Little Misfortune ist ein Point’n’Click-Adventure (eher Walking Simulator – es gibt kaum Gameplay), das sich grob in die Psycho-Horror-Sparte einordnen lässt.
Man spielt ein achtjähriges Mädchen, das von einer Stimme unbekannter Natur zu diversen Dingen angeleitet wird. Die Stimme dient zugleich als Erzähler und von Anfang an ist klar, dass sie nicht unbedingt das Beste für Misfortune will. (Oder etwa doch?)
Misfortune stammt aus einer zerrütteten Familie, sieht alles aber natürlich durch die Augen einer Achtjährigen und begegnet der Welt mit entsprechender Naivität. Dies sorgt für lustige, aber vor allem auch verstörende Momente, wenn sie toten Menschen und Tieren beispielsweise mit einer soziopathischen Gleichgültigkeit begegnet.
Besonders markant ist die Stimme von Misfortune – vor allem ihr Akzent und Catchphrases wie „Yikes Forever“. Das gibt dem Spiel einen sehr eigenen Touch, bisweilen strapaziert die Stimme die Nerven aber auch etwas.
Das Spiel ist mehr darauf ausgelegt, eine gewisse verstörende Atmosphäre zu erzeugen, als eine kohärente Geschichte zu erzählen. Wie erwartet gibt es am Ende den einen oder anderen Twist, aber damit steht und fällt das Spiel nicht. Vielmehr ist es ein erstaunlich mitreißender Trip durch eine absurde Situation nach der nächsten.
Die kindliche Optik des Spiels ist wichtiger Bestandteil des ganzen und auch eine der Stärken. Die Zeichnungen sind sehr hübsch und die Animationen gelungen. Audiovisuell kann das Spiel voll überzeugen.
Weniger überzeugend fand ich den schwarzen Humor, der mal absurd und mal morbide ist. Zwischendrin gibt es auch immer wieder Kotz- oder Fäkalwitze, die imo nicht hätten sein müssen.
Verstörend fand ich vor allem die erste Stunde, danach bleibt es weird, aber zumeist im Rahmen. Vereinzelte (optionale) surreale Traumsequenzen zählen imo zu den Highlights. Ein wenig schade jedoch ist, dass die vielen Auswahlmöglichkeiten, die man im Spiel hat, quasi keinen Einfluss auf den Verlauf haben.
tl;dr: Little Misfortune ist ein eher untypisches Spiel für mich, das ich mit einem Freund an einem Nachmittag durchgespielt habe. Es hat einen Eindruck hinterlassen und definitiv durchgehend unterhalten, aber ich bin mir unschlüssig, wie sehr ich es mag. Es ist nicht so, dass ich dieser Art von Psycho-Horror gar nichts abgewinnen kann – sie ist aber zugleich auch fast reiner Selbstzweck, was ich wiederum nicht so toll finde. Zumindest ist es nie ein langweiliges Spiel.
Spielzeit: 2:50h
Wertung: 6/10