Fairerweise muss man sagen, dass es zu
Super Nintendo Zeiten auch
schon deutlich bessere Handlungen in Rollenspielen gegeben hat.
So hatten Spiele wie Lufia 2 oder natürlich Final Fantasy VI oder auch IV, aber auch Illusion of Gaia einiges mehr an Handlungstiefe und Charaktertiefe zu bieten.
Im Vergleich zu Secret of Mana allerdings
gewinnt dieser Ableger haushoch. Auch wenn Secret of Mana hauptsächlich von seiner Atmosphäre lebt, so bietet Trials of Mana doch
um ein vielfaches mehr Story und Charaktere - zumindest aus quantitativer Sicht!
Aus heutiger Sicht ist
die Handlung dabei immer noch
vernünftig, auch wenn
leider auch etwas dünn. Es ist zwar so, dass zwar
jede der Figuren eine mehr oder weniger
richtig spannende spielbare Introsequenz bekommen hat,
die ihre Motivationen und Grundsituation sehr schön darstellen.
Aber leider hält das Spiel dieses Niveau mit fortschreitender Spieldauer überhaupt nicht. Das macht dieses Remake genau so wie das Originalspiel.
Die
Cutscenes und Dialoge sind
nahezu unverändert vom Original übernommen worden. Und genau das ist ein wenig schade: Denn es ist so
viel Potenzial in der Gruppe, aber genau das
wird nicht genutzt: Die
Interaktion zwischen den einzelnen Figuren lässt erstaunlich zu wünschen übrig. Ähnlich wie in
Octopath Traveler, wo jede Spielfigur ihr eigenes Süppchen kocht. Zwar hält Trials of Mana zwischendrin wenige Plaudereien bereit, in denen die Charaktere ganz selten doch mal miteinander agieren, aber es gibt davon einfach viel zu wenig.
Beispiel: Ich hatte in der Gruppe Durand und den frechen Dieb Adlerauge. Durand ist so rechtschaffen, dass er eigentlich den Diebstahl seines Kumpanen des Öfteren monieren müsste. Zwar redet Alderauge von sich aus ständig, er würde nicht stehlen, da er Angst vor Durand hätte, aber Durand sagt nie etwas dazu. Da hätte man doch einen Konflikt vertiefen können.
Genauso besucht die Gruppe im Laufe auch einige Male Valsena, Durands Heimatstadt. Hier macht Adlerauge einmal die Bemerkung, dass er hübsche MILFs abcheckt, zum Beispiel eine gewisse Stella... Das ist die Ziehtante von Durand. Im Geiste habe ich schon dessen Schwert auf Adlerauges Kopf niedersausen sehen - aber Durand sagt einfach nichts dazu.
Und das, obwohl
die Figuren sogar relativ gut geschrieben sind. Die
Charaktere sind
durchweg sympathisch und haben teilweise auch den ein oder anderen richtig guten Dialog. Das hilft ihnen aber nichts, weil sie durch die Einschränkung an Interaktion und Entwicklung einfach zweidimensionale Charakter-Abziehbilder und damit Klischees bleiben. Sehr schade. Das war zwar im Original auch net anders, aber im Remake hätte man behutsam zumindest die Figurenentwicklung forcieren können. So sind die Figuren zwar immer noch um Welten besser als in
Lost Sphear zum Beispiel, aber es fehlt einfach an Substanz.
Und gerade wegen ihrer doch sorgfältig ausgearbeiteten Geschichten wäre enormes Potenzial vorhanden gewesen.
Die
Dialoge sind teilweise echt gut, aber hier
fehlt eindeutig
der Biss. Außerdem ist bei der Übersetzung einiges im Argen. Diese ist zwar unterm Strich gelungen und sauber geworden, aber auch hier hat man - genau wie im Vorgänger - einfach wieder sinnlos Namen planlos übersetzt:
Adlerauge ist einfach Schwachsinn! Im englischen Original war Hawkeye schon nicht so prickelnd. Die G-Trans-Fan-Übersetzung hat es wesentlich schöner gelöst: Der Typ hieß einfach "Hawk" (Falke). Und sein bester Kumpel "Eagle" (Adler)... In dieser Übersetzung heißt Hawkeye jetzt Adlerauge, da "Falkenauge" im deutschen wenig Sinn ergibt. Dafür heißt "Eagle" jetzt "Falk"...

Wenn man schon alles ins Deutsche bringt, dann wäre es halt cooler, wenn man es wie beim Original-"Secret of Mana" gleich ganz anders macht. Zum Beispiel, um die Atmosphäre zu unterstreichen. Oder man lässt in diesem Fall das -Auge einfach weg. Es ist für die Handlung nämlich überhaupt nicht wichtig, dass Hawk so gut sehen kann!