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Thema: KOTT - All talk, no games - Part II

  1. #1481
    Ich mache niemandem Veilguard madig, wenn ich sage, dass ich einige Kritikpunkte der moderaten Spieler verstehe. Weder Erik Kain noch der Reviewer aus dem Video von Fextralife sagen, dass Veilguard schlecht ist. Ich auch nicht. Ich könnte den Standpunkt ja nachvollziehen, wenn ich in einen Thread, in dem es gar nicht um Veilguard geht, schreibe, wie schlecht ich das Spiel finde, nur weil jemand es erwähnt hat. In einer Diskussion über Veilguard liegt es aber in der Natur der Sache, über das Spiel zu schreiben. Die Meinungen werden nicht deswegen wiederholt, weil jeder das letzte Wort haben will, meistens steckt dahinter der Wunsch, Missverständnisse auszuräumen, noch mal klarer zu sagen, was man ausdrücken will. Oder es gibt andere Meinungen, auf die dann wieder eingegangen wird. So laufen (kontroverse) Diskussionen ab.

    Aber zurück zum Thema: So, wie ich die Welt erlebe - und mir ist natürlich bewusst, wie eingeschränkt eine persönliche Perspektive ist - stimme ich N_snake zu. Der großen Mehrheit sind Minderheiten ziemlich egal, auch wenn das einige vielleicht nicht gut finden, aber so ist die Realität. Vorurteile gibt es immer, weil man das, was anders ist, oft nicht versteht, aber eine richtige Abneigung empfindet nur eine Minderheit. Wir Menschen ahmen gerne nach, deswegen werden Schimpfwörter, abfällige Bemerkungen und Vorurteile schnell weitergetragen, obwohl die Mehrheit nicht aus Überzeugung hasst. Ich glaube nicht, dass alle, die jetzt gegen die Diversität in Veilguard Sturm laufen, das machen, weil sie queere Menschen verachten. Solche Leute wird es natürlich geben, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass es nur um Hass geht. An der Feststellung von N_snake, dass eigentlich neutrale Spieler oder Zuschauer genervt von der aktuellen Interpretation der Diversität sind, ist etwas dran. Den Eindruck hab ich nämlich auch. Es wurde ja schon in der Diskussion gesagt, dass nicht alle Spiele mit DEI-Inhalten verrissen werden. Ich vermute, dass es daran liegt, dass neben diesen Inhalten auch noch andere Gründe auftreten müssen. Im Fall von Veilguard ist es vielleicht die Stimmungsänderung oder die Qualität der Dialoge.

    @poetBLUE
    Wir sind alle nur Menschen.

  2. #1482


    Ich muss sagen, dass ich es mal ganz erfrischend fand, dass eine ausladende Diskussion über dieses doch recht facettenreiche Thema stattfinden konnte, ohne dass alle 20 Minuten eine Beitragsmeldung rausgeschickt wurde, weil sich jemand auf den Schlips getreten gefühlt hat. Solange die Gespräche weiterhin gesittet ablaufen und nicht krampfhaft versucht wird, einem der Beteiligten die eigene Meinung aufzuzwängen, sehe ich kein Problem damit, dass das weiterläuft. Hier ist eh zu wenig los.

