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Thema: Sammelthread für meinen Kram

  1. #1

    Sammelthread für meinen Kram

    Ich wollte hier schon seit einer Weile posten, habe es letztendlich dann aber doch nicht getan, da ich sehr unregelmäßig schreibe und auch nicht weiß, ob meine 'Werke' zu mittelmäßig/durchschnittlich sind um irgendjemanden dafür interessieren zu können. Daher mach ich den Thread einfach mal auf, poste den ein oder anderen lyrischen Erguss um einfach mal zu gucken, was dabei rumkommt.

    Soeben verstorben,
    Ein junger Geist emporsteigt,
    Sein Name war Thorben,
    An des Himmels Pforte sein Köpflein neigt.

    "Unschuldig?", die Frage vom Tore,
    "Oder die Welt verbessert?" weitergefragt,
    Unschuldig, antwortet der Mohre,
    Die Welt verbessert' ich nicht, vorsichtig gesagt.

    Ich lebte ein friedlich Leben,
    Mal war ich schlecht, mal gut
    Es war wohl ein Nehmen und Geben,
    Mal voll Feigheit, mal voll Mut.

    "Das, auch wenn es Leid mir tut,
    Ist einfach nicht genug,
    Wer isst Fleisch, tut Mord - nicht Gut',
    Wer dann nichts vollbringt, tut am Leben Betrug."


    Die vollkommen verschiedene Silbenanzahl der Zeilen macht das Gedicht/die Kurzgeschichte in Versform imo nicht einmal kaputt, ich selbst kann es zumindest so vorlesen, dass es einigermaßen vernünftig klingt.
    Nicht ganz gelungen sind vielleicht Zeile 3 und die dreifache Verwendung des Wortes "tut" in der vierten Strophe. Allerdings habe ich schon ein wenig herumprobiert und auch wenn es objektiv wohl nicht optimal ist, stört es mich zumindest nicht und stößt es mir beim lauten Lesen auch nicht negativ auf.

  2. #2
    Hmmmmm........
    So unentschlossen war ich mit Hinblick auf ein Gedicht noch nie.
    Eigentlich find ichs nicht sonderlich toll, aber als Ganzes klingt es, glaub ich, wieder gut und ich glaub dir zweifelsfrei, dass man es vorgelesen hören muss.

    Probier am besten noch ein Bisschen weiter rum, auch mit Wörtern.

  3. #3
    Auf einem ehemals bunt bewachsenen Hügel standen zwei, in der Vergangenheit noch frische, inzwischen vermoderte elektrische Stühle. Auf ihnen waren zwei Männer vorzufinden; der Eine, ein Jüngling, hatte eine Brille die ihm das Sehen nur bedingt erleichterte und war von einer gewissen Übergewichtigkeit geplagt; der Andere war bereits alt, doch sein Blick noch klar. Auf seinen letzten Moment wartend, musterte der Jugendliche den vom Leben gezeichneten, etwas fleischfarbigen Opa.
    "Wenn du etwas ändern möchtest", sagte der Alte traurig, "dann musst du doch aufstehen."

  4. #4
    Essay - Italien, oder: Sowas gibt's doch gar nicht mehr.

    Essay: Ein Essay, seltener: Essai (m., selten n.; über französisch essai von mittellateinisch exagium, »Probe«, »Versuch«) ist eine kurze, geistreiche Abhandlung, in der ein Autor persönlich gehaltene Betrachtungen zu kulturellen oder gesellschaftlichen Phänomenen liefert.

    Gewaltenteilung:
    Horizontale Ebene: Unter der horizontalen Gewaltenteilung versteht man die Aufteilung der Macht im Staat auf die drei Bereiche gesetzgebende Gewalt (Legislative), ausführende Gewalt (Exekutive) und rechtsprechende Gewalt (Judikative), die voneinander unabhängig sein sollen und sich gegenseitig kontrollieren können. Im Englischen wird dafür der Begriff checks and balances gebraucht. Das politische System der USA ist ein gutes Beispiel für die horizontale Gewaltenteilung und gegenseitige Kontrolle der Gewalten.
    Medien als vierte Gewalt: Aufgrund ihres großen Einflusses in modernen Demokratien werden die Medien manchmal als vierte Gewalt bezeichnet. Sie kontrollieren die Staatsgewalt, womit sie praktisch Teil der Gewaltenteilung werden. Sie unterliegen keiner staatlicher Kontrolle (Zensur), aber den wirtschaftlichen und politischen Interessen der Verleger bzw. Sendereigentümer. (Wikipedia)


    Ich bin glücklich, dass unser heutiges Europa so friedlich ist, Sie nicht auch? Hätten wir hier vor 60 Jahren gelebt - überall Krieg. Eine Generation vorher ... Inflation und der erste Weltkrieg! Noch ein oder zwei Generationen früher - Kaiserreich, Monarchie, Deutsch-Französischer-Krieg - grauenhaft. Wie gut, dass wir heute in einem zivilisierten Europa leben, wo es klare Gesetze gibt an die sich jeder halten muss. Es wäre unfassbar, wenn es in unserem, kleinen, gut behüteten Europa ein Land gäbe, indem nicht alles mit rechten Dingen zugehen würde. Es wäre unfassbar, wenn es so sogar Staatspräsidenten gäbe die offensichtlich gegen die Prinzipien des Rechtsstaates verstoßen.

    Stellen Sie sich doch einmal vor, es gäbe in Europa einen Ministerpräsidenten, der nicht nur Ministerpräsident ist, sondern auch Unternehmer. Ansich noch nicht so gravierend. Aber was, wenn dieser Unternehmer nicht nur Kartoffeln in seinem Hintergärtchen anpflanzt und dann Sonntags auf dem Markt verkauft, sondern Fernsehsender und Fußballclubs besitzt? Mit gleich drei überregionalen Fernsehsendern, seiner Medienfirma, seinem führenden Buch- und Zeitschriftenunternehmen kontrolliert er 70 Prozent der Medien in seinem Land direkt oder indirekt. Im Rechtsstaat gelten Medien übrigens auch als vierte Instanz. Das wäre doch schon ziemlich bedenklich, nicht wahr? Weiter hat dieser "Politiker" dann auch noch von sich gegeben, dass er gegen die zu große Unabhängigkeit der Justiz sei. Die Judikative ist die dritte Gewalt im Rechtsstaat, eine Einschränkung der Gewaltenteilung wäre der Zusammenbruch des modernen Staatenprinzips.
    Weiter kann dieser "Vertreter des Volkes" seine Finger nicht von den Gesetzen lassen, mit einer Mehrheit im Senat ändert er die Gesetze wie es ihm beliebt, je nachdem, weswegen er diesmal angeklagt ist; inzwischen ist für ihn auch Immunität herausgesprungen. Würden Sie eigentlich von jemanden regiert werden wollen, der bereits wegen Bestechung von Finanzbeamten, Korruption illegaler Parteienfinanzierung, Meineid, Bilanzfälschung, mehrfacher Steuerhinterziehung und Urkundenfälschung angeklagt wurde? Fänden Sie es nicht auch dubios, wenn ein "Volksvertreter" einst in einer Geheimloge namens "P2", eine Freimaurer-Organisation, gegründet von einem Hitler- und Mussolini-Anhänger, gewesen wäre? Oder wenn er mit rechten Parteien Koalitionen gebildet hätte? Oder wenn er zu Mitgliedern der Mafia Kontakt hätte? Oder wenn dieses "Staatsoberhaupt" versuchen würde das Grundgesetz so zu ändern, dass er unter Umständen das Parlament außer Kraft setzen könnte? Bei Hitler gab es auch ein anti-parlamentarisches Ermächtigungsgesetz, aber glücklicherweise gibt es sowas nurnoch in Geschichtsbüchern oder in den unzivilisierten, islamistischen Winkeln unserer Erde!

  5. #5
    9Live, oder: Überregionaler Betrug.

    Essay: Ein Essay, seltener: Essai (m., selten n.; über französisch essai von mittellateinisch exagium, »Probe«, »Versuch«) ist eine kurze, geistreiche Abhandlung, in der ein Autor persönlich gehaltene Betrachtungen zu kulturellen oder gesellschaftlichen Phänomenen liefert.

