Atelier Ryza 2
Nachdem mir Atelier Ryza gegen Ende doch sehr viel Spaß gemacht habe, habe ich Mitte Februar auch schon mit Ryza 2 angefangen.
Der Anfang hat mir gut gefallen. Die Location wechselt von der Insel Kurken aufs Festland, wo man die Hauptstadt und ihre Umgebung erkundet. Ich fand es auch sehr schön, wie sich die Charaktere nach drei Jahren endlich wiedersehen und wie sie sich und ihre Beziehungen untereinander verändert haben (v.a. Tao und Bos).
Von der Spielstruktur ist Ryza 2 weniger linear als Ryza. Die Hauptstory folgt zwar einem Strang, aber daneben setzt das Spiel seinen Schwerpunkt auch auf Character Events, eigentlich eine Serientradition, die in Ryza 1 aber nur hintergründig vorhanden war.
In Ryza 2 haben alle Hauptcharaktere und viele wichtige Nebencharaktere eigene Handlungsstränge. Die bestehen primär aus Events innerhalb der Stadt, gelegentlich muss man aber für sie auch etwas Craften oder einen Ort erkunden.
Die Hauptstory von Ryza 2 steht ganz im Zeichen der Ruinen. Fünf Ruinen gibt es, die von einer alten Zivilisation gebaut wurden. In der ersten findet Ryza ein mysteriöses Ei, aus dem ein Wesen namens Fi schlüpft. Das Mysterium um Fi und die Erbauer dieser Ruinen sind das Herzstück der Geschichte.
Das macht Ryza 2 im Vergleich zum Vorgänger aber auch deutlich bodenständiger. Es passiert wenig Dramatisches und ein großer Teil der Geschichte dreht sich um die Vergangenheit. Tatsächliche Gefahrensituationen sind selten. Auch das ist eigentlich typisch für Atelier.
Von den neuen Charakteren mochte ich Patricia halbwegs, Clifford war mir ziemlich egal und Serri fand ich sowohl vom Design als auch von der Persönlichkeit zum Augenrollen.
In den Ruinen gilt es jeweils Lore-Puzzle zu lösen. Dabei ist der Ablauf meist folgender:
1) Man erkundet die Ruinen und erledigt fünf Aufgaben, um einen Kompass freizuschalten.
2) Der wiederum lokalisiert Erinnerungen an diversen Orten, die man einsammeln muss (man erkundet den Dungeon also mindestens 2x)
3) Diese setzt man dann zusammen und ergründet einen Teil der Lore, was Ryza wiederum inspiriert, etwas zu craften, das den Endteil des Dungeons freilegt.
4) Dort lernt man mehr über das Mysterium um Fi und besiegt einen Boss.
Für die Story muss man nicht alle Erinnerungen zusammensetzen, aber ein gründliches Erkunden des Dungeons wird vorausgesetzt. Das klingt auf dem Papier interessant, wird aber ab dem 2. oder 3. Dungeon imo her monoton und nervig. Die Dungeons sind jetzt nicht so spannend, dass man sie gerne mehrfach durchläuft, und zur Lore kommt leider keine emotionale Verbindung auf, da sie sehr distanziert betrachtet wird.
Nervig ist auch, wie viele Gegner herumlaufen. In den weitläufigeren ersten Dungeons ist das noch okay, aber später gibt es oft enge Gänge, die man teils vier-, fünfmal durchlaufen muss, und wenn man dabei jedes Mal in Gegner hineinläuft, wird das schnell frustrierend.
Auch deshalb, weil mir die Kämpfe selbst echt keinen Spaß gemacht haben. Es ist effektiv das System von Ryza 1 mit ein paar Tweaks. Man kann nun Angriffe der Gegner abwehren bzw. den Schaden reduzieren, wenn man im rechten Moment Dreieck drückt. Das habe ich kaum gemacht, denn die Kämpfe sind oft recht hektisch und die Kamera arbeitet nicht immer für einen.
Die Gegner sind zudem alle ziemliche HP Sponges. Es dauert zu Kampfbeginn ewig, bis Ryza zum Zug kommt (5 Sekunden und mehr), man verbringt also auch viel Zeit mit Warterei. Und an sich laufen die meisten Kämpfe einfach sehr ähnlich ab. Ich war irgendwann so angeödet davon, dass ich den Schwierigkeitsgrad gesenkt habe, damit es schneller geht.
Ich mag dieses ATB-System hier einfach nicht, es ist irgendwie gleichzeitig zu träge und zu hektisch. Schon in Ryza war ich ziemlich gespalten, aber Ryza 2 zeigt mir definitiv, dass ein normales rundenbasiertes System für die Serie besser funktioniert.
Neu im Kampf ist: Die CC für Items akkumuliert man nun im Kampf. Man muss also nicht ständig ins Atelier zurück, um die CC aufzuladen. Ansonsten gibt es jede Menge kleinerer Tweaks, insgesamt ist es aber alles sehr ähnlich zu Ryza 1.
Das gilt auch fürs Craften. Der größte Unterschied hier ist, dass man Rezepte und Herstellungsmethoden über eine Art Skill Board lernt. SP verdient man durch Sidequests und in den Ruinen. Die kann man wiederum für neue Rezepte, Gathering-Upgrades und Werkzeuge ausgeben. Das fand ich an sich cool, denn in Ryza 1 war der Anfang mit den wenigen Rezepten doch sehr schleppend. Hier hat man immer das Gefühl, Fortschritt zu machen.
Beim Craften fällt auf, dass die Quality nun anders berechnet wird. Zutaten niedriger Qualität können die Gesamtqualität nun nicht mehr senken, erhöhen diese aber nur wenig. Das hat mir besser gefallen als in Ryza 1, da frühe Zutaten dadurch später nicht komplett nutzlos werden.
Ansonsten gab es mir insgesamt irgendwie zu viele Subsysteme, mit denen ich mich teils gar nicht auseinandergesetzt habe, weil es mir einfach zu viel war. Essences habe ich mir z.B. nie angeschaut.
Insgesamt ist Ryza 2 nach dem schönen Anfang so dahergeplätschert. Die Charaktere finde ich nach wie vor größtenteils uninteressant, deshalb konnten mich die Character Events nicht reizen, und das Dungeon-Gameplay hat sich spätestens ab dem 2. Dungeon abgenutzt und bestand aus zu viel Hin und Her.
Insgesamt ist der Gameplay-Loop schon noch kurzweilig, aber das allein rettet das Spiel für mich nicht. Zumal ich ja auch das Kampfsystem nicht besonders mag.
Ach ja, und es war mit das antiklimaktischste „Finale“, das ich je in einem RPG gesehen habe. In einer Cutscene, von der ich dachte, sie würde nur etwas mehr von der Lore enthüllen, kommt plötzlich random der letzte Boss, der nach einer Phase besiegt ist. Das alles wurde über das ganze Spiel aufgebaut und dann ist es wirklich extrem plötzlich vorbei.
tl;dr: Ryza 2 ist einerseits mehr vom Gleichen, setzt andererseits den Fokus aber weniger auf die Hauptstory und mehr auf Character Events, Lore und Dungeons. Leider hat mir nichts davon richtig gefallen und auch die Kämpfe haben mich angeödet, sodass ich am Ende froh war, fertig zu sein.
Spielzeit: 24:30
Wertung: 5/10
Challenge-Achievements:
Beende 12 RPGs (5/12)
Beende 3 Ateliers (1/3)