  3. #1483
    Zunächst einmal: Sorry, dass ich mich so random einklinke und den Großteil der bisher vorangegangenen Diskussion ignoriere, um auf eine bestimmte Äußerung einzugehen, die schon länger her ist. Im Übrigen handelt es sich bei diesem Post um eine Diskurskritik und ich beziehe mich hier nicht speziell auf einzelne Personen und ihren spezifischen Äußerungen. Jedenfalls …
    Zitat Zitat von einer Person, die Rusk zitiert hat
    Ich bin zwar selbst Homosexuell aber selbst ich bin von dem Thema wokeness in Spielen mittlerweile nur noch genervt. Zum einen wird es einem die Thematik in einer Art und Weise präsentiert, die man wirklich nur noch als penetrant empfinden kann. Dazu kommt dann noch das es halt nicht mal hier und da ein Spiel ist das woke ist, sondern gefühlt 95% aller Titel die erscheinen und zwar auch Spielereihen die in der Vergangenheit eher das Gegenteil davon waren. Im Moment machen reihenweise Studios dicht und das liegt letzten Endes auch daran, dass man konsequent an der eigenen Zielgruppe vorbei entwickelt. Die Zielgruppe sind Jungs und Männer im Alter 14-49 aber designt werden die Spiele für 19 Jährige Studentinnen mit bunten Haaren, Topfschnitt und Nasepiercing. Niemand will das spielen, die Spieleindustrie zerstört sich damit selbst und trotzdem machen sie unbeirrt weiter.
    Erst einmal tut es argumentativ nichts zur Sache, ob die Person homosexuell ist oder nicht. Ein heterosexueller Mensch würde ja auch nicht argumentieren, dass ihn eine Liebesgeschichte zwischen Mann und Frau aufgrund seiner Orientierung besonders zugesagt hat. Weiterhin verstehe ich nicht, warum Männer im Alter von 14–49 Jahren und 19-jährige Studentinnen mit auffälligen Styling sich gegenseitig ausschließen würden – als ob beide „Gruppen” so spezifisch gegenteilige Vorlieben hätten und es da keine gemeinsamen Schnittmengen gäbe, wo beide beispielsweise The Legend of Zelda, Life is Strange oder Tekken als gute Spiele empfinden würden.

    Was mich an diesem Diskurs massiv stört, sind die – meiner Ansicht nach – völlig falsch angesetzten Kritikpunkte, die die eigentliche Problematik gar nicht erfassen. LGBT-Themen werden als „platt” und „belehrend” erfasst, sobald sie keine Subtilität und/oder Tiefe vorweisen, was ja eigentlich kein Kritikpunkt sein kann. Ich würde behaupten, dass das pi mal Daumen auf 90 % aller dargestellten Romanzen in Medien zutrifft, in denen vor allem Klischees und dramatisierte Tragik als Stilmittel vorherrschen. Ich habe deshalb oft das Gefühl, das mit starken weiblichen Figuren, die nicht nach Schönheitskonventionen designt wurden, oder LGBT-Thematiken viel härter in Gericht gegangen wird als mit Muskelprotzen und heterosexuellen Beziehungen, weil ihre bloße Existenz als derartige Anomalie wahrgenommen wird, dass gleich irgendeine politische Agenda dahinter dazugedichtet wird. Ihre Inklusion wird erst als gerechtfertigt angesehen, wenn sie nicht im Zentrum eines Charakters stehen oder einen persönlichen, emotionalen Nerv treffen.

    Ich kann vollkommen verstehen, dass es kein gutes Writing ist, wenn sich Gesamtheit einer Figur um ihre sexuelle Orientierung dreht, sprich: Glück, Pech, Motivation oder Agenda hängen alle von der Tatsache ab, dass sie bspw. schwul ist. Ich lese aber selten, dass die Darstellung LGBT-Themen nicht als differenziert genug betrachtet und aus diesem Grund kritisiert wird, sondern immer nur, dass ein Medium einen mit LGBT-Themen wieder aufdrängt und deshalb woke ist. Wenn ein Mann aber seine Herzensdame auf ein Dinner bei Kerzenlicht einlädt, sie in ein Bett voller entdornter Rosen wirft und ihr dann später noch ein Paar Eheringe besorgt, auf denen Namen, Hochzeitsdatum und am besten noch ein Unendlichkeitszeichen eingraviert sind, wird das maximal als zu kitischig empfunden, garantiert aber nicht als Beitrag zur Standardisierung heterosexueller Anbandelungstaktiken – obwohl es genau das ist.