    Betrug:
    Tatbestand: Der Betrugstatbestand des Strafgesetzbuches lautet in seinem Absatz 1: Wer in der Absicht, sich oder einem Dritten einen rechtswidrigen Vermögensvorteil zu verschaffen, das Vermögen eines anderen dadurch beschädigt, dass er durch Vorspiegelung falscher oder durch Entstellung oder Unterdrückung wahrer Tatsachen einen Irrtum erregt oder unterhält, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. (Im übrigen ist der Versuch des Betruges nach Abs. 2 strafbar.)
    (Wikipedia)


    Sie alle kennen doch sicher den aus "TM3" entstandenen Sender "9Live", nicht? Sich selbst als "Mitmachfernsehen" bezeichnend, animieren die Moderatoren Zuschauer für nur 0,49€ (oder 0,70€ aus Österreich) in der Show anzurufen und endlich das "große Los" zu ziehen - wenn man denn mal durchkommt, wenn nicht, bezahlt man natürlich trotzdem. Aber das hat ja sicherlich keiner der Leser versucht, schließlich schaut ja eh niemand diesen Sender. Wirklich niemand. Keine Sau. Die 20.000.000 Anrufe im Jahr 2003, die dem Sender einen Umsatz von 78.700.000€ beschert haben, stammen dann wahrscheinlich nur von Leuten die sich verwählt haben. Passiert ja auch so schnell. Oder haben sie noch nie aus Versehen eine 01379er Nummer gewählt?
    Wenn jede Person 75 Mal bei "9Live" angerufen hätte, wären das übrigens über 260.000 Personen. In etwa jeder 300te Bundesbürger hätte also im Jahr 2003 regelmäßig bei diesem Sender mitgemacht. So viel zu "da macht eh keiner mit, vorallem nicht aus meinem Bekanntenkreis".

    Was daran schlimm ist? Noch nichts. Hier mal ein repräsentatives Rätsel des Senders, dass es wirklich gab:
    "Klaus aus Augsburg hat 151 Tiere: 53 Fischotter, 97 Esel und eine Echse. Klaus' Echse muss heute zur Therapie - sie mag Otter so gern, was Klaus natürlich stört: "Sonst müssen ich und mein Sekretär, der alles macht, 9 Tigerhaie kaufen gehen."
    Die Antwort - um 2 Uhr in der Nacht erfolgend - war natürlich 595 Tiere. Wie jeder der den Text überflogen hat natürlich gesehen hat. Oder ist ihnen etwa entgangen das in "Klaus' Echse muss" "sechs Emus" steckt? Das Satzzeichen dazwischen stehen und die Groß- und Kleinschreibung dagegenspricht, ist da egal. Und das in "151 Tiere" 151 Tiere, 51 Tiere, 1 Tiere und noch einmal Tier steckt ist ebenfalls leicht zu erkennen.
    Der Zuschauer wird auch beschissen ohne dass er es bemerkt. Fällt ihnen an diesem Video etwas auf? In der - im Nachhinein eingefügten Zeitlupe - sieht man das der Ballon gelb ist, nicht? Aber, was sagt der Moderator dort? Täuschen da die Ohren, oder sagt er wirklich, dass der abgeschossene Ballon ein Blauer, also ein 34.700€ weniger wertvollerer, war? Mysteriös.
    Ebenfalls mysteriös ist wohl, dass teilweise über 200 Anrufer in einer vierstündigen Show nicht auf die Lösung kommen. Vielleicht lag es daran, dass in den Regeln zum Spiel nicht erklärt wurde, das zum Beispiel auch römische Ziffern und im Text rückwärts zu lesende Ziffern zählen. So werden aus acht Buchstaben bei "SCHNAPPI" schnell 108 - das C ist schließlich die römische 100 und somit kommen 101 H in dem Wort vor.

    Aber "9Live" bietet noch so viel mehr, dass unser aller Leben erleichtert. Für nur 0,49€ pro SMS kann man das "9live leichter Leben"-Horoskop - hier haben die 9 Live-Autoren ganz tief in die Trick-Kiste gegriffen und eine Alliteration hervorgegraben - bestellen und erfahren wie ihre ganz persönlichen Sterne stehen. Es gibt natürlich auch Handybilder für nur 1,99€. Jaja, wenn wir "9live" nicht hätten. Ist es eigentlich Zufall das "live" umgedreht "evil" heißt? Und das die umgedrehte 9 eine 6 ist? (Sie wissen schon 666, evil, Satan und so.) Es gibt wirklich nur einen Grund bei evil6 anzurufen, wie dieser Anrufer demonstriert.

  6. #6
    OK, das war geil.
    *Gibt die Anekdoten-Krone weiter*
    Ich bin überholt. Dein erster Essay war noch nicht so genial, wenn auch nachdenklich stimmend, der Zweite dagegen absolut klasse. Lustig, informativ, zum überlegen bringend, was will man mehr?
    Wobei ich auch schon überlegt habe, wer da nun anruft, aber wenn man mal drüber nachdenkt, können es gar nciht so wenige sein, sonst geht der Sender ja kaputt.

    Und hey, zum Ersten: Italien ist toll. Basta.
    Der Titel ist diskriminierend, wenn auch noch so passend!

    Zitat Zitat
    Auf einem ehemals bunt bewachsenen Hügel standen zwei, in der Vergangenheit noch frische, inzwischen vermoderte elektrische Stühle. Auf ihnen waren zwei Männer vorzufinden; der Eine, ein Jüngling, hatte eine Brille die ihm das Sehen nur bedingt erleichterte und war von einer gewissen Übergewichtigkeit geplagt; der Andere war bereits alt, doch sein Blick noch klar. Auf seinen letzten Moment wartend, musterte der Jugendliche den vom Leben gezeichneten, etwas fleischfarbigen Opa.
    "Wenn du etwas ändern möchtest", sagte der Alte traurig, "dann musst du doch aufstehen."
    hübsch, wirklich hübsch. Ich hätte den Alten noch mehr beschrieben, wenn du das bei dem jungen auch gemacht hast, aber in der Kürze liegt ja bekanntlich die Würze.

  7. #7
    Die Todesstrafe, oder: Ein humorloses Pflicht-Essay

    Essay: Ein Essay, seltener: Essai (m., selten n.; über französisch essai von mittellateinisch exagium, »Probe«, »Versuch«) ist eine kurze, geistreiche Abhandlung, in der ein Autor persönlich gehaltene Betrachtungen zu kulturellen oder gesellschaftlichen Phänomenen liefert.

    Todesstrafe: Die Todesstrafe ist eine durch das Gesetz erlaubte Tötung eines Menschen als Strafe für ein von ihm begangenes oder zu verantwortendes Verbrechen. Sie wird durch die Hinrichtung vollstreckt.
    Eine Todesstrafe im eigentlichen Sinn kann nur durch dazu bevollmächtigte Vertreter und Behörden eines Staates ausgesprochen und vollzogen werden. Sie setzt also ein funktionierendes Rechtssystem voraus. Extralegale Tötungen, etwa durch Lynchjustiz, gelten in Rechtsstaaten als Mord und werden daher nicht Todesstrafe genannt: auch dann nicht, wenn sie aufgrund der tatsächlichen oder vermuteten Beteiligung des Getöteten an einem Verbrechen erfolgen.



    Ich weiß - sagen Sie nichts. Das Thema ist ausgelutschter als ein altes Gebiss. Aber anscheinend gibt es immer noch Deppen die für diese Art des "Strafvollzugs" sind und solange es diese gibt, fühle ich mich gezwungen auch über dieses Thema zu schreiben.

    Erst habe ich mir überlegt, ob dies in eines der zahlreichen Anti-Amerika-Pamphlets ausarten soll, aber dann dachte ich mir, dass es doch klüger wäre objektiv zu bleiben und meinen Anti-Anti-Amerikanischen Freunden einen gefallen zu tun. Hiermit grüße ich übrigens alle die mich kennen und alle die gegrüßt werden wollen.

    Wenn wir auf die Liste der 78 Staaten (!) schauen, in welchen wir die Todesstrafe vorfinden gibt's zum Glück nur noch Staaten, von denen man nur grob schätzen kann, wo sie denn in etwa liegen könnten. Vielleicht liegt ja auch ein Land bei Hitzacker. Unter diesen Ländern sind nur Länder wie Kirgisistan, Simbabwe, Swasiland, Trinidad und Burundi. Gut, dass diese Länder keine zivilisierten Länder und Handelspartner von unserem Deutschland sind. Ich finde, diese Staaten sollten sich ein Vorbild an China, der USA, Japan oder Südkorea nehmen - ups.

