisse und Charaktere aus besseren Spielen wie Tales und Curse Erwähnung finden, aber kein einziger der offenen Handlungsfäden dieser Spiele auch nur angerührt wird. Das führt nämlich dazu, dass ich konstant daran denken musste, wie toll die Storys aus Tales und Curse waren, was die Story von Return noch mauer hat wirken lassen.

    Das Spiel hat durchaus ein paar witzige Momente, meistens jedoch konnten mir die Dialoge nur ein müdes Lächeln entlocken. Man fühlt sich an die teilweise sehr spartanischen Dialoge aus The Secret of Monkey Island erinnert, nur dass selbst dieses Spiel mehr Witz und kleine Gags zu bieten hatte. An das Writing eines Curse oder Tales kommt Return nicht mal ansatzweise heran. Das höchste der Gefühle ist Ekel-Humor der Marke "Gross-Out-Closeup", was man in Spongebob schon hundertmal besser gemacht gesehen hat.

    Auch das Puzzle-Design ist diesmal für den Arsch. Das Gute zuerst: Es gibt nur wenige Mondlogik-Puzzles. Die restlichen Puzzles sind sehr simpel gestaltet. Jegliches Puzzle ist mit wenigen Schritten zu lösen, und das, obwohl ich den Modus mit den erweiterten Puzzles eingeschaltet hatte. Meist liegt die Schwierigkeit eher darin, dass man die entsprechende Stelle, an der der Lösungsgegestand liegt, noch nicht oder noch nicht zum wiederholten Male abgegrast hat. Nervig fand ich das Backtracking, die langen Laufwege und die beiden Labyrinthe, die ich in guten Monkey-Island-Spielen tolleriere und in schlechten Monkey-Island-Spielen verabscheue.

    Um eine Sache positiv zu erwähnen: Eine Design-Choice aus Monkey Island 1 kehrt zurück, nämlich kleine optionale Sidequests, die man erfüllen kann, und kleine Epilog-Szenen, die sich ändern, je nachdem, was man im Spiel gemacht oder nicht gemacht hat. Belanglos, aber ein netter Callback zu The Secret of Monkey Island.

    Man merkt an vielen Aspekten des Spiels, das es Ron Gilbert darum ging, eine Botschaft an den Mann zu bringen. Dies mündet in einem absoluten nicht-Ending, dessen ganze Struktur darauf ausgelegt ist, auf das Ending von Monkey Island 2 noch einen draufzusetzen, nur dass der Versuch komplett vorhersehbar ist und nur ein müdes Lächeln entlockt.

    Ich gebe zwar zu, dass dies die einzige Sache ist, die ich vor Spielstart bereits wusste, aber ich habe sie mir gezielt gespoilert, weil ich es im Urin hatte, dass der gute Ron "Full of Shit" ist, daher, was diese Aussage angeht: Keine Entschuldigung von mir.

    Das ganze Spiel ist auch mehr ein Nostalgie-Trip und Versuch, die alten Zeiten wieder einzufangen. Nun mag man zwar sagen: "That is sort of the point", denn nach Abschluss des Spiels schaltet man sogar eine Nachricht von Ron Gilbert frei, in der er dies offen zugibt. Das ist allerdings kein magisches Zaubermittel, um diese Entscheidung zu einem Geniestreich zu erklären, der aus Return plötzlich ein Meisterwerk macht, das noch eine zusätzliche Ebene der Bedeutung gewonnen hat. Vielmehr NIMMT es Return plötzlich eine Bedeutungsebene, denn die Story des Spiels konnte schon zuvor kaum auf eigenen Beinen stehen, und Rons Brief an den Spieler, in dem er offen zugibt, dass dies "By Design" ist, weil es in dem Spiel eigentlich nicht um die Charaktere geht, sondern um ihn selbst, wirkt wie ein Todesstoß. Das ist nicht genial, nur faul und egozentrisch. Man kann nur mutmaßen, ob es Gilberts Wunsch war, die Serie eigenhändig zu begraben, aber selbst das hat er nicht geschafft, dafür ist Return nämlich viel zu mittelmäßig. Was bleibt ist ein schaler Beigeschmack, denn es ist allzu offensichtlich, dass es in Return to Monkey Island nicht um den Spielspaß des Spielers geht.

    (Fun fact, der gute Ron war auch ziemlich pissig, dass das Crossover zwischen Monkey Island und Sea of Thieves "hinter seinem Rücken" kreiert wurde.)

    Schlussfazit
    Return to Monkey Island - In meiner persönlichen Monkey-Island-Rangliste teilt sich Return den vierten Platz mit The Secret of Monkey Island. Ich hatte keinen komplett miserablen Tag. Ich habe mir Grog gekocht: 100 ml Rum, 200 ml Orangensaft, 300 ml Wasser, 100 g brauner Rohrzucker. Zitronen oder Limetten hatte ich keine da, daher hielt ich es für besser, die Saft-Dosis gegenüber meinem Grog-Rezept zu verdoppeln und dafür 100ml Wasser einzusparen. War äußerst lecker. Das Spiel selbst ist hingegen erst ohne Geschmack, und zum Schluss hin Geschmacklos. Witzig fand ich übrigens, dass es im Spiel Trivia-Karten zu finden gibt, die Fragen zu Inhalten und Entwicklungen der Monkey-Island-Serie beinhalten. Weniger witzig fand ich, dass diese Karten auch Spoiler für Events in Return to Monkey Island beinhalten, selbst, wenn man die entsprechende Stelle noch gar nicht erlebt hatte.
    ★★★

    Wie geht es nun also weiter mit dem Monkey Island-Reihe? Ich werde mir irgendwann mal den Sea of Thieves-Content auf Youtube reinziehen. Zumindest scheint man die Reihe nicht ganz in der Versenkung verschwinden lassen wollen. Dafür sollte man aber hoffen, dass man Gilberts Besitzansprüchen schnell wieder den Riegel vorschiebt und die Franchise in fähigere Hände legt.

    Geändert von Shieru (15.04.2024 um 14:00 Uhr)

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