    Dieses Problem ist allerdings nicht damit gelöst, dass man den Trait „gay” einfach einer Figur anhängt und das dann nicht darüber hinaus thematisiert wird. Denn das würde ja heißen, dass es niemanden stören würde, wenn ab sofort alle Liebesgeschichten nach heteronormativen Konventionen schreibt, aber beide Figuren lediglich das gleiche Geschlecht hätten – das würde die Kritik an der Inklusion von LGBT-Inhalten garantiert nicht abflachen lassen, eher noch im Gegenteil. Rückwirkend würde das übrigens auch nicht funktionieren: Würde ich als Gedankenexperiment Tidus und Yuna aus FFX in Tidus und Yuno umschreiben, ihre Interaktionen aber ansonsten unverändert lassen, hätte ich nicht automatisch ein Beispiel für eine überzeugende Darstellung einer homosexuellen Beziehung. Durch die sozialen Normen, unter denen wir aufgewachsen sind, werden einige Aspekte von Figuren durchaus deshalb überzeugender, gerade weil es sich bei ihnen um Männer, Frauen oder einer anderen Gattung handelt – und je nach Geschlecht des Gegenübers kann sich das durchaus auf die Dynamik auswirken. Letzten Endes kommt es einfach drauf an, wie viel Zeit sich die Handlung zur Darstellung einer Liebesbeziehung nimmt und wie stark die Aspekte beleuchtet werden – und nicht wie subtil ihre Sexualität dargestellt wird. Denn im Beispiel Tidus und Yuna ist ihre heterosexuelle Anziehung zueinander ein zentraler (und auch notwendiger) Aspekt ihrer Geschichte – und möglicherweise nimmt das nicht gleich wahr, weil ihre Beziehungsmodell einfach in der Gesellschaft kein Aufsehen erregt.

    TLDR: Ja, die Darstellung von LGBT-Inhalten fällt im Mainstream mitunter platt aus. Aber das ist auch bei Standardbeziehungen zwischen Männer und Frauen recht häufig der Fall. Und ich finde, dass hier dann mit zweierlei Maß gemessen wird, weil flachen LGBT-Beziehungen direkt eine Woke-Agenda unterstellt wird, mit der Forderung, sie nur noch mit angemessener Subtilität/Tiefe einzubauen – aber das Gleiche passiert nicht bei heterosexuellen Beziehungen, die ebenfalls keinen emotionalen Wert besitzen

  4. #1484
    Also ich mag Liebesgeschichten sehr gerne, auch die idealisierten, und finde nicht, dass ein Großteil von ihnen zu wünschen übrig lässt. Außerdem bin ich der Ansicht, dass sich die romantische Liebe bei den unterschiedlichen Orientierungen nicht groß unterscheidet. Es gibt nur einen Unterschied zwischen den Orientierungen, alle, die nicht heterosexuell sind, werden diskriminiert und niemand kann wollen, dass dieser Umstand die Liebe dieser Menschen definiert.

    Aber es geht gar nicht um die Liebe, sondern um das Trans-sein und den Umgang anderer damit. Das soll zum Beispiel nach Erik Kain zu plakativ im Spiel dargestellt werden. Und der Person, die Rusk zitiert hat, ging es meine ich auch darum.

  5. #1485
    Zitat Zitat von Kelven Beitrag anzeigen
    Aber es geht gar nicht um die Liebe, sondern um das Trans-sein und den Umgang anderer damit. Das soll zum Beispiel nach Erik Kain zu plakativ im Spiel dargestellt werden. Und der Person, die Rusk zitiert hat, ging es meine ich auch darum.
    Wie ich eingangs erwähnte, ging es mir auch nicht um spezifische Aussagen, die hier getätigt wurden, sondern die im Zitat getätigte Kritik an der Wokeness, die allgemein in letzter Zeit vorherrschen soll. Ich bezog mich insbesondere auf den Teil, dass die Person sich selbst als homosexuell deklariert und anscheinend dadurch ihrer Aussage irgendeine Art von Gültigkeit verleihen wollte.
    Zitat Zitat
    Also ich mag Liebesgeschichten sehr gerne, auch die idealisierten, und finde nicht, dass ein Großteil von ihnen zu wünschen übrig lässt. Außerdem bin ich der Ansicht, dass sich die romantische Liebe bei den unterschiedlichen Orientierungen nicht groß unterscheidet.
    Okay, vielleicht habe ich mich da missverständlich ausgedrückt, weil „platt” und „fehlende Tiefe” vorrangig sehr negativ aufgefasste Begriffe sind – was ich damit sagen wollte, ist, dass ich viele Beziehungen in Medien, vielleicht sogar insbesondere Videospielen, als sehr klischeebehaftet wahrnehme, was auf der einen Seite vielleicht nicht unbedingt stören muss, weil Klischees ja durchaus ein beliebtes und akzeptiertes Stilmittel sind, ich diese bei Darstellungen von LGBT-Beziehungen aber häufig als Kritikpunkt zu lesen bekomme. Und während ich deiner Aussage dahingehend zustimme, dass es keine großen Unterschiede bei romantischer Liebe zwischen den unterschiedlichen Orientierungen geben sollte, muss ich dennoch sagen, dass diese gesellschaftlich bedingt bestehen.