    Zur Zeit warten 75 Straftäter die zur Tatzeit minderjährig waren (!) in einem anscheinend nicht ganz so zivilisierten Staat auf ihr Todesurteil. Manche sind inzwischen 42 und warten nun schon 25 Jahre auf ihren Tod. Begründet wird dies durch die steigende Mordrate unter Jugendlichen, die Brutalität der Jugendlichen und Forderungen gewisser Politiker. Seit 1973 wurden in dem selben Land 117 Menschen nach Aussprechung der Todesstrafe freigelassen, da ihre Unschuld nachträglich, teilweise erst nach über 15 Jahren, bewiesen wurde. Das es folglich auch eine Zahl der unschuldig umgebrachten Menschen gibt, die sicherlich nicht gering ist, brauche ich wohl nicht zu erwähnen? Aber es gibt noch ein Gebiet das diese Statistik der USA bei weitem übertrifft.
    Dieses Land wird von den äußerst fleißigen Chinesen bewohnt. Aber von denen gibt's ja eh so viele da fallen ein paar mehr oder weniger eh nicht auf, stimmt's? ...
    In China werden jährlich laut objektiven Beobachtern circa 10.000 Menschen hingerichtet, teilweise an Nationalfeiertagen in Stadien vor großem Publikum, teilweise noch am Tatort. Denn nach begangener Tat kann es passieren, das ein kleiner, schnuckeliger Gerichtsbus vorbeifährt, eine Strafe ohne Verhandlung vollstreckt und der "Schuldige" noch vor Ort umgebracht wird. Natürlich passiert dies nur bei den brutalsten achtundsechzig Verbrechen zu denen auch das Fälschen von Mehrwertsteuerbelegen gehört. Brrr. Welch eine kriminelle Energie doch dahintersteckt. Wohl die gleiche kriminelle Energie die eine 16-Jährige im Iran zu Sex vor der Ehe trieb - ihre "gerechte Strafe" bekam sie, indem sie vor etwa 50 Schaulustigen gesteinigt wurde. Ein ähnliches Schicksal ereilte Mohammed Reza im Iran, der wegen mehrfachem Analverkehrs vor einer jubelnden Menschenmenge gehängt wurde.

    Das Recht einen anderen Menschen zu töten hat niemand. Jemanden aus "Schutz vor der Allgemeinheit" zu töten ist bei dem heutigen Gefängnis-Standard eine lächerliche Ausrede für voyeuristische, sadistische Arschlöcher die sich immer noch daran erfreuen, dass man es "kranken Perverslingen mal so richtig heimzahlt". Diesen Leuten würde ich einfach raten, nach China zu ziehen - dort sollten sie allerdings auf ihre Mehrwertsteuerbelege achten. Welche Begründung könnte es noch für das Töten eines Verbrechers geben? Rache? Neulich als ich an einem Kindergarten vorbeigegangen bin, habe ich eine Mutter gesehen die ihren zwei, sich streitenden, Kindern gesagt hat, das jetzt "beide nach hause müssten - wenn sie nicht aufhörten". Daraufhin meinte das ältere Kind "Aber Kevin hat angefangen!", daraufhin die Mutter: "Tja. Du bist der ältere und vernünftigere, darüber musst du stehen. Außerdem ist es egal wer angefangen hat." Ich weiß, der Vergleich ist gewagt, aber auch im Strafvollzug darf ich jemanden nicht umbringen, nur weil er "angefangen hat". Strafen gelten im neu-testamentarischen Sinn, und meine lieben, pickeligen, satanistischen Gothic-Teenager da ist das Christentum immer noch "up to date" und euch voraus, als Resozialisierungsmaßnahmen, es geht nicht um das Bestrafen, sondern um verspätete erzieherische Maßnahmen. Es geht um Abschreckung und Belehrung. Und um es auch dem letzten noch einmal klar zu machen: Länder, in denen die Todesstrafe angewand wird, haben keine geringere Verbrechensrate, als Länder ohne diese Strafe.




    Dieses Essay ist wie die anderen beiden nicht aus einer eher spontanen Idee entstanden, was vielleicht nachteilig war. Dass das Thema ausgelutscht ist und eher was für den Deutsch-Unterricht neben den Geschwistern Scholl und der Frage nach der Koedukation ist, ist mir klar, dennoch wollte ich dieses Thema anschneiden, da diese Essays und meine Texte mich letztendlich spiegeln und das einfach dazugehört.

    @ La Cipolla: Der Alte wird als "mit einem klarern Blick" und "fleischfarbig" beschrieben, das reicht imo aus da es ja letztendlich um den Jungen geht und der Alte eher eine Belehrende Funktion darstellt und vielleicht etwas klischeemäßig für etwas "echtes" oder "lebendiges", aber unmodernes steht.

    Geändert von Stan (15.01.2005 um 17:39 Uhr)

  8. #8
    Kant, das Schreckgespenst


    Den Raum vorsichtig betretend, ahnte er nicht, das ihm jetzt alles offen stehen würde. Gebeugt auf dem Boden stehend, sah er nach oben und im Schatten des nicht erleuchteten Zimmers war an der Decke etwas zu sehen. Ein großer Schatten der Ungewißheit, der ihn nebulös, ruhig an der Decke hängend, anglitzerte und der mit seinen strahlenden Augen dem Zimmer eine einzige, dämmrige Lichtquelle bot. Die einst noch reinen Lichtpartikel brachen sich im Dickicht der Dunkelheit immer wieder und konnten dem Eintretenden den Weg nicht erleuchten. Das schwarze Zimmer, fensterlos und inzwischen auch türenlos, wurde - angeblich vom Jungen - mit Bildmaterial geschmückt, auf welchem meist Berühmtheiten, aber auch seine Eltern - beide Arbeiter - vorzufinden waren.
    Den trüben Blick des Jungen über sich ergehen lassend, verweilte das Wesen unter der tiefen Decke und bemühte seine Augen so viel Licht wie nur möglich dem Jüngling zu übergeben. Der Junge, das Geschenk für gefährlich haltend, scheute sich und versuchte, im beschränkten Zimmer dem Prinzip auszuweichen.
    "Warum fürchtest du dich, Junge? Tief in dir, war es dir nie verborgen, warum ich kam und das ich kommen würde. Nun bin ich hier, denn du bist bereit diese Mauern zu zerschlagen, du bist bereit eigene Bilder zu zeichnen, du bist bereit für das Universum." "Ich weiß nicht was du sagst, ich will das du gehst. Ich doch bin zufrieden. Ich habe doch alles was ich brauche.", verwarf der Junge die Möglichkeit.
    Das Licht durchbrach die Dunkelheit im Zimmer nie. Letztendlich nämlich, kann das Licht zwar erhellen, doch solange die Augen verschlossen sind, wird alles schwarz bleiben.

  9. #9
    ich schweife etwas ab... statt einem gewöhnlichem "hmmm" wird nun ein "herrlich" folgen, denn dieser Text hat das meiner Meinung nach verdient.

    herrlich...
    eigentlich ne sehr simple Moral,aber wenn du das aus der "Kritik der reinen Vernunft" rausgelesen hast,dann klatsche ich Beifall
    Fehler kann ich nicht wirklich erkennen,meine ganze Sympathie steckt schon im "herrlich"-also keine weiterern Kommentare zum Text

    ich wollte ja schon länger ma "Stellung nehmen" zu deinen Essays,denn diese sind wirklich alle gut (manche etwas besser,manche etwas schlechter),dass du mir hiermit eine Vorlage geliefert hast in deinen Thread zu posten,dafür möchte ich mich bedanken.

    wobei 9live viel unterhaltender und auch sprachlich wie inhaltlich besser war,wie dein Todesstrafenessay...da merkt man einfach zu deutlich deine eigene Stellung raus-was nicht unbedingt schlecht sein muss,aber mir in diesem Fall nicht gefällt,da es somit nur "normal" wird.

    also,weiterschreiben,ich lese alles

  10. #10
    Weltenall

    Ein Ort fern im Universum,
    ein Platz, auf einem Fluss gebaut,
    der graziös über dem Wasser gleitend sich zwingend dem Wasserfall nähert
    Die fließenden Heime werden ständig fleißig erweitert:
    es werden Schutzwälle gebaut, es werden Dämme errichtet.
    Mit abstrusen Maschinen, Fremdkörpern,
    wird versucht den Lauf der Dinge aufzuhalten,
    oder zumindest ihn zu verlangsamen
    Doch warum sinnlos gegen die Strömung ankämpfen?
    Das Ende führt auswegslos zum Wasserfall;
    was ist schlimm daran, sich treiben zu lassen und Universum zu werden?


    Hmhm, ich weiß nicht.

    @ schreiberling: Das Todesstrafen Essay ist absichtlich so subjektiv-aggressiv gehalten, bei einer solchen Frage muss man imo einfach Partei ergreifen. Vorallem, wenn man gegen die Strafe ist, muss man das deutlichst unterstreichen. Kant hat mich beim "Schreckgespenst"-Text nur indirekt beeinflusst, wenn er auch titelgebend war. Ich habe bisher noch nichts von Kant lesen können (abgesehen von einem kurzen Auszug), kenne aber die Prinzipien der Aufklärung. Parallelen zur Zeit der Aufklärung sind mir erst nach mehrmaligen Lesen des Textes aufgefallen, waren wohl nur unbewusste Einflüsse.

  11. #11
    Ich denk, das Thema (Todesstrafe) ist wirklich zu abgedroschen, wobei natürlich Zahlen immer interessant sind.

    Das Schreckgespenst ist ungewöhnlch, weil man ein wenig hinter den Text steigen muss, bis was raus kommt. Und die Sachen von Kant sind nicht so die Höhe... Die Aufklärung ist damals schließlich auch ziemlich zu einer Poser-Bewegung verkommen.

    Und das Letzte... Bin unentschlossen. So reden immer die Wicca-Leute.
    Könnte man als Werbekampagne gegen Schönheitsoperationen gelten lassen. Im Ernst, mir gefällts, aber die Aussage ist zweifelhaft, aber da müsst ich jetzt wieder mit Philosophieren anfangen.

  12. #12
    hmm...
    habe Kant gelesen(nein, nicht verstanden, nur gelesen )und dachte etwas von ihm erkannt zu haben, wahrscheinlich mehr reininterpretiert...liegt am Titel, hast mich damit auf die falsche Fähret gelockt (Sokrates wäre Stolz auf dich gewesen:Mäeutik)

    das Letzte:ich muss mich leider Cipo anschließen ,es gibt nicht wirkliche Fehler,ist sprachlich sauber usw, aber die Aussage hmm...hab nen sehr zwiespältiges Gefühl und bin irgendwie höchst unzufrieden...

  13. #13
    @ schreiberling & la cipolla: Was ist denn die Aussage? Und mit Wicca-Leuten habe ich nu' wirklich nichts am Hut.

    Damit das nun nicht ganz so leer wirkt, eine etwas ältere Geschichte von mir. Habe sie der Schule wegen geschrieben und vor Monaten einmal umgeschrieben und die Elemente, die nur der Schule wegen vorhanden waren, entfernt. Ich weiß btw, dass es trashig ist und nicht dem Restlichen dieses Thread entspricht.

    Kapitel 1 - Justin Clark

    Nach einem letzten, großen, gelungenen Coup hatte der Auftragskiller erst einmal genug von seinem Business. Er war ein Mann von Welt, hatte Kontakte in ganz Europa, doch im Moment einfach nur die Schnauze voll. Von seinem Job, seinen Geschäftspartnern, seinen Freunden ... einfach von allem. Also beschloss er, sich für ein paar Wochen frei zu nehmen, Geld hatte er schließlich genug. Er mietete sich ein durchaus luxuriöses Hotelzimmer in Berlin und heute wollte er in einen Freizeitpark fahren und sich dort ein wenig bei der angepriesenen Stunt-Show vergnügen. Da er selbst in seinem Leben viel Action erlebt hatte, die kein Stuntman wagen würde, mochte er Stuntshows besonders. Er fand den Gedanken interessant, das andere Menschen sein Leben - wenn auch unbewusst - nachspielen und dafür Geld bekommen. Justin war sehr entspannt, er war froh endlich seine Ruhe zu haben und nicht mehr von allen genervt zu werden. Er war froh, endlich mal für eine Weile niemanden umbringen zu müssen. Er war es ein wenig leid, die Drecksarbeit irgendwelcher reichen Säcke zu erledigen - mit der Aussicht selbst einmal zu diesen reichen Säcken zu gehören, machte er den Job kontinuierlich weiter. Wenn man einmal aufgehörte hatte, Gewissensbisse zu haben, war das ganze nur halb so wild. Die Polizei ist unwichtig und die Kreise in denen die Opfer verkehren sind meist so voller Lügen und Intrigen, dass die Polizei keine Chance hat den Fall aufzuklären.
    Endlich im Zug angekommen musterte er den Wagon, das ist eine der Eigenschaften die man nicht mehr los wird, wenn man es sich einmal angewöhnt hat. Es ist zwar manchmal wichtig aufmerksam zu sein, doch wenn man in den Ferien ist und entspannen will, kann dieser Zwang, alles unter Kontrolle haben zu wollen, doch arg stören. Justin sah zu seiner Beruhigung aber niemanden ihm Bekanntes, alles was er sah war eine ausgeflippt gekleidete Jugendliche, ein Mädchen, dass er auf elf schätzte und ein älteres Ehepaar. Er setze sich in eine einsame Ecke des Zuges und wartete seelenruhig auf die Abfahrt. Als der Zug dann losfuhr, beobachte der Mörder die dreckigen Häuser. Berlin war zwar teilweise sehr schön, doch gab es auch Viertel um die sich die Stadtverwaltung anscheinend nicht so sehr kümmerte und die auch dementsprechend aussahen. Nach einer Weile kam der Zug aus dem Stadtkern heraus und die Bebauung wurde immer unregelmäßiger. Justin entspannte und dachte über die seltsamsten Dinge nach, er fragte sich, ob der Zug gerne woanders hin fahren würde, oder ob er zufrieden mit seiner Route ist. Er dachte darüber nach ob es Bäume stört, wenn sie von Vögeln angepisst werden oder ob Pepsi wirklich besser - oder überhaupt anders - als Cola schmeckt. Er dachte über Dinge nach, über die sonst keiner grübeln würde, einfach, weil er es mochte vollkommen sorglos über irgendetwas nachzudenken. Justin war ein Mensch der sich nicht viel Sorgen machte, er war es gewohnt, dass immer alles so läuft wie er es will. Da er immer gut voraus plant - und auch immer seine Waffe für den Fall der Fälle dabei hat - gibt es nichts was er in seine Berechnungen nicht einplanen würde. Justin war sehr überzeugt von sich selbst und das vielleicht auch nicht zu unrecht. Als er, der Serienkiller, also glücklich und zufrieden bequem in seinem mit Grafitti vollgesprühten Bahnsitz saß und die Landschaft bewunderte, geschah etwas, womit selbst er nicht rechnete ...