    Dass Männer und Frauen in Unterhaltungsmedien oder sozialen Plattformen unterschiedlich dargestellt werden, um durch die Be- oder Entkräftigung des dichotomen Geschlechtsbilds möglichst viel Resonanz zu erzeugen, ist in der Sozialforschung eine unumstrittene Realität. Dazu gehören auch die Darstellungen romantischer Praktiken (regelmäßige Dates, Geschenke zu bestimmten Feiertagen, Verwendung typischer Symboliken wie Herzen, Blumen oder Schmuck), zu denen sich LGBT-Personen meiner Erfahrung nach deutlich weniger gezwungen sehen, weil sie sowieso keine Chance mehr darauf haben, in dieser Hinsicht noch dem gesellschaftlichen Standard zu entsprechen und darin auch keine soziale Zuflucht mehr finden. Solche und ähnliche Aspekte gehören für mich dazu, wenn es darum geht, eine Beziehung mit Höhen und Tiefen darzustellen und den Eindruck zu vermitteln, es handele sich um eine greifbare Romanze. Leider würde das aber den Rahmen vieler Standardlängen im Mainstreambereich sprengen, insbesondere weil viele Heterosexuelle freiwillig kein Medium anrühren würden, das sich ausschließlich auf eine andere Orientierung fokussiert. Eine Ausnahme stellt das BL-Genre dar, das aber massiv von traditionellen Rollenbildern geprägt ist, die lediglich auf zwei Männer projiziert werden.
    Zitat Zitat
    Es gibt nur einen Unterschied zwischen den Orientierungen, alle, die nicht heterosexuell sind, werden diskriminiert und niemand kann wollen, dass dieser Umstand die Liebe dieser Menschen definiert.
    Man kann das nicht wollen, aber es ist heutzutage noch ein sehr präsenter Aspekt von nicht-normativen Beziehungsmodellen, der meiner Ansicht nach auch einen entscheidenden Faktor darstellt, ob ich mich mit dem Gezeigten identifizieren kann oder ob ich mir gerade eine romantisierte Darstellung zu Gemüte führe, der somit eine gewisse Tiefe abhandenkommt – was nichts Schlechtes sein muss, aber doch eben oft als „unangenehm plakativ” abgetan wird. Was mich primär stört, ist der Umstand, dass Diskriminierung in der Liebe oft zum gesamten Lebensinhalt dieser Figuren gemacht wird und es den Autoren deshalb misslingt, sie als facettenreiche Menschen zu charakterisieren.

    Geändert von Ligiiihh (09.11.2024 um 02:40 Uhr)

  6. #1486
    Wisst ihr was irgendwie lustig ist?
    In den 80ern und 90ern gab es in Anime, Manga und Games immer wieder Charaktere mit nicht eindeutigem Geschlecht oder sogar im Games die Möglichkeit als Geschlecht "Other" auszuwählen (ich hier mal an Big Sky Trooper für SNES erinnern), aber keine Sau hat sich darüber aufgeregt.
    Und nun ist das das Große Ding, weshalb Leute sich gegenseitig blanken Hass oder Dummheit vorwerfen und es nur wenige Schritte bis zu unangebrachten Vergleichen "aus der Geschichte" sind.
    Kennt ihr die Twilight Zone Episode "The monsters are due on maple street?" Besonders das Ende? Daran muss ich bei diesen Diskussionen denken. Schaut euch die Folge mal an

    Ok hier ist das Ende hihi:


    Geändert von noRkia (09.11.2024 um 03:06 Uhr)

  7. #1487
    @Ligiiihh
    Die homosexuelle Person will vermutlich damit sagen, dass sie eigentlich zur Zielgruppe gehört, aber du hast recht, dass das kein gutes Argument ist. Die queeren Menschen sind untereinander selbst zerstritten. Aber welchen Bogen willst du zur allgemeinen Kritik an DEI-Inhalten schlagen, das ist mir noch nicht ganz klar geworden.