    Kapitel 2 - Herrmann

    Nachdem er bei seinem letzten großen Ding beinahe als Sprengstoff-Lieferant aufgeflogen wäre, beschloss Herrmann, sich nun etwas Ruhigeres zu suchen, womit er sich seinen Lebensunterhalt verdienen konnte. Er beschloss, Seife, umweltfreundliche Seife versteht sich, zu verkaufen. Diese mixte er selbst bei sich unten im Keller, die nötigen Zutaten stahl er entweder oder kaufte sie Leuten ab, die nicht wussten wohin damit. Er war der Auffassung, dass niemand dem anderen vorschreiben dürfe, was er zu tun hat und daher sieht er die ganze Sache mit dem Gesetz auch nicht so eng. Aber wie das im Leben nun mal so ist, kann er es natürlich nicht verkneifen, anderen vorzuschreiben wie sie ihr Leben doch 'optimieren könnten'.
    Da sein Geld mal wieder knapp wurde und er auch nicht mehr so viele Reserven aus alten Zeiten hatte, beschloss er in einen Freizeitpark zu fahren und dort seine teuerste Seife zu verkaufen. Nach einer Weile langweilte er sich im Zug und machte sich auf den Weg zum Speisewagen. Als er dann die ersten Wagons durchstreifte traute er seinen Augen nicht. Sein alter Kumpel Justin saß verträumt im Zug. Die Beiden kannten sich, weil sie einige Dinger zusammen gedreht hatten. Als der Profikiller zum Beispiel mal ein Privatflugzeug in die Luft jagen wollte, hatte er den nötigen Sprengstoff dafür von ihm. Ein anderes Mal hatten beide als Berater fungiert, als einer ihrer Auftragsgeber einen dritten losschickte um einen besonders heiklen Fall "zu lösen". Herrmann Froschepott wurde allerdings gefeuert, mit der Begründung das man bei seinen Ideen nie ohne Massen von Sprengstoff auskäme.
    Herrmann setzte sich zu seinem Kumpel, welcher nicht so ganz erfreut wirkte. Schnell begann Froschepott das Gespräch in seiner überschwänglichen Art:
    "Yo, Justin altes Haus! Lang nicht mehr gesehen, was treibst du hier so?"
    "Ich ... ich entspanne hier ein bisschen."
    "Und? Alles fit, Mann? Warum hast du dich nie bei mir gemeldet? Naja, scheiß drauf, du warst sicher viel im Stress und so."
    "Ja, und ehrlich gesagt möchte ich mich -“
    "Hey, sag mal, ich hab da noch was für dich. Das ist die schärfste Bombe die ich jemals gemacht habe und da ich aus dem Geschäft aussteige auch die letzte die ich je verkaufen werde." Er senkte die Stimme. "Sag mal, du kannst sowas doch immer mal gebrauchen. Wärst du nicht interessiert? Das ist die winzigste Bombe, die ich je gebaut habe, die Explosion hat nur einen Radius von cirka 2 Metern, doch in dem Bereich fetzt sie alles weg, einschließlich sich selbst. Es wird also niemand die Bombe finden und sie wird ebenfalls alles zerreißen was in ihrer Nähe ist. Na, na?"
    "Nein, Scheiße, Mann. Ich hab Urlaub, lass mich damit in Ruhe."
    "Hey, ich sag dir, so ein Angebot wirst du so schnell nicht mehr bekommen, ich mach dir sogar noch einen Freundschaftspreis. Ich geb sie dir ... für sagen wir mal ... 3 Riesen? 3 Riesen und das Baby ist deins, ich hab sie bei mir, wenn du willst, kannst du sie sehen. Sie hat 'nen Zeitzünder, kann aber dennoch auch mit der Fernbedienung - die du GRATIS dazu bekommst - manuell gezündet werden! Na, was sagst du?" Als Herrmann, der unbedingt mit den illegalen Geschäften aufhören wollte und endlich seine letzte und beste Bombe loswerden wollte, bemerkte das sein potentieller Geschäftspartner immer noch nicht überzeugt war, war er so verzweifelt, dass er ihm sogar seinen Rucksack oder seine Seife gratis als Obulus dazu anbot. In diesen Werbesendungen schien das mit den Gratistoastern doch auch gut zu laufen.
    "Scheiße nein. Verpiss dich."
    "Na, gut, ich kann dich also wirklich nicht überzeugen?"
    "Nein, verdammt. Jetzt geh, ich will meine Ruhe haben, ich will entspannen, ich hab Urlaub verdammt!" Justin bemerkte nicht wie viel lauter er wurde. "Scheiße, denkst du, ich denk immer nur ans Morden, behalt deine scheiß Bomben für dich. Außerdem hab ich eh kein Geld bei!" Normalerweise würde man viel Aufmerksamkeit mit so etwas auf sich ziehen, doch da das alte Ehepaar ihn trotz der Lautstärke nicht richtig verstand und das eine Mädchen dem anderen fragwürdigerweise erklärte das der G-Punkt am Äquator läge, scherrte sich niemanden um die beiden.
    Ein wenig enttäuscht machte sich Herrmann weiter auf die Suche nach dem Speisewagen.

    Kapitel 3 - Manuel Ernesto Vincente

    "Ach, Madonna ... Das Leben macht keinen Sinn. Ich weiß, ich kann nicht von dir verlangen, dass du mich umbringst, aber ich weiß wer es tun wird", sagte Manuel Ernesto Vincente, führendes Mitglied der italienischen Untergrund-Organisation "Roh-Jin", in italienischem Akzent und warf eine etwas ältere Ausgabe der Bildzeitung weg. Auf dem Titelblatt war ein rudel Schweine mit dem Aufmacher: "Sind diese Schweine Schuld am Tod Elvis'?"
    "Weißt du, Bruder, es ist Schicksal, dass wir im selben Zug wie Herr Clark sind. Er wird mir meinen Wunsch erfüllen, ich weiß es. Ich bin einer der größten Drogenbarone der Welt, ich kann nicht von einen Niemand umgebracht werden und der Suizid ist nicht unehrenhaft. Clark kennt sich auf seinem Gebiet doch bestens aus und war uns schon so oft behilflich. Nun diesen letzten Gefallen soll er noch tun."
    So geschah es, dass einer der größten Verbrecher des italienischen Untergrundes und sein stummer Gefährte Madonna Wayne Gacy sich aus ihrem dunklen Wagen nach vorne arbeiteten und die Tür zu dem Wagon öffneten in dem Justin saß.
    "Justin, alter Freund", empfing Ernesto ihn auf seine ruhige, aber doch intensive Art, umarmte ihn und drückte ihm einen feuchten Kuss auf die Wange.
    "Manuel, du hier? Solltest du nicht in Italien sein und irgendwem die Knochen brechen, weil er dich betrogen hat?" fragte Justin ein wenig naiv klingend. Das hatte ihm gerade noch gefehlt. Einer der nervigsten Auftraggeber den die Welt je gesehen hat. Justin hielt nicht viel von ihm, erfüllte ihm aber jeden seiner Wünsche aufgrund der guten Bezahlung. Je länger er ihn kannte, desto mehr verabscheute er ihn. Manuel war selbstverliebt, konnte nicht verlieren, akzeptierte kein nein, war rachsüchtig und sprach in dem widerwärtigsten italienischen Akzent deutsch, den ein Mensch überhaupt sprechen konnte.
    "Nein, ich habe bereits so viele Knochen gebrochen. Ich will nicht mehr. Ich möchte dich um einen Gefallen bitten -“
    "Nein, sprich es gar nicht aus. Weißt du Ernesto, ich arbeite gern für dich und würde normalerweise auch jeden Auftrag erfüllen, aber nicht jetzt. Ich bin im Urlaub, ich möchte diesen auch genießen."
    "Justin, du wirst doch nicht mir, einem deiner ersten Auftragsgeber als du noch ein Frischling warst, einen Wunsch abschlagen?!"
    "Normal würd’ ich das nie tun, aber heut habe ich frei. Ich melde mich in drei Wochen bei dir. Bei allem Respekt, bitte."
    "Es ist nur eine Sache von ein paar Minuten, du musst niemandem gegen seinen Willen Schmerzen zu fügen."
    "Weißt du, ich überlege es mir, jetzt muss ich aber erst einmal ein WC aufsuchen, wenn du entschuldigst."
    "Ja, natürlich. Ich warte."
    Justin stand auf, drehte sich um und verließ den Wagon, obwohl in selbigen auch eine Toilette war. Dieser Vincente ging ihm dermaßen auf die Nerven, dass er sich beherrschen musste, ihm gegenüber nicht unfreundlich zu sein. Er war schon lange genug im Geschäft aktiv, um zu wissen, dass man einem Ernesto Vincente keinen Wunsch abschlägt. In einem zu seiner Überraschung vollkommen leeren Wagon entdeckte er ein weiteres WC und schloss sich dort ein.

    Kapitel 4 - Taffifee

    Nachdem er in Ruhe sein Geschäft verrichtet hatte und dann noch eine Weile auf der Toilette verblieben war - der Ruhe wegen - öffnete er wieder Tür und wollte an der nächsten Haltestelle den Zug verlassen. In diesem Zug waren viel zu viele Leute die ihn kannte, er wollte auf die Stuntshow verzichten und sich einfach einen schönen Tag in einem ruhigen Café machen. Er verließ die enge WC-Kabine und wollte gerade seine Hose schließen, als er einen seltsam aussehenden Mann vor sich stehen sah. Er trug eine schwarze Hose, ein pinkes Hemd, Stiefel aus Krokodilleder und seine Frisur bestand aus ein paar Büschel Haaren die wohl die letzten Überlebenden eines starken Haarausfalls zu sein schienen.
    "Hey, Süßer", sagte der Fremde zu ihm und Justin ahnte schon, dass Schreckliches auf ihn zukommen würde.
    "Was willst du?!"
    "Sei doch nicht gleich so aggressiv, wie wäre es, wenn wir beide hier ein wenig Spaß haben? Ich würde dich verwöhnen, glaub mir, nur ein Mann weiß genau, was ein anderer Mann braucht."
    "Moment ... hey! Ich bin nicht schwul!" Die Tür hinter Justin öffnet sich tonlos.
    "Ach, Süßer, nach diesem Erlebnis wirst du nicht mehr genug von erfahrenen Männern wie mir bekommen." Der Fremde nutzte die Gelegenheit und schob seine Hand in Clarks immer noch offenen Hosenschlitz und versuchte sofort seine Hand durch seine Boxershorts zu schieben, doch noch ehe im das gelang, löste sich sein Gegenüber aus seiner Starre und wich schleunigst zurück. Er zog seine Waffe, zielte auf den Kopf des Schwulen und begann zu sprechen:
    "Scheiße, Mann! Ich bin im Urlaub verdammt nochmal! Warum geht mir die ganze Welt auf den Sack, will mir Bomben verkaufen, will mir irgendwelche dubiosen Geschäfte anbieten oder mir einen runterholen!? Verdammt, nochmal und du verpisst dich jetzt, oder ich knall dir deinen schwulen Kopf von deinen scheiß Schultern!"
    "Wow, Clarky-boy, du willst diesen Typen doch nicht echt erschießen!?", sagte der hinter ihm stehende Herrmann und patschte ihm auf die Schultern. Das hätte Herrmann besser lassen sollen, der Verbrecher erschreckte sich, drückte aus Versehen den Abzug seiner Waffe und es löste sich ein schallgedämpfter Schuss aus, der sauber in Taffis Kopf landete. Beide erstarrten.
    "... ... ... ...
    ...
    ...
    SPINNST DU?!"
    "Woah, Scheiße, das wollt' ich nicht. Ich wollt dich beruhigen, Mann, ich wollt' nicht, dass du den Kerl abknallst. Du bist'n Killer, ich wusste nicht, dass du so schreckhaft bist!"
    "Ich war angespannt und hab dich nicht reinkommen sehen, du hättest ja wohl auch ein bisschen mehr Rücksicht nehmen können und darüber nachdenken, was passieren könnte, wenn du mir von hinten auf die Schulter haust, während ich mit geladener Waffe auf 'ne •••••••••• ziele die mir grad einen blasen wollte!"
    "Hey, jetzt beruhig dich erstmal. Es nützt nichts, wenn du mich jetzt dumm anmachst, wir müssen die Leiche loswerden. Der Schuss war sehr sauber, er ist zwar tot, aber blutet kaum, lass uns die Leiche in die Toilette hieven."
    "Ja, gut, du hast Recht. Aber das verzeih ich dir nie! Ich hab Urlaub und du bringst mich dazu 'nen Typen abzuknallen!"
    "Hey, es war nicht meine Schuld, okay? Du musst ja auch nicht wie ein Irrer jeden kleinen Konflikt mit deiner Knarre lösen."
    "Jeden kleinen Konflikt? Wurdest du schonmal so angemacht?!" Bei den Worten kam ihm die Idee, dass er vielleicht langsam seine Hose schließen sollte.
    "Beruhigen wir uns und regeln wir das später. Jetzt hilf mir die Leiche in die Toilette zu ziehen."
    Der inzwischen etwas ausgelaugte Justin widersprach nicht mehr, er besann sich darauf, dass er im Urlaub ist und jede verschwendete Sekunde ihm nur noch mehr Ärger einbringen könnte. Er packte mit an und schnell war die Leiche des Homosexuellen auf der Toilette, auf der sein Mörder vor kurzem noch in aller Ruhe sein Geschäft erledigt hatte. Danach schlossen beide die Tür und der ehemalige Bombenhersteller wühlte in seiner Tasche nach einer Sicherheitsnadel um damit die Tür von außen zu verschließen. Nachdem beide sich hingesetzt und noch ein wenig beruhigt hatten, begann der glücklose Herrmann einen Plan auszuhecken, mit dem er zum einen für sich Profit rausschlagen konnte und zum anderen noch aus der nicht so ganz vorteilhaften Situation rauskommen könnte:
    "Hör zu, alter Kumpel. Ich habe immer noch die Bombe dabei, weil du es bist und weil ich an der Situation nicht ganz unschuldig bin, verkauf ich sie dir für zweieinhalb Riesen. Bedingung ist, dass du mir das Geld jetzt gibst. Ich hatte ja vorhin schon gesagt, die Bombe ist winzig, würde nie aufgespürt werden und würde nur die kleine Toilette in die Luft sprengen. Auf der Leiche sind deine Fingerabdrücke, du kannst entweder die Leiche sauber putzen und somit deine Fingerabdrücke verschwinden lassen oder du jagst das ganze WC einfach in die Luft. Die Bombe hat 'nen Zeitzünder und würde in die Luft fliegen, nachdem du den Zug verlassen hast. Na, was sagst du?"
    "Du willst mir doch nur deine scheiß Bombe andrehen. Aber 'ne Wahl hab' ich ja nicht, oder? Das Problem ist nur das ich keine Kohle dabei hab."

    In dem Moment betrat Ernesto den Raum.
    "Ah, mein Freund. Du warst so lange weg, da dachte ich sehe mal nach, wo du bleibst."
    "Frag ihn doch nach Geld", flüsterte ihm Herrmann, der endlich diese Bombe loswerden wollte, zu.
    "Es tut mir leid, Manuel! Ich wurde aufgehalten. Uns ist ein kleines Missgeschick passiert. Aber damit will ich dich gar nicht belästigen. Du sprachst vorhin von einem kleinen Gefallen, den ich dir tun kann, ohne das ich jemanden verletzen bräuchte. Was war das für ein Gefallen? Du könntest mir nämlich auch einen tun, ich bräuchte 2500 Piepen um diesem Halsabschneider hier 'ne Bombe abzukaufen."
    "Nun ja, dass du niemanden verletzten brauchst, habe ich so nicht gesagt. Das Geld würdest du bekommen. Ich würde dir sogar ein vielfaches davon geben. Weißt du, mein Freund, mein Leben ist sinnlos geworden. Ich habe schon alles gesehen, alle Verbrechen begangen die man begehen kann, Frauen, Geld ... all das macht mir keine Freude mehr. Ich habe schon drei Bombenattentate überlebt und Selbstmord geziemt sich nicht für einen Mann mit Ehre. Ich möchte, dass du mich erschießt, Freund. 10.000 Euro könnte ich dir direkt anbieten, ich habe Madonna angewiesen seinem Kollegen Bescheid zu geben, wenn du diesen ... letzten Auftrag für mich erledigt hast. John, der fünfte meiner sechs treuesten Gefährten, wird dir dann noch einmal 100.000 Euro auf dein Konto überweisen."
    "Ach, scheiße. Verdammt, dass ist doch eine Verschwörung von euch allen. Ich will einmal Urlaub machen und dann sowas, aber na gut, ich mach’s. Gib mir das Geld, Herrmann, geh du schonmal und bereite alles vor."
    "Ich weiß wie wichtig Tradition ist, Ernesto, deswegen werde ich persönlich dafür sorgen, dass deine Leiche gut erhalten nach Italien gelangt. Das bin ich dir einfach schuldig, alter Freund."
    "Danke. Ich wusste doch, ich kann mich auf dich verlassen." Ernesto zückte sein Handy, sagte irgendwas auf italienisch und legte dann wieder auf. Justin ging davon aus, dass er sagte, dass der Auftrag ausgeführt werden würde und seine Leute das Geld überweisen sollten.
    "Nun gut, bist du bereit?"
    "Lass mich noch meine letzten Worte sagen. Ein letztes Gebet ausstoßen."
    "Natürlich."
    Justin rechnete damit, dass dies schnell gehen würde, doch dem war nicht so. Dutzende Sekunden vergingen und Justin begann ungeduldig und müde zu werden, er wollte inzwischen sogar nach hause und sich einfach nur einen schönen, entspannten Tag machen. Aber wie es das Schicksal nunmal so wollte, war dies noch nicht möglich. Er vertiefte sich immer weiter in seine Gedanken. Er dachte an seine Couch, an seinen Fernseher, an Chips, an Eistee, an einen guten Film ... und so kam es, dass er einfach abdrückte und den Italiener erschoss.
    "Euh, eigentlich war er noch nicht bereit, oder?"
    "Och, was soll's. Ich hatte keine Lust mehr zu warten. Und wer weiß wie lange der noch gebraucht hätte. Jetzt hilf mir, seine Leiche über die des Schwulen zu tragen, nimm dir dein Geld aus seiner Jackentasche und dann bring die Bombe an." Seltsamerweise beruhigte der Tod des Mafiosi Justin wieder ein wenig. Im Nachhinein fand er es ein wenig unfair, den Mafiosi einfach so zu erschießen, bevor er überhaupt bereit war. Während er seinem Kollegen zusah, wie dieser mühsam die schwere Leiche in die Toilette hievte, bemerkte er, dass seine Fingernägel dreckig waren. Wo kam eigentlich immer der Dreck hinter dem Fingernagel her? Sind das abgefallene Hautschuppen? Oder Schmutz? Aber wo kam dieser Schmutz her und warum blieb er hinter den Fingernägeln hängen?
    "Auf wann soll ich die Bombe stellen?"
    "Hm ... wir dürfen uns nicht zu viel Zeit lassen, sagen wir 6 Minuten. In ein paar Minuten müsste der Zug die nächste Haltestelle erreicht haben, wir steigen aus und gehen getrennte Wege, einverstanden?"
    "Okay, in exakt 6 Minuten fliegt das Teil in die Luft."
    Wieder wurde die Tür von außen verschlossen und die beiden begannen vor dem Ausgang wie zwei ganz normale Passagiere auf den Halt des Zuges zu warten.

    Kapitel 5 - Sebastian von Fürstenbrunn
    Sebastian war gerade auf dem Weg zu einer angesagten Modenschau in Hamburg als er merkte, dass er vorher doch noch einmal zur Toilette sollte. Da in seinem Wagon keine war, ging er mit seiner Begleitung - Carolin, ein zwanzigjähriges, hübsches Mädchen - in einen anderen Wagon um zu schauen ob er dort vielleicht eine dieser engen, stickigen WC-Kabinen finden würde und tatsächlich - er wurde fündig. In dem Abteil waren nur zwei andere Männer. Einer der beiden war gut gestylt, ordentlich und schien ein netter Geselle zu sein, der andere schien nicht halb so angenehm: er war nicht sonderlich gepflegt und erschien dem recht kleinen Model riesig. Ohne ihn jedoch anzuschauen, verließen die beiden Männer das Abteil und warteten in der engen Nische zwischen den beiden Wagons auf das Stoppen des Zuges. Ihm schossen viele Gedanken durch den Kopf, zum einen, was die beiden Typen hier gemacht hatten, zum anderen, wie man eigentlich diese kleinen Räume zwischen Zügen nennt. Doch innerhalb von wenigen Sekunden besann er sich wieder und ihm viel wieder auf, wie nötig er doch auf die Toilette musste. Seine Begleitung setzte sich in eine der Vierer-Sitz-Blöcke während er die Toilettentür öffnen wollte, unglücklicherweise war diese abgeschlossen.
    "Verdammt," murmelte er.
    "Was ist denn los?", fragte Carolin.
    "Ach, es ist besetzt. Was soll's, kann ja nicht so lange dauern."
    Kurzerhand setzte sich das Modell zu seiner Freundin, da beide gerade nichts zu sagen hatten, entstand eine Stille die aber beiden nichts ausmachte. Er schaute aus dem Fenster und ihm viel auf wie monoton die Gegend doch war, nirgends fand er etwas Interessantes das ihn von seinem Harndrang ablenken konnte. Vier Minuten vergehen. Der Zug hält an, neue Menschen strömen in den Zug. Bevor sich noch jemand vordrängelt, stellt sich Sebastian vor die Tür. Ungeduldig, aber freundlich fragt er:
    "Entschuldigen sie, was auch immer sie da tun, brauchen sie noch lange? Ich muss ehrlich gesagt sehr dringend und sie sind da nun schon ziemlich lange."
    Keine Antwort.
    "Entschuldigen sie, bitte!" Seine Freundin, die wesentlicher hemmungsloser in solchen Sachen war, stand auf, ging zu ihm und begann mit lauter Stimme zu sprechen:
    "Hey! Wer scheißt denn da so lange? Können sie das nicht verschieben?!"
    Keine Antwort. Noch eine Minute bis der Zug weiterfährt.
    "Hmpf, wenn das ••••••••• rauskommt, werd ich ihm gehörig meine Meinung sagen. Lange in Zügen scheißen is' das eine, aber nicht antworten, wenn man höflich gefragt wird geht zu weit." Sebastian war sonst nicht sehr begeistert von der toughen Art Carolins, doch diesmal machte es ihm nichts. Seine ungeduldige Begleiterin setzte sich wieder hin, behielt die Toilette aber gespannt im Blick. Noch 15 Sekunden bis zur Abfahrt.
    Ungeduldig ging das Model einmal auf und ab. Noch 5 Sekunden.
    Während er vor der Toilette steht, dreht er sich zu seiner Freundin um:
    "Boarh, ich glaub ich explodi-"pruuuuch.

  14. #14
    hmmm...
    also nochmal zum Weltenall,deine Geschichte habe ich nicht gelesen bisher,werde ich aber bald nachholen

    Das Hauptaugenmerk habe ich auf folgende Zeilen gelegt:

    Mit abstrusen Maschinen, Fremdkörpern,
    wird versucht den Lauf der Dinge aufzuhalten,
    oder zumindest ihn zu verlangsamen
    Doch warum sinnlos gegen die Strömung ankämpfen?
    Das Ende führt auswegslos zum Wasserfall;
    was ist schlimm daran, sich treiben zu lassen und Universum zu werden?

    daraufhin habe ich nach komplizierten und einfachen Lösungen gesucht,habe mich für eine einfache entschiedenaar Schlagworte
    es geht einfach um den WIderstand,das Aufhalten von Neuem,Festklammern am Alten,Aufhebung von Geschehnissen durch Raum und Zeit,die damit verbundenen Angst vor Veränderung, usw-du weisst in welche Richtung ich will?
    wenn ich total falsch liege belehre mich

    soweit von mir

  15. #15
    Verkaufe

    verkaufe jungen menschen, zustand: mint. aufgrund von minderw.-komplexen und sozialer
    isolation gebildet u. schüchtern. hat angst vor neuen kontakten und nicht zu gefallen, dahe
    r pflegeleicht u. selten außerhalb des nutzungsgebietes. aufgrund von frühzeitiger idealisie
    rung inkl. abschreckung nicht versucht drogen o.ä. zu nehmen. einfach illusion bieten, das
    s er ihre Liebe u. Zuneigung durch Intelligenz erhält u. er erfüllt alle wünsche.


    Vielleicht ein bisschen pathetisch, aber was solls.

    @ schreiberling: Mir ist aufgefallen, dass die meisten (meiner wenigen Leser ) "Weltenall" sehr unterschiedlich verstehen und verschiedene Asoziationen haben. Prinzipiell ging es mir aber um die (unnötige) Angst vor dem Unausweichlichen. (Fluss-Wasserfall-Metaphorik)

  16. #16
    hmm...
    da war ich ja gar nicht so fern mit meiner Interpretation von Weltenall,oder?
    hatte sowas in ungefähr im Kopf,war wirklich nicht sehr schwer...

    zu deinem Verkaufe,ja, viel sagen kann man da nicht,trotzdem tu ichs in der Gewissheit, dass eine Antwort mehr Mut macht als keine.
    Es ist nicht schlecht,gut formuliert usw,hat keine inhaltlichen Fehler oder so,aber die Idee an sich ist nicht gerade die Neuste-hab sowas irgendwo schonmal gelesen glaube ich... aus dem moralsichen Aspekt aber nicht uninteressant
    er erinnert mich stark an Mensch

  17. #17
    Der Schrei

    Ich sitze schnaufend im Zimmer. Die neben der Vitrine stehenden Sessel mit bunten Blumen auf grauem Grund sind gen' Fernseher gerichtet. Dieser steht auf einem ästhetischen hölzernen Absatz. Rechts von mir befindet sich ein Bücher Regal, links das Krankenbett. Mitten im Wohnzimmer steht es. Neben dem Krankenbett ein Rollstuhl, unter dessen Sitz eine Art Tupperdose in welche wohl die Exkremente gelangen. Ich frage mich, wie das arme, bizarre Wesen in diesen Stuhl gelangen soll. Seine Frau jedenfalls wird ihn nicht in diesen heben können, ob es das Pflegepersonal tut, dass einmal am Tag nach dem Nötigsten sieht? Unwahrscheinlich. Ob seine Ausscheidungen unkontrolliert auf die krankenhaus-zartrosa Matratze gleiten und sich dort schmierig unter dem Loch in seinem Becken verteilt? Wahrscheinlich. Das mit dem Loch hat mich auch verwundert, der Gedanke eines Loches in einem Menschen ist seltsam. Und wenn man daran denkt, stellt man sich ein schwarzes, ästhetisches Loch in einem Menschen vor, durch das man wahrscheinlich noch hindurchschauen kann. Doch ist das leider nicht ganz war. Erst entsteht eine Schürfwunde die aufgrund der mangelnden Regenerationsfähigkeit des Körpers sich nicht schließen kann. Die Wunde frisst sich tiefer, entzündet sich wahrscheinlich.
    Er ist zerfallen. So zerfallen. Nicht nur das seine Haare den Borsten eines alten, kaputten Besens gleichen, nein es ist sein Blick und sein Mund. Die Augen sind angstvoll, als würde er den Tod spüren. Als würde er spüren, dass er kommt, dass er auf ihn harrt, dass er ihn jeden Moment holen kann. Ob er weiß, dass er stirbt? Im letzten Winkel seiner Augen, habe ich noch einen Hauch von ihm gesehen, ich denke er weiß es. Was er wohl denkt. Was er nur denkt! Ich würde ihn fragen, aber er kann doch nicht mehr reden. Sein Mund ist so eingefallen! Sein Mund! Oh mein Gott, sein Mund! Es ist unvorstellbar, dass diese von Falten zerfressene Höhle einmal sein Mund war! Dieses unförmige, im Gesicht deplatziert wirkende Loch, es war einmal sein Mund durch den er mit mir gesprochen hat.
    Der Anblick ist so bizarr. Das Zimmer, die Sessel mit den Blümchenmustern und hintenlinks vor dem Fenster, durch das kein Licht zu scheinen scheint, liegt er einbeinig, zuckend, sabbernd mit hohlen Augen in dem Bett und krümmt sich. Vielleicht der Schmerzen wegen, vielleicht Halluzinationen wegen? Über seinem Bett ist ein Schatten, ich sehe ihn immer deutlicher, ich kann ihn sehen. Er ist da, ich spüre förmlich, wie der Tod von dem Raum besitzt ergreift. Und dann das schlimmste: Ich stehe vor ihm, schaue ihn an und denke natürlich an all die schöne, gemeinsame Zeit. Dann zieht seine Frau ihm die Decke weg und ich sehe die zerfurchten Arme, eingefallen, so dick wie die eines Neugeborenen. Ich möchte kreischen, ich möchte toben, ich möchte schreien. Sie fordert mich auf ihm die Hand zu geben. Oh mein Gott, ich möchte ihn am liebsten umarmen, anfallen, wenn ich nicht wüsste, dass dies seinen Leib vollends zerreissen würde. Ich nehme die Hand, er murmelt etwas. Er scheint mich nicht einmal zu erkennen, er weiß nicht wer ich bin, er zuckt, er hat angst vor mir. Als was ich ihm wohl erscheine? Bin ich vielleicht für ihn der Tod? Bin ich der Tod? Hat er angst, weil er denkt, ich könnte seiner Existenz ein Ende machen? Er murmelt etwas. Ich verstehe ihn nicht, schaue hilflos seine Frau an. Ich halte seine Hand, er murmelt etwas und wie in alter Tradition zwischen uns drücke ich seine Hand. Und er drückt zurück. So haben wir es immer gemacht. Und er hat mich damals immer stolz und erheiternd angelächelt und gemeint, ich müsse wohl noch etwas mehr trainieren, wenn ich fester zudrücken will, als er. Es ist wohl das erste Mal, das ich fester drücken konnte.



    @ schreiberling: Also ich hab sowas noch nicht gelesen und wenn andere bei mir klauen, dann kann ich da nichts für. ;) :P

    Geändert von Stan (31.01.2005 um 19:01 Uhr)

  18. #18
    hmmm...
    ganz schöne Erzählung, ich habe das schon selbst erlebt und kann daher ganz gut nachempfinden,einige Gefühle stimmen überein,andere gar nicht, liegt wahrscheinlich aber von der Persönlichkeit ab.
    Also zum Text,ich hab das Gefühl,du willst sehr viel mehr schreiben,willst andere Themen ansprechen, schneidest sie dann auch an,aber kannst sie nicht so anfüllen,dass sie wirklich den Leser betreffen.
    da ist die Sache mit dem Loch zum Beispiel...
    vielleicht solltest du noch mehr den Menschen beschreiben,da er ja fürs ICH ziemlich wichtig war,und vielleicht nochn bisschen mehr gemeinsame Vergangenheits-Erinnerungen-aber da ist dann vielleicht das Problem,dass du in die schon oft dagewesene Form abgleitest...
    was wirklich gut geworden ist, ist die Szene mit der Hand,der Schluss ist wirklich harmonisch, auch wenns meilenweit vorahnbar war

    schön

  19. #19
    (Mal so nebenbei gesagt, ka, warum hier außer uns keiner reinpostet, verlinke den Thread doch mal in deine Sig.)

    Die lange Geschichte ist stinklahm (Liegt wohl am Alter), viel mehr sag ich auch nicht dazu, die Anzeige dagegen find ich klasse, wobei ich mir vorstellen könnte, dass man sowas noch fieser machen könnte.
    Der Schrei auch schrecklich atmosphärisch, hab gezittert, wobei ich den Namen irgendwie unpassend finde, weil das Ende eher einen nahenden Untergang darstellt, wohingegen ein Schrei meistens Symbolik für Kraft ist.

    Weltenall hab ich auch so verstanden, halt den Drang der Menschen, gegen Alter und Tod anzukämpfen. Ist meiner Meinung nicht allzu schwer, aber ein Wicca-Grundgedanke.
    *egal, was du dazu meinst*

  20. #20
    @ schreiberling: War eine Momentaufnahme und in einer nicht mehr rekonstruierbaren Stimmung geschrieben, daher wird's in der Form ohne "Verbesserungen" verbleiben.

    @ La Cipolla: Ein Schrei kann nu' für alles mögliche stehen, ihn "meistens" als "Symbolik für Kraft" zu deuten halte ich für einen Fehler. Den Titel habe ich aufgrund Munchs gleichnamigen Bild "Der Schrei" gewählt. Hab den Link mal in meine Sig gepackt bezweifle aber, dass sich dadurch die Reply-Quote erhöht, wobei die Viewzahl bei > 20 pro Antwort liegt.

    Apokalyptische Träume


    "Hier stehe ich. Praktisch auf dem "Taipei 101". Im 101ten Stock. In all seiner Eleganz steht der Turm vereinzelt am östlichen Abgrund der Welt, vor dem Schlund der alles hinunterzieht und auffrisst. Die Aussicht kann ich nicht genießen. Ich weiß zwar was ich sehe, doch was bringt mir das. Keine effizienz. Mein Wissen bietet keine Produktivität. Durch mein Wissen lässt sich kein Gewinn erzielen. Ohne Geld lässt sich keine Anerkennung erreichen. Das Wissen über 60.000 Tonnen Stahl, 5.360 Kilometer Telefonkabel und 100 Kilometer Wasserleitungen macht mich zu nichts besonderem. Ich war einer der Arbeiter, die fünf Jahre ihres Lebens für den Bau dieses Stahlgiganten opferten. Luxuriös habe ich während dieser Zeit nicht gelebt. Inzwischen sind meine Hände kaputt und vernarbt von den üblichen Betriebsunfällen. Ich bin kaputt und vernarbt. Vielleicht fragen Sie sich, wie ich am 31ten Dezember in das Gebäude gelangt bin, wo doch nur für die "Elite" Taiwans eine Oper als Eröffnung aufgeführt wurde. Was soll ich sagen... niemand ist ohne Fehler. Der ohne Sünde soll den ersten Stein werfen.
    Majestetisch steht dieser Turm hier und niemand in der großen Welt hat von ihm Notiz genommen. Vielleicht reicht es nicht, genial zu sein, wenn man das nicht in einer Publikation oder einer gewinnbringenden Idee beweisen kann. Doch was sollen nur all die Gebäude tun? All die architektonischen Meisterwerke überdeckt von den alltäglichen Wohngebäude. Und was ist mit den alltäglichen Wohngebäuden? Manchmal habe ich das Gefühl, ein Haus muss erst abgerissen werden, damit man es bemerkt."


    "Taipei, Taiwan (dpa). Der erst kürzlich in Taipei fertig gestellte Turm "Taipei 101" wurde in der Silvesternacht vom 31.12.04 auf den 01.01.05 gesprengt. Der Bombenleger war vermutlich ein Arbeiter, der an dem Bau des Turms beteiligt war. Das Motiv ist noch unklar, die taiwainesische Regierung bezeichnet die Tat als "menschenverachtend und grausam". Zur Zeit der Sprengung haben hochrangige Mitglieder der taiwainesischen Regierung und High-Society im ansonsten leeren Gebäude der Eröffnungsfeier beigewohnt; in bisher geborgenen Leichen wurden neben durch den Einsturz verursachten Wunden auch Schusswunden diagnostiziert. Insgesamt wird die Zahl der Toten auf etwa 150 Personen mit steigender Tendenz geschätzt. Mehr zum Täter und seinen Motiven in der Montagsausgabe."

    Geändert von Stan (01.02.2005 um 14:39 Uhr)

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