    Ich mag das Wort Klischee nicht. Für jeden ist etwas anderes ein Klischee (ursprünglich steht das Wort soweit ich weiß für ein ehemals gutes Stilmittel, das sich abgenutzt hat). Ich finde es besser, auszuformulieren, was genau gemeint ist. Liebesgeschichten spielen speziell in Videospielen keine große Rolle. Wenn die Hauptfiguren überhaupt zusammenkommen, lässt sich die Beziehung meistens - ich übertreibe jetzt etwas - mit "Ach und die beiden sind jetzt ein Paar" zusammenfassen. Das wundert mich aber nicht, denn für viele Spieler sind andere Themen wohl interessanter. Ich finde aber nicht, dass heterosexuelle und homosexuelle Beziehungen auffällig unterschiedlich dargestellt werden, mit einer Ausnahme, nämlich dass besonders in japanischen Medien homosexuelle Beziehungen oft vage bleiben, damit sich der homofeindliche Teil des Publikums nicht zu sehr aufregt und das Produkt nicht mehr kauft. Vielleicht meinst du ja die Aussage, die öfter von DEI-Gegnern kommt, dass man doch nicht immer explizit sagen muss, dass Figuren homosexuell sind, weil das zu plump sei. Das ist aber nur ein Scheinargument. Den Leuten geht es nicht um die Darstellung, sondern um die bloße Existenz der Figuren. Es ist eigentlich offensichtlich, dass auch bei heterosexuellen Paaren explizit gezeigt wird, dass sie heterosexuell sind.

    Ich gehe schon davon aus, dass auch homosexuelle Paare etwas zusammen unternehmen und sich etwas schenken, was ihre Zuneigung ausdrückt und es ist ja nicht so, dass sich alle heterosexuellen Paare Blumen und Herzen schenken. Die einen machen es, die anderen machen es nicht.

    Zitat Zitat
    insbesondere weil viele Heterosexuelle freiwillig kein Medium anrühren würden, das sich ausschließlich auf eine andere Orientierung fokussiert.
    Das ist aber nachvollziehbar. Viele Heterosexuelle interessieren sich nicht dafür oder ihnen fehlt die Identifikationsmöglichkeit und das ist nicht homofeindlich.

    Zitat Zitat
    Man kann das nicht wollen, aber es ist heutzutage noch ein sehr präsenter Aspekt von nicht-normativen Beziehungsmodellen, der meiner Ansicht nach auch einen entscheidenden Faktor darstellt, ob ich mich mit dem Gezeigten identifizieren kann oder ob ich mir gerade eine romantisierte Darstellung zu Gemüte führe, der somit eine gewisse Tiefe abhandenkommt – was nichts Schlechtes sein muss, aber doch eben oft als „unangenehm plakativ” abgetan wird. Was mich primär stört, ist der Umstand, dass Diskriminierung in der Liebe oft zum gesamten Lebensinhalt dieser Figuren gemacht wird und es den Autoren deshalb misslingt, sie als facettenreiche Menschen zu charakterisieren.
    Eine romantisierte, idealisierte Darstellung wird denke ich genau als das wahrgenommen, was sie ist. Die DEI-Gegner schert es nicht, ob die Liebe romantisiert dargestellt wird oder nüchtern, ihre bloße Existenz stört die Leute. Natürlich hast du recht, dass Diskriminierung nicht zum Kern einer nicht-heterosexuellen Beziehungen gemacht werden sollte bzw. muss sie es nicht. Betroffene, die schon im realen Leben ständig diskriminiert werden, können sicher darauf verzichten, das Gleiche auch noch in der Fiktion zu erleben. Ich bin sowieso der Meinung, dass es gar nicht genug fröhliche Liebesgeschichten geben kann.

    Konkret bzgl. Veilguard: Viele der extrem kritischen Videos sprechen in a nutshell davon, dass die Szenen mit Taash "cringy" wären bzw. allgemein davon, dass die Dialoge nicht gut geschrieben wurden (und bei einigen der Beispiele, die ich gesehen hab, stimme ich den Leuten bei letzterem zu).

  8. #1488
    Zitat Zitat von Kelven
    Ich finde aber nicht, dass heterosexuelle und homosexuelle Beziehungen auffällig unterschiedlich dargestellt werden,
    Genau das ist ja mein Punkt. Das finde ich eben auch nicht – dennoch wird meiner Ansicht nach mit LGBT-Beziehungen härter ins Gericht gegangen, unter dem Deckmantel der Kritik, dass sie zu stilisiert/idealisiert dargestellt werden, wo das doch genauso dominant bei „gewöhnlichen” Beziehungen vorkommt.
    Zitat Zitat
    Ich gehe schon davon aus, dass auch homosexuelle Paare etwas zusammen unternehmen und sich etwas schenken, was ihre Zuneigung ausdrückt und es ist ja nicht so, dass sich alle heterosexuellen Paare Blumen und Herzen schenken. Die einen machen es, die anderen machen es nicht.
    Sorry noch mal an dieser Stelle, wahrscheinlich habe ich mich nicht fassend genug ausgedrückt. Ich finde schon, dass die Art von Umwerbung bzw. die Notwendigkeit von Liebesbekundungen in Medien, um etwa die „Flamme aufrechtzuerhalten”, durchaus zu einem romantischen Standard beworben wird, wozu sich aber Menschen außerhalb von heterosexuellen Beziehungen weniger genötigt fühlen. Ich will auf jeden Fall weder alle hetero- noch homosexuelle Beziehungsmodelle unter einen Kamm scheren, aber das sollte auch nur ein Beispiel dafür sein, dass es auch in Beziehungen zwischen Mann und Frau zu unerwünschten Idealisierungen kommen kann, die ich aber selten als Gegenstand einer Kritik wahrnehme, insbesondere auf die Sexualität bezogen.
    Zitat Zitat
    Das ist aber nachvollziehbar. Viele Heterosexuelle interessieren sich nicht dafür oder ihnen fehlt die Identifikationsmöglichkeit und das ist nicht homofeindlich.
    Ich würde das den Leute auch freilich nicht vorwerfen, allerdings finde ich dann auch, dass platte, einer Tiefe enthobene Darstellungen von LGBT-Beziehungen nicht kritisiert werden können, wenn die Bereitschaft dazu fehlt, sich eingehend mit ihnen zu befassen. Im Übrigen herrscht hier auch meiner Ansicht nach ein Widerspruch vor: Würde man bspw. eine Farmsimulation aus dem Grund ablehnen, dass nur heterosexuelle Beziehungen möglich sind, lese ich oft, dass das ein sehr kleinlicher Grund sei, ein ansonsten vielversprechendes Spiel abzulehnen. Umgekehrt wäre das aber deutlich seltener der Fall, wenn dieses Spiel nur homosexuelle Beziehungen zulassen würde. Da würde eher noch die Kritik vorgebracht werden, warum man nicht auch noch heterosexuelle Beziehungen ermöglicht, wenn es doch kein Kernaspekt des Spiels sei.
    Zitat Zitat
    Eine romantisierte, idealisierte Darstellung wird denke ich genau als das wahrgenommen, was sie ist. Die DEI-Gegner schert es nicht, ob die Liebe romantisiert dargestellt wird oder nüchtern, ihre bloße Existenz stört die Leute.
    Ich glaube aber, dass viele Kritikübende sich nicht stumpf als DEI-Gegner brandmarken, sondern durchaus versuchen, für ihre Ansicht logisch zu argumentieren. Und das seh ich in vielen Fällen einfach nicht ein, wie ich zuvor bereits ausführlich beschrieben habe.
    Zitat Zitat
    Natürlich hast du recht, dass Diskriminierung nicht zum Kern einer nicht-heterosexuellen Beziehungen gemacht werden sollte bzw. muss sie es nicht. Betroffene, die schon im realen Leben ständig diskriminiert werden, können sicher darauf verzichten, das Gleiche auch noch in der Fiktion zu erleben.
    Es mag kein Kernaspekt sein, dennoch müsste Diskriminierung zumindest angeschnitten werden, wenn nach einer greifbaren, realistischen Darstellung gefordert wird. Mich persönlich stört es nur, wenn die betroffenen Figuren ansonsten keine Probleme oder gar Freuden in ihrem Leben haben – das würde ich maximal akzeptieren, wenn es sich um Aktivisten handelt (tut es aber selten).

    Ich habe aber auch kein Problem mit der Darstellungen von Beziehungen, in denen alles Friede, Freude, Eierkuchen ist. Nur dass häufig mit zweierlei Maß gemessen wird, das ist es, was mich stört (im Übrigen immer noch auf keine bestimmte Aussage bezogen, die hier von jemandem getätigt wurde).
    Zitat Zitat
    Konkret bzgl. Veilguard: Viele der extrem kritischen Videos sprechen in a nutshell davon, dass die Szenen mit Taash "cringy" wären bzw. allgemein davon, dass die Dialoge nicht gut geschrieben wurden (und bei einigen der Beispiele, die ich gesehen hab, stimme ich den Leuten bei letzterem zu).
    Dazu kann ich mich leider nicht äußern, da mich weder das Spiel und somit noch die Figur interessieren. Ich fände es auf jeden Fall fragwürdig, die fehlende Sympathie gegenüber diesen Charakter auf ihre trans*Identität zu beziehen (ich behaupte hier im Übrigen nicht, dass das tatsächlich getan wurde).

    Geändert von Ligiiihh (09.11.2024 um 12:37 Uhr)

  9. #1489
    Entschuldigt, wenn ich kurz störe, aber ich habe keine Lust, sämtliche Beiträge auf den letzten Seiten nochmal durchzulesen: Wofür steht eigentlich "DEI"?

    Edit: Danke.

    Geändert von Liferipper (09.11.2024 um 13:41 Uhr)

  10. #1490

    Badass Freakin' Administrator
    stars_admin
    Zitat Zitat von Liferipper Beitrag anzeigen
    Entschuldigt, wenn ich kurz störe, aber ich habe keine Lust, sämtliche Beiträge auf den letzten Seiten nochmal durchzulesen: Wofür steht eigentlich "DEI"?
    Diversity, Equity und Inclusion.

  11. #1491
    Zitat Zitat von Knuckles Beitrag anzeigen
    Diversity, Equity und Inclusion.
    Gemessen am Verhalten diverser Verteter des Kürzels, die häufig genug radikal und asozial auftreten, stehen diese Buchstaben oft eher für Division, Exclusion und Interlorance.

  12. #1492

    Freakin' Overpowered Enemy
    stars_mod
    Zitat Zitat von Master Beitrag anzeigen
    Gemessen am Verhalten diverser Verteter des Kürzels, die häufig genug radikal und asozial auftreten, stehen diese Buchstaben oft eher für Division, Exclusion und Interlorance.
    Geez. Warum musste das an der Stelle jetzt sein? Hier war's halbwegs friedlich.

  13. #1493
    Und ich finde, dass das Wort viel verständlicher ist als "woke".

    @Ligiiihh
    Doch, dein Standpunkt war greifbar, ich sehe es nur etwas anders. "Liebesrituale" sind sicher anerzogen und auf den gleichen Kulturraum bezogen wurden ja auch alle homosexuellen Menschen genauso sozialisiert wie die heterosexuellen. Deswegen gehe ich davon aus, dass es nicht so große Unterschiede gibt. Klar, die Medien idealisieren diese "Rituale" oft und sie sehen vermutlich bei vielen gar nicht so aus, unabhängig von der Orientierung. Auf jeden Fall ist die Quintessenz, dass es meiner Meinung nach völlig in Ordnung ist, die Liebe auch bei homosexuellen Figuren genauso darzustellen wie bei heterosexuellen.

    Natürlich gehen die Gegner härter mit der Darstellung ins Gericht, denn sie sind ja nicht fair. Auch wenn sie vermeintlich rationale Argumente nennen, sind die wie ich finde oft nur zur Schau. Radikal queerfeindlich zu sein, können sich die wenigsten auf Youtube erlauben, glaube ich jedenfalls. Auf anderen Plattformen bin ich kaum unterwegs, zu denen kann ich nichts sagen. Weil die Leute es nicht können, versuchen sie zu begründen, warum die Figuren im Spiel nichts zu suchen haben.

    Zitat Zitat
    Würde man bspw. eine Farmsimulation aus dem Grund ablehnen, dass nur heterosexuelle Beziehungen möglich sind, lese ich oft, dass das ein sehr kleinlicher Grund sei, ein ansonsten vielversprechendes Spiel abzulehnen. Umgekehrt wäre das aber deutlich seltener der Fall, wenn dieses Spiel nur homosexuelle Beziehungen zulassen würde. Da würde eher noch die Kritik vorgebracht werden, warum man nicht auch noch heterosexuelle Beziehungen ermöglicht, wenn es doch kein Kernaspekt des Spiels sei.
    Ja, weil die große Mehrheit heterosexuell ist. Das ist nicht gerecht, aber wir Menschen sind egoistisch, damit muss man sich arrangieren. Und sobald die Entwickler mit ihrem Spiel den großen Markt ansprechen wollen, können sie die Mehrheit nicht ignorieren.

    Zitat Zitat
    Es mag kein Kernaspekt sein, dennoch müsste Diskriminierung zumindest angeschnitten werden, wenn nach einer greifbaren, realistischen Darstellung gefordert wird.
    Wenn das Spiel in unserer Welt spielt. Dem können die Entwickler aber leicht aus dem Weg gehen. Nicht nur in einer Phantasiewelt, eine parallele Gegenwart geht ja auch.

    Zitat Zitat
    Ich fände es auf jeden Fall fragwürdig, die fehlende Sympathie gegenüber diesen Charakter auf ihre trans*Identität zu beziehen (ich behaupte hier im Übrigen nicht, dass das tatsächlich getan wurde).
    In vielen Videos, die ich gesehen hab, wird das definitiv getan. Die Youtuber machen sich über die Figur lustig, indem sie Lachspuren in den Dialog legen oder Memes aus der Szene machen, und reduzieren die Kritik am Spiel im Prinzip auf die DEI-Inhalte. Ich weiß nicht, ob BioWare mit so einer Gegenreaktion gerechnet hat und ich frage mich, ob diese ganzen negativen Videos eine spürbare Auswirkung auf die Verkaufszahlen haben. Die Gegner des Spiels jubeln schon, dass sich das Spiel deutlich schlechter verkaufen soll, als zu erwarten gewesen wäre. Ich weiß nicht, ob die geschätzten 150-250 Mio. Entwicklungskosten zutreffen, aber wenn dem so wäre, müssten schon einige Mio. Einheiten von Veilguard verkauft werden, um die überhaupt wieder einzuspielen.

  14. #1494
    Zitat Zitat
    Doch, dein Standpunkt war greifbar, ich sehe es nur etwas anders. "Liebesrituale" sind sicher anerzogen und auf den gleichen Kulturraum bezogen wurden ja auch alle homosexuellen Menschen genauso sozialisiert wie die heterosexuellen. Deswegen gehe ich davon aus, dass es nicht so große Unterschiede gibt.
    Ich denke, dass solche Praktiken vor allem dann (meist unbewusst) ausgeübt werden, um im entsprechenden Kulturraum eine Art Geborgenheit für sich selbst zu schaffen. Wenn diese einem durch die eigene Andersartigkeit abhandenkommt, fängt man auch irgendwann an, sich von solche Ritualen aufgrund des Unvermögens, sich mit diesen zu identifizieren, zu entfremden. Du hast auf jeden Fall recht damit, dass das auch für heterosexuelle Menschen gelten kann, aber ich denke, dass das bei Personen aus dem LGBT-Spektrum verstärkt vorkommt, da sie sich ja sowieso nicht viel soziale Sicherheit daraus erhoffen können, eine romantische Beziehung nach Strich und Faden zu führen.
    Zitat Zitat
    Auf jeden Fall ist die Quintessenz, dass es meiner Meinung nach völlig in Ordnung ist, die Liebe auch bei homosexuellen Figuren genauso darzustellen wie bei heterosexuellen.
    Das will ich gar nicht infrage stellen und ich gebe auch gerne zu, dass ich mir Liebesgeschichten mit dieser Prämisse nicht ungern zu Gemüte führe. Ich behaupte aber, recht häufig sofort zu erkennen, ob Liebesgeschichten von Menschen innerhalb oder außerhalb des LGBT-Spektrums geschrieben wurden, bei LGBT-Geschichten sowieso. Gerade BL-Manga oder -Filme werden ja oft von heterosexuellen Personen geschrieben bzw. inszeniert – und das nehme ich dann auch direkt wahr. In solchen Fällen bin ich dann auch durchaus der Ansicht, dass eine Projektion „heterosexueller Perspektiven und Erwartungen“ stattfindet.

    Geändert von Ligiiihh (11.11.2024 um 23:59 Uhr